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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.04.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188904104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890410
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890410
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-04
- Tag1889-04-10
- Monat1889-04
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.04.1889
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G*schs<«t tckglttb früh S'/, Uhr. k»L«rli>n „t Lrprittii» Johanne«,iss, 8. Iprechft«»ht» her Nriartt»«. Bormittag« 10^-18 Uhr. Nachmtiiog« L—S Uhr. > k« di« »u«»»»« KnieEMK, Mnauienyi, »>« »e»«cn«a «I»i »«bin»»«». KwMerTllMM »>e nachMt«t,e»»r » 8«k»r«t« «» A,»«D»r »er fßr »f« «ächfts»l»«»Ae Nn««»r Deftl»«»eu " ' «scheut»»«» Dt» 8 «» Go««» «»D Weftt»»«» s Zn den Stille« für Zns..Zi«»»tz«r: vtt« »lr»n». UnidersttäUftraß« 1. Nut» Lisch». . . , risiluri»r»ftr. 33 part. und Kö»lg«plas 7, »»» bl« '/,» Utr. lnzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonnem»«t»prsi» vierteljährlich 4>/, ?Nk. ivel. Bringeiloh» 5 Mk., diirch die Post bezogen 6 Lik Jede einzelne Lummer AI Pi Belegexemplar 10 Pf Gebühren für Extrabeilagen (in Tagevlatl-Format gesalzt! ohne Postbeiörderung 60 Mk. «t» Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzrile 80 Ps. Größere Schrillen lau» uns. Prei«verz«lchaiß Tabellarischer «. Ziffernsatz nach höherm Tari'. Krrlamrn »ater dem Redactionlsteich dir tgelpalt. Zeile 50Ps„ vor denFamilienuachrichle» die 6g»ivallene Zeile 40 Ps. Inserate sind stet» an die «r-e»ttt«» »u senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnrouumsranän oder durch Post- nachuahiiie. ^ Ivo. Mittwoch den 10. April 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. VekLmitmchvu-. I« Anschluß an die Bekanntmachung vom 28. vor. Mo»..! die Verlegung einer Feurrmelkrstelle in da« zukünftig« TUd- depot betr., wird zur öffentlichen Kenntlich gebracht, dag! außerdem auch dt» 1« Aettzer khorhaus verbliebene LR. Poltzetwach» nach wie vor Feuermeldungen an nimmt. also als A»»»»«rIdest»A« benutzt werden kann Leipzig, de, 4. April 188S. Der Riath der Gtadt Leipzig. Id. 1431. vr. Georgi. Sr. Lnction. Die auf dem städtischen Lagerplatze an der Ehausieestraße in Leipzig-Reudnitz lagernden ca 2V0 Ander alte Ategel- Viickea sollen ebendaselbst Danaers tag, de» LI. diese» Monats, Vormittags Lv Uhr nnter den vorher bekannt zu machende» Bedingungen in vier Partien von je so Fuder» gegen sofortige baare Be zahl»»» meistbietend »ersteigert werden. Leipi^. den S. April 188S. Der stkath der Stadt Leipzig. A, Leipzig. Id. 1924. vr. Georgi. krumbiegcl Vrkanutmachung. Nach ß. 7 de« Gesetze« über d>» Ausübung der Fischerei in den fließende» Gewässern vom 1b. Oktober 1868 muß Jede,, welcher die Fischerei aiMbrn will, ohne a» der Stelle, wo er die« vorzunehmen beabsichtigt, entweder al« Fischereiberechtigter, oder ql« Pachter, oder al< augestellter Fischer zue Ausübung der Fischerei befugt zu sein, mit einer von der Polizeibehörde beglaubigten Ftschkarte versehen sein. Lee Betreffende Hot diele starte bei Au«üdung der Fischerei stet« mit sich zu führen und bars dieselbe einer anderen Perlon zu gleichem Behuf« nicht überlassen. Zuwiderhan,Jungen weiden mit Geld bi« zu 1b ober »»isprrcheudec Haft bestraft. Die von der hiesigen Fischerin»»»« kür die fließende» Wasser in der Swdt u»d in der Umgegend, soweit derselben da« Fiichrecht darin zustcht, outDestellteu. aber nur zu« Angel» und unirr Aurschluß de« Gebrauchs von Hechlhakeu brrechligenben für da« lausende Jahr «iltiaen Fischkarten werde» in unsere», Taffeiizimmer «« Nnsch- «arkt Mt. o. 1.» »«ge, Getoguag von b ^l ausgegsben. Außerhalb Leipzig« wohnhafte Personen habe» aus Erfordern veschetuignag her Behörde ihre« Wohnorte« darüber deizukriiigrn, daß der Lrtbeilnng der Fischkortr einer der in tz. 8 de« oben a». gezogsar» Gesetze« enthaltene» Versagungsgründe nicht entgegenstehl. Leipzig, am 8. April 1889. »«« Polizei«»« «,» Staht Leipzig, v. L 14«. Brotschneider Pasch. Die Ausführung der a, nämlich i iw Jahre 1889 vorzunehmeuden Pflaster- rung, 3300 qw Umpflasterung, sowie Ver- lsd. w Bordschwellen und Anfertigung der wezden und ist hierzu Verhandlungstermin arbeiten, nämlich rot. 3800 gm Reih legnng von 1l Bürgersteige, soll öffentlich vergeben «erben und ist hierzu ags Mittwoch, De« Ls. April, vormittag« 10 Uhr im hiesigen Stadibouamte angesetzt Versiegelte, mit entsprechender Aufschrift »ersedrae Anerbieten sind bi« zu diesem Zeitpunkte dem Sladtbnunmie »inzureichen, woselbst auch di« Bedingung,a zur Einsicht ansliegeu. Weißenfel«, ,« 4. April 1889. Lee Magistrat Falk! o,i. Anling«g«mäß __ , soll >ie» zu Fetednchr»»« der emmündgien gehörige, daselbst Ailtw« Auguste in der Schweizer ^Uwftrnße g,logen« Wnhnhnu« uebst Zubehör (8.« Ar Grundfläche iaol. AnrMt) ,w »4. tztefe« Moa«t« ««ch«ttt«gs b Uhr, t» Nathskeller zu Friedrichroda unter de» alobann bekannt zu «Gchende» vediugnugo» au« sreier Hand versteigert «erden. L»»e IB.Od« ^l Gchloß L«««h«»g, de» 1. April 1889 -»»»««>. Gschs. Amtsgericht M. E. V-Hm. Var Mer»- und Znvali-ttiitsverficherungs- gesrtz im Reichstag. Seit dem 29. März« an welchem Tage die zweite Be rathuna d«s Alter«» und InvaliditälSversichceung-gesetzes be annn. ist eiu« große Rsthrigkoil im Reichslaße eingetrelen; die Sitzungen sind stark besucht und die allge„>»»>« Ansmerksamkeit «endet sich den Beratßunge» in erheblich«», Maße zu. Der Grund liegt tu »er ganz außerordentliche» Wichtigkeit des Gefthrs. welches mit Stecht als die Krönung des GeräudeS der svcial politische» Gesetzgebung bezeichnet wird. Es wird damit ein entscheidender Schritt gelhan, welcher weit über die Bedeutung und di» Grenz«, las Kronlencgffeii- und UnsallversicheruiigS- aoseM« hiuautreicht. D«» Gesetz greif» tief in alle staatlichen Verhältnisse ein. Die Armenpflege wird dadurch verändert, da« Gesetz üb« den Unterfliitzungswohnsitz bedarf einer ander weiten Regelung, der Staat wird in e,n direkte« verhältnitz rn den «rbeitern aese,t durch den Reich«zus»ub, und auch die Beziehungen zwischen Arbeiter »nd Arbeitgeber «erden durch da« Gesetz «efeatiich beeinflußt. De, durchgehende Grund- aevante de« Gesetze« ist. de« Arbeiter an Stelle von Wohl- thatr» «in Recht zu gewäßren, ihn »adnrch unabhängig von der Armenpflege zu machen und ihm »ine sichere Grundlage seiner Existenz i« Fall« der Arbeitsunfähigkeit ln Folge von Krastverzebrung oder von Alt« zu sichern, eine sehr einschnei den», verbrfferuug seiner Lage, Welch« auch seiner Familie zu Gut« kommt. Man hatte vor der Inangriffnahme dieser verände, de« bestetzenhen Ausland«« stet« «in« gewisse Scheu, weil man sich der Schmie,«akeit der Ausgabe bewußt war und weil «an erkanni», doch man di« Wirkungen de« Ges've« nicht im roondwö« genau bemessen könne. Der Abgeordnete miiaftn sagte deshalb auch in der Rr>ch«tag«sihung vom 4. «pril zutreffend: „In den meisten »nroväischen Staaten wurde bisher da« Interest« der vorherrschenden Elast«« allein berücksichtig«, i« Deutsch!»»» alleeding« in geringe«» Btzah«. b»r aber trat eine tiosgehend, Bewegung «in. Pie mit repressiven Maßregel» allein nicht zu >„,ter drücken ist. Durch da« Zugrftändniß de« allgemeinen Stimmrocht« haßen wir jener Bewegung rin Werkzeug de, Propaganda verlieh«, da« wir ihr auch nicht nedmrn «ollen, um so mehr müssen wir Da«, was in ihr von dauenchn Berechtigung ist, zum Wegeustand« der Für sprs« ist >W»«ltpng »nd Gesetzgebung machen. Aus diesen Weg strebe» »«r unt dem heutigen Sesrtz. Seit »er Schöpfung der deutschen Verfassung gab eS kein wichtigeres Gesetz bei uns, ia in ganz Europa alS dieses. Wir Deutsche können, wen» Regierung und ReichSIag wolle», ein solches Gesetz Z» geben wage», weil wir >» der Verfassung, in der Gesetzgebung und in der Monarchie feste Wurzeln haben, ja vor Allein in der Monarchie, die über de» Parteien stcyl, habe» wir eine feste Grundlage für die Gewißheit eines Er folges !" DaS sind stolze Worte, und sie sind gewiß wohl erwogen, aber sie drücken doch zunächst nur eine Ueberzeugung aus, die erst noch der Bestätigung durch die Erfahrung bedarf, wenn sie auch große Wahrscheinlichkeit ihrer Richtigkeit für sich hat. Bon anderer Seite ist der Nachdruck aus die finauzielle Seite dcS Gesetzes gelegt werde», und merk würdigerweise sind die Bedenken, welche in dieser Beziehung anfgeiaucbk sind, nickt blos von der Opposition, von den Deulschsreisinnigen und dein Eentrui», sonder» auch von M taliecern der konservative» Partei geltend gemacht worden. Fürst Hatzseldt-Trachenberg erklärte seine Zustimmung zu der vom Abgeordnete» Rickerl gestellten Frage, wie die Koste» des Reichszuschusses für die Zukunst ausgebracht werde» sollen. Fürst Hatzseldt erklärte sogar, daß cr das Capital- teckungsversahren um so »olbiveiidiger halte, als die ganze Ainc»izw>rtt>schast im Reiche wie in Preußen zum Mindeste» sehr unvorsichtig sei. Ein so herbes Uilheil ist über die Regierung von dieser Seite seit langer Zeit nicht gefällt worden. Ein anderer Redner, der Abgeordnete Rintelen vom Centrum. äußerte die Hoffnung, das Gesetz werde nicht z» Stande komme», weil seine Conseqncnz die Ausbildung des sogenannten Rechts auf Arbeit scm werde. Und der Ab geordnete Wmterer gab demselben Gedanke» Ausdruck, indem er sagt: „Wir Elsässer lehnen die zu weite Ausdehnung de« BersichcrungSzwaiigeS und de» Rcickszuschuß ab Mit Viesen Bestlebuiigen betreten Sie de» Weg der Svlialbemokratie, ohne doch die Masse» der Arbeiter zu befriedigen. W» können nickt ziigehe», daß der Staat durch de» permanenten Zuschuß Bivovaler der Gesellschaft wird." Angesichts solcher Urlheile erscheint es beacktenswertk, was Bebel im Namen seiner Parteigenossen gesagt hat Bebel erklärte: „Bon de ionberein Werthe ist siir uns Socialdemokratcn die von drei Rednern betonte Gesahr, die der G sell'chast durch Ueber greisen unserer Lehren drohe. Wir sind nicht der Ansicht, daß man eine bestehende Well willkürlich ändern kann, wir erkennen die Nothweuvigkeil einer Entwickelung völlig a». wie wir Socialvemokraleii ja auch für Vas »otbweiioige Pco- Vuct der Entwickelung der socialen Verhältnisse sind. Ini der Vorlage ist nichts SocialdemokralischeS, die Gesellschaft wird nickt dadurch geändert werbe», um so weniger, als der weitaus größte Tbeil der Arbeiter srübzeitig stirbt, ohne in valide zu fei». Wir sind principiell Anhänger des Slc Zuschusses." Der interessanteste Thcil der Berathnng war aber die Rede des Grafen Mlibach »»v die daraus folgende Erwiderung des Staatssecretairs v. Bötticher. Durch die Rede dcS Grasen Mirbach ging ein Ton ver Traurigkeit über die ganze Tendenz deS Gesetzes, welcher nur durch eine tiefe Abneigung der den, selben zu Grunde liegenden Gedanken »in» Anschauungen er klärt werden kann. Dem Grasen Mirbach eisckeint das patnarchalische Berhältniß zwischen Arbeitgeber »nd Arbeiter als Ideal, es soll nicht daS kalte abstracle Princip einer Renlenanstalt als Leiser i» der Noth für den Arbeiter ei» treten, sondern die süklenbe Person de« Arbeitgebers, der von ganzem Herzen für den Arbeiter sorgt. Die Ursache, daß die Arbeiterfrage brennend geworden, sei die kapitalistische Gesetz, gebung unserer Zeit, man sollte statt Vesten dasür sorgen, daß die Production gekräsligt werde. Daraus ciwiderte Herr v. Bötticher: „DaS Ideal für welches Gras Mirbach schwärmt ist sehr schön, aber ich keime Distrikte, wo der Arbeiter vom Brodgebcr mit rauher Hand angefaßt wird, wo sich k ine milde Hand für ibn auslhuk. Wenn Herr Grai Mirbach mir daS Recept giebt, wie wir die Praxis seiner Hei,nach anderwärts eiiisühren können, dann werbe ich der Erste sein, der räth, die Beratbung dieser Vorlage nicht sorlznsetzen." Auch die letzte Sitzung vom Montag gab wieder Gelege» heit zur Erörterung grundsätzlicher Fragen, also derjenige», welche in die allgemeine, aber nicht in Specialberaihnng gehöre». Der Abgeordnete Rickert kam aus den Einwand zurück, daß das Gesetz eigentlich nur einer ausgedehnten Arinenpflege biene» werde. Darüber verlor Herr v. Bötticher säst die Geduld und erklärte, daß er noch einen letzte» Per such mache» wolle, um den Abgeordneten Nickerl eines Besseren zu belehren: das Gesetz habe mit der Armenpflege nicht« zu ihn», sie solle gerate durch daS Gesetz aus de. Well geschasst werden. Und als auch ver Abgeordnete Schräder wieder aus diese» Puuct zurücktam. erwiderte ei ikin. daß eS sich bei der Rente um gesetzliche R gelung eines RechlSanspruchS bandle, während die Arnicnpslege keinen Rechtsanspruch gewähre. Diese Andeuiungr» genügen, um zu zeigen, daß vi« Gegner schaft gegen die Verabschiedung de» G sitze« »och in tieier Session nicht lediglich aus Panei-Jnteieste» zuruckziisuhrcn ist, sonder» daß auch aus Seite der Freunde des Geietzes manche Bedenken auigetauckt sind, welche der Erwägung werlb er scheinen. Auch der ReichSkaniler bat vor Begum der zweite» Berathnng geglaubt, daß das Gesetz in dieser Session nicht z» Stande kommen werde, obwobl er sich ass Vater des selben bekannt hat und seine möglichst baldige Erledigung wünscht. Trotzdem ist angesichts der wohlmeinenden Absicht der Mehrheit des Rcichslages, den Enlwurs Gesetz werde» zu lasten, wohl zu hoffen, daß, unter Berücksichtigung mancher berechtigten AuSstellnngen. noch ui dieser Session dieses Werk vollendet und damit ein weiterer entscheidender Schrill in der socialresormaloriscken Gesetzgebung gethan wird. * Voran« ii v. Bemiia Leipzisi, w. April. * Ueber die Verhandlung der Novelle zum Straf und Preßgesetz im BundeSrath wird der „National Zeitung" gemeldet, daß der Jus»zau«jchuß zwei Beralbuiigen abgebalten bat. nach deren Verlaus »« zweckmän g ist. di- Angelegenheit Hehns« weiterer Erwägung durch die Regierungen einsuveilen zu vertagen und satani» t» einer z,veile» Lesung zu Ende ru bringen. E« hat sich di« jetzt, »ach Allein. waS darüber bekannt wird, mehr um eine» Meinungsaustausch, als um Beschlüsse gehandelt. Solch- sind noch nach kciiicl Richtung hi» gefaßt worden; es ist auch nicht aiizunebmei', daß förmliche Anträge von einer oder der andere» Regierung bereit» gestellt worden sind. Man wird nicht irren, wenn man aiinimmt, daß die Angelegenheit erst mir dem Zeitpunkt an de» Reichstag herantrcten wird, mit welchen! sich da« Schicksal der Alters- und JnvaliditätS-Vorlagc übersehe» läßt. * Nachdem die Meldungen der letzten Tage über daS Befinden deS Generalstabsarztes vr. Gustav von Lauer da« Schlimmste voraussetzen ließen, kommt nu« Berlin die Nachricht, daß der verdienstvolle Arzt in der Nacht vom Montag zum Dienstag daselbst gestorben ist. Der Berewigte, welcher a», 10. Octoder 1809 zu Wetzlar geboren ist, studirte vom Jahre 1825 ab aus dem medicinisch-chirurgischen Friedrich Wilhelms-Institut in Berlin und wurde noch vor Ablaus seiner Stuvieiizeit al« Cbirurg zum königlichen Ebarilö Krankenhaus in Bert,» commgndirl. l830 wurde er Compagnicchirurg. 1836 Pensionairarzt in, Friedrich Wilhelm«-Institut und als solcher z» dem allgemeinen Krankenhaus >» Hamburg ab- conimandirt, 1830 kam er alsStabsarzt an daSCHarils-Kranke»- bau« in Berlin »nd 1843 siedelte er als RegimentSarzk nach Schwedt über Bald jedoch kehrte er in gleicher Stellung nach Berlin zuiück und wurde vom Prinzen Wilbelm, nachmaligen Ka ser Wilbelm I., 1844 zu seinem Lecharzt ernannt. Al« solcher begleitete er den Prinzen, den König und Kaiser aus allen Reise», wie in allen Feldzügen 1815 habilitirle sich vo» Lauer als Privaldocent a» der Berliner Universität, l854 ivurve ec Professor der Semiolik und allgemeinen Therapie an der »>ecicii»sch-chirurg scheu Akademie. 1864 avancirte er zum Generalarzt de« GardecoipS. zwei Jahre später erhielt er den Adel und bei Gelegenheit seines 50jäbrigen DiensljubiläuniS ernannte ihn die Universitäl zum ordentliche» Honorarprofessor. 1879 wurde er als Nachfolger Grimm'« Generalstabsarzt der Armee. Cbes deS Militair mediciiialwcsen» und der Medicmalablbeilung deS Kriegs, Ministerium« und Direclor der niililailärzilichen Bildung- anstalten. * Am Montag ist in Kopenhagen der ehemalige dänische Gesandte ,n Berlin, v. Ouade, gestorben. * In Belgrad überreichte am Montag der rum 8 irische Gesandte Lacarescu das Anlwortschieiben de« Königs Karl aus die Nvlistcation der Türonbesteigung des Königs Alexander, in welchem der dringende Wunsch aus Auskechterhaltiiiig der bestellenden vorzüglichen Beziehungen zwischen beiden Monarchien ausgedruckl wird. * Am Freitag Abend war in Amsterdam daS Gerücht oeibreilek, daß Boulanger mit dem letzten Zuge a»S Brüss l ankommen werde und eine Masse Neugieriger belagerte den Bahnbvs, um den brav' xeuöirrl i» eigener Person zu sehe». Thalsache ist übrigens, daß ein Franzose am Mittwoch im Holet Avrian (Kalverstraat) erschien und mit be» Besitzer über die Mielhc einer Reihe vo» Zimmern sich besprach »nd die« für Fall, wenn Boulanger seinen Aufenthalt vo» Brüssel nach Ainsterdain verlegen würde. Der Umstand, daß der Gasthos »ach zwei Seiten hin einen Ausgang hat, schien de», Ouar liennnchcr besonders zu geialle». Die Möglichkeit, daß Amsterdam »och mit einem Besuch des Diktators >u partidus be-hrt werten dürste, ist also nicht ausgeschlossen, u»o sic wird um so größer, als die belgische Regierung nicht gesonnen zu sein scheint, ihm irgendwie durch die Finger zu sehe». Uebrigen« würde sich Boulanger einer großen Täuschung ln» geben, wen» er glaubt, baß er i» Amsterdam nach Beliebe» seine politische Rolle weiter spielen und gegen die Regierung ii» Pari« Ränke schmieden könne, da daS niederländische Freiudengesetz in diesem Puncte nicht »ur sebr deutlich ist, sondern sehr wenig Federlesens inacht. Elen so wenig dürste» die Amsterdamer Studenten dem Beispiele ihrer belgische» Eon>»»lilo»e» folge». * Die französische Regierung hat dem „Manchester Guardian" zufolge plötzlich ihre Militair Mission ans Japan abberuie». Sie stammt anS dem Jahre >870. als Japan in seinem Eifer, daS Abendland »achzuahnie», sich an Frankinch Mit der Bitte um Herübcrsentung von Mililair- sachverstänbigcn zur Bildung eines Heeres nach sianzösischem Muster wandte. In de» jüngsten Jahren aber wurde bcr Mission der Anfenlhalt in Japan verleidet durch die Anwerbung von Deutlchen, welche allmälig das französische System ver- diängte». Da die Franzosen dadurch schließlich in die »n angeiiebme Lage versetz! wurtcn, bei bcr Enisührung Vcr teulschei, Methode thalig enigreise,, zu müsse», so ist es schon begreiflich, wenn sie sich an da» sra»zvsischc Kriegsmiiiisleri»,» mit der Bille waudlen, sie ab,»rufen, was denn auch geschah. Berniulbllch wird Japan dafür bei d, r Vertragsrevision durch sranzösische Verschleppungen büßen müsse». * Präsident Harris»» erließ eine Kiindmachnng, welche siir den 30 d. M. eine Feier des hundeilste» Iabr-SlagrS der Organisation der Verwaltung des Generals Washing ton anordnet. Der Präsident empfiehlt, das Volk inöae sich an diesem Tage in de» Kirchen versammeln, i»n Gott sur die Segnungen der Freiheit, Wohlfahrt und de« Friedens z» canke». Da» Programm der Festlichkeiten zur Feier des hiinberlsten Jahrestage« der Inslallirnng George Washington« al» Präsident der Vereinigte» Staaten umsaßt u. A. den großartigsten Ball, der jemals m Amerika oder Europa gegeben worden. Deiselbe findet am Abend des 20. April im Metropolitan Opera Heuse in New-Bork stall Piästdenl Harrisvn, Vicepräiiernl Mono», d,e gelammte Verwaltung >n Washington, die Gouverneure säniiullicher Slaalen und Teriilorir» der Univn, de Elite der New-Bo'ker (A.ffiffckmft werden sich unter den Gäue» befinden, deren -Anzahl aus 7000 bis lOOOO geschätzt wird. Einen Begriff vo» der Großartigkeit be- Balles kann man sich machen aus der Thal lache, daß der Saal, in welchem svupiil wert.» soll, eine Länge vo» etwa einer englischen Vierlelmeile habe» wird. Der Ball wird 20 000 Psnnd Sterling kosten. Da» Taiizprogramm enthält eine Ouavnlle, an der sich 32 Paare betheiligen werben. Die Heirrn und Damen, welche die Quadrille tanzen sollen, werde» alle direkte Abkömmlinge der Männer und Frauen se n, welche dem InauguralionSbaU vor hundert Jahren deigeivohnt haben. Der Rcgierunqswrchsel in Luxemburg. * Der Regierungswechsel i»i Geoßherzogibum Luxem burg hat sich nunmehr vollzogen, wie »ach den letzten parlanieiitanschrn Ereignissen zu erwarten stand Ueber die am Montag stattgesundene entscheidend« Sitzung der Deputirtenkammer bringt dn« Wolfj'iche Bnreau folgenden Bericht, de» wir bereit» gestern in unserer Siadt- ^ aujlage »»llheile» konnte»: LiaatSmiiiisler Loschen verliest eine Boistiast des Herzog« Adolf von Nass,», in »«Ichrr derselbe sich bereil ertltrt, gemäß > den Bestimmungen der Bersassung und der Hausaeie«« die Regent ichost de- Lande« zu übernehme«. Die Kammer beschließt, in den Adtheilungen jnsaniinenzutreten, um eine Prüsung der in Frage kominenden Acteiislücke vorzunehmen. — Bel der Vorlegung der Aciensilicke an die Adtheilungen erklärte der Staat-minister: Da« Leben der Völker habe wie da« Leben des Einzelnen seme lraueriage und da« öffeniltche Wohl erhebe bi-wellcn Harle An- sviüche. Ueberau« schmerzlich für die Räthe der Krone sei die Er- stllliUig der Pflicht gewesen, welche ihnen auserlegt worden sei. Die selben würden aber nicht im Geiste der langen Regierung ihrer, geliebte» und unglücklichen bilherigen Fürste» gebandelt habe«, wenn sie vergesse» hätten, daß man im öffentlichen Leben sich nur durch die Rücksicht aus da« Gemeinwohl und durch da« Gesetz leite» lassen düise. Nach Wiederaufnahme der Sitzung, Nachmittag- 4 Uhr, verliest der Vo,sitz"nde folgende Erklärung: „Die Teputirtenkammer con- statirt aus de» vo,gelegten Docnmenien, daß der König regierungs- unsähig ist, daß gemäß der Verfassung eine Regentichall noidwendig ist. sowie daß »ach den, Familienvertrage die Reginlichasl rechilich dem Herzoge von Nassau zuiällt, und erklärt sich bereil, den ver- sassiinasmäßigen Eid de« Herzog- entgegenzunedmen. Da Niemand ka« Wvrl beg-hrt. wird zur namenilichen Abstimmung geich,alten. Die Eiklärung wird einstimmig gulgedeißen. Der Vorsitzende ver- liest daraus folgende Erklä ung, welche die Kammer stei end caigegen- »iniiiil: „Die Kammer schließt sich den von der Regierung auS- gedrückie» Gefühlen an und bedauert, in die grausame Noldwendig- keü verletzt zu sei», die oben votirie Maßregel treffen zu müflcn einem Fürsten gegenüber, dessen Herrichait vierzig Jahre gedauert und den, Lande Jahre de« Gedeihen«, des Glückes und der Freiheit v.rschafsl hat." Sodann benochlichiigt der Slaatsnimister Eyichen die Kammer, daß der Regent nächsten Donnerstag den Eid adzo- legen wünsche. Die nächste Sibung der Kammer wird darauf ans kommenden Donnerstag festgesetzt. Ueber die Person de« Regenten und seine« Sohne« wird der ..Kölnische» Zeitung" au« dem Lande geschrieben: Adolf. He zog zu Nassau, Psalzgras bei Rhein, ist geboren zu Weilburg an der Lahn am 34. Juli 1817. Als ältester Svbn aus der eisten Ehe seines Bakers, tes Herzogs Wilhelm zu Nassau, mit der Prinzessin Luise von Sachsen-Aliendurg war er von frühester Kindheit an zur Regierung bestimmt und wurde unter der Leitung des nachmalige» herzoglich nassauischen Generallieute- »anls von Hadelii aus de» hohen, ebr-n- wie sorgenvollen Berus eine« Laiidesnirste» vorbereilei. Von 1837 bis 1830 studirte Prinz .'Itwlj »iw feüieni z» An'aiig der öder Jahre verstorbenen jüngeren Kruder, dem Prinzen Moriz, gemeiniam in Wien, alS er am 20 August >830. kaum 23 Jahre alt, durch dcu plötzlichen Tod ienies Vale, l us tka Thron des Herjoaihl»»s Nassau bei »sen wurde. Während 27 Fuhre b ivAhrle er sich als weiser, jiebevoller Landes- vaier, bcr in deutsch r Pflichttreue nur br.S Wohl seiner Unter- «baue» »» Aua« baue Möge» auch seine Wege zuin Wöhle nicht immer dieselben gew sen sem. welche iemc Unterthanen einschlage,, wollien: es mußte» sich damals erst bei Volk und Fürst die staats rechtlichen Ansich,eu kläre», »> -Nassau wie in den übrigen deutschen Lande». Aber die Absichten Herwig Adols's waren stets edle, und so konnte ihm auch die Anerkennung seiner Unterthanen nicht ausbleibeii. Das 25>ähr>ge Jubiläum senier Regierung wurde im Jahre 1864 »in Ber.e iteruug begangen von einem duukbiren Volke, das inil Stolz aus seine soriichritilichen Errungcnichasie» Hinweisen konnte. Das Herzogihum 'Nassau war ein Muiieisiaat. und mit Freuden > etn»c» meine luxemdiirqiiche» L-nidsleoie seit einiger Zeit lcho» Einsicht in eine zu jene,» Ergebniß hna„«igegebe»e Denkichrist, emen bleibenden Meilnein der gedeihlichen Enimicklnng eines deutschen Gaues. Ke » Wunder, daß daher auch wir große Hoffnungen auf das Io»»» »de RrgimenI stelle», daß wir freudig berührt wurden vo» der B rsicheiung, welche Le Hoheit vor ewige» Tage» unfern, LiaaiSminisiel »»I aus die Rückreise gab: „Er wolle die Luxem burger glücklich machen." Die Ereignisse de« Jahres 1866 sind noch in allzu srischer Er- rnnerung, als daß sie hier des Längere» berührt werden sollicn. Wenn Herzog Adolf damals in der Zwangslage, welche über die Kleinstaaten he>a»g>konii»e», zu Oesterreich Siellung nahm, so hat iln» die Grschichie bereu« das Zeugttiß ausgestellt, dnß die poli- lijchcn und persönliche» Beweggründe, welche ihn damals leiteten, die edeliiinthigste» waren. Bor Allem hielt er daraus, den« BundeS- sreunde gegenüber das gegebene Wort einziilöse». Al» nun das Unglück über sein Hau« heielngebrochen, da legte er seinen inuihigen Lin» an den Dag. Die Aussöhnung mit dem Sieger mag ihm Ueverwindung gekostet habe», aber, wie sein ganzes Ausireien und Handel» in dieser schwierigen Zeitlage, sie war ehrlich gemein!. Nicht wie and« e Fürsten, welche den Thron verlassen mußten, setzte sich dieser W ne hm, Verlorene« zu bejammern, »ei», mit frischem Mache suchre er e« seinem Hause und seinem Volke wieder kinzuhrliigcn. Als er zu», letzte» Male als oberster Kriegsherr inmilien seiner Truppen erschien, gab er ihnen folgenden Rach: Bei der Rückkchr weidet ihr Nassau von preußische» Truppen bc- setzi finden: sangl keine» Streit niü ihnen an, sondcin wie ich mein Nncklai inii Ergebung in den Willen der Vorsehung mil männlichem Mntue z» trage» weiß, so zeigt auch ihr, daß ihr euch in DaS zu lüge» wißt, was nun nicht zu ändern ist." Seit diesem Lebewohl vo» Günzburg sind der Jahre viele verflossen, aber »och immer hebe» die 'Nassauer ihre», sruhern Herrscher ei» dankbares 'An- denke» b wahrl. Es ist bekannt, wie vor zwei Jabre» der sieben- zigste Geburlslag des hohen Herrn in seinem Erblande begangen wurde, und wie diese Kundgeiiung im deutlchen Reiche mil unge« Iheillei» Wohlwollen ausgenommen worden.' Ist ja der Herzog ieiiikin Lande ein Vater und Wohlchäier geblieben. Namenllich ien, inenichensreundllches Auiireien während des deuisch-sranzösischrn Kriege» wird »n 'Nassainschen nie vergessen werden. Aber auch andenvärl«, wo er teil >866 weilte, Hai er sich die Liebe des Volk,« erworben, dasür lege» die herzlichen Huldigungen der Hoch- gebngler von Hohenburg und Lcngengries bei der Vermählung der Prinzessin Hilda, der Tochter des Herzogs, mit dem Erdgroßh rzog von Bade» beredte« Zeugmß ab. Wer heule vo» Tölz durch das Jsarihal wandert, wird keinen Namen von aller Lippen iml stich auirichliger Verehrung aussprechen hören als den seinigen. E n solcher Fürst wird auch bei uns willkommen sein! Auch ii»serm znkünsligen Erbgroßherzog, Prinz WilHelm, geht ein ausaezeichneler Ruf voran. Der lunge österreichische General- major ist e», schneidiger, »flichlgetreuer Ossicier von echt kamerad- ichistlichem Verkehr, be, einer allieistgen Bildung anspruchslos und bescheiden, ein allgemein beliebter Herr. Scho» 1885 ward dem damalige» Obersten die Ehre zu »>eil, als Schiedsrichter bei den große» Manövern aufzuireten. Ihm ward dieser Tage der Aus- irag, ni t seiner Verwandten, der Königin Emma — deren Mutier, di- Fürstin Waldick-Pyrmont. war eine Schwester Herzog Adols's — »der die bevo,stehenden Ereignisse zu beraihe». Ans Holland wird dierher gemeidel, daß da« ritterliche Austreien des Herzogs und des Erbprinzen angenehm berührt ha». Obschon seit stins Jahren der Herzog al« der miittimaßliche Thronjolger in Luxemburg gilt, hat er stei» die größle Zurückhaltung der sogenannte» „luxemhurgischen Frage" gegenüber beobachtet. Erst vor acht Tagen Halle er die erste linierlediing mit »ei» luxemburgischen SiaaiSininifter Vr. Eysckien, Wie man erzählt, ha« de» gewandte »nd begable Lester iiiiserer Re. äierung eine» guten Eindruck auf seinen zukUiistigen Herrn gemacht, Lo inüge denn da« gemeinsame Wirken eine« ersakirenen Herrscher« »nd eine« einsichl«volle» Minist»,« demnächst unseren, Vaterland« zum Wähle gereichen I WaS dem Thronwechsel di» größte Bedeutung giebt, ist der Umstand, daß unier Ländchrn fortan eine eigen« Dy na siir haben wird In de», P'rfonalverdande mit dem Königreich der Nieder lande mußle da« kleinere Land noidwendigerwetfe erst an zweiter elle kominen, wen» europäische Fragen ausiauchte» 1867. I König W lhelm III. wir bereit, »in«,» unleugbaren Inh resse der ^ -Niederlande »achzugeden und auf fein« Herrsch»» »der Luxemdurzz Verzicht zu leiste», falls wirklich, wir die französische Diplomatie
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