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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880611
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880611
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-11
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.06.1888
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3W3 t» der Las« wäre. Allerhöchste Handschreiben an Minist« herbel. znsühreu, dar« weiche dir Sknpsäuger genöthigt sind, drn Abschied zu nehme», dann wäre im Staate nicht nur „etwa»" faul, sondern inehr. öl» mit einem monarchischen Preußen vertrüglich ist. Die Organe de» Herr» Richter brüsten sich damit, daß Herr Wiadthorst dem Führer de« Freisinn» bei sciueu Heldeulhatcu zur Seite ge. itandea Hab«. Sine größere Ehre hätte Herrn von Puttkamer bet Ie:ne„, AuSicheide» mchi zu Theil werde» könne» al« die. daß die beide» Männer. i» d«»ea sich die Gegnerschaft gegen Dentschlaad« oatioaale Entwickelung i» jeder Phase derselbe» seit Jahre» verkörpert hat. sich al» seine Gegner össeatlich bekeanea und dabei Alle», wa» antideutsch iaEnropa ist, Franzosen und Paaslawiste». Socialdemokratra. Welse» «ud Nihilist«», a» ihrer Seite Hobe». Die sreiconservative „Post" bringt folgenden bemerlenS- werthen Artikel: Daß Herr» von Pnttkomcr'» Rücktritt »ach Ablaus drr Rispectspanse »ach dem Thronwechsel nur etae Frag« der Zeit sei» würde, koante sür Seinen zweifelhaft sei», welcher darüber unler- richtet wax, eia wie geringe« Maß von Sympathie Se. Majestät der Kais« ihm enlgcgenbrachte. Wir haben in der vorletzten Nummer der Gründe gedacht, welche den baldigen Eintritt dieser Eventualität wahrscheinlich und vom Standvuncte nationaler Politik selbst nicht unerwünscht erscheinen ließen. Wir haben zugleich aber hervorgehobe», we-holb der gegenwärtige Zeiipunct un« für die Vor- nähme de» Personenwechsel« nicht günstig erscheint. E» wird dadurch der sreifiuuige Angriff gegen Herrn von Puttkamer, welcher doch »ur den äußeren Anlaß zur Verwirklichung eines in lbeoi längst beschlossene» Personenwechsel» lieferte, in da» Licht der treibenden Kraft gesetzt. Wenigsten» bemüht sich dir freisinnige Presse, dies« Auffassung nach tcräsiea zu verbreiten. Diese Wirkung der Wahl de» jetzigen Zeit- puncte» sür den Rücktritt Herrn von Puttkamer'» ist sicher nicht beabsichtig». Die» wird klar, wenn man bedenkt, daß derselbe beinahe !t Jahre Minister Kaiser Wilhelm'» war und neben loyaler, d>« eigene» mehr klerikal-conservative» Neigunge» zurückdräageader Hin» gäbe an die BiSmarcksche Gesommtpolitik oach nach dem Uctheile de« kritischsten Beobachter« in sei»« Amt»sührnog sich manaigsaüi« Verdienste, intbesondere um die Durchführung der verwaliuug»- resorm, erworben hat. De» Rücktritt eine« solche» Minister« al« da» Werk der Herren Richter uud Rickert erscheine» zu lasse», ent- spricht daher sicher nicht der W,llen»meinnng de« Kaiser«. Wie wenig eine solche Wirkung aber auch beabsichtigt sein mag. so ist sie doch bi« zu einem gewissen Grade herbei,esührt. Daran« entspringt nebeu de» Bedenken allgemein politischer Natur noch eia solche« besonderer Art. Die der Bedeutung der Stellung de» preußischen Minister« de« Inner» entsprechende Wieder, l esetzuag desselben wird dadurch auf da- Aeußerste erschwert. Ein .Rann von Selbstachtung und von Gefühl persönlicher Würde wird Nch schwer entschließen, da« unter solchen Umständen sreigewordeae Porieseuille zu übernehmen. ES kommt hinzu, daß die von der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" bereit» gekennzeichneten Schwierigkeiten, welche au» dem ulSbaldigeu Transpiriren der intimsten Vorgänge de» Staat-leben» in die Regierung Sr. Majestät am heftigsten bekämpfenden Preß- orqane ohnehin bestehen, sich mehr und mehr zn steigern scheinen. Wir machen i» dieser Hinsicht aus die uachsolgenden Mittheilungen der „Freisinnigen Zeitung" aufmerksam: „Unter dem Eindruck jener varlamentarischen Verhandlungen hatte der Kaiser bekanntlich am 27. Mai Herrn v. Puttkamer aus. gcsordert, sich zu rechtfertigen gegen die Anklage der systematischen Beeinlrächtigung der Wahlsreiheit. Die von Herrn v. Puttkam« daraus eingereichle RcchtfertigungSschrift ha« der Kais« al- durchaus ungenügend befunden. Auch dringende Vorstellungen, welche wieder holt von anderer gewichtiger Seite zu Gunsten de» Herrn v. Putt- kam« bei dem Kaiser versucht worden sind, habe» Kaiser Friedrich nicht in seinem Urtheil zn erschüttern vermocht, daß unter dem System Putlkanie, die Wahlsreiheit in Preußen systematisch und gröblich verletzt worden ist. — Ein zweite» eigenhändige» Schreiben de» Kaiser» am Donnerstag hak Herrn von Puttkamer die- knnd- gegeben." „Der Sturz Puttkamer'» ist. wie wir erfahren, auch dem Fürste» Bismarck ganz unerwartet gekommen. Wenn derselbe auch nach seinem letzten Vortrag in FriedrichSkron merke» mußte, daß der Kaiser uirtu» weniger al» befriedigt war über da« Verhalten de« Herrn v. Puttkamer — Herr v. Puttkamer selbst batte am Sonn» abeüd, de» 26. Mai, zuletzt Audienz bet dem Kaiser gehabt —, so soll Fürst Bismarck doch nicht erwartet habe», daß Herr v. Putt- kamer so rasch and so ktästig abgeschüttelt werden würde." Beruhen diese Darstellungen, wie sie sich de» Anschein geben, cus thatsächlicher Unterlage, so muß der Inhalt von Schriftstücke» l»jd selbst von Unterredungen zwischen dem Kaiser und dem Fürsten BiSmarck, von denen naturgemäß nur eia überau« kleiner Krei« vo» Personen berechtigter Weise Kenntniß erlangen kann, mißbräuchlicher» weise der freisinnigen Presse zugänglich gemacht worden sein. Wir haben bereit» zur Zeit der Bismarck-Krisi- aus die Anzeichen von dem Vorhandensein derartiger, nur durch die Krankheit de« Kaiser« erklärlich« Mißstände hingewiesen; die jetzt zu machenden Wahr- riehmllngen sind nicht« weniger al« geeignet, die darau- erwachsen- drn Besorgnisse zu zerstreuen. Ist es dem gegenüber ohne Frage eia schweres, aber von der Vaterlandsliebe gebotene» Opfer >ür die Räthe der Krone, aus ihrem Posten auSzuharren, so wird e» von dem Manne, welcher Herrn von Puttkamer'« Erbschaft übernehmen soll, eia doppelt schwere- persönliche« Opfer erfordern, sich in nicht blo» bezüglich »er zeitlichen Dauer so unsichere Verhältnisse zu begeben. Gleichwohl erscheint e« angesicht» der Bedeutung, welche der Besetzung de» Ministerium» de« Innern mit einem dem gebildeten Bürgerthum in Stadt und Land sympathischen Manne vom Standpunct der nationalen Gesammt- Politik beiwohnt, eine patriotische Ehrenpflicht für den Mann, an den der Rus ergehen wird, sich der dornenvollen Ausgabe zu unter ziehen. Dies«, Betrachtungen minder erfreulicher Art gegenüber bietet der Personenwechsel ini Ministerium de« Innern doch andererseit« den Vortheil, daß. nachdem die Freisinnigen in alle» Tonarten mit dem Rücktritte Herrn von Puttkamer'« die vollste Wahlsreihe!! al» gesichert gefeiert haben, sie den Ausfall der bevorstehenden Land tagswahlen i» vollem Umfange gegen sich gelten lassen müssen, und daß diese daher durchs»« geeignet sind, da» Geschrei d« Wal l- beeinflusiuiig ous seine wirkliche Gestalt zu prüfen. Ohne Zweifel wird die energischste sreisiauige Agitation ia Scene gesetzt werden; die Schnapsinleresseu werden in der üblichen Weise vor den srei. sinnigen Wagen gespannt werden, und wir werden an Verhetzung und Verdächtigung Dinge erleben, welche alle» bisher Dagewesene weit übersteigen. Es wird daher allerdings der energische» gemeinsamen Gegenaktion der nationalen Parteien bedürfen, um diesen General- sturm erfolgreich abzuschlagen. Thun diese aber ihre Pflicht, so ist ihnen der Sieg sicher und zwar dann ein Sieg, welcher die definitiv« Niederlage des Freisinns bedeutet! Die „National-Zeitung". ^welche von jeher Herr» von Puttkamer feindlich gesinnt war. sagt: Nach den Vorgängen der letzten zwei Wochen lieg« «» nahe, da» Ereigniß mit diesen in Verbindung zu bringe»; und e» ist ja auch »ich: zweifelhaft, daß der Kaiser aus ihnen den äußeren Anlaß entnommen hat. um den Rücktritt de» Herrn von Puttkamer durch Bekundung kaiserlicher Mißbilligung herbeizusühren. Allein ohne ,e»c Vorgänge wäre derselbe sicherlich ebensall« erfolg«, den letzten Anstoß würde dann irgend rin andrrer Zwischenfall gegeben haben. Ohne die Anmaßung, die politischen Gesinnunge» Kaiser Friedrich'« inlerpretireu zu wolle», darf man doch behaupte», daß ein scharfer Gegensatz zwischen dies»« und der durch Herr» von Puttkamer ver tretenen Politik immer vorhanden war; e« konnte erwart« werdea. daß demgemäß!dem Thronwechsel ein Wechsel im Ministerium de« J inern folgen würde; wäre nicht sehr bald nach dem erste«» eine acute Phase in der Krankheit de« Kaiser» «»getreten, so hätte Herr von Puttkamer wohl schon srüher Anlaß erhalten, um seine» Ab schied nachzusuchen. Wir haben schon bemerkt, daß die politische Bedeutung eine« Ministerwechsel» ebenso sehr davon abhängt, wer kommt, al« davon, wer geht. In erster« B«iehung sehlt t« zur Stunde a» jedem Anhalt sür da» Urtheil. Wie habe» bald nach dem Thron- Wechsel dargeleg». wie nothwendig e« sei, durch thcilweis» Personal- Veränderung in der Regierung diese aus eine politisch breitere Grund- läge zu stellen, dadurch besser, al» bisher, einen sichere, Gang der Rcgierung-politik i» Uebereinftinimung mit erner festen parlamen tarischen Mehrheit zu gewährleisten Ein Wechsel ,», Ministerium de» Inner« war dafür die »»«läßliche Voraussetzung. Jetzt steht er bevor; indeß wir wisse» nicht, ob bei der Herdkisührnng desselben eine Anssaffung, wie wir sie nach der Bestattung Kaiser Wilhelm'« — und häufig vorher — dargelegt. irgendwie wirksam gewesen. Wir enthalten »n« daher jeder Erörterung ia dieser Beziehung. " Die „Kreuzzei tung", welche vom Rücktritt de« Herrn von Puttkamer am Meisten berührt ist. giebt folgend« Dar stellung de« Verlaus» der Puttkamerkrise: „Aip 26. Mai hatte Herr v Puttkamer mündlich Bortrag be in Kaiser über da» Besetz, betr. die Verlängerung der Legir- laiurperiod«». S». Majestät vollzog da« Gesetz an diesem Tage nutzt, .b«»j«V sich vielaAhr sei», Entschließung vor. übersandt, daun aber ohne jede einschränkende Bedingung am 27. Abend» da» vo» ihm vollrogene Gesetz au den Vice-Präsidenteu de» StaatS-Minifierioms — Fürst BiSmarck weilte noch in varzia — nab sügte ei» eigen- händige» Schreiben an Herr» v. Puttkamer hinzu, in welchem de Erwartung ausgesprochen wurde, daß in Zutuns» die Wahlsreiheit durch amtliche Beeioslassnug nicht werde eiogeschränkt werde». Die Publikation hätte aijo am 26. statt- finden können. Wenn dirielbe »uterblieb, so war dafür, wie wir schon gestern andeuteien, offenbar die Erwägung maßgebend, daß der Kais« zuvor L-voa müsse überzeugt werdru, daß unbefugte Beeiuslussung der Wablea durch die Beamten niemals, jeden- soll« ia keinem einzelnen Au-nadmesalle uugerügi ftattgcsunde». daß vielmehr der legilimr Einfluß de- Beamtenlhum» sich durchaus innerhalb der Grenzen bewegt habe, welche durch dea allerhöchsten Erlaß vom 4. Januar 1882 gezogen warea. Herr v. Puttkamer hat sich der ihm ausgeirageaea BeweiSsührnug tu einem ausführlichen Schreiben an den Kais« unterzogen. In der Audienz, welche Fürst BiSmarck am b. Juni beim Kaiser hotte, ,n einer Zeit also, wo daS erwähnte Schreiben des Herrn v. Puttkamer bereit« sich in den Händen Sr. Majestät be- finden mußte, ioll deshalb auch eine wettere Versolgung der aus die früheren Wahlen bezüglichen Ausstellungen de» Kaiser« nicht mehr ia Aussicht genommen sein. Die Verabredung dürfte vielmehr dahin gegangen sein, daß der Kaiser in die Publicatio» de« LegiSlaiur- perioden.Gesetze« willigte, sich aber vorbehielt, hinsichtlich der von den Beamten gegenüber den Wahlen einznnehmeudra Haltung in einem besonderen Erlaß seine Bcjehle knad zu geben. In Folge dessen erfolgte denn auch die Veröffentlichung de- Gtsetze« am 7. Juni. Ueberrajchender Weife ob« erhielt Herr v. Puttkamer bald nachher rin kaiserliche« Handschreiben, welche« die allerhöchste Unzufriedenheit mit gewissen srüheren Vorgängen bei den Wahlen wiederholt zum Ausdruck brachte, und den Minister de« Innern veranlaßle, sofort um seine Entlassung zu bitten. — So d« historische Verlaus. Die .Kölnische Zeitung" läßt sich auS Berlin olgende« melden: Der König hat da« LntlaffungSgesuch de« Minister« v. Patt- kamer unler Verleihung eine« hohen Orden« an den aus dem Dienste Scheidenden angenommen. Morgen wird die amtliche A». lündignng wahrscheinlich im SlaatS-Anzeig« erscheinen. Der Jubel d« Freisinnigen über diese Dhatsache ist kein einhelliger, da die besonneneren Elemente derselben sich nicht verhehlen, daß sür sie damit nichts gewonnen ist, wenn an Stelle eine« Mitgliedes de« LabinctS BiSmarck ein anderes tritt, dar demlelben möglicherweise größere Festigkeit, aber keine wirklich verschiedene politische Richtung geben wird. Man weiß, daß Herr v. Puttkamer zu keiner Zeit ich besonderer Gnade bei unsrem jetzigen König za erfreuen hatte, wie « überhaupt die Kunst, sich angenehm zu machen, schlecht verstand. Man hatte darum alsbald »ach dem Tode de» Kaisers Wilhelm mit der Möglichkeit des Ausscheidens de« Herrn v. Putt- kamer aus dem Ministerin») gerechnet. Der schlechte GesundheitS- ilstand, in den» damals Kaiser Friedrich sich befand, hinderte dea liuckirilt, der nun zn einer Zeit uud unter Umständen «folgt, die ihm scheinbar einen politischen Charakter verleihen, ohne daß dem die Wirklichkeit entspräche. DaS politische Ereigniß, mit dem die Krise abschloß, ist die Bcrüffenllichung de« preußischen Wahlgesetze«, da« heule in der Gesetzsammlung sicht. Der Austritt deS Herrn v Puttkamer a«S dem Ministerium hat vorwiegend persönliche Ursachen. * Die guten Informationen sich erfreuende konservative Schlesische Zeitung" bringt folgende Mittheilung: Die Veröffentlichung des VersasjungSgeietzeS ist zwar gestern er folgt, ohne baß gleich-eitig ei» neuer Erlaß znm Schutze der Wahlsreiheit erschienen wäre, wie e« freisinnige Blätter mil dem Scheine vollen Cingeweihlseiu» in Vorgänge und Absichten bei Hose mit aller Bestimmtheit behauptet hatten. Allein der Enttäuschung derselben ist eine große Genugthnung aus dem Fuße gefolgt , das Abschiedsgesuch de« Bicepräsidentea de- StaatSminifteriumS, Minister» de« Innern von Puttkamer. Die Gründe, welche zu dieser nuu wirklich eingetreteoeu Krisi« geführt baden, liegen noch keiaerweg» klar zu Tage, uad e« gehört eine genaue Kenntniß dazu, um die ia dea letzte» Woche» baut dorcheiuanbergelauscaea Fäden richtig za durchschauen. Die freisinnigen Blätter werdea ohne Zweifel die Ursache d« PnitkamerkrisiS ia dem gar nicht existirendeu Wahl.,«laß", oder doch ia Meinung«. Verschiedenheiten über dir bisherige Thäligkeit drr Beamten bei den Wahlen, welche im Anschluß an die lärmende» Anklage» au- der Schluß- sitzung de« Abgeordnetenhauses entstand«» leien, finden wollen. Aber wie e» sich — entgegen den Betheueruagen von derselben Sette — herauSgestelft hat, baß der Ausschub der Veröffentlichung de« Wahlperiodengesetze« unabhängig von dem Schreiben ve« Kaiser» vom 27. Mai an den Minister des Innern und sogar »uler Zu- thuu de« Fürsten BiSmarck geschehe» ist, so dürste sich auch ergeben, daß d« Wahlsrage nur ein lose« Glied in der Kiste der sür Herrn von Puitkam« entstandenen Schwierigkeiten bildet. ES ist z. B. jüngst mit dem Anspruch ans Glaubwürdigkeit auch behauptet worden, daß der Kais« deu ministerielle» Eingriff in die Aufführung deS Irümpelmanu'scheu Lutherseftspiel« mißiällig bemerkt habe. So viel steht vorläufig fest, daß dea Anstoß für das EnllassunqSgesuch de« Minister- von Puttkamer nicht das Schreiben de» Kaisers vom 27. Mai. sondern eia gestern ewgetros- sene» gegeben hat, und daß diese Wendung, welche in unterrichletcn Kreisen nicht etwa als Preis sür die Veröffentlichung deS Legislatur- Periodengesetzes gilt, überroschcnd gekommen ist. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hatte heule morgen die «nt« den gegebenen Umständen schwierige Stellung der Minist« betont, dabei auch von der Macht einer Lamarillo gesprochen, welcher Ausdruck hier viel Aussehen macht, und schließlich gesagt, daß die heutigen Minister die LandeSinteressen ihr« persönlichen Empfindlichkeit nicht »vier» dürsten Daß sich drr Minist« de» Innern dieser Pflicht nicht bewußt ge> wesen sei, wird man nicht annehmen können; er wird aber den LandeSintereffca nicyk zn schaden glaube», wenn er nach der ihm fühlbar gewordenen Einsicht, daß er da« zur Fortführung d« Ge- jchäste nülhigc Vertrauen de« Monarchen nicht genießt, um Enthebung von seinem Amte bittet. Gewiß ist auch die politische Gequer- schaff gegen ihn, zum Theil — wie in Sachen der Verwaltung-- reiorm — unter irrigen Voraussetzungen, von jeher größer gewesen, als gegen irgend einen seiner Lollegen, und einer innigeren Feind- schaff der „Freisinnigen" al» er erfreut sich nur noch der Fürst B Smarck. Wenn eS aber jüngst hieß, daß sein Sturz bis ia die konservative Partei biaeia nicht bedauert werde, so ist da« nur in emem anderen Sinne richtig, als eS gemeint war. Die conscrva- tive Partei sieht in Herrn von Puttkamer ihren besten Redner uad hofft, daß er nach Beendig»»« seiner Miaifterlaus- boha an ihre Spitze treten wird; dabei ist es bezeichnend, daß solche Hoffnungen hauptsächlich von dem GroS der Partei, und nicht von dem extremen Flügel gehegt werden, znnial man annimmt, daß er die vo» ihm als Minister belhätigte Frcuiidschast sür das Kartell al« Parteiführer noch mehr zur Geltung bringe» werde. * Nicht uninteressant ist, wie von ultra montaner Seile die Angelegenheit beurtheilt wird. Die „Kölnische BolkSzeitung", welche einen der Schanvartikel auS der „Freis. Zeitung" abdruckt, bemerkt dazu Folgende«: Soweit die Freis. Zeitung. In drn letzten Rus stimmen wir gewiß gern und ausrichtig ein. AVer dea Jubel des Blatte- über Herrn v. Puttkamer'« Rücktritt halten wir sür unklug und ver- srübt. E« ist richtig, daß He« v. Puttkamer die omniche Wahl» deeinflnffuug in durchaus unzuläfsiger Weise geübt und ermunint Hot Die Leutrum-partei Hot in allen zur Verhandlung de« Rich» tage« und de« Landtage« gelangten Fällen üb« ihre Becurtheilung solcher Breiiisluslung keinen Zweifel gelaffen, und noch >n der letzten Sitzung de« Abgeordnetenhause« bal der Redner au« der Mitte de« 'Eentrum«. der Abq Bachem, erklärt, daß er die Vorgänge bei der Wahl in Elbiiig-Marikiiburq im Wesentlichen nicht anders bcuriheile. wie der Abg. R ckert. Man mnß auch anerkennen, daß der Minister v. Puttkamer den amtlichen Einfluß mit besonder« Schärst gegen die freisinnige Pariei gekehrt hat. Aber den Herrn v Puttkamer ol den allein veraniworilichen Träger drr Wadlpolttik hinzu- stellen, da« geht zu weit und ist auch nicht gerecht. E» wird doch Niemand aaoednien, daß der Minister de« Inner» völlig ous eigene Faust Wahlpolitik getrieben habe; wenn er auch in einzelnen Fällen sich weiter vorgewagt haben mag, al« aa anderer Stelle im Ministerin« vielleicht sür rätdlich erachtet wnrd«. Ab« im Großen und Ganzen war seine GcichLft«sührung doch der Ausdruck der Ge- sammlpolitik de« Ministerium«, wie e« in einem Ministenum BiSmarck auch niemals ander« jem kaa». An uav sür sich bedeatet daher der Rücktritt de« Minister« von Puttkam« noch nicht viel für unser gesammle« Regieru,g«syftem. Die fr«,finnige Preffe thäte gut, in dies« Beziehung erst die weitere Emnnckelung abzuworten ehe sie in solchen Iubelan-brüchen sich ergeht. Wa« di« Le »«rum«. Partei anlangt, so wird sie auch dies« Episode mit großer Zurück- haliU ig auszunrhmea haben. Herr von Puttkamer hat ihr, seit er Minister de« Innern ist. wenig zu Lieb« und Manche« zu Leid« gethoa. In verwoltung-sraqea sind die Mitglied« de« Lentrnm« häufig har» mit ihm zusammengeftoßen. Aber die preußischen Katholiken sind bezüglich oer Zusammensetzung der Ministerien nicht verwöhut. »ad darum eikrunea sie hg« Gate besonder« dankbar an. Und so werde, sie e« Herr, ». WMk«M nie vergzssr», daß er r« war, d« al« Tultu«miais«er bezüglich der «ranrigp» Falkffche» Hiiitcrlasjcnschast in mancher Beziehung Wandel geschafft und uamelit- lich aus dem Gebiete der Schule vielfach Anstoß zur Besserung ge geben hat — vielleicht etwa« eifrig« al« aa der entscheidende» Stelle beliebt wurde, da er s» bald da« Enltn-ministerium abgebe» mußte. Al« Minist« de« Ina«» hat er un« weit schlecht« ge- sallea, ober immer noch viel besser, al« eia Natioualliberaler aa derselbe» Stelle un« gefallen würbe. Auch die Wahlsreiheit haften wir bei einen« uationalüberalen Wahlminister am schlechlestru ge borgen. mag ein iolcher auch vielleicht etwa« weaig« herauSsorderad Vorgehen, al« e« die Art de« Herrn v. Puttkam« war. Kurz: wer Grund bat, üb« die eiagetreteue Wcnvuug sich zu freuen, ist un» noch nicht genügend klar. Wir warten den Nachfolger ab uad werten lein Thun mit kritischem Blick versolgea. * Zu der Angelegenheit finden wir in der „Post" noch folgende Mitkheilung: „Wir wollen hier noch erwähnen, daß »ach einer verbreiteten Version — und wo wäre gestern und heule die« Ereigniß nicht Gegenstand der Besprechung ge wesen — die Wahlangelegenheit de» Herrn d. Puttkamer» Plauth, Bruders des Herrn Minister«, sür denselben ver- hängnißvoll geworden, da ihm ein Vorwurf daraus gemacht worben sei. daß diese Angelegenheit nicht schneller abgewickelt worden und daß nickt Beamte, aber der dortige Conservative Verein in unstalthaster Weise die Wahl gefördert. Wir geben diese Erzählung wieder, obgleich sie ebenso gul aus Conjeclur beruhen, wie thalsächlich richtig sein kann." Und die „B e r l. Zolit. Nachr." melden: „Sonnabend Nachmittag Z Uhr and unter dem Vorsitz de» Ministerpräsidenten Fürsten von BiSmarck abermals eine Sitzung LeS preußischen StaatS- ministeriums statt. Ueber den Nachfolger deS Herrn von Puttkamer verlautet noch »ichlS Bestimmte-; eS bürste noch einige Zeit vergeben, ehe ein neuer Minister de» Innern ernannt ist. B>» dahin wird der Unterstaalösecretair im Ministerium de» Innern Herrfurlh da» Amt interimistisch verwalten. Vermischtes. — Berlin, 9. Juni. Heute fand eine Schöffengericht-Verhand lung, welche durch d>e dabei betheiligteu Personen eia gewiffe« ^ reffe «regte, durch die Urtheilsverkünduug ihren Abschluß. Die ng betras die Klage de- ReichStag-abgeordneten Paul Singer gegen den Redakteur der StaatSbürger-Zeituug Bae-ler und den Stadlverordnelen Dopp. Es handelt sich zunächst um einen Artikel der „Slaat«bürg«-Zeitung" vom 7. December v. I., welcher die Unzulänglichkeit der Wuchccgesetze betonte. E» wurde darin au-gesührt, daß durch gewissenlose AuSbenter der Arbeitskräfte vielfach noch mehr Unheil angerichtct wird, al- durch die perfidesten Wucherer, und daß namentlich die Arbeiterinnen unter dem Egoi-mu« solcher wirthschastlichea Ränbcrexiftenze» zu leiden haben. AIS- daun folgt eine Kritik der geschäftlichen Maßnahmen der Firma Gebr. Sinn« den Arbeiterinnen gegenüber. ES wurde behauptet, daß die Firma Singer, deren Mitinhaber d« Kläger ist, die Gelegenheit, die Löhne der Arbeiterinnen zu verbessern, nicht wohrgeuommen, sondern im Gcgentheil ous Kosten der Arbei terinnen der Firma Vorlheile zuznweuden verstanden habe. Bo» genannter Firma würden so niedere Löhne gezahlt, daß die Arbeiterinnen nur iiothdürsiig ihr Leben sristea können, daß die Zirma den geschäftlichen Verkehr mit den Meistern nur dekhalb ab gebrochen habe, um die Löhne »och mehr zu drücken x. E« wurde in dem Artikel speciell ein Beispiel erzählt, daß eine Frau Herrn Singer erklärt habe, daß sie lieber aus ihre Selbstständigkeit bei solchen Hungcrlöhiien verzichten und wieder bei einem Meister arbeiten wolle. Daraufhin habe der Kläger jener Frau eine Extravcrgütung mit den, Bemerken gegeben, daß er sich aus diese Weise mit ihr abfiadea wolle, so daß also „hinten herum" gearbeitet worden sei. damit in dem ArbeitSbuche der Frau die niedrigen Löhne ihren Platz finden konnten. Bei der Anklage gegen Herrn Dopp handelt e« sich am eine per- iöiiliche Bemerkung, welche derselbe in drr Sladtverordnelen-Ber- ammlung am 1. December vorigen Jahre- dem Kläger gegenüber gethau hat. Nach dem amtlichen Stenogramm soll diese Aeußerung dahin gegangen sein: ..Stadt». Sing« wirft mir vor, daß ich den Arbeitern möglichst olle- das Gute, welch« die »euere Gesetzgebung uud der Zug der Zeit ihnen bietet, voreuthalten will. Ich will daraus nur erwidern, daß ich mich als Arbeitsgeber mit mejnen Arbeitern sehr gut stehe und daß dieselben bei mir bester gestellt sind, al- bei denjenigen, welche durch die verwerfe liche Ausnutzung der weiblichen Hausindustrie reich geworden sind' Ten Wortlaut de- letzteren Passus «klärt der Beklagte dagegen für unrichtig. Im llebrigen traten die Beklagten den Wahrheisbeweis an, was zu einer Vernehmung zahlreicher Zeugen führte. Wir können jedoch unmöglich aus diese Zeugenaussagen eingehen, nur die erscheint un« vom moralischen Standpuncie hervorzuheben, daß der Mitinhaber des Geschäft«, Herr Rosenthal, zum Zeugen Schneider meister Maß, als dies« ihm von der Nolhweodigkeit seinen Arbeiterinnen auskömmlichen Lohn zu zahlen sprach, eine Aeußerung that. welche da hinauslies, baß die Mädchen sich de« Abends einem unsoliden Lebenswandel hingeben sollten, sie könnten dann billiger arbeiten. Heute Morgen wurde da-Urtheil verkündet. Da dasselbe nach mehr al» ein« Seite hin interessant ist, theilen wir dasselbe nach d« „Post" hier mit: Der Vorsitzende, Assessor Kanold, begann mit der Begründung desselben. Redner verliest den be «reffenden Artikel in Nr. 286 drr Staatsbürger - Zeitung vom 7. December v. I. und die in Betracht kommende Rede de« damaligen Stadwerordneten Dopp, die dieser in der Stadtverordneten Versammlung am 1. December v. I. bei Besprechung der gewerblichen Schiedsgerichte gehalten hat. In letzter« ist der Satz als strasbar bezeichnet, daß Dopp seine Arbeiter oaSreichead bezahlt und nicht so reich dabei geworden ist. wie andere Arbeitgeber, die durch eine ver werfliche Ausnutzung der weiblichen Hausindustrie reich geworden sind. Redner führt dann fort, Herr Dovp will zwar die Richtigkeit des Stenogramms nicht anerkennen, allein der Gerichtshof bat die Ileberzeugung gewonnen, daß die Fassung dem Wortlaut entspricht. Herr Dopp will sern« dea Kläger durch die Aeußeruag nicht be> leidigt haben, allein die Worte der Hern» Dopp waren als eine Erwiderung ous eine Red« de« Herrn Singer au diesen gerichtet und auS dem Zusammenhang, in bem diese Aeußerung vorgebracht wurde, ist uur auzuuehmeu, daß sie auch Herrn Siuger gegolten Hab«. Daß sie aber als eine Beleidigung anzusehca ist, geht schon au« dem Ordnuuqsrus hervor, den d« Stadtverordneten Vorsteher dem Herr» Dopp zu Theil werde» ließ. Er handelt sich nun darum, ob die dem Kläger vorgeworseuen Thatsachen er wiesen worden sind. Die Angeklagten nehmen dea Schutz de« tz. 193 des ReiMS-StrasgesetzbucheS — Wahrnehmung berechtigt« Jateceffen — sür sich in Anspruch. l>r. Bachlcr erklärt, daß die Arbeiler- sreundlichkeit Singer- nicht durch dessen Verhalten in wirthschastftcher Beziehung bethäligt werde. ES seien daher erheblich: Zwcisel au der Aufrichtigkeit der Arbeitersreundlichkeit Singer- in ihm ausgc- stiegen. Zur Klärung der Angelegenheit Hab« er e» für seine Pflicht gehalten, aus diesen Punct die Oeffeallichkeit Hinzuweisen, und des- bald beanspruche er den Schutz des tz. 193. Da- Reichsgericht führt in einer bezüglichen Entscheidung aus, vaß zur Wahrnehmung de rcchtiqter Interessen gehört, daß der Wahrnehmende subjektiv zur Wahrnehmung der Jntereffen befugt sein muß. und daß auch der Krei« der vom Gesetz« berücksichtigten Interessen objektiv begrenzt ist. Objektiv berechtigte Jntereffen sind aber uur solch«, welche da« Recht auerkenut nno zwar auch gegenüber dem Rechte au Achtung der Person. Eine Befngniß, dir Havtckingea eine« in der Oeffentlichkeit stehenden Manne« zu kritisier», und zwar in Bezug aus die Achtung sein« Person, kann dem vr. Bachler »»cht zuerkannt werden, viel «her eine Berechiiguag nach dem Sittengesetz und der Moral, wa- aber hier bei der recht lichen Brurtheilung der Frage nicht in Betracht kommen kann. Mithin steht dem vr Bachler die Wahrnehmung berechtigt« Jnter effen nicht zu. Des Weiteren fragt es sich, ob der Preffe ein Recht zugestandea werden kann, einen öffentl chen Uebelflaud in der vor stehend erwähnten Ar» zu rügen, aber auch da« muß veraeint werden. Auch sie darf über die Grenzen d« Achtung vor brr Verso» nickt hiaau«geben. Bon dem Begriff „Preffe" ist oach di« sür dieselbe verantwortlich« Person de« Redakteur« nicht zu trennen, daher bot l>r. Bachler der Person de« Kläger« gegenüber keine Jntereffen wahrzunebmeo gehabt Auch Herrn Dopp knan der Schutz de« 8 182 nicht zuerkannt werben, denn wenn er sich auch bei drr hier in Frage kommenden Red« gegen den Kläger ia der Le» theidigunq befunden, so halte d« Inhal« d« Aeußerung mit der vertbeidiguag selbst nicht« zu thuu und überschritt deren Grenz«. Redner prüft iodana. ob in den Beleidig»«» die Merk- m»le de« 8 186 de« Reich«strofgesetzduch« vorliegrn: Wer in ve»ng ans einen Andern eine Ihaii^ch- verbreitet «der behauptet, welche drnselben verächtlich za machen oder in der öffenilich m Meinung Hera! tuwürdigea geeignet ist u. s. w. Redner geht nun speciell au, den Artikel und die Aeußerung de- Herr» Dovp ei». In letzterer ist gesagt, daß Singer sich durch verwerflich« Aa«nntzung der weib lichen Hausindustrie bereichen habe. E« ist zweifellos. daß hierin eine Beleidigung enthalten ist, uad e« kommt nun daraus an, zn prüsea, ob dies« Vorwurs wahr ist. Redner würdigt nun die einzelnen Punkte drr vewe>«ansnahme »nd lgwmt »» dem Resultat, daß tztugrr n»«al z» seinem Lonfectianair Weinstein gesagt had«, er solle aas di« Güte der ,b»altes«nde» Waare» achte». L« H nicht erwiesen, daß die Firma Singer die weibliche Hau«arbett an«, genutzt hat. e« ist nutzt erwiesen, daß die Arbeiterinnen in «rbeii«st»be eine» geringeren Verdienst gehabt habe», wir dea Meistern, ferner ist nicht erwiese», daß die Firma Singer die Preise sür dt« Arbeit herabgedrückt Hobe. Einzelee Zeuge» haben allerdings bekundet, daß sie für diese oder jene Arbeit von der Firma Sing« wenig« Lohn erhallen habe», al« vo» andere, Firmen, diesen steht aber eine noch größere Anzahl vo» Zeug!» gegenüber, welche di« Behauptung widerlege», »nd di« Preise der elilna Sing« nicht ander« gesunden dabeu, wie allenthalben. Zwar ind die bei drr Firma Siuger gezohliea Löhne al« Hnagerlöhn« >aet ward«», ab« dies« Löhne stad nicht andere gewesen, al te bei de, Lonsectio»«firmrn im Allgemeine» gezahlt werden E„ besondere« Wohlwollen für ihre Arbeiterinnen hat die Firm, Singer allerdings nicht a» de» Lag gelegt, sie ha» dieselbe, vielmehr lediglich als Arbeit-Maschinen betrachtet and ousgenutzt. um ihre Saarea so billig al« möglich z, «hafte»; wa« anch die Worte Rosenthal'» beweise», daß di« Mädchen aur der Unzucht uachgcheu möchten, wenn sie nicht genug verdtene». E« ist lest, gestellt worden, daß «oseuthal leicht Io etwa« hinsagt, aber nicht erwiesen, daß er Jemanden dadurch Hobe verleite, wollen, der Unzncht uachzogehe». von einer verwerft che, An-nutzung drr weibliche» Hausindustrie kann hier keine Red« sein, so lange e« nach drn herrlchkudca soriale» Verhältnisse» als ein Recht de» »irth. chaftlich Stärkeren erscheint, de» rvirihichasilich Schwächere» «Wz» nutzen. Ferner ist nicht rrwirseu. daß die Firma Singer, indem sie die Meister «««scheidet und ArbeUSftube, «richtete, dt« Absicht ge- habt bat. die Preise »och weit« herabzudrücke». E« ist nicht er. wiesen, daß Sing« den Frone», die über niedrig« Löhne klaglen, ein« Exlravergüluag gewöhn habe, ohne dies« in di« ArbeiKbüLer einzulragen. Ja einem Fall hat He« Singer einer Fra» 2L ^ bei Abliescrung der Arbeit extra bezahlt. Die« kan» ab« unmöglich al« eine Extravergüttrog sür die Arbeit ongeseheu «erde», den» dazu ist der Betrag viel zu doch. Daß die Angeflagtea de» rechtswidrigen Wille» hatten, Herrn Singer zn beleidige», geht au« dem In-drnck uud der Form bervor. E« kommt hi«bei anch di« feindselig« Stellung tu Betracht, welche die „Staat-bärger-Zeitnng" dem Kläger gegenüber eiantmmt und welch« sich bi« in dieLerhandlnngen diese«Pr»ceste« tztnein geltend mochte. Auch Herr Dopp hat in drr Form gefehlt. Beide hoben sich daher eine« Verstoße« gegen dev 8 186 schuldig gemacht, vr. Bachler hat durch seinen Artikel de» Kläger Singer, welch« Retch«tag«. abgeordnetrr ist uud eine öffentliche Stellung rianimm», schwer der- letzt. Eia solcher Mann bedarf um so mehr de» Schutze« der Gesetze, ol« « makellos dasteh«» muß. Nur dadurch «scheine die Beleidigung milder, daß nicht allein vr. Bachler der Ansicht war, sondern auch in weiteren Kreisen die Mci»»»g herrschte, da« Ler- halten Singer'« bedürfe einer Aosflärnng und er dnrch seine Artiftl diese Aufklärung verschaffen wollte. ES ist daher von der 8«- Hängung einer Gesängnißstrase Abstand genommen worden. De Beleidigung de« Herr» Dopp ist objectiv nicht geringer. Wenn nun auch mildernd ia d»S Gewicht fällt» daß er sie in der Erregung ausgesprochen, ist andererseits wieder der Ort zu berücksichtige», wo die- geschehen ist uud so ist die Strasr festgesetzt worden: Gegen vr. Bachler ans «60 Mark, im UnvermägenSlalle für je 1b ^l einen Tag Gcsänguiß, gegen Herrn Dopp aus 200 Mark, bezw. sür je 1b -R einen Tag Hast. Auch ist, da die Beleidigung beider- eitig eine ösfenlliche war, dem Kläger di« Besngniß »»gesprochen worden. deu UrlheilSteaor ans Kosten der Angeklagte» zu veröffentlichen. Altenburg. 8. Juni. Unter Leitung de» Herrn E. M. Maulhner, Direclor deS Schauspiel-Ensemble» am Wallnertbeater zu Berlin, wird im hiesigen Hosthealer am 20. Juni d. I. ein Cyklu» von Vorstellungen beginnen, der zunächst aus eine bi» zwei Wochen berechnet ist. Herrn Mauthner sollen säst lauter erste künsiicrische Kräfte zyr Seite stehen. Da» Berliner Schauspiel-Ensemble hat bereit» in Magdeburg. Dresden, Elbing, Königsberg und anderen Städten gastirt und weilt jetzt in Glogau. Die Erfolge der Thralergescllschast sollen allerorts künstlerisch und materiell befriedigen. Verkehrswese u. Der »e»e Fahrplan sür »ie direkte, ver»t«tz«»,e, der Sächsischen S»aat»eise«h«tzur». I» diesen Tagen ist der neue Fahrplan für dle direkten Ver bindungen der Sächsische» StaatSeisenbohoeiilsar Sommer 1888 zur An«gabe gelangt nad ia deu Räume» der größeren Bahahös« an- gebracht wordcu. Der Fahrplan enthält die Hanptliuiea der sächsische» Staat», eisenbahnen mit ihren directeu Verbindungen snach alle» Richtungen hin uud zwar beispielsweise bez. der Linie Görlitz.DreSden- Hos, die Verbindungen von St. Petersburg, Warschau, Breslau x. bez. nach Frauksurt a. M„ Stroßburg, Stuttgart, München, Badenser, Schweiz, Tirol und Italien rc. und umgekehrt; bezüglich der Linie Leipzig-Reicheubachi. B.-Hos die Verbindung«» von St. Peler»- bürg, Stockholm, Kopenhagen, vea Rordseebädera, Kiel, Hamburg, Bremen, Berlin »c. bez. »ach Frankfurt a. M-, Stuttgart. München, dem Bodeaser, der Schweiz, Tirol, Italien rc. »ad umgekehrt; be- züglich der Linie Gürlitz-Dre-dcu-Leipzig die Verbindungen in beiden Richtungen mit S». Petersburg, Warschau, BreSlau ic. einerseits uud Frankfurt a. M.. Karlsruhe, der Schweiz, Haanvver, Köln, Aachen, Brüssel. Paris und London rc. andererseits; bezüglich der Linie Leipzig-DreSdeu-Bodenbach/Tetsche» die «er- binduugea in beide» Richtungen mit London, Pari-, Brüssel. Aachen, Köln, Hannover, der Schweiz, Karlsruhe, Frauksurt o. M. rc. einer- seüS und de» böhmischen Bädern, Wien, Trieft uad dem Orient x. andererseits; bezüglich der Linie Görlitz-Dre-deu-Eger die Verbindungen ia beiden Richtungen mit St. Peters dun. Warschau. Brcslaa »c. einerseit» «ad Karlsbad, Marienbad, München, Wien, Tirol» Salzlammergut, Italic» rc. audererscns; bezüglich der Liuie Leipzig-Reicheuboch i. B.-Eger die Bei- binduugen in beide» Richtungen mit S«. Petersburg, Stockholm, Kopenhagen, den Nordjeebädern, Kiel, Hamburg, Hanuov r «. einerseits uud Karlsbad, Marienbad. München, Wien, Tirol, Ealz- kammergut und Italien rc. andererseits; bezüglich drr Linie Berlin- DreSdea-Bodrabach/Letschea die Verbindungen in beide» Richtungen mit St. Peter-barg, Stockholm, Kopenhagen, de» Nord- seebädern, Siel, Hamburg rc. etaerjeilS and dea böhmischen Bädern. Wien, Trieft und dem Orient rc. andererseit«. Dem Durchgangs- sahrplane ist seroer eia au»sührlicheS, übersichtlich zusammengeftcllie« Berzeichniß derjenigen Routcu «od Züge ausgebruckt, bei denen direkte Beförderung der Reisenden ohoeWaaenwechsel statrfindci. Wie im Vorstehenden kurz angedeutet, bietet der directe Fahr plan der sächsischen StootSeiseabahne« ein überall« reichhaltiges Sindienmaleriot sür den Eilenbahureisenden and wir könne» Jedem, der eine größere Reise zu unternehmen beabsichtigt, empsehle», diesen Fahrplan, der ia deu Vestibülen d« Bahnhöse zu finden ist, j» Rothe zu ziehen, er wird nach allen Richtungen hin oft rasch« uad sicherer Auskunft gebe», als eS da« besondrr« für den Laie, osr mit Schwierigkeiten verbundene Aus- und Zusammensuch«» der verschiedene» Anschlußzüge ia deu Lonr-bücher» ermöglicht. (Eingesandt.) Taucha. Unser Städtchen, das von Jahr zu Jahr mehr in der Gunst drr Leipziger steigt und auch stet- bemüht ist. diese Gunst stch zu «halte», wird >a der Zeit vom 17. bi« tz«. Juni d. I. so» große« Schützenfest obhalte». Di« vürgerschützenaesellschns, h-t auch diese» Jahr wieder Alle», wa« in ihre» Kräften steht, aus- geboten, de» erwartete» zahlretchen Gäste» vo» Nah »ad Fern, namentlich aber dea lieben Leipziger», den «useathalt so angenehm al» möglich zu machen. Der echt bürgerlich^euiüthlich« Don. welcher in unserem Städtchen herrscht und welcher frei von Zimpern, auch ans einen gesunden Scherz gern eiugedt, die anerkannt gute» Ver- pflcgungSverbältoiffe, di« altbewährte Gastfreundschaft im Orte, die vorzügliche Bahnverbindung und der so günstig gelegene Feftrlatz mit seinem alle» Ansordrrnnge, entsprechenden Etablissement sin» auch de» liebe, Leipziger Bewohner, wohlbekannte Dinge. Sin weitercr neu htuzngekowuiener Umstand aber ist die sert 1. Juni eingetre!«- vermehrnog der Züge vo» und oach Leipzig «ud di« sür alle Sonntag«züge «»getreten« Preisermaß,;uuq. Der erste Zog von Leipzig nach Taucha geht dort schon früh 8.30, der zweite NM der dritte (nur an Souatoge,) 1.21. drr viert« 1ch9, drr lünsie 6,40, der sechste 7,30 nach Taucha. Die Rücksadrt ist ebensall« sehr güaftig geregelt. E« fährt Abend« 6,28, 7,30 »nd 9,25 em Zug noch Le vz g Außerdem ist Vorsorge getroffen, daß bei etwaigem Bedarf aa den beiden Festsonntagpu »ach dies« Zeit »och Erirazüge nach Leipzig odgelaffca werde». An beide» Sonn- tage» findet solenn« Auszug nach dem Festplatze sowie Ball im Saale statt. Mittwoch ist wiederum ein Kinderseft ia großem Stile angesetzt, der TonuerStaa ist der Tag des Köaig-schuffe» und der KSnigriafel, am Abend findet et» großartige« Feuerwerk statt. Da« Schützenhau-.Etabliffemeut ist im verflossenen Jahre wiederum «weite« und di« Umgebung gewinn« von Jahr za Jahr in Annehmlichkeit »nd Reiz. Alle dies« Verhältnisse z»sammr» werde» gewiß nicht verfehlen, anch diele« Jahr die Leipziger, »eiche Sin» sür volk«thn»ltche Feste habe», zn «ne» An-flng »»» „Tanchoer
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