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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880614
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880614
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-14
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.06.1888
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Erste Anlage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. IKK. Donnerstag dm 14. Juni 1888. 82. Jahrgang. Wie Männer lieben sollen. Bon Ehristine del Negro. -iatdni- »er»«w>. Wie der Mann geartet sein soll, der seine Frau Mellich machen könnte, ist überall und alle Tage zu erfahren: i» Gesellschaft, au- den Aeußerungen der Damen, in den Heilungen, au- der Feder schöngeistiger Männerseindinnen, >» den gelehrten Schriften wellverbesserader Philosopbinnen. Alle Frauen, vumme, wie gefcheivte, schlichte wie überspannte, jüngere noch hoffnungsreiche Mädchen, wie ältere, schon ver bitterte. lobpreisen beim Manne dieselben Eigenschaften, tadeln an ihm die gleichen Fehler, alle liefern für den Muster- ehemann einen und denselben Entwurf. Treu muh er sein, dieser Mustereheman». beispiellos treu da» ganze Leben hin durch, ja eS wäre sogar zu wünschen, baß er auch vor der Ebc der künftige», ihm noch unbekannten Gattin dir Treue bewahrt hätte. Falls er kein Rentier ist, soll er unermübet li'älig sein, damit eS seiner Familie wohlergehc in dieser Well; fröhliche Gelage und ähnliche allen Herren so ange nehme Zerstreuungen sollen ihm Verbakt sein; er soll nie widerlprechea, jedem Toilettenunsinn Beifall zollen, gegen >ede weibliche Schwäche Nachsicht üben, seine Frau llber rllle» liebcn, aber ihr nie lästig werden durch Eifersucht oder allzu große Zärtlichkeit, sich dagegen die maßloseste, wenn auch noch so unbegründete Eifersucht ruhig gefallen lasten. Allzeit heiler und zusricden soll er sein, allzeit zeigen, daß ihn der Besitz seiner Frau nach wie vor unaussprechlich glücklich mack». Diese als Muster aufgestellken Ehemänner sind durchaus keine unerreichbaren Ideale. Wer zählte nicht mehrere unter seinen Bekannten? Aber wer wüßte nicht, daß gerade diese ÄuSbunve aller Tugenden, diese schwachen, allzeit nachgiebigen Panlofselhclden von allen Männern gerade diejenigen sind, welche von de« Frauen am wenigsten Liebe, ja am häufigsten gar keine ernten. Die Erklärung dafür liegt wohl darin, daß der Mensch, namentlich die Frau, ..Nickt» schwerer ertragen kann, al» eine lange Reihe vo» schönen Tagen", daß zuviel Güte und Nach sicht Uebermutli Hervorrufen, baß die Vollendung auf die Dauer Langeweile erzeugt. Wir Frauen lieben denjenigen Mann am tiesste», testen W'lle stärker ist. al» der unsere, dem die Ehr» allzeit höher sieht, al- die Liede, dem e» bei aller Zärtlichkeit nie, auch nicht in den Augenblicken der heißesten Leidenschaft an »>än»- lichem Stolze gebricht. Wer die Liebe eine- WeibeS gewinnen will, hüte sich daher, um dieselbe zu flehen. Deinütbige Unterwerfung schmeichelt »»serer Eitelkeit, aber trotzdem finken wir sie verächtlich. Unser Herz fällt Dem am ehesten zu, der e- un» abzutroyen weiß; ädbitten oder gar abbetteln lasten wir e» uns nickt, den» waS die LiedcSbettler von diesem oder jenem be sonders weichherzigen, ost gelangweilten Weibe erlangen, ist nicht Vzjß Herz, die Seele. Selbst Kälte und Gleichgiltigkeit sind wirksamer als männliches W »sei» und Jammern um Liebe. Eine» BrweiS für diese Bebauplung liefern die vielen Frauen, welche geistlosen, schönen Männern eine geradezu ab- göttliche Verehrung weiden. Ihr« Leidenschast ist durchaus nickt immer rein sinnlicher Natur, und die Anziehungskraft jener Männer besteht meistens nud-värui, daß sie, weil sie sich selbst anbeten, den Damen gegenüber ze»c nachlässige Gleichgiltigkeit zur Schau tragen, welche dem weibliche» Herzen so gefährlich ist. Wer daher seine Frau glücklich mache», sie mit Leib und Seele besitzen, sie dauernd an sich fesseln will, der suche ihre Neigung zu erkämpfen, zu erobern, der bleibe auch alS Ver liebter ihr Herr, bleibe es durch da- ganze Leben hindurch, gebe in Nichtigkeiten nach, in ernsteren Fragen aber, wo da- Recht aus seiner Seite ist. nie und nimmermehr. Ein un beugsamer Wille, der da- Rechte fordert, ist dem Weibe heil sam und seinem Glücke förderlich, Schwäche aber verderblich. Wie viele Frauen an- angeborener Eitelkeit auch um die Oberhand, um die Herrschaft ringen, wie viele auch heute die Gleichberechtigung fordern möge», dem Weibe ist doch nur in tcr Unterwerfung wohl, dem ungebildeten ohne Einschränkung, tun geistig höher stehenden freilich nur dann, wenn eS fühlt, daß der Mann, dem eS sich unterwerfen soll, der Herrschaft würdig ist. Darum soll der Mann dem Weibe überlegen sein und DaS kann eine gute Erziehung bewirken. Genie und Geist lassen sich einem Knaben nicht cinzaubern, wohl aber «ine liefere Herzensbildung, Willenskraft. Stolz, hoher Ehrbegriff und Wahrheitsliebe; lauter Eigenschaften, welch» selbst den schlichtesten Man» dem geistreichsten Weibe überlegen mache». Indeß ist Ueberlegenbeit eine Gabe, welche mit Bescheiden heit. mit Klugheit, mit Kunst gehandhabt werden muß. Kein Maun »st un- Frauen unangenehmer, keiner wirkt verletzender aus unser Gemüth. al» derjenige, welcher UN- seine ütber- legenheit alle Augenblicke auldrängt, der e» stet» betont und durch geringschätzige- Zucken der Lippen zu bekräftigen sucht, daß er zuni stärkeren, edleren, geistig bedeutenderen Geschlecht- gehöre. Ist wahre, männliche Ueberlegenheit vorhanden, so suhlt sie jede Frau. Pie einfachste, wie dir geistvollste, sofor iusiiiictiv von selbst heraus und alle empfinden wir vor der selben. bewußt oder unbewußt, eingestanden oder nicht, ehr furcht-volle Scheu, sind bereit, un- vor ihr zu beugen. ES ist daher überflüssig, un« eindringlich an unsere untergeordnete Stellung zu mahnen. Wir geben gern dem Kaiser» waS de- KaiserS ist! Wären nur gewisse Männer auch so klug, so gut. ihren Frauen DaS zu geben, wonach die meisten sich sehnen, waS ihnen zu ihrem Glücke unentbehrlich ist: innige Zärtlichkeit. Da wäre wohl so manche Ehe glücklicher. Diejenigen Frauen, welche keine Neigung für ihren Mann hege», ver missen die Zärtlichkeit tcS Gatten allerdings nicht, sie seufzen nicht, wenn er ihnen ein Geschenk statt einer Liebkofung rnt- gcgenbringt, aber eS giebt doch sehr viele Frauen, welche ihren Mann herzlich lieb haben, deren Neigung jedoch wegen Mangel an Nahrung verkümmert. Wie so ? köre ich so manchen guten, braven Ehemann fragen, der sich keiner Verletzung seiner Pflichten bewußt ist. Ja, meine Herren, sinnliche Genüsse vermögen eine Frau weder ganz zu fesseln. noch ganz zu beglücken. und diejenige, welche ihr Gcnüge darin findet, steht auf verzweifelt niedriger Stufe. Jede feinere Natur sehnt sich nach seelischer Zärtlich keit. und diese ist es, welche ihrem Glücke die Krone oussetzt. Aber viele brave Männer wissen davon Nicht» und wollen auch Nickt» davon wissen. Will man sie lehren, zärtlich zu ei», so fassen sie sich während der Flitterwochen in Geduld, um später ungeduldig mit der Achsel zu zucken, die Liebkosungen der grau abzusckütleln und zu behaupten, derlei Thorheiten eien unmännlich und bcteutung-loS. Die kurzsichtigen Tboren! Sie ahnen nicht, welche Zauber kraft in tcr zärtlichen Liebkosung eine- Iheuren ManneS liegt, welch' süße heilige Gefühle durch ein Frauenherz ziehen, wenn er seine Hand aus unser» Scheitel legt, wenn unser Haupt kill an kein seinen lehnt, wenn wir an seiner Schulter ruhen dürfen, wenn sein Arm uns ohne sinnliche Nebengedanken umschlungen hält. Wer daS nicht weiß, wer eS nicht be greifen lernt, wird ei» Weib nie glücklich machen können. Die Seinigen »ach Kräfte» glücklich zu machen, sollte aber der Lebenszweck eine- jeden Menschen sein; der de» Manne» wie der de» Weibes. Leider versiebt man heutzutage unter Glück: Geld und Gut. aber alle Diejenigen, welche nur Reichtbümer besitzen, empsiiiden bewußt oder unbewußt eine klägliche Leere in ihrem Leben, die sie srühcr oder später zu unzufriedenen Menschen macht. Eine etwa» minder praktische Erziehung al» unseren Kindern beute zu Theil wird, bürste mit der Zeit wieder mehr Berständniß für ideale Güter in die Welt dringen und könnte auch den Stand der Ehe heben, ihn beglückender ge stalten. Wer Kinder beobachtet, muß die Bemerkung macken, daß allen eine gewisse Poesie angeboren ist, daß ihnen Nüchtern heit und Prosa nur auerzogen werden. Alle Eltern sollten ihre Kleinen, die Mädchen wie die Knaben lehren, und im eigenen Heim die Lehre durch ihr Beispiel bekräftigen, daß eS noch etwa- Höheres giebt al- Gelehrtheit. Geld und Gut, Ehren und Würden, nämlich das Glück. daS der Mensch dem Menschen durch Liebe und Eintracht zu schenken vermag. Unglück, das von außen, oder, wenn man will, von oben kommt, ist nickt immer abzulenkcn, aber die Menschen können sich mit einigem Verständmß und gutem Willen ei» glückliche- Familienleben schaffen, daS über Schicksalsschlägc sanft hin- wcgbilst. Uncrinüdlich müssen die Eltern beflissen sein, in dem Herzen ihrer Kinder den Sin» für häusliches Glück wachzu- halten, müsse» jede HerzenSrohheit i>» Keime ersticken, mit Milte und Strenge durchsetze», daß die Geschwister gegen ein ander liebenswürdig sind, die Knaben etwa» zärtlich und ritterlich, die Mädchen sanft und liebevoll; sie müssen ihre Kinder ausmuntern, die Buben wie die Mädchen, daß sie ein ander kleine Freuden machen und kleine Opfer bringen, daß sie üble Launen tapfer verscheuchen und über Nichtigkeiten, denen im Leben leider so viel Gewicht beigclegt wird, al» gäbe eS gar kein großes Leid, sich weder ärgern noch weine», sondern diese kleinen Widerwärtigkeiten mit Gelassenheit, womöglich läckelnd ertragen lernen. Freilich sollte» die Eltern ihren Kindern mit gutem Bei spiele voranlcuckten, indem sie sich um ihr gegenseitiges Wohl wie »in das ihrer Kinder ohne Unterlaß besorgt zeigen, in dem sie ihre Kinder nie Zeuge einer eheliche» Streite», ge schweige kenn einer ernsteren Uneinigkeit sein lassen. Aus diese und ähnliche Weise lernen die Kinder spielend, daß Eintracht im Hause herrschen muß, daß die einzelnen Mitglieder der Familie die Pflicht haben, einander glücklich zu machen. Man versäume aber nicht, von den Mädchen z» fordern, daß sie sanfter, aufmerksamer, liebevoller seien, wie die Knabe», denn DaS bedingt da- Lebe», namentlich die Ehe, wenn sie eine friedliche, glückliche sein soll. Die Pflichten de- ManneS sind in der Ebe anderer Art, wie die der Frau. Ihm der Kampf mit der Außenwelt, daS Schirmen und Schutzen dcS HaufeS, ihr die innige, be sänftigende. erinunteriide Zärtlichkeit; ihm die schwere Mühe um die Beschaffung deS täglichen BrodeS; ihr die Sorge um da» Wohl und da» Behage» des Gatten und der Kinder, die Pflege ihres Leibes und ihrer Seele, die häuslichen Arbeite» und rer Verdruß mit den Dienstboten, und. Inst vot lasst, die Aufmunterung sämmtlicher Hausgenossen durch eine allzeit gleichmäßige, womöglich frohe Laune. Ist die Frau nie ver drießlich und zänkisch, so wird c» auch der Mann nicht sein, den» allen Männern ist Friedensliebe und Ab scheu vor Zänkereien angeboren. Auch dauert die mürrische Laune oder die Verstimmung, welche Ehemänner ost genug nach Hause bringen, nickt lange, wenn man sie durch Widerspruch oder lästige Fragen nickt reizt, sondern die rieblicke Stille und da- Behagen eine- trauten HeimeS aus ie wirken läßt. ES bedarf wobl kaum der Erwäbnung. daß hier »ur von den gebildeten Elasten die Rete ist. Im Volke sind die LebenS- bedingungen zu hart, ist die Arbeit, welche dem Weibe aus- erlegt wird, zu schwer, als daß inan ihm einen besonderen Aufwand vou Liebenswürdigkeit al» Pflicht vorschreibe» könnte. Wenn man »n» fragt, warum der Hausvater daS Recht beanspruchen dürfe, verdrießlich »ach Hause zu kommen und von den Seinigen nicht »ur mit Rücksicht behandelt, sondern erheitert zu werden, so muß ick Etwa» behaupten. waS die Damenwelt nicht gelte» lassen will, daß nämlich die Gattin die Pflicht hat. liebenswürdiger zu sein als der Gatte, weil dem Weibe die Ebe wertbvoller ist al- dem Manne. An und für sich beglückt der Ehestand den Mann nicht, auch kann er ihn leichter entbehren wie da- Weib. Wenn er allein durch da» Leben schreitet, ist sein Dasein durchaus nicht verpfuscht. Wie ganz ander» sehen Jungfrau und Jüngling der Ehe entgegen! Kaum ist da» Mädchen den Kinderschuhen entwachsen, so träumt eS schon im Stille» von seinem Hochzeitstage und sehnt ihn herbei. Bange und doch wonnige Gefühle durch- ittern cS^ wenn eS sich i>» Geiste mit dem Brautschleier ge- chmückt sieht Den Jüngling aber erfaßt gelindes Grauen bei der Vorstellung, daß er einst in schwarzem Frack unv weißen Handschuhe» seiner goldenen Freiheit vor dem Altar entsagen soll. Trotzdem lieirathen viele Männer früher oder später, aber durchaus nicht auS Begeisterung für den Ehe stand. Viele thun eS nur. weit sie der GaltkauSküche über drüssig sind und von unwiderstehlicher Sehnsucht »ach ordent lich gehaltener Wäsche und einem behaglichen Hausstand ersaßt worden sind. Zum Lobe der Herren und zum Tröste der Damen sei eS jedoch gesagt, daß die große Mehrzahl der Männer au» Neigung heirathet, was mau den modernen Mädchen leider nickt nachsage» kann. Aber wie groß auch die Liebe ist, welche einen Mann dazu bewegt, sich zu vermählen, ein Opfer bleibt ihm die Hingabe seiner Freiheit dennoch. Der vcrheirathete Mann ist Niemand mehr i»teressant. Wie steigt hingegen daS Weib durch die Ehe an Werth! Sie wird nach wie vor gefeiert, wenn sie reizend ist; ist sie zeitlebens geschirmt, geehrt, geachtet, namentlich, wenn ihr die Würbe der Mutterschaft zu Tkeil geworden. Ist cS daher nickt natürlich, daß sie sich Dem lebens länglich dankbar erweist, der ihr seine Freiheit auS Liebe ge opfert. ihr da» Kostbarste geschenkt, waS ein Weib besitzen kan»: ebrbare Liebe, ehrbares Glück? Freilich mag so mancher Frau dieser Besitz nicht stets unbestritten, nicht aus allezeit voll unv ganz verbleiben. Schwerer Schmerz dürtte eine oder die andere hcimsuchcn, namentlich dann, wenn bas Ehepaar sich in der Jugend verbunden. Indessen sind die Männer wirklich bester als die Frauen im Allgemeinen glauben, nur richtig behandeln muß man sie könne,,. »nS wer eS nicht kan», soll eS erlernen. Natürlich ist nicht zu erwarten, daß Güte und gewisse»- haste Pflichterfüllung einen durch und durch brutalen Ehe mann zu einem braven umzugestaUe» vermögen. ES giebt leider Männer, welche die Ihrigen hungern lassen oder der Unchre preisgeben und das Geld. daS sie ver dienen. a»s liederliche Weise verschleudern. Solche Männer sind allerdings schwer zu bekehren, meistens gar nicht. Warum aber heirathen die Mädchen solche Bewerber? Warum besehen sic sich die Heirath-candidaten nicht besser? Warum halten so viele Ellern und Töchter jeden auch geistig noch so verkommenen Freier sür annehmbar, wenn er nur Vermögen besitzt? Die unverbesserlich schlechten Ebemänner sind auch vor der Ebe zu erkennen, vielleicht nickt von unerfahrene» Mädchen, wobt aber von den Ellern, von älteren Bekannten. Man lehre die Mädchen, daß der Mann, den sic erwähle», weder reich, noch jung und schön, wohl aber ehrenhaft unv tüchtig sein müsse, man lehre sie, nach dem Herze» zu heiralhen und in der Ebe klug, duldsam und liebenswürdig zu sein, und die Klagen über schlechte Ehemänner und unverstandene Frauen werten nicht mehr im Leben und in der Literatur unauf hörlich widcrhallen. Königliches Landgericht. IH. Strafkammer. I. Die Dienstmagd Christiane Doroihee Lina Keßler aus Schaala und deren Geliebter, der Maschinenschlosser Ernst Heinrich Hugo Rößler aus Lungau, waren des vollendete» einfachen und des versuchten schweren Diebftadi« angrklagt, Die Keßler diente bei Kausnia»» St. Iner. Als dersilbc nebst seiner CH stau am Spät- abende des 3l. März d. I. nach Hause kam und das Ehepaar sich schon längst zur Ruhe begcbcn hatte, wurde dasselbe Morgens etwa in der vierte» Stunde durch ein aus dem Nebenzimmer kommendes Geräusch munler, Frau A. klingelte nach der Kammer des Dienst mädchens. welches äußerst erreg» war und erklärte, cs set ein D eb dagewesen, Milcher durch da« offene Fenster der Küche sich wieder entsernt habe rc. Man sand die ganze Situation so eigenihümlich und die Sachdarstellung de- Madwens io ieliianr klnigend, daß Polizei requirirt wurde, welche der Sorbe aus den Grund ging und nicht blo- die Küche und ionsiigen Räume, sondern ouch die Schlaskammer de- Mädchens, also der Keßler, untersuchte und — in deren Bett einen srcmbe» Mann, den Angrklagten Rößler, vorsand. Die Keßler stellte denselben als ihren Geliebten vor und machte wie dieser selbst Angaben, welche nichts weniger als glaubhaft klangen. Die wencren Nachiorschungen ergaben, daß aus der in einem Busser verwatirie» Wirib'chaslscasse 17 fehlten, und seiner, daß tec Versuch gemacht worden war, eine eiserne Eassette. in welcher dieGc- schäliseiniiahme rc, in Hübe von lOOO^l verwahrt wurde, mittelst eines Messels zu erbrechen, daß dies aber nicht gelungen war. Bon dieser Arbeit mag denn wollt auch das Geräusch hergerührt haben, durch welä es das A.'iche Ehepaar aus dem Schlase erwachte. Die Keßler und Rüßler wurde» »ach dem Resuliat der polizeiliche,, Erörterungen in Anklagestand verletzt. Beide leugneten hartnackig, und ihre überciminiimenden Aussagen trugen den Charakier der genaue» Berabredung, zu welcher ihnen Zeit genug verblieben war. Der Jndicicirbeweis fiel indessen zu ihre» Ungunsten aus, und naniemuch wäre» die Vorbereitungen, welche zur Ablenkung des BerdachtS aus jenen Unbekannten getroffen worden waren, so kläg lich und geradezu lächerlich in Lcerie gesetzt worben, daß selbst ei» weniger schneidiger Criiiiinatdeamler dies herausgesunden habe» würde. So soll der srcmde Dieb blondes Haar gehabt habe», ob- wohl das Knmiiiecthiirsenster der Keßler, an welchem derselbe angeblich vorubeigehuscht sei, von Milchglas, ei» Erkennen der Farben, zun.al in der Dämmerung absolut unmöglich war. Weiter halte der Hund der A.'schen Eheleute, der in brr Küche an gebunden und sehr woäisai» war, keinen Laut von sich gegeben, ein Siück der Schnur des Rouleaus jenes Fensters aber, durch welches der Fremde sich Ein- und Ausgang verschafft haben sollte stas Rouleau hing herab), wurde in der Kammer der Keßler vor- gesunden, und endlich führten Dropsen einer Kerze von der Stube a»S, i» welcher der Dieb sich zu schaffen gemacht halte, »ach der Kammer der Keßler. Diese und »och andere Momente hielt das Gericht alS gravirend >ür die Schuld der beide» Angeklagten, welche zu je 1 Jahre Gesängnißftrase verunheilt wurden. Ter Gerichtshof bestand auS den Herren Landgerichis-Direclor Justizrath von Bose (Präsid.), Landgerichls-Rälhen Sachße, Lch- niann, l)r J ciichir und von Sommcrlalt; die Anklage führte Herr Staatsaiiwallschasts-Assessar Ist. G,oß. V. Strafkammer. Gegen den Grundbesitzer Emss Franz L. auS Gunborf, dessen Verwalter Max Bruno K. ebendaher und den Arbeiter Friedrich Wilhelm Lch auS Burgaue war vom Rath der Stadl Leipzig wegen Sachbeschädigung Strafantrag gestellt worden. Jedermann weiß wohl genau, daß man vom Ralhe getroffene Einrichtungen bcz. An lagen nicht beschädigen, geschweige gar vernichien bars, wie Lies den Nngeklagien zur Last siel. Eine Wiese L.'S, welche aus Burghaulencr Flur liegt, grenzt säst an den städtischen Forst bei Böhtitz-Ehrenberg und ist nur durch einen Fahrweg vom Waide getrennt. Der Weg und der daneben gelegene Grabe» sind RalhS- eigcnthum. Vom Reviersörster D. wurde s. Z. sür de» Iss. Januar ». a. eine Holzauktion ausgeichrieben, aus welcher auch L. zu kaufen und. um das Holz aus kürzestem Wege zn befördern, über den Ralhsgraben nach dem Fahrwege hinaus eine provisorische Brücke zu schlagen gedachte. Dies war sehr tinsach, denn L.'s Wiese war mit dem RathSwege durch eine Eidrampe, welche den Graben aus 3 m Breite auSsüllte, ver bunden. Ohne zu fragen, begann er daher am 31. December v. I. die Rampe mit Brettern zu belegen, als ihn der Reviersörster D. dabei betras, und da eine Uebersahrt der Rampe mit schwerem Fuhr werk bei lü.st Geldstrafe untersagt ist, dies verbot. Daraufhin richtete L. ciu Gesuch um Freigabe des Fuhrverkehr« über die fragliche Rampe an die königliche Nnilshaupimaiinschasr, woraus er jedoch abschlägig beschicden wurde. AIS Grund war angegeben, daß L. »nt einigen Minuten Umweg seine Wiese entlang und über die Wahren« Brücke fahren könne. Diesen Weg habe er bisher stets benutzt, und so könne er dies auch wieder thun. Hierüber war L. aus« Höchste erregt und äußerte, er werde doch über die Rampe fahren und wenn es sonst was kostete. Der Förster ksaite jedoch von seinem Vorhaben Kennt- niß erhallen und ließ die Rampe durch eia aus starken Psahlen bestehendes Stärket sperre». L. kam nun am Auctions- tage an das neue Stocket und war im erste» Augenblick über das unliebsame Hinderiiiß essvas verblüfft, doch wußte er Rath. Kurzer Hand besaht er seinen Untergebenen, den Mitangeklagten K. und Sch., den Zaun wegzuräume», und diese führten den Beseht prompt aus, indem sie ihn cinsach mit Beilen wcghackten. Alsdann wurde frisch darauf los gefahren. Dies passirle srüh 0 Uhr. Als der Förster erfuhr, was mit dem Stacket geworden, ließ er em neues ausrichlcn, welches jedoch das gleiche Schicksal lras, wie das erste, denn Nachmittags hatten rö die Angeklagten wieder umgehauc». Zum dritten Male ließ nun der Förster das Slackct erneuern und postnte einen Waldarbeiter als Wächter dahin. Am 20. Januar suhicn K. und Sch. wieder Holz und sanden daS dritte Stacket an der Rampe vor. Ungeachtet der Intervention deS Wächters war es binnen Kurzem gleich- salls vernichtet. Der Förster meldete die Borsälle »u» dem Rath, und aus erstattete Anzeige hatten sich die Angeklagten am 2s. März ». o. vor Gericht zu verantworten. L. stellte in der Verhandlung die Behauptung auf, daß seine Thai vo» ihm als „nicht sträsliche Nothhil se'^ angesehen worden sei. K. und Sch. bericsen sich aus den dem Dienstherr» schuldigen Gehorsam. Bei Sch. konnte dieses Argument in Anbetracht seines niedere» Bildungsgrades in Erwägung gezogen werden, bei K. allerdings nicht, den» er als Vciwaller mußte die erforderliche Einsicht besitzen. L. wurde wegen Anstiftung zur Sachbeschädigung zu 7ö ^l Geld- und K. wegen Sachbeschädigung z» 1ö ./« Geld-, evcnt. entsprechenden Gesängnißstrasen verunheilt, Sch. aber frei gesprochen. L. und K. hatten jedoch Berufung eingelegt, und w kam die Lache vor daS königlicheLandgericht, doch auch in Vieler Verhandlung ergab sich durch die Bewe>Sausnah»ie die Schuld der Angeklagten und konnte die Berusungskammer zu keiner anderen Auslassung gelangen als die erste Instanz. Dem gemäß wurde das Rechtsmittel vcrworscn und den Angeklagte» die Kosten auserlegt. Handelsqericktsfachen >m Königreich Sachsen. Eingetragen die Firma: Einil Lauckner in Dresden. Inh. Herr H. E. Lauckncr das. Veränderungen: Herr K. F. Lindner ist aus der Firma Lindncr L Sohn in Flöha auSgeschicden. kuslsv Stsoknor», Hoflieferant.
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