Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880619
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-19
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
8772 erste und vornehmste Pflicht, sich seiner Vorfahren würdig ru erweisen und seine Schuldigkeit zu thuu. Von einem solchcn^ürsien ist keine Friedensstörung zu befürchten, aber wobt «uze ebenso kräftige Zurückweisung jedes äußeren An- griff-, Wie sie unter seinem Großvater erfolgt ist. * Capelle in Berlin. Der Selig sind, die reiner schauen. Der geistliche aus das Leben des dahin ZUM Tode Kaiser Friedrich'S HI. * Wir verzeichnen an dieser Stelle eine Reibe Nachrichten, die sich aus da» hochsckmerzliche, das deutsche Volk, ja die gesammte civilisirte Welt in Trauer versetzende Ereigmß, dar Ableben Kaisers Friedrich'S lll., beziehen. Ueber die Trauerseier in Schloß FriedrichSkron berichtet die „Post" in ihrer SonntazSauSgabe: Die IaöhtS-Balerie, die sich soust geiadenen Gästen nur öffnete, wenn eS einem Feste der Freude galt, wenn die herrliche Halle mit ihren Wänden von eaorarischem Marmor und Nosso-Carolino, mit ihrer vergoldeten Decke vom Duste der Blumen «rsüllt war, hatte sich gestern zu dem Familien-Trauergottesdienst in eine Trauerhalle verwandelt. Schwarze Draperien an den Fenstern und über de» Spiegeln, Flore an den Wänden und von den Branchen, an der Schmalseite, dem Eingänge, vom Muschelsaal gegenüber, eine Altarwaud von schwarzem Tuch, davor eia kleiner Altar, darüber jeaer LhristuSkops aus der Bilder-Galerie von Sanssouci, welcher, wie früher bei freudigen Gelegenheiten ein Schmuckbild, so jetzt bei dieser traurige» als Sinnbild alles menschlichen Leiden? und der Ueberwiudung alS Trost aus Die hcrniederblicke» sollte, über welche der tiese Jammer des Leben; gekommen war, aus den offenen Sarg vor den Stufe» des Altars, vm den sich eine Gruppe von dunklen Lorbeerbäume» reiht. Aus einem weißen MaSkissc» ruhte Kaiser Friedrich; königlicher Hanpt »»bedeckt. Die Gestalt war, nach den letzten Verfügungen des Heimgegangene» Monarchen, in den Militairniautcl gehüllt, um den Hais lag der paar lv msrite, aus der Brust das Großkreuz des Eiserne» Kreuzes und das Eiserne Kreuz l. Classe. die blobe Hand ruhte aus dem Säbel, den er so ruhmreich in den Schlachten gejührt hatte, auf der Brust der verwelkte Kranz, den er einst als Sieges- kranz empsangea halte. Bon dem Ende des Sarges bis an die Stufen dtr Estrade hinab log auSgebreitet die purpurne Königs- Standarte mit der goldenen Krone, den schwarzen Adlern, dem Eisernen Kreuz. Daraus drei Palmeuzweige und alle die Blumen und Kränze der Sinder und fürstliche» Anverwandten. Jene Hallen mit eigener Hdud das Todtenlager des geliebten BaterS geschmückt. Hu Haupte» des Sarges braunteu zwei große Kandelaber, von dem Plafond hernieder hingen die angezüudeten Kronleuchter. Zu den bereits gestern genannten Kategorien von Geladenen waren noch gekommen die Commaadeure und StabSosficiere der PotSdamer Garnison, ciuzelne hervorragende Künstler von Berlin, die Nerzte. Die linke Seite dcS SargeS entlang stand die Leibdiener- schgst deS Kaisers, in dem übrigen Theile des Saales die gesammte Hausdienerschast. Um die festgesetzte Stunde erschienen unter Ver tritt res Ober-Hos- und HausmarschallS Fürsten Radolin, der Hoi- mäbschälle Frbr. v. Lyncker und Frhr. v. Reischach Ihre Majestät die Kaiserin Victoria Augusta, Ihre königl. Hoheit Prinzeisin Heinrich, Ihre königl. Hoheiten die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen, Prinzessin Friedrich Karl, Prinzessin Albrecht, Herzogin Wilhelm von Mcckleuburg-Schwcrin — Herzog und Herzogin Johann Albrecht waren schon vorher erschienen, um einen Kranz mit den mecklen burgischen Farben niedcrzulcgen — Prinzessin Neuß. Prinzessin Friedrich von Hoheiizollern, dann folgten Se. Majestät der Kaiser in kleiner Gencralsunisorm mit Sr. königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich, daraus Se. Hoheit der Erbvrinz von Sachsen-Meiningen, weiter gingen Ihre königl. Hoh ite» Prinz Friedrich Leopold. Prinz Albrecht, Ihre Hoheiten Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein, Herzog Georg Ludwig von Oldenburg, Ihre Durch!. Prinz Ändert von Anholt, der Erbprinz von Hohenzollern, der Erbprinz von Waldcck, der Erbprinz Neuß j. L.. die Prinzen Friedrich und Carl von Hohenzollern. Die hohen Herrschaften nahmen in einem Um kreise vor dem Sarge Platz. Der Domchor eröffnele die Trauerseier durch einen Gesang n cappella. Rechts vom Sarge stand derjenige Geistliche, welcher dem Hochjeligcu Kaiser im Leben nahe gestanden batte, Prediger Persius. Er leitete den Gottesdienst durch Schriststelleu ein, die aus diese schwere Heimsuchung Bezug hatten. Dazwischen sang wieder der Domchor, begleitet von den Streichinstrumenten der königlichen Geistliche sprach über die Textesstelle: Herzens sind, denn sie werden Gott Redner machte davon «ine Anwendung geschiedenen Kaisers, aus die hohen persönlichen Eigenschaften, von denen ja jeder der Anwesenden eine ihm bleibende Acußerung und Erinnerung behalten hat. Er erwähnte des Lieblingsliedes des Kaisers: „Es kann ja nichts geschehen, was Du nicht vorgesehen", des nahenden Gedächtnißlagcs an die Zeit, wo Prinz SigiSmuad dem Vater vorangcganzcn war. Der Schluß der Rede war eia Hinweis des Geistlichen aus die Tröstung, die wir aus der Unter werfung unter die uncrsorschlichen Nathschlüsse Gottes hinnehmcn müssen. Als der Geistliche den Segen über den entschlafenen Kaiser gesprochen, nahten die Söhne, die Fron Ecbprinzrssiu von Sachsen Meiningen, Ihre Majestät die Kaiserin, der Erbprinz von Sachsen Mciuingen. knieten an dem Sarge nieder, küßlen das Haupt des BaterS und verweilten an der sterblichen Hülle im stummen Gebete und in Thränen, die auch über alle Tienigen kamen, welche Zeugen dieses ties ergreifenden Momentes gewesen waren. „ . Weiter meldet die »Post" aus Potsdam: Die Leiche des Hochseligen Kaisers war, wie uns ge> schrieben wird, am gestrigen Tage zu verschiedenen Zeiten iür ein engeres Publicum zu sehen, bis Nachmittags 2 Uhr in dem Sterbc- zimnier aus dem Sterbebett, am Abend von etwa 3 Uhr bis 11 Uhr NachtS in der JaSpiS-Galerie. Um 2 Uhr Nachmittags erfolgte di: von »ns bereils gestern erwähnte photographische Ausnahme Lurch den Hosphotoqraphen Herrn Reichard. Dann erschienen die Aerztc, welche den Hochseligen Kaiser behandelt hatten, sowie Prosesjor von Bergmann und vr. Bramann zur Sektion (s. u.). Elwa um 4 Uhr wurden die irdischen Ueberreste einqcsargt und in die Jaspis Galerie übersührt. Nach der Trauerseier (s. o.) war der Kaiser für das vor dem Thore harrende Publicum zu sehe». Biele hatten vom frühen Morgen an a» dem eisernen Gitter Posto gesoßt und warteten geduldig, bis ihnen die Pforten am späten Abend sich öffneten. Für heute Vormittag hatte man die ursprüngliche Absicht» den tobten Kaiser dem größeren Publicum nicht zu zeigen, ausgegeben und für den erwarteten Andrang ausgezeichnete Maßregeln getroffen. Es sei erwähnt, daß wahrschun- lich während des ganzen TaqcS und auch für den größeren Theil der Nacht mit kurzen Unterbrechungen die Besichtigung gestaltet sein wird. Der Zutritt zum Schloß ersolgt von Station Wildpark aus Hier ist gleich bei den Figuren, von denen die Allee nach dem SüLthor dcS Schloßhofes führt, eine Postenkette aus Schutzleuten und Soldaten gebildet, welche die Absperrung der Hauptmasse des Publicunis bewerkstelligt. Bon Zeit zu Zeit werden Trupps, aus 50 bis 150 Personen bestehend, vorgelassen, welche die etwa 800 Schritt lange Allee entlang gehen und dann vor dem verschloss-nen Gitter wieder Halt machen. Das Gitter ist von einem Oifieier, einem Uaterossicier und 5 Mann besetzt, welche aus höheren Beseht dem Trupp vor dem Thor Einlaß gewähren. Von diesem Gitter zieht sich eioe Postenkette deu Richttocg nach dem Schloßpark hin bis zu der nach dem Park von Sanssouci geleaenen Jaspis-Galeric. Die beiden Flügelthüren des Saales sind geöffnet. Läuserleppiche liegen die Wände entlang, damit die Schritte der langsam Durch passirenden gedämpft werden. Die eine Flügelthür dient als Ein gana, die zweite als AuSgang. Nach der Besichtigung bewegen sich di: Trupps zwischen einem Soldatenspalicr durch den Schlogpark von Sanssouci bis Charloltenhos am Ende der Lennüsiraßc. Hier ist der Ausgang nach der Stadt. Vom Einlaßgitter bis zum Schloß und auf dem freien Platz vor dem Schloß versieht das Ledr-Jnfanterie« Bataillon den Absperrungsdienst: von da durch den Park vis zum AuSgang das Erste Gardc-Reginieni zu Fuß. Schon gestern Nach mittag war der Zudrang nach Wildpark eia ungeheurer, das Leben und Treiben ein sehr bewegte-. Der Bahnhoi war zum Empfang der ankommenden Höchsten Herrschaften und Gäste in «men Blumen- Hain umgewandclt werde». Gegen 6 Uhr kamen dieselben an, um der Trauerseierlichkeit beiznlvohnen. Potsdam selbst, die Stadt, nach welcher die Berliner so gern ziehe», wenn cS gilt» sich an deren Naturschönhciten zu ersrenen, ist heute vollständig in eine Stätte der Trauer »mgewandelt. Selbst die sich laug hiuziehenden Straßen der Vorstädte tragen i» ihrem Aeußern Zeichen der Trauer, die eine» seltsamen Zuiammenklang mit der hier vorherrschende» sonntäglichen Stille bilden. Die Hauptstraßen, sowie die an öffentlichen Plätzen liegenden Häuser sind reich mit schwarzen Fahnen ousgestattet oder mit Behängen von schwarzem Tuch dccorirt. Das Brandenburger Thor, an dem der Leichcncouduct morgen vorüberzieht, wird vollständig in Schwarz gehüllt und reich mit Palmen und Lypresseukränzen geschmückt, ebenso sind die wenigen Häuser der nach dem Obelisk führenden Straße mit den düsteren Farben der Trauer behängen. Ueber die Obduction der Leiche wird gemeldet: Die Sektion der Leiche Kaiser Friedrich'» hat, entgegen de» ursprünglichen Bestimmungen, gestern Nachmittag i« Sterbe« zlmmer zu Schloß FriedrichSkron statigesunden. An derselben nahmen, wie schon e wähnt. der HauSininister Gras Stolbcrg, General von Wiuterseld. ein Flügel-Adjutant iowie folgende Aerzle Theil: Sir Morell Mackenzie, vr. Hovell, Generalarzt v. Wegner, die Professoren v. Bardeleben, v. Bergmann. Birchow, Waldener, vr. Bramann und Vr. Langerhans. Die Section führte Prosesjor Birchow auS, wählend Proscssor Waldeyer die für die Untersuchung erforderlichen mikroskopischen Präparate anfertigte und Virchow'S Assistent Vr. Langerhnns das Protokoll führte. Eine vollständige Section wurde jedoch nicht gemacht, sondern nur dir direct ertränkte» Organe: Hals, »eblkopf und Lungen eröffnet, während die anderen Organe vollkommen unversehrt blieben. Die Section ergab in der Hauptsache eine vollständig: Zerstörung der Kehlkopfes durch Krebs und putrid- Bronchitis, d. i. Entzündung der seineren Luft- röhrenäst: in Folge dcS Eindringens fauliger Substanzen. Ter ganz« Kehlkspt war vollkommen vereitert und präseutitte sich al« eine weiche, schlaff: Masse; namentlich waren von dem Knorpel- gcrüst des KehlkopjeS kaum nennenSwcrthe Reste übrig geblieben. An Stelle des Kchlkopscs war eine säst zwei Fäuste große Höhle entstanden. Dagegen war eine Perforation (Durchbruch) der Speise röhre nicht zu constalirca. Das in den letzten Lebenslagen Kaiser Friedrich'S ausgetretene „Verschlucken", welches als Zeichen de- er folgten Durchbruches auigesaßt wurde, ist offenbar dadurch ent standen, daß der Keblkops nach der Vereiterung deS Knorpclgerüstcs jedes Haltes entbehrte und zuiammcnnel; hierdurch mußte» bei der Zusührung flüssiger Nahrung kleine Mengen übcislicßca und in den Kehlkopf, von da in d:e Lungen gelangen. Die von den behandeln den Lcrzteu als letzte dirrcte Todcsurjache ausgesprochene Diagnose Lungeniähmung" warte durch die Sccliou bestätigt. Die traurige Arbeit der Aerzte begann um 4'/, Uhr Nachmittags und dauerte bis kurz nach 5'/, Uhr. Zum Schluß wurde über die ganze (aai'.dlung ein Protokoll abgesaßt, welches von jämmtlichcn Aerztcn uiite-zeichnct wurde und dem daS eigentliche Seciionsprotokoll bei- gefügt wurde. Ter Hausmmister Gras Stolberg »ahm das Acten- tuck sofort a» sich, ui» dasselbe den SlaatSaclen ciiiznverleiben. Sir Morell Mackenzie hat gestern Vormittag aus ausdrücklichen Bricht Kaiser Wilhelm'- einen Bericht üüc'r di.'e Krankheit Kaiser Friedrich'S erstattet. In diesem Schriftstück erklärt Mackenzie elwa Folgendes: „Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Krankheit Kaiser Friedrich'S Krebs deS Kehlkopfes gewesen ist. Die Diagnose war aber i» hohem Grade dadurch erschwert worben, daß von Anfang an die Knorpel des Kchlkopscs von der Krankheit ergriffen waren, daß der Krinkheitsproreß sich vorzugsweise in den tieferen Schichten des Knvrpclgkweües vbspiclte, waS z» einer Verdunkelung des KrenlheitSbildrs führte" u. s. w. Der Bericht Markcnzic's ist in englischer Sprache geschrieben und um saßt im Ganze» 1'/, Ouarlsciten eugttjche» Brief,ormats. Für die BcisetznngSfeierlichkeiten ist Folgende! angeordnet worden: Die Feier in Schloß FriedrichSkron beginnt um 10 Uhr mit dem von Johann Sebastian Bach componirten Gelange: „Bald rnsst Du mich zu höher» Freuden, die diese Welt nicht geben kann." Es folgt alsdann der Bach'sch» Choral: ..Jesus meine Zuversicht und mein Heiland ist im Leben." Inzwischen ist der Obcrdost Prediger Kögel an den Sarg herangetrele», um nach einem Gebete die irdisch? Hülle deS bcimgcgaiMiien Kaisers z» segnen. Alsdann wird die gesammte Trauervcriammlung den Choral onstimmen: „Wenn ich einmal soll scheiden, so scheite nicht von mir." Während nunmehr der Sarg cmporgehoben nnd feierlich hinaus getragen wird, intonirt der Cbor die herrliche Tondichtung Michael Bachs: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und er wird mich hernach aus der Erde wieder ausw?cken und werde darnach mit dieser meiner Haut umgeben werden und werde in meinem Fleisch Gott ehcn; denselben werde ich sehen nnd meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder." Die Sopranstimmen werden hier bei den Oantus Lrmus singen: „Christus. d:r ist mein Leben." In der Friedens kirche werde» ernste Orgelkläuge den Trauer zug empfangen. Alsdann wird der Chor die achlstimmige Motette von Neilhardt anstimmen: „Sei getreu bis in den Tod, jo will ich dir die Krone des Lebens geben." Nachdem die getragenen Töne Verklungen sind, wird der Geistliche die Liturgie beginnen. Bei den Worten:'„Selig sind die ToLten, die in dem Herrn ruhen, von nun an" wird der Chor einfallen mit der Grell'schen Hymne: „Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit", jener herrlichen Ton schöpsiing, welche in so ergreifender Weise zuerst den ganzen Schmerz des Erdcnlebens und dann das Auijanchzen der befreiten Seele zum Ausdruck bringt. Auch hier wird daun noch Bach'S „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt" gesungen werden. Die Trauerrede hält Ober-Hospredigcr Kögel. Der Choral: „Wenn ich einnial soll scheiden" wird die Feier beschließen. Mit der Ausführung der Gesänge in der Friedenskirche ist der Domchor betraut; in Schloß Friedrichs Ton singt dagegen der 80 Stimmen zählende Chor der Zwölf Apostclkirche, unter Leitung des Dirigenten Prüfer, welcher vor der Feier einen Kranz aus den Katafalk nicderlegea wird. Der Trauerzug wird sich durch die Hauptallce von Sanssouci hinziehen am Obelisken vorbei durch die Obelisken- und Luisenstraße über die Allee nach Sanssouci zur Friedenskirche. Der ganze weite Schloßpark von Sanssouci ist schon seit heute früh gesverrt und bleibt auch morgen gesperrt; ebenso wird morgen der Luisenplatz und die Allee nach Sanssouci obgcsperrt werden, so daß für das zujchaucnde Publicum ein nur engbegrenzter Raum verbleiben wird. AuS Berlin vom Sonntag meldet die „Post": Die kaiscrlichenMajestäten verweilten auch am Sonnabend Vormittag längere Zeit bei Ihrer Majestät der Kaiserin Victoria aus Schloß FriedrichSkron und erschiene» wiederum am Nachniitlage dort, um mit den Mitgliedern der königlichen Familie und deren Umgebung, sowie der gesammten w-ftson wilitaire und den Damen und Herren des engeren Hofstaates der Trauer- seicr am Sarge weiland Sr. Maj. deS Kaisers Friedrich beizu> wohnen. Nach beendeter Feierlichkeit verabschiedete» sich die kaiser- lichcn Majestäten und die anderen Höchsten Herrschaften von Ihrer Majestät der Kaiserin Victoria und kehrten von Schloß Friedrichs krön nach dcm Marmor-PalaiS, nach Potsdam und nach Berlin rc. zurück. Ten heutigen Tag verlebten die Allerhöchsten und die Höchsten Herrschaften iu stiller Zurückgezogenheit. Ihre Majestät die Kaiserin-Wittwe Augusta ist heute Vormittag gegen 7'/, Uhr aus Station Potsdam von Baden-Baden eingctroffen, um ihrem einzigen Sohne d e letzte Ehre zu erweise». Aus dem Bahnhof halten sich die Spitze» der Behörden eingesundcn. Ihre Majestät die Kaiserin Augusta stieg, von dcm zum Empfang erschienenen Prinzen Heinrich und Gemahlin unterstützt, auS dem Wagen. Der Prinz führte die ttesgebeugte Kaiserin nach dem Wagen. Die Fahrt ging nach dem Stadtschloß, wo die Kaiserin Wohnung nimmt. Der anstrengenden Reise wegen sollte die Kaiserin Augusta erst am späteren Nachmittag nach Schloß FriedrichSkron fahren; ist während de» Verweilen« der Allerhöchsten Herrschaft» daselbst der Zutritt nicht gestaltet. Potsdam, 17. Iuui. Kaiser Wilhelm und Gemahlin statteten »m 12'/, Uhr der Kaiserin Augusta im Stadtschlossc Besuch ab. Hieraus erfolgte Besuch bei den großherzoglich badischen Herr« schäften. Aus Beseht deS Kaisers begiebt sich Prinz Leopold «ach Berlin, um dort die cintreffenden fürstlichen Herrschaften zu empfangen. Die Stadt Potsdam bat bereits an vielen Stellen Trauerdecorattouen angelegt, am RathhanS, Brandenburger Thor» Obelisk ist man mit weiterem Trauerschmuck beschäftigt. » Potsdam, 17. Juni. Nachmittag». Die Eins» rquag der Leich: Sr. hochseligen Majestät des Kaiser» Friedrich findet jetzt statt. In Folge dessen hört der Zutritt deS Publicum- zur Be- sirtitigung der Leiche, welcher von 2 Uhr Nachmittag- ab bi» jetzt gestaltet war, aus. »Potsdam, 17. Juni. Der Erbgroßherzog von Sachsen- eimar trat um 3 Uhr 3 Minuten, der Prinz Leopold von Bayern um 3 Uhr 30 Minuten hier ein. Potsdam. 17. Jum, Nachmittags. Bon den verschiedensten Städten und Cocporali neu de» Reichs, von deutschen und fremden Souveraiucn lange» fortwährend Kranzspenden ein» auch die Vertreter der Residenzen Berlin, Potsdam, Charlottcnburg haben Kränze aiedcrgelcgt. DaS Slaatsininuterium hat heute Nachmittag »och einmal den sterblichen Ueberresten ehrerbietigen Besuch ge widmet, ebenso dicSjeitS beglaubigte Botschafter und Gesandt:. ' Wir verzeichnen schließlich noch die folgenden tele graphischen Meldungen: Karlsruhe, 13. Juni. Anläßlich de» TodeS deS Kaisers Friedrich ist eine dreimonailiche Trauer nngeordnet. Straßburg i. Eli., 17. Juni. Das Ministerium sür Elsaß- Lothringen hat Landestrauer ungeordnet. Die Dieustbiireaux und chulen bleiben morgen, an, Tage der Beisetzung weiland Sr. Majestät des Ka ier» Fiiedricn, g> chlossen, all? öffentlichen Lustbarkeiten sind bis einschließlich Mittwoch untersag». Die Gemeinderälh- von Straß- burg und Colmar sandten Aeileidsielegcamme an Ihre Majestät die Kaiierm-Wittw: B ctoria, die Universität solch« an Se. Majestät den Kaiser Wilhelm und Ihre Majestät die Kaiserin-Wittwe Victoria. — Zahlreiche Privatliäuscr der hiesigen Stadt tragen Trauerdecorationen uns Tre.iierialincn. — Heule N ichmittaz findet die Vereidigung der Truppen der hiesigen Garnison statt. Hamburg. 17. Juni. Die Bürgerschaft hielt heute Mittag 12 Uhr eine besondere Sitzung z»c Bcrathung LeS Antrages des Senats, dcn Acgräbmßtag Kaiser Friedrich'S sür einen bürgerlichen Feiertag zu erklär n. Ter Antrag wurde einstimmig angenommen und folgend« Resolution an den Senat beschlossen: „Von tielem Schmerz erfüllt über das Ableben Sr. Majestät des Kaiser» Friedrich, de» Mitbegründers des deutschen Reich», des pflichttreuen Herrschers und edlen Menschen, ersucht die Bürgerschaft den Senat, welcher dem allgemeinen Gefühl Lurch die Pelaiiniiiiachung vom Tod: deS Kaiser- in ebenso beredten, wie ergreifenden Worten cnisprach, auch der Trauer der Bürgerschaft über den neuen schweren Verlust TculschlaudS an höchster Stelle Ausdruck zu verleihen." Nom, 17. Juni. DaS Kriegsministerium hat an die Corvs- cemmandanlen und den Lbercoinniandanten in Afrika folgendes Telegramm gerichtet: Italien nimmt an der neuen großen Trauer, ron welcher Deutschland betroffen worden, Theil. Aus Befehl deS Königs sind d:c Nattonalsahnen mit Krepp aus den militairischcn Gebäuden 3 Tage lang, d. h. bis Montag einschließlich, zu hissen. ' Rom, 13. Juni. Der König wird morgen Abend oder Mon tag h:er zurückcrwartet. Derselbe ordnete von Monza auS eine 21 tägige Hoftrauer sür weiland Käfter Friedrich an. Alle Empsänge bei Hose sind aufgehoben, die königliche Loge im Theater bleibt geschlossen. — Der Kronprinz gab es auf, nach FraScali aus einigt Tage zur Sommersrische, wie beabsichtigt, zu gehen. * Nom, 16. Juni. Aus ein Gesuch der Siudirenden der Uni versität ermächtigte d-r UnierrichlsuiiNister. der sich noch in Bologna befinde», diejelben, eine Abordnung von Professoren und 4 Studircuden nach Berlin zur Leichenfeier dcS Kaisers Friedrich zu entsenden, dessen Gruß onläßlich der Jubetseicr in Bologna noch wenige Tage vor ieinem Tode allen Italienern so theuer gewesen sei. * London, 17.Juni. DcrPrinz und die Prinzessin von Wales mit dcm Prinzen Albert Victor und Gefolge, Prinz Christian von Schleswig-Holstein, der Marquis os Lorne, Oberst Coleville als Vertreter des Herzogs von Ed'.nburg, sowie Oberst Clark und der Piivalsecrctair der Königin Ponioiil'y sind gestern Abmd nach Berlin abgcreist, um der Beisetzung der Leich: Sr. Majestät de» Kaisers Friedrich bei-uwohnen. Ponsonby ist der Ueberbriuger eines Schreibens der Königin an die Kaiserin Victoria. Aus dem Bahn hof befanden sich der Herzog von Cambridge, sowie der deutsche Botschafter Gras Hatzfelbr zur Berabichiedung. * Brüssel, 17. Juni. Anläßlich deS Ableben» deS Kaisers Friedrich Kai dcr König eine vierwöchentliche Hoftrauer angcordnet. * Petersburg, 16. Juni. Großfürst Wladimir ist heute 1'/, Uhr zu den L'icheuscierlichkeiten nach Berlin abgereist. An dem Beerdigungstage wird die hiesige Börse erschlossen sein. * Petersburg, 17. Juni. Anläßlich deS Ablebens Sr. Majestät deS Kaisers Friedrich ist für vier Wochen Hoftrauer aiigesagt worden. Im Geiolge des Großfürsten Wladimir, welcher bei den BcijctzuiigSseierlichkeiten in Potsdam den Kaiser vertritt, befinden sich ein General-Adjutant ä In suits, ein General-Major nnd ein Flügcladjuiant. Die deutschen Colonien in Petersburg und Moskau lassen durch besondere Deputationen prächtige Silbcrkränze ans dcn Sarg Kaiser Friedrich'- oicderleqen. — Der Kaiser und die Kaiserin empfingen am Freitag dea Geheimeu Commcrzienrath Krupp aus Essen. * Madrid, 16. Juni. Im Senat gedachte der Präsident in bewegten Worten deS Ablebens des Kaisers Friedrich. DaS Hau» beschloß danach, an die deutsche Botschaft eine Deputation zu ent senden, welche der Theilnahme dcS Senats an dem schweren Schlage, den die kaiserliche Familie und daS deutsche Volk betroffen, Ausdruck geben soll. * Belgrad» 17. Jnni. D.iS tragische Schicksal deS deutschen Herrscherhauses hat in allen Schickten der Bevölkerung lebhafte Theilnahme erweckt. Sobald dem Könige dcr Tod des Kaisers Friedrich von dem imumchrigcn Kaijcr Wilhelm notificirt worden war, begab er sich in großer Trauergala nach der deutschen Gesandt schalt, um in warme» Worten sein Beileid auszusprechen. Dcm Könige folgten sänimittche Würdenträger und andere hcroorrogeude Persönlichkeiten. Aus Befehl des König- findet morgen in der Kathcdrallirche ein TrauergottcSdicnst statt, welchem die Mitglieder d:S diploinaliichen Corps. die hohen Würdenträger und die Spitzen dcr Mililair- und Civübehürdcu beiwohnen werden. * New-Dark, 16. Juni. Die deutschen Vereine in New-Dork und in Chicago haben beschlossen, anläßlich des Ablebens Sr. Maiciiäl des Kaiser- Friedrich der kaiserlichen Familie ihr Beileid a»Szudiückeu. f L- licglkme»! > MM eeichc„bcgäng»Ue Kaiser Friedrich'S «I. geben nachstehend den vollen Wortlaut dcS auf Um 10 Uhr 15 Minuten irascn der Großherzog von Hessen, dcr Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Baden in Potsdam ein. Se. königl. Hoheit Prinz Heinrich mit Gemahlin hatten sich wiederum zum Empfange nach dcm Bahnhof begeben. Nach Herz lichcr Umarmung mit dcm Großherzog ging Prinz Heinrich auf den Erbgroßherzog von Baden zn und schloß ihn fest in seine Arme Tann küßten sich beide Fürsten zweimal aus Wange und Mund. Dcr Erbgroßherzog begrüßte hieraus in herzlichster Weise die aus dem Bahnhöfe versammelten Ossicicre vom Dienst und auch den badischen Bevollmächtigten beim Bundesrath, den Freihcrrn Mar- schall von Bieberstein. Nach dcr Begrüßung auf dem Perron zogen sich die Höchsten Herrschaften in die KönigSgemächer zurück. Ihre königl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin von Wales nebst dem Prinzen Albert Victor werden zu den Beiietziingsseierlichk-ttcii heute Abend bier ciutresfen und in dcr eng lischen Botschaft Wohnung nehmen. Außerdem haben ihre Ankunft noch angemeide» der Kronprinz von Schweden, der Großherzog von Mccklenburg-Schwerin, Prinz Leopold von Bayern, Prinz Leopoid von Schwarzburg-Sondershausen, der Herzog von Sachscn-Eoburg. Golho, der Herzog van Anhalt, die Landgräfin Anna von Hessen nebst Tochter, die verwillwcle Erbprinzessin von Anhalt, der Erb- großherzog von Meckienburg-Strelitz. sowie auch der Fürst Neuß j. L., Deputationen der österreichischen und bayerischen Regimenter, deren Chef weiland Kaiser Friedrich gewesen itt. D:e Ankunft des Königs von Sachsen und vieler anderer Fürstlichkeiten ist bereits gemeldet worden. Das Wvlss'sckw Bureau berichtet beS Weiteren: * Potsdam, 17. Juni. Vormittags. Der Andrang deS Publicum» vor Schloß FriedrichSkron ist ein kolossaler; leder Eisea- bahnziiq bringt große Massen. Von Berlin sind 200 Schutzleute hier eingelroffen, um vor FriedrichSkron die Ordnung ausrechl zu erhalten. «Potsdam, 17. Juni. Se. Majestät der Kaiser empfing heute früh den StaatSminister Grasen Bismarck. * Potsdam. I7.Juni, Mittags. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sind mit Ihrer Majestät derKaiserin Augusta, dem Grobherzoge und der Großherzoqin von Baden, sowie den übrigea bere is hier eingetroffenen Fürstlichkeiten soeben an die Babre de» hochseligen Kaiser» Friedrich getreten. Dem Publicum Wir geben nachstehend den vollen Wortlaut Vcsehi Kaiser Wiiheim'S sesigestellten Reglement- zu der Bestattung Kaiser Friedrich'S: Allerhöchst genchmigtr-Z Reglement zn dem feierlichen Leichen begällgnisse Seiner in Gott ruheuden Majestät Friedrich'S lll. , , . . Deutschen Kaisers und Königs von Preußen « in der Friedenskirche bei Sanssouci an» 18. Juni 1888. tz. 1. Am Tage de» Leichenbegängnisses, Montag, dea 18. Inns Morgens von 9 bis 10 Uhr, werden die Glocken der Friedenskirche sowie sämmtlicher Kirchen dcr Stadt Potsdam, dcr Kirche in Bornstädt und oller Kirchen aus der Insel Potsdam, in drei Pulsen gelautet. Desgleichen wird zum zweiten Male von 10'/, Uhr an, so lange bis der Zug in die Friedenskirche eingetrelen ist, geläutet, und ebenio znm dritten Male eine halbe Stunde lang, nachdem die Kanonen gelöst ward-» sind. 8. 2. Wenn zuerst geläutet worden, nehmen die dazu bestimmlen Obersten Hos- und Obcr-Hoschargen in der JaspiS-Gallerie deS Schlosses FriedrichSkron Stellung om Kops- resp. Fußende des Sarges. Gleichzeitig treten der Lbcrst-Kämmerer Otto Gra z» Siolberg-Wernigerode und die dazu berufenen Staats Minister zn beiden Seiten deS Sarges hinter die TabouretS, au welchen die Insignien aus Kissen von rirup ä'arxoot ruhen, uud zwar: ». hinter da» vom Kopsende de» SargeS recht- befindliche Labouret mit der königlichen Krone: der Oberst-Kämmerer Otto Gras zn Stolbcrg-Wer , nigerode; d. hinter daS vom Kopsende de» SargeS link» befindliche Labouret mit dem ReichSicepler: der StaatS-Minister von Maybach; «. hinter das recht» in zweiter Reihe befindliche Labouret mit dem Reichsapfel: der Staats-Minister Or. Freiherr von LvriuS; ä. hinter da» links in zweiter Reih« befindliche Tabonret mit dcm Reichsschwert: rer Staat»- und Krieg».Minister Bronsart da Schrlleudorss; hinter da» recht» in dritter Reih« befindliche Labouret mit dem ReichS-Insiegel: der StaatS-Minister vr. von Friedberg: hiuter das links in dritter Reihe befindliche Labouret mit dcr Kette de» Schwarzen Adler-OrdenS: der CtaatS-Mitttster von Boetticher; hinter da» recht» in vierter Reihe bcsiudliche Labouret mit dem Kurhut: der Staats-Minister von Goßler; L. hinter das link» in vierter Reihe befindliche Labouret mit , dem Kurichwert: > die StoatS-M inister vonScholzund Gras voaBiSmarck- Schönhausen. Demnächst nimmt der General-Feldmarsch.ill Gras voaDlumen - Ihal seinen Platz mit dem NeichSpanier am Kopsend« de» SargeS; die beiden ihn begleitenden General-Adjutanten, General-Lieutenant von Mischke uud Geueral-Major von Wiuterseld» stellen sich rechts und link» mit gezogenem Degen »eben ihn. Die General-Adjutanten, die Generale ä In suit« und die Flügel- Adjutanten Seiner in Gott ruhenden Majestät ordnen sich an der untersten Stufe der Estrade. 8 3. Die bei dieser Feier mit dieustlichen Functionen betrauten Personen, nämlich: die Obersten Hos-, die Oler-Hos, die Vice-Ober- Hos- und die Hos-Tdargin, die General-Adjutanten, die General: n ln nuits und die Flügel-Adjutanten, sowie die SlaatSmiuister, der daS NeichSpanier tragende General-Jcldmarschall uud die dasselbe begleitenden Gcneral-Adjulanteu versammeln sich vor 9'/, Uhr an der sür die Allerhöchste Leiche ft> der JaSpiS-Aallcrie ausgeschlagcaen Estrade. Die sonst eingeladenen Personen: der Reichskanzler, die Gencral- Feldmarschälle, die hier anwesenden Ritter des Hohen Orden» vom Schwarzen Adler, die Chefs fürstlicher Häuser, die Generale dcr Jnsanlerie und dcr Cavallerie, sowie die couimaudireiidea Geoerale au- dcn Provinzen, die stimmsühreuden Bevollmächtigten zum Bunbesiath, die Präsidenten de» Reichstages und beider Häuser des Landtages, die «aktiven StaatSminister, die General-Likutciiaiits, der Präsident de» Reichsgerichts, die Wirklichen Geheimen Räthe, di- Vicepräsidenten de? Reichstage» uud beider Häuser de» Land tages, die Oberpräsidenten, die Generalmajors, die Räthe 1. Claffe, die Obersten und die in Negiments-Commandeur-Slellung befind liche:, Ossiciere, die Räthe de» Ministeriums des königlichen Haus.-S, die königlichen Kaminerhcrren. die Deputationen der geladenen Körperschaften, die prinzlichen Hosstaalcn und die Kammerjunker vcr- sammeln sich um 9'/, Uhr im Muschelsaal« uud begeben sich, so weit der Raum reicht, in die IaSpis-Gallerie. ß. 4. Die Allerhöchsten und die Höchsten Herrschaften und die anwesenden Höchsten Leidtragenden versammeln Sich im ersten Zim- »rer König Friedrich'S II. Majestät »eben der IaSpis-Gallerie uud begeben Sich zum Beginn der Trauerseierlichkeit in dieselbe. Dort ersolgt die Einsegnung der Allerhöchsten Leiche durch dcn Obcr- Hofprediger, General-Superintendenten und Ober-Consistorial-Rath V. Koegel unter Assistenz der dazu entbotenen Geistlichkeit. 8- 5. Inzwischen haben sich die königlichen Stall- und Livröe- Bedienten. die HauS-Otficiantea, Castellane, Hosgärtner und Kammer diener in dem kleinen südlichen Schloßhose versammelt und erwarten dort den königlichen Leichenwagen, welcher vom Marstall her an dcr Gartenterraffe, dem Eingänge znm Mujchelsaale gegenüber, vorfährt. Aus dem Wege vom Marstall bi» zur Garten-Terroffe werden die acht Pserte des von einem Ossiciar und 40 Mann des Regi- menis der Gardes du Corps eScorlirlea Leichenwagens von acht talllebienten gesührt, die Zipfel des Leichentuchs von vier und die Cordons des Baldachin» von sechs LieuteaantS gehalten, und der Baldachin selbst von zwölj Unterosficieren getragen. Die genannten iehn Lieutenants und zwölf Uatcrosficiere haben sich vor dem Marstall-Gebäude einzufinden. 8- 6. Sobald »ach Einsegnung der Allerhöchsten Leiche das Zeichen znm Beginn deS Zuge« gegeben worden ist, setzt sich die Leichcn-Paradc in Marsch. Dieser folgt die anwesende Geistlichkeit unmittelbar, um die Allerhöchste Leiche am Eingänge zur FriedeuSkirche empsangen zu können. Der Sarg wird durch 12 Commandenre der Leib-Regimenter Sr. Hochseligen Majestät, unterstützt von 12 Unterosficieren derselben Regimenter, von der Estrade abgehoben, onter Vortritt der könig lichen Kammerherren, dcr die RcichS-Jnsignien tragenden Staats- Minister» der als Marschälle sungirenden Hoschargea und in Be gleitung der zur Bedeckung bestimmten 2 StabSosficiere und 12 Haupt- lenke, sowie gefolgt von dem hinter dem Sarge gehende», daS Reichspanier tragenden General-Feldmarschall Grasen v. Blumen thal und den begleitenden beiden General-Adjutanten b>S zu dem königlichen Leichenwagen getrogen und aus denselben gehoben. Tie 8 StabSosficiere, welche die Pferde de- Leichenwagens führen ollen, ergreiscn deren Zügel. Die 4 Ritter dcS Schwarzen Adler-OrdenS, welche die Zipfel des über dcm Leichenwagen liegenden Leichentuchs halten, uao die 18 Generale, welche den Baldachin und besten EordonS über dem königliche» Sarge tragen sollen, übernehmen solche von deu Personen, welche sie bisher gehalten haben. Der Baldachin wird nur dis zum Eingänge in die große Mitiel-Allee getragen und dort dea letzt- gcdachien Personen wieder übergeben. Die Allerhöchsten und die Höchsten Herrschaften nehmen Ihren Platz im feierlichen Leichenzuge ein. Dieser setzt sich unter dem Geläute aller Glocken in der in der Anlage angegebenen Ordnung durch die große Mittel-Allee de- Park» von Sanssouci am Obelisken vorüber nach dcr Friedenskirche in Bewegung. 8- 7. Sobald der Zug vor der Friedenskirche anlaagt, gehen die königlichen Marstall- und Livröe-Bedienten bei dem Eingänge vorbei und machen hinter demselben Halt, um vor dem Leichenwagen, nach- dcm der königliche Sarg abgehoben worden, in der früheren Ord nung und in Begleitung dcr EScorte sich zu entfernen. Tie Hossouriere und die in der Anlage unter 3, 4, 5 und 7 ge nannten Ossiciantcn, Beamten, Pagen, Kammerjunker und Kammer. Herren nehmen zunächst unter den Säulenhallen vor der Kirche Aus teilung, während sich alle anderen Personen des ZugeS in die Kirche begeben. Die Aerzte nehmen ihre Stellung gleich rechts und links von der Eingangslhür. Die 4 Marschälle führen die Träger der Insignien zu den sür letztere bercilstehenden TabouretS. Tie Vice-Obcr-Hos- und die Hojcharqen bleibe», Spalier bildend, in dcr Kirche am Eingänge stehen, die Obersten Hos- und die Oder- Hoschargea übernehmen dea Dienst am Sarge wie »a der JaspiS- Gallerie» resp. treten recht- aus die Estrade. Sobald der königliche Leichenwagen an dem Haupteingaage der Frirtcnskirche angclangt ist und der königliche Sarg Hineingelragen wird, übergeben die 4 Ritter dcS Schwarzen Adler-Ordens die Zipscl des Leich.utiicheS an die 4 Lieulenauts, welche dieselben bis zum Schlosse getragen haben, und verfügen sich mit dea andere» Rittern des Hohen Ordens ebcusallS aus die Estrade rechts vom Sarge. Die gesammte Geistlichkeit empfängt dea königlichen Sarg, welcher durch die 12 Commandeore und die 12 Unierosficiere der Leib-Negimeiiter Sr. Hochseligen Majestät von dem Wagen ab gehoben und in die Kirche getragen wird, schreitet vor demselben her und nimmt in der Nische hinter dem Altar Ausstellung. Ter königliche Sarg wird ans die dazu bestimmt« Estrade vor dem Allare aiedergesetzt. Dcr General-Feldmarschall Gras v. Blumenthal mit dem Reichs- penier und die beiden begleitenden General-Adjutanten folgen der Allerhöchsten Leiche und stellen sich hinter dcm Kopseud« des SargeS aus. Die Allerhöchsten nnd die Höchsten Herrschaften nehmen Ihren Platz dem königlichen Large gegenüber. Die Suiten rangirea sich hinter ihren Herrschaften. Für die Abgesandten fremder Fürsten sind im Schiff der Kirche hinter dea Allerhöchsten und dea Höchsten Herrschaften Plätze reservirt. Diejenigen Mitglieder deS diplomatischen Corps, welchen beson- dere Einladungen sür die Feier zugegangea sind, werden in der Kirche schon vorher empsangen und placirl. Der ganze übrige Zug der Personen, welche der Allerhöchsten Leiche gefolgt sind, begiebt sich, so weit der Raum reicht, ebenfalls in die Kirche und stell! sich in der Ordnung hinter dea Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften und Deren Suiten aus, in welcher er gekommen war. Sobald dcr königliche Sarg die Schwelle überschreitet, intonirt der Domchor, und eS ersolgt die Benetzung nach den lctztwilligen Allerhöchsten Verfügungen durch den Ober-Hosprediqer l). Koegel. Während der Geistliche den Segen über die sterblich« Hülle Seiner in Gott ruhenden Majestät ivricht, giebt die Iasanterie die vor- geichr,ebenen drei Salve» und die Artillerie einen Lrauersalut von 101 Schuß ob. Die Orgel fährt mit der Musik fort, bi- der ganze Zug die Kirche wieder verlassen hat. Aus Sr. kaiserlichen und königlichen Majestät Allergiiädiasten Special-Befehl. Berlin, den 17. Juni 1888. Der Der Ober-Hof- und Hans-Marschall: Ober-Ceremonienmcister: Fürst von Radolin. «roj A. Sulenbnrg.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder