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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880619
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-19
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1888
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Telegramme. UV». Prag. 18. Juni. (Privat - Telegramm.) Da« Wochen- minus der Dnx-Bodeabacher Eisenbahn beträgt 9788 fl., da» GcsommtminuS 3 044 491 fl. — Das WochenpluS der Prag- Duxer-Eisenbahn beziffert sich aus 3639 fl., das GesamintPluS 2352 fl. * Wien, 18. Juni. (Fernsprechmeldung de» „Leipziger Tageblattes".) Die Börse ist sehr fest infolge der anhaltend günstigen Auffassung der politischen Situation. Der Depeschen- Wechsel zwischen Bismarck und Kalnoky veranlaßte fernere Specu- lattonskäufe. Neue Patente. Bericht de» Pateut-Bureau» vou Gerson L Sachse, Berlin 81V. Der Tisch mit verborgenem Schreibpult und Sitz (Pat. 43 215) von B. Eckardt in Brandenburg a. H. läßt im zusammengeklappten Zustande nicht erkennen, daß er gleichzeitig als Schceibpult zu ver tuende» ist. Ter Dsckivlattenkörver bildet den mit Schubfächern versehenen Behälter, dessen Schließplatte sich beim Aufklappen der Tischplatte als schräge Schreibstäche niederlegt. Durch das Ausklappen der Tischplatte in die senkrechte Lage wird ober auch gleichzeitig rin Sitz aus dem Fußgestell seitlich herauSgeschobcn und cm Tinten- saßträger zum Vorschein gebracht. Der Zeitungs- und Rechnungshalter (Pat. 43 221) der Eisenwerke Gaggenau in Gaggenau enthält in einem geschlitzten Blechrohre einen Stab, welcher, im klebrigen das Rohr aussüllend, zur Hälfte excen- lrisch nach innen verlaufend abgedrcht ist. Die durch den Schlitz des Rohres eingesteckten Papiere oder Zeitungen werden, wie stark sie auch immer sein mögen, bei Drehung des Stabes von dessen ercentrischer Fläche erfaßt und eingeklemmt werden. Durch am Ende des Stabes in diesen eingeschnittenes Gewinde und zugehörige Mutier kann die unbeabsichtigte Lösung der eingeklemmten Papiere verhindert werden. Die regulirbare Spiritus-Heizvorrichtung (Patent 43004) von E, A. Straube L G. E. Weber in Chemnitz besitzt eine nach der Mitte zu ansteigende Platte, in der sich concentrische Rinnen be finden, die jedoch auch durch eine einzige spiralförmige Rinne ersetzt werden können. Zwischen den Windungen sind Löcher angeordnet, welche die zur Verbrennung des Spiritus erforderliche Lust zuführen Ein Rohr, welches den Spiritus nach der Mitte der Brcnnplalte leitet, ist mit einem Durchlaßhahn versehen, so daß der Zufluß des Spiritus und damit die Größe der Flamme während des Brennens nach Bedarf regulirt werden kann. Das Ausknacken der Nüsse soll in dem Nußknacker (Pat. 43005) von E. E. Koch in Dresden dadurch erleichtert werden, daß die zu öffnende Nuß außer dem Druck gleichzeitig eine etwas schiebende bezw. rollende Beioegung erhält. Zu diesem Zweck ist der eine Hebel, welcher einen Schlitz zum Durchstecken des zweiten Hebels besitzt, so gekröpft, daß er die dicht am Drehpunkte liegende Nuß zum Theil umschließt. Durch diese Anordnung ist gleichzeitig, ohne daß die übliche Verzahnung zur Anwendung kommt, ein HcrauSspringen der Nuß unmöglich gemacht. An Regen- Und Sonnenschirmen bringt I. B. Seel in London eine Neuerung (Pat. 43130) an, mit deren Hilfe ohne Anwendung von Schnappfedern, Glocken oder Gummiringen der Schirm offen und geschloffen erhalten wird. An die Enden der Streben greisen Federn an, welche mit einem an dem Schirmstocke zu verschiebenden Ringe verbunden sind. Außerdem legen sich die Enden der Streben in die Ruth eines zweiten Schicberinges. Die Enden der Streben sind nun so zugeschärst, daß der Druck der Federn sowohl bei ge össnetem wie bei geschlossenem Schirme Ruhestellung bervorbringt. Der Elektrlcitäts-Meß-Apparat (Pat. 42 052) von V. Thölin in Lausanne besteht in einen» den „Widerstand" umschließenden aus dehnbaren Gefäß, welches mit einer leicht zn verflüchtigenden Flüssigkeit gefüllt ist. Entsprechend der Erwärmung des „Wider standes" dehnt sich das umschließende Gesäß infolge Verdampfung der Flüssigkeit aus, so daß sich ein mit dem Gefäß verbundener Stift verschiebt und auf einer Scala die Stärke des Stromes anzeigt. Bei dem selbstschließenden Kleiderhalter (Patent 43415) von I. Lasten in Kappeln wird das Gewicht des aufzuhängenden Gardcrobestückcs zum Schließen deS festhaltenden Mechanismus benutzt. Zwei doppelarmige, über einander angeordnete Hebel stellen sich infolge ihrer eigenen Belastung so, daß der Aufhänger des Kleidungsstückes zwischen ihre äußeren Arme cingeführt werden kann, pressen sich jedoch durch das Gewicht des Kleidungsstückes gegeneinander. Letzteres muß, um aus dem Garderobenhalter ent fernt werden zu können, angehobcn werden. Sie Millionäre der vereinigten Staaten. In einem Artikel der „Revus ckes cksur Lloncken" von E. d. Varigny werden die Geldsürsten der nordamcrikanischen Republik namhaft gemacht und in flüchtigen Umristen ihr Lebenslaus erzählt. Die Aufzählung ist nicht vollständig und gewiß sind nicht alle mit» getheilten Details zuverlässig; die Anekdote drängt sich häufig unter die beglaubigte Thatsache. Trotzdem bietet der Aussatz des Inter essanten genug. Er enthält manch bemerkenswerthes psychologisches Detail und er giebt eine Vorstellung von den riesigen Reichthümern, die in Amerika in einer Hand vereinigt sind, und von der Art, wie sie erworben wurden. Zunächst muß man fragen, wer ist ein Millionär? Der vor liegende Artikel weist diesen woblkingenden Titel nach englischem Vorgang nur jenen zu, die 1 Mill. Lstrl. besitzen; also die über ein Vermögen von 20 Millionen Mark verfügen. Eine englische Statistik giebt die Zahl der Leute, die wenigstens eine Million Pfund im Vermögen haben, in der ganzen Welt aus etwa 700 an. Es ist klar, daß diese Schätzung nur Anspruch aus annähernde Zuverlässig keit machen kann. Bon diesen Millionären entfallen aus England rund 200, auf die Bereinigten Staaten 100, aus Deutschland und Oesterreich 100, auf Frankreich 75, aus Rußland 50, aus Indien 50 und auf die anderen Länder zusammengcnommen 125. Zu den Reichsten unter diesen Reichsten gehören aber nach einer Liste aus dem Jahre 1884 vor Allen Name Iah Gould . . » i I. W. Mackay . . . Rothschild E. Banderbilt . . . I. P. Jones. . . . Herzog von Wcstminste, John I. Astor . . . Ä. Stewart.... I. G. Bennctt . . . Nationalitiit Capital in Francs Nährl. Sink, in griwcS Amerikaner 1375 OM 000 70000000 do. 1250 000000 62 500000 Engländer 100» 000 000 50000000 Amerikaner 625 000 000 31 259 000 do. 500 00«» 000 25 000 000 Engländer 400000000 20000000 Amerikaner 25000000«) 12 500000 do. 200000000 10000000 do. 150 000000 7 500 000 Engländer 150 000000 7 500000 do. 125 000000 7 500 006 do. 100000000 5000000 Herzog v. Northumberland Marquis of Bute . . . Ein Blick aus die Liste zeigt, daß die reichsten Leute der Welt sich aus dem Bürgerstand emporgearbeitet haben; speciell aus eng lischen Bermögensstatistiken geht des weiteren hervor, daß die Aristo kratie der Geburt heutzutage im besten Falle ihre großen Verniügcn erhält, aber nicht mehr zu vergrößern vermag, häufig verlieren die alten Familien sogar ihren ererbten Reichthum, die sogenannten Emporkömmlinge dagegen zeigen sich vielfach geschickt, durch Gene rationen hindurch den BermögenSstand zu vergrößern. Der Lebenslauf von zwei amerikanischen Millionären erscheint besonders interessant; der von I. Gordon Bcnnett und von Cor nclius Banderbilt. Gordon Bennctt wurde in Schottland geboren, ein Katholik, den seine Eltern für die Kirche bestimmt hatten. Er zog cs jedoch vor, auszuwandern und in Amerika sein Glück zu versuchen. Um sein Leben zu fristen, trat er in Boston in eine Druckerei als Commis und Corrector ein; das ist eine Stellung, aus der in Amerika zahl reiche und bedeutende Journalisten sich emporgearbeitet haben. Der Journalismus steckte damals in den Vereinigten Staaten noch in seinen Kinderschuhen; die wenig zahlreiche New Yorker Presse ver fügte über armselige Kräfte. Einige wenige Personen schrieben und setzten ein Blatt zusammen: daß eine Zeitung während des Con- grestes einen schlecht bezahlten Correspondenten in Washington besaß, gehörte schon zu den Seltenheiten. Mit 25 oder 40 Frcs per Woche war ein solcher Korrespondent reichlich bezahlt. Bcnnett ließ sich in dieser Eigenschaft nach Washington senden und seine Berichte für den „New Aork Enquirer" gefielen. Er konnte ein paar Hundert Dollars ersparen und dachte nun sogleich daran, ein eigenes Blatt herauszugeben. Im Jahre 1835 gründete er den „New-Hork Herald". Das Burean des Blattes befand sich in einem Keller; ans zwei leeren Fässern lag ein Brct, das als Tisch und Schreibpult benutzt wurde; das war das Bureau, und Gordon selbst war Herausgeber, Eigcnthümcr, Redakteur, Buchhalter und selbst Austräger seiner Zeitung. Nachdem die Wochenrechnung beim Drucker berichtigt war, hatte er oft nickit mebr als 25 Cent- in der Tasche. VolksmrUchastliches. Ulk« str Hirsen Theil bestimmte« Sendungen sind »» richten an de» verantwortliche» Redacteur desselben E. G. La« in Leipzig. Betriebsjahre« 1887/88): 1301 943 Einen ersten Aufschwung erlangt« daS Blatt, als ein Charlatan fegen einen festen Satz marktschreierisch seine Pillen in Bennctt'S Organ anzukündigen begann. Durch diese Reclame, die mit zu den ersten ihrer Art gehört, wurde der Pillenfabrikant ein Millionär, und Bennett gelang es gleichzeitig, sein Blatt allmälig in die Höhe zu bringen. Er schritt weiter. AIS die ersten Dampfer nach Amerika Hinüberzusahren begannen, rüstete der Besitzer des „Herald" ein eigenes Schiss aus, das den ankommcnden Fahrzeugen entgegenfuhr, von ihnen die neuesten Nachrichten aus Europa entgegennahm und nun diese Neuigkeiten an Bcnnett so schnell als möglich über- mittelte, zuni wenigsten mehrere Stunden früher, als sie sonst in Ncw-?)ork bekannt wurden. Die Kabelverbindung zwischen Europa und Amerika fügte dann ein neneS Glied in diesen Nach- richtcndienst ein, und Bennett, der kein Geld sparte, drängte jetzt alle seine Rivalen immer mehr in den Hintergrund. Im Kriege 1866 empfing er aus dem preußischen Hauptquartier eine einzige Depesche, die nicht weniger als 36 500 Frcs. kostet«. Aber Bennctt resormirtc nicht nur den Nachrichtendienst der Zeitungen, er gestaltete auch die Formen um, in denen sich bisher die Tagesschrislstellerei bewegt hatte. Statt jener schwerfälligen, philosophisch^ vertieften Artikel, die nach dem Borbilde von Addison. Swift, Äolingbroke verfaßt wurden, führte er eine kurze, nur die Thatsache» resumirende Schreibweise ein, wie sie seitdem für die amerikanische Presse allgemein üblich geworden ist. Am 1. Juni 1872 starb Bennett und hinter- ließ seinem Sohne das Blatt, der die Berbreitung desselben nun noch weiter gefördert hat. Banderbilt ist der Sprößling einer holländischen Familie, die ich in den Bereinigten Staaten niedergelassen hatte. Er wurde 1794 geboren. Mit zweiundzwanzig Jahren besaß er 9000 Dollars und mehrere Segelschaluvpcn. Langsam arbeitete er sich weiter empor. Als Cornelius Banderbilt starb, hinterließ er 450 Mill. Francs: er hatte Feinde, allein gerade unter den Arbeitern fand er Verthcidigcr, und eS ist das ein bemcrkenSwerthcr Beweis daftir, welch gesunder Geist die niederen Stände in Amerika beherrscht. Mitglieder des Ordens der Ritter der Arbeit traten in öffentlichen Meetings für ihn ein. Einer dieser Männer sagte in einer Rede: „Wir sprechen von den Capitalisten. als käme ihr Reichlhum nur ihnen allein zu Gute; aber was machte Banderbilt mit den Riesen- ummen, welche sich in seinen Cassen aushäuften. Er besoldete Tausende von Arbeitern und Angestellten, baute einen Schienenweg von New-Bork nach Chicago, verringerte die Höhe der Transport kosten. Er baute ein Palais und schmückte es mit Kunstwerken, sagt ihr? Aber dazu verwandte er nur einen ganz untergeordneten Bruchtheil jener Summen, die er ausgab. um neue Communications, mittel zu schassen, um solidere und größere Schiffe zu bauen. Hätte er daS nicht auSgesührt, so hätte es ein Anderer gcthan; sei es drum, aber wie er, hätte auch dieser Andere daraus dieselben Bor theile gezogen. Wünschen wir vielmehr, daß das Land fortsährt, olche Männer hervorzubringen. DaS ist nothwendig, damit unsere wirthschastliche Organisation vervollständigt und damit sie bis zu jenem Punct fortgesührt werde, wo wir uns mit den denkbar ge ringsten Kosten die Lcbensnothdurst und die Annehmlichkeiten des Lebens verschaffen können." Um diese gesunden wirthschaftlichen Anschauungen kann Deutschland Amerika beneiden. Der einzelne Millionär der Vereinigten Staaten repräsentirt eine gewaltige Macht; aber diese Macht ist auch eine Bürde. Von dem vor einigen Jahren gestorbenen Sohne Vandcrbilt'S giebt cs ein Bekenntniß, das einen interessanten Einblick in das Herz dieses Gcld- fürsten gewährt. Einem seiner Freunde schrieb er: „Ein Vermögen von 200 Millionen Dollars ist eine Last, die für einen Menschen zu schwer ist. Dieses Gewicht erdrückt mich und tödtet mich. Ich will keinen meiner Söhne in eine ähnliche Lage bringen. Ich ziehe daraus kein Vergnügen und gewinne daraus kein Glück. In welchem Puncte sollte ich glücklicher sein, als meine Nachbar, der eine halbe Million besitzt? Er genießt bester als ich die wahren Freuden des Lebens. Sein HauS ist so gut wie daS meine, seine Gesundheit ist bester, er wird länger leben, und er wenigstens kann seinen Freunden vertrauen. Wird mich der Tod von der Verantwortung befreien, die ich trage, so wünsche ich daher, daß meine Söhne mit dem Bcr- mögen sich auch in die Sorge» theilen, die eS cuserlegt." Dermi sch tes. Leipzig, 18. Juni. Telegraphenlinie für die Sprechverbindung Leipzig.Berlin. Wie wir aus guter Quelle erfahren, beabsichtigt die Reichs-Telegraphen-Vermattung für die Sprechvcrbindung Leipzig-Berlin, für welche jetzt nur auf der Strecke Leipzig. Bitter selb besondere Sprcchleitungen bestehen, während auf der Strecke Bitterseld-Berlin zwei Telegraphenleitungen mitbenutzt werden, aus der ganzen Strecke eine besondere, ausschließlich zu Fernsprechzwecken dienende Teleoraphcnlinie mit Leitungen aus Bronzedraht Herstellen zu lassen. Die Sprcchverständigung zwischen Leipzig und Berlin, welche bisher im Allgemeinen zwar befriedigend war, zuweilen aber doch durch Störungen in den be- nutzten Telcgraphenlcitungen beeinträchtigt wurde, wird durch die beabsichtigte Maßnahme unzweifelhaft wesentlich verbessert werden. Nachstehende Notizen würden, wenn sie begründet, die schon früher gehegte Bermulhung bestätigen, daß die in der letzten Zeit vorgekommenen Fälschungen von größerem Belangs aus die Existenz einer internationalen Fälscherbande schli.ßen lassen. Welche Gefahr hierdurch den Werihpapieren droht, die nicht, Dank ihrer sachgemäßen Ausstaattung, gegen Nachahmung sicher geschützt sind, bedarf wohl nicht erst besonderer Begründung. — Die gleiche Bermnthung halt- man schon früher und wohl iml derselben Wahrscheinlichkeit in Bezug aus die in der letzten Zeit mit Ersolg ausgesükrten Betrügereien mit Creditbriesen und dergl. Brüssel, 15. Juni. Die große in Paris schwebende Unter slichiing wegen Anfertigung salscherFünshundcrt-FrancS Noten der Bant von Frankreich erstreckt sich bis nach Brüssel, wo man vor einigen Tagen der Ausgabe solcher Billete aus die Spur gekommen ist. Bei verschiedenen Wechjelagentcn wurden Nachforschungen angestellt, und bei einem derselben Haussuchung gehalten. Die Untersuchung wird mit Eiser sorb gesetzt. Petersburg. 14. Juni. Tie russische Polizei will wich tige Spuren entdeckt haben, welche nach Ansicht deS Bureau Reuter wahrscheinlich mit Beidilse der englischen und der sranzösischen Polizei zur baldigen Verhastung einer inter nationalen Fälscherbande sührcn werden, die ihren Sitz in England habe und die gefälschten französischen 500-Franken scheine und masjcnhast 25-R»belscbcine in Umlauf fetzte *— Bon der Börse. Tie deutschen Börsen halten ihre Pforten infolge der Nationaltrauer geschlossen, aber sobald sich dieselben wieder öffne», werden sie aus einem höheren Niveau emsetzen müssen, denn die sremden FondSmärlts arbeite» ihnen mittlerwei'c vor. Für das Finanzgeschäft giebt es glücklicherweise noch keine» Schutzzoll und der internationale Verkehr bleibt hier unbehindert. Die nächste Zu kunft wird ohne Zweifel Finanzgeschäfte mancherlei Art zeitigen, deren Realisirung bisher untbunlich gewesen. Sobald das Loursgebäude höbcr gedeiht, bildet sich ein neuer Maßstab für die Beurtheilung gewisse, Projecte und Pläne, welchem bei einem tieseren Coursnivcau die Existenzberechtigung fehlte. Die Conversionsarbeit ist großentheilS zwar bereits obgelhan, doch was noch übrig, ist immerhin ansehnlich. Hält die günstige Börsenstiminuiig an, dann werden auch dre noch aiisstehendeii Convertirungen, in erster Reihe die Conversion der TitrcS der ungarische» Staatsbahnen, dann die verschiedenen öfter rcickiischen Eisenbahnen rc, folgen. *— Deutsche Reichsbank. Der neueste, vom 15. d. M. datirende Ausweis der Deutschen Rcichsbank weist »amhafte Bcr änderungen in de» cinzclnen Positionen nicht aus. Im Vergleich mit der Wochenübersicht vom gleichen Tage des Vorjahres fällt es aus, daß der Wechselbestand damals um 10 595 OM ./lk zngenommc» Hot, während derselbe diesmal eine Berminderunq um 5183000 ./l er sahrcn Kat. Die Zunahme des MetallbcstandcS betrug 4 445 000 ./l. gegen 10 652 OM./l! in, Vorjahre. Der Betrag der »mlausenden Noten hat sich um 17 630000^1 gehoben. Die Giroverbindlich, keile» stiegen um 12 404 OM -/k Ter Melallbestanü beziffert sich augenblicklich aus 1M6 699 M0./1 Die steuerfreie Notenrcierve be läuft sich aus 435141 Millionen Mark gegen 332 665 Millionen Mark am 15. Juni 1837. Die in Circulation befindlichen Noten sind mit 159 056 OM >6 überdeckt. *— Silbercour s. Der Cours, zu welchem die in Silber zahlbaren Coupons der österreichischen Eisenbahn - Priorität» Obligationen, sowie die auSgeloosten Stücke an den deutschen Zahl stellen cingclSit werden, ist unverändert auf 80'/, Proe. belassen worden. Es werden demnach bis aus Weiteres für IM fl. gezahlt 161 vr *— Betriebsergebnissc der Leivziger Vserde-Eisen- bahn in der Woche vom 11. bis 17. Juni: 229426 Personen, 28788,70 Plus: 9534 Personen, 757.20 .6; P,»s seit 1. Juli 1887 (Beginn deS Personen. 103 107.25 ^>l ** GohIiS, 18. Juni. Bei dem großen Wachstlmm auch in industrieller Hinsicht der nördlichen Vororte Gohlis, Eutritzsch und Möckern, welche zusammen bald 30 OM Seeleu ausweisen» erscheint der Wunsch, die Thüringer bezw. Magdeburger Eisenbahn möchte eine Haltestelle nahe diesen Volks- und verkehrsreichen Orten anleqei,. nur gerechtfertigt; denn durch Errichtung eine» BahnhoieS drrtselbst wird nicht bloS den dortigen industriellen Verhältnissen Rechnung getragen, sondern auch die bezeichne»«» Eisenbahnen würden von einer solchen Maßregel nur ihren Bortheil und Nutzen haben. Verhandlungen nach dieser Richtung sind bereits früher und auch neuerdings wieder von den maßgebenden Stellen auS gepflogen worden, allein dieselbea haben bis zum heutigen Tage zu keinem Erqebniß geführt. Allgemein giebt man sich indessen hier der Hoffnung hin, daß im allseitigen Interesse die Errichtung von "altestellen bezw. Bahnhöfen in unmittelbarer Nähe der genannten ororte werde in nicht ferner Zeit bewerkstelligt werden. —m. Im Kreise der keramischen Großindustrie unseres engeren Vaterlandes hat sich daS in der Nähe Leipzigs, in BorS- dorf, gelegene Etablissement Kretschmarin, „Borsdorser Ber- blendstein-Werke" innerhalb kürzester Zeit zu einem Unter nehmen hervorragender Art emporgeschwungen. Wie sehr dessen Bedeutung auch außerhalb sciiies eigentlichen Bctriebskreises gewür digt wird, ist neuerdings dadurch recht ersichtlich gewesen, daß eS nicht nur beauftragt wurde, Thonproben, welche bei Ausschachtung deS Nord-Ostsee-Canals entnommen worden sind, aus ihre Verwend barkeit zu prüfen und zu brennen, sondern daß es auch den Besuch des bei diesem Werke thätigen künigl. Wasserbau - Inspektors Keller empfing, der in Begleitung mehrerer Herren erschienen war, um von den technischen Einrichtungen und den gesammten Anlagen der Fabrik bei längerem Verweilen eingehendste Kenntniß zu nehmen. Die Herren waren über die praktischen und vortheilhaftcn Einrich tungen des Etablissements überaus erfreut und spendeten als Beweis dafür, wie sehr es ihnen gefallen, der in besonderen Nothfüllen dienenden Fabrikarbeiter-Lasse die ansehnliche Summe von 200 -n- OrlSnitz i. B.. 17. Juni. Hier hat man gleich zu Anfang der Bewegung zu Gunsten der Bahnlinie Pirk-Hos sich für diese Bahn entschieden, da wir dadurch einen kürzeren Weg nach Hos er lange». Aber auch eine andere Linie, nämlich diejenige von Falken- stein nach Hamm er brück, wird uns von Nutze» sein, insofern sie uns in eine bessere Verbindung mit der schon bestehenden Bahn Aue-Adorf bringt und uns den Umweg über Adorf erspart. Daß das Projekt Falkenstein-Hammerbrück große Aussicht hat, vom nächsten Landtage bewilligt zu werden, geht auch daraus her- vor, daß zur Zeit Ingenieure in Falkrnstein find, welche die Strecke vermessen. s Plauen. 18. Juni. Der Ersolg der nunmehr beendeten Wanderausstellung textiler Kunsterzeug nisse des vogt- ländisch.-rzgebirqischen Jndustrie-BereinS.abgehalten in Eibenstock, ist ein völlig befriedigender. Durch den Beitritt einer Anzahl Eibenstocker Fabrikanten und Zeichner zu dem Verein ist sür die Zukunft eine jährlich zweimalige Wiederholung dieser Wanderausstellung gesichert. Der vogiländisch-erzgebirgiiche Industrie- Verein erwirbt sich durch sein Vorgehen nicht nur daS Verdienst, sördernd auf die heimische Industrie emzuwirken, sondern er ver- wirklich! mit Erfolg den Willen der königl. Staatsregierung, daß die Borbildcriammlung dem gelammten Bogilande und Erzgebirge, nicht nur der Stadt Plauen, zu Gute kommt. I-. Arcibcrg i. S„ 17. Juni. Wie auS Dux ln Böhmen be richtet wird, sucht der jetzige Besitzer der in der Nähe von Kloster- grab gelegenen und nach ihrer seinerzeitigen Auslassung gegenwärtig geräumten Silberstollen bei der k. k. Bczirkshauptmannschast in Prag uin die Freifahrung dieser seiner Silbcrzechen nach. Die Ausnahmen geschehen durch Herrn Bergingenieur Anton Arlt, der als ehemaliger Erzbergbau - Dircctor auch mit der künftigen Leitung des Unter nehmens betraut wird. U <1uS Thüringen, 17. Juni. N»S dem Berichte de» Aus- sich -beamten der Fahriken im Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt heben wir hervor, daß die Lage der Industrie und die wirthschast- liche Loge der Arbeiter als eine gute zu bezeichnen ist. die berg männische Thätigkeit hat sich etwas gehoben, die Mode (Perlmutter- cinlagen sür Melallknövse) verleiht selbst den Knopsmacher» freund lichere Gesichter und die Cigarrensabrikcn finden noch nicht genug Arbeiter. — Ueber die bei der Perlenniacherei biS zur Hälfte herab- gedrückte» Preise wird geklagt und von Porzellanlabrikanten die Be- sürchtung ausgesprochen, daß die Mode, welche seit Jahren nament lich in überseeischen Ländern zweifellos Porzellan in Ausnahme gebracht und erhalten hat, einen sehr üblen Rückschlag Hervorrufen könnte. — Tie Schieserindustrie leidet erheblich unter d » öfter- reichlichen Zöllen. — Wirkliche Noth d. h. verhältnißniäßigen Stillstand empfindet recht bedauerlicher Weise diejenige Porzellanmalerei, welche sich nicht mit Gebrauchswaaren, mit Färbung von plastischen Gegenständen sondern mit Darstellung von Kunstwerken, Porzellangemälden beschäf tigte. — Diele früher blühende Industrie ist dadurch fast zum Absterben gebracht, daß cs ihr nicht mehr ohne Weiteres gestattet ist, Gemälde zn copiren. Anderen »achahmenten Gewerben, wie der Photographie, wird die Regelung der GejchästSsraqe in diesen Sachen leichter, weil sie große Mengen eines Gemäldes obziebcn und vertreiben können, während dies dem Porzellanmaler gleichzeitig nur bei einem oder wenigen Stücken gelingt. — Tie Schwierigkeit des Wettbewerbs aus dem Markte wird dadurch noch erhöht, daß daS gelungenste Gemälde durch de» Brand im Ofen in einen unbrauchbaren Scherben verwandelt werden kann. — Es liegt die Befürchtung nahe, daß die gute Porzellanmalerei sich ferner nicht wird halten können. Der Nachthcil. welcher hieraus entspringt, trifft naturgemäß auch die untergeordnete Malerei, weil das Bestreben, cs in diesem Zweige der Technik zu einet größeren Vollkommenheit zu bringen, einen wesentlichen Sporn verloren hat. *— Der „Reichsanzeiger" bringt die Monatsstatistik über Ein- und Ausfuhr von Zucker pro Monat Mai. Nachdem in den letztvorausgegangenen drei Monaten Februar bis April die Zuckeraiitfuhr im Vergleich zu dem correjpondircnden Zeitraum des Vorjahres eine sehr beträchtliche Verringerung erfahren hatte, ist der Mai wesentlich bester verlausen. Zwar ist sür Rohzucker wiederum eine MinderanSsuhr zu verzeichnen, dieselbe wird aber. loenn auch nicht ganz, so doch beinahe ausgewogen durch eine Medraussuhr rasfinirten Zuckers. Die Minderausjuhr (—) und die MchrauSiuhr (Z-) stellt sich sür die einzelnen Monate der Campagne 1887/88 wie solgt: «iohjuScr r-lfinlrte Zucker in Doppelcculnern bis Ende Januar . ; im Februar .... im März ..... im Avril im Mai Total bis Ende Mai .... —1509176 Ancikennenswerth ist noch, wie sehr sich in der laufenden Campagne der Antheil der rasfinirten Zucker an der hat. Die Ausfuhr biS Ende Mai betrug an Zucker überhaupt ....... 58554:36 4190163 darunter Rohzucker 4 421 056 , 2 911879 rasfinirte Zucker 1434 380 1 278 284 letztere in Procent der GesammtauSsuhr . 24'/,"/« 30V."/. *— Deutsch-griechische Handelsbeziehungen, Oester reichliche und schweizerische Consulatsberichte dcstäligen die beständige Zunahme deS Verbrauchs deutscher Maaren aus dem griechi- scheu Markt, und zwar besonders an deutschen Stofferzcugnissen, Leder-, Papier-, Tbon- und Steingulwaaren. Selbst deutscher Zucker »nd bayrisches Flaschenbier hübe» daselbst gegenüoer dem österreichi scheu Weitbcwcrb Emganq gefunden. Im Jahre 1887 lieferte Deutsch land für 70000 Frcs. Zucker nach Griechenland, Z Eine schwere Schädigung des Absatzes von deutschem Packpapier erblickt die süddeutsche Packpapierfabrikation in der neuen Tarisirnng des Packpapiers, das unter die allgemeinen Wagenladungselasten .4 und L eingerciht ist. Die Preise des Pack papiers sind so gedrückt, daß sie kaum die frühere Tarisirung er tragen. Ein weiterer Rückgang des Absatzes ist »m so empfindlicher, als England, früher daS Ventil für die deutsche Ueberproduction, in Folge der schwedischen Concurrenz bereits fast ganz verloren ge gangen ist. *— DaS StootSbahnsystem in Preußen. Ein Bericht, welchen der Minister Maybach über die Verwaltung seines Mini steriums in den letzten zehn Jahren erstattete» bietet ein sehr inter- essanics Bild von der Entwickcluiig des StaotsbahnsyslemS in Preußen. Die Turchsühriing der Staatscisenbahn-Politik habe die veiflosjenen zehn Jahre zu einer Epoche von tieseinqreisender Be- deuiung gestaltet. Während Ende 1878 rund 4800 km Staats bahnen. .3450 km Privatbahnen unter Staatsverwaltung und 9430 km Privatbahncn unter eigener Benvallong, insgesammt 17 680 km Eisenbahnen in Preußen vorhanden waren, beträgt die 269 112 223086 676 639 267 360 72 979 10 596 — 15 315 — 135 404 — 51552 Z- 56 772 — 156 096 >er Zuckerausfuhr gehoben (in Doppelcentiiern): I->-687 Ib87k>8 Länge der im Betriebe stehenden preußischen Gtaattbahuen — ab- gesehen von den noch in der Ausführung begriffenen Linie» — Ende März 1888 rund 22 420 km, die der Privatbahnea nur noch 1300 kw. Dadurch, daß dem Staate mit dem Erwerbe der Privat-Eiseubahn- Untcrncbmungen auch die von dielen o»gesammelten Reserve, und ErncuerungSsondS im Gesammlbetragc von rund 182 Mil lionen Mark zur freien Verfügung anheimgesallen waren, sowie d,ß sür Bahnen untergeordneter Bedeutung einfachere Constructionen sür zulässig erachlet und insolgedessen verhältnißmäßig niedrigere Kosten- anfchäge ausgestellt, ferner den betheiligten Gemeinden und sonstigen Interessenten die Beschaffung de» erforderlichen Grundes und Bodens, tn den geeigneten Fällen auch noch die Leistung von Barzuschüsscn auserlcgt werden konnten, ist eS möglich geworden, allen Provinze,, möglichst gleichmäßig die Wohlthateu einer Berbesteruug und Erwei terung ihrer Eisenbahnverbindungen zuzuwendeu. Nicht weniger als rund 6000 km neuer Bahnen sind während der letzten 10 Jahre auk diesem Wege mit einem Capitalaufwande vou rund 534 Mill. Mark hergestellt, beziehung-weise zum Baue vorbereitet worden, abgesehen von den auf rund 73 Mill. Mark sich belaufenden Aufwendungen sür die Fertigstellung der Neubaustrecken der verstaatlichten Eisen- bahnen. Außerdem wurden zur Bervollständiguag und Ausrüstung der vorhandenen Babnlinien uud zur Vermehrung der Betriebsmittel überhaupt rund 568 Millionen Mark aus extra-ordinärea Fonds und zur Ergänzung der Bahnlagen uoch rund 38'/, Millionen Mark aus den Mitteln der laufenden Etats verwendet. Im Ganze» wurden 889 neue Stationen und Haltestellen aus den im Betriebe befindlichen Linien eröffnet, 1206 km Bahn mit Doppelgleisea ausgerüstet, 1949 Maschinen und 34 378 Wagen neu beschafft, während dir Orb- nung und Sicherheit des BekiebeS durch Ceutral-Weichenstell-Appa- rate, durch eisernen Oberbau und Stahlschteneu, sowie durch di« Anlage großer Rangirbahnböse sür die Ordnung der Güterzüge in den dicht gedrängten Berkehrsgebieten eine wesentlich« Verbesserung erfahren hat. Die finanzielle Bedeutung der StaatSriseubahn- Politik habe in den wachsenden Erträgnissen der StaatSbahuea und den günstigen Betriebsabschlüssen während der letzten zehn Jahre eine unwiderlegliche Bestätigung gesunden. Der BetriebS-Etot, mit welche,n die Staalseisenbah»-Verwaltung sür 1887/88 wirthschaftet, schließt in der Einnahme mit rund 720 Millionen Mark» in der Ausgabe mit rund 476 Millionen Mark ab. Obgleich die wirth- schastliche Lage des Landes und die Entwicklung der Brr- kehrsverhültnisse während der letzte» zehn Jahre nicht gerade als glänzende bezeichnet werden können (also doch!), habe doch der Ertrag der Slaatsbahnen in dieser Zeit nicht allein sür die Verzinsung und Tilgung der gesammten Eiseabahn-Lapitalschuld Deckung gewährt, sondern noch Mehrüberschüsse im Gesammt- betrage vo» rund 330 Millionen Mark geliefert. Für die richtige Beurteilung der bisherigen und künftigen finanziellen Ergebniste der Staatseisenbahn-Verwaltung muß außerdem noch in Betracht ge- zogen werden, daß die im allgemeinen StaatStntereste gebotenen Convertirungen und Kündigungen der mit mehr als 4 Proe. ver- ziiislichen und besonder- lästigen PrioritätS-Auleihen der verstaat- lichien Eisenbahnen der Staatskasse Ziusenersparniste im Gesammt- betrage von jährlich rund 8'/, Millionen Mark zugevendet haben. Durch die allgemeine Ucberiragung der meist billigeren Staatsbahn. einheitssätze aus die neu erworbeoen früheren Privatbahoen seica dem Publicum Frachtermäßigungen im JahreSbetrage von mehr als 10 Millionen Mark gewährt worden. *— Russische Fleischaussuhr. Ja elgeuthümlichem Gegen, satz zu den Maßnahmen der russischen Regierung gegen die fremde Einfuhr stehen die gleichzeitigen Bestrebungen auf Hebung der e gene» Aussuhr. So soll noch diesen Herbst in Liebau eine große Conservensabrik »ach amerckaniichem Muster in Betrieb gesetzt werden. Zwei mit den erforderlichen Kühlapparatcn zu versehende Dampser lösten zum Transport des frischen Fleisches nach London gechariert werden. Die Netten sind größtentheilS von Moskauer Capitalisten und Fabrikanten gezeichnet worden, weshalb die Gesellschaft auch ihre» Namen ändern und sich von nun an statt „Liebauer Schlacht- Hansanlagen-Geiellschast" „Moskauer Gesellschaft sür den Export von Fleischprvducten" neunen wird. DaS Domäaeu-Ministerium ist ten, Unternehmen mit der beträchtlichen Summe von 100000 Rubel beigetrcten, wodurch allein daS Zustandekommen desselben möglich geworden ist. (Schl. Ztg.j *— Ein russisches SaniruugSgeschäft. Die von »nS neulich registrirte mehrwöchentliche Anwesenheit eines finanzicllcn Vertrauensmannes der russischen Regierung in Berlin hatte, wie von zuverlässiger Seite mitgethetlt wird, außer dem Versuch der Ge winnung eines hervorragenden dortige» publicistischeu Organs sür die Interessen der russischen Finanzen noch einen besonderen Zweck, Derselbe war die Sondirung maßgebender Kreise bezüglich des Projektes der Einsührung der Silberwährung in Rußland. Mit Rücksicht auf die großen Borräthe von weißem Metall, über wclche die deutsche Regierung noch immer versügt, glaubte man in P.-tcrs- burg aus eine günstige Ausnahme dieses Planes rechnen zn ISunen. Jndeß verhielt man sich in den Berliner maßgebenden Kreisen vielem Projecte gegenüber kühl b s ans Herz hinan. Es ist vorauSzi setze», daß die russische Finanzverwaltung es mit ihrem Valntenprojecie be» dem ersten mißglückte» Versuche wird bewenden lassen. *— Am 29. Februar 1888 wurden russische Noten per Ultimo zum Course von 161,50, am 14. Juni zu 178,75 sür 100 Rubel gehandelt. In dcn osficiöien Blättern galt der finanzielle Nui,i Rußlands als eine vollendete Thatsache, deren Existenz nicht de», geringsten Zweiscl untertiegen sollte. Es würde zu weit führen, hier d>e Prophezeiungen zu wiederholen, welche damals in ojficiöscn Organen gemacht wurden. Seitdem ist der Eours der russischen Noien »m 17,25 gestiegen; jene Prophezeiungen sind bis jetzt unerfüllt geblieben und würden sich voraussichtlich auch nur erfüllen können, wenn Rußland einen Krieg beginnen und in demselben linier- liegen würde. Den Coursbewegungcn der russischen Valuta gcqe» über erscheint es nothwendig, die Gründe derselben darzulegen. — Die russische Note hat im Innern Rußlands Zwaugscours; sie gilt, wenn sie auf 100 Rubel lautet, hundert Rubel, aber die Wcrth- schwankungen der Valuta kommen, wenn auch nur langsam, doch unzweisclbast in der Kauskraft des Rubels trotz Zwangcours auch »n In nern des Landes zur Anerkennung. Dieser Proceß kann sich allerdings nicht in der Weste vollziehen, daß der Käufer sür die zu er- werbende Maare sofort mehr an Noten bezahlen muß, wenn der Cours derselben fällt, und umgekehrt. Aber eS ist nicht zweifelhaft, daß eine Ausgleichung zwischen dem Stande der Valuta und den Preisen der Waare» und Producte staltfindet. Die Ccu s- bewegungen der Valuta sind fast ausschließlich von der Größe der Belastung eines Landes gegenüber dem Auslände abhängig. M t anderen Worten, der Ccurs der russischen Valuta fällt, wenn Ruß- land zur Deckung seiner Belastung gegenüber dem Auslande fremde Valuten (Wechsel oder Gold) kaufen muß. Im Verkehr mit d m Auslande hat der Zwaugscours keine Giltigkeit. DaS Ausland nimmt nicht eine Rnbelnote mehr auf, als es in Zahlungen nach Rußland verwenden kann. Deutschland bezahlt daS Kaufgelv für die von Rußland empfangenen Maaren und Producte, so weit nicht der Gegenwcrth in Maaren und Produkten vorhanden ist. welche aus Deutschland nach Rußland gehen, mit russischen Noten. Das Kallsgeld sür die anzukausendcn russischen Noten muß mit deutschem Golde gedeckt werden. Die dadurch veranlaßt« stärkere Frage nach der russischen Boluta tangirt den CeurS derselben. Wenn aber die Deckung der seitens Ruß lands in Deutschland z» erfüllenden Verpflichtungen nur durch den Ankauf srember Wechsel gedeckt werden kann, dann steigt in Peters burg oder Moskiu die Frage nach Gold-Devisen und damit das Angebot der russischen Valuta, in welcher daS Kausgeld gezahlt wird, und der CourS der russische» Valuta fällt in demselben Verhältnisse wie der ConrS der Bold Devisen steigt. Der Schwerpunkt liegt sür alle nach der Papicrvaluta rechnenden Staaten in der Größe der m, Auslande zn ersüllendcn Verpflichtungen gegenüber den Berpfl ch. tungen. welche das Ausland in dem betreffenden Lande, in Rußland zu erfüllen hat, kurz gesagt in dem Saldo der Zahlungsbilanz. Tie Schwankungen derselben entspringen weniger auS den seststehenden als aus den Verpflichtungen, welche durch den Rückfluß von Wcrlti- papicrcn anS dem Ausland« nach der Heimath hervorgehen. Deutsch land hat sehr große Masten russischer Wcrtbpaviere ausgenommen. DaS durch die osficiösen Angriffe hervorgcrusen« Mißtrauen ver anlaßt« bedeutende Verkäufe, und diese konnten nur durch eine Be lastung der russischen Börse» vollzogen werden. Rußland mußte Gold-Rimesten kaufen, die Frage uach denselben steigerte die Course fremder Valuten in Petersburg und drückte die Kauftraft der russischen Noten herab. Diese Wechselwirkung mußte sich «atwickela. Rußland mußte zur Deckung der im BuSIaude zu erfüllenden Verpflichtungen Geldwechsel und Gold kaufen, ungeachtet eS za de» Gold pio- ducircndcn Ländern gehört und die Eingangszölle in Gold erhebt. — Zu dieser Gestaltung der Verhältnisse trat die Wirkung spekulativer Operationen. Die Russische Bank sür auswärtigen Handel halte Millionen Rubel „aus Zeit" und per Last« gekauft, in der Voraus setzung, daß der ConrS der russischen Valuta bald wieder eiae steigend« Richtung eiaschlagen werde. DaS war eine Täuschung, die Engage ment» mußten gelöst werden, und da« warnur zu fallende» Loursen möglich, ungeachtet andere Spekulant«» rnsflsche Note» verkauft Zotten,
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