Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806102
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-10
- Monat1888-06
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1888
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Erste Beilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ikL. Sonntag dm 10. Juni 1888. 82. Jahrgang. Der Fichtenhofer. Krzähl»»« a»« drr Gegenwart v«» N«dols Elch». R»chdk»a o«r»«U». (Fortsetzung.) 17. Der Sieger. E» war eia Sonntag in Nrw-Bork; der Lärm in den Straßen schwieg, von fernher summten die Kirchenglocken und die warme heitere Iunisonn» strahlte vom azurblauen Himmel berab. Die Sonnenstrahlen fanden auch Zutritt zu einer klemm Mansarde, au deren Neuster «m Mann mit graue« Haar saß, der dm Kopf in die schwielige Hand stNtzte und gramvoll vor sich hinstarrte. Er beachtete een schönen Lag" nicht und die tanzenden Sonnenflecken an dm grauen W Ln den, deren Spiel ihn von den düsteren Hetankm Hütte ablenken können, er beachtete auch die drei Häufchen Papiergeld nicht mehr, welche vor ihm aus dem Fensterbrett lagen und die manchen armen Teufel in der großen Stadt von schwerer Noth befreit und mit nmer Hoffnung beseelt hätten. E» war der Fichtenhofer, der sich um de« Gelbe» willen recht finsteren Betrachtungen hingab. Sein Sohn, der blöd« Konrad, hatte Arbeit gesunden. Ein glücklicher Zufall hatte die» bewirkt. Der Bursche saß mit seinem braune« Jagdhund eine» Tage« vor dem Thorr eine» nahegelegenen Leihstalle» und betrachtete ein Paar stolzer Rappen, die eben einaeschirrt wurden, da trat der Besitzer desselben mit einer bissigen Bulldogge in seine Nähe. Al» die Dogge den Jagdhund bemerkte, warf sie sich mit Vehemenz aus Linda, aber ehe sie diese packen konnte, hatte Konrad den Angreifer mit einem Griffe am Halle gepackt und hob ihn hoch in die Luft. Der Leihsiallbesitzer stieß einen SchreckenSruf au», denn er meinte, da» zähnefletschende Thier wolle dm Burschen zerfleischen, jener aber nahm die Bestie auf dm Arm, sah ihr starr in die Augen und wiegte sie tan» wie ein Kind. Al» er nach einer Weile dieselbe niedersetzte, war dieselbe zahm und ging schm zu ihrem Herrn zurück. Bald darauf wurde ein Trupp halbwilder Maulthiere in ten Stall gebracht. Al» die Arbeiter die Thiere durch die dunkele Thorfahrt sührtm, trat eine« derselben «inm Treiber derart gegen die Hüfte, daß der Mann in» Ho«pital gebracht werden mußte. Konrad nahm ohne Weitere» die Stelle de» Gesallenen ei» und bewie» ein so wunderbare» Geschick, mit den Thieren umzugehen, daß der Leibstallbesitzer ihn durch den teulschredenden Vormann seine» Etavlcffement» fragen ließ, ob er nicht die Wartung der Thiere gegen guten Lohn über nehmen wollte. Der Bursche hatte 'zugestimmt, sofort die Arbeit anaetreten und an diesem Morgen, gleichzeitig mit Marieli», seinen Lohn in die Hände de» Vater» gelegt. Der Bauer verglich die Erträge und kam zu der demüthcgen Er- kenntniß. daß sein blöder Sohn mehr verdient hatte al» er selber. Sein Verdienst reichte eben hin, um den eigenen Unterhalt zu bestreiten, mit dem der Kinder konnte er die Hotelrechnung bezablen. „Aber Vater, Du schaust so trüb' in die Welt, wie der Mann, dem der Hafer verhagelt ist", bemerkte jetzt Marieli», die gerade eingetrrten war» um in der Kammer aufzuräumen. .Steck da» Geld ein. denn ich muß die Kiffen schütteln, und da könntm die Eassenscheine zum Fenster hinauSflieaen. Weißt Du wa», Vater? Geh' hinunter, bezahl' unsere Schulden und trink ein Gla» Wein, dann schau' Dir den Umzug der Irländer an; diese feiern heut' ein Kirchenfest. Mußt nicht so gebückt gehen, wie zeitige Gerste, Vater. Den Kops hoch; wir kommen ja Prächtig durch!" .Wie zeitige Gerste?" Der Bauer wiederholte die Worte mit trübem Lächeln. „Ja, Kind, so gebückt muß ich gehen, denn ich bin reif für die Sense, überreif." Er lebnte sich gegen da» Fensterkreuz und steckte da» Geld ein. Drunten zogen eben mit klingendem Spiel die Irländer vorüber und eine ungeheure Menschenfluth wälzte sich durch die engen Straßen. Der Bauer lauschte auf die Klänge der Musik, schaut« auf die flatternden Kirchensahnen, und r» zog da» Gefühl de» Heimweh» durch sein Herz. Wie oft war er bei festlichen Umzügen an der Spitze de» Zuge» einhergeschritten, wie oft hatte er die Festrede mit Beifall gehalten. Und jetzt? Hetzt war er im fremden Land« nicht» Andere» al» ein ent wurzelter Baum. Die Klänge der Musik erstarken in der Ferne, da berührte Marieli» seine Schulter, und al« er sich umwandte, sagte sie mit einem Blick, der in seiner Seele zu lesen schien: „Nicht rückwärt» schauen, Vater, vorwärt». Du bist noch ein kräftiger Mann und kannst Dir noch einen goldigen Lebensabend er ringen. Gieb Dich selbst nit auf nur da» nit. Geh' hinau» in die sonnigen Straßen an den schönen Hubs und zerstreu' die bösen Gedanken " Die Stimme seine« Kinde» that dem zerschlagenen Mann« so wohl, daß er die Tochter mit Thränen in den Augen an sich preßt« und küßte. In demselben Augenblick trat Konrad in die Stube. .Vater", ries er, und eine merkwürdige Aufregung schien sich seiner bemächtigt zu haben, »ein Mauo, der Arbeiter sucht, will Dich sprechen". .Ein Hoffnungsstrahl! Wo ist der Mann? Führe ihn herein", sagte der Fichtenhofer und knöpfte den Rock zu. „Oder nein, sag' dem Herrn, ich käme gleich. Geh', lieber Konrad." Dieser stand und schaute Marieli- an, al» ob er noch etwa» aus dem Herzen habe, al» ihn aber der Bauer noch mal» ausfordrrte, voranzugehen, lies er hastig die Treppe hinunter. «Geh', Vater, und viel Glück", ries Marieli». -sch Ich kleide mich rasch an und komme auch hinunter." .Kind", sagt« der Bauer zu dem Mädchen, „mir ist'», al» ob der Mann da drüben ein Glück brächt' — '« liegt mir so im Blut." Er schöpft« tief Athen, und sagte dann mit einem Blick nach oben: „Gott wall' e»I" Der Fichtenhoser fand, al» er in da» Restauration-local im Erdgeschoß trat, dasselbe anscheinend leer. Gäste und Kellner waren der Procession nachgelausen. Doch nein, da. beim sonnig beleuchteten Fenster, standen, halb von den Gar dinen verdeckt» zwei Männer, von denen der ein« den Arm aus di« Schulter de» anderen gelegt hatte. Er erkannte die gedrungene Gestalt Konrad'«. Wer aber war der Andere in dem eleganten silbergrauen Anzuge? Jetzt drehten sich die Beiden um und der Fichtenhoser prallte zurück, al» Hab« er aus eine Natter getreten. Der Mann, welcher ihm da» kühngeschnittene Gesicht mit den strahlenden Augen ukehrte, war drr Musikantenfranz. Seine Hoffnung schwand »ei diesem Anblick sofort dahin. Der Mann, den er be schimpft, den er mit schnödem Hohne behandelt hatte, al» er einst um die Hand seiner Marieli- warb, konnte nur in der Absicht gekommen sein, sich an seiner Niederlage zu weide». Ein bitterer Groll stieg in ihm aus. Er wollte sich hastig dieser letzten Demüthigung entziehen und wandte sich zum Gehen, allein in demselben Augenblick stand der Musikant bereit» an seiner Seite und sagte im Tone aufrichtigen Be dauern«: „Fichtenhoser, ich Hab' von Eurem Unfall gehört, der Konrad hat'» mir vertraut . . ." „Und da bist Du Wohl gekommen, um mir Dein tief- gefühlte» Bedauern au-zudrücken? Ich brauch' Dein höhnische» Mitleid nit." — Ter Bauer sprach in dumpfem, grollendem Ton, der wie da» ferne Rolle» eine» Gewitter» klang, dabei schaute er den Burschen mit zornsunkelnden Augen so drohend an, al» wollte er jede Annäherung mit Gewalt ab- wehren. Franz zuckte nicht mit den Wimpern, sondern sagte ruhig: „Ihr irrt Euch, Fichtenhoser. Ein kraftvoller kluger Mann braucht kein Mitleid und ich — nun ich will'» Euch offen gestehen, ich freue mich dieser Wendung der Dinge, denn sie bringt mich meiner Marieli» näher." „Deiner Marieli»? Du glauost wohl, weil sie nicht» mehr hat und Du noch immer nicht«, wäret Ihr einander würdig? Sprich nit von meinem Kind' wie von einer Betteldirn', Bursch, ober . . . ." „Ereifert Euch nicht umsonst, Fichtenhoser, denn ich bin nicht gekommen, um Euch weh' zu thun, sondern um Euch zu Helsen." „Du willst mir Helsen? Ei, da wär' ich neugierig —" Der Bauer lachte höhnisch aus. Franz jedoch kehrte sich nicht im Geringsten daran, sondern fuhr ruhig fort: „Wenn Ihr sagt, daß ich nicht« habe und sie nicht», so irrt Ihr Euch, denn abgesehen davon, daß Marieli» so gut die Fähigkeit be sitzt, sich ihren Unterhalt zu erwerben, wie ich sie besitze, bin ich heute in der Lage, die Bedingung zu erfüllen, die Ihr mir in Southampton gestellt babt." .Wa« war da« für eine Bedingung?" Ihr sagtet: Ich gebe mein Mädel nur einem Grund- ctzer." e» Bauern Zorn schwand und machte der Verwunde rung Platz. — Ueberrascht schaute er auf und sagte: .Nun? .Da« bin ich heute." .Du?" .Ja, ich. Bor drei Tagen Hab ich mir eine Farm gekauft, größer, schöner und viel ertrag-fähiger al» der Fichtenhof .Du, Du?" stammelte der Bauer und griff in der Fasiung-losigkeit, die sich seiner bemächtigt hatte, nach einer Stuhllehne. .Ja, womit in aller Welt hast Du denn da» Geld verdient?" .Mit meinem Cello. Seitdem ich hier bin, habe ich in Concerten gespielt und 2700 Dollar» erworben. Für da» Geld kaufte ich die Farm droben am Hudson, die freilich nur zum Theil bezahlt ist." Dem Fichtenhoser wurde e» wirblig im Kopse. Er wußte nicht, log der Bursche oder sprach er die Wahrheit. Da« war ja ganz undenkbar, daß ein Mensch mit der Geige ein solche» verdienen sollte. Aber der Franz war immer die öahrhastigkeit selber gewesen und mit dem ehrlichen Gesicht konnte man nicht lügen. Jetzt, mit einem Male schoß ihm die Erinnerung an die letzte Begegnung durch den Kopf, bei der ihm der Bursche zugerusen: .Wir sehen un» drüben wieder, Fichtenhoser, und wenn Ihr gleich al» reicher Mann stärkere Waffen besitzt al» ich, um dem Schicksale da» Glück abzuringen, so wolle» wir doch zusehen. wer'« am weitesten bringt." — Nun hatten Beide mit gleichen Waffen gekämpft, und wa» war da» Resultat? Er, der stolze Fichtenhoser, stand al» Bettler vor dem neuen Gut-Herrn. — Der Fichten« hoser taumelte und sank in einen Stuhl. Der Schlag hatte ihn betäubt, überwältigt, zerschmettert. Er goß sich mit zitternder Hand rin Gla» Wasser ein und trank e», bevor er im Stande war, fortzusahren. .Wa« war jetzt Deine Absicht?" fragte er in heiserem, erscbvpstem Tone. Franz schaute mitleidig aus den abgehärmten Bauern, dessen Haar gebleicht, dessen Gesicht durchfurcht war, und er- widerte: „Ich hatte Euer Inserat gelesen, ohne zu wissen, daß Ihr der Arbeitsuchende wäret. Da ich nun einen.Mann aus der Farm sehr nöthig habe, der die Landwirthschast au» n Fundamente versteht, so kam ich hierher. Zu meiner Uederraschung fand ich Konrad drüben vor dem Leihstall und erfuhr durch ihn Alle». Mein erster Gedanke war —" „Ich kenne ihn", fiel der Fichtenhoser ein und schüttelte energisch den Kops. „Daraus wird nicht». Eher will ich al» Knochensammler mein Brod au» der Gosse fischen, ehe ich der Knecht eine» Manne« werde, dessen Herr ich einst war. Komm, Konrad, laß uu» geh'»." Der Fichtenhoser erhob sich mühsam und wandte sich der Thüre zu. allein, ehe er dieselbe erreichte, trat Marieli« Über die Schwelle. Ein Iubelschrei tönte von den Lippen der Liebenden und im nächsten Augenblicke lagen sich die Beiden in den Armen. Ein tiefe» Wehegesühl ging durcb de» Fichtenhoser» Herz, al» er sab, wie sein Kind sich vor Aufregung und stürmischer Freude nicht zu lasse» wußte, wie e» bald unter Thränen lachte und dann weinend seinem Herzen-jubel Lust machte. Und dem Franz standen aucb die Tbränen >n den Augen; er küßte die Weinende und preßte sie «» sich und streichelte zärt lich ihr Haar, und al» sie endlich de» Kops, wie vom Sturme der Gefühle überwältigt, auf seine Schulter sinken ließ, stammelte er: „Hilf mir Deinen Vater weich machen, Marieli«. Er will mich nicht verstehen und er kann e» auch nicht, weil er unglücklich ist." „Du machst ihn noch unglücklicher, al« er schon ist. denn Du raubst ihm sein Kind", antwortete der Fichtenhoser grollend und holte au« beklommener Brust Athem. Ta» Mädchen erhob den Kops und sah sich wie eine Träumende um. Al« sie dann de» Vater» bekümmerte» Ge sicht erblickte, ging ein Schatten über die leuchtenden, ver klärte» Züge. Da« dauerte nur eine Sccunde. dann hob sich energisch ihre Gestalt und sie sagte; „Ihr mißversteht Euch und müßt Euch verständigen Kommt hinaus in unsere enge Dachstube, da sind wir allein, kann spreche» wir un» au« »nd finken un«, um un» nicht Mieter zu verlieren. Folgt mir. Hurtig, Vater, komm', Franz! Ihr müßt Freunde werden, sonst gehen wir Alle zu Grunde." Tamil war sie die Treppe binausgeeilt, hatte die kleine saubere Mansarde ausgeschlossen und mit zitternden Händen eine blühende Hyacintbe vom Fensterbrett aus den Tisch ge stellt, deren seine« Aroma jetzt den Raum erfüllte. Sie rückte al-dann Stühle zum Tische hin und sagte: „So, Ihr harten, unversöhnlichen Männer, jetzt macht Euch da« Herz leicht. Hör' ihn, Vater, cbe Du urlheilst, und verschließ' Deinen Sinn nit vor seinen Worten. Er ist arm, wie wir e» sind, aber seine Kraft und sei» Muth sind stärker al» die unsrigen. Und er liebt mich wahr und innig." „Ja, wenn er arm wäre", seufzte der Fichtenhoser und ließ sich von dem eifrigen Mädchen in de» Stuhl drücken, „aber er ist jetzt der Fichtenhoser und ich soll sein Knecht werden." Marieli» schaute Franz erschrocken an und dieser rief halb lachenv, halb mit der Miene der Verzweiflung: „Wie soll ich'« Euch nur recht machen? Als ich noch der Musikanten- Franz war, wieset Ihr meine Bewerbungen um Eure Tochter ab. weil ich ein armer Teufel sei; jetzt komm ich mit einem kleinen Vermögen im Besitz wieder und Ihr verweigert mir Eurer Tochter Hand, weil ich reich bin. Hört mich doch, bevor Ihr urtheilt. Ihr sollt nicht mein Knecht werden. Da» hall' ich meinem früheren Herrn, zu dem ich stet« mit Ehrerbietung ausschaule, gewiß nicht anzubiete» gewagt. Wa ich Euch sagen wollte, ist Folgende»: Die Farm, die ich käuf lich erworben, ist ein großer, aber total verwahrloster Besitz. Meine Kraft reicht nicht au», um au» demselben etwa» Rechte» zu machen, auch kann ich nur im Sommer und Herbst auf der „Rast", so heißt der Platz, wohnen, weil ich im Winter mit der Musik weit mehr verdiene, al- die Farm embringt. Ich brauche also einen Verwalter für den Hof, der mit geringem BetriebScapital die Wirthschast in Gang zu bringen weiß. Dazu wäret Ihr der geeignete Mann, Fichtenhoser, mit Eurer Erfahrung, Eurer Umsicht, Eurer Energie. Ihr sollt der unumfchränkte Herr sein und ich will mich in allen Dingen Eurer besseren Einsicht unterordnen. Gefällt Euch aber der Antrag nicht, so will ich Euch die »Rast" verpachten. Ihr sollt die ersten Jahre frei aus der Farm sitzen und später mögt Ihr die Pacht summe selber bestimmen. Seht, da- wollt' ich Euch anbieten, und ich hoffe, daß Ihr'» annchmt." Eine lang« Pause trat ein. Der Fichtenhoser sah zu dem schönen Mann, der ihm jetzt mit einem Male in einem ganz neuen Lichte erschien, scheu hinüber. Er fühlte dessen geistige und moralische Ueberlegenheit und seine Großmuth drückte ihn nieder. Nach einem heftigen inneren Kampfe sagte der Bauer mit keuchender Brust und fliegendem Ovem: „Tu bist ein kreuzbraver, hochherziger Mann, Franz Martin, aber ich kann Deinen großmülhigen Vorschlag nit annehmen, denn er drückt mich zu Boden. Ich käm' mir vor wie ein Feigling und ein Schuft, wollt' ich von Deiner Gnad' leben." „Von meiner Gnad'? Fichtenhoser. Ihr gesollt Euch all zeit in Ucbertreibungen. Ihr sollt arbeiten und die Früchte Eurer Arbeit ernten. Mir kommt Eure Erfahrung, Euer Schweiß zu Gute, und somit ist es nur recht und billig, wenn ich Euch einen Antheil des Gewinne» zukommcn lasse. Wenn Ihr'» ober al» etwa» Dankenswerthe» anseht, daß ich Euch die Hand biete, damit Ihr Euch wieder ausrichtet, und Ihr wollt diese Hand zurückstoßcn, so muß ich Euch doch fragen: Bin ich denn so verächtlich, oder haßt Ihr mich so sehr, daß Ihr lieber einen Fremden um Arbeit angeht, al- daß Ihr sie von mir anuehmt? Ihr habt mir Stunde der Aufregung weh frei geblieben vom Haß, denn Heute, Fichtenhoser, find wir Beide einem Jahre, und wir wollen Alle» lieg«. Leben in einer Her, ist Jähzorn. ander» geortet al« vor essen, wo» hinter rin get Han, aber mein n ich fimnte Euren und un« nur daran erinnern, das wir noch ein lange« en vor un» haben, und daß wir Mensche» sind, die ein ander beistehen sollen im Unglück." — Franz reichte mit einer herzlichen Bewegung dem Bauer di« Hand hinüber» aber dieser nahm sie nicht. Sein Stolz, sein Mißtraue» und eine Regung von Neid kämpften in seinem Herz«. „Du weißt sehr klug zu reden , sagt« «r »ach «t»er Weile in gepreßtem Tone, „aber ich sehe au« alledem nur, daß Du den Vater nur al» Knochengab« mit i» de» Kauf nehmen willst, wenn Dir da» Mädel da nur gefällt." Franz sah Marieli» mit strahlenden Auaeu cm, die stumm und regung»lo» am Fenster stand, wo die Souneustrahlen ihr Haar in Goldfäden verwcmdelten und ihren Kops mit einem Glorienschein umgaben. Daun sagte er mit einer vor innerer Aufregung vibrireude« Stimme: „Wenn da» wäre, Fichtenhoser, so bewiese e« Euch iu erster Linie, daß ich Marieli« liebte. Ta, ich lieb« Euer Kind so sehr, daß ich unser« Herrgott «d» Stückchen Himmel ent reißen möcht', um e« ihm »« Füße» zu legen, und wenn Ihr nicht blind seid, so müßt Ihr gesehen habe», daß Euer Kind auch mich liebt, und ^ zu Grund, geht, »enu Ähr Euer e« Herz verhärtet und un« treaut." st da« wahr, Marieli«?" Da» Mädchen nickte mit dem Kopfe. Der Bauer erhob sich und sagte: „So folg'dem Manne, meme liebe Marieli«, und sei gesegnet. Mich aber laßt geh'», denn ich kann nit da- Gnadenbrod an Eurem Tische essen!" Mit trübem Blick« «nd waukeudem Gange wollte der Fichtenhoser zur Commode, um seine» Hut zu nehmen, da sagte Marieli»: „So war'« nicht gemeint, Vater. Ich folge dem Franz nur, wenn Du mit un« gehst. Du bist unglücklich und bedarfst de» Tröste», und ich folge Dir, wohin Du immer ziehst, und wenn mir auch da« Herz darüber brechen sollte!" „Marieli»!" Drr Bauer schrie laut auf uud die Hellen Thränen stürzten ihm au» den Augen. Mit zitternden Händen umklammerte er sein Kind und m seinem Herzen brach die letzte Wehr, welche Stolz, Trotz und Neid aufaerichtet hatten. Stammelnd und unter Schluchzen sank er in einen Stuhl und stieß die Worte hervor: „Du bist — ko gut — so gut — und — o, ich Elender, ich hatte an Dir gezweifen . . ." Jetzt hatten Franz und Marieli» all' ihre Beredsamkeit auszuwenden, um den Reuevollen zu beruhigen, und al« der gebeugte Alte unter Thränen die Hände der vor ihm Knieenden in einander legte, sagte Franz lächelnd: „So war'» auch meinerseits nicht grmemt, Fichtenhoser. ich nehme Marieli» nur. wenn Ihr mich ihrer würdig befunden habt und mich an» voller Seele Sohn nennen könnt. Kommt mit nach der „Rast", laßt mich unter Euren Augen arbeiten, und wenn Ihr seht, daß ich Euer Kind verdiene, dann gebt e« mir." „Braver Bursche, gute« Kind, Ihr seid besser al» ich. Führt mich alten Mann, denn Ihr habt klarere Augen und ein bessere« Herz al« der alte Fichtenhoser." „Marieli»", ries Konrad, der jetzt erst in» Zimmer trat, „die Wirlhin hat schon dreimal nach Dir gerufen. Du sollst den Tisch decken." „Tisch decken?" rief Franz. „Da» Dienen hat ausgehvrt, wir reisen ab und Du mußt auch mit, Konrad, Du und die braune Diana, Ihr Alle." „Halt, mein Freund, nicht so stürmisch", unterbrach den Erregten da» Mädchen. „Die Leute hier im Hause waren gut und freundlich gegen mich, und ich will meine Pflicht thun bi« an« Ende. Heute machen wir un- au- allen Ver bindlichkeiten lo». und morgen — hier knixte sie schalkhaft — stehen wir dem jungen Gut-Herrn zu Diensten." (Fortsetzung folgt.) ich vermischter. — Pari», 8. Juni. Die von Herrn und Frau Dirulasoy au» Eentralasien mitgedrachte Antiquitäten-Gammlung, welche im Louvre-Museum untergebracht ist, wurde heule Nach mittag durch den Präsidenten der Republik und Frau Carnot eröffnet. Da- muthige Ehepaar Dieulasoy geleitete die hohen Gäste und deren zahlreiche« Gefolge durch die Säle, wobei Herr Carnot zu wiederholten Malen seine Befriedigung über da« vortreffliche Arrangement au-drückte. Ein« zahlreiche Menge begrüßte Herrn und Frau Carnot ehrfurcht-voll bei der Ankunft wie bei der Abfahrt. — London, «. Juni. Die Zeitungen der Hauptstadt melden wieder einmal einen Todesfall in Folge Nahrungsmangel». Der Unglückliche, der 40jährige Kisten macher George Plarce, wurde von einem Schutzmann vor der Thüre eine« Privathause» sitzend gefunden. Wie üblich, wurde er in» Arbeitshaus geschafft, wo er am nächsten Tage starb. Der lange Mangel patte einen Schwund der Mu-keln erzeugt, welche kaum eine Unze Blut enthielte». — Ottawa, 8. Juni. Ein spanischer und eia kanadischer Goldsucher haben an dem Ca»cad«n-Bergrücken in Brinsch- Columbien einen 42 Pfund wiegenden gediegenen Gold klumpen gesunden. E» ist diese» mit einer einzigen Aus nahme der grüßte Klumpe«, welcher jemal« ausgefunden worden ist. 6v8<Mkt8dLU8 kilr Vumvllmoävn, empüedlt: kür SooLsouuusr rurä Lolso r »8ed8t«kk-t!o8tlllllv, t!o8tüwr8vke, 8t»udm8vtel, 8»tiud1ou8vll, skrivolblvuuen, Mioottuillsv, I-viedte IlwdiiiiSS, tZdviiiUekruxeii, kluiä8 uoä Moder. vfvxsn vorxorüvLtvr 8»i»0L bväsQkvvü «»kor I>rst»! UockvH-(!o8tümv, kromvnrtävnmfllllvl, Fuvdvt«, eine 8erie rvu88vr<1iod1v klummliollntol. In HVn»«Itz»t«1ffen, verkürzt
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