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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-10
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1888
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»' Ich»!, »WIMM>M>.»Wl MW»' 2 «Urschei«t täglich früh 6'/, Uhr. Rrtartio »»- LrpehM«» Joho»»e«gaffe 8. -Prntzk»»tkn her Aehücti«»: Vormittags 10—18 Uhr. Nachmittag« b—« Uhr. »» - nErKHV ^ ** Ave«h«e tzar für »l« «»»»er öesttwutte» -»karüt, a» vmtze»»«,«, bl« » Uhr a»E,«»- »UbEeÜtagra früh tzts'/,» Uh». 2» ür« /Utile« für 2ns.-L»«»h«e: Ott, Me«». Uaiversttätsstraß, 1. S»»t« Löiche. »a«h,A«»sk. « pan. a. Köai^platz 7. >>r dt« Uhr. 'riMgcr.Tagtblatt Wll>0NN«M«NtOp7EiO vierteljährlich 4V» Mk iael. Vriaaerlal» b Mk . darch die Paft b«z«>i»8M1. Jede eiazelae Nummer 80 Pi ValeHeremplar l>» Ai. G»88hre» für EziriU'chlaf Anzeiger. Lrgan für Politik. Localgeschichte. Handels- and Geschäftsverkehr. i«r. Sonntag dm 10. Juni 1888. Amtlicher Thetl. öesstalllüe Sitzung »n Sl«d1»rnrb»ttei> vsttttwwch, »-» L». J»»t »SS». «de»»« «V, «Nr. t« G««I« Per vorwealtgea Haeestelüß-rs«, «« N«sch«»rNr. Tagerorvnung: I. Bericht de« Verfastungsauöschuste« Über Erstreckung der Kr»nkrnv«rsicherung»psticht aus Gehilfen und Lehr» linge im Handel und in Apotheken. U. Bericht der Gchlachthoss-Commission über: ». den Haushaltplan für den Vieh- und Schlachthos auf da« Halbjahr 1 Juli bi« mit 81. December d. 2. bez. Anstellung von Beamten rc. für den Vieh- und Schlacklhos, d. die Gebührenordnung für den Vieh« und Schlachthof. lll. Bericht de« Schul- und bez. Bauau«schuffr« über die Vorlage betr. Ueberlassung de« Schulgebäude« der V. vezirksschule in der Alexanderstraße an die katho lische Schulgemeinde. It. Bericht de« Finanz- und Bauau-schusfe» über Nu« sührung von Arbeiten beim Umbau de« Leihhau«- uud Sparcajsengebäude«. V. Bericht de« Bauausschuste« über Einführung der städtische« Wasserleitung in da« neurrbaute Schul aebäude an der Marschallstraß« in Reudnitz. VI. Bericht de« Bau-, Oekonomie» und FiiianrauSschuste- übrr die Vorlage betr. den Neubau de« Polizeiaml«- Gebäude«. Vtkanntmachimg. Die Landtags-Wahlliste«, welche nach der Be stimmung in tz 24 de« Wahlgesetze« Vom S. December 18Ü8 im Monat Juni eine« jede» Jab re« einer Revision zu unter werfen sind, liegen vom 11. bi« IS., sowie den 18. und IS diese« Monat» im Ttadthaafe, Obstma^kt S, H. Stock, Zimmer LVL. an jedem Tage von Vor mittag« 8—12 Uhr und Nachmittag« 2—S Uhr zur Einsicht nahme für die vrthestiqten au«. Den Anträgen aus Eintragung in die Wahlliste oder Streichung solcher Personen, denen die Gtimmbrrechtigung nicht zusteht (tztz t und 2 d-« oben angezogenen Gesetze«), sind die i« einzelne» Falle erforderlichen Nachweise beizusügen. Leipzig, am 8. Juni 1888. Der Nath h«r StaAt Letwztg. Elauß. vr. Teorgi. Vrkannlmachung. Aus Grund de« zum Ort«statutr der Stadt Leipzig vom 20. December 1877 von un« errichtelrn, in Nr. 1ö4 de» „Leipziger Lagrblatte«" veröffentlichten Nachtrage« haben wir den Herren Kaufmann Johann Wtl-el« Medler, Buchhändler Otto Holtze und Vr. weck. Larl Ferdinand Kollman«, von denen erster« 18 Jahre, letztere beiden l2 Jahre lang unbesoldete Mitglieder de« Rathe» gewesen, und welche mit Ehren au« demselben au«geschieden sind, di» Berechtigung verliehen, den Titel all Sladtrath sortzuführen. Leipzig, den 8. Juni 1888. r. ^2 Der Nath der Stadt Leipzig. 7Sü vr. Georg». Hentfö vr. Georg». Hentfchel. vekanntmachu«-. Wegen d« bevorstehenden A«phaltiruoa de» Katharinen- straße macht sich »in» thetlwels« Verschiebung d^ Wochen- markte« von und mit DtenStag, de» 1». d». Ski», ab nothwendia. D« gesammte Verkauf von frischem oder gedörrtem Obst, Apfelsinen, Pöklingen und ähnlichen Artikeln wird aus den Fletscherplatz — zwischen die den Platz theilend« Fahr, straße und die Bürgerschule Id (Schulplatz) — »«wiese». Die in der Katharinenstraße befindlichen Stände, soweit sie nicht nach vorstehendem mit auf den Fleischerplatz zu ver legen sind, werden in den übrigen, dem Marktverkehr dienen den Theilen der inneren Stadt, vorzüglich auf der Ritter straße einschließlich de- Ritterplatze«, und soweit noch Platz, aus den Hauptmarkt selbst und in der Ricolaistraß« unter» gebracht werden. Bude« irgend welch« Art dürfen aus dem Obstmarkt (Fleischerplatz) «letzt ausgestellt »»«den. Den Weisungen de« Marktinspector«, sowie der ihn »nter- siützenda» Organ« ist nawetgerlich bei Vermeidung so- sortiaer Ausschließung von, Markte Folge z» leisten Leipzig, den 7. Juni 1888. Der Nath der Stadt Leip^j. Id. 2SS4. vr. Georgi. -.lisch, Ass. Da« Mehre» d« Schornstein« in den inuerhald d« Stadtflur gelegenen, der Stabtarmeind« Leipzig und den in deren Verwaltung stehenden Stiftungen gehörigen Gebäuden, in-besondere auch in den städtischen Schulen, soll vom l. Juli diese« Jahre« ab an einen geeigneten Unternehmer (Bezirk« schornsteinseg«) in Accord verdungen werden. Die der Ausschreibung zu Grund« liegenden Bedingungen sowie ei» Verzeichniß der in Frage kommenden Gebäude unter Angabe der Länge und Art d« in denselben befind lichen Schornsteine liegen in unserem Bonaintr lRathhau«, II Etage, Zimmer Nr. 5) zur Einsicht au« und können da selbst gegen Entrichtung von öS ^ pro Exemplar entnommen werden. Angebot« sind versiegelt und mit der Aufschrift .^kehren v« Schorustetn« in den städtischen Gebäuden" versehen eben- vaselbst bi« zum lS. ds«. Mouat« Nachmittag ö Uhr ein. zureiche». Wir behalt» »u« da» «echt der Au«wohl. somie di« Ab- lehnua, süwmtücher «ngebote Vor. Leipzig, den 4. Suni 1888. Der Nath h»r Gtmdt LetPhtH. ^ ^ Ib. »«1. vr. Georgi. vr. Knpprndorff. Vrkannlmluhung. Die Einlösung der om »«. Jnat 1888 ästigen Zinßcoupon« und Scheine der Leipzig« Stadtaaleihen «rsolgt bereit« vom 18. dieses Monats ab bei unserer Stadlcaste in den Stunden von S—12 Uhr vormittag« und 2—4 Uhr Nachmittag«. Leipzig, de» L. Juni 1888. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. E. Schulze Vekannlmachung. Mit den für die Aspholtirung der Burgstrahe er forderlichen Vorarbeiten, an welch« sich «st«r selbst anschlirßrn wird, soll Montag, den II. dfs. Mo«., begonnen werden u»b e« wird daher diese Straße vom ge dachten Tage ab d>» auf Weitere« für allen undefngte» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 7. Juni 1888 Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 4283. vr. Georg«. Wilisch, «st. Lirschen-VeMchtung. Die a» de» stscalischen Strahl» und zwar an der tüurzeu- Leipzlger Straße von Sellerhausru bi< Borödori, an der Eilen- burger Straße, an der Reitzenhain« Straße von Thonberg bi« Bruna, an der Leipzig-Grimmaer Straße von Probstheida bl» Liebertwolkwitz, an der Schkeukutzer, Land-berger, DelltzsSer, Düben« und Lobnrger Straße von Lonneivltz bi« LSblchntz, an der Franksurter (Lützener), Merseburger und an der Borna-MarkranslLdler Straße von Zwenkau bi» Lnautoaundors im lausenden Jahre anstehenden ikiri'Len sollen vioutaa, »en II. Juut Pf». I«. po« vor«. '/,» Ubr «n t« Saale »er «uropätschen V-rseutzalle ,u Letpztg, Aattzartnenftrahe IS» 3 Dreppru. gegen sosorti«« baare Vezatzlun« und unter den sonstigen lm Termine bekannt zu machenden vedinguogr» metstbietrud »er- pachtet werdea. Leipzig, am 4. Iu»i 1888 stöiit,ttchr Strahe». «ab Wastertou-Jnspertlon und ÜSiitglichr Vauverwaiteret daselbft. Mootag, den 11. Juni 1888, Nachmittags » Ntzr soll aus »er Labrftrle II »u PlagMttz ein daselbst gelegener überdachter Lagerraum von ungesühr 120 qm Flächeninhalt unter den in der Expedition dieser Verkehr«stelle oosltegendrn Bedingungen meistbietend vermiethet werden. Leipzig, am 27. Mai 1888. »öutgliche Vrtrlebs-Vber-Iuspeeti»« L Nichtamtlicher Theil. Zur Gesammllage. Die internationale Lage schwankt seit geraumer Zeit zwischen der größeren oder geringeren Neigung Frankreich- öder Rußland« hin und her, die Verantwortung für den Bruch de» europäischen Frieden» zu übernehmen. Bald droht dir nähere Gefahr von Rußland, bald von Frankreich; in diesem Augenblicke ist da« Vertrauen auf die Friedensliebe Rußland« stärker, und in Folge besten ruht auch der Nachdruck der au-wärtiaen Politik Deutschland« aus den Bemühungen, zwischen Rußland und Oesterreich »Ungarn ru vermitteln. Diese Bemühungen waren schon nach dem Staatsstreich vom 18. September 188S, durch welchen Nord- und Südbulgarien vereinigt wurden, im Schwünge, aber leider rrfolalo«, weil Rußland in dem Jrrthum befangen war, daß ihm im Jahre l878 Unrecht geschehen fei, da die Früchte seine« endlichen Siege» über die Türket unverhältniß- müßig gering au-fielen. Jetzt scheint sich »ach dm Erfah rungen der letzten drei Jahre allmälig in Rußland die Einsicht Bahn zu brechen, daß die Früchte reichlicher gewesen wären, wenn die Forderungen von Anfang an maßvoller gestellt worden, wenn sie nicht dazu angethan gewesen wärm, die allgemeine Entrüstung »u erregm. Die Frieden« - Bedinanngm von San Stefano wurden von England und Oesterreich-Ungarn zurückgewiesm. weil sie der Herrschaft Rußland« über die Balkanhalbinsel gleich kamen. Diese Herrschaft kann in erster Linie Oesterreich- Ungarn niemals ohne Kampf zugestehen. Rußland muß also die Möglichkeit haben, Oesterreich-Ungarn zu besiegen, wenn e« an den Forderungen festhält, durch deren Erfüllung Bul garien dem russischen Machtbereich unterworfen wird. Die Politik Frankreich« ruht seit dem Seplembcr l885 auf der Voraussetzung, daß Rußland von seinen Forderungen nicht abgehm »ad ihre Erfüllung mit Gewalt anstrebrn wird. Um Rußland al« BundeSqenosten gegen Deutschland zu ge winnen, legt« Frankreich Nußland bei Verfolgung von dessen Plänen im Orient keine Hinderniste in den Weg und war statt besten bemüht, den Haß Rußland« gegen Deutschland aufzustacheln. Ja diesem Streben wurde e« durch die so genannten Panslawisten unterstützt, und so kam endlich ein Zustand zur Geltung, welcher den Ausbruch de« Kriege« nur von irgend einem zufälligen Ereigniß abhängig machte, wie e« jeder Tag bringen kann. Wenn da» französisch-russische Biinkiiiß fertig gewesen wäre, dann hätte der Fall Schnäbele oder Kaufmann vollkommen «»«gereicht, um den Krieg zu entzünden. Aber diesem BUnvniß stehen unüberwindliche Schwierig keitm entgegen, deren hauptsächlichst» die Verschiedenheit der SlaatSsorm Frankreich« und Rußland« ist. Vielleicht würde man «n Rußland darüber hmweggekommm sein, wenn wenig sten« eine gewisse Stetigkeit in der Regierung Frankreich« da« Gefühl de« Verträum« aus die Dauer der französischen Zustände hätte auskommen lasten, aber in dieser Beziehung ließ Frankreich mehr zu wünschen übrig, al« Rußland zuge« stehen konnte. Rußland ist r« n'ckit sowohl um ein« Demülhi- gung und Machtverringerung Deutschland« zu thun, al« um die Erreichung seiner Zwecke im Orient. Da« aber ist e«, wa» Frankreich nur al« ein nothwmdiqr« Nebel mit in Kauf nimmt, um die Demütbigung Deutschland« zu erzielen. E« kvnnte kommen, daß Frankreich nach der Niederwerfung Deutschland« plötzlich aus Seiten der Gegner Rußland« er schiene, um dessen Macht im Orient nicht allzu hoch empor« wachsen zu lasten. E« liegt überhaupt ein innerer Wider spruch in einem Bündniß zwischen Frankreich und Rußland, Nstlo«» «Mr R» «»»«,»,„«»»«4 bk« «Mspalt. Fell» »0W, ^r bI,F««ttteü,»ch»l4tra bi, StzGaA»» Helle «o Pf. Lukerat, si»» M >, dl, GWisttts» zu seubm. — Rabatt Wird »lcht gegebr». Sah »», »brr darch Post. a»ch„tz«r. 82. Jahrgang. un» dieser ist stark genug, um e. trotz beiderseitigm verlangm« nach seiner Verwirklichung zu verhindern. Eine Berliner Eorrespondenz de« Nicht ö,-senil,ch ausgestellt worden, man hat .« zweiselhasl geloste,ob Frankreich anßreife,, wolle schien vielmehr zu dem Glauben ' ^ ^ die Verantwortung für dm von .hm b-°K-dl,atm Friedens bruch dem Gegner ausbürden wolle. Der ^ ^ . de« „Pester Lioyd" ist angeblich m, ^ - Beweise für seine Bebauptung. Dann fügt er b, ,.8 Rußland Frankreich« «»erb,klungen, "'l' '^7 .'I. emzuqeben. abgelebnt habe, dagegen Bevollmächt.g» naw W,en schicken wolle, um eine Verständigung O-n rr'icd Ungar» herbe.zusübrm unter Berm.tNung ei« /-mtsch n Reichskanzler«. Hier halten wir also den ischilifl.l zu d m Austrelcn Ti«za'« :>" ungarischen ^bsteorbnetcnimnsi. um öffentlich von der Aetbeiligung ""3°"'^ ^ Weltausstellung ab-uralhen. Es war e.n osfk'ili che« Zeugmß a„ maßgebender Stelle erforderlich iUr d.c Ihatsache dag Oesterreich und Ungarn einig sind m ihrer «u sastung von den Pflichten, weiche da« Bündniß de« Doppelre'che« nn Deutschland beiden ReickSbälskm aus.'e>cgt. Frankreich hat sich entweder in dieser Beziehung einer Tänschung dwgesltbeu oder e« schien seiner Negierung zweckmäßig. Rußland >n eine solche Täuschung zu versetzen. . ^ - ES qad eine Zeit, in welcher die deutsche Politik sich be- mühte, mit Frankreich in rin Veihältniß 1" Irrten, au« welchem sich allmälig ein dauernder Kr.ebe entwickeln könnte D >« geschah, ai» Ferry die Regierung führte und da« pasti've Eratdultz dieser Bemühungen waren die Beschlüsse der -Mtst- afrikanischen Eonferenz in Berlin. Frankreich hegte damals die Hossnuiig, daß e« in Tonkin für seinen Thatmdurst eine vorläufige Befriedigung finden werde und de-balb seine Wünsche auf dm Rückerwerb von Eisaß-Lothrmgen vertagen könne. Der Feldzug in Ostasien nahm aber eine für Frank reich verdängnißvoiie Wendung. Fer-Y wurde gestürzt, und der Beraellung-gedanke gewann wieder neue und verstärkte Kraft. Heute liegt di, Sache so. daß Ferrtz mit dem Lande«- derrätber Köchlin-Claudon gemeinschaftliche Sache macht, und »wß Flourrn» öffentlich Buße tbut für die während seiner Amtsführung als sraiizösiscker Minister de« Au»wartigm Deutschland gegenüber kundgegebene Friedensliebe. Der Haß Frankreich« gegen Deutschland" hat eine Schärfe erreicht, welche nicht mehr gesteigert werven kann, ohne zum Friedensbruch zu führen. Deutschland hat de-halb Maßregeln ergriffen, um sich den Einwirkungen diese« Haste« wenigsten« aus dem eigmm Gebiete zu entziehen. In Deutschland hat man die Hoffnung ausgegeden, Frankreich durch freundliche» Ent gegenkommen und durch Nachsicht gegen seine Anwandlungen leibenschastlicher Erregung zu versöhnen, man hat sich von der Nolhwendiakcit überzeugt, die nöthigen Maßregeln zu ergreifen, um sich gegen systematische Aufhetzung der ehemals zu Frankreich gehörigen Bevölkerung der Reichslande zu schützen. Nicht wenig hat zu dieser Haltung die Unsicherheit der Zustände in Frankreich beigetragen, welche e« zweiselbafk macht, ob sich die republikanische StaatSsorm dort noch lange behaupten wird. Wir habe» gesehen, daß die französische Regierung, ungeachtet der freundlichen Gesinnung de« Prä sidenten Carnot für Deutschland, nicht die Macht besitzt, »m offenbare Beleidigungen und Mißhandlungen deutscher Staats angehöriger in Frankreich zu verhindern; wir haben ferner erfahren, daß ein Mann wie Boulanger die Sicherheit der Regierung Frankreichs in Frage stellen konnte. Angesicht« solcher Tbatsachen erscheint es geboten, daß Deutschtand in seinen Beziehungen zu Frankreich alle Rücksichten schwinden läßt und lediglich seine Interessen zu Rathe zieht. Frankreich muß wissen, daß wir seine Absichten kennen und demgemäß handeln. * Leipzig. 10. Juni 1888. * Der BundeSrath ertheilte in der am 7. d. Mt«, unter dem Vorsitz des Staatsministers, StaatSsecretair« de« Innern, von Bötticher abgehaltenen Plenarsitzung dem Ent wurf eines FeldpotireistrasgesetzcS und dem Entwurf eines Gesetzes über daS TyeilungSversabren und dem gerichtlichen Verkauf von Liegenschaften für Elsaß-Lothringen mit den vom Lande-auSschuß von Elsaß-Lothringen beschlossene» Ab änderungen die Zustimmung. Sodann wurde über mehrere Eingaben Entscheidung getroffen. E« wurde beschlossen, den Eingaben dcS Vorstandes des Vereins der Colomalwaaren- bändler in Oldenburg, betreffend den Geschäftsbetrieb der Consumverrine und die Besteuerung derselben, de« Ver- waltungSraths der hessische» LudwigS-Eisenbabngesellschast wegen Rückzahlung eines ReichsstempclbctragS, de« Vorsitzenden der Vereinigung deutscher Magnetopathen. wegen Geneh migung der Statuten diese« Verein-, einer Handels firma ,n Süd-Deutschland, betreffend die Zolltarisirunq einer Sendung Rohzucker, sowie dem Gesuche der Bürgermeister mehrerer hessischer Gemeinden um Erlaß von Tabaksteuer au« BilligkeikSrücksichten eine Folge nicht zu geben. Einer Eingabe de» Verbandes von Kausleuten der Provinz Hannover und der angrenzenden Länder wurde, insoweit dieselbe sich aus die Abzahlungsgeschäfte und da« Aussuchen von Maaren- bestellungen durch Dctailreisende bezieht, dem Vorsitzenden de« BundeSrathS überwiesen. Den zuständigen Ausschüssen wurden zur vorbkrathung übergeben: die Vortage wegen Abänderung de« Betriebs-Reglement« für dir Eisenbahnen Deutschland« in Bezug auf die Beförderung von KnaNguecksilbrr. Feuer- wcrkSrvrpern, bengalischen Schellackpräparaten rc., der vierte Bericht der BollzugScommisston für den Zollanschluß Ham- bürg« und der Antrag Sachsen«, betreffend die Besck'ästmung von Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeitern in Gummi- waarensabnken. Von der Uebersicht der Ergebnisse de« SeereSergänzung-geschäst« ,m Jahre 1887 nahm die Ver- amnilung Kenntniß Entsprechend einem Anträge de« Reich«. Ev ^a^chlosten. daß Abläufe der Zuckerfabrikation ^ A^ste). deren vrocenlualer Zuckrgehalt in der 7b ,5 oder ",ehr beträgt, vom I August d. I« Verbrauchsabgaben von 12., für ,00 hg unterliegen sollen. Endlich wurde über d,e geschäftliche Behandlung mehrerer Eingaben Beschlnß gefaßt. «"wano.nng Blätter übereinstimmend melden dreußische Minister de« Innern und Vicepräsidcnt d^ Staat«m.n,ster,u.„«. Herr v. Puttkamer seine Ent lastung e,ngere,cht. Den unmittelbaren Anlaß dazu soll ein neue« Schreiben de« Kaisers an Her«, v. Htttkamer gegeben haben. Nack brr „Post" soll « sich »« rin Allerhöchste« eigenhändige« Schreiben Handel», welche« Herrn d. Putt kämer gestern Abend zugrgangen ist. Der am Freitag unter Vorsitz de« ReichSkaiüler« Ministerpräsidenten Fürsten v. Bl-marck stattaehabten Sitzung de« preußischen Staats Ministerium» hat Herr von Puttkamer nicht beigewohnt. — Mit dem Rücktritt Herrn von Puttkamer'« «st die Lösung der Schwierigkeiten vollendet. Nachdem da« Wahlgesetz obn'o jede andere Kundgebung veröffentlicht War, somit da« Ge tammtministerium und seine Politik in entschiedenster Weise gebilligt war, könnt, Herr von Puttkamer fern Amt nieder- egen, ohne daß die« da« GlsammtminiNeriuni berührte; zumal, wa« wahrscheinlich ist, da« Schreibe» de« Kaiser« einen Jnhgll bat, ver di« Möglichkeit auSschtießt, daß der Freisinn den Rücktritt de« einzelnen Minister« ats eine Niederlage de« Ministerium« außlrgr Herr von Pntl kamer trat im Juli l87ü al« Tultu«minister und Nachfolger dal?« in« preußische Ministerium, wurde 188t al« Nachfolger Eulcnburg'« Minister de« Innern und erhielt am 10. Octover desselben Jahre« die Bicepräsidentschaft de« Staat-ministrriumS Ai» BundeScommistar im Reick «tag« trwie« er sich al« ein schneidiger Bekämpfer der Gocia^emonati«, e« war ihm somit vergönnt, auch über Preußen« Grenzen hinau« sich zu be- thängen und die Politik de« Reich-Ianzler« zu unterstützen * Zu dem Lärme der Berliner FortschriN-blätler über die angeblich in Preußen grübt« „unerlaubte Wahl beeinflnstung" schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" an leitender Stell«: Die „vossische Zettuna" »«« Donnerstag Abend brachte d'e Miltbeiluna, wie sie „erfahre", sei für die kommenden Wahlen zum preußischen Landtage „rin königlicher Erlaß zu er- wartrn, der >«n Interesse srrier Wahle» die Ve hör den ernstlich aul ihre Pssicht verweist, sich jeder ««erlonöte» Veeinslnssung drrseiben »u enihallrn". Dir „FreisinnP« Zeit»»«" de« Herr» I. Richter »bernimini diele Mewung der „Bnlstlchen Atltnng" und füg» hl»,»: „Wir hallen die ietzlere Nachricht sür richtig." Liese Nackuchien der drmokratische» Organe sind p»lr g> con- Iroltren zwar nicht ln der Lag«; da« -in« aber möchte doch klar sein, daß die Inhaltsangabe der von ihnen erhofften Kundgebung unrichtig sein muß. denn et» solcher Inhalt, wie man ihn von jener Seite vorher verkstndek, würde den Tb>»sachei, nicht entsprechen. Allerdings ist den Meldungen freisinniger Vlüiter überhaupt kein großer Werth detznlegm. Noch vor »tu paar Taageo wurde von jener Seite stets uud fest behauptet, dl« Publikation des Gesetze« über die Verlängerung der Legislaturprriod« i» Preußen könne letzt unter krlne» Umständen ander« erfolge», al« dost gleichzeiitg eine die wahksreihelt betreffende Kundgebung veröffentlich! wüibe; inzwischen ist dekanuiltch da« genannte Gesetz bereit« publictrt, o> ne daß die al« gletchzettla örvorfteheud vom Lrutschsreisuin ange- kündigte wettere Pnbltratto» nsolgt wäre. Lrwrtlru slch also tn »er Regel derartlg« Ankündigungen, wie sie von der „srelstuut«»»" Preßmach« laurir« werden, al« ziemlich werthlo«, s» verfolge« dieselben doch »lueu bestimmten Zweck, indem sie dazu diene« solle», da- Gerede von einem bestehenden „System" der »»erlaubten Mahiberinslussuug zu substantiiren. Wenu die Behörden, wie die sretstnutgeu Blätter „erfahren" baden wollen, aus ihre Pflicht, sich unerlaubter Wahlbeein- slussungen zu enthalte», verwlesen werden sollen, so soll eben der Leser au« eluer solchen Faffuug aus die vermutbuuq kommen, es leien di« Behörden bisher von irgend einer Sette ousgeiorvert oder angehalten worden, sich aus uuerloubt» Vahlbeeinsiustungen rm- zulasten. Daß davon keine Rede sei» kann, liegt aus der Hand, und noch niemals ist von „sreistnuiger" Seite auch nur der Beriuch gemacht worden, anzugeben, von wem, Wo oder wann den Behörden »uerlau bte wohlbeeinfluffuug zvgemuthrt worden wäre. Aber die „Freisinnigen" meinen: »empor »liqutit duoret — wenn wir nur recht fleißig von unerlaubter wahldeeinflussuug reden, Dumme giebt e« immer «och, di« «n« Glauben schenken. Uei rr Wodldreinflussung lm Allgemeine», über erlaubte und un- erlaubte, sowie über solche durch Behörde», gebe» am Besten die Wahlprüsungsarleu der Parlament« Auökunst. Bo» unerlaubter Wahlbeemflustung durch Behörde» ist aber tu diese» Acten tdatsächüch uur in so verschwindend wenige» Fällen die Rede, daß ein ver- nünstiger Mensch nicht auf die Idee kommen sollte, e« bestehe ein „System" derartiger unerlaubter Beeinflussungen. Au- diesem sehr einleuchtenden Grunde muß die Inhaltsaugabe der „Bofflschen Zeitg." und der „Fretstuutgen Zeitung" über dt« vom Deutschsretsinn für seine Wahlzweck« so drtngeud ersehnte Kuudgebuna falsch sein; sie taun auch ostenbar uur de» Zweck habe», ieurm Wahlierroritriiu,- die Wege zu bahnen, welchen der Deutschfrelftua uud ihm gesinnungS« vrrwonbte Parteien aus die Wähler ausübeu uud au-üben müssen, weil ohne derartig« gewaltthätige Mittel die Partei längst ihr tiiiia l'oioni»» erlebt hätte. Za diesen gewattthätigen, terroristischen Wahl- kniffen gehört unsere« Erachten« auch die Verbreitung erwähnter Meldung der „«östlichen Zeit»»,", »elche mit de, Thatsachen i» direcicm Widerspruche steht uud uur «lt deutschsrestiuuigen Pariei- lrgenden harmoutrt. * Graf zu Rantzau, der neu, pikeußische Gesandte am bayerischen Hose, welcher sich Ansang der Woche nach München begeben hatte, wird dem Vernehmen nach schon dieser Tage wieder in Berlin rintrrffeu. Wie e« heißt, wird der Gras zu dauerndem Aufenthalte iu München wahr scheinlich erst m einigm Wochen dorthin reise« * * * « * Au» N»«, 5. Juni, wird der .National-Zeitung' geschrieben: Rach der verunglückten Petition der Klerikale» a» da« Parlament zu Gunsten d« Wiederherstellung der »eltllchen Papst- yrrrschast und »ach der rimm ähnliche» Schicksal« e,tgege»gehcn- den Petition de« «eav»lit,,tsche, »nd ioöcouische» Episkopate« gegen da« neue Strafgesetzbuch hat Papst Leo »« für ersprießlich erachtet, in seiner im letzten Lonsiftortum getzaltruen Allocution da« neue italientschr Strafgesetzbuch in v«», »ud Acht zu erklären. Namentlich hob er hervor, doß l» tze« »«»», Striigesetzbuche „gewiffr neue verbrechen", welchr «gebNch da« «aterland verletzen sollen, geschaffen und mit sehr schweren Strafen geahndet werden. Mit klareren Warten kouutr nicht ousgrsprochen werden, daß der Papst dnn Staate Italien d»« »o» ollen rivilisirien Staaten der Welt auerkanut« »d geübte Strafrecht gegen Hoch, und Lande«verr,ih wen» er vom Kler»« verübt wtrd, unbedingt ab- ipricht. Für Papst Le» ist r« als» et, llirecht, wenn der Siaa« sür je,« inner, Sichertzttt uud für iet»e lerrttortale Iuiegr tat durch da« Strafgesetz vorsorgt uud dt« dogegeu begaugenen Brr- brechen bestrast, und dies« Vorsorge »eunt er „die Erfindung neuer verbrechen"! Mo» sieht hieraus, d«ß Papst Le» von der moderneu Straigesetzgebeng aller Staate» kriu, BorOeNuug hat und sich in den Träumen der Bulle Vonismi»«' Vlll. wiegt, welche „alle Lreatur" »er Herrschaft »e« r««»schr, Papste« unterwerfe , wollte. Der betreffe»»« Paragraph be« ,r,n> ttalleuiichen Straf, gesehen,wurse«, welcher die vermeintlich „neuen Verbrechen" definirt, ist der Artikel 101 «»b Iwttet w«r«stch: . Mr et», Handlung begeht, welche daraus gerichtet «st. de, Staat aber »lueu Theil deffelben der Fremdherrschaft ,, »atrrweri»«. »der deffea Einheit za zerstören — der Lniwuis gebraacht hier da« g„z anpaffead« vor» „alt»r»re" welches richtig nur „verändern" bedeutet — wird mit Zuchthaus- straie beftrast." E« »»«erlieg« »lcht ri»»wl di« Aufreizung zum Verbreche», soadera erst deffea Ihotsächlich« Verübung der Androhung
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