Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806130
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-13
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1888
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«M Babuhose erfolgt >«4 Aas de» alljährlich«» Eöngerlahrte» der .Liedertasel" sei letztere »och »i« t» gleicher Weis« begrüßt morde», iicht wie Fremde, soader» gleich lieben Freunden hibe man die Leipziger empfangen. Dafür sprach er herzliche» Dank au-, den leine Sänger mit dem Wahlspruch: „Da- Lied zur Lust, die Faust zur Wehr, Dem Balermnd und Soll zu Ehr'l" bekräftigte». — Herr Bürgermeister vr. Kaeubler begrüßte i» herz licher Ansprache die Leipziger Gäste und schloß seine Vew.llkomm- »ung-worle mit einem Hoch aus dieselben, wonach die hiesigen Singer den Wahlspruch „Lied hoch" erklingen ließen. Darnach wichielte» Lied und Wort in bunlem Kranze. Bald sangen die Leipziger Gäste unter Leitung ihre- Dirigenten, Herrn Richard Müller (desselben Sangesmeisters, der den akademischen Gesang- verein „Arion" leitet), und bekundeten durch ihre Leistungen deutlich, daß die. „Liedertafel" in sich ganz hervorragende Sange-kräste iammelt und nicht mit Unrecht al- der erste bürgerliche Gesang verein Leipzigs bezeichnet wird. Unser „Männergelangverein" wiederum, welcher unter Leitung de- Herr» Overlehrer Zänichen leine besten Weise» zu Gehör brachte, erntete gleichfalls stürmischen Beisall und Anerkennung seines Könnens. „Weh da» Herz voll ist, deß geht der Mund über" . . . darum erklang so manche deijliche Aussprache bald «von Heimischen, bald von Gästen und; hals da- FreundschastSband enger schließen. Zwischendrein ließen sich in Solovorträge» Birtnosea aller Stimmlagen — auch be- gleitender Instrumente, als da sind Pianosorte. Violine, Pseifen ». s. w. — hören, ernste und lustige Weisen bietend, so daß mit überraschender Schnelligkeit die Mitternachtsstunde herangekomnikn war und dem lauteren Getriebe eia Halt gebot. In engeren Kreisen allerdings würde „der Sonnabend weit in den Sonntag hinein verlängert" — und, wie an einem größeren Frankenderger Längersesie früher constatirt wurde, erwies es sich ausS Neue: . Eine Sängerkehle ist nun eben einmal kein Trockenboden!" — Am Sonn, t g frühzeitig sammelten sich die Gäste aus der Muftnstaht »ntp soliden in hiesige» Sängern treue Begleiter: es galt ja die Perle deS ZschopauthaleS, Schloß und Park Lichlenwalde, auszusuchen, und sie zeigte sich im schönsten Licht und Sonncnglanze! Sowohl der Keg über, den Harrasselsen, der Park selbst, die springenden Wasser künste rc., Alles vereinte sich harmonisch zu einem stolzen landschast- l che» Bild, daS die Gaste hochbesriedigt und ersreut in sich ans- nehmen. Mittag? kehrte die „Liedertasel" wiederum heim, um im „Roß" ein gemeinsames Mittagsmahl einzunehmen» an dem auch ein kleiner Kreis hiesiger Herren — einstige Liedcrtäjler »und engere Freunde deS Leipziger Vereins — sich betkeiligten und mit Vergnügen vernehmen koiiuteu, daß auch hinsichtlich der gastronomischen Leistungen die Gäste volle Befriedigung auSivrachcn. Die „Mitiag-tasel" wird bei den jährlichen Ausflügen der „Liedertasel" gewissermaßen als „inneres Familien- fest" gefeiert — daher nimmt Wort und Lied auch eine g>wisse dahingehende Richtung ein. Eine sinnige Aufmerksamkeit am Schlüsse der Tasel erfreute die Gäste, hoch: Herrn Hnnsc'S Töchlerlein über reichte nach Vortrag eines bezüglichen G d chtcS srijche Rosen zum AdichiedSgruß. Nach der Mitiagstajel noch cm Ausflug »ach der „Lützelhöhe", noch ein Schluß, und AbschicdSjeidel, und mit dem '/,8 Uhr-Abendzuge kehrten — wiederum unter gegenseitigen Hacmo- Nischen Abschiedsklängen am Bahnhose — die SangeSgenosjen aus Leipzig wieder zu de» heimische» Gefilden zurück, und sie werden sicher gern der frohen Stunden in Frankenderg eingedenk bleiben, wie die- bei wolil allen SangeSvereincu der Fall ist, welche je in unserer Stadt frohe Einkehr hielten. (Frankenb. Togebl ) Anerkennung heimischen Kunstschaffens in der Fremde. DaS »alte Sprichwort vom Propheten, der daheim nichts gilt, wird jedenfalls seine Anwendbarkeit behalten, so lange eS Menschen giebt, denn nicht eben seiten ersährt man und erfährt auch-unser lieber Leipzig den vollen Werth heimischer Leistungen erst durch die auswärtige Anerkennung derselben. Ganz besonders leicht sind Bei spiele hierfür auzusührea aus dem Gebiete der Baukunst. Gar mancher Leipziger monumentale Bau ist daS Werk fremder Meister, während unser- Architekten bei wichtigen Weiche- werben in der Fremde Preis aus Pre S davontragcn, ja wegen ihrer Arbeiten von auswärtige» Akademien zu Ehrenmitgliedern i mannt Werden, wie es noch in den jüngsten Tagen den Herren Architekten August Härtel und F. S. Neckelmann hier geschehen ist. Bei einem Besuche in den Zeichenstudeu derselben trat dem Schreiber dieses Berichtes dieser Mangel an hiesiger Beschäsligung bei gleichzeitiger Ueberhäufung mit den wichtigsten auswärtigen Aufträgen in geradezu Staunen erregender Weise vor Augen. Die Ausgaben, welche sich unter der Hand dieser Leipziger Architekten befanden, waren: 1) Die Ausführung deS prächtigen LandeSauSschußvalasteS in Straßburg im Aufträge des Staates und zwar in Folge des seinerzeit auch hier erwähnten öffentlichen Wettbewerbes, wobei die Baufirma Härtel und Ncckelnianu den ersten und den zweiten Preis zu gleicher Zeit erhielt. 2) Im dirccten Aufträge der Stadt Straßburg, ohne Eon- currenz. ein iu der Nähe deS dortigen Kaiserpalaster zu errichtender Kirchenneubau sür die Gemeinde „Jung Sanki Peter"; wie dir Riffe zeigen, ein majestätisches Weil i» den UcbergangLsormen deS 13. Jahrhunderls mit einer 20 m im Durchmesser haltenden Kuppel über der Vierung der Schisse, ein Werk, dessen Bedeutung schon aus der Bausumme von rund 700 000 erhellt. 3) Eine weitere Hauptarbeit ist der vor wenigen Tagen durch die Preisrichter mit dem ersten Preise gekrönte Hartel-Neckel- mon»'sche Entwurf sür die evangelische Kirche zu Köln. ES ist dies ein beteulcnder Werkslcinbau. Da gerade Köln die Stadt ist, wo das Mittelalter von der frühen romanischen Zeit sn bis zur entwickeltsten Periode der Goihik die hervorragendsten Baudenkmäler hintcrlassen hat, so fällt eS gewiß ganz besonders ins Gewicht, daß die Schöpfung der beiden Leipziger Meister in ihrer Eigenart und Selbstständigkeit würdig besunben wurde, diesen Bauten an die Seite zu treten. 4) In Stuttgart war vor einiger Zeit ein Wettbewerb zur Einreichung von Entwürfen für ein „LandeSgewerbemufeum" ausgeschrieben worden. Bei der in den letzten Tagen stattgehabtea Entscheidung ist dem Hartel-Neckclmann'schen Entwürfe, einem ebenso praktischen, wie gediegenen und schöne» weiträumigen Renaissancebau, der erste Preis im Betrage von 7000 zuer- kannt worden. 5) Eine Arbeit, welche die vorher aufgezählten alle im Schalten stehen läßt, ist der Hartel.Neckelmann'jcke Entwurs sür die „Mailänder Dom-Fagade". Die erste Concurrenz für'dikseS Werk blieb unentschieden; doch wurden unsere beiten Leipziger Meister mit noch wenigen anderen zu einer zweiten engeren Toncurrenz cingeladcn mit dem 2l. Sevtember d. I. als Schluß termin. ES ist natürlich hochinteressant, die nunmehrige eingehendere Ausarbeitung deS ersten Entwurfes aus den riesigen Blättern »an drei Meter Höhe und zwei Meter Breiie entstehen zu sehen. Wie die Entscheidung über den zweiten Wettbewerb auSiallcn wird, ist natürlich noch in keiner Weise abzusehen. Aber auch uner wartet dessen mid in bereitwilliger, neidloser Anerkennung der Hoden Vorzüglichkeit ihres ersten EmwurseS sür die Mailänder Domka^ad« sind die Herren A. Härtel und F. S. N eckelmann von der Akademie der schönen Künste (cki belli nrti) zu Mailand in diesen Togen zu Ebrenmitqliedern derselben ernannt worden. Mit alledem ist jedoch die Härtel-Reckelmann'jche lhätigkei», natürlich sür auswärts, noch keineswegs erschöpft, denn eS sind bei denselben überdies noch sür die Reichs lande einige bedeutende StaatSbouteo im directen Regierungsaufträge in Bearbeitung. Welche große Ehre und Anerkennung durch Alle- die» unseren beiden Mitbürgern zu Theil wird, muß gewiß alle» Leidiger», die davon erfahren, zu großer Freude gereiche». Adols WciSke. Moden und Ltoffneuheilen. (Nachdruck untersagt ). (Auszug ans dem neuesten Modenbericht der soeben er- schicnenen Nr. 24 der von Ernst Krause in Leipzig heraus- gegebenen „Wochenschrift sür Spinnerei und Weberei".) »ein Zeit punkt während des ganzen Jahres ist geeigneter sür einen Einblick in die von der Industrie oebotenen Neuheiten, als der augenblick liche. Es ist die Zeit des sog. .gsrnnä prir", welche eine Toiketlcn- Susstrllvng der eleganten Welt bedingt. SS ist hier nicht die Stelle, die Anziehungspunkte diese» in der ganzen Welt bekannten Ereig. uisse» — al» solches wird e< wenigstens in unserer materiellen Zeit bezeichnet — eingehend zu beschreiben, und manch« unserer Leser werden selbst in Paris gewesen sein und den Lupus bewundert haben, der von Einheimischen und Fremden bei dieser Gelegenheit gleich mäßig zur Schau aetrageu wird. Unsere großen Modewaarendändier «nd Fabrikanten, sowie auch unsere Eonsectionaire begeben sich schon seit Jahren zu diesem Tage nach Paris, denn er gewährt ihnen eine reiche Ausbeute sür den Schaffungssinn und bewährte Anregung für Neuheiten. Die dort zur Schau getragenen Moden und Stoffe Verden maßgebend für die Zukunft, und au- ihnen werden Ideen aeichöpft, dir sür die Wintersaison verwerthet werden. Biel gesehen habe» wir einfarbig« Stoffe mit große» broschirten Blumen mustern, und möchte« wir deshalb solche al» kommende Mode tnastellen. Aus Grund bestimmter Anzeichen haben wir schon früher diese Mode si^alisirt und bat dieselbe nunmehr greifbare Gestalt angenommen. Im klebrigen scheint die herrschende Mode alle Stoffe und alle Muster zu erlauben. Carreanx licht man indeß wenig und Streifen sind im Verschwinden begriffen. Mehr sieht man gestillte Galoastofie, wie denn überhaupt die Stickerei dazu bestimmt zu sei» scheint, als Motiv für neue Muster kür die nächste Zeit zu gelten. Wir aber haben die Gcnugthimng. bereits im November vorigen Jahres aus eine kommende Ltickereimode aufmerksam gemacht zu haben und wird dieselbe erst jekt in de» neuen Wintcrstost'en zur vollen Geltung kommen. In Paris werden ganze Guirlanden ge stickter Klatschrosen gekauft, ausgeschnitten und die Rosen durch grüne Blätter mit emander verbunden. Diese Guirlanden werden meterlang gefertigt und können aus jeden Stoff aufgesetzt werden. Man bekommt gestickte Galons in Meterlänge zu kaufen, bestehend nur aus einzelnen aneinandergeictzten Blumen: Nelle», Veilchen ic., woran keinerlei Grundstoff sichtbar ist. Doch glauben wir, daß den Vorzug solche Stoffe verdienen, woraus diese Blumen sogleich ein gestickt sind. Ms letzte Erscheinung wurde uns sodann Heliotrop- Kaschmir mit dunkelblau gestickten Trauben gezeigt, welche letztere in Handbreite von einander entfernt den Grundstoff überziehe». Die selben Vorwürfe sind broichirt in Seide und Wolle, in Schnurstich, in-Kurbelarbeit mit Goldfäden durchzogen hergestclll, und dürften wir diesen Traiibenniustcr» im kommenden Winter vielfach begegnen. — (Die eingehenden Beschreibungen der Slonneuhciten, welche lediglich für den Wcbwaaren.Fabrikanten Interesse haben, sind in den vorstehenden Mitiheilungeii übergangen. Wir verweisen deshalb Interessenten auf die „Wochenschrift" selbst.) *— lieber dieLage des Berliner ConsectionSgeschäfts enthält die „Wochenschrift sür Spinnerei und Weberei" wiederum einen sehr ausführlichen Berich«, aus den wir die Fachkreise aufmerk- äm machen. In jenem Bericht heißt es unter Anderem: Die Be wegung in der Eonfection concentrirt sich ausschließlich aus das eng lische und amerikanische Erportgeschäst. Das deutsche Geschäft ist dagegen sehr'still. Ueber das englische Geschäft haben wir heute nur noch wenig zu berichten. Unsere Eousectionaire sind damit be- chäftigt, die Ordres aus den Weg zu bringen, rcsp. die bestellten Mustersendungen fertig zu mache». Amerikanische Einkäufer von Bedeutung waren in der Bcrichlswoche nicht liier und die hier an wesenden fahren fort, nach neuen Mustern zu bestellen. Dabei werden ortgesctzt vornehmlich Leidenplüschinäntcl. lange Genres, bestickt und verschnürt, und ferner, wattirte Tuchdolmans und kurze Iaqucls, worüber wir schon hinlänglich berichtet haben, gesucht. Es werden nunmehr neue Modelle vorbereitet. Viele unserer Eonsectionaire tveilen in Paris oder begeben sich in nächster Zeit dorthin. Die Be richte von der Reise lauten mittelmäßig. Unsere Kunden scheinen ich diesmal mit ihren Bestellungen nicht sehr beeilen zu wollen; ein großer Theil derselben kommt zum Herbst gewöhnlich selbst nach Berlin, um Einkäufe zu machen. Bis jetzt wurden hauptsächlich Regenmäntel und Jaoucts bestellt. — Ziemlich lebhaft geht es in der Stosfbranchc ,,u. Die Eonfection'beilöthigt sür englische und amerikanische Ordres ziemlich viel Waare und verlangt werden Soleils, StreichgarndoubleS, Eskimos, gestreifte Kammgarnstoffe, welche zwar nicht knapp, aber auch nicht im Uebcrflusse vorhanden sind. Die Preise sind regulär: jedenfalls aber fest. Knapp sind StockinettcS. welche in großcn Mengen verlangt werden; Tuchirieots, «eripple Trieoistoffe (EordS, ein- und zwcisarbigV Mohair- kreisen und Mohairoeftn finde» vorzüglichen Beifall. Außerdem ist aemessencr Bedarf in Scidenplnichen vorkande». Für Regenmäntel- froste ist augenblicklich niiltelmäßige Nachfrage sür englischen Consum vorhanden: einfarbige schlesische Tuche für wattirte Dolmans sind etwas gefragt. In Mattelasses ist die Nachfrage momentan schwach. Ein neuer Artikel, sein gestreifter Plüsch, Corduroh, wird von ver schiedenen Seiten, aber meistens mir in Probestücken, verlangt. Gut beschäftigt sind augenblicklich die ZaneUasabrikanlcn. — An» der Tricotbranche kommen uns auch in dieser Woche günstige Nach richten zu und namentlich gehen englische Ordres ziemlich flott ein. Für den Export ist mäßig zu Iln», doch mehr als im Vorjahre. ES sind kanadische, spanftche und südanicrüanische Aufträge vor- lnmden. Die Berichte der Reisenden lauten ziemlich günstig. Käufer ertheilcn Ordres, die davon volles Zeuguiß geben, daß man zu dem Artikel auch sür die Herbstsaison großes Vertrauen hegt. An anderer Stelle berichteten wir, daß Futtcrwaare für Jacken sehr gesucht sei, doch kommen auch für Taillenwaaren täglich Abschlüsse zu Stande. Es fehlt sogar augenblicklich an leichter Sommerwaare sür ertheilte bestimmte Ordres. Die Preise steigen, wenn auch vorläufig nur langsam. Tie Fabrikanten sind fast sämmllich so engagirt, daß sie ich nicht wie früher um die Aufträge reißen. Bei den hiesigen Konsumenten ist auch die Meinung vorherrschend, daß vorläufig feste Preise ans längere Zeit etablirt bleiben. Glatte einfarbige Taillen stoffe und seine Streifen mit leichtem Futter werde» ausschließlich verfangt. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) I-. Leipzig, ll. Juni. (Wer trägt die Schuld?) Daß man bemüht ist. solche Personen, die einen UnglückSsall fahrlässiger weise h rbeigesührt haben, zur Verantwortung zu ziehen, ist sehr begreiflich, aber ost halt eS schwer, irgend eine 2ch,lc> über olle» Zwciscl erhoben sestzustellen, wie sich dies in dem nachsolgendcn inlcresjanten Processe zeigt. Der Zimmcrmcislcr Michael Bleib- inhaus in München Halle von einem Hausbesitzer den Nustrag erhalten, ein G.rüst vor seinem Hause, welche» rcnovirt wcrden sollte, zu erricht«». Er Halle dann in Genieinschast mit seinem Polier Tonninger die zn dem Gerüst nvthigcn Hölzer ausgcwählt und Tonninger mit der Aussicht bei der Anscrtignng des Gerüstes betraut. Mehrere Stunden vor Vollendung des Bauer ries Bleib- inhans den Tonninger zu kinrr anderen Arbeit ab, so daß da» Gerüst ohne genügende Aussicht von den Arbeitern vollendet wurde. Einige Tage hindurch dicnie dasselbe seinen« Zwecke, dann brach plötzlich «in Gcrüsihcbcl, welcher angesault gewesen mar, entzwei, und ein Maurer stürzle vom Gerüst hrrab. Die Verletzungen tess.lbcn waren zwar schwer, aber nicht lebenkgesälirlich. Tic Schuld an dem Unfälle wurde sowohl dem BleibinhauS, o!S dem Tonninger ausgebürdet; daS Landgerichl München l. verurtheilte sie denn auch am 18. Oclober zu 1 Monat bezw. l-t Tagen Gesängniß. Die Verurtheilnng gründete sich in der Hauptsache daraus, daß beide hie Hölzer zu dem Gerüste auSgewählt und hierbei nicht die erforderliche Sorgsalt gezeigt hätten. Aus die Revision der Angeklagten hob am 5. Januar d. I. daS Reichsgericht das Urtbcil aus und bezeichnete cS als rechts» rlhümlich anzunevnieii.daß Tonninger verpflich,et gewesen sei. die von BleibinhauS ausgewähllen Hölzer zu verwenden, ohne sie selbst zu prüft». Auch die Annahme de» Landgerichts, daß dft Fahrlässigkeit schon in der Auswakl bestehe, wurde als rechisirrthümlich hingestcllt. — Das abermalige Unheil deS Landgerichts vom 6. Mä z d. I kam zu demselben Ergebniß wie das srühere, indem es die Fahrlässigkeit in scheinbar anderer Weise construirte. Im Wesentlichen besagte daS Unheil jetzt Folgendes: In der Auswahl der Hölzer liegt noch keine Fahrlässigkeit, wobl aber darin, daß Vleibmhau» es unterließ, sämmssiche ausgewähllen Holziheile zu prüfe» und die schlechte» durch bessere z» ersetzen. Anerkannt wird dann, daß der Meister nicht immer bei der Arbeit zugegen zu sei» braucht, und daß rr sich däirch einen Polier vertreten lassen kann. Es wird nnn angenommen, daß Tonninger verpflichtet war, in Vertretung seines Herrn selbstständig die Herstellung des Gerüstes zu überwachen »nd daß es seine Pflicht gewesen wäre, gegen seine vorzeitige Abberusung zn remonstiiren(!). Tonninger habe sich, so heißt es im Urtheil weiter, gar nicht taraus berufen, daß cr seinem Dicnstherrn Gehorsam schuldig war und der Abberusung Folge leisten niußle. Ein Polier müsse unter Umständen den Befehlen seines Herr» widersprechen, wenn anders er der Ver- anlwortlichkcit, die aus ihm laste, genügen wolle. UebrigenS habe Tonninger es unterlassen, aus dem Bauplatze die Hölzer einer noch, maligen Prüfung zu unterwerft», und hierin sei ebensallS eine Fahr lässigkeit zn erblicken. Gegen diese» zweite Urtheil Hallen die Angeklagten ebenfalls Revision eingelegt, welche dieser Tage vor dem 1. Strasienat des Reichsgerichts zur Verhandlung kam. Tie Beschwcrdeschrist t«S BleibinhauS wies daraus hin, daß ein Handwerksmeister nicht eile Arbeiten selbst beaufsichtigen, sondern sich vertreten lassen nssisft, daß dann aber nicht ihm die Veranlwortiing für die Handlui gen Anderer ausgebürdet werden könne. RcchtSirrthümlich sei eS. wenn ipen den eigenil clien Tdäter nicht genau ernmlel» könne, beiden An geklagte» die Schuld beiznmesftn. Tonninger führte in seiner Rev sion au», daß die Feststellung jemer Schuld schon deshalb aus schwach-» Füße» stche, weil recht gut der angesaulie Balken »ach seiner Ad- beriisimg bei dem Gerülie Verwendung gefunden haben könne. Turch seine Abberusung sei ihm die Prüfung der einzelnen Hebel, sowie eine Tdntrole der sertiggeftcllten Arbeit unmöglich geworden. Ganz un- gercchtscrtigt sei die Zumiitlmng, daß er gegen seine Abberufung Haie proteftire» müsi'rn. driin rr hatte sonst aus sosortiqe Enllassnnq auS dem Dienste rechnen lönnen. UebrigenS habe er cS auch sür eine selbstverständliche Pflicht des Vleibnibaus gebalten, m» der Beans- sichtiguiig de» Gerüstbaues sofort eine andere Persönlichkeit zu be- trauen. — Ter Rei tSanwalt bemerkte, daß das jetzige Urtheil »och größere Bedenke» einslöhd wie das irührre, erk.ürte sich im Allgemeinen mit de» AuSsuhriingc» der Revision eiiiveistanden und beantragte die Aushebung de« Urtheil». Do- Reichsgericht hob sodann da» Urtheil aas und verwies die Sach» an da- Landqerlchi München Ik zur nochmalige» Verhandlung zurück. In der Begründung wurde gesagt: Da« Land gericht nimmt an, daß BleibinhauS berechtigt war, sich verwett» zu lassen; eS meint ober, daß er. weil er überhaupi bei der fraglichen Arbeit niitwirkie, auch verpflichtet gewesen sei. alle Hölzer zu be- ichlige». Nun ist aber gar nicht abzusehen, warum er nicht, wenn er daS ganze Geschäft einem Stellvertreter überlassen kann. a»ch emen Theil desselben einem solchen ivllle überlassen können. Wenn BleibinhauS bercchligt war, sich vertrelcn zu lasse», so kann nicht gesagt werden, daß er nun verantwortlich sei, wen» er, wie geschehen, aus besonderer Fürsorge eine Controlc vornahm und dabei Einige» nicht bemerl!«, was er bei ganz genauer Eoiirrole und wenn er sich bewußt gewesen wäre, daß eS ans seine Controle allein a»kam, gesunden habe» würde. Ebenso sind die Feststellungen gegen Tonninger «»genügend: insbesondere ist nicht zu verstehen, ivelcheS Recht er gehabt haben ollte, sich den Anordnungen seines Dienstherr» zu widerftye». Es muß angenommen werde», daß zr an die erhaltenen Weisungen ge bunden war und daß er vorauSietzte, BleibinhauS werde sür seine Vertretung anderweit Sorge tragen. Nachtrag. * Leipzig, 12. Juni. AuS Kopenhagen wird der „Leipziger Zeitung" geschrieben: Dem Besuch Ihrer Maje stäten des Königs und der Königin von Sachsen in Stockholm am königl. schwedische» Hoslagcr wird daselbst nach den jetzigen Dispositionen Mitte Iu(i entgegengeseben. Das Hobe Paar wird die Reise von Malmö nach Stockholm per Bahn zurücklcgcn und werden zu diesem Bebufc den Hoven Herrschasten zwei neue prachtvolle Hossalonwagen dorthin riitgegcngesandt werden. In Stockholm ist man mit der Ein richtung von l!» Appartements im königl. Schlösse sür da» sächsische Königspaar beschäftigt, auch sind bereits znm Ehren dienst I General, l Ossicicr von der Leibgarde »md l Kammer Herr dcsignirt. Der deutsche Gesandte und der Gencralconsul v. Redlich reisen dem erlauchten Paare bis Malmö entgegen. * Leipzig. 12 Juni. Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Alten bürg tras gestern Abend 9 Uhr 5,7 Min. i» Begleitung deS Adjutanten von Cydow und mit Diener schaft von Ältenburg hier ein und reiste um 10 Uhr 50 Mi», mit dem Schnellzuge der Thüringer Bahn weiter nach Heidelberg. * Leipzig, 12. Juni. Der auch hier bekannte Rcdac- tenr Perls ist jetzt selbst von den „Freisinnigen" in Berlin an die Lust gesetzt worden. Die „BolkSzeitung" hat nämlich Herrn PcrlS, dem freisinnigen Cankidalen im 24. Eommunal-Wablbezirkc. folgendes TodeSurtheil ausgestellt: Herr PerlS. Soll die Berliner Stadtverordnetenversammlung mit aller Gewalt zum Kinderspott gemacht werde»? Sollcn in de» Rath tüchtiger und brauchbarer Bürger, die in allen ibren Lebens- saiern mit unserer Sladt verwachsen sind, welche die Entwickelung Berlins z» ihrer vorschreitendeu Höhe gefördert und begleitet haben, junge Streber treten, die nichts z» diesem hohen Ehrcnamke befähigt, als günstigsten Falles ein paar zusanimengcstoppelte Reden in sommerlich leeren BezirkssereinS-Bersammlung » ? Will man den lhöechien und b-Sber glücklicher Weise iittberechligten Anschuldigungen seitens der Dürgerpartcs, daß der Freisinn nur unselbstständige und untergeordnete Elemente auskommcn lasse, dadurch eine Unterlage geben, daß man Candidalei, ausstellt, deren Unzulänglichkeit allenfalls nur durch die Dreistigkeit libertroffen wird, mit welcher sie sich in den wichtigsten BerlretungSkörper der Reichrhauplstadt zu drängen suchen? Will man kurzum Herrn Perls wirklich in die Stadtverordnetenversammlung ichcken, wo die Birchow und Hermes, die Langrrhans »na Wohlgemutst, die Neumain und Meyer, die Singer und Epinola und so viele andere tüchlige „nd angesehene Berliner Bürger lhätig sind? Wer ist Herr Perls? Was bat Herr Perls geleiftel? Wo liegen leine Verdienste aus communal m Gebiete? Woher bat er, der kaum zuqezogene, die erforderliche Vertrautbeit »nt den Berliner Verhältnissen, oder welche besonderen Fähigkeiten und Kenntnisse machen ihn zu dem erstrebten Ehrenvosten geeignet? WaS erwartet man vcn seiner Tbätigkcit in der Stadtverordnetenversammlung? Wir fürchten. die Antwort aus alle diese Fragen wird eine negative sein müssen und wir erheben entschieden Protest gegen die Rücksichtslosigkeit und das leichtftetige Spiel mit der Langmuth der Wähler, das in der Ausstellung einer solchen Eandidatur liegt. Wir hoffen, daß sich noch in letzter Stunde ein angesehener, tüchtiger Berliner Bürger zur Ausstellung bereit finden lasse» wird — ein Mann, der durch LebeiiSgang, Erfahrung, Charaklersestigkeit die Interessen. Bedürfnisse, Wünsche der Vürgcrschast zu vertreten beruft» und fähig ist. Sollte sich ein solcher Mann in der kurzen Zwischenzeit nicht mehr finden und sollte die Eandidatur des Herrn Perls aufrecht erbalten werden, so bitten wir alle unsere Freunde, culweder für die Wahl deS Arbeilcrcand baten einzutreten, oder sich der Ab stimmung zu enthalte». Will man die freisinnige Partei durchaus durch derartige Machenschaften und ArmlitbSzeugnisft in Mißkredit bringen, so wollen wir wenigstens keine» Theil daran habe». Also entweder Ausstellung eines neue» Eandidatc» oder Stimmenihallung bezw. Eintreten sür die Arbeitercandidatnr. Wir hätten über den ganzen, sür Berlin nickt sehr schnieickelhaste» Vorfall geschwiegen, wenn wir nicht die Ueberzeugung hätten, durch unser Ausirelcn noch in letzter Stunde der gemeinsamen- freisinnigen Sache eine» größeren Dienst zu leisten, als die kurzsichtigen Beförderer der Eandidatur Perl» es leider gethan haben, lind nun thue Jeder nach bestem Wissen und Gewissen seine Schuldigkeit! — An de» Monat Juni knüpfen sich sür Leipzig ver schiedene denkwürdige silnsuiidzwanzigjährige Erinne rungen. So wurde am 3. Juni 1803 die Errichtung der Bicner'schen Blindenanstalt beschlossen, wozu ein Capital von 88 734 Thlr. 20 Ngr. l Ps. erforderlich war. An demselben Tage fanv die Grundsteinlegung zu dem vom Verein zur Feier de» 19. OctoberS l8t3 gestlstelen Denk mal» an die Sprengung der Elsterdrücke am Ranstätter Sleinweze statt. Am 8. Juni 1803 kaufte der Leipziger Kaufmann Ritzschc von den Erben deS Domherr» von AlvcnS- Icben daS Cchloßgul Go hi iS für den Preis von 87,000 Thlr. Aus Beschluß deS Raths vom 12. Juni desselben Jahres wurden die Meßbuden auS der Neicbsstraße enlsernt und die Reuberl'jche Schwimm an st al t, »nsern vom Steinernen Wehr an der Elfter, wegvcrlegt» Am l3. Juni übernahmen die Engländer Grisscll und Dawcra au» London den Van der segensreichsten Errungenschasl Leipzig», der öfsenllichcn Äasserleitung, und am 18. Juni 1803 wurde turch einen unserer tüchtigste» und bewährtesten Architekten, de» jetzigen Banralh Dr. Oskar MotheS in Zwickau, der Bau veS neue» jüdischen Friedboss an der Mockauer Straße in Angriff genommen. * Leivzig. 12. Juni. Aus der westlichen Seite der äußeren Bayerische» Straße zieht sich bekanntlich eine große Garlen-Eolonie hin, welche verVolkSinund „Reu-Kameru u" gelaust hat. und i» welcher sich eine gieße Anzahl Leipziger Bürger auS allen Ständen eine Slätle znm bescheidenen Raturgenuß bereitet hat. Tie Colonie, welche Herr Weder eingerichtet hat. besieht schon einige Jahre, ohne daß die Ge- sammtheil der Garleninhaber sich scstgcglicdcrt bätle. Es ist dazu auch kc>n Bekürsiiiß vorhanden, wohl aber wünscht man, wie im vorigen Jahre, auch Heuer den Kinder» durch ein große» Garlensest ein besonderes Vergnügen zu bieten. I» einer >üngft abgebaltenen Bcrsammlung wurde daher beschlossen, am l5. Juli ein großes Sommersest zu veranstalten und mit demselben alle möglichen Spiele und Belustigungen sür die kleine Welt zu verbinden. I» sehr lobenswerlher Weise bat man zugleich auch Richlgarteniuhabern und ihre» rindern sür einen sehr geringen Beilrag die Tbeil «ahmc offen gelassen, so daß sich daS Fest sür die gesammle Südverstadt szu einem allgemeinen gestalten wird. * Leipzig, 12. Juni. Einen interessanten Anblick ge währte e» heute früh, als die Beduinen-Karawane, welche bisher im Zoologischen Garte» sich eines so zahl reichen Besuchs zu erfreuen gehabt, von dort ansbrach und in ziemlich langem Zuge »ach kein Dresdener Bali» Hose sich bewegte. Natürlich Halle da- Schauspiel ein zahl reich-» Publicum ans dem ganzen Wege, welcher paksirt tourte, herangeleckl. Herr Pink-rk selbft war ans dein Balmboi! an wesend, von wo an» ni» 7 Uhr die Absabrl nach Dresden erfolgte, woselbst im Zoologische» Garten die Karawane Vor stellungen geben wird. Nebligen- hat Herr Pin teil bereits wieder sür eine neue und außerordentliche SehenS- SSÜ5 Würdigkeit Gorge getragen; e» sind die» 4 Seelvwer (darunter 2 Nieseneremplare), deren Fütterung täglich 4 Mal. und zwar VormillagS ll Uhr, 'Nachmittag» 2, 4 und 0 Uhr »nv Abend» 8 Ubr stallsiiidct Wir wollen aus diese: interessante Schauspiel hiermit noch ganz besonder» ausmerk sam machen. — Die Garten-Concerle im Krystallpalast werden jetzt, in Folge der cingelretenen wärmeren Witterung, allabend lich von emcin sehr zahlreichen Pnbticum besucht. Heute Abend coucertirt die Eapclle deS 107. Regiments unter Leitung deS Herrn Schwerin. Die Abonnentenzahl soll gegen das vorige Jahr um mehr atS das Doppelte gestiegen sein und ist die» gewiß der beste Beweis sür die Äctiebtheit der er wähnten Eoncerte. * Leipzig, 12. Juni. Nachträgliche» rur Turn fahrt des Leipziger Turnvereins (Westvorstadt). Zu unser»! Bedauern müssen wir uns eine» IlutertassungS-Berschen: schuldig bekenne». Der im Berichte über die Turnsalwl genannte und von den Turnern zuerst besuchte Kohtenbcrg bei Brandis gehört znm Gebiete de» Herrn Baron von Penz, und dieser Herr hatte gleich den anderen Herren iu tiebenswürdiger Weile aus bittweiscs Ansuchen dem Leipziger Verein sein Revier bez. die .Kuppe de» Kolilenberge» zur Abhaltung der Morgcnrast geöffnet. Dem zur Begrüßung der Turner erschienenen Förster deS Herrn Besitzer» wurde dafür auch der lebhafte Dank des Vereins ausgctragen. Als besondere Eigentbümlichkeit mag noch hervorgehobcn werden, daß die Tnrnsahrer den ganzen Tag nicht unter Dack unk Fach gekommen sind, sondern an allen Rasterten im Walde oder aus grünen Matten ihr Lager aufschlugen und Taut der Gunst des Himnic!» ausschlagcn konnten. Tische und Stühle gehörten in da» Gebiet der LuruSartikcl. ) Leipzig, 12. Juni. Auf dem Johannisplatze brach gestern Nachmittag ein Rollwagengeschirr zusammen unk äcl ans da» Pser'kebabngleiS. Es machte sich das Umstcigen der Passagiere dort ankommender Bahnwagen notbwenLig, bis da» Hmdcrniß beseitigt war. — In der Mablmannstros- verübte ein Handarbeiter anS Neuschönefelv gestern Abe. s groben Exceß und vergriff sich daraus thätlich an einem Schutzmann, der deshalb gegen ihn cinsihritt. Der übrigens bereits bestrafte Exccdent kam aus dem Naschmarkl zur Hast. — Ebenso erging cS um dieselbe Zeit einem Gärtner ans Eilenbnrg, welcher am Flcischerplatz dadurch großes Aussehen und Menschcnzusammenlaus veranlaßt«, daß er mit einem anderen Mann sich herumschliig und dem Nubegebote de» Schutz manns nicht Folge leistete. Erst ans demStockhause hielt er Ruhe.— In der Aeußereu Hospilalstraße a» der Ecke des Gerichts weges wurde heute Morgen kaS Pferd eines einspännigen Milchwagens plötzlich scheu und prassle unvermuthet zur Seile. Dabei schlug der Wagen an einen dort stehenken Candelaber an und stürzte mit sämmtlichen darauf besinn lieben, mit Milch gefüllten Krügen um. Tie Geschirrsühkerin, die Ol jährige Pa pst ans Weidciihcim, im Dienst bei dem Besitzer deS Geschirrs, einem Gutsbesitzer in Mockau, wurde dabei ebensallS aus die Straße geschleudert, leider aber an scheinend so erheblich verletzt, daß sie zur ärztlichen Unter suchung nach dem Krankcnhause gebracht werden mußte. DaS scheue Pferd war zwar an Ort und Stelle sestgcbalten War den. doch hatte eS die Stränge zerrissen »nd die Gabelbäume deS Wagens zerbrochen, auch war die Laterne keS Cauke- laberö durch den Anstoß zertrümmert worden. — In einer Wohnung der Gerbersirciße bemerkte man gestern Nachmittag Brandgeruch und sank bei näherer Nachforschung, daß ein in der Stube stehender, mit Wäschstückcn angcsiillter Koffer in Brand geralhen war. Der Eigenlbnmer de» Koffer-, welcher selbst hinzukam, fand einen Tbeil 'einer Wäsche bcrcilü verbrannt, aussälligcr Weise aber auch ein lO Markstück auS einem im Koffer mit ausbewahrten Kästchen verschwunden. DaS Gold, stück konnte unmöglich mit verbrannt sein, vielmehr war aiizunehmen, daß eö gestohlen worden »nd der Dieb, um den Diebstahl zu verdecke», den Koffer werde angcbrannl haben. Diese Annahme bestätigte sich, als die Polizei weitere Erörterungen anstcllte, denn cö siet der Verdacht ans eine dort mit wohnhafte Näherin anS Strebten, welche nach anfänglichem Leugnen de» Diebstahls wie der Braudstistung geständig war. Die Nähen», welche übrigens wegen Diebstahls bereits bestraft ist, würbe gesängtich ciiigezoge». * Leipzig, 12. Juni. Von der zweiten Strafkammer deS hiesigen königl. Landgerichts wurden in den heutigen Haiiplverhandtuügen vcrurlheiit: l) der Dienstkncchl Arno Hcrrmann aus Grimma wegen NücksallSdicbstahlS zu vier Monaten Gesängniß; 2) der Kaufmann Emil Albert Jen tzscb au» NainSdors wegen Vertriebs auswärtiger Lottcricloose zu 0 Wochen Gesängniß- und 150 .L Geldstrafe. * Sellerhausen. 12. Juni. Am heutige» Mittwoch findet im hiesigen Schützen Hause großes Militair- Extra-Eoncert der Eapclle des 100. Jusanlcrie-Regimenls unter Leitung deS Herrn Musikdirektor Matthey statt. Das Programm ist ein besonders reichhaltiges und i» dasselbe unter Andern« die Winterling'sche Eomposilioit ..TodeSritt der Vrcdow'schen Brigade bei Marö-la Tour" ausgenommen. Der große durch seine schönen Anlagen woblbckanule Garten wird prächtig illuminirt sein und bengalische Beleuchtung statt- sindcn. Bekanntlich ist daS Etablissement mittelst der Pferde bahn (Linie Plagwitz Leipzig-VolkinarSdorf). die bis dicht an dasselbe führt, schnell und bequem zu erreichen. * Möckern, 12. Juni. Mit kommendem l. Juli wird, wie bereits früher lnr; berichtet wcrden konnte, die Benutzung der sogenannten „Rittergntsbrücke" an Stelle der seit zwe: Jabren abgebrochenen Elsterbrücke, infolge rechtskräftigen Entscheides nicht niebr gestattet. Es bat deshalb in unsere,:, Orte allseitigc Zustimmung gesunden, daß der Gcmcinderal.' 2000 <<? zur Erbanung einer neuen Elster brücke bcwillia! bat. Die Unterhandlungen niit der Stadt Leipzig in dieser Angelegenheit dürsten voranösichtlich zu einem günstigen Ab schluß gelange». * Groitzsch, 12. Juni. Gestern Montag Mittag geg : 12 Uhr ist der 2H, Jahre alle Sohn des hier Hospn. - straßc wohnhasle» Schuhmachers L. aus hiesige», Lindenvl von einem einspännigen, mit BriqncllcS beladenen W: . überfahren worbe» und bald daraus i» Folge der crbatk i Verletzungen gestorben. DaS Kind, welches seiner M>. :,r an dem Brunne» ans dem Lindenplatze nachgelausen ist, i n sich an den Rätern teS langsam vorubcrsahrendcn Gcsch: angehalle», ist hierbei jedenfalls gefallen, unter da» H»it-.r>.ic gekommen »nd so vernnglückl. Die Besitzerin deS GeschO r-, welche taö Pferd am Kopse gcsührt hat, scheint keine Scsi» c an diesen, Unglückssalle zu treffen. --- Rötha, 12 Juni. Ein bedauerlicher Vorfall, bei welchen« leider das Messer die Hauptrolle spielte, ereignete sich am Sonntag Nachts in unserem Nacbbarkorse Etöbna Jin dortige» Gasthose fand Frübtingeseft mit Tanzmusik stall. Dasselbe besuchte auch ein Mübtbursche auS Rübe», und zwar in Gesellschaft eines College» aus Stölma, welch letzterer allerdings, wie uns versichert wird, sür kiesen Abend Dien't batte. Herr Mühtcubesitzer M. ans Stöhna, welcher eben sali» im Gasthose war. moeble wobl wegen der Dienstwidrig krit seines Burschen denselben zur Rede gesetzt baden, in welches Gespräch sich auch der College aus Rüben mengte. Diese Auseinandersetzungen schienen jedocb alsbald bcigclcgl zn sein. Als jedoch Herr Mnblenbesitzer M. nach Hanse ging, wurde rr von dem Mnblburicben aus Rüben ausgctauert und nicht nnerbeblich mit Messerstichen am Kopse verletzt, so daß sofort ärztliche Hilfe berdeigebolt werken mußte. Der Altentäler wurde am gestrigen Morgen verkästet und an die zuständige Bebördc abgeliesert. Möge denselben die volle Strenge des Gesetze» treisen. I . li. Meerane. 12. Juni. Der gestrige Tag war ein Ehrentag für die hie,,ge Flci'cher Innung. Galt eS doch a» kiesen, Tage den Gnincstrin zum gemeinsamen Schlacht hose zn legen, cu« Vorgehen, welche- im weiten Umkreis«
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