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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880620
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880620
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-20
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.06.1888
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3S0d Aste» in allem aber handelt r< sich bei vorliegeoder Tlavierschule um eia Werk von großer pädagogischer Bedeutung, we-halb e» wohl der rechte Leg war, demselben im Interesse der Kunst und aller Llavic»spielenden hier eine Besprechung mit besonderer Bezugnahme aus die allgemeine musikalische Erziehung zu Theil werden zu lassen. VV. Nabich iu skkixis als Studienkovs. — Unsere Leser haben dieser Tage die Auszeichnungen unsere- Mitbürgers, de- Pusaunei.virtuosen par »eelleuev Moritz Nabich, gelesen. Es wird sic interessiren, daß ei» namhaster Leipziger Künstler (auS unseres Llsred Äiauhe'S Schule), Lv uiS Schulz, eia Brustbild des Tonkunstftr« gestochen hat, das als ein wahres Kunstblatt um so mehr zu bezeichnen sein dürste, als eS auch in seiner ganzen äußern Erscheinung an classische Meisterwerke früherer Jahrhunderte sich anschliesft (Truck von F. A. ArockhauS). Ter Stecher hat eS nach alter Malersitte aus der Bildsläche selbst lateinisch bezeichnet: „Ixnift Lctrulr t'oeit. Lerso)lrusi.s 1886" j» der ober» linken Ecke, dann rechte- uud links vom d-rrgefierlten Cluuakteikopse: Lv-u 7l " — Freund Nabich erscheint in Hut und Reiscmantel, eine „sorscheft alte Änustlerfigur, die so wenig Modernes an sich hat, daß man sie füglich in das Zeitalter Van Dijk's versetzen könnte, an besten Bildnisse berühmicr und gefürsteter Zeitgenossen das Portrait für. wahr deutlich genug erinnert. Verhehlen wollen wir aber nicht, daß es nur seltenere Momente sind, wo Nabich's Augen so ruhig „in die Well" blicken als aus diesem Bild. Ter alle Herr ist be kanntlich noch immer von übcrjprudelnder Lebenskraft. — (Derselbe Künstler Schulz hat beiläufig auch ein in der Dresdner Galerie befindliches Gemälde von einem Canalctto, den Zwinger in Elb- florcnz darstellend, durch einen sehr gelungenen Such vervielfältigt und somit seine gleich große Befähigung aus einem andern Gebiete, dem der Sladwrvjeclc und Laudichaslen, wacker dargelhau). — vr. Alfred Dörisel, den wir gern immer wieder citireu, so oft überhanpl aus das Gewandhaus zmückzulommen ist, erwähnt Nabich's, seines specicllen AalSenburger La»dman»es, Auftreten im altlN Hause sowohl in der Statistik, als in der eigentlichen Ge- lchichie der Giw uidhausconcerre. In letzierer tkeilt er S. 223 das Programm des ExtraconcerteS mit, das der selbst von einer Jenny Lind und einer -Schröder-Devrient beneideuswkrlh durch Fraucn- huld auogezeichnele LirtuoS am 2. December 186? gab, «nterstützt durch die Paulincr, durch Reinccke und David. UebcigenS war Nabich schon im Winter 1817/48 (unter Gade's Leitung) im Abouae» ment-Concert ausgelrctcn. * In Coburg werden nicht weniger als drei Opern-Novilätea von Bedeutung im nächsten Herbst aus die herzogliche Hosdühne ge- bracht. ES sind die- Richard Wagner's ,.Meistersinger von Nürn berg", C. M. v. Weber'S „Die drei Pinlos" und I. 2. Gollhardt'S „Iduna". Die Hofmaler Herren Prosessore» Gebrüder Brückner, welche sämmiliche Dekorationen für die „Meininger" und dar Waguer-Thealer zu Bayreuth geschaffen, sind bereilS auch mit Her stellung der Dekorationen sür die „Meistersinger" in Coburg be- schäftigt. PaSdeloup's musikalische Bibliothek unter dem Ha in ni er. — In Paris hat die Versteigerung von Pnsdelol'.p'S Sammlung (15 00 I Partituren, vertheilt auf 329 Nummern) einen Erlös von nur 6273 Franken ergeben. Pa-deloup hallo 100000 Franken als Kaufpreis gefordert gehabt. * Notizen. DaS Stuttgarter Musikfest, welches am 20. d. seinen Anfang nehmen sollte, wird wegen der allgemeinen Trauer vorauSjichllich erst im nächsten Monat abgehalteu werden. — Bezüglich der Erkrankung des Herrn Holcapellmcistcr Lcvi. des hochverdiente» Leiters der Münchener Oper, w rd der „Badischen Lanbeszkitung" von bcstuntcrrichleicr Seile milgetheilt. daß die von verschiedenen Blättern ivicücrgegcbcnc Notiz, nach welcher der Zu stand des Künstlers als ein sehr bedenklicher geschildert wurde» der thatjachlichen Begründung vollkommen entbehrt. Hermann Levi weilt gegenwärtig i» Lannstadl und ablolvirl daselbst eine leichte Käliwasscrcur zur Stärkung seiner angegriffenen Nerven. Bon irgend welchem tieferen Leiden ist keine Spur bei ihm zu finden, jo daß der ausgezeichnete Dirigent nach Beendigung seiner Cur seine künstlerische Thntigkcit bald wieder ausnehmcn dürste. — Hierbei ist auch zu bemerken, daß Herr Capellmeister Dejsoss in Frank- surt a. Pt, welcher cbensalls von einigen Blättern irrthümlich als krank gemeldet wurde, sich der besten Gesundheit erfreut. — Die von Freunden der verstorbenen königlichen Hojopernsüngerin Jo hanna von Ghilony aus dem katholischen Kirchhofe, Liesen- straße 8, in Berlin gcw-dmele Dealsäule ist nunmehr vollendet, so daß sich die Grabstätte bereits am Geburtstage der Verstorbenen, am 19. d., in würdiger Form präseatirt hat. — Der Nachfolger Herrn v. Bronsart'S in der Leitung des königlichen HoslbeaterS von Hannover, Gras v. Oeynhausen, weilt in Wie», wo er sehr fleißige Bnhnciistudien betreibt. Gras Oeynhausen, dessen ossicielle Ernennung zun« Intendanten in Karze erfolgen wird, widmet sich hier in erster Reihe dem Hos-Overnthcater, das er während der Othello-Vorstellung auch hinter den Coutisscn eingehend besichtigte. — Aus dem LaurenliuSkirchhafc zu Breslau ist dem verstorbenen Dom- capcNmcistcr Professor vr. Moritz Brosig ein Denkmal in Gestalt eines 2.77 m hohen ObcliSlea mit Inschrift gesetzt worden. — Der T o »kün stlervcrein zu Dresden hat in seiner jüngst abgehobene» Generalversammlung, außer einigen Ehrengaben und Ilmei stutziiagen, folgend: Bewilligungen genehmigt: 400 >4 der Uitter- stützuile.'casse des Muiikoädagogischeu Vereins zu-Dresden, IM der Pensionecasse sür Musiker des „Allgemeinen deutschen Musikec- verbandcs", 300 ./L dem Direktorium des königlichen Conscrvaw- rium? behufs Gcwal-rung einer Freistelle an einen talentvollen bedürf tigen Jnstllimci'.tal.sten. 150 dem Comitö zur Errichtung eines Denkmals zu Ehren des Lomponisten Friedr. Schneider in seinem Gebtirlsvrle WalterSsors, 150 für da- Marschuer»Denkmal zu Ziltau. — Capellmeister C. M. Ziehrer arbeitet au einer Operette, welche „Ein Deutschmeister" betitelt und sär das Carl-Theater in Wien bestimmt ist; das Libretto haben die Herren Aenae und Zappen geschrieben. — Das neue Concerthaus in Mainz wird im Saal 800 Sitzplätze und aus den Seiten- galericn noch 300 Plätze haben. — In Frankfurt a. M. brachte die zur Neige gehende Saison am - 10. Juni im Opernhaus- zwei Novitäten: das einaclige kärtnerische Liederspiel „Am Wörthersee" von Thomas Koschat und das dreiaclige Ballet „Die verwandelte Katze" von Joseph Hellmesbcrger jun. Das letztere war in der Bearbeitung des früher in Leipzig engagirten BalleimeisterS Gyuria» den Mitteln der Franksurter Bühne on- gcpaßt und fand namentlich im zweiten Acte durch die graziöse Dar ftlluug der Titelrolle (Fräulein Ghi) eine beisäflige Ausnahme. Die Popularität des Llcücrsängers Koschal sicherte auch dein einactigea Singspiele desselben einen ungemein sreundlichem Erfolg. — Der bekannte Impresario Mapleson, früher Direktor der Italienische,, Oper von Her Majesty's Theater zu London, der kürzlich mit Passiven >m Betrage von 40 OM Lstrl. in ConcurS gerielli, ist von seinen Berbindlichlciteu in einer für ihn befriedigen den Weift befreit worden. Forderungen in Höhe vo» 25 OM Lstrl. wurden zurückgezogen und die übrigen 15 OM Lstrl. sind mit einer von seinen Freunden ausgebrachten Summe von 500 Lstrl. begliche» worden. Der Londoner BanlgerichtShos hat diesem Arrangement seine Genehmigung crtheilt. Leipziger Lehrerverein. Ja der Sitzung am 14. Juni macht der erste Vorsitzende zunächst einige geschäftliche Mitlheilmigen. Sodann erhält Herr Bernstein daS Wort zu seinem Bortrage über Physio-Mechauik (Thoorie der „qualificirreu Bewegungen"). Ter Herr Referent versteht unter Physio-Mechanik einen wissen- 'chasilichcn Zweig, welcher sich die Ausgabe setzt, über die Kunst, serligkeil-bewegungeii möglichst genaue Vorstellungen zu geben. Es kommt dabei — sobald er» praktischer Zweck ins Auge gefaßt wird — nicht am analomütti-physiologische Verhältnisse an, da ein Zusammen. Hang zwi'iven willkürlichen BewegNagca und jene» durchaus fehlt. Für alle Diejenigen, welche irgend eine Kunstsertigkeit betreiben, ist die genaueste Kennluiß der bewußten willkürlichen Bewegungen von hoher Bedeutung. Hauptsächlich kommen hierbei in Frage die Bewegungen unserer Arme, Hände, Finger. Gar Mancher wird meinen, daß er sich über die bei seiner Kunst nölhigen, beziehungsweise möglichen Bewegungen vollkommen klar sei. Die folgenden Ausführungen werden ober zu beweisen suchen, daß dies keineswegs in ausreichendem Maße der Fall ist. Nach einigen kurze» physiologischen und auatomücheu Bemer» kungc» über die Natur der vitalen Bewegungen erläutert vor- tragender die „einfachen" Bewegungen de» ArmcS. Di« Winkel- und Rollbewegung des Ober- und Unterarme» und die beiden Wiukel- bewegungen der Hand werden jede für sich durch eine Reihe von Beispielen ihrer ijolirten Verwendung im gewöhnlichen Leben in humorvoller Weis- illustrirt. Sobald eS sich nun um complicirte Bewegungen bandelt, ist die Kennluiß der einsa-beu Bewegungen allein nicht genügend. Wir muffen uns vielmehr über gewisse typische, sich bei den verschiedensten Kunstfertigkeiten wftderholeud« Forme,, der Zusanimenschaltung im Voraus klar sein. Diese werden vom Herrn Referenten al» Fundamentalcoordinatioucn bezeichnet. E« sind hierbei süns Fäklc zu unterscheiden. DaS größte Interesse erregt unter diesen die al» „paradoxe Be wegung" bezcichnete EoordinatioaSsori», wobei — dem Principe de» Schwinguugsknotens entsprechend — Rotation ciaeS Abschnitte» um eine ideelle Axe stattfindet. Diese BewegungSsorm spiel», wie Bor- tragender uachweift, insbesondere bei einer verfeinerten Clavier- und Violinlechllik eine thaljächliche wichtige Rolle, ohne jedoch bisher er- kann» und beschrieben worden zu sein. ES folgt nunmehr eine genaue Schilderung der Mechanik der Fiagerbewcguiigen. Eine bloße Unterscheidung in Beugung und Streckung genügt nicht. ES werden die charakteristischen Einzelbewegungeu der Phalangen und ihre Zusammensetzung, die Abhängigkeit der einzelnen Glieder des Vierstagec-SystemS durch takereffante Beispiele und einige Zeich- ulingeu erläutert. Die Erlernung irgend welcher KuustscrtigkAt erfolgt durch fort- gesetzte Wiederholung der betreffenden Bewegungen, welche letztere» dabei i» typischer Weise verfeinert werden (Optimale Bewegung«, form). Diele Verfeinerung verräih sich sowohl dem AuSsühreudcn in eigenthümlicher Weise (Subjectives BewegnugSgesühl), als auch dem Zuschauenden in der Anniliih der Bewegung (Luleinswo). Worin diese Verfeinerung besteht, ist wissenschaftlich nachweisbar. A»S einer Reihe angeführter Beispiele werden die betreffenden Ber- allgemeinerungcn abgeleitet und als ortkokinetische Normen bezeichnet. Als wichtigste der letzteren erscheint d e Tendenz, jede Bewegung möglichst peripher auszusllhrcn. In Betracht kommen ferner die Benützung günstiger Stütz- und Anlchiiuiigspuncte, eine bestimmte absichtliche Curvaiur der nicht geradlinig zu gestaltenden Bewegung, gewisse Neben« und Loiitrolbeivcgmigen u. s. w. Eine gute Methodik deS Uebcns muß sich über daS „Wesen der qualisicirtea Bewegungen" klar sei». DaS Zustandekommen derselben ist wesentlich bedingt durch einen bei rein mechanischen Borgängeo ehlenden Factor, brr sensorischen Conlrole. Die Nolle derselben wird tm Anschlüsse an die Einzelheiten brr Violintechnik eingehend erläutert. Es wird gezeigt, dag bei der Slreichsührung nicht sowohl daS Erlernen einer absolut geradlinigen Bewegung die Schwierigkeit ausmache, sondern die subjektive Fähigkeit, den Bewegungen der Violine mit dem Bogenstriche entsprechend zu folgen, letzteren also erforderlichen Falls in sein directcS Gegentheil» eine complicirte Naumcilrve zu verwandeln. E- wird weiter eine aus eigenen Studien und Versuchen des Referenten beruhende physiomechanische Analyse des GriffproceffeS bei den Streichinstrumenten, wo, wie bekannt, noch Bruchtheile von Millimetern, tausendste Theile ber Gesammtbewegung zu unter- cheiden sind, gegeben. Die so gewonnenen exacten Begriffe lassen es verständlich erscheinen, wie die vielfach empsohlcne Fingcrgymoastik (Jakson) nur einen hehr bedingung-weisen Nutzen haben kan», da die Träger der Schwierigkeit ebensowohl die rückivartslftgeoden Abschnitte iuü und deren Ucbung nur beim eigentlichen Spiele selbst erfolgt. Hingegen wird aus Len großen Nutzen hingewiejeu. welchen die so- genannte Ainbidexierltüt, d. h. die gleichmäßige Verwendung beider Hände mit sich bringt, undkdaS Beispiel und die Aussprüche eiuiger berühmter Nmbidexicr — Professor Arlt. Dreyschock — angesührt. Der Vorsitzende spricht dem Herrn Vortragenden sür den mit allseitig reichem Beisalle ausgciiommenen, säst zweistündigen freien Vortrag, der nauicuilich die musikalischen Mitglieder der Bersamm- lung aufs Lebhafteste iaieressirte, den Dank dcS Vereines aus. 0. Lied. Stu-ien-Äussiüge des Vereins sür die Geschichte Leipzigs. ir. Hatte der erste StudieuauSflug, welchen der Verein sür die Ge schichte Leipzigs in diesem Jahre unternahm, nach Zeitz, nicht ganz seinem Zwecke entsprochen und eine Wiederholung desselben in diese Pflege wüiiichenswcrth erscheinen kaffen, so war dagegen der zweite Ausflug, welcher Sonntag am 3. Juni in die Pflege Borna statt- and, um so lohnender. Tie Theilnahme daran ließ nichts zu wünschen übrig, und ein großer Omnibus — nicht mehr der alt- ehrwürdige. wohl längst zu feinen Väter» versammelte..Lindwurm" — bot kauni des Raumes genug, um die rüstige Forscherschaar in sich aufzunehmen. Dabei war das Wetter prächtig, die Stimmung gehoben und das Gefährt flott und bequem — was Wunder daß die ganze Gesellschaft in bester Laune de» Ergebniss-n des Tages enlgcgensah. Auf der alten Bornailchen Straße, die sich „am Kreuze" bei Connewitz links von der Chaussee adzweigt, rollten wir in flottem Trabe bis Lröber», wo der erste Halt gemacht und der Weg nach der hochgelegenen Kirche angetrete» wurde. Dieselbe ließ der Palron Freiherr Theodor August von Hohenthal aus Croftewitz von 1750 bis 1755 erbauen, in welchem letzteren Jahre sie vr. Steminler, als Bicar deS bald hernach verstorbenen Leipziger Superiiilenveiilen vr. Deyüog, cinwcihle. Die Armuth der Kirche bestimmte 1820 den Gericht-Herrn, Geheimen Rath Grasen Friedrich Wilhelm von Hohenihnl, ihr ein Legat von 2000 Thalcrn zu über weisen. Beim Anstrich des neuen Altars verunglückte der Maler Reiuhold auS Lausigk. AuS der alte» Kirche sind noch einige Grabsteine aus dein 16. Jahrhundert vorhanden. Der älteste Stein zeigt in Ritterrüstung den Ordinarius Georg von Breitenbach, welcher 1554 Crostewitz von Rudols von Zehmen erkauft hatte und 1571 starb, sowie eia zweiter seinen Sohn, Cäsar von Breitenbach, der 1590 mit Tode abginq. Zwei Frauengestalten aus derselben Zeit sind als Beate von Seydewitz und eine Pslugkin, diese in bunten Farben dargestellt, bezeichnet. Sonst bietet die Kirche wenig Bemerkenswerthes. An der Fried- hosspsorle ist eine eingemaucrie Kreuzigung von 1669, die viel älter scheint, der Beachtung iverlh. Auf den, Gottesacker beschältet eine Trauereschc daS Grab von drei Osficiere» des 10. preußischen In- santcrie-RegimenIS, Bataillonsches und Ritter des Eisernen Kreuzes vo» Fritzich, Major von Lessel und Lieutenant von Buchholz, die hier am 16. Oclobcr 1813 im Kämpft sielen. Längs dcS FrftdhosS- hüqels, ihnen zur Seite, schlnmme.» noch 554 gefallene Krieger. Wir fanden das Holzkreuz aus de», OifftftrSgravc umgebrochen und das Blechschild, woran die Inschrift gänzlich erloschen, am Boden liegen. Da die Inschrift sich in einem Führer von Olto Moser — „Die nahe und weitere Umgebung Leipzigs"— buch löblich erhalten hat, so »ahmen wir, mit betreffender Bewilligung, da- ü'-'-chs-bild an uns, um eS zu reinigen, mit neuer Schrift zu vor ehe» und an seinem alten Platze unter der Traueresche, den es füiisuiidsiebzig Jahre inaehatte, wieder auszustellen. Die Gefahr an jenem Schlachtlage war so groß, daß die Gemeinde sich in die Pfarre und Kirche flüchtete, und als sie auch hier keine Sicherheit fand, unter Aniühcung ihres Pfarrers, Magister Palm, über die Gösel und Pleiße nach Gaschwitz und Städteln entwich, bis durch die Einnahme Leipzigs das Drangsal Vornberging. I» dem stattlichen, mit schattigem Garten versehenen Gasthose zu Erobern wurde gefrühstückt. Alles war vortrefflich und das Bier so ausgezeichnet, daß eS mehrere bewährte Bierschräbel sogar sür Pilsener schlürften. Einen Besuch deS nahe bei Cröbecu aufgesun- denen vorchristlichen Gräberfeldes, aus welchem viele Aschcnkrüge mit Gebeinen und Schmucksachen zu Tage gebracht worden sind, wehrte die bemessene Zeit des Programms. Von Cröbern ging es nach MölbiS, wo wir in dem hübschen Gasthose ein gutes Mittagsmahl fanden. Mölbis ist wahrscheinlich daS Milanistorf, dessen Zehnten Gras Wiprecht von Groitzsch 1105 dem Pegauer Kloster schenkte. Ein Hermann von Meleboz kommt 1230 als vornehmer Zeuge, sowie 1278 Eckard von Mil'ouz als „vowiuus" vor, was zu dieser Zeit viel sagen wollte. Dann finden sich als Besitzer von MölbiS um 1472 HanS Uvou Haugwitz aus Haubitz, Markkleeberg, Flüßberg, Putzkau und Neukirchen, 1488 Melchior von Etzdorf. 1574 Georg von Haugwitz, 1579 Jnuoceuz von Siarschedel der Acltere, 1640,DielrichIvon Stanchedel,s1650 Jaaocenz von Siarschedel der Jüngere,'1670 Wolf Hildebrandt von Gustadt und 1674 Hans von Zehmen ans Oelzschau. Der nächste Besitzer morde Chrifioph Dietrich von Bose aus Franllebca und Nickern, der als Grheimrath und Minister starb. Sein Sohn, Adam Heinrich von Bose, trat 1689 olS jSoldat in daS kurfürstlich sächsische Heer, wo er bis 1710 zum Generalmajor befördert wurde, die Kirche, und zwar nach dem Modell der Moritzburger Capelle, sowie daS Herrenhaus erbaute und in MölbiS ein ruhiges, be schauliches Leben führte. Sein B.ld in Lebensgröße, daS ihn im Küraß und Büffelkoller darstellt, kennzeichnet ihn al« einen markigen, energischen Krieger. Noch als fast achtzigjähriger Man» mußte der General Bose im Jahre 1747, wo er Gouverneur der Festung Wittenberg war, sich auf kurfürstlichen Beseht dem in Dresden an wesenden König von Preußen, Friedrich II., vorstellen. Er starb in MölbiS am 21. Mai 1749, lebt aber heute noch im Munde des Volkes als — Hexenmeister sort. Er sind von lhm viele Wunder- geschichten im Umlaus, die nur den Beweis liefern, daß der General ein kluger, weit über seine Zeit hinaus gebildeter Mann gewesen sein mag. In einem verborgenen Gewölbe deS Schlosses soll noch ein Schatz, den er aus seinen KriegSzügca erpreßte, vor handen sein, nach welchem von gläubigen Nachsolgera im Besitz de« Rittergutes, freilich vergeblich, wiederholt Nachgrabungen angestellt woroen sind. Um sich nach seinem Tode vor der Gewalt des LeuselS zu schützen, besohl der General, anstatt ihn, wie andere Leute, drei Ellen lies zu begraben, deren sechs zu nehmen. Mit dem Leusel mußlc er aber im Bunde stehen, denn die alten Leute wußten davon diel zu erzählen. So ließ er einst, als gerade Danzig belagert wurde, seinen Kutscher in der Nacht aaspannen und befahl ihm» bei Leib uud Leben sich nicht umznschauen und in Teufels Minen drans- loSzufahrc». Wie ans SturmeSflügcla sauste da» Gesährt durch die Luft. Da blieb die Peitschenschmir de< Kutscher- an einer Thurm- spitze hängen, und als er sich darnach umschautr, stürzte er vom Bock und lag zerschmettert am Boden. Der General ergriff nun selbst die Zügel und die Höllenfahrt ging weiter. Bei Danzig angelangt stürmte er, mit Hilft böser Geister, die Festung und war in wenigen Stunden wieder in MölbiS. Als aber dir Mölbiser von dieser neuen Heldenthat ihres Grundherr» hörten, behauptelen sie stets und fest, er sei in Danzig und MölbiS zu gleicher Zeit gewesen, eine Behauptung, die in der ganzen Um gegend Glauben fand und nicht wenig dazu beitrug, die Scheu vor dem GeneraljBose noch zu vergrößern. Die Wundergeschichten lebten von Neuem aas, als vor wenigen Jahrzehnten eine Frau von Brandt in der Gruft deS Generals deigefttzi, aber Kalo nachher wieder au- derselbe» erhoben und der Socristri gegenüber beerdigt worden wur. Es heißt, der Tobte hätte diesen Eindringling nicht geftlten. Die Wahrheit lag aber darin, daß die Berstorbene nur so lange. biS das sür sie aus dem Kirchhoie auSgemauerie Grab fertig geworden, in der Boie'schrn Gruft beigesetzt wurde. Freunde von grujeligen LolkSsagen können sich in MölbiS noch vielt andere Geschichten von dem alten General erzählen lassen. Der Bruder des Generals. Christoph Dietrich von Bose aus Franklebcn, war ein gelehrter und staatskluger Mann, der al- Ge heimer Rath in sächsischen Diensten viele Anfeindungen und Krän kungen ersubr und deshalb als ReichSrath in kaiserliche Dienste trat. Der Kurfürst ries ihn zwar wieder zurück, aber die alten Feinde waren ihm geblieben. So kam eS, daß er 1738 als Staatsgefan gener aus die Plcißenburg i» Leipzig gebracht wurde, wo er am 23. November j?41 auch gestorben ist. Die Wittwe des Generals, Magdalene Sopbie geborene von Hehler, starb am 25.jJanuar 1752 und vererbte ihre bedeutenden Besitzungen dem einzigen Sohne, Carl Heinrich Zdislav Bose, der als Oberstlieutenant der Cavallerie am 8. Juni 1782 mit Tode abging und daS Gut seinem Sohne Carl Adam Heinrich überließ, dem letzten Bose auf MölbiS. Er war unverheirathet und trotz seiner etwas verschobenen Figur Lebe- mann vom reinsten Wasser und hoher Verehrer ländlicher Frauen- chönheit. Auch über ihn ließ sich manches Ergötzliche mittheilen. Er verlauste MölbiS noch bei Lebzeiten an de» Advocaten Wil helm Conrad Lange in Leipzig, der eS -bald an Christoph Wille überließ. Der nächste Besitzer wurde der preußische Geheimraih Gern sür seine Frau, die bereits Gretsch und Fanlenanger besaß, und bald nachher kaufte das Gut der Rittmeister Christian Adols von Hopsgartcn. Im Jahre 1816 erwarb MölbiS der preußische Lieutenant a. D. Joachim Friedrich Gustav Brandt von Lindau, nach dessen 1854 ersolgtem Tode eS der Kaufmann Georg Wilhelm Wünning in Leipzig an sich brachte, dessen Familie eS noch besitzt. Ueber die frühere Geschichte von MölbiS giebt eS nur spärliche Nachrichten. Wo jetzt daS Schloß steht, soll eine Propstei gewesen ein, vo» welcher era Gang nach einer Capelle führte, deren Standort der Miertzsch heißt. Das verschwundene Dorf Crossen, jetzt ein Bor- werk, war nach MölbiS eiugcpsarrt. Bei dem Bauernaufstände im Jahre 1525 befanden sich unter den Anführern auch zwei Bauern auS MölbiS, Süßmmid Krclschmar (der Gastwirth) und BrosiuS Graul, sowie auS Trage« HanS Krebs, a»S Deutzen Marlin Schuster und aus Langenleube HanS Hartung. Am 12. Juli 1525 wurden Süßmund, Krebs, Schuster und Härtung aus dem Markte zu Alten burg enthauptet, Graul aber begnadigt. Ja Unckersdors halten die aufständischen Bauern dem Pfarrer ein Faß Bier auSgetrunkea, ihm Kleider und Geräthe genommen und seine Baarschast, bestehend in 15 geraubt. DaS Psarrarchiv zu MölbiS vernichteten 1637 die Kaiserlichen. Hier wurde 1677 der berühmte Theolog vr. Zeibich geboren, welcher Superintendent in Ellenburg und dann in Merseburg wurde und als Professor in Wittenberg starb. Im Jahre 1488 vertauschte der Pfarrer dos 24 Acker haltende Streilholz oder Heitigenholz gegen die Wüstung Rußendorf an Georg von Kuscher; jetzt gehört es zu Zcdlitz. Auch eine merkwürdige Blitzgejchichte läßt sich von MölbiS erzählen. In der Nacht des 27. Juni 1764 träumte der Magd deS Gcslwirthes, der Blitz schlage mitten durch ihr Bett in den unter ihrer Kammer befindlichen Kuhstall. Sie er- wachte, schlief wieder ein und halte denselben Traum. Nochmals erwachend Hörle sie es donnern. Eilig sprang sie auf. um die Herr- ichast zu wecken, hatte aber kaum die Kämmer verlassen, als ihr Traum zur Wahrheit wurde. Der Blitz fuhr durch ihr Bett in den KuhstnlI. zündete dnS HanS an uud lödtcte mehrere Kühe. Von Mölbis, wo Herr Pastor Haan uns freundlich zur Seite stand, fuhren wir nach TragiS, einem Dorse, das zur Gras schaft Groitzsch, und 1105 zu den Orten gehörte, deren Zehnten der Merseburger Bischof Alboin dem Pegauer Kloster zueig- nete. Vor Jahrhunderten war hier ein ELelhos, nach welchem sich 1216 in einer der ältesten Leipziger Urkunde», der vom Erzbischoj Albert von Magdeburg und Bischos Ekkehard von Merse- barg errichteten Sühne zwischen dem Markgrafen Dietrich und der Stadt Leipzig, als einer der Zeugen, Ritter Albert vo» Droguz nannte. Ein Ritter Siegfried von Droguz kommt auch 1292 vor. Die hiesige Kirche wurde 1739 erbaut und 1887 rcstaurirt; der Thurm ist neu und ein Werk deS Baumeisters Langer in Groß- pötzichau. Das Allargemälde schenkte der Kirchcnpatron, Herr Wünning. — DeS Baucrgutsbesitzcrs Hans Krebs aus TragiS, der 1525, als einer der Anführer der ausständischcn Landleute, in Alten, bürg cnlhauptct wirrde haben wir bereu« gedacht. Im Jahre 1579, um Jakobi, sind die von Borna dem Richter zu TragiS, an seines Lohnes Ehrentage, ins Haus gefallen ftrnd haben ihm muthwilliger Weift zwei Faß Bier, so er auS Grimma geholet, genommen, das dritte Faß zum Theil ausgctrunken, zun, Theil auslauscn lassen, die Fenster summt alle» Gesäßen zerschlagen und überdies dem Richter, nebst noch Zweie», aus Mulhwillen uud Frevel übel ge schlagen, Alles wegen dcS verletzten Bierzwanges. Einen schnellen Tod fand 1724 der hiesige alte Pfarrherr Johann Sembcck, indem er ihn lesend, mit der Brille aus der Nase, überraschte. Bon TragiS führ!« ein kurzer Weg »ach Thierbach, mit einem stattlichen Rittersixe und einer kleinen Kirche. Die frühesten Besitzer des Gutes waren die Herren vo» Nitzscher. Mährend des 30jährigea Krieges besaßen es Christoph und Karl von Kitzschec ous Zöpc» und Keffelshain. Thierbach hatte so surctnbar gelitten, daß das Tors zu Kitzjcher gezogen wurde, und erst 1649, durch Verkauf an HanS von Cramer, wieder davon abkam. Bon ihm gelangte daS Gut 1650 au Heinrich von Clauspruch, einen Leipziger Handelsherrn, ferner an dessen Sohn und Enkel, einen Herrn vo» Zehmen, die Familie von Nostiz-Rothenburg, Herrn Martin und Herr» Thilo. Der letzte Besuch galt dem Torfe Ehla, wo Herr Pastor Acker- mann uns nach seiner Kirche begleitete, die stattlich von einer An höhe herabschaut. Diese Kirche soll 1106 vom Grasen Wieprecht von Groitzsch an Stelle einer hölzerne» aus Stein erbaut worden sein. Im Jahre 1312 findet sich hier ein Thimo von Dla, dessen Edelhos noch 1620, im Besitz Carl von HollenserS, vorhanden ivar. In der Vorhalle der Kirche landen wir das Mittclstück eines Wandel- altars aus dem 1b. Jahrhundert und auf dem Kirchenboden dessen Flügel mit werthvollen Schnitzereien, sowie ein Marienbild und An deres. Möge dieser Altar, sür welchen kürzlich ein holländischer Jude, glücklicherweise durch das Consistvrium zurückgewiesen, einen Schacher versuchte, einen würdigere» Platz angewiesen erhallen. Die Glocken tragen die Jahreszahl 1404. Eine Zierde der Kirche ist ein ChristuSbild von Martersteig in Weimar, das der Besitzer de- eingepsarrlen Rittergutes Gestcwitz stiftete. — Ai»4.Ju»i 1634 starb die Hausfrau dcS Pastor- Rchefeld zu Eyla an einer Pcellkugek, die ein Soldat nach einem Hunde abgeschossen hatte. Von hier wurde der Rückweg, zunäcbst nach Mölbis, angetretcn, wo wir ans Ein ladung deS Herrn Pastor Haan im Pfarrgarten noch ein gemüth- licheS Stündchen verbrachten, und unser Verein-Photograph, Herr Ferdinand Thiele, der uns, diesmal von einem lleinen Adjutanten begleitet, von Leipzig auS aus flüchtigem Dreirad umjchwärmt hatte, das letzte Bild — drei Kirchen und zwei Gruppen — ansnahm. Bald nach 11 Uhr trafen wir, wohl zufrieden mit dem Eraebniß unseres SlndieiiauSflugeS, wieder in Leipzig ein. Otto Moser. Nachtrag. * Leipzig, 19. Juni. Gestern Abend 11 Uhr 10 Min. trafen mittelst der Berlin-Anhalter Bahn Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz von Schweden, Prinz Alexander von Preußen uud die Prinzessin von Hohenzollern- Sig maringen, von Berlin kommend, hier ein und reisten unter Benutzung der BerbindungSbabn uut der Bayerischen Bahn 11 Uhr 58 Min. weiter nach FranzenSbad. * Leipzig, 19. Juni. ES ist un» auS Anlaß der Trauerse»erlichkeiten für Kaiser Friedrich eine Anzahl von Zuschriften zugcgangrn, in denen Beschwerde über verschiedene Vorgänge geführt wird, die mit dem traurigen Ereiguiß in Berbindung stehen. Wir wollen, da die Beschwerdeführer zum Theil bochangesehcne und hoch geachtete Bürger sind, andeuten, gegen wa- sich der Tadel richtet, enthalten uns aber auS naheliegenden Gründen, eine Polemik daran zu knüpfen. Bon zwei Seiten wird gerügt, daß hie» sige StaatSgebäude, in denen hohe Behörden ihren Sitz baden, im Gegensatz zu anderen derartigen Gebäuden keine Trauerflaggen aufgezogen hatten. Dieselve Beschwerde geht unS auS Dreiven zu. wo überhaupt der betr. Einsender namentlich am BeisetzungSlaz Sr. Hochselft/n Majestät die rechte äußere Trauer vermißt hat. Desgleichen versichert »in anderer Einsender, daß auch ein hiesiges hervorragende» städtische- Gebäude keine Trauerdecoratioa angelegt hatte. Eine sehr bittere Beschwerde richtet sich gegen die Art und Weise, wie in den Tagen der Trauer und insbesondere am Tage der Beerdigung dcS verstorbenen Kaisers in Leipzig Unfug mit Extrablättern dadurch getrieben worden ist. daß eS entweder Extrablätter waren, die veraltete Nachrichten enthielten, oder vaß daS Ausrufen der Extrablätter in einer widerlichen, die traurigen Empfindungen de- Publikums ver letzenden Weife geschehen ist. Zu der letzteren Beschwerde wollen wir lediglich bemerken, vaß unsererseits nur Extra blätter auSgegeben worden sind, von deren uns durch de» Telegraph und den Fernsprech-Apparat direct Übermittelten Inhalt wir vorau-setzen mußten, daß die betreffenden Mil- lhcilungen in Anbetracht der außerordentliche» Umstände dal lebhafte Interesse deS Publicum- finden würden, «ine Annahme, die sich auch bestätigt hat. Aus die Art deS Ausrufen- ber Extrablätter haben wir selbstverständlich keinen Einfluß. * Leipzig, 19. Juni. In einer am vergangenen Sonn- abend abgehaltenen Sitzung der Vorsteher sämmtftcher hiesiger Militair vereine ist beschlossen worden, eine gemeinsame Trauerseier sür den hochseligen Kaiser Friedrich zu veranstalte». Die Vereine werden nächsten Sonntiw mir ihren Fahnen zu einer Kirchenparade antreten, der sich ein Gottesdienst anschließen wird, dessen Abhaltung Herr DiakonuS Krömer in liebenswürdiger Weise übernommen hat, und der voraussichtlich, wenn die noch außeusteheade Genehmigung hierzu günstig auSsällt. in der Universttät-kirche zu St. Pauli abgehalken werden soll. Ferner wurde beschlossen, den sür den t. Juli d. I. geplanten gemeinschaftlichen Ausflug der sänimllichens Militairvereiue deS Leipziger Bezirk» mit Rücksicht auf den Tod des deutschen Kaiser« auSsallen zu lassen. * Leipzig, t9.Juni. Dielleberführung de» des Landes- verraths angeklagten Färbereibesitzers Appell nach Leipzig erfolgte am letzten Donnerstag Nachmittag mit dem 5>/, Uhr in Straßburg abgehenden Schnellzuge. Derselbe wurde durch den Polizeicommissar Lingcl und einen Criminalschutzmaan dorthin gebracht. ---Stadttheater. Am heutigen Abend beendet Herr Eugen Staegemann sein Gastspiel, dem sich da- Interesse nnsereS Publicum» im vollsten Maße zugewandt hat. Der Künstler verabschiedet sich in den drei Einartern: .Unter vier Augen", „Ein moderner Barbar" und „Simson und Delila". — Ten Schluß deS heutigen Abends bildet der reizende einactige Schwank „DaS Schwert deS DamokleS". — Im Krystall-Palast findet auch heute und die folgenden Abende großes Eoncert statt. Durch die im Garten dieses Etablissements neu eingerichtete elektrische Illumination hat dasselbe wiederum eine wesentliche Bereicherung seiner Vor züge rrahren. DaS Panorama deS Krystall-Palastes bleibt allabendlich ununterbrochen bis 10 Uhr geöffnet. — Wir wollen nicht verfehlen, auch an dieser Stelle daraus aufmerksam zu machen, daß von morgen Donnerstag an allabendlich im Stadtgartcn, Klostergassc 13 hierselbsi. eine rühmlichst bekannte österreichische Damen-Capelslc concertircn wird. Näheres darüber besagt der Jnseratentherl, — Der Renovationsbau unserer Thomaskirche tritt immer großartiger hervor. Kirchhau» und Chor sind abgerüslet. nur letzterer zeigt am Giebel noch etwa« Gezeug, um die früher daselbst vorhandene Wetterfahne, einen fliegen den Engel mit daran befindlichem Knopfe, nebst Inhalt an geschichtlichen Nachrichten, Geldstücken und anderen Curiositätrn wieder an ihren Platz zu bringen. Der Thurm ist oben zum drillen Theile vom Gerüst frei und gewährt in seinem er neuten Zustande einen freundlichen Anblick. Aus der Ostseite erglänzt unter der Haube in Goldschrist die alle Jahreszahl 1537, wo der Thurm in seinen oberen Theilcn neu erbaut wurde. Der untere Theil VeS ThurmcS, dessen nüchterne Kirchenpforte jetzt in ein siylvollcS Portal umgewandelt wor den ist, gehört noch dem ältesten Bau, au» dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts, an. * Leipzig, 19. Juni. In Ergänzung der vor einigen Tagen gebrachten Meldung dcS Inhalts, daß da» neben Krast's Uütol fio?iu5so am Rastplatz belegene Heber'fche HauSgrundstück von der Bildfläche verschwinden werde, um einem allen Ansorderungen der Neuzeit entsprechenden Gebäude Platz zu machen, welche» den benachbarten schönen Bauwerken würdig zur Seite stehen wird, können wir mit- thcilen, daß nunmehr eine endgiltige Entschließung gefaßt worden ist. Wir sind in der Lage, auS bester Quelle das Folgende zu berichten: Das Bordergcbäude wird im Erd geschoß und ersten Obergeschoß große Lokalitäten sür ein Casü, eine Zweigniederlassung de» Berliner Casv Bauer, erhallen. Das Gebäude ist in monumentaler Weise im Acußern und elegant im Innern zu erbauen uud auSzustatten prvjcctirt. Mächtige Säulenhallen von geschliffenem und polirlem Granit, farbenreich zusammengestellt, zieren die Vorderfront, desgleichen sind geschoßwcisc im Mittelbau wechselsarbige Säulen gedacht, und schließlich finden wir diese Säulen auch in der geräumigen Durchfahrt deS Gebäude« wieder, woselbst sie bie Trcnnullg dcsFußwegeS vom Fährverkehr in Ver bindung mit mächligcu bunte» Glasscheiben bewerkstelligen sollen. Die Brüstungen werden mit Bronzeqittern auSgestattet, alles wahrhaft künstlerisch durchgesührt, wie denn überhaupt allent halben zum Schmuck der Gesammtfatzade echte« Material verwendet wird. Der Tiefe des Grundstücks entsprechend, wird sich dem Gebäude ein großer Prachthos mit zierenden, dem Ganzen entsprechenden Hinteransichten anschließen. Eine schöne Anlage soll sodann de» Hinteren Theil des Areals auSsüllen. Durch eine ca. 150 Quadratmeter haltende deco- raiive Veranda gelangt man in eine Halle, in welcher eine große Anzahl Box-Stände sür herrschaftliche und Renn- pserve errichtet werden, und zwar werden diese BoxstLnde nicht blo» in größter technischer Vollendung, sondern vor Allem auch in hygieinischer Hinsicht mit größter Sorgfalt und Vollkommenheit auSgesührt. Die Vorrichtungen der Luftzufuhr und deS Abzuges der Lust werden nach allen Erfahrungen herge stellt werden, die man aus diesem Gebiete anderwärts in großen Städten, wo derartige Anlagen bestehen, gemacht hat. Nicht minder umsangreich und reich auSgestattet werdcu die sich anschließenden Reithallen gestalten. Dieselben ver vollständigen das Projekt, welche« eine bauliche Leistung ersten Ranges zu werden bestimmt ist. Da» in Vorstehendem kurz skizzirte Gebäude, welches eine neue Zierde unsere» Roß platzes bilden wird, gelangt, wie man erfährt, von den Architekten Ludwig und Hülßuer hiersetbst zur Aus- iühiung. — Bei der Untersuchung eines bei einem hiesigen Restau rateur geschlachteten Schwein« fand jüngster Tage der hiesige Fleischbeschau«!: Herr Richard Growitz eingekap- selle Trichinen in großer Menge vor. DaS Fleisch des ThiereS wurde unverzüglich auf behördliche Anordnung coa« siScirt. Z Leipzig. 19. Juni. In der HoSpitalstraße stieß gestern Nachmittag ein zweispänuiger mit Sand beladener Last wagen an einen ihm entgegenkommenden zweirädrigen Hand wagen so heftig an, daß der Führer de« letzteren, ein Haud arbeiter au» Belgern, zu Boden und unter den Lastwagen geschleudert wurde, dessen eines Hinterrad ibm über da» lmk« Bein ging. Er war so erheblich verletzt, daß sich seine Uate»> bringung im Krankenhause nothwendig machte. — Denselben Abend wurde >n der Dresdner Straße ein hiesiger Dienst knecht polizeilich angehalten und nachmal» wegen Feststellung seiner Persönlichkeit zur Wache abgrführt, weil er sein Pferd unbarmherzig mißhandelt und dadurch allgemeines Aergerniß »n Publicum erregt hatte. — Ein zehnjähriger Schulknade erkletterte gestern Abend aus einem Neubau ia der HoSpitalstraße die den Bau umfassende Planke, hatte aber gleich daraus das Unglück, mit derselben umzustürzen I und s>ck> s d-'eritcnd am Hintcrkopse zu verletz«» daß er zur
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