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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-10
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1888
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WWW M>4 sind. Nachdem dir Kaiserin «ater Führung de« Bürger» meisterS ihre« Ruudgaüg beendet und vielfach den Heim- len Trost gespendet, erfolgte unter endlosem Jubel die nach dem Bahnhöfe behufs Rückreise. * Dirschau, 9. Juni. Ihre Majestät die Kaiserin ist mit Ihrer königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria und Gefolge heute Morgen 7 Uhr hier eingetrofsen und am Bahnhof vom commandirenden General deS t. Armeecorp« d. Kleist, dem Oberpräfidenten v Ernsthausrn, dem Regie- rnngSpräsidcnten v Heppe, dem Eisenbahndirector Wolfs, dem Landrath Doehn und dem Bürgermeister Wagner empfangen worden. Ihre Majestät nahm im rcichgeschmücktcn Warte saal ein Gabelfrühstück ein, zu welchem die zu ihrer Begrüßung erschienenen Herren eiugcladen wurde». Der Bahnhof war abgejperrl: da» außerhalb desselben zahlreich zusammenge- strömte Publicum begrüßte Ihre Majestät mit lebhaftem Enthusiasmus Um 7 Uhr 25 Minuten erfolgte die Werter» sabrt nach Marienburg. DaS Wetter ist sehr schön. * Marienburg, 9 Juni. Ihre Majestät die Kaiserin und Ihre königl. Hoheit die Prinzessin Victoria trafen heute früh 7 Uhr 55 Min. hier ein und machten al-bald eine Rund fahrt durch die festlich geschmückte Stadt, überall von der zahlreich zusammengeströmten Bevölkerung mit Begeisterung begrüßt. Vor der höheren Töchterschule nahm Ihre Majestät von einer Schülerin «inen prächtigen Strauß entgegen; auch im Remter deS Schlosses überreichten Damen mannigfache Blumenspenden. Hier begrüßte der Sänqerchor deS Schul- lehrer-Seminars die Kaiserin mit dem Gesänge deS LiekeZ «Gott grüße Dich'. Hieraus fand die Vorstellung der Be hörden. deS HilsScomitLS und der Geistlichkeit, darunter Bischof Thiel au« Frauenburg, und dann eine Besichtigung deS Schlosses statt. Um 9 Uhr l5 Min. fuhren die hohen Herrschaften aus einem rcichgeschmückten Dampfer nach Jona«- dors weiter. Nachtrag zum politischen Tagesbericht. » Dir Entscheidung m der Puttkamerkrtse ist erfolgt. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt folgende Meldung: ,,Ee.' Majestät der Kaiser und König haben Aller» gnHdign geruht, dem bisherigen Minister deS Innern, Herrn v. Puttkamer, die erbetene Dienstentlassung zu ertheile'n. Gleichzeitig hat Se. Majestät Herrn v. Putt kamer das Großkrcuz deS Hohenzollcrn-OrdcnS verliehen." Bei den Dcutschsreisinnigen wird natürlich der Rücktritt de» Herrn v. Puttkamer großen Beifall finden. Wir haben uns an der Putlkamerhetzc niemals betheiligt, nicht, weil wir für Herrn v. Puttkamer besondere Sympathien hegen, sondern weil wir den Herren Richert und Richter nicht Wasser auf ihre Muhle zusühren wollten und weil sich insonderheit Herr v. Puttkamer durch seine energische und furchtlose Bckämpsun der Socialdemokraten und Anarchisten ein großes Vcrdicns uni die Sache deS Vaterlandes und der Ordnung erworben hat. Wir können auch gegenwärtig keine Freude über den Rücktritt de« Minister« empfinden, weil er in der Thal g eignet ist, den Zustgnd bedenklicher Schwankung, in dem si neuerdings die deutsche innere Politik befindet, schärfer her- vortreten zu lassen. Wenn un» die dcutschsreisinnige Presse wegrn dieser unserer Auffassung abermals die liberale Ge sinnung absprechen sollte, so sind wir darüber sehr ruhig, denn «iye Partei, die hacke thatjächlich den rechten Flügel der Socialdemokratie bildet/ ist zu solchem Vorwurf gar nicht berechtigt. * Nach eiqrm Telegramm au« R.om verlautet von amt licher Seite, daß dte Regierung zu den diesjährigen großen Manövern keine s^emd^n Missionen zulasten und auch zu dH» fremden Manövetn keinerlei Mission senden wird. * Au» Svsia wird gemeldet: Bon verläßlichster Seite wjrd Hiilgelhcilt. daß zwischen den vier liberalen und den zwei coservativen Mitgliedern de« CabinctS that- sächlich ernste Differenzen bestehen. De» AuSgang». puuct derselvui bildet die Assaire Popow. Stoilow und NatchovitS vrrlksidiAp die dom Fürsten in der Assaire Popow eingenommene Stellung, betreffend die Nicht bestätigung h'e» UrthcileZ. Die Sache ist so weit gediehen, daß Mutkurow Namens der liberalen Minister dem erklärte, sie nicht en würden dem issioniren. wenn er da« Urkheil bestätigen sollte. Der Fügst könne andere Rathgeber slzr seine Regierung berufen. Mutkurow versprach jedoch dem Fürsten auch fernerhin seine und seiner College» Unter stützung. Stoilow und NatchovitS meldeten ihrerseits evenfäll« den Rücktritt an, wenn Stambulow demissionircn sollte. Kürzlich sqgte der ssllrst dem Kriegsminister, er sei bereit, da« Urthtil zu bestätigen, damit endlich der Lärm »n den ausländischen und in den oppositionellen Journalen aus» höre. Jedenfalls wünscht man die Rückkehr Stambulow'S abzywarle». Die Beziehungen zwischen den Mitgliedern de» CabinetS find äußerst gespannt. * Dxr „PoliI Corrcsp." wird au» Konstantinopel schrieben: Die hiesige türkische Presse seht den gegen die au»- lndischen Postämter in der Türkei begonnenen Feldzug mit Zähigkeit und Ausdauer fort. Um die Beseitigung dieser Anstalten zu erzielen, führt sie nicht nur praktische Gründe in« Feld, sondern bemüht sich auch, den Nachweis zu er bringe», daß die Einrichtung der fremden Posten jeder recht lichen Unterlaae entbehre. Sie behauptet, daß kem einziger rechtSgittigcr Vertrag dieser fremden Postanstaltcn Erwähnung thue. Hiermit befindet sich aber die türkische Presse sehr im Unrecht, den» wenn sie sich genau insormirt hätte, würde sie er fahren haben, daß schon zu Beginn deS vergangenen Jahr- kundertS zwischen Rußland und der Türkei ein Vertrag ge schlossen wurde, durch welchen letztere eS aus sich nahm, dem Postdiensle bis zur russischen Grenze jeden nvthigen Schutz und alle Förderung zu gewähren. Man braucht aber gar nicht aus der Suche nack einem rechtSgiltigen Präjudiz so weit zu schweifen; liegt doch ei» solcher in der offenbaren. lürkischerseitS nie verweigerten Anerkennung deS österreichischen Postdirnstco m der Türkei. Bekanntlich hatte letzterer ur sprünglich nur den Zweck, den diplomatischen Schristenwechsel zwischen Wien und Konstantinopel zu übermitteln, nahm aber lange Zeit hindurch auch kausmännische Correspondenzen mit, welche mit der Zeit so sehr an Zahl und Umsang Zu nahmen, daß die österreichische Regierung, mit Zustimmung der türkischen, in Konstantinopel ein eigenes Postamt in« Leben lies. E» ist selbstverständlich, daß gerade dieser Thal- bestand von den verschiedenen Botschaften »n« Treffen geführt wird bei der Vertheidigung der srzmden Postanstalten. An sich iväre der ganze Streit nicht bedrohlich, da ja dir Türke schon seit Jahren ib-'l« offen, theil- heimlich ihren Kamp gegen die fremden Postämter führt und sie sich im Verlaus« desselben niemals zu ernsten Schritten hat Hinreißen lasten Die bevorstehende Eröffnung der türkisch-bulgarischen Eisen, bahnanschlüste macht jedoch die Frage einigermaßen acut. E« verlautet abermal», daß die Pforte in naher Zeit alle be- tbeiligten Machte zur Aushebung ihrer rrspectiven Postanstalten in der Türkei einlade» werde. Für den voraussichtlichen Fall einer Ablehnung sei die Psorte entschlossen, die BetriebS-Ge- scllschast der Anschlußbahnen anzuweisen, die jeweiligen Post- beulel nur türkischen Posibeamlen auSzusolgen, welche bei Ankunst jede« Zuge» anwesend sein werden. Nur diese letz- Irren wären tonn befugt, die Vertheilung der Briefschaften vorzunehmen Vas preußische Abgeordnetenhaus und der Samariter-Unterricht. In seiner Sitzung am 2 Mai d. I. ho« sich das preußische Lba«.ord»etenhau« mit eine« ibrgensland beschäftigt, welcher von großer socialer Bedeutung ist und welcher verdien«, einmal näher besprochen zu werden, da er unnveiselhaft da« Interesse vieler unserer Leipziger Leser erwecken wird ES handelt sich aomtich um den Antrag de« Freiherr« Dongla«. „Da» Hau« der AbgeordEr» wolle brschlleßr», dt» kduigltche vtaaGregler«, »» ersuchen, ms d«, technisch», Hnchschnji», technischen UnterrrchtZanslalicn aller Art, wie aas de» Semia-irlen Vorlesungen über dte erst« Htls«letstuag bei plötz- lichen UaglückSsällea onzuordneu." Zar Begründung seiae» Antrag« führte der Abgeordnete Frel- l>err Dongla« etwa solaeudes au«: Da ihm sehr wohl bekaaal sei. daß die Regienmg jeder hnmo- uitären Bestrebung gern ihr Wohlwollen entgegenbrioge, scheine e« ihm dringend erwünscht, diese sehr wichtige Frage einmal hier vor dem Lande gerade auch zur Auskläruug de« Publicum« näher zu behandeln. D e Statistik ln Preußen weist aus, baß ia deu Jahren 1883/85 Lhrlich zwischen 12.500 «mb 13.000 Mensche» durch Verunglückungen ve» Tod erlitten haben. - In de» Berufrgeaossenschaslea tu Deutschland sind 1886 über 100,000 Fäll« vou Verletzungen sestgeftellt, »od ia diese Zahl die- iemgca noch »ichl inbegrisseu, die durch eigne« Verschulde» verletzt sind. (Für Sachse» ist e« trotz aller Bemühung nicht möglich gewesen, eine ähnliche Ausstellung zu machen, da die Abgrenzung der Beruilgenostenschaftea uicht mit deu LaudeSgrenzeu zusami» n. fällt. Drr Res.) In erster Lucke habe» mu Private und Behörden ihr Augen- merk ans Prohibitivmaßregel» gerichtet, allein die tägliche Erfahrung lehrt, daß in Fällen, wo dennoch eia Unglück etatritt, dte tu der Näh« befindliche» Personen sich in voller Uakeaatutt darüber be finden, wa» zu geschehen hat. E« march schildert, wie die Umstehenden bei UnglückSfällea zu- rückschrecken. selbst Haud aazulegen, weil sie uichi Misten, ob sie nicht durch verkehrte Hilft mehr schabe» al« nützen. Wie erschreckend die Zahl der UuglückSsälle ist. erhellt am besten au« der Thackache, daß tu Preußra ia 2'/, Jahre» eben so viel Menschen zu Schade» komme», wie der letzte Krieg dem gesammteu preußische» Heere durch Verwundungen gekostet Hot (Hört! Hört!) Wenn die Verletzungen im Krieg Allen näher de- kann« sind uud eiaea tiefere» Eindruck im Volke mache», s, liegt da« daran, daß dte lm Krieg Berwuadetrn alle» Stände» ongehöreu, während wir r« bet dies«» Verletzungen im Friede» meisten« mit dem Arbettrrsktnd z» thna haben. Aber unstreitig habe« wir sür diese Arbeiter dasselbe Interesse, wie für die Soldaten im Kriege. Aus den Eisenbabneo sind säst üherall RettungSkSstru vorhaudea, die AussichlSdeamtea habe» Uuterwrilungeu von Serzten erhalte», um in Unglückssällen ciuzugreifeu, aber da« Alle« hat sich al« uu- zuläugllch erwiese». Zunächst sind die Regierungen Vorgegavgeo, indem fl« ans den technischen Hochschulen solche Vorlesungen ekufühtteu. (Zuerst im !ahre 1883 die sächsische Regierung bei der königlichen langewerkenschule in Leipzig. Der Res.) Auch die preußische Regirruag ist diesem Bnipiele gefolgt. Aas einer Berg, akabemle (LlauSthal. Der R-s.) und aus verschiedenen Berg, schalen ist derartiger Unterricht eiagcsührl und von ollen Seiten gehen dir Berichte ein, daß die Zöglinge dem Unterricht mit größtem Interest- folge» und im spätere» Leben zum größten Segen haben verwenden können. Die freiwilligen Feuerwehren, dte Krieger vereine. die Handwerker haben die dargebolene Gelegenheit auch viel fach benutzt. Bei den Anstalten ober, aas welchen Antragsteller deu Unterricht ringesührt wissen will, handelt et sich um Personen, dte von drr Schule her bereits einen bestimmte» Bildungsgrad und Borkeautniste in den Naturwissenschaften und drr Mechanik besitzen. Der Unter, rich» wird deshalb ei» gründlicherer sei» und aus bestimmte Be- rustgesadeen Hinweise», tönncn, so z. B. bet der Laadwirthschost aus den Sonueudroub, beim Brigbau aus die käsen Wetter in den Navigationsschulen aus die iScsahr des Ertrinken«. WaS die materielle Seile betrifft, die Redner bei eiaer Frage von so organisatorischer Bedeutung nur ungern streift, so weist er daraus hin, daß durch rechtzeitige Hilfe bei UnglückS- sällen dir Berujsgenossenjchatleu vor einem zu großeo Anwachsen ihrer Beiträge behütet werden können. Der Ansührung der Gegner, daß die Eurpsuscherei zuaehmea würde, hält der Abgeordnete entgegen, daß die Eurpsuscherei meist von ungebildete» Personen, namentlich Hirten, getrieben wird, daß aber dies« Besüreglung bei den Personen, um bereu Umcrweisuag e« sich hier Handel!, ihrer ganze» späteren Stellung und ihrer ganzen Anschauung nach nicht vorliegeu könne. Er betont, daß in dem Unterricht, wie jetzt, auch künftig immer daraus hinacwiesea wird, daß die ganze Tt ätigkeit sich lediglich aus die Hilfe bis znm Erscheinen deS Arztes beschränkt. Selbstverständlich wird Niemand dte erste HUsclcistuug in vergleich stellen mit der Thlttig- keit de« Arzte«, aber das unterliegt doch keine» Zweifel, baß Jeder, drr etwa« Kepnlolsse besitzt, einen verunglückte» mehr nützen wird, al« eia vollständiger Jgaoraot. Wenn serarr aus die Ueberbürdung au verschiedenen Anstalten hingewiesea wird, so kann wohl eher aus anderen theoretischen Gebieten eine Ersparatß «iatretea» nicht darf man aber einen Gegenstand von so hervorragender praktischer Bedentnng sort- lassen. ES kommt besonder« in Betracht, daß gerade diese Männer sehr cst in die Lage kommen, zu helfen. «IS Ansiallea, aus deara der Unterricht etnzusührea wäre, bezeichnet Redner dir Berg-, Bau- und Brauerschuleu, die landwirthschastlichen Schulen und die Lehrerseminare. n England hat diese Frage, fährt Redner sott, eine wett größere tung gesnaden, als bei uns. Dort sind schon über hu» vert rat» Männer und Frauen ia dieser Weile ausgebildet, unter Anderen auch über 1000 Loustabler der Stadl London. ES ist nun das große Verdienst ESmarch'S, daß er bemüht gewesen ist. diese Einrichtungen aus ua» zu übertragen. Mit dem schönen Namen „Samaritcr-Schulen" hat er den seinen aus alle Zetten in der ehrenvollsten Weise verknüpft. Neben der Bedeutung, welch« diese Ausbildung für den künftigen Berus besitzt, hat sie uamenlltch auch eia« ganz hervorragende Be deutung sür das Heer. ES kann doch unmügiich bei jeder kleine» Abtheilnng ein Arzt oder ein Lazarethgehilse dabei sein. Es >ft deshalb von größten, Werth«, daß man möglichst viele gutgeschulte Leute in daS Heer hinüber bekommt. Diejenigen, die solch« Eorse durchgeniacht haben, werden auch gern als K Baterlaade dienen. Trotz der dankbar anzuerkcuneadeu Thätigkeit der verschiedenen weltlichen Orden der Johanniter und Malteser-Ritter and geistlichen Orden bleibt noch unendlich viel zu wünschen. Redner »ritt daraus mit großer Wärme ia eine Besprechung der unzulänglichen Hilfe im letzten Krieg und drr Eiurichtuagen ein, welche die deutsche Heeresverwaltung nach diesem Krieg aus dem Gebiete der ersten Hilft geschaffen hat. Er schließt mit den Worten: „Ich habe die eingehendsten Unterredungen mit den verschiedensten Autoritäten, Santtät-osficieren, Chirurgen, mit den Vorstehern drr scriwtlligen Orden gehabt und von allen Seiten ist mir zur Pflicht gemocht worden, hier mit aller Wärme uud Entschiedenheit sür d»e Sache einzutieten. Ich bitte also dringend dem Anträge Ihre Zu stimmung zu geben." (Beifall ous allen Seiten des Hauses.) Abgeordneter SauitätSrath vr. Gras-Elberseld (Borsitzender des benschen AerztevereinSbundeS) begrüßt den Antrag mit großer Sympathie. Er conftatitt, daß allerdings im Anfang die Sache nicht den Beifall de« ärztlichen StaudeS gefunden hätte, welche man eigentlich hätte erwarlen sollen. Aber die traurigen Folgen, welche de, UuglückSsälle» der Mangel an Kenntnissen, Umiichi uud Ent schiedenheit (z. B. Eisenbahnunglück bei Hugftülien) gehabt, giebt ihm gerade veranlass»»», den vorliegenden Antrag m» Freuden zu begrüßen. Wenn derselbe im «taube ist, eine Anzahl »userer Mitbürger vor dem Lode zu retten, so ist da« schon allein ei» willkommrner Erfolg. (Beifall.) LultuSministrr v. Goßler betont, baß die känigliche Staats- regier«»- dem Lntrag Dongla« volle Sympathie rutgegenbttngt. Seit 1872 bestehe schon iu Preußen die Einrichtung, daß von de» Turnlehrern iu den obersten Elasten drr Eemiuarien Anweisungen In Beacht!! tausei Lezirkslag. * Leipzig, 9. Juni. Der vom Herrn Geheimen RegierongS- rath?ftn!SY>!uvtman» vr. Plapinaoa emberusenc Bezirkstag saad am hculigtu Vormittag im Saale Lcs LtcKauraalS Trieckchler bei verbä.tnißmLßig zahlreicher Betheilianng statt. Die Versammlung eröffnend, begrüßte der den Vorsitz führende Herr Aml-baupnuaaa die Erschienenen und ries deulelbcu ein herzliches Willkommen zu. Sodann erwähnte der Herr Redner kurz , daß auch das verflossene Jahr ei, sehr arbeilSreichc« gewesen sei, wosür auch dem Bezirks- ansschnß der ganz besondere Dank zu zollen sei. Der erste Puaci der Tagesordnung betras die Prüsaag und Rlchtigsprechuugder BezirkSiahreSrechungssür l887^welche den Anwesende» gedruckt Vortag Nach einer Debatte, welche mehr speitellc Pnnctelder Bezirk-jahreScechnuag betras nab die za einer kurzen Erörterung Veranlassung bot, wurde die Rechnung einstimmig vom Bezirkstag jusiisicirt und ist derselben za euMedniea, daß die Einnahme de« Bezirks im letzten Iahrc sich ans 15508,42 >l belöosi. WaS die Ausgabe aabelangt, so belics sich dielelbe iaS- gesammt aus 13 94? 48 ^l, so daß sich ein Bestand von 1533,94^1 ergiebt. Die BezirkSanstol» zu Möckern, bestehend ta eiaer Bezirk«. Armea-ArdeitSaastalt sür Männer, einer Eiecheustatioa und bearbeiteten Drognea rc.) von 7882,36 ^tl und eine Ausgabe von 14 529,50 X, sodaß also der Bezirk-Verband 6647,14 -Sl zur Unler- haltuug der Anstalt Möckern »„schießen mußte. Die Rechnung der BezirkSanftalt za Taucha, bestehend t» einem BezirkS-Armeu-Siechenhanse und einer Irrenstaltoa für Männer uud Weiber, sowie einer BezirkS-Armeu-ArbeitSausialt für Weiber ge- ialtcte sich so, daß eiaer Gesammteinvalme von 9581,19 ^ eine «gäbe von 15292,33 ^l gegenübersteht, sodaß also der Zuschuß BezirkSverbaudeS zu dies« Anstatt 5711,14 .öl beträgt. Zum Zwecke der öffentlichen KrankheitSpslege wurde vom BezirkS- verboad zur Unterhaltung der medirmtschea und chirurgische» Poli- kliaike» der llaiversttät Leipzig tm Ganzen 200 ^S uud für die ächsiiche Badestlstuag 100 >l belzctragen. Dir wettere» Ausgaben betreffen Remunerationen, Jahreszinsen sür ein Haaddarletzea de« Landwirthschastlichen ErcdilverciuS im Königreich Sachsen, StaatSeiukommeaftcuera re. Der zweite Panct der TageSordaung betraf die Ausstellung deS HauShaltplaneS sür 1888, vnd eS ist sür dieses Jahr die Gesammleinnahme aus 15 463,94 ^l, di« AuSgab: aus 14 630,30 ^l veranschlagt worden. Ferner hat gemäß dem Haushaltp'.aae di« Anstalt Möckern eine Einnahme von 8600 ^l, einen Bedarf von 15 227,54 -Sl: die Anstatt zu Taucha hat eiae Einnahme vou 9200 >l, einen Bedarf von 15580,<6 vorderauschlagt. — DaS BezirkS- Stammvermögea beziffert sich ans 346 750 ^1 iu Lredit- and Pfandbriefen de- Landwirthschaftlichea LredilnereiaS im Königreich Sachsen und aus 2000 in 3procentigen sächsische» Reutenscheiaea. Au dir Ausstellung de< HanShaltplaae« knüpfte sich eine kurze Beivrechnug darüber, ob Schritte getbau worden seien, um deu ZiuSsuß der Lommunalbaak sür do» Königreich Sachsen zu ernied rigen. Diese Frag« wurde vom Herrn Vorsitzenden bejaht, woraus Herr Rittergutsbesitzer Bach-Breitenseld dte erforderlichen Ausschlüsse gab. Schließlich wurde auch der HauShaltplaa t» der vorgelegtea Form genehmigt. An Stelle des ouSgeschledenen vormaligen Gemeladevorstande« Lehmann iu BolkmarSdors wurde als stellvertretend«- Livilmit« glied in die verstärkte Ersatzcowmüsioa Leivzig-Laad der gegen wärtige Gemeiadevorstoud von BolkmarSdors, Herr Ljohs«, gewählt. Sooanu ersolgte gemäß de» Vorschlägen bei BezirkSauSichusteS die Wahl von je sieben BcrtraueuSmänacrn ia die bei den Amts gerichten Markranstädt, Taucha und Zwenkau zum Zwecke der. Neuwahl von Geschworenen und Schöffen zusammeatreleadeu Ausschüsse- und Wahl dreier Vertrauensmänner in den beim Amts gericht Leipzig zo gleichem Zwecke zusammeotreteadea Ausschuß. Schließlich wurde die Aeadenmg der BeztrkSgrcuze aalüßlich einer durch Anlegung der Thüringer Eisenbahn bedingten AuSflurung eines Th:ils von Parcelle Rr. 308 de- Flurbuchs für Eutritzsch und Ein- flurung desselben io deu Stadtgem-iudebezirk Leipzig genehmigt. Die Genehmigung hatte nur eine rechtlich« Bedeutung, denn praktisch ist die Einfluruug schon vollzogen. Die Tagesordnung war somit erledigt worden und eS wurde der Bezirkstag sodann, nach einer kurzen Besprechung eines nicht aus der Tagesordnung stehenden Gegenstände« mehr interner Natur, vom Herrn Sehetnicn Negierungcrath AmtZhauptmaun vr. Platz mann mit sremidlichein Danke sür da- zahlreiche Erscheinen ge- schloff-n. Altes Theater. Leipzig, S. Juni. Der „Beilchensresser" von G. von Moser ist immer willkommen, so oft er aus dem Repertoire erscheint: es ist ein heiteres Stück. daS man ohne ästhetische Gewissensbisse genießen kann. Selbst die keck aus(>esetzten Lichter der Exercirscenen stören nicht die lusispielartige Be leuchtung deS Ganzen, mährend die Bouquetsceneo deS zweiten ActeS zu de» besten Auftritten unsere» neuen deutschen, nicht noch französischem Muster arbeitenden Lustspiel« gehören. Daß der letzte mehrfach umgearbeitete Act die Spuren gewaltsamer Eiliwlrkuiig trägt und gegen die'früheren etwas absällt, ist zwar unverkennbar, dennoch hält er durch ein paar Ueber- raschungcn und bei seiner knappen Fassungjdie gute Stimmung bis zum Schluß ausrecht. Der „Beilchcnsresser" wird, so dankbar er an und für sich ist, ganz im Sinne deS Autor- nur von einem Darsteller ge spielt werden können, der sich von allen Künsteleien sernhält und einen gesunden, lebcnSsrischen Humor besitzt, sowie eine chevalereSke männliche Haltung, ohne alles Geckenhafte. Diese Bedingungen erfüllte Herr Mittel! als Victor von Berndt, und ebenso erfüllt sic Herr Eugen Star ge mann, dessen Veilchensreffcr schon früher von un« anerkannt worden ist und gestern wieder reichen Beifall erntete ehr erfreut haben wir un« auch wieder an der Sophie von Wildcnheim der Frau LewinSkh. welche diese Rolle stylvoll gab. ohne sie der heitern Lustspielatmosphäre zu ent fremden. Daß diese Rolle eine ganz respektvolle Charakter zeichnung ist» daS bewies un« da» Spiel dieser Darstellerin, während Frau von Wildenheim osl nur alS eine Schablonen- sigur vorgesllhrt wird. Ihre Schärfe darf nichts Selbst, über di« 'ersten Hilseleistungen und au der TurulehrerbildungS- ouftalt ärztlicher Unterricht ettheilt werde Abgeordneter v. Schenkeudorsj unterstützt ebeasall« den An trag Dougla«. KnegSminifter Brvaiart v. Schelleudors dankt dem An tragsteller und coaftatirl, daß die «u-sabruag de« Antrag« in erheblicher Weise auch dem Interesse der Armee zu Gute kommen wird. Seit 3 Iadrra besteht io der Arme«, neben dem immer schon voruhande» geweienen »rankcatrigerunlerrich». der Unterricht in den erste» Hilseleistungen nach ESmarch'S Muster bei den Osfi- cieren. Uuterosficierea und denjenigen Gemeine», welche eine gute Führung und d,e nürhige Jnielligenz zeige». „Bi« zur Stunde ist keinFall zu meiner Kenntaiß gekommen, io welchem durch derartige Hilfelelftungen von Laien oachtheilige Wirkungen eingetrete» siad. Stets ist die zweckmäßige erste tzilseleiftung von Erfolg begleitet gewesen. Wir habe» also aus Grund dreijähriger Ersahrung a« diesem Gebiet Beraalassuug, weiter sortzuschreitrn." (veisall.. Nachdem noch einige Redner sich in »»stimmendem Sinne ge äußert haben, wird die DiScussion geschlossen. Der Antrag Douglas wird einstimmig angenommen. Lebrndi^it Dabei. al« manche berühmte Vertreterin der Rolle: sie patzt Costiime genau de» Ansprüchen de« Stücke« an unL macht die Künstlerin rbaen seinerxu Latt. uicht den lächerlichen Aufwand, der »irgend« zur Staffage eiaer Bürger-srau gehört. Die Nachbarin Frau Reich Frau Duncau-Chamber«. eiferte unserer au«gcheichueten dra matischen Sängerin in letzter Beziehung nach, und auch sonst durste man sich dieser neue» Bekanntschaft freuen: die Dame »ogk auSgezeichaet und spielt sehr intelligent und wird unserem Ensemble mit der Zeit sicher Nutzen bringen Frl. Artuer erfreute sich wieder besonder» lebhafter Anerkennung, die der trefflichen Anna Reich mit vollstem Rechte zukommt. Eine» besseren Falstaff als Herrn Grengg hat die deutsche Bühne seit Scaria'S Tode nicht auszuweisen. Herr Grengg hat e« uicht nöthig, durch lächerliche Ueberkreibungrn die Rolle zu würzen, sein urgesunder. uekrästiger Humor Hilst ihm über alle diese Klippen hinweg, und so wird die Leistung in seltenem Grade künstlerisch. Herrn Schelper'S Humor al« Fluth ist unerschöpflich, auch diese Darstellung muß al« unvergleich lich anerkannt werden — bei dem großen Duett der beiden Künstler konnte man wahrhaft schwelgen jio musikalischem Genuß, und da» Publicum ruhte nicht, di» dasselbe nochmal« pendet wurde. Auch die übrigen Mitwirkeaben, di« Herren -^hler, Hrdmondt, Marion, Knüpfer, ja selbst die Vertreter der kleinsten Rollen, die Herren Tschurn. Keimer«, Langner, Nieter und Schilling, wachten der gestrigen Musterausführung alle Ehre, glänzend griff da« Ballet iu die letzt« Scene ein. der Eher saug tadellos und da« Orchester unter dem meisterhaften Dirigenten Herrn Ni lisch entfaltete seiueff schönsten Vorzüge — kurz, e» war eine Vorstellung, die auch eine sehr kritisch« Natur befriedigen mußte uud den wahrhaft enthusiastischen Beifall an alle Mit» wirkenden wohlberechtigt erscheine» lietz. M. Krause. Klatschschwester Frau von Belling, einer an« Demimonderischc streifenden Salonbame, welche mit ihrer ganzen, durch ge» fellschastliche Gewandtheit kaum verdeckten Bösartigkeit von Fräulein Körner lebenswahr gespielt wurde. BaleSka von Nembach wurde vou Fräulein Witt dar gestellt. Die junge Dame scheint für solche naiven Charaktere eine kräftige Pinselsührung und enorme Accente zu besitzen IedensallS mackte sie etwas aus der Rolle. Rudols von Gottschall. Musik. Neues Theater. Leipzig, 9. Juni. Nicolcu'S „Lustige Weiber" fanden gestern eine glänzende, überaus herzliche Ausnahme. WaS daS Werk so werlhvoll macht, di- seltene Uebereinstimmung der Frische und Lebendigkeit des Textbuches mit denselben Eigenschaften der Musik, ist oft erläutert und allgemein be kannt. Nicolai'S Meisteroprr gebührt ei» Ehrenplatz in der Geschichte der Oper, und ihr Werth steigt um so höher, jemehr sich die gänzliche Vernachlässigung der komischen Oper von Seiten der deutschen Componiste» empfindlich bemerkbar macht. E» wird und muß die Zeit kommen, welche die an der komischen Oper begangenen Sünden gut zu machen be strebt ist, und dieser Zeit wird die Oper „Die lustigen Weiber von Windsor" ein leuchtendes Vorbild seiner musikalischer Eharakterisuk und SituaticnSmalerei, ein Bor- Kilo edler, von aller Trivialität sich frei haltender BolkS- tbümlichkeit sei». Glücklicherweise erkennt unser Publi cum den hobenjWerth der Oper vorurtheilSloS an, und auch dir Direktion des SladttheaterS thut die», denn sie hat daS Wcrk aufs Sorgfältigste besetzt und auch scenisch mit v-ter Liebe beb.indelt Frau S khamer-Andricslsen findet sich mit bcwuur.'rnmrerlber Leichtigkeit in di? graciöse Partie der Frau Ftntq zurecht, gesanglich Tadelloses bietend, behan delt sie die Ausgabe schauspielerisch mit größter Frische und Leipzig, 10. Juni. Zu unserem neulich«» Hinweise auf da» große zum Besten der Ferien-Colonien morgen Montag in der Atderthalle stattfindeude Eoncert ist noch ftnzuzusügcn, daß die Anregung zu demselben von dem großen Sängerbünde „Teutonia" — bestehend au» den Gesang vereinen .Concordia', .Phönix' und.Sängerkrei»'. Bundcsdirigent Herr Otto Kirmse — allem auSgeht. Dieser große Männerchor ist derselbe, der unter Herrn Kirmse'S ausgezeichneter Leitung bei dem großen Eoncert ,u Ehren der deutschen Ingenieur-Versammlung allgemeine gewunderung erregte. Die allgemeinste Theilnahme dürste dem morgenden Concert auch deswegen sicher sein, weil die .Teutonia' sich der Mitwirkung au-gczeichneter Künstler — der Damen Posint-Mansteiu und Marie Klamroth, die Herren PHomryer, GewandhouSorganist. Cavellmeister jon« Sitt, Max Stöwe, Albin Mitteloach und iustav Schmidt — versichert hat. Außerdem hat Herr wscapellmeister Tschirch zugesagt, die Leitung einer seiner ompositionen selbst zu Übernehmen, auch Herr Hofcapell- meister Stad« au» Altenburg kommt herüber, um seinen Festmarsch zu hören. Die Alberthalle, unser schönstes Concerl- local, daS sür den Sommer den Vorzug großer Frische hat. ist wieder wie früher ganz vortrefflich zu Conccrtzwecken ein gerichtet. Da» Publicum hat die Berechtigung, den Garten vor und nach dem Concert, sowie in den Zwischenpausen zu besuchen. Hoffentlich wird der schöne Zweck de» ConcerteS bei der Reichhaltigkeit der gebotenen Genüsse io glänzender Weise erfüllt. Leipzig, 9. Juni. Motette. Eiue würdige Trayer- seier war eS, von großem künstlerischen Geiste beseelt, di« der Thomanerchor zum Andenken an Carl Riedel, den treuen Pfleger und Förderer der erhabenen kirchlichen Ton- kunst, heute in der Nicolaikirche beging. Und kein anderer Sängerckor. den Niedelverein ausgenommen, war zu dieser Kundgebung drr Traner und deS Schmerze« mehr berechtigt al» gerade die altberühmte Thomana mit ihrer hochbcdeul- samen Tradition. Durch gleiche künstlerische Endziele ideal verbunden, wie konnten die Thomaner Riedel und seine Ver dienste mehr würdigen, al- indem sie ein Werk jene« Meister«, - dessen Wiedererweckung Riedcl'S Sorge gewesen, in jener vor- s züglichen Interpretation un« vorsührten, die sür die Leistungs fähigkeit dieses SängerchorcS so charakteristisch ist! Die drei PassionSchöre von Heinrich Schütz, dem leuchtenden Meister de» l7. Jahrhundert», der die Vorzüge der durch Johannes Gabriel» zur höchsten Blüthe gebrachten venezianischen Schule mit den Ideen de» neu aussprossenden dramatischen Stiles zu vereinen wußte, sind durch Ricdcl der Gegenwart zugänglich «macht worden. Schütz schrieb vier Passionen — ihren Geist chloß Riedel in die drei PassionSchöre ein, die im übrigen ganz jene« Merkmal deS prolestanlifchcn PassionSgesangeS an sich tragen, nämlich einen gewissen subjectivcn GefiihlSmbalt. durch den sie sich von dem älteren biblischen Oratorium unterscheiden, au» dem sie sich entwickelt haben. Iu wunbez- voll zarter Abtönung gelang den Thomanern die Schlccß- wendung „Hilf un» armen Sünder» zu der Seligkeit", die iu lispelndem pirmissiwo zu ersterben schien, lieber alles Lob erhaben war auch der Vortrag eine« prachtvollen vier, stimmigen Chore« von Nicolo Iömelli, dem bcrühmteii und fruchtbaren Meister au» der neapolitanischen Schule, s dem namentlich «in Miserere für zwei Sopranstimme» und ^ Orchester, ferner ein achtstimmige» Miserere Anspruch aus unser vollstes Interesse gewährt. Die Thomaner' hatten au» der musikalischen Erbschaft dieses M-isierS ein durch verklärte Trauer sich auSzeichnendeS „Requiem nvtsimam <lom» ei» vowiue" zum Vortrag gewählt. Die ganze Composition ist wie in milde» Licht getaucht; in den reichsten Modulationen fließen die Stimmen dahin, zu süßen Harmonien sich vereinigend — eS klingt wie ein Chor gedämpfter Amatigeigen. bi» bei den Worten „Ion poi-Mun' die Soprane sich mächtig in die Höhe schwingen — in einem kunstreichen Fugato erfährt da« aus drr absteigenden Dur- Tonleiter cusgebaute Thema eine prachtvolle Durchführung, bi» die beseligende Weihe deS Anfanges wieder in drr Har- monie und Modulation zum Ausdruck kommt. In kaum hör barem Flüstern klingt dieser von lauterster Schönheit drsüllte mystische Chorsatz aus. Die Thomaner haben mit dieser Composition ein Meisterstück eines vollendeten Vortrages ge liefert, daS gar nicht laut genug gerühmt werden kann. DaS psalmobirenv« lixrie au» der blissn cboralü von Liszt, über dessen Schönheiten und Eigenart wir gelegentlich einer früheren Ausführung in genauer Weise an dieser Stelle ge- sprachen haben, beschloß die Feier. Ehre dem musterhaften Chor der Thomana. Ehre dem gefeierten Dirigenten Herrn Professor vr. Rust. Ferd. Pjohl. * Leipzig. 10. Juni. Sladttheater. Heute Abend haben unsere Operndcsucher die gewiß willkommen geheißene Gelegenheit. Frau CharleS-Hirsch, die auch bei unseren, Heini,scheu Publicum wohl accreditirte treffliche Sängerin, in der Partie der .Leonore" im „Troubadour" zu börcn. Frau Baumann, an deren Stelle Frau CbarleS-Hirsch singt, ist durch eine leichte Indisposition am Auftreten de- hindert. * Leipzig, >0. Juni. Stadltheater. Am kommenden DienStag nimmt der Nibelungen-Cyclu», mit dessen Aufführung die Direction unsere» SladttkeaterS einem gr oßen Kreise von Kunstfreunden einen hervorragenden Genug be reitet. seinen Anfang. Ia diese Woche fallen die beiden ersieu Tberle des gewaltigen Werke»: DaS „Rheingold" und die „Walküre", die am DienStag resp. Donnerstag zur Aus führung kommen. Wie die früheren Aufführungen deS EycluS, so wird auch die bevorstehende starke» Besuch von auSwärtigcn Kunstfreunden haben. DaS „Rheiagold" de» rinnt übrigens zur gewohnten Zeit, um 7 Nhr, wäbrend der Beginn der Vorstellung der „Walküre" bereit ans G Uhr angesetzt ist.« * Leipzig wird auch in diesem Jahre einen Künstler zu denvayreuthrr Festspielen entsenden und zwar unsere»
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