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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880617
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880617
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-17
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.06.1888
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S7dv * Peter«bürg, 18. Juni. Da» „Journal de Et. Peter», bourg" nO'mel dein Ka ser Friedrich einen sehr sqmpatdiich ae- haliencn Nekrolog und sagt: Rußland schließe sich in aufrichtigster Eympathi? der Iraner aa, die da» Hau« Hohenzollern und die deuisch.- Ratten betroffen habe. ES wünsche, daß die Vorsehung, we cke di.le Dunastie in der lebten Zeit so hart geprüft habe, dus-lae fort»» mit ihren Wohlthalen überhäufe, und dem Nachbar- reiche unter dem Scepier de» jungen Herrscher), der jetzt den Thron Ln besteigen berufen sei, lange Jahre des Frieden» und Glücke- zu Theil weiden lasse. * Washington, IS. Juni. Die Nepräsentantenlammer gab anläßlich deS HinscheidenS weiland Kaiser Friedrich's ihrer tiesen Theilnahme eiiislimmigen Ausdruck. Aui Befehl des Präsidenten Cleoelanv beaustragte der StaatSsecreiair Bavard den Gesandten Pendleton in Berlin, dem deutschen Auswärtigen Amt von dem innigen B'.ileid der Bereinigten Staaten Mitteilung zu machen. Obwohl !raS Ableben Sr. Majestät des Kaiser» zu erwarten stand, gab sich doch alsbald nach dem Eintreffen der Todesnachricht alt- gemeine Trauer kund, insbesondere in der deutschen Kolonie New- Aorks, indem überall die Flaggen Halbmast gesenkt wurden. Die diesigen Deutschen werden demnächst in einer Versammlung ihrer Theilnahme mit der kaiserlichen Familie geeigneten Ausdruck geben. Nachtrag zum politischen Tagesbericht. * Die erste Unterschrift, welche Kaiser Wilhelm H. alv solcher vollzogen hat. ist unter dem Actenstück erfolgt, in welchem er die Genehmigung zur Eröffnung deü letzten Wille»» seine» Later» rrtheilt. Da» betreffende Aktenstück wurde vom Grasen Stolbcrg sogleich mit in da» königliche HauS- ministerltlm genommen, wo eS in Gegenwart de» Justiz- mtnistcrS l)r. von Friedberg der Eröffnung harrt. * Der „Politischen Corrcspondenz" wird au» Berlin geschrieben: »Der Rücktritt vcS Herrn v. Putlkamer ist Ilchertich ein Ereignis; von Bedeutung, jedoch scheint c», als ob die Tragweite desselben an gewisse» Stellen erheb lich überschätzt worden fei. Das; die Demission eine» EobiuelSmitglieveS, so hervorragend dasselbe auch sein möge, al» Anzeichen eine» bevorstehenden EystemwechselS betrachtet werken dürfe, ist für Jedermann ausgcschlossen, der die cinsilche, gar nicht wcgzuleugncndc Thalsache in Erwägung ziehen will, daß da» heutige „System", wenn von einem solchen überhaupt gesprochen werde» kann, doch nur mit dem eigentlichen Träger desselben, dem Fürsten Bismarck, fallen könnte. Sv lange diesem die oberste Leitung der Geschäfte von seinem kaiserliche» Herrn anverlraul bleibt, ist cS un denkbar. daß ciuschncidende Veränderungen im Sinne der regierungsfeindlichen Partei auch nur zum Borschlag gebracht, geschweige denn Lurchgcführt werden. Fürst Bismarck ist sicherlich nickt der Mann, der am Abend seine» ruhmreichen Leben» mit Verleugnung seiner Ueberreugung und seiner patriotischen Besorgnisse Zugeständnisse machen könnte, die ihn mit seiner großen Vergangenheit in Wider spruch setzen würden. Tie fortschrittliche Partei, die sich zu keiner Zeit kleiner gezeigt hat als seit der Thronbesteigung de» Kaiser» Friedrich, hat auch bei dieser Gelegenheit wieder, wie bei so vielen anderen, die öffentliche Meinung, insofern sich dieselbe von der fortschrittlichen Presse leiten laßt, vollständig irregesührt. Der Nachfolger für Herrn v. Puttkamer ist noch nicht ernannt. Man kann überzeugt sein, daß derselbe, wer immer er sein möge, ein Mann sein wird, dessen politische Ueberzeugung in ihren Grundzügen mit der des Reichskanzler» im Einklang steht." Da» Vorstehende war vor dem Tod de» Kaiser» Friedrich geschrieben, e» behält aber danach noch seine interessante Bedeutung. —— * Nach der „National-Zeitung" wird Dice-Admiral Frei herr von Schleinitz, welcher seit einiger Zeit wieder aus deutschem Boden weilt, nicht nach Finschhasen zurückkehren. Seiten» der Direktion ist mit demselben ein Abkommen ge troffen. wonach er au» seiner Stellung al» Landeshauptmann ini Kaiser Wilhelm-Land und im ViSmarck-Archipel ausscheitet Mittlerweile bat der Geh. Obcrpostralh Herr Krätke seine Geschäfte im Schutzgebiet übernommen. * Au» Pose» wird geschrieben: Die Ortstafeln in unserer Provinz sollen statt der bisherigen deutschen und polnischen Inschriften lediglich deutsche Inschriften er halten. Die betr. Verfügung (ist unter dem 4. Mai d. I. von der königlichen Regierung an die Landralböämter er gangen. Dieselbe ist dadurch veranlaßt worden, daß in Folge deS Gesetze», betr. die A.iidcrnng der Wehrpflicht vom I I. Februar d. I., eine Erneiwrung der Ortstafeln erforder lich ist. weil die für die Eintheilung der Landwchrbezirkc vorgesckrirbenc Aufschrift aus dies-n Tafeln jetzt ander» tauten muß a>» bisher. In der Verfügung wird Genauere» über die Inschriften aus den Tafeln angegeben und bemerkt, daß aus keiner der neuen Tafeln (ebensowenig auf den Weg Zeigern) ein polnische» Wort mehr stehen darf; die besten sind von den EomiiiUiialverl'ändeii, Dominien oder iändltche» Gemeinden zu tragen. * Der „Nossischcn Zeitung" wird au» Brüssel ge schrieben: Wahrend die frommen Blatter Belgien» immer »cnr Lobgesäuge übcr den WahlauSfatl anstimmen und von dem Ministerium nunmehr die schleunige Erfüllung aller „berechtigten" katholischen Wünsche fordern.' herrscht im Lande eine dumpfe Gährung. In der That beweist der ganze WahlauSsall, daß von irgend welchen ernsthaften Reformen in Belgien nicht mehr die Rede sein kann. Die CensuS Wähler wollen keinen Fortschritt; sie wollen alle Rechte sür sich behaupten und aus die im Volke benschenden Anschauungen und Wünsche keine Rücksicht nehmen; unter der couservativen Firma soll Belgien noch mehr klcrikalisirt werten. Die socialisiische» Arbeitcrblätler beglückwünschen die Eensuswähier für ihre Abstimmung aus da» Wärmste, denn sie hätten damit mehr für die Vorbereitung einer revolutionairen Bewegung im Lande geleistet, al» e» die kräftigste Propaganda der Arbeiterpartei zu erzielen vermöchte; die 1>/, Millionen Nichtwähler würden sich nicht aus die Dauer »»terdrückeu lasten. Darin liegt viel Wahre». Als am Abend de» Wahl tage» in den belgischen Städten die Wahlergebnisse bekannt wurden, erbrauste aller Orten der Rus: «Rieder mit Len Priesterkappen!" und nicht nur in Brüssel, sondern auch in Mccheln, Namur. Lüttich, Philippeviüe und anderen Orten ka n e) zu argen AuSschrritungen. Am schlimmsten ging eS ir An'wrrpen zu, wo die Fenster in de» Räumen der kleri laten Zeiturgen «EScaul" und „HandclSblaV" wie im Hotel du Nord, dem Eltze deS katholische» Verein», in Folge kleri kale» HerauSsrrderung zertrümmert wurde», wo man den Dcputirten De Laet öffentlich ohrfeigte und den klerikalen Gouverneur Du Boi» zur Flucht zwang. Die neueste Publikation des Groken Generalstabs. * DaSloeb.n von der kricgSgeschichllichen Abtheiluug dc» Großen Generalstabs k-erousgegcbeue 9. Heit der Kricgsgeschichtlichcn Ei nz'ls chriftc n. erschienen im Verlage der königliche» Hofblick Handlung tan Mittler k Sohn, enthält eine bcincrkcnSlrertbe, für die Betrachtung de» dentsch.französüchcn Krieges von 1870/71 sehr b> lehrende Studie über die Stärke« erhält» isse der in jenem Kriege bi» zum Stur; de) Kaiserreich» einander aus dem Gcsechts- selde gegcnübeegctre'enen Truppen. Diese Studie bietet — so führt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" au» — dadurch »amenl- lich größeres und allgemciiicrcs Interesse, daß sic dem Leser einen Einblick gewährt in die Art, wie es nur beiden Sette» der Kämpfen den um die strategische Leitung und die taktische Führung bestellt wer, und daß sie an der Hand der Thalsachcn das Material beschafft zur Ausstilluug eine» kririschen Brrgleichc) zwischen dem. was als Endergcdniß der ,krI-ger,M<"i Leistungen aus jeder Seite erreicht worden ist, >nd dem. ne» zu rrktiche» war. A»S nehttchgcnbe» Griiptzrn wird sranzSsischerseit» da» lieber g-wickt, da- lick hilf tci,rs»r Sette sehr bald m den beiden Feld, züqcn von 1870 und 1871 geltend Wichte, der Uebcrlegenheit der Zahl der. Streiter z>lgljH>Ukbe,i. Die Nichtigkeit dieses Satzes ist in ihrer abihluleu' Bedkul^g njHt onzusechten, indeß gehör: e« ja »u den erste» Ausgaben der Feldherrnkunst, Masse» aus den ent- lcheideuden Punkt zu bringen. Andererseits kamen de« Franzosen doch einige Momente zu Statte», die «inen gewissen Ausgleich der Minderzahl darltrllten und die sogar au und für sich einen nicht unweleattickka Krastzulchuß bedeuten. Solche Momente waren die kriegerische Eigenart, die im Naturell der Nation liegt; terner das überlegene Jnsanteriegewehr nebst der die Wirkung desselben steigernden Milrailleuse, das den Franzosen innewohnende Geschick, die Boriheite die das Gelände bietet, nuszunutze». uud dadurch die GesechtSkrast der Streiter zu erhöhen. Ein die irauzösisckea Heercs- abtbcilungen in den KLmpsen um Metz unterstützender Factor lag auch in dem günstigen Bcrhäklniß zwischen der Feldarmee und der Festung, die gleichsam eine große Reserve darslcllte. Nach einer kurzen Erörterung der Gcsichtspuncte, die für die Betrachtung der Stärkevcrhältnisse als maßgebend anzusehcn, wenn man in den letzteren eine» Hauptmoment bei Beurlheilung von kriegerischen Ersolgen erblicken will, geht die Studie aus die Unter suchung der ldalsächüchen Verhältnisse sellst näher ein, gestützt aus die Gesechtsberichte und Relationen der Truppenlheile, wie aus die vorliegenden slalistischcn Erhebungen. Behandelt find zunächst die Gefechte von Weißeiiburg. Worth und Spicheren. Nach den über diese Kämpfe angcslcllten Ermittelungen standen sich in dem Gescckt bci Wcißeuburg an, 4. August 1870, nach de» beiderseitigen Anmarschbewegunge» gegenüber: Deutsche Franzosen 48 000 Gewehre, 4650 Gewehre, 2950 Säbel, 650 Säbel, 144 Geschütze, 16 Geschütze. Hiervon stießen wirklich im Kamps auseinander: 24 700 Gewehre, 4650 Gewehre, 1700 Säbel, 650 Säbel, 90 Geschütze, 13 Geschütze. graiizöstscherseiiS hätten bei anderen Anordnungen noch heran- gezogen werden können 10 586 Gewehre, 120 Säbel, 12 Gelchütze, 6 Mitruillcuseu, d. h. eine solche Zusühr-ing von Strciikeäften lag innerhalb des Machtbereiches der am Gefecht unmittelbar bclhciliglcu Trupvcnbesehlshaber. Dieselbe geschah aber nicht. Alsdann wären französilcherseits 15 200 Gewehre, 750 Säbel, 36 Geschütze in Actio» gewesen. Gegen die in und bei Weißenburg vorhandenen französischen Strcitkrüste waren deuticherseit) im Ganzen versügbar: 109 600 Gewehre, 12 600 Säbel, 474 Geichütz?. Die Umstände erforderten das Einsetzen dieser Kraft nickt; eS bedurite nickt ttnmal oller Kräfte der drei gegen de» Abschnitt des Lauter- lusses vorgcsührren Arnicecarps (I. uud 2. boyrr.jtteS, 5. preußisches Armeccoips), Die Verluste beliefen sich de» den Deuischc» aus 91 Oificiere, 1360 Mann todt resp verwundet, und 91 Mann ver mißt. Tie Franzosen verlöre» 2100 Mann, davon ca. 1000 Ge angene. Ueber die Bedeckung deS Treffens urthcilt der damalige com- mandirende General des 5. ArmcccorpZ vonKirchbach in seinen nachgelassenen Auszeichnungen folgendermaßen: „DaS Gefecht ro» We ßenburg hatte olle Voraussetzungen und Anna»,men übcr de» Hausen gewoesen. Die französische Armee hatte nicht durch eine Invasion in daS Deutsche Gebiet die Offensiv.' er- griffen, sondern daS deuische Heer war in Frankreich eingedrungen; die Deutschen halten den ersten Sieg erkämpft, die vielbesprochene» TurkoS und Mitraill.uscn hatten sich nicht als so surchtbar erwiesen, wie geglaubt worden, und der sranzösische El m war nicht von der Kiosk, daß er eine Entscheidung in der Durchführung deS KampscS mit der blanken Waffe gesucht hätte. — Schon ui diesem ersten G - Iccht wurde erkannt, daß das französische Gewehr i» Bezug aus Schnelligkeit de) Schirß-nS. Trag- und Tresfiähigkeit drm unserigen überlegen war, daß cS daS Schlachiscld aus weite Strecken iinsich'r mache. — Bor Allem aber trat in Folge dieses siegreichen G iechieS daS klare Bewußtsein der eigenen Knast in der Demschen Armee hervor, einer Kraft, welche sich in den nächsten Tagen derjenigen der ranzösilchen Truppen als eine überlegene erwe sen sollte." In der Schlacht bei Wörth stände» sich einander gegenüber: Deutsche Franzosen 76400 Gew-Hre, 42 800 Gewehre, 5700 Säbel, 5700 Säbel, 300 Geschütze, 167 Geschütze. incl. 42 Mitrailleuscn. Hiervon stießen im Kampfe auseinander: 71 500 Gewehre, 32 000 Gewehre, 4250 Säbel. 4850 Säbel, 234 Geschütze, 131 G,schütze. Nach Maßgabe der Dislokation der französischen Ttreilkräfte, der vorhandenen Straße» unv Eisciibahnliiiien Härten sran-Ssiichcrscits bis zum 6. August Mittags bei Wörth vereinigt sein könne«: 42 800 Gcwkhre, 5750 Säbel, 167 Gelchütze. incl. 42 Mitrailleus-n. Denselben hätten dann allerdings deutscherseits (durch Heran ziehung der aus dem GesechlSsetde zurückgehaltcnen Reserven gegeu- übcrgeftanden: 89 000 Gewehre. 7750 Säbel. 312 Geschütze. Aus deutscher Seite betrugen die Verluste: todt und verwundet: 489 Oificiere, 8780 Mann, vern ßt: 1373 Mann. Alls französische: Seite betrugen die Verluste: 8000 Todte und Verwundete, 60Ü0 Gefangene, 6000 Versprengte. Auch hier möge noch dasjenige milgcthcilt werden, was der da malige commondirende General des 5. Armeecorps, v. Kirchbach, über die Bedeutung dieser Schlacht gesagt hat: „In dieser Schlacht war es nickt allein die deutsche Infanterie, welche ihre moralische uud physische Ueberlcqenhctt gegenüber der französischen bcthäligte, sondern auch die Artillerie bewies, daß sie die jeindliche in Bezug aus Takrik und Präcision ihres Schusses bei Weitem übertras. Beide Waffen im Verein hatten den Feind der artig zcrichmettert und zur renellosen Flucht getrieben, daß es nur der kralligste» Verfolgung bedurfte, nur noch Tomende von Gefangenen und Trophäen aller Art cmzusanim.ln; aber zu dieser Ernte ge hörten frische Truppen. Die Deutsch-». die hier geschlagen» waren derartig erschöpft, daß sie nicht weii-c ausgebole» werden konnten; denn selbst das I. bayerische EorpS v. d. Tarn war nach Zurucklcgung seines TagemarschcS sofort weiter marschirt, um in die Schlacht noch einzugreisea. So groß und bedcul-nd die Schlacht in ihren Resultaten war. namentlich durch die Vernichtung deS starke» französischen Corpz unter seinem berühmtesten Marschall, und durch den den Franzosen gtticscrttn Beweis, daß sie nicht unbesiegbar seien, jo theucr war doch euch bei der großen Bravour, mir welcher sich der Feind geschlagen hatte, der Sieg erkauft worden." In den Kämpfen bci Spicheren am 6. August standen sich gegenüber: Deutsche Franzosen 30100 Gewehre, 24 400 Gewehre» 4500 Säbel, 3200 Säbel, 108 Geschütze, 90 Geschütze. incl. 18 Murailleusen. Hiervon trasen im Geier, t auseinander: 26 000 Gewehre, 23 7l!0 Gewehre, 840 Säbel, 260 Säbel. 78 Geschütze, 90 Geschütze. Bei Bcurihciliii'g dieses lbatsüchlichea Kras,Verhältnisses ist indeß noch in Anschlag zu bringen, daß den Franzosen eine bedeutende taktische Verstärkung erwuchs auS 1) ein . übcrhöhcndcn, durch Feldbefestigungen verstärkte» Stellung, 2) der von Hause aus versammelten, durch keine Märsche er» müdcten Truppen. 3) der einheitlichen Leitung deS Kampfes von einem Central- puncte aus. Aus Grund der sehr eingehenden Ermittelungen, die der Der- sasser der Studie über die noch hinzuzuzieheiiden Truppen angcstellt hat, refumirt derselbe daS beiderseitige StürkeverhLltniß in nach stehender Weise: ES konnten zum Kamps herangezogen werden »ach Ausweis der aus daS Gesichtsfeld in Marsch gesetzten Truppcntheile Deutsche Franzosen 39 400 Gewehre, 51 700 Gewehre, 4500 Säbel, 3200 Säbel. 120 Geschütze, 144 Geschütz', incl. 18 Mitrailleuscn. Die Verluste bei Spicheren betrugen: Aus deutscher Seite: 223 Oisiciere — 4276 Mann todt — verwundet, 372 Mann vermißt. Ans srauzösischcr Seite: 249 Oificiere — 3829 Manu, 1500 Mann Gesänge»,'. Wie am 4. August 1870 durch das Treffen bci Weißenburg die Grenze des Elsaß von Truppen der 3. Armee, so war am 6. August durch den Kanips bet Spicheren nun auch die lothringische Grenze Von Truppen der 1. und 2. Armee siegreich überschritten worden. Der schon durch die Niederlage bei Wörtb bedingte Rückzug so» der Saar mußte nunmehr unter dem Eindruck- einer euch hier ver lorenen Schlacht aiigelrelc» werde». Die sranzösische Heeresleitung, bccinstußt durch diese beide» am gleiche» Tage erfolgten Nieder- lagen, wurde in ihre» Eckschlüssin und Anordnungen noch unsicherer als bisher. Tie deutschen Corps, noch in den Gebieten der Pfalz in ihren Bewegungen gehemmt, konnten nun zu freier Entfaltung uaaushaltsam kn die jsehc gangbare Landschbst Nord-Lothringeo« vorgrschvbea werden. Die Bereinigung der drei deutschen Armeen uach vor- wärt», falls solche nolhwendig werden sollte, war gewährleistet. Musik. Mendelssohn, Riey und Jmmermann in Düsseldorf. Richard Fellner hat bci Cotla in Stuttgart, wie W. Rullmann in der Münchner „Allgemeinen Zeitung" schreibt, eine quellenmäßige, aus Jmmermann's Nachlaß al» ausgiebige Fund grube gestützte „Geschichte einer deutschen Musterbühne: Karl Jniiiiermanii'S Leitung der StadttdeaterS zu Düsseldorf" berousgegebcn. Hauptquelle >» deS Dichter-Theater- Diarium. Die Vorstellungen unter den Anspielen eine» Theater- ve-.einS (Protektor: Prinz Friedrich von Preußen) begannen an, 8. Dcc. 1832, die „Mustervorstelluiigea" am 1. Februar 1833 („Einilin Gatotti'). Psingsieu 1833 leitete Mendelssohn das rheinische Musikiest. Jmim-riu-inn such!« Mc.idelSsob» für Düsseldori zu gewinnen. Schaden, wurde der Vermittler, Ende August kam Mendelssohn nach Düiseldors. uni die Verhandlungen persönlich abzuichließen. Am l7.Rov. erüffmle MendclSlohn die Saison mit einer vorzüglichen „Zampa"-Vor stellung. Allein Lichter und Musiker konnten sich nicht verstehen: schon im Lc.ober 1834 kam eS zu unliebsamen Dissonanzen über die Be stimmung eine» Mitgliedes zum Ovcrnregisseur. Mendelsiohn und Rietz schlugen, wie bereits früher einmal, Reußlcr zum Regisseur vor. Dieser war aber einer der besten Schauspieler, den Immer- mann n>cht gern seiner «ig-,»liehen Sphäre eulzozen sehen mochte. Meudelssoh» sagte daraus zu Jinmermann: „er lInimcrmannl köuue ja selbst die Regie der Oper übernehmen, da er ohnehin alle Avende im Tbeater sei". „Ich versetzte — erzählt das Tagebuch — aus diesen seltsamen Antrag, daß ich denselben etwas beleidigend säade, woraus er entgegnete, die Oper sei auch keine Pupvcnconiödie, und er habe auch im Schauspiele Entreacte dirigirt. Darauf war nun nichts weiter zu erwidern, und mußke alles Weitere schristl.chen Er örterungen Vorbehalten bleiben". Nach einem erregten Briefwechsel hierüber kam endlich eine Art Verständigung zu Stande, ohne die empfangenen unsteundlichen Ein drücke ganz zu verwischen. „Am 10. November war Versammlung deS Verwaltung»« rathcS — schreibt Jmmermann w:>ler — worin Mendelsiohn onlüadigte, sich von der Intendanz zurückzuziehen und nur einige Opern dirigiren zu wollen. Ich verhielt mich ganz passiv bei diesem Vorlra;e; der Vcrwaltungcrath genehmigte daS Ersuchen MendelS- sohn's". Talei blieb eS nicht. Der Musikdirigent Rietz konnte sicher sei», bei jeder Differenz m-t Jinniermonn Mend.-ISiohn als Helfer zur Srile zu haben. Die Spannung wurde ärger und ärger, die Over ging zurück, auch finanziell. Jmmeimann that noch einmal sein Möglichste», indem er am 18. Januar 1835 ein eittgegeokommeiideS Schreiben an Mendelssohn richtete. Mendelsiohn autworicte ihm daraus sogleich mündlich in Jmmermaiiu'S Wohuuug. Aber der Riß brach bald von Neuem aus. „30. Jan. Tracasserien mit Rirtz, der immer nicht Wort hält und die Oper nicht zur bestimmten Zeit liefert. M udelSjohn mischt sich aus eine seltsame Weise iu die Sache und scheint nun wieder in den Berwaliungsratd einireken zu wollen." „7. Felr. Verdruß im VerwoltungSrathe mit Mendelsiohn, welcher richtig wieder sich in die Sache mengte, um die fortdauernde Lahmheit der Oper zu vrrlrcten." I» diesen Zwistigkeiten stand der V:rwaltungsrath fort und fort ans Seiten Jmnikrmann's. Und der Grund dieser MWelligkeiten? Mendelsiohn wähnte, drr Dichter-Intendant bcvorzuge da- Schauspiel unvcrhält» ßmäßig aus Kosten der Oper, indem er sein Jntcrcssc wie die Mittel der Bühne einseitig in dieser Richtung Hille. Tie Mittel waren ohnehin klein genug, der Vorwurs Mcndclssodii'S kaum begründet. Jmmer- niann verletzle aber durch die Form seiner Zurückweisung dieser An- klage den scinsühligen, an einen liebenswürdigen VertehrSlon ge wöhnten Musiker aufs Empfindlichste. Beider Naturen Hallen sich, verschiedenarlig, wie sie waren, erst ungezogen, um sich später wieder obzusioßen. Jmmermann selber hat einmal geiogl: „Wenn zwei Menschen aus einander kommen, dann liegt die Schuld gewöhnlich aus bridcn Seilen." Nur so erklärt eS sich, wenn Jmmermann die harten Worte iu sein Tagebuch schreiben kann: „Mich verstimmte die Nähe MendelSsilm's (deS früheren Freundes!), den ich einmal aus der Straße sah .....so daß ich mich entlch'oß. den auf mich einstürmendcn Eriiinerungsgualer, durch einen kurzen Aus flug nach Altenberge zu entrinnen." Und dann: „Mit McndelSsohn's so frühzeitigem Rücktritte von der Bühne war sür mich eigentlich schon die Blütbe von dem Unternehmen ab- gcstreist, che seine Knospen noch hatt n misbrcchcii können." Im Frül jahre 1837 wurde die Düsseldorfer Bühne geschloffen „unter Anzeichen der Theilnabme des Publicum?, die den Dichter, dem der Staat seit Januar 1836 nicht langer Urlaub gab, doch nicht sür DaS emschädigcn konnte, was er sür immer verloren hatte". * Die Bühnenwelt trifft, wie die „Bö.sinzeitung" bervorhebt, daS neue Unglück, welches über Preußen und gan; Deuischland hereingebrochen, der Tod des Kaisers, mit doppelter Schwere. Die finanziellen Verluste, welche Theatcrdirccloren und Bühnenangedörigc auS der iu Folge des Ablebens Kaiser Wilhelms eingeteelencn Landestrauer erst vor einigen Monaten erwachsen sind, weder holen sich nun nach so kurzer Frist — sür eine große Zahl von Bühnen wenigstens — in gleichem Umfange. Denn es ist doch nur die Minderheit der deutschen Bühnen, die gegenwärtig bereit- kurz vor dem Schluß ihrer Saison steht, während sich die meiste», darunter eine ganze Kategorie von Bühnen, die der sogenannten Sommer- bühnc», gcrnke jetzt auf dem Höhepunkt ihrer Saison befinden. Für die solch?» Dühne» angedörigen, gewöüiilich nicht allzu bemittelten Schaulpicikiäite ist der Eintritt der Landestrauer ein schwer zu über windender Schlag. Sie scheu sich im günstigen Falle zu einer zeit- weisen kostspielige» Unthätigkcit verdammt, odcr ve-licren, falls der Direktor van dem ihm zustehcnden Recht der sofortigen Auslösung des Contracts Gebrauch macht, sogar ihr Läufig mühsam z» Stande gebrach:»-- «ommer-Engagement. Hoffentlich aber werden sich die Proviiiz-Dircctoren veranlaßt sehen, das generöse Beispiel, welches Berliner und sonstige größere Bühnen-Direclore» im März des JahreS mit ihrem Verholten gegen ihr Personal gaben, nunmehr »achzuohmen, und wo eigene Bedrängmß ihnen diese Rücksichtnahme nickt gestattet, wenigstens dafür Sorge zu trogen, daß den so bc- trofsiiien Künstler» weitgehende collegialische Hilfe nicht fehle. Die ,,Blih»e»-Genossini'chasl" wird sich voralissichtlich die Gclegenh.-ii zu einer wirksame« Bethätigung ihrer auf das Wohl oll ihrer Mit glieder gerichteten Tendenzen nicht entgehen lassen. * Um die Viuceuz ZüSner'schc» Liederpreise zu 20 Ducaten und 10 Ducaien, welche aus Grund einer Stiftung durch da» Wiener Eonscrvatorium alljährlich zur Verleihung gelangen, sind 21 Bcw.rbunqen ringeloufe». Tie Preisrichter: die Herren Direktor HellmeSbergcr, Prosessor Kren n und Prosiffor GänS bacher, haben den ersten Preis dem Herrn Joseph Meyer, den zweiten Preis dem Herrn Franz Wickenbaujen zuerkann». Diese Preise wurden denselben gestern im Beisein von Mitglieder» der GeiellschaslS-Dileclion, des Lehrtü-pcrS und der Siuüiengenoffen der Prüiiiianicn durch den Obmann deS Preisgerichtes feierlich übergeben, nachdem der Vortrag beider Preisliedcr Lurch eiuca GesaugSschüler vorangegangcn war. .. . * Der Wieuer Correspondent des „B. B. K." erzählt, Johann Straub habe mit.Max Kalbeck eine Abmachung getroffen, wo- noch Letzterer dem Maestro binnen Jahr und Tag ein Opernlibretto zu liksir» HSite. Strauß beharre bei seinem Entschlüsse der Ope- rettciicoiiiposition völlig zu entsagen und nur mehr die ernste Oper zu cultiviren. ' Charles Goviiod, der auch bei uns in Deutschland namentlich durch seine „Margarethe" jo populair geworden ist, vollendet hente sein siebenzigsteS Lebensjahr. Am 17. Juni 1818 in Pari» geboren, erhielt Charles Francois Gounod seine wnsikalische Ausbildung uns dem Conservotoriuni ieiner Vaterstadt, vornehmlich durch die Meister Halevy, Paör »nd Leineur. In einem Aller von emundzivanzig Jahren errang er 1839 den großen LoinvositionspreiS vermöge tuffen er als Stipendiat zu siiner weitere» Ausbildung »eich Non, ging. Hier gab er sich eifrigen Studie» der ältere» Kirchen musik bin, uns seine Vorliebe sür diesen Musikzweig liest ihn soaar in einem Piiester-S'-minar Ausnahme suchen. Im Jahre 1813 nnch Paris zurückgekelirt, übernahm er die Stelle eine- Musik direktors a» der Kirche der ilissiou» ttreuuröro», die er sich? Jahre lang iure hatte. In dieser Zeit entstanden! die meiste» seiner trefflichen kirchlichen Coiiipojiiione». An der Großen Oper iu Paris dcbckirle er im Jahre 1651 m» seinem ersten Operr.wcrke „Sappho", aber ohne sonderlichen Eesolg Nach verschiedenen weniger bedeutenden Opern «hat er im Jahre 1859 seinen große» Wurf mit dem „Faust", welcher einen unge heuren Erfolg hatte, rasch seinen Siegeszug über alle Bühnen der Welt hielt. Die telieble Gounod'sche Oper fehlt noch heute au keinem Repertoire. Von den übrigen Opernschöpsuuarn Gonnod'» nen»eu wir „Die Königin »on Saba", „Dir Taube , „Philrmva uud Baue!»". „Romeo uud Julia", ..Mireille', „Polyeukte". „De, Tribut von Zamora". Außerdem sind seine Teauercaatate „Gallier" und da» Oraiorium Rödemplion (Erlösung) Schöpsuugen von aner kannt musikalischer Bedeutung. — AuS London, 13, d., wird der „vörseuzeituug" geschrieben: Der bekannte Pianist Fritz SchouSboe trat am 8. Juli, einer Einladung Le» Prinzen von Wale- Folge leistend, gelegentlich eines zu Ehre» des Königs von Schweden in Marlborough House Ve» austalteten Feste» mit ausgezeichnetem Erfolge aus. Der zweite Beethoven-Abend von HanS von Bülow war noch stärker besucht, al» der erste, und von sensationellem Erfolg begleitet. — Hier mach! der junge Geiger Henry Martcau große» Aussehen; er ist b.-reitS in zwei Richter-Concerten mit glänzendem Erfolge aus- geireicu. — Der glückliche Mikado-Componlst, Str Arthur Sullivon. ist gegenwärtig mit der Compositiou der Musik zu Macbeth beschäftigt, welchen der Schauspieler Henry Irving in der kommenden Wialersaison in Londou zur Aufführung bringe» will. Literatur ^ Die Festspiele von Bayreuth, ihre religiöse, künstlerische und vationale Bedeutung von Gustav Wittmer. 46 S. 8. 1888 Verlag von Edw n Schloemp, Leipzig. Mancher Wagnerichwärmer, wenn er auch schon ein gauze» Jahr und länger zu schweigen über sich gewann, kann eS sich doch nicht ver sagen, beim Heraonahen der Festspiele mit einer oder der andern Onenbarung in Broschurensorm den musikalischen Markt unsicher zu machen Helsen. Aus einem solchen, rein subjektiven Bedürsniß ist auch vorliegendes Schriilchen entstanden, daS trotz seine« stolzen Titels und trotz seine» noch stolzeren, selbstgewählteu Zwecke- nicht als eine erhebliche Bereicherung der ohnehin unheimlich aoschwellendea Wagnerlileratur bezeichnet werden darf. Biel besser wäre e» ge wesen. wenn der Verfasser dem Drängen seiner Freunde nicht nach« legeben hätte, und also — die Bedeutung seiner Arbeit nicht über- ckätzend — dieselbe dort in silbstgenügsamcr Stille weiter wirken eß, wo sie ihre Entstehung empfangen hatte. ES mag sein, daß Herr Wittmer durch seine mündliche Be« rettsamkeit im Krciie der Kasseler Musikfreunde manchen begeisterten Anhänger der Wagnerische und de» Bayreuther Werke» geschaffen hat, zum Pros-lyie,.machen in weiteren Kreisen uud aus litera rischem Wege dagegen dürste sein Talent — nach dieser Probe zu urlheilen — Ichwerlich ausreichend sein. Wer jedoch das vorliegende Büchlein nur io der Absicht zur l jand nimmt, um in leichtem und angenehmen Tone übcr die wecke und Ziele des Bayreuther Werkes, dem er schon zugethan ist, sich unterhalten zu lassen, der wird immerhin mit Vergnügen bis zu Ende lesen; höhere Ansprüche aber kann uud darf das Merk chen nicht erheben wollen. O. W. Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg. Einsübrung in Musik und Dichtung mit einer Motiv- (Noten-) Tafel von Heinrich Wilsing. IV, 63 S. und 8 S. Notenbeilagen. 8. 1888. Verlag von Edwin Schloemp, Leipzig. DieieS Werk muß so recht nach dem Sinne jedes besonnenen Wagnerianer- sein! Wie sich der Bersaffer einer klaren, präcisin R.-beweise befleißigt hat, so wird er auch wieder zu anschaulich-klarem Verstäodmß de- Werke» bei trage», dessen genaue Analyse hier Scene sür Scene in geradezu musiergilliger Weise und mit Erfolg zu geben veisuck» worden ist. Man weiß ja, daß sich daS Urtheil des Laien so gut wie des Künstler- in den meisten Fällen aus einige emphatische SluSruse be schränkt, wie: „piachtvoll, herrlich, entzückend" re. Dieses absolute Lmpfintungsurlhcil durch d e kritische Tbätigkcit deS Verstandes zu zersetzen und zum reinen klaren Vernunsiurtheil um- und durch zubilden, muß endlich auch in der Musik das Ziel Derer werden, weiche berufen sind, in engeren oder weiteren Kreise» sür echte, allseitige musikalische Bildung zu wirken. Me dies Ziel aber erreicht werden kann, dafür zeigt die vor liegende Schritt uns einen Weg: Das Einzelkunstwerk ist sür sich genommen genau zu zergliedern, wobei es sich dann Herausstellen wird, ob in der Tiefe Schönheiten schlummern, welche daS Ohr des tüchtigen Hürcis — unvorbereitet wie cS ist — nickt sogleich oussaßt, oder ob oller Glanz so offenkundig und äußerlich ist, daß man nach einmaligem Hören alle Schönheuea deS Werkes mit nach Hanse nehmen kann, voll befriedigt und ohne daS eiuem gehaltreichen, echte» Kunstwerke gegenüber sich steigernde Verlangen, daffelbe immer und immer wieder zu hören. Nachdem in der Einleitung ein zum BersiSndaiß der Meister« inaerdichtung unerläßlicher literaturgeschichtlicher Rückblick „über den Ursprung des Meistergesanges, über Einrichtungen und Gebräuche der Meistcrsingerzunst, sowie eine gedrängte Inhaltsangabe der Wagner'schen Meisterst,igerdichtling nebst einigen Bemerkungen über den allegorischen GeLali des Text S" zu geben versucht worden ist, olgt die genaue Analyse deS ganzen Kunstwerkes, welche von dem tiefen Berständliiß deS Ackors sür die Naiu: des Wagner'schen Leit motivs sowie von seinem seinen musikali ch:n Denken und Empfinden ein glänzendes Zeugniß ablegt. Besonders ousgeführl und begründet das Programm des Vorspiels aus S. 13 s. und 56—61. Alles in Allem hat unsere allerdings schon fast überreiche Leit- adenliierotur durch diesen neuen Versuch eine achtenswerthe Be reicherung erfahren. Wer immer an der Hand dieses Buches den Clavierauszug genau studirt, kann sicher sein, daß er nicht nur ein volles Verständniß sür alle Schönheiten deS bchandetlen Kunstwerkes empfängt, so Laß er beim etwaigen Besuche einer Bayreuiher Fest- vorstelliing den unveikämmertsten Genuß erwarten darf, sondern daß diese „geniülhvollstc Schöpfung deS Meisters" auch voll und wahr in sich zu reprvducircn im Stande sein wird. O. W. Ein sächsischer Pionier im Westen. ES sind nun dreiundsüuszig Jahre her. seitdem der erste Sohn unsere- Sachsenlandcs sich hier in Milwaukee nieder ließ und neben den Wigwam- der Oueida- und Chippewa» Indianer eine Hülle baute. Die- war der Beginn der vielen deutschen Gemeinwesen, die westlich von de» Großen Seen entstanden sind. Ter Pionier, der die Spitze de- großen ilgeS von Eiiiwaiikcrern bildete, so erzählt die „Amerikanische mcbsönzeitung", ist ein Sachse, der heute noch zu den Be wohnern MilwaukecS zählt. Obwohl ein schlichter Hand werker. so ist cS doch sein Verdienst, die Anregung zu vielen Schöpfungen gegeben zu haben, auf welche die heutige Be völkerung mit Befriedigung blickt. Eduard Wicsner, der erste deutsche Bewohner Milwaukees, wurde am 8. Juli 1800 in Leipzig geboren und einige Tage daraus in der Sl Thomaskirche gelaust. Sein Vater war eia herrschaftlicher Diener, dem während der Schlacht bci Leipzig eine Kanonenkugel den Kops zerschmetterte. Der Knabe trat bald daraus bei einem Schuhmacher in die Lehre, später durchwanderte er die deutschen Gauen, bis er in Frankfurt a. M. ein Weib fand, das entschlossen war, mit ihm die Reise in die neue Welt zu unterliehmc». Das Schiff, aus welchem da- junge Paar Passage genommen Halle, lies am 4. Juli 1828 im Hasen vou Baltimore ein. Gerade donnerten die Kanonen vou Fort Henry zu Ehre» de- UliabhängigkeilStagks, als daS Schiff vor Anker giag, und Wiesner, dem der Anlaß zu diesen Salutschüssen unbekannt war, erhielt von einem Milpasjagier den Bescheid, daß die Schüsse zu ihrer Begrüßung in Amerika abgescuert wurden. Er blieb zwei Jahre in Baltimore und siedelte dann nach Lan- caster, Pa., über. Zwei Jahre später trieb es ihn weiter westlich. Er reiste über PitiSburg, Pa., nach Portsmoulh, O„ und von dort mit einem Cannlboot „ach Cleveland, O. Von dort fuhr er mit einem Segelschiff nach Tclroit, wo er seine Habscligkeitcn an Bord des SchoonerS „Napoleon" brachte, um dieselben nach Chicago tranS- portirea zn lassen. Er und seine Gattin reisten aber zu Land nach Chicago, wo damals drei Compagnien Militair stationirt waren. D«e Zahl der Ansiedler in der Nähe der Mililairstation war ungefähr 1000, worunter viele Beamte, welche bald Wiesner'» Knuden wurden. Er bezog ein Blockhaus, wofür er 12 F monatlich zu zahlen hatte. Der Bau de- Jllinvis-LonalS brachte viele Eon- tractorcn noch Chicago, so daß die Gastwirthe ein« goldene Ernte hatten» wovon sür Wiesner auch ein Theil abstel, indem er Morgens. Mittags und Abends am Tisch auswortete, wofür er 20 L monatlich erhielt. Drei Jahre hatte er in Chicago zugebracht, als er Kunde erhielt von der neugcgründeten Colonie am Milwaukee-Fluß. Er beschloß die Uebersiedelung, benutzte die Pfade der Indianer uud »er- brachte drei Nächte tm Freien, ehe er an sein Ziel gelangte. Aus der Stelle des heutigen Milwaukee lagerten Indianer. Als er on den WigwamS vorüberging, deuirte eine Squaw aus ihn und sagte zu ihrem rolhtiäutigcn Gefährte»!: „8wolce nonuru Kiroo me appleu!" Der Indianer sprang sofort aus, ergriff die Hand WieSner'S und begrüßte ih» als seinen Gast — ans Dankbarkeit dafür, daß auch ec bei seinem Besuche in Chicago von WieSncr Wohlthaten empsange» Hab.'. In« Februar, und nnch einer gefahrvollen Wanderschaft durch sie mit tiescm Schnee bedeckte Wildniß, in welcher Wildkatze» und Bären hausten, kam er wieder in Lhicago an, um sofort Anstatteu za seiner Uebersiedelung nach Milwaukee zu treffe». Cr bezog rin Blockhaus, daS aus der Stelle stand, wo jetzt die beiden belebtesten Straßen der Ostseite sich kreuze». Es war dir» im Februar 1835. Zwei Jahre später zog er um und etaPjrtr eizeu Kramladen. Er war r». der tu dieseM J-Hre de»
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