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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880614
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880614
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-14
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.06.1888
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3K7S Sitzung -er Stadtverordneten. Vorläufiger Bericht. * Leipzig. 13 Juni. Am RathStische anwesend die Herren Oberbürgermeister vr. Georgi. Polizeidireclor Bret- ichneiver, Stalträthe Walter, vr. Schmid, Dictel, Esche, Mechler. Die NathSvorlage, betreffend die Erstreckung der Kranken- versichcrung-pslichl aus Gehilfe» und Lehrlinge »» Handel nud in Apolheken miltclst OrtSstatutS, wird genehniigt, jedoch beantragt, dem tz l den folgenden Zusatz anzusügen: „Diese Bestimmung leitet auch aus Personen weiblichen Geschlechts, die sich in gleichen Stellungen befinden, Anwendung"; ferner, daß dem Rathe die Festsetzung de» ZeitpuncteS, an welchem das OrlSftalut in Kraft treten soll, überlasten bleibt. Der Rath hat beschlosten, der katholischen Schulgemeinde die für Zwecke ibrer Bürgerschule benölhiglen Räume in dem der politischen Gemeinde gehörigen Schulgrundstücke an der Aleranderstragc unentgeltlich unter gewissen Bestimmungen und Bedingungen zu überlasten. Da» Collegium tritt dem RatbSbeschluste bei. Die Berlage, betreffend die Ausführung verschiedener Ar» beiten beim Umbau deS Leihhaus- und Sparcastengebkiudc« mit einem Kostenaufwand von 5530 wird genehmigt. DaS Collegium genehmigt weiter folgende Borlagen: n. die ständige Anstellung eine» dritten thierärztlichcn Äfsi- Ilenlen für den Schlacht- und Viehhos; d. die Erbauung eines Gartengebäudes (Colonnaden) im Börscngarten deS Schlacht- unv Biebhoses mit 25 000 Aufwand; c. Beschaffung der für die Reparaturwerkstatt im Maschinenhause der gedachten Anlage erforderlichen Maschinen, Werkzeuge und Materialien, sowie AuSstattuiigSgegenstände mit 26l0 Gesammtauswand. Weiler werden die Vorlagen betreffs der Gründung und Dotirung von Beamtenstellen re.» sowie deS HauShaltplanS sür den Schlacht- und Biehhof sur das Halbjahr 1. Juli bis mit 3l. December d. I. und die Gebührenordnung sür den Schlacht- und Biehhos in der Hauptsache genehmigt, und Ovar mit dem vom Ausschuß beantragte» Gesuch an den Rath, dem Collegium nach Ablauf von 3 Monate» nach Er öffnung deS Swlucht- und ViehhoseS eine Uebersicht über die BctricbScrgcbnisse desselben vorzulegen. Die Einführung der städtischen Wasserleitung in daS »eu- erbaule Schulgebäude an der Marschallstraße zu Reudnitz wird genehmigt. Der Borlage, betreffend den Neubau deS PolizeiamtS- gedaubes, welcher auf 787 000 Kosten veranschlagt wird, tritt daS Collegium mit den vom Bau-, Ockoiiomie- und Finanz-AuSschuß gestellten Anträgen aus bauliche Abände rungen :c. »ach längerer Debatte bei. Hieraus folgt eine nicht öffentliche Sitzung. Vermischtes. — Hirschberg i. Schl., 12. Juni. Nach einer Meldung deS „Boten aus dem Riesengebirge" bestieg daS Prinzcnpaar Heinrich heute die Schncckoppe von Krumm- bübel auS zu Fuß über» Gehänge um 10»/« Uhr. Nach zweistündigem Aufenthalt aus der Koppe trat cS alSoann »bar den Koppenplan. Mittagstein, Kirche Wana die Rück kehr an. Ankunft in Krummhübel um 7 Uhr AvendS. Laub an, 12. Juni. Das 500iährige Schützen Jubiläum der hiesigen Bürgerschützen-Gilde, verbunden mit dem XIl. Schlesischen Provinzial-Bundes Schießen, welches vom I l —18. Juli er. abgehalten werden soll, verspricht in der Thal ein wahrhaft großartiges zu werden. Ter Fesiplatz, ca. 2«> Morgen groß und prachtvoll gelegen, bietet eine wunderbar schone Fernsicht, im Tbalo die Stadl, am ferne» Horizont das Riese» und Fsergcbirge. Der Festplatz mit een großartige» Bauten: Schießhalle. Fcstballe, Munkballe :c. und den großen Blenden sür den Echirßstand (es werden >0 Scheibe» außer den ständigen Einrichtungen der Schützen gilbe ansgestellt), bietet das Bild einer kleinen Festung. Ei» geladen sind 223 Gilden mit über 30 000 Schlitzen, wovon bestimmt über 3"00 erwartet werde». AllcS arbeitet sür das Fest und Feder ist bemüht, dasselbe zu verherrlichen und zu verschönen. Die Bürger sind den Schützen in liebens würdigster und hochherzigster Weise durch Geldopser, durch EittgnartierungS und AuSschmückungö Zusagen entgegen gekommen. (-) Gera, 13 Juni. Gestern traf der commandirende General des vierten ArmeecorPS. Epccllcnz v. Grol- inann, von Greiz kommend hier ein und ist in, Hotel ..Frommster" abgestiege». Am Abend fand Zapfenstreich N,tt und um 0 Uhr wurde demselben vor dem Garten der . Tonhalle" ein Ständchen dargcbraLt. Im Lause des heutigen T lgcS wird die Besichtigung der Truppen und Caserne er- lolgen. — In kein Massenquartiere der schlesischen Maurer, daS in rwei Scheunen der Leipziger Straße bei B-ginn deS ManrerslrelkS eingerichtet wurde, ist in einem Falle eine Erkrankung au TyphuS vorgekomnicn, und cS wnrden Vorkehrungen getroffen, um ein tlinsichgreisen dieser >liankbeit z» verhüten. Wie wir hören, soll die baldige Schließung dieser Wohn- und Schlasslätte angeordnet sein. --- In Wien bat am 10. d. in Anwesenheit der hervo" ragendsten Mitglieder des Hochadcls und der Hof und SlaatSwnrtentrager die Dränung deS Prinzen Conrad zu Hohenlohe, eines SoluieS de» Ersten K K Oberhos meistero Prinzen zu Hohenlohe, mit der Gräfin Franziska ochönborn, Tochter des Grase» Erwin von Scbönborn- Bnchheim. slattgesilnken. Aus dein weiten Platze vor der Bl'tivkirche und aus der Terrasse desselben batten sich, der Dentichen Zeitung" zufolge, Hunderte von Mensche», darunter l'anpksächlich Damen, versammelt, welche die glänzende Ans iil'rt und die Kleiderpracht bewundern wollten Die Brüder - BranligainS, Gottfried und Philipp Prinzen zu Hoben lob sowie die jungen Grasen Schenborn cmpsiiigei, die Gaste, iiiiler welche» sich vom Hose Erzherzog Karl Ludwig mit Gemahlin, Erzherzogin Maria Theresia. Erzherzog Ludwig Victor, Dom Miguel Herzog von Braganza »nk Priii; Gustav von Sachse» - Weimar besanden. Nach dem Hochmut hielt Feldbjschos Vr. Grnscha eine Ansprache an das Vrantvaae und tbeilte zu», Schlüsse »>it. daß Papst Leo XIII »rch den Wiener Nuntius Erzbischof Galimbcrti dem Paare ' inen avostolischen Segen übersendet habe. Hieraus wurde eie T >a»nng vollzogen Um l Ubr war die Feier beendet. Ei» Frubinahl vereinigte dann vor der Abreise der Neuser in Glien die Hochzeitsgesellschaft im Schönborn'schen Palais in der Renngaste Abends begab sich das junge Paar aus da> Tchonborn'sche Jagdschloss in Brunn bei Wildalpcn in Steiermark. Ilkdcr die außergewöhnliche Geistesgegenwart eine' ThierbandigerS brachte ei» dänische» Blatt, „Danskc l'lriL rar einiger steil au' Ringkyübing (Jütland) einen inter- e"an>eu Verickl. de» wir nachstehend tm Auszüge wiedergeben. AIS i > der genannten Stadt die renommirte Elinond'jche Menagerie ibre zweite Verstellung aab und der bei derselben engaqirle Tdier- I ,Sigcr »nd Dreffeni M John Larelb, ei» erst l8 bi» 19 Jahre rrlilenber langer Mann, aber vo» einer sür sei« Alter ungewödn- I N , Größe nud Korperkiast, seine bereit» am ersten Tage unter mos: in V isnll vorgesührlen Produktionen wiederholen wollte, tra? den'etl'en ein Untall. der da» ansregendt Schauspiel leicht zu einen, tra nicken Abschluß gebracht batte. Nachdem ein Iul.1i der Musikcapellc den Beginn seiner gesahrvollen Action anqekündigl. beirai Me. John Suresh den Käfig, in welchem sich zwei Buren, zwei Hyänen, ein Leopard und ein Wolf befanden, und ließ van diel-r gemischten Gelelllchast zunächst verschiedene Uiiiislnüik' ciuSssihrea, bei denen die Bestien den gewoaiik! Gebori-im zeigten Nur bei der von dem Thierböndiger seinen wilden Zöglingen anbelohlenen Völlige ließ sich der Bleis trotz alle i Zuredens nicht bewegen, durch den »»l knatternd:»! »nd funke«, 'oriil nd:m Fcucrio >k iiiii te!'-»«-, Reisen zu springe». Ilni ihn z.u» ii > z n. oer'epte ,i»n >e»i ärgerlich geworkciicr Tresseur em n . - b n Hieb »nt seiner wuchl gen Gerte. Anstalt icdoch dieser tiih Mabnung Folge zu leisten, sprang der Dols mit ansge sperrte« Stachen wüthead aus sh» lo» — ei» Schrei de- Entsetzen« ertönte aus dem Publicum, einige Damen fielen in Oynmacht — abee im Nu hatte Me. John Snresh den Wols mit Riesen kraft an der Kehle gepackt, ihn gegen die Eisensläbe deS Gilters geschleudert und dann mit einem raschen Sprunge den Käfig verlassen, dessen Thür ins Schloß werfend. Außer einigen Hautabschürsungen von den Tatzen des Wolfes war der lühue Thierbändiger unverletzt geblieben, was er neben der vo» ihm betkätigten Kaltblütigkeit und Muskelkraft auch seiner außergewöhnlichen Körperlänge zu danken hatte, die den Sprung der Bestie, welche es aus die Kehle ihres Angreifers adgcielcn hatte, zu kurz gerathen ließ. — Es zeugt gewiß nicht von germgcni Muthe, daß der Thierbändiger, nachdem er sein zerrissencs Lostum gewechselt, ungeachtet der laute» Einsprache des PuvlicumS noch einmal in den Käsig ging und bei dem jetzt cingeschüchterlen und gefügig gewordenen Wolse seinen Willen durchsetzte. Dan» pro- ducirte ec sich noch ü» Centralkäfig »nt 4 vierjährigen bengaliichen Löwen, welche erst ei» halbes Jahr in Dressur genommen wäre» und »och genügkirdc Spuren ihrer Raubihiernatur erkennen ließen, um die Veiuchcr sür den jungen Thierbändiger bangen zu lassen, der trotz des vorhergegangenen Zwischenfalls kühn und ruhig in mitten der dumps rollenden, mit den grüngelben Augen unheimlich unkelnden Riesenkatzen stand. Ueber daS Kneipenleben in Berlin. * In der „Kölnischen Zeitung" finden wir eine Schilderung des Berliner KneipenlebenS und einige sehr treffende Be merkungen dazu, die übrigens auch sttr Leipzig zum Tbeil Pasten. ES heißt da: stu den angenehmsten Erfindungen gehört unstreitig die Stillung des Durstes. Der Name jenes Urmenschen, welcher zuerst irgendwo aus dem Erdball zu Nutz und Frommen der Zeitgenossen in vor« ündslulhlichcn Tagen die erste Kneipe austhat, ist leider unbekannt. Jedenfalls war diese erste Anstalt sehr bescheiden. WaS bat sich aber im Lause der Jahrtausende aus dieser Keimzelle entwick ll! Die Großstädte vor allem weisen diesen Fortschritt aus. Man de- irichnete daS Mufikdrama als das „Kunstwerk der Zukunft" — ich leugne cs nicht; das zweite Kunstwerk dieser Art ist die heutige Riesenkneipe der Groß- und Weltstädte. Auch in ihr haben sich alle Künste vereint: Baukunst. Bildnerei und Malerei, Musik — vertreten durch Ricseii-Orchestrions — und Dichtung, da sie sür die Wände Trinkreime liefert, in welchen Durst und Vaterlandsliebe so sinnig vereint sind, wie z. B.: „Das Trinken giebt dem Deutschen Kraft, Es lebe hoch der Hopscnsast!" und: „So laug der Germane zu Biere geht, So lang Las deutsche Reich besteht." ES ist schwer, die genaue Zahl der Berliner Wein- und Bier kneipen zu bestimmen, weil stets eine Anzahl nach kurzem Bestehen v rschwlndei und neue auftauche». Rechnet man zu dm groß.» und kleinen Schankstätien »och die großen und mittler» Gastliche, die Gärten der Brauereien u. s. m, so ist die Zahl von etwa 7000 Kneipen nicht zu hoch bemessen. Do man die Kruder und einen großen Tdeil der weiblichen Bevölkerung abziehen muß, so bleiben ür die vorhandenen Anstalten etwa 600 000 Gäste. Somit entsallt aus 00 Entwohner eine Schaiikstätte. Eine sehr große Zahl vo» Großstädtern ist zum Kneipenleben gezwungen. Vor Allem die allermeiste» Junggesellen, salls sie sich nicht bei Familien in Kost und Wohnung begebe». Dos ihul aber mir ein sehr kleiner Tbeil derselben. Doch auch vecheiiathcte Männer müssen oft die Mittagsniahlzeit in, einem Speisehau'e ein- nehme». Sehr viele Geschäftsleute, Beamte aller Art, Zenungs- ichnststeller wohnen in den entsernten Borstädten oder in ten Boroiten, während ihre Arbeitsstätten und Bcrkausslädcn mehr in, Mittelpunkte der Stadt liegen. Die Sitte des späten Mittagsmahls, 6 oder 7 Uhr Abends, hat sich bei uns nicht eingebürgert: sie kau» es auch nicht, weil die Zeiteintheilung des Berliners es nur aus- nahmsmeise gestattet. So nehmen den» Tausende von Ehemännern Mittagsbrod oder ein stärkeres Frühstück in der Freizeit zwischen de» vormiitägigcn und nnchiinitägigcn Arbeitsstunden zu sich. Das eigentliche Kiieipenleben beginnt jedoch erst in der Abend zeit und erstreckt sich ziemlich weit in die Nacht. In Wim sind säst alle Speiiehäuser und Triiikstätle» vor !0 Uhr leer: in London geht der Angehörige der besseren Stände überhaupt nicht viel in Restau rants; sem Club bietet ja mehr; der Südländer ist ii» Ganzen zu mäßig, als daß ihn der Aufenthalt in Kneipe» sehr anzöge, und zieht das CasS vor, wo er wenig oder nichts verzehrt. Bci uns ist daS Gasthauslebc» zu einer säst unbezwinglichcn Gewohnheit ge worden, welche übrigens nicht in Berlin allein, sondern in ganz Deutschliind berrscht. Wie mir scheint, geht sie über daS Maß Le-s Gesunden bereits hinaus. Wer i» Berti» einige Wochen oder Mvnaie gewisse Hauptstraßen nicht durchschritten ha», kann sicher lein, Laß er wieder einen kürz- lich erössnetcn Bierausschank ober gar einen neuen Bierpalast ent deckt. Es hat sich eine merkwürdige Grschäslsiibiinq entwickelt. Seit etwa einem Jahrzehnt hat sich der Culius des „Echten" auSgebreite und jetzt tobt ein Kamps der Gcbräue, welcher zwar noch nicht seinen Homer geftnidcn hat, aber sicher ihn verdient. Große, sehr leistungssähiqe Brauereien bieten die Mittet zur Anlage reich ans- gestatlrter Schankstätien, erbauen wohl auch Häuser sur solche, um aus diese Art den Absatz zu steigern. Viele dieser Mirihschasicn, so z. B. jene, in welchen daS „Spaten- bräu" ausgcichkickt wird, sind vom frühen Vormittag an besnckit und zu gewisser Zeit so überfüllt, daß man mit Mühe eine» Stuhl erobert. Die Unsitte deS Frühschoppens sorgt Bormittags sür die Füllung der Räume, der Abenodurst Abends — ich zwe sie nickt, daß sich allinälig auch der NachmiltaqSLurst zn einer Macht ent wickeln werde. Sicherlich gewinnt der Staat, wenn viel geistige Getränke verbraucht werden, größere Einnahmen: es gewinnen Brauer und Wirlhe. Leider aber auch die Aerzie. Em älterer, sehr angesehener Vertreter der Heilkunde sagte mir kürzlich: „Die Dick leibigkeit bei jungen Jahren nimmt in Berlin merklich zu. C ne große Menge von Krankheiten ist nur dem Bicrgenuß zuzuichreibe», welcher von Jahr zu Jahr in unvernünftiger Weise znnimmt. Niemals habe ich so viel Leute von dreißig bis siiniiinddlrißig Jahren nach Marienbod, Karlsbad und Teplitz senden müsse» wie j tzt. Und in all den Fälle» trägt da- „Eckte" die Hiupisckiiia". Diese Beobachtung habe» Mir andere Aerzte aus dem Kreise ihrer Erfahrung bestätigt. Der Durst ist sicherlich ein schone» Erbe un serer Alivordern, aber dessen künstlicheZüchlung aus Kosten der Ge- sundheit scheint mir nicht allzu eiilviehlenswerlh zu ici». Das ver mehrte Angebot steigert hier die Nachträge, der Durst mehrt sich, je mehr Quelle» fließen. Diese Tliaisache schlägt zwar bewährte» Satzungen der VolkSwirtlischaftslehre ins Gesicht, aber sie steht »u- lestreilbar da. Eni „Krach in Bier" in Folge von Uebererzeugung scheint in deutschen Landen unmöglich. Aber die Schädigung der Gesundheit ist nicht das einzige der liebet, welche dem Wirthshauslcbe» entspringen. AIS das größte derselbe» muß die Rückwirkung aus das Lebe» der Familie betrachtet werden. Es ist ja dem Hausvater gewiß nicht als Unrecht anzurechnen, wenn er ein- oder zweimal in der Woche die Kreiie von Bekannten und Freunden aussucht. Die Wohnungsverhültnisse und die Ein nahmen gestatten ja nur wenigen, im eigenen Hause oitmals einen gröberen »reiS zu bewirthen. Auch dann übrigens stellt sich dns Bedürfniß ei», sür einige Stunden einen Wechsel der Umgebung eiiNrelen zu lasse». Eiud auch die Gespräche am Bierli'ch selten Quellen politischer oder anderer Weisheit, so lenken sie doch von der Wc>klagearbeit ob. Und selbst wenn einer nur über den Gang der Geickaile, über den Laus der Zeiten klagt, je nach seiner Partei- stelliiiig eus die Gegner schilt, so wirkt auch eine solche Erregung beim Bier wohlihäng aus das Gemülk ein. Leider ober wird der Wirtkshnusbesnch immer mehr zur Ge wohnheit in weite» Kreisen der Bevölkerung. Stundenlang sitzen d e Männcr dann >» den trotz aller künstlichen Luftzufuhr staub- »nd rauckcrsülllcn Zimmern und Sälen »nd trinken immer mehr, als zur Stillung des Durstes »öil ig ist. Diese- Leben giebt den besten Rübr- bodeii süe jene gesteigerte Erregbaikcit ob. welcke in Berlin sich in alle» Kämpfen des Tages deine!kbar macht. Hier gewinnen den Sieg die stärkste» Lungen und die uncrniiidlichsten Zungen; hier wird gezüchtet jene politische Bielg stästigleit, welche über Altes urthkilt und Alles verurlheilt, was nicht zu dem Bekennlniß des Sprechers pastt; hier blühen jene leeren Redensarten, besonders die eines abgestandenen Freisinns, welche dann i» Bürgervereilie» »nd Volksversammlungen ans di Ned ierbüdne verpflanzt werden, Icidcr auch in verschiedene hohe Häuser sich verirren, wo eigenilich mir des Llaales Wohl höchstes Gewtz sein sollte. Währenddem verbringen die Frauen die Abende zu Hanse. Die Folqe davon mußte Langeweile sein. Jst's da verwunderlich, wenn »inner mehr und mehr die Frauen auch am Aindshaiislebcn Iheil- znnehmen beginnen? In sehr vielen Wirtbichasieu, welche vom Mittelstände besuch» werden, besteht die Halste der Kreiie an de» Tische» ans Frauen und Mädchen Aber nun sind auch Kinder in« Hause, wo dann oft Jemand seht», drr sie beanijichiigen könnte. Ta liegt der Anstveg a» der Hand, man kann ja die Kleine > auch mitncbmen. Und so kan» der Be'ucher der großen Sckank'iStt » 'ehe oft beobachlc». daß sich an den Tischen nicht nur zeln . zwo'- tahrige Kinder, sondern auch solche von vier und fünf J-vren be finden. Und da« zu einer Zeit, wo Ktuder in d«S Beit gegören, »nd ln edier Luft, ta welcher n»r a»»grptchtr AKämikrlnn^» sich wohlsühlen mögen. DaS mag noch im Sommer in großen Gast- gärten hingehen, zu einer andern Zeit ist eS ein Frevel an der Gesundheit der kleinen Menschenpflanzeu und ein Frevel au ihre» Seelen. Je »eicher die Räume ansgestaitet sind und je leichter zugänglich, desto mehr ziehen sie an. Der Unterschied zwischen ihnen und de» oft so sehr beschränkten Wohnungen de» MittUstandeS fällt ins Auge und das bescheidene Heim verliert immer mehr an Reiz. Dabei aber vergessen die Leute, daß sie mü jenem Gelbe, welcher jährlich dem Moloch de» BierS geopfert wird, nicht nur das Heim sich traulicher, sondern da« Leben inhaltreicher sich gestalten könnten durch geistigen Genuß. Mögen ldie Tempel de« Gambrinus noch so großartig sein, ihre unheimliche Vermehrung erscheint mir nicht als ein Maßstab wachsender Gesittung. Die vornehmen und theuren Wirihschaften sind viel minder gefährlich, da sie nur einem beschränkten Kreise zugänglich sind. Aber auch sie nehmen zu an Zahl und an verschwenderischer Aus stattung. Einen noch viel größeren Einfluß habe» aus die Art des Berliner Lebens die Lasss ausgeübt. Sie sind zu uns aus Wien verpflanzt worden; Wiener sind Besitzer der meisten und die Kellner stammen säst alle, vom Zählkellner bis zum sogenannten „Piccolo" (dem kleinen Kellnerjunqen) anS Oesterreich. Früher herrschte unumschränkt die Eonditorel. Mehrere derselbe» haben eine Rolle gespielt, waren Bereinigungsroum der Schrift- stell», Künstler, Schauspieler und zuweilen auch der Politiker. Längst ist ihre Glanzzeit vorüber; eine der berühmten »ach der andern ist eingegangen, und nur Kranzler an der Ecke der Linden und Fricdrichsstraße hält sich noch. Heute hat jede Vorstadt ihr Wiener Lass und in einige» Hauptstraßen giebt eS deren mehrere, meist mü größeren Geldmitteln ausgestattet, mit riesigen Billard- sälen, Spiel- und Lesezimmern, die letztere» mit oft mehreren Hnnderten von Zeitungen aus allen Ländern versehen. I» dieser Hinsicht schlagen sie die CasSS aller mir bekannten Großstädte; besonders reich ist das CasS Armer Unter den Linden, da» meist besuchte Berlins, hervorragend auch durch seinen Bilderschmuck. Diese Anstalten sind bei dem Umschwung unserer Stadt zur Weltstadt in gewissem Sinne eine Nothwendigkeit geworden. Für die vielen Fremden wie sür die Einheimischen, welche Zeitungen lesen wolle», waren große Räume nöthig. welch« von keiner Con- ditorci gcboten wurden. Das sich entwickelnde Nachtleben ist theil- weise durch sie hervorgeruse» und sie werden von ihm erhallen. Es giebt jetzt kaum eine Gesellschaft mehr, »ach welcher die Herren nicht, und wäre cs noch so spät, in einem CasS „endeten". Während der Faschingszeit vornehmlich strömen ost ganze Schaaren von Herren und Frane» in Balltracht gegen 3 oder 4 morgens in die Casös; die anständigen Frauen meist aus Neugierde, die weniger anstän- digen aus ander n Gründen. Noch vor zwanzig Jahren wäre cs beleidigend gewesen, einer Frau aus besseren Ständen vorzuschlage», baß sie nach einem Balle in der Fcsttrachi noch in eine solche Wirth- schast gehen solle — deute sind wir freier, großqeistig geworden und sehen nichts darin. Und im Grunde ist der Anblick, welcher sich hier os» bietet, nicht eben allzu sein, denn um diese Zeit pflegten die übrigen Besucherinnen in nichts den Vestalinnen zu gleichen, und die anwesende» Männer zeichnen sich nicht durch Zurückhaltung in Blicken und Worten aus. Auch zu andern Zeiten sind Frauen und ganze Familien häufig in de» anständigeren CafsS anzutreffen — besonders auch nach Schluß der Schcniipielhänser und Musikaussührungcn. Die Möglich- keil, ein kmistiiches Bedürsniß zu besriedige», verstärkt es. So ist» Bielen ein Bedürsniß geworden, mitten in dem wechselnden Treiben zu sitzen im ousdringlichcu Licht der Glühlampen bei einer Tasse Kaffee. AllcS Beranstaltungen. um die Nerven durch Aufregung abzuspannen, d. b. großstädtisch zu machen. Für kurze Zeit übt die Beobachtung diese- Leben- einen gewissen Reiz aus. Dis eine Lass dient zum Zusammenkunft«»« aller „Künstler". Da kommen Mitglieder der königlichen Schauspiel- häu'cr und der andere» Bühne», neben den „Sternen" des Circus »nd anderer „Kmistanstalien"; die Springer und Clowns, die Zwerge, die „Artistm", welche Abend- aus dem Trapez in einem G-wande, welches keinem Gewände zum Verwechseln gleicht, ibre halsbrecherischen Kunststücke zum Beste» giebt. Anderswo treffe» sich die Männer des ZeiiungsivesenS, wieder in einem andern CasS um eine bestimmte Zeit Osficiere aus vornehmen Truppentheilen und einige jüngere Mitglieder der Gesaiidtschasten: zn anderen Stunden klrriiere Vörienleute und Geschäftsvermittler aller Art. Wieder ei» anderes Casö vereinigt von Nachmittag bis in die späten Nachtstunde» Frauenzimmer der Halbwett und Männer aus säst ollen Schichten der Gesellschaft. Hat man jedoch dieses Getriebe ein Dutzendmal aufmerksam be obachtet, dann ist man dessen satt: eS ist stets dasselbe Stück mit den gleichen Rolle», wenn auch von anderen Leuten gespielt. Aber Tarnenden wird es dennoch zum Bedürsniß, sie sind nicht im Stande, ihr Tagewerk abzuichließcn, wenn sie nicht noch vorher eine oder mehrere Stunde» in de» Cafes zugebracht, elende Lust geathmet und zehn bis zwanzig Blätter überflogen haben. Die Kaffeehäuser dienen zu allen möglichen Zwecken: hier werden vor und nach der Börse Geschäfte besprochen; hier Verab redungen aller Art getroffen; hier kann man Briese schreiben; Vertreter der Zeitungen versoffen an einem Tischchen nicht selten bre Berichte; für gar manche ist das Casö drr Ort, wo er einzig zu finden ist, wenn seine Wohnung ihm nicht gestattet. Jemand zu empiangen, hierher läßt er vielleicht alle sür ihn bestimmten Briese richten. So erleichtern diese Stätten die Ausbildung des Zigeunerlebens, welches in Weltstädte» Tarnende sührcn; die Zahl dieser Zigeuner, deren Treiben sich dem Blick oberflächlicher Betrachter entricht, ist eine nicht geringe — unter ihnen findet man Schriftsteller, Künstler, Musiker, gescheiterte Referendare, Aerzie ohne Vermögen und ohne Kranke — kurz, daS geistige Proletariat in allen erdenklichen Spielarten. Wie die Verhältnisse in den Großstädten liegen, machen sie solche Cafes ebenso »ölbig wi- die Bierpaläste Aber auch aus ihnen er- giebt sich vielfache Schädigung Vrs häuslichen Lebens. Viel gefährlicher jedoch sind die Kneipen mit weiblicher Be dienung. Diele bilden geradezu einen Krebsschaden im Berliner Leben. Im Süden Deutschlands, besonders in München, ist die Kellnerin eine Iand:sitbliche Erscheinung und ihr Berus als solcher ein an ständiger. Das ist vier nicht der Fall. Die Bier- und Weinstuben, wo man. wie die Windung lautet, „von zarter Hand" bedient wird, sind zu einem sittlichen Mißstande gcworde», der sich nicht im Vorübergehea schildern läßt. Literatur. IKcschichte de» römische» Kaiserreichs von der Schlacht bei Aciiuni und der Eroberung Egyvtens dis zum Einbrüche der Barbaren von Victor Duru». Ueberfttzl von Prolessoc Or. Gustav Hertzberg. M t ca. 2000 Illustrationen. 75.-77. Heft ä 80 /L. Verlag von Schmidt L Günther in Leipzig. — Diese drei Lieferungen ent halte» folgende Abschnitte: Gordian HI. Kaiser Philippus. Versal! der Industrie, de« Verkehrs und der Künste. Entvölkerung des Reiches. Kaiser Decius. Die Gothen und die Christen. Ver wüstungen der Barbaren im Reiche. Kaiser Valeria». Neue Ber- solquiiq der Christen. Die Welt der Barbaren. Die römische Armee. Tie Verwaltung. Nicht weniger al- 72 Illustrationen meisterhaft ausaeiührt zieren diese Lieserunge», und steht da- prächtige Werk betreffs des Bilderschmuckcs unerreicht da. Aus dem Geschäftsverkehr. k Zeichwitz bei Zwenkau. Seitdem im hiesigen, so idyllisch und an der Grenze der Harthwatdnngen gelegenen Orte der Gast- hos zur ,.Deutsche» tKiche" in den Besitz des Herrn Seissert, eines limsichligkn »nd tüchtigen Wirthes, uberqegangen ist, erfreut sich derselbe eines regen Verkehrs von Ausflügler«, namentlich auch von Le pzig aus, und nicht wenige Vereine und Geiellschastcn pflegen d'er ibre Lomnieriestc rc. abznhalicn, da ein schöner und geräumiger Garten mit Spielplatz sür Kinder, Aegelbadu, Tanzsoal und ge- räumige R staurationslocaliläten zur Verfügung flehen. Die V w rthuug ist eine sehr gute und darum pflegen Besucher, welche hier Einkelir gehalten habcn. auch gern wieder zu komme«. s Dresden, 13. Juni Se Maiestät der König hat den Amtsrichter bei dem Amtsgericht Dresden Kurl Rudolf von Kvaw zum Landgerichtldirector bei dem Landgericht Dresden zu ernennen geruht. ch Dresden. 13 Juni. Im schlesischen Bahnhof ist gestern Abend ein schon Jahre lang als Rangirervormann beschäftigter Arbeiter, wahrscheinlich infolge eine« unglücklichen Zufalls, abgerutscht und am linken Unterschenkel schwer ver letzt worden. Telegraphische Depesche«. * Serajewo, >3 Juni. Der Kronprinz und die Kronprinzessin sind beute Morgen hier eiagetrofsen. Der Kronprinz schritt am Bahnhof« die daselbst ausgestellte Ehrencompagnie ab und erwiderte huldvoll die Ansprache des Bürgermeister«, während die Kronprinzessin die Borstellung mehrerer Damen entgegennahm. Vom Bohnhose bis zum RegirrungSgebäude, woselbst daS Hoslager sich befindet, bildete eine dichtgedrängte Menge Spalier, welche da« kronprinzliche Zaar mit enthusiastischen Zurufen begrüßte. Die Stadt ist cstlich geschmückt. * Schwerin i. Meckl., 12. Juni. Der Großherzog trifft beute Abend in Gelbensanve und die Großhcrzogir Anastasia in Schwerin ein. * Pest, 12. Juni. DaS Abgeordnetenhaus nahm die Borlage betreffend die Regulirung VcS Eisernen Thores, an. nachdem der Minister Baroß die internationale Ver pflichtung und die große volkswirthschastliche Bedeutung der Regulirung eingehend vargelegt hatte. * Paris, l2. Juni. Der Ministerpräsident Floquet wird sich am Sonnabend nach Marseille begeben, um an den dorligen Festlichkeiten theilzuuchmeu. — Der TranSport- dampser „Canton", aus welchem der Gesundheitszustand nun- mehr ein besriedigendcr ist. hat die Erlaubniß erhallen, in den Hasen vo» Toulon «inzulausen. * London, 12. Juni. Unterhau«. Der Präsidentde» Comitös der Localregierung Ri ich i c kündigte an. die Negierung werde die Bestimmungen betreffs der Schankwirthschasten in ber Localverwaltungbbill fallen lasten. * Madrid, 13. Juni. Der Marschall Martine;, General-Gouverneuer von Neu-Castella, schrieb an den Ministerpräsidenten Sagasta, daß, wenn sein Demissivus- gcsuch nicht gewährt würde, er daS Commando vonMadrid in die Hände deS nächst unter ihm diensthabenden OssicierS niederlege» werde. Der Brief deS MarschalS scheint die Krise beschleunigt zu haben. DaS Cabinet hielt gestern Abend eine Sitzung ab, welche bis 2 Uhr NachtS dauerte. Man nimmt a», daß bei der Eröffnung drr heutigen Kammersitzung die Regierung durch eine Erklärung tue eingetreteue Krisis ankündigen wird. Wahrscheinlich wird die Kammer ihre Sitzungen bis zu der Bildung des neuen EabinetS ausheben. — Die Demission des Marschalls Martine; wurde angenommen. * Bologna, l2. Juni. Heute Abend fand ein Banket von 100 Gedecken statt, welches die Regierung de» Vertretern der italienischen und ausländischen Universitäten gab. An diesem Banket nahmen auch der deutsche Botschafter und der Gesandte von Portugal Theil. Nachdem Ersterer die An wesenden ausgefordcrt hatte, ihre Gläser aus daS Wohl des Königs von Italien zu leeren, brachte der Minister dcS Unterrichts eine» Toast aus die scuverainen Herrscher und Staatsoberhäupter der anwesenden auswärtigen Vertreter au». Daraus ergrifj der ungarische Professor Finaly daS Wort und hielt einen Trinkspruch in lateinischer Sprache, in welchem er dem Wunsche AuSvruck gab. daß die Italiener und Ungarn immer gemeinschaftlich den Weg de» Ruhmes und der Wohlfahrt gehen mögen. Der fernere Verlauf des BanketS war ein sehr animirtcr und herzlicher. — Zu der etbcn Zeit, in welcher da« Banket stattfand, waren die Studenten in Eavalechio, eiuem kleinen Dorse in der Nabe Bologna», zu einem festlichen Commers versammelt. * Athen. 12. Juni. Der König wirb sich am 25. Juli c. nack St. Petersburg begeben. * Haag. 12. Juni. Der König ernannte eine Com mission von 18 Mitgliedern unter dem Präsidium deS Kriegs- minifterS, die damit beaustragt ist, über die Principien einer gesetzmäßigen Organisation der LandeSvertheibiquiig zu bc- rathen. — Aus Grund der Verfassung wird die Regierung einen Gesetzentwurf einbringen, nach welchem die gesetzmäßige Sanktion der internationalen Convention, um dem Miß brauch des Branntweinhandels mit Fischern in der Nordsee zu steuern, verlangt wird. * Brüssel, 12 Juni. Bei den heutigen Wablcn sür die Legislative wurden i» Antwerpen die katholischen Ccmdidaten wicdergewählt, in Brüssel wird wahrscheinlich eine ^Stichwahl zwischen Katholiken und gemäßigten Liberalen stallst,,den. J,n übrigen Lande haben die Katholiken bis jetzt zwei Sitze in der Kammer gewonnen. (Wiederholt.) * Brüssel, 12. Juni. Bei den hiesig:n Wahlen sur die Legislative sind Stichwahlen zwischen alle» katholischen und gemäßigt-liberalen Candidaten erforderlich. In Ant werpen sind die Klerikalen wiedergewählt; ebenso an allen übrigen Orten. In Birton und Ostende gewannen die Katholiken je einen Sitz. * Brüssel, 12 Juni. Nach weiteren Mittheilungc» über di« Wahlresultate haben die Katholiken neben den i» Birton und Ostende neugewonnenen beiden Stimmen ibre bisherigen Sitze sämmllich behauptet. Die Mehrheit de« Ministeriums darf demnach selbst bci einem den Liberale» günstigen Ausfall der Stichwahl in Brüssel in der Deputirtcu- kammer 30. im Senat l8 Stimmen betragen. * Konstantinopcl. 13. Juni. Der Finanzministcr Mahmud Djelaletin Pascha ist zum Minister der öffentliche» Arbeite» ernannt und Zihni Pascha Djclaledin, welcher biSber diese« Portefeuille »nie hatte, ist an Stelle Mahmud Pascha« getreten. * Washington, 12. Juni. Der deutsche Gesandte. Gras Arco Valley, Überreichte heute dem Präsidenten Clcveland sein Beglaubigungsschreiben. Nach Schluß der Redaction eingegangea. * Potsdam, l3. Juni. Der Kaiser empfing heule den König von Schweden ans der Gartenterrasse im Stuhle sitzend. Der König von Schweden batte eine etwa zehn Minuten lange Unterredung mit vr. Mackenzie. DaS All gemcinbesinden des Kaisers ist verhältnißmäßig besriddigevd; derselbe nimmt schon feste Speisen mittelst der Sovde zu sich. Der Kronprinz besuchte heule Abend 7 Uhr Ee. Majestät. * Essen. 13. Juni. Die „Rheinisch-Westfälische Zeitung" meldet auS Bochum: In der Verhandlung der Stra>kammer gegen den Pfarrer Th um in er in Remscheid beantragte der Staatsanwalt wegen Beleidigung der SlaatSanwaltschasl zu Duisburg eine Strafe vo» 300 bezüglich ber Anklage wegen Beleidigung der Einrichtungen der Katholischen Kirche Freisprechung. DaS Urlheil soll am 20. Juni verkündet werden. * Pest, 13. Juni. Im HecreSauSschusse der unga rischen Delegation erklärte aus verschiedene Anfragen der Kriegsminister, daß eine Neuorganisation nicht beabsichtigt sei, nur einige sür den MobilisirungSfall vorgesehene For mationen sollten durch Ausstellung der CadreS schon ,,» Frieden vorbereitet werden. Es handle sich nur darum, die schon früher aus de« Papiere bestandenen Maßregel» m» Praktische zu übersetzen, beziehentlich die Armee schneller operation-bereit zu mache». Gewisse Ausgaben, die eigentlich in» Ordinarium gebören, wurden deshalb in» Eptraordinarinm eingestellt, weil Niemand die Verhältnisse kennt, die Ente 1889 bestehen werden, und kann möglicher Weise die Nothwendigkeit nicht mehr besteht, fragliche Maßregeln noch weiter sortzusetzen. Eine Vermehrung der Osficiere sei nothwenkig. Ja wenigen McbilisirungStagen könne man diesem Nebelftande nicht abhelsen, darum müsse besonders unter de» beutigen Verhältnissen schon im Frieden vorgesorgl werden. Der Minister versichert, laß nur die wirklich nolh- wendige Zahl in Anspruch genommen wird. Betreffs ak- ininistratwer Ersparungen und der Deeentralisation de« LieserungSwesen» sind die Studien noch nicht abgeschlossen. Er werde gleich seinem Vorgänger danach trachten, die Schlagsertigkeit de» Heere» mit drr Finanzlage de» Staate« in Einklang zu bringen * Madrid. 13. Juni. Die Königin nahm die De- missivu der Minister an und beauftragte Sagasta ein neu?« Cabmet z» bilden. Dir Kammern vertagten sich bi» zur rrsolgten Neubildung de« Cadinet«. Ver.ntirerlvch« Xed.cte»r Heinrich lldtr in kei»,iZ. Kitr t«n „iunl.lilche, l»«>I peotey-r 0r. O»c«r B,nl in k«l»«ii,
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