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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880620
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880620
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-20
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.06.1888
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Zweite Geilage M Gcipsigcr Tageblatt und Anzeiger. 172. Mittwoch den 20. Juni 1888. 82. Jahrgang. Aus den Delegationen. * Die Delegation de« ungarischen ReichSrathc« hielt am Montag um >2 Uhr Mittag« eine Sitzung, in welcher der Präsident 1)r Snivlkn dem verstorbenen Kaiser Friedrich folgenden Nachrus widmete: „Hohe DelegationI Heule tritt an mich die schmerzliche Pflicht heran, der hohen Delegation al» folchcr eine Trauerbotschaft, mahl eine der ergreifendsten, eine der schmerzlichsten, zur Kenntinh zu bringen. Se. Maftstäl Kaiser Friedrich, deutscher Kaiser und König von Preußen, ist am 15. laufenden Monat« vor seinen schweren Leiden durch den Tod erlöst worden. DaS tragische Geschick, von welch-m im Verlaufe von wenigen Monaten in erster Reihe da- deutsche Kaiserhaus und da« deutsche Volk ju wiederholten Malen so schwer, so schmerzlich heimgelucht wurden, wirkt in der Thal aus jede« mensch lich sichtende Herz geradezu niederschmetternd; denn wollen Die, verehrte Herren, den Verlaus d eser tragischen SchickialSicklägr sich nur lebhaft vergegenwärtigen. Der ehrwürdige greise Kaiser Wilhelm liegt im Sterben, während sein Sohn und Thronfolger tm fernen Ausland:, in San Nemo, von schwerer Krankheit, wetch« die Hoffnung aus Genesung kaum auskoinmcn lässt, sestgehalteen wird. Gebrochenen Herzens ob der schweren Krankheit seines Lohnes, sehnt sich Kaiser Wilhelm, dies als einen seiner letzten Wünsche aus- sprechend, seinen geliebieu einzigen Lohn nochmals sehen und ihn segnen zu können. Doch, hohe Delegation, es sollte andres kommen, nnd e« kam, daß dem edlen hochherzigen Kaisersohne, den, Lieblinge feine« Volke«, der vermöge seiner hochbegabten, hochherzigen Ver. oulagung von der Vorsehung dazu auSersehen zu sei» ichien, da- Wohl, da- Glück seines Volke- zu festigen und es d:S Weitere,! zu steigern, ich sage, e« kam, daß diesem edlen Fürsten nicht bcschieden war, seines grellen sterbenden Vaters letzten Segen zur glücklichen Regierung, die er anzutreten halte, tnlgegenzunchmen; es kam. daß dem liebenden Sohue nicht bejchieden war, seinem geliebten Vater an, Sterbebett tröstend zur Seite zu stehen, und ihr» das gebrochene, das erloschene Auge zu schließen, und von nn» a», hohe Delegation, erreicht daS Tragische der Schicksalsschläge, welche aus dos dcukiche KaiftrhmS niedcrgeganqcn sind, im weileren Äcrlgnse eist seinen Höhepune». Der ehrwürdige, glorreiche Kaiser Wilhelm scheidet ain 0. Mürz lausenden Jahres au« dem Leben, die deutsche Kaiserkrone übergeht au» den in San Nemo weilenden, dazumal bereit- todikranken Thronlolger Friedrich. Nicht achtend aus die evidente Lrbcnsqesahr, der sich der Kaiser ausgeictzt, indem er beschließt, in rauher JahrrS- zeit den ihm von den itlcrzten dringend empfohlenen Aus-.nihalt in dem milden südliche» Klima von San Nemo zu verlassen, zögert er keinen Augenblick, eilt unverweilt und olmc Ausritt:all in lein Vaterland, ergreift mit sicherer und fester Hand, mit staunen- erregender Geiste-, und Willenskraft die Zügel der Negierung, gründet sich in deu allerersten während der Heimreise selbst ver» saßlcn Etanirschristen und in svüteren hochherzigen Entschließungen ein unvergängliches Denkmal seiner SlaatsweiSheit, seines edlen, milden, mcnschensreundllchen Sinne«, wahrlich ein erhabenes, glän- zendc» Denkmal nicht nur tn den dankbaren Herze» seines Volkes und der gesummten gesitteten Menschheit, sondern wohl auch i» der Geschichte für alle künftigen Zeiten. Schon mit dem Tode ringen nnd sich dessen wohl bewußt» war ihm daS unerbittliche Sch cksal bereitet, unsägliche Leiden mit heroischer Ergebung und ohne Klage erduldend, seiner Umgebung stet- sreundlich und mn wahrhaft rührender Hcrzen-güle begegnend, unverdrossen und »riauSgesetzt es gleichsam «IS seine Pslcht anerkennend, auch die letzte Kraft seine» onalvollen Dasein- dem Wehle seine- Volke- widmen zu sollen, bis er endlich, «in wahrer Märtyrer de- Pflichtgefühl-, für sein Volk und sein: erhabene Stellung gänzlich erschöpft jiisaiiimeubricht. Wahrlich, hohe Delcgirte, unwillkürlich drängt sich die Frage auf, war mochte wohl dieser edle Fürst verschuldet haben, daß die Hand de? Herrn so schwer aus ihm lastete, aus ihm, dessen ganze- Leben hohen GeistcSadel, GerechligkeilSIiebr, Friedens- liebe, Menschenfreundlichkeit und eine wahrhaft rührende Herzen-- güte so hell, so rein wicdccspirgclte? Ooer sollt; er wohl Verschulden sühnen, welche er hiutanzuhalten nicht dir Macht besaß? Aber wir wollen nicht die unersorschlichen Rathschlüsje d:S All mächtigen zu ergründen trachten, beugen wir uns vor seinem Willen, sein Wille ist geschehen. Wahrlich, hohe Delegation, wer immer den Verlaus dieser schaudererregenden Tragödie lebhaft sich zu ver- gegenwärtigen vermag, der wird auch zu ermessen im Stande sein, den Grad des unsäglichen Schmerzes und der tiefen Trauer, von welcher daS deutsche Kaiserhaus und Las deutsche Volk ergriffen werde» mußte, wke je die Geschichte der tiefen Trauer der ge summten und gesitteten Menschheit an der Vahre des mit der Kaisers- uud KünigSkeone erzielten, nunmehr verewiglea edlen Menschen- freundes umschweben, uns auch Sie, verehrte Herren, kennzeichnen, wie ich entnehme, indem Sie sich von Ihren Sitzen erhoben habe», daß Sie den Gefühlen tiefer Trauer zuliunme», denen ich Ausdruck gegeben habe. Und dennoch, hohe Delegation, so sehr uns auch ver Hintritt dtescS edlen Monarchen schmerzlich berührt, möge cs mir gestattet sein, was die Zukunft onbelangt, ein lichtvolle-, ein be ruhigendes, eia uns tröstendes Moment hervorzuhcbcn und diese» Moment erblick: ich in der zuversichtlichen Hoffnung. wonach der jetzige erhabene Träger der deutschen Kaiserkrone pietät-voll sür das Andenken seiner glorreichen Großvaters, pietätvoll für das Anücnkc» seine- edlen, hochherzigen Vater- bezüglich de- Freundschaft-- und Bündnißverhültuisse« Deutschland« zu Oesterreich-Ungarn dieser seiner erhabenen Vorgänger, daß er ihren diesbezüglichen letzten Willen Hochhalten und unserem Allcrgnädigstea Kaiser und Herr» ein ebenso getrcuer Freund und Verbündeter verbleibe» werde wie seine zwei erhabenen unmittelbarea Vorgänger eS waren, da» somit daS besagte Freundjchafts» und Büncmißverhällniß als eiu unzerreißbares sich bewahren werde, w Shalb wir u»S auch der frohen Hoffnung werden hingcbcn känucn, daß der Friede «och durch länger: Zeit uuS werde erhalten bleib:». Hohe Delegationl Möge die tiefe allgemeine Trauer uni den Hinlnit de« edlen Monarchen, möge tue Gewißheit, daß se>» Andenk:» jort- leben werde in den dankbaren Herzen seine- Volke- und der ge- sammtea gesitteten Menschheit, möge die Gewißheit, baß sein An denken forileben werde in der Geschichte als ein erhabene-, glänzend S Beispiel, wie die von der Vorsehung al« Herrscher über Vöcker und Reiche all-erkorenen vorzuzeheu, wie sie zu hanveln, wie sie die ihnen von der Vorsehung anvertraute erhabene Million z» erfüll.» haben, um sich die Anhänglichkeit, um sich die opferwillige Liebe der Regierte» zu erwerben und sich dieselbe zu sicher». Mögen diese De- trachtungeo deu nach dem verewigten Hinterbliebenen, der hoch- herzigen Kaiserin-Wittwe dieser am Krankenlager des Verewigten unausgesetzt mit zärtlichster Fürsorge sich abmühenden und wachende» edlen Dulderin, sowie auch den jetzigen rrhabcueu Träger der deutschen Kaiserkrone und allen Mitgliedern des deutschen Kaiser- houie« zum Tröste gereichen, und bereu Schmerz wenigstens einiger- maßen zu mildern al« geeignet sich erweisen. Hohe Delegation! Ls mag der bisherigen Tradition der Delegation vielleicht als nicht ganz entspreche»!» besauten werden, wen» bei dem Ablebeu eines Monarchen an dem Tage, au welchem der Delegation die« zu Kenntuiß gebracht wird, von einer Verhauolung in öffentlicher Dtleaationssitzung abgesehen wird, doch der vorliegende Traarcfall ist ein so allgemein, eia jo intensiv schmerzlich empsun- deaer, e« ist ein Lrauersall, der «inen getreue» Freuud und so Verbündete» unsere« allerznädigsten Kaiser« und Herrn betrifft, e« ist rin Tranerfnll, den sicherlich auch unser allerhöchstes Kaiserhaus gleich schmerzlich mitempfindet, so daß ich e« sür angemessen erachte, wenn wir unserer tiefen Trauer den seierlichsteu un« zu Gebot« stehenden Ao-druck in der Weise verleihen, daß wir für heute van einer «eitere» Verhandlung in Sffentlicher Sitzung Abstand nehmen, wohl aber den Beschluß soffen, Se. Erullcuz den Herrn Minister der auswärtigen Angelegenheiten zu ersuchen, anläßlich des Ableben» Sr. Majestät de« Kaiser« und König« Friedrich den Ausdruck der tiefen Trauer der Delegation der >m österreichische» Neichsrathe vertretenen Königreiche und Länder der k. und k. Regierung drS deutsche» «eiche« uud Preußen« tm geeigneten Wege zur Kenniaiß briugeu za «olle». (Zustimmung.) * Die Erklärungen de« Trafen Kqlnoky in der ungarischen Delegation wurden die-mal von stimmt- licken Parteien mit Beifall ausgenommen. Noch bevor der Minister gesprochen hatte, erhielt er nicht nur vom Bericht erstatter Max Falk, sondern selbst vom Oppositionsführer Grase» Apponhi «in volle» Vertrauensvotum. Es ist jeden falls bemerkenswert-. wenn Apponhi die Verdienste de» Minister« um die Erweiterung und Kräftigung de« Bündnisse« «it dem deutsche Reiche rühmt und ihm die einmüihige Zu stimmung der ganzen Delegation zu dieser Politik auSdriiut. Durch diA Emleituna wurde die „Temperatur" in der Delegation von Vornherrin zu einer angenehmen, nnd «t »ar »»«gemacht, daß man dem Minister von keiner Seite mit Anfrage» an den Leib rücken werde, deren Be antwortung angesichts der augenblicklichen Lage de« Welt« theil» doch „ur in einer „Umgebung" de» sachlichen Kerne« derselben Kälte bestehen können. Erfreulich ist e« jeden- fall-, daß die Ungarn nicht mehr in jener „nervösen" Stim mung sind, in welcher sie vor zw-, Jahren größere Ent schlossenheit von der au'wärtigen Politik der Monarchie ge- sordcrl hatten. Man sieht heule auch in Pest vollständig ein, daß die Methode de« Grasen Kalnoky mit ihrer ruhigen, aber zähen und gleichmäßig wirkende» Krasläußerung o» Zweck mäßigkeit bei Weitem die frühere diplomatische Stoßiaktik übertnsst. Wa« die AnSjUbrungen de« Minister« betrifft, so fand er Worte seltener Wärme, als er den Bund mit Deutsch land und die Ergänzung desselben, da« Bündnis; mit Italien, besprach. Im Ucbrigen äußerte sich Graf Kalnoky mit wohl- tbnender Nüchternbeit über die Lage. Er vermied eS, die Verhältnisse zu beschönigen, und er versuchte e« auch nicht, sic zu verschleiern. Die Hörer fanden heraus, daß der Minister so offen und rückhaltlos sprach, wie unter de» obwaltenden Umständen tibrrhaupt möglich, und gerade deshalb übten die Ausführungen de« Minister» eine beruhigende Wirkung. Erlebtes bei den Lcdninen. N-iLtrucl »rrbettn. Lappländer, Saiiiofcdcn, Niib'er, Australier, Indianer, Nrau- kanrr, Buchiiiäniier. Kamerun.Ne;er, Ziil»?, Palagonier, Japaner, Kalmücken, Siughrilese», Eskimo- sind seit 1875, wo die erste Lapv- ländergruppe da- balmbrerbeud: Beispiel dieser Schaustellungen gab, in Deutschland und. mit Ausnahme der sünj l:tzig:»a»nte», auch in Leipzig al« Schaustellungen gezeigt worden, und wen» auch EinigeS dason Schwindel, Mehrere- uuzurcichend und der Erfolg dem an gemessen war. so verdient die große Mehrzahl derselben um so mehr den Beifall, de» sie nicht bloS i» Deutschland, sondern auch ionst noch. z. B. in Paris. London, Wie», Pest u. s. w, fanden. Diesen schließt sich mit R.ch! die jüngste die'rr Schaustellungen, die der jetzt von Leipzig geschiedenen Beduine» an, und nicht unver dienter W-i!r dürste» ihnen daher einige ErirmcruugS-Zeilc», aus eigene Eriahrimgeu gestutzt, gewidmet lein. Nicht dlo- der bei dem günstigen Weller selbstverständliche massen hafte Besuch a» den Psiiigsts-iertagen, sowie am billigen Sonntag, sondern auch der zahlre che Zuivruch des Publicum» an drn Wochen tagen im Zoologisch',, Girten haben bewiesen, daß mit vieler Gruppe einer der glücklichste» Griffe aus diesem Untern>hmu»gsselde gethan war. Und zwar, wie auch wünscheiiSwerlh, sür alle Thcilc. Sahen die Unternehmer sehr bald eineu sicheren Lohn für ihr Wagntß voraus, so suhlten sich offenbar die Beduinen auch bald ganz lchag- lich bei uns, und wenn bekanntlich in Cgyple» durch die Tauscude dort Reisender da- Baksckisch-He.schen den Eingeborene» zur «weiten Nalur gcwordeu ist, so übten sie hier keineswegs Verstellung, schienen sogar das Bakschsch Eiusammeln durch einen Rundgang als eine Nummer der Vorstellungen zu betrachten. Diese selwaige Annahme wurde natürlich bald von den Unterncümrrn berichtigt, und daß da mit die Beduinen nach dieser Richtung bei alledem nicht zu kurz kani'n, wird man leicht aus de». Weiteren sehen. Neben dem wissenschaftlich Belehrenden, dem lebendig Unter- ballenden war eS auch dem künstlerisch gebildeten Auge, vor Allem daS Malerische dieser Erich in,mgen, was den Genuß dieser Schau stellung so außerordentlich erhöhte. Ich konnte daher dem Drange nicht widerst. Heu, bilvlich Einiges davon, in bescheidener Weise, scst- zuhglten und eine Reihe von Tagen daran zu wenden. Hier also das dabei Erlebte. Nachd ii, ich einige, durch srühcre Erfahrungen wobl gerecht- fertigte Zweifel, z. B. auch den an der wirklichen Scheich-Eigenschast de- Scheichs bald sollen gelassen, hielt ,ch es sür »öth'g, diesen zu- erst zu einer Sitzung bchuss einer Skizze heranzuziehen. Photo- grnvhirt waren sie schon, hatten also eine kleine vorläufige Vor- slcllung von Dergleichen, uud nachdem aus meine Bitte Herr Müller, der schon genaunieBringer der Gruppe, den Scheich von meinem Wuuiche benachrichtigt und dieser sich be eil erklärt hatte, ging die Sache los. Aller dings ,licht ohne daß Tcris Sale, so heißt er, sorgfältige Toilette gemacht hatte. Er trat Lag» in eine Ecke deS an daS Schlasgemach der Be duinen grenzenden Raumes, als wenn dort ein Spiegel hinge, und zupfte sorgfältig die Falten und sonstiges Zubehör seiner Kleidung zurecht. Dan» erst setzte er sich zuricht, seine lauge Flinte in die Hand nehmend, uud nun. natürlich Lieht »nig ben von zuichlucuden Beduinen, begann d e Schnevmalerei. Ach. welcher Unt.»schied g-ge» das Modellmalen im Atelier nach einem schon oder bald geschulte» Modell, während hier die erste Sorge ist, daß die Zuichaucnden sich nicht geradezu vor den Sitzenden stellen und daß derselbe, da man sich doch nicht mit ihn, unterhalte» kam, n'cht sogar schnell cin- jchläst. Denn — je echter rin solcher Naturmensch, je weniger von der europäische» Eultur ver—edelt. um so schneller beim Male» ichläst er ein. So waren denn auch meine irgend noch mög lich» Zweisel an de- Scheich'S Echtheit nach Kurzem ganz, lich gehoben, denn schon nach einer Viertelstunde, als ich, mir kaum zum Aihembolcn Zeit nehmend, nur das Nllcruöihigste auss Papier gebracht batte, wurde tcr Blick des Scheichs trüb, wie der der Freiligratd'schen Pharao-Mumie, als der Löwe nicht mehr brüllte, und meine Ausgabe wurde initiier schmier ger. Da kam un erwartete Rettung. Barke Terif, die Scheich-Güttin mit dem ein jährigen Scheich-Säugling erschien ans der Scene, der Herr Vater wurde munter und nahm seinen Spross », da- offenbar jüngste Kind seiner Laune, gemüthlich aus den Schooß. Abgehärtet sür solche Fülle schon langst, war ich ganz froh, daß er doch nun die Augen offen behielt, und so wurde denn mit Ach und Krach eine Skizze scrtig, bei d-r man wenigstens Iah, daß es voa den Beduinen nur der Scheich sein konnte. Aber — als er selbst nun Einblick nahm, da machte ec mich aus den in der Eile vergessenen Ring am kleinen Finger und aus die mangelnde Portraüähulichk'it der »uc mit einigen Striche» angrdeutelc» Fliuie ausmerksam. Durch Frau Möller ließ ich ihm dolmctichc», daß das nachgeholt werden solle, und so war diese erste Beduiiiensitzung übcrstandea uud gab einen zum scheu Vorgeschmack sür daS Weitere. Bei derartigen Arbeiten ist eS bei den vielen damit verknüpften Schwierigkeiten immerhin etwas erfreulich, weun sich die betreffenden Personen selbst dafür interessiren, und diese Theilnahme steigt, je mehr sie fertig werden sehen uud die einzelnen Personen wieder« erkennen. So sreuten sich auch die B duinen. Männer, Weiber, Kinder, als sie immer mebr der Ihrige» aus einer begonnenen bilc. lichen Darstellung deS Zelte« mit menschlicher Belebung wieder er kannten, aber — selbst dazu Modill stehen wollten sie nicht. Je mehr Naturmensch, desto mehr hält er e- sür genügend, wenn er nur anwesend, alio sichtbar ist. und wie 1875 jme erste Lappländer» srau, die, als ich sie, stehend mit ihrem Säugling aus Lei» Arm. zu malen angesangen hatte, nach clwa lO Minuten sich einen Stuhl holte nnd ganz harmlos daran? Platz nahm, so ging es auch hier. Und dazu muß man trotz allecem eine ganz heitere M>rue behalten, mag auch das Herz säst bersten vor innerem Grimm. So muß man lächelnd mit der Hand es andeulen, wen» der Beduine etwas von der Seite soll gemalt werden, er aber dolci immer mehr Front rack, dem Künstler macht, und sür solche Fälle, wa man, eine harmlose Verwünschung deutsch murmelnd, sich etwa- Luft machen muß, fühlt man e« al» ein wahre- Glück, nicht mehr Arabisch zu können als das Erlösung-wort: xalass (fertig), was dem Beduinen ieiae Behaglichkeit wieder zurückgiebt. Es ist nach virlsoch gemachte« Lrsahrungcn daher immer daS Beste, bei solchen Arbeiten die Verschiedenheit der peisünlichen Erscheinungen erst einige Tage lang durch Beschauen sich einzuprägen. uin dann selbst das sich Bcw'gende doch immerhia eiiiigcrmaßeii sesthalten zu können. Gilt dies natürlich nur sür ganze, im kleine» Maßstab ge haltene Figuren, so ist allerdings sür eine Kopsstudie oder auch nur Skzze ein gewisses Ruhigsitzen immerhin unentbehrlich. Der von der Natur mit fast Negergesicht, viel Lebendigkeit und viel Backickiisch-B dürfnin au-gcstaitcte M'hamed war da« »ach dem Sckeich dazu bestimmle Ovier und richtig, auch er schließ obgleich ich mit großer Umsicht ihn >nZ Freie out Ausblick auf die Seinigen gesetzt hatte, nach kaum 20 Minuten, sein edle« Haupt immer tteier senkend. Unwillig ließ ich mein «zala»! mehr zu inciuer als seiner Erlösung ertönen: da schnellte er empor, w »He sich höchst lebendig zu mir, uud die fü»l Finger ferner Hand gegen mich ouslpreizend, verlangte er ganz freundlich Backchisch Ich lochte ihm in« Gesicht »nd retchte ibm 8 N ckel-Zehner, womit er denn auch ganz fidel ab zog. Nu» veriuchle ich e« mit dem alle» «eißbirtigea Soliman. Sein gemessene«, znrückhalieiive», durch «neu etwa« gelähmten Fuß dabei unterstütztes Benehmen, seine regelmäßige», bei seinen Jahren um so bcachlruSwerthcren Gesichl-züge hatte» mich gleich an- sang« anaezoge», er halte die gereichten Llgarrru steil m:t d:r grötztea Würde verbraucht, kein Wunder daher, daß er, al« er wie immer zwl'chen den beiden Vorstellungen, den arabischen Vollbluthengst, welchen der Scheich ritt, am Zügel haltend, ruhig dahockte, mit größter Selbstverleugnung hocken blieb und nur schweigend nickte, als ich ihm, wieder «ine Cigarre reichend, bedeutete, daß ich ihn malen wolle. Er schlief nicht, der Brave und Edle, er dockte und rauchte, und mein am Ende der S tzung war diesmal ein aus dem innrrste» Busen kommendes und fröhliches, ich beleidigte ihn nicht durch Anbielc» von Backschisch, sondern belohnte ihn durch gesteigerte 'Achtung, da er, wie ich gleich vvrau-gesetzt, auch keinen verlangte. Nu» kam aber eine sck'wrre Aufgabe, die, daS schöne Geschlecht zu malen. Zwar halte ich Malbrucca, die andere Frau, schon da- durch kirre zu mache» gesucht, daß ich ihr täglich «ine Düte mit Frucht- bonbonS (man wir- sich bei Käßmodel des gesteigerten Ausichmung« erinnern) mitbrachle, und nachdem ich ihr die Anfänge im Deutschen init der Benennung: ibuo, don, beigebracht, ersuhr ich auch ichon die Gcnugthuimg, daß sic bald ihren fröhlichen Gruß Salaam aleileum mit einem fragenden von bon? vervollständigte, aber — al« ich nun glaubte, so weit zu sein, und sie sitzen sollte, da war sie nicht zu haben. Da ward aber der brave Soliman mein Retter. Sich nur wenig an« der hockenden Stellung wendend, widmete er ihr ein entscheidende« Wort, und nun blieb sie wenigstens' o» Ort und Stelle, was schon «in unzeheurer Gewinn, ein wahres Gescheuk deS Himmel» für mich war. So entstand auch diese Por trauskizze, nachdem beide Frauen schon «IS Figuren aus dem Zeit bild Platz gesunden. Noch zwei Männer wurden skizzirt, einer bot sich gleich sür Backschisch an, und saß miserabel (eigentlich stand er>, »nd der andere war der kleine Omar, der al« schneidigster Reiter stet- daS widersvänstigste Pferd erhielt» sich mir vorher schon als Figur zum Zeitbild, natürlich al« Frviilfigur, angedoten hatte, und »un, da cr ein Meffersrcund war. jetzt ein bei Backhaus sür 50 erworbenes zweillmgigeS Messer erhielt, mit welchem er sich beim »unmehiigen Modellstrhen sofort die Mg>l zu verschneiden begann, so daß ich ihn wohl oder übel in der gcdstckirn Haltung malen mußte. Und »un zum poetische» Abschluß dieser Portrait-Leiden. Neben dem Scheich sollte noch dessen Genossin, Burke Terif. Platz finden. Immer schlauer geworden, halte ich wi der Herr» Möllec's sreund- »che Vermittelung angesproche», und in Folge davon ging die Sache am glattesten von ollen. Zwar als sie sich i» Front mir g ge»über gestellt hatte, machte auch sie sich cs bald durch Sitzen b quemer, a'cich jener Lappländerin, ober was kvliuen so'ch: Lapvalieu stören? Ich j-tzte mich eben nun auch, um lucht gar so viel Vogel- pecip-clive zu haben, nnd jetzt giugs ganz gut. Die Vorstellung, zu welcher st: aus dem Dromedar z» reiten hatte, brachte ollcrding- eine Unterbrechung, uud nach derselben molk sie zunächst ein; der mitgekommenen Ziegen, um deren Milch dem kleinen Sprossen, mit dem sie nun wieder bei niir erschien, zu geben. Dieser aber schrie und wollte die Ziegenmilch nicht, da »ahm sie ohne TLesteres eine der beiden b.aunen Milchflaschen, welch: sie immer bei sich führte, a»S dem Kleide heraus, sie dem Kleinen dielend, und nu» waren wir Alle drei ruhig, der kleine Scheich lchlies sehr bald eiu, und ich konnte mein Portrait vollende». Natürlich fielen zwischen diese hier hinter-inander erzählten Sitzungen rin» Menge andere kleinere Ereignisse »nd Beobachtungen, welche, so weit sie bezeichnend sind, hier crwälmt werden sollen. Eins der lebendigsten und schönste» war es, als der schon erwädnte prachtvolle arabische Schimmrlhengst, gerade al« rr zur Vorstellung gesattelt werde» sollte, die ganz einfache Zäumung vom Kopse streifte, und nun mit fröhliche,» Galopp aus dem Vorstellung-Platz umherjagte. Die Beduinen schloss'n zwar durch Nebeneiaandcrstcllea an der Stelle nach dem Zelt das Thier vom Heraiiskoinme» ab, unternahmen es aber merkwürdigerw.'iie nicht, den Hengst, der bei jeden mißlungenen AuSbruckwersuch vo i N nein llinirergaloppirte, selbst zu greisen, bis endlich der nunmehr h uzugckonimene Herr Möller langsam in den Raum trat, mit beendigenden Worten aus das schöi»'Thier zuging, und dieser ihm jetzt selbst, ganz ruhig g,worden. culgegenILritt uud sich fassen jieß. ES war diese« ganze Zmischenercianiß mit den unerwartelen schöne» Abschluß in der Thal sür alle Zuschaurnden ei» prächtiges Schauspiel. DaS Bcichenkcn voa Seilen des Publirunis bildete natürlich auch bei dieser Schaustellung daS wesentlichste Verkehrsmittel zwischen biiden Theilcn in de» Z itcn vor und nach der Vorstellung. Den Frauen Eßwaaren. den Männern Ligarrcn, beiden Geschlechtern aber Geld, das waren die Hauptgegcnstände, da diese ja den Zuschauern am »leisten zur Hand sind. Dergleichen geht dann gewöhnlich mit Sprachstudien Hand in Hand, uud „gut" ist in der Regel dal Erste, was erlernt wird. So fand Malbrucca ihr Kopspottrack in meinem Buche „gut", ihre Darstellung aber auf deni Zeltbild, wie sie Reis zum Kochen auswäich!, „nicht gut", weil nämlich beide Frauen diese Uo1 arbeiten vor dem Publicum nur höchst ungern verrichtete«. Spaßhaft war eS, wenn die Beschenkten ans dein geschenkt Erhaltenen »ich! klug wurden; so bat die liebe Jugend unter den Zuschauern auch die Beduinen beichcnkt. aber offenbar vielfach mit sogenannten Zahlpseanigcn, und Malbiurca befragte ui ch daher einer Morgen« vaiilomimiich über den Werth eines solch » schön goldig glänzenden ZahlpseuuigS. ES war mir eme nur selbst zur Belehrung dienende Ausgabe, ihr pantomimisch die Wertlilosiglkit auseinander za setzen, nnd sie mußte selbst lache», al- sie sab. wie ich einige Augenblicke über d-e hier zweckmäßigste pauto»iim>iche Belehrung nachsana, be- griff aber dieselbe, und so werden wohl jetzt in Dresden etwaige Zahlpsennig-Beschenkc kein großes Vergnügen mehr Hervorrufen. Dieicn vaniomimischen Verkehr erlernt man übrigen- Lurch dir Nothwendigkeit immer bester; so z. B. als Frau Barke T-ris zu meiner Zufriedenheit Modell nettsten hatte, hielt ich ihr ohne weitere Worte beide Hände hin. in der lftirn 5 Zehner, in der andern eiu Messer, und schnell begreifend, daß hier zu wählen sei, griff sie ohne Zeitverlust nach den Nickeln. Irrlhünicr kamen da all rdingS auch vor, besonders wie jener bei Gelegenheit der hier gezeigten Acaukancr, wo ein Besucher, nachdem er einige der Schädelsorm des Einen geltende Griffe an dessen Kopse gethan, herzlich in die ibm hingekaltene Hand deS Untersuchten eiuschlng, so daß ich ihm erst zn seiner eigenen Erheiterung Ausschluß über den Zweck der hingehallcnen Hand gebe» mußte. Zu höchst anziehende» Brobachiungen gab die Kleidung dieser Beduinengruppe Gelegenheit, und cs ist nur erfreulich, daß der schöne Faltenwurs, den da- Obcrarwand der Männer, ein lange» Stück Zeug, zeigte und den die säst weiße Farbe UNI so schöner zur Geliu iq brachte, auch auf Ander» den verdienten Eindruck gemacht hat. DaS strengste Stilgefühl mußte sich davon befriedigt fühlen, beioadcrS auch durch den höchst anziehenden Wechsel im Faltcnwurje, welcher oft durch die einfachste Bewegung ciotrot, und so vcrschietra- artig oft die Männer dieses Gewand, nach besten einheimischer Be- nennung ich zu fragen vergaß, trugen — immer sah eS schön oder doch anzieheno. Man wurde da bei diesem Anblick wieder reckt zu Erwägungen über die merkwürdige Erscheinung gedrängt, daß fast alle Völker, denen die Lehre vom Schönen etwa- ganz Unbekannte» ist, in ihrer äußern Erscheinung fast stets malerisch. Viele sogar classi ch schön sich zeigen, während bei uns, die wir besonder» in der neuesten Zeit von Stilgefühl und Stilpflege übcrqucllen, vor Allein in der nur noch an Futterale erinnernden Mänuertracht «Ine solche Häßlichkeit herrscht, wie sie kaum noch za steigern ist. Aber roch eine andere Seite dieser BeLuinentracht war bcleh» rendr die Art nämlich, wie sie, ohne Taschen an ihren Kleidern zu haben, doch Verschiedene» bei sich trugen. So viel wie Unsereiner braucht ja der Beduine nicht bei sich zu führen, aber doch Manche«. So z. B. Nadeln, diese trug der Eine in die blauseidene Troddel seine« Tarboichc-, der rotheu Kopfbedeckung, gesteckt bei sich, beson- derS waren e« aber die zusammengeknüpslea Zipfel deS eine» Gewand- ende- und der da» Untergewand zusammenhallende Gürtel, welche solche Dienste leisteten, bei Manche» sogar eine am Riemen um die Schulter gehangene Lcdertaich-, wie sie besondek« der Scheich trug. Ans dem ausgeknüpflen Gewandzipscl nahm z. B. M'hamed, ehe er beim Malen einichlief, daS Pulver, um seine Flinte zu ladeu, uud so werde» diese Zipiel noch zum Aufenthaltsort sür manches Andere gedient haben. Freilich, wenn früher die auch hier mehrmals gezeigten Nubier ihr hochbuichige« Haar nickt blo« zur Auibewahrung ihrer Fristrhälzer, sondern auch voa Geldstücken benutzten, so konnten die« di« 8 duinen nicht tduu. denn sie trugen sämmtlich den Kops völlig, höchsten» bis aus einige Büschel recht» uud links, kahl rasir», und am letzten Loonlag vor der Abreise von hier sand, da Manchen dat Haar bereit« wieder bi« Nagelläuge gewachsea war, große« Rasiren statt, wobei eia Rasirmesser, säst ganz voa der Form wie bei uns, gehand- habt wurde. Geschieh« solche» natürlich nur immer in Zwischen räumen, so Wurde hingegen jede» Tag gewaicheu. eine bei der durchweg weißcn Ll'idunq der Männer e.k ärliche Nothwendigkeit, und io erschien denn jeden Morgen der Rasen zugleich als Bleichplatz. Dem nicht damit schon Bekannten mußte tm Gegensatz zu dieser bevcu Männertracht dir säst durchgängig schwarze Tracht der beiden F'aurn euffallen, e« warcn ober nur die Oberkleider so schwarz und beide Frauen trugen darunter lehr lebhaft gesärbte und schön ge musterte Röcke. Merkwürdigerweise waren pe nicht dazu zu brtuaeu, mir durch Abnahme de« auch schwarzen Schleier« vom Kops voS Umlegen desselben zu zeigen, während sie sonst keineswegs übertriebe» prüde waren. Alt Gürtel trugen sie eine farbige lange Schärpe, »ur lose lies auf der Hüst« ruhend, so bast alio von einer Fraur»- taille in uiiscrrm Sinne keine Rede war. Erscheinen unser« Frooea- kleider-Taillen dem nicht durch die Gewohnheit abgestumpften Luge oft nur al» eine Taricalur der eigentliche« Gestalt, jo konnte man da- gegen da- sceiwallende Kleid der Beduineusrauen durchaus nicht unsHS» finden und eine hellere Farbe hätte die« sicher noch mehr bestätigt. Wegen deS niemals abgeuommeuen schwarzen Schleiers war e» mir auch nicht möglich, eine genaue Vorstellung von der Haartracht der Fronen zu bekommen, man sah «ur bet der Scheich-Jrau die krla- geslochkeuen, beiderseit« nach den Ohren gelegten Zöpfe, ode» da zwischen eine ganz kleine Simpelfransen-Colonic, während bei Malbrucca nicht« von Zöpfen, our quer über der Stirn «tue gut gepflegte Simprlsransea-Reihe zu sehen war. Bekanntlich sind bei den meisten Naturvölkern die verhelrathetea Fronen durch die Kops tracht voa den uuvcrhelratheteu zu unterscheiden; da nun Malbrucca. wenigsten- nach mir gewordener Mittheilung zwar verheirathet gewesen, aber auf der Hirrherreis« von ihrem Man» dorch de» Sckeich geschieden worden ist, aber bereit« wieder verlobt sein soll wovon >ch brtläustg nicht« merkte), so kannte r« belehrend sein, ob damit ihre gegenwärtige Haartracht »usammeuhängt. Die letzten Tage de« hiesigen Aufenthalte« der Beduine» ltrßeu chon manch« Einwirkung desselben rrke»»en, s» hatten sie bereit» dt« jedenfalls im Uebermaß erhaltene» Cigarren überdrülsig bekomme», dieselben lagen am letzten Lag, kaum angerauch», mehrfach auf de« Rasen umher, wetlerhi» wäre» sie, vorher scho» nicht a» kraikhaster Schüchternheit leidend, immer vertraulicher dem Publicum gegeuübe» geworden, ihr« Vorstellungen gewannen immer mehr Sicherheit »»d besonder« cutwickelt« bet der Rriler-Fantafla di» herrlich« Grapp» der weißschlmmeruden Männer auf ihren theilwei« prächtigen Roffe» eine kium noch zu steigernde feurige Lebendigkeit. Ich selbst ließ mir vom Scheich om letzten Vormittag, nachdem ich seine Stimmung durch dal Geschenk eine« Messer« möglichst gehoben hatte, aoch eine kurze Sitzung mit seiner langen Flinte leisten, um th» betreffs dieser und tc» Ringe« zusrtedenzuiiellen. Dabei war Frau Müller, welch« fertig arabisch spricht, so lirben-ioürdig, ihn durch Unterhaltung vor schnödem Einschlafen zu schützen. Am Nachmittag erhiett rr auch noch von einem meiner Lollegra ein Messer, so daß, wen« da« so son- gehk, er »ach seiner Zurückkuaft einen Mcsserhandel ansaageu kann. Mir ober brachte der Schlich am Abend noch eine recht herbe Enttäuschung. Ick hatte eben mri» Buch geschloffen, mich a« «ine der große», zlim Belade» der Dromedar, dienenden Kisten gelehnt nnd wollte nun mit dem wenig, Schritte vor mir hockende» ollen uneigennützigen Soliman al« ideale Bordergruvdsfig«r den ganze» Eindruck geistig «och einmal mit Behagen einlchlürsen, da erhob sich dieser, kam auf mich zn, und out holbgedämpfter Stimme sprach er aus Mick, der ihn natürlich nicht verstand, ei», bi« plötzlich dat Wort „Backschisch" mir volle Klarheit gab. Ich ließ ih» nicht weiter reden, „auch Du, mein BrutuS", senszie ich innerlich, mich ober nicht verhüllend, sondern ihm sämmtliche noch vorhandene Nickel reichend, womit er denn auch, mit dem üblichen dankenden Griff an di» Stirn, Kehrt machte. Wieder war ich um eia Stück Menschen- kenntniß reicher, und sah dabei auch »och, daß er eigentlich gar nicht Io ein klassisches Prosit hatte, wie ich da« früher glaubte ge sunden zu haben. Heinrich Leutemaua. Verein Leipziger Lehrer. In der Sitzung am 13. Juni sprach Herr Woeoig über da« Poetische in der religiösen Na tu ran schauung der alten Eff HPter. ES ist mcrkwüroig, wie sich trotz de« ureigenen Per- »lächlnisje« de« altegyptischen Volke« die Ansickt von dem tiefen, a» AtketiSmu» streifenden Ernst de« altegyptischen Wesen« entwickeln und besestigca konnte und daß es erst Herr» Brüg sch Vorbehalten war, mit dem durch alle Historirn vererbten Dogma zn brechen. Richtig ist zu sogen: Kein heilerer Volk, al« La« der Egypier! Was un» von den Teiiipciwänden und an« den Grabkummern in lichten Farben ealgkgen- strahlt, spiegelt da« angenedme Wohlbehagen an rastloser, emsiger Arbeit, die Freude an allem Schönen und Jiiikosanleu und dir Lust am fröhlichen Genießen der flucht gen Spanne Zeit, dir «hat» der Götter Huld aus Erden beschielten. Hätte ihnen dieses Lebe» nicht volle Befriedigung gewährt, so würde ,hre rege Phantasie da« Leben in OliriS mit blendenderen Farben au-geschmückt haben; au« allen ihren religiösen Ideen leuchtet hervor. Laß ihnen da« Leben in ken Gefilden der Seligen our als Nest x der irdischen Sein« erschien. Darum hat der Tod auch nichts SchrcckttcbcS sür sie. Die irdische Hülle, zu der die Seele des Seligen still und heimlich wiederkehrt, bleibt de» Hinterbliebenen als Mumie erhalten, und aus dem steten freudigen, pieläwollcn Sorge» um dieselbe keimt eher etwa- Erhebendes. Tröstliche», al- Schmerzliche«, Bedrückende-, und tief, wie bei keinem Volke neben uno »ach ihm wurzelt der Glaube an die Unsterblichkeit. Einst mit Osiri« vereinigt zu werden, ist der sehnliche Wunsch zede» Egtfpters. Der rigeulhümsichcn Ansicht über die Fo.loauer der Seele entsprang auch die Philosophie dcS Volke- über die menschliche pli/ei» — der sterbliche, »ad pazcclr» — der unsterbliche Theil; Lea letztere» repräseulirte der Genius, dar Herz, die Seele, die Mumie — al« der zu erhaltende Leib de« Todicn und der Schalten oder Schemen. Tcr Glaube au eine 3000 jährige Wanderung de» Seele durch Thierkvcver, nach welcher sie wieder mit ihrer ursprünglichen Hülle verewigt wird, erheischte die sorg- sälttgste Coujerviruiig des Leichnam- tn Mumiengestalt. — Rach ausjührlichercr Darlegung der allgemeinen Jreen über die Unsterb lichkeit schilderte nun der Herr Vortragende im Einzelnen de» Gang der Seele in da- Schattenreich, die Ankunft und Ausnahme daselbst, die Erscheinung vor dem Throne de- Osiri-, hauptsächlich aber daun das Leben der Seligen »» Paradiese. Dieses selbst ist ganz und gar gedacht tn der Art irdischer AufeuthnItSorte, dabei aber auögcstaitet mit allem, was zu einem erhöhten Lebensgenüsse diene» kann. Besonders zu bemerken ist, daß auch >u den Gefilde» der Seligen die Arbeit nicht aufhört, uud mit sorgfältiger Auswahl wurde dem Tobten alles, was ihm für seine irdische Beschäftigung uothwcadig, auch was ihm sonst lieb und theuer war, mit in da- Grab gegeben. Die Arbeit wechselte mit dem Spiele ab. Es waren schon die Grabkammern der Verstorbene:! mit ErinuerungStascln an den Wänden versehen, welche eine Art Lebensgeschichte derselben enthielten, thcilweile ab- gesaßt iu einer Sprache pathetischen Schwunges; die Todteukammern waren geschmückt, in allen Ecken und Enden bemalt und zwar mit Darstellungen auS den profane» BeschästignngSweisea der Ver- storbeuea ans Erden. Dieser Gebrauch wurde geübt bei allen Egyptera gleicherweise vom gewöhnlichsten Handwerker bi« zum Minister hinaus. Z»m Schluffe gab Herr Woeaig einige Erlau- teruogea über die siunige Gabe eiaeS Kranze- der Recht fertigung, welcher dem in da« Paradie» Ausgenommeuen gereicht wurde. Der Heir Vortragende wird als kompetenter Lgyptolog geschätzt, und seine Darbietungen waren ansprechend nnd interessant. Der Verein zollte ihm Beifall, und der Herr Vorsitzende dankte ihm besonder«. l-. königliches Landgericht. IV. Strafkammer. I. Am 6. Mai d. I. kam eS zwischen dem Klempuergrsellea Ernst Adolf Pietz sch au- Falkcnsteia uud dem Maler Sch. in der gemeiiijchasllichen Wohnung der Westftroße zn einem Wortwechsel, in dessen verlaus Pietzsch derartig iu dir Hitze gerieth. daß er seine» Gegner mit einer Gabel mehrmals in den rechte» Oberarm stack, sich somit einer Körperverl, tzung schuldig machte, für welche indessea da« Gericht unter Berücksichtigung der obwaltenden Umstände ein« Gesängnißstrase von 2 Woche» als eine dem Verschulden de« Augcklaaien entsprechende Ahndung erachtete. II. Am 15. März d. I. wurde der Bildhauer W. vor eine« Hause der UlrichSgosfe von einem Schutzmann G. arrrtiri und am rechten Arme sestgehalten. Da fühlte sich der Haudel«maaa Theodor Enterte,» an- Sellerhausen berusru, in die Function de« Schutz mann« einzugreisen und den Arrestanten vom Schutzmann lo«zu- reißen, so daß e« dem W. gelang, zu entfliehen; er wurde jedoch vom Schutzmann versolgt and aus dem Roßplatze abermals ergriffen u»d sestgeuomnicii. Abermal« sucht» Eatrrlein den W. zu besreie» und wollte denselben mit aller Gewalt vom Schutzmann lo-reißeu, allein die«mal ohne Erfolg. Entrrlein staub daher uater der Au« klage der vollendeten und veriuchten Befreiung eine« Gesangeae» vor Gericht und e« ersolgte seine vrrarthrtloug zu vier Wochen Gesängnißstrase. HI. Der Handarbeiter Hugo Otto Stein aus Lltendors, «egen Diebstahl« bereits wtederholt bestraft, hatte die Gelegenheit beantzt, am 16. Mai d. I. beim Vetteln in Thonberg an« riuem Geschält«- laden während der momeatanca Abwesenheit der Inhaberia de» Betrag von 4 ^ zu entwende». Der Angeklagte wurde »«irr Na« nahm« mildernder Umstäad« ,, L Manat«» GefäNstKtt» »Vst » Wache» Hasipras« vrrutttzetkt.
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