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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-21
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1888
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3824 verlobt: Herr Bez.-ArziDDr, Atzplng toi Gestorben: Herr Earl Gottsried Sorte«, Nooa mit Irl. Marie Reese io Kahla. Herr i Kgl. SLchs.FtuerwerkS.Majora.D., Ritter»., Paul Graue, Psarrer vou Maua-Leutra, mit I iu Dresden. Herr F. Juli»- Flösset, Kausm. Frl. Anna Zillinger in Geisa. Herr Gustav ' — --- -- AlSlebeo in Freyburg a. U. mit Frl. Amalie Glenck in Brc-lan. Herr Werner Weinert i» Gera mit Frl. Hermine Rvnneburgcr in WiaterSdorf. Herr Woldemar Gcntsch, Post, jecretair, mit Frl. Rosa Josiger io Borna. Herr Richard Berber, Kausniaua, mit Frl. Aennie Jaha iu Plaucu i. V. Vermählt: Herr Felix Freude in Seis. hennerSbors mit Frl. Margarethe Korn das. Herr Reiuhold Hülse, Lehrer, mit Frl. Elisabeth Wenzel in Postelwitz b. Schandau. Herr Jultu- Quitt, Postverwalter in Eohland (Spree), mit Frl. Jda Roßberg in Lübau (Sachs.) Herr Emil Schubert, Postverwallcr, mit Frl. Elise Frauke in Leisten. Herr Arthur Gebaner, Obergreuzausseher. mit Frl. Pauline Knüpfer in Adors i. V. .Herr Georg Gottlchall, Kgl. Steuerausseher, mit Frl. Marie Kämpse in Dresden. Herr Herrmann Möttau in Berlin mit Frl. Johanna Hagenauth aus Chemnitz. Herr Paul Müller io Chemnitz mit Frl. Hedwig Schusteuhauer das. Herr Albin Krauß in Plauen mit Frl. Margarethe Rost das. Herr Julius Pöschel, ?., mit Frl. Hermine Fistel in Langenwolmsdorf. Geboren: Herrn Otto Delli in Dresden ein Soho. Herrn vr. pkil. Este! in Chemnitz rin Sohn. Herrn Adols Günther inPlaueni.V. eine Tochter. Herrn Amtshauptmann vr. Forker-Schobauer in Borna eine Tochter. Herrn Rechtsanwalt vr. Spieß in Pirna eiue Tochter. Herro v. Georg Jaegcr in Psarrh. Lberschlema eine Tochter. in Dresden. Herr Linu» Haubold, Schneider und Tanzordncr in Dresden. Herr Trust Jentzsch, GasthosSbesitzer in Jahnishausen. Frau Th. verw. Barth iu Dresden. Frau Pauline verw. Weber io Dresden. Frau Ioh. Rosina verw. Büttner geb. Schumann in Dresden. Frl. Jda Amalie Grosse in Dresden. Herr Fr. Ernst Juaghann». Kaufmann in Chemnitz. Herr Johann Gotth. Päst-l, Privatmann in Chemnitz. Herr Aug. Kunze, FuhrwerkSbcsitzer in Chemnitz. Herrn Otto Geloneck'S iu Neustadt b. Chemnitz Sühncheu Otto. Frau Mathilde Nncot geb. ESlduer in Zwickau. Frau Marie Zieher aeb. Singer au« Kilchberg, in Zwickau. Herr, August Rausch'« io Zwickau Söhncheu Fritz. Herr Hermauo Linduer, Maschinen-Jngenicur auS Zwickau, in Jena. Frau Emilie Schale geb. ZauSler iu Schedewitz. Herr Carl Hartman» in Naumburg a. S. Herrn LicbrS- kiud'S io Naumburg a. S. einziges Kind. Herr» Fritz Hammel'« in Altenbnrg Tochter Lischt». Herr Friedrich OSkar Schneider, Privat»« io Heidenau Herr Johauu Gottlob Mühle, Gutsbesitzer in Struppen. Frau Ioh. Christiane Zschauer in Borna. Herr Friedrich Wilhelm Starke, Pens. Bergarbeiter in Freiberg. Frau Friederike Felgner in Frciberg. Herrn Albert Klemm'» in Würze» Södnchen Felix. Frau Ernestine Peter auS Rochlitz, im Piarrhause zu HormcrSdorf. HL»»»»!»«,!»« «dttinpr-. a»t»«tu« u. FürHerre, don8-'/,1u.«-S Udr. Damenv. 1-4Udrtäglich. Wanne»- a. HouSdäder zu leder Tageszeit. Domen: DieuSt..Donnertt.u.Sonnab.v.V,9- I»»S»LL««V ',.11 U. Montag, MUtw.. Frei,. v.',.2-5 Uhr SvMell-Saü. Marien-KaÄ, Schwimm-Bassin 18°, ICe»neI»»nek«I«I. bV»»»»uei» unel Idoneteei» ttüelvr vorzüglich. Pferdebahnverbindung alle 7V, Minuten. Dam-Badez.: Mont., Dienst., TonncrSt. und Freit. 9—11 Uhr, Mtllw. u. Svnnab. 2—4 Uhr. Herren-Badez.: siel» mitAusn.d. Dam.-Badez. Jrdrrzrit Schwimm-Antrrricht. AHiiSUUS U»«N«D delimlmuidnnnlu NNO Dam „nck Velleiibnck llv . ',.11 Daineu: D>cuel.,Toii»«rsi..So»nab.'i,u- Montag. Mittwoch. Freitag'^.2-5. SpciseMsialt.i:) D. v. Winkelmann. D.v. Brunner. Nenr Leivr. Lvcileani»., Zeiper Sie. 4iV45. Donnerstag: Rindfl-u.-artoffelstckch. m.Peters. Neueste Nachrichten aus Lerlin. * Potsdam, 20. Juni. Ihre Majestät die Kaiserin- Witt we empfing den Prinzen und die Prinzessin von WaleS, den Großfürsten Wladimir, den Erbgroßberzog von Olden burg. den Teneralfeldinarfchall Grafen Mollke und den Grafen Perponcher. * Berlin, 20. Huni. (Fernsprechmeldung deS ..Leipziger Tageblattes.) Der Kaiserin-Wit twe Bictoria sind durch letztwillige Beifügung Kaiser Friedrich'- III. daS Schloß Cbariotlenburg und das sog. KrvllprinzeiipalaiS in Berlin überwiesen worden. UeberdieS gilt eS alS selbstverständlich, Laß Ihrer Mas. aus aus gesprochenen Wunsch eines der unbewohnte» Schlosser im Besitze des Krvnsideicon'misscS zur Beifügung gestellt wird. Da Ihre Majestät die Absicht ausgesprochen, zunächst in den Rhcinlandeu Aufenthalt zu nehmen, so handelt es sich nur um Wahl unter den dortigen königlichen Schlösser». Wie verlautet, ist noch keine definitive Entschließung getroffen, doch gilt als wahrscheinlich, daß Homburg gewählt wird, welches allen Anforderungen entspricht. Hierbei handelt cS sich nur um Ueverwcisnng der Schlösser zur Benutzung, da selbstverständlich keine lleberweisung auS dem Fidci- rowmiß eintrctcn kann. — Ter Hofmarschall weiland Kaiser Friedrich'», Fürst Nadolin, beabsichtigt nächster Tage Berlin zu verlassen und sich auf seine Güter nach Posen zu begeben. Darnach gilt eS alS wahrschein lich, daß die Ernennung des EhefS des Hosmarschall- amteS bald erfolgen werde. An der belheiligten Stelle wird Graf von Licbenau, der bisherige Hvsmarschall deS jetzigen Kaisers, genannt, außerdem nicht bezweifelt, daß die bisherige Obcrhofmcisterin der jetzigen Kaiserin, Gräfin BrockSdors, in derselben Eigenschaft bei der Kaiserin verbleiben werde. — DaS königl. Polizeipräsidium hat in diesen Tagen die AuS Weisung zweier französischer Journalisten auS Berlin verfügt. Der Eine ist der Corresponvent deS „GaulviS" und lenkte die Aufmerksamkeit auf sich, als er bei der Krankheit weil. Kaiser Friedrich'» in San Nemo ebendaselbst verweilte. ES wurde angenommen, daß auS der Feder dieses Journalisten die in jenem Blatte enthaltenen Schmähartikcl stammen, welche ungualisicirbare Beleidigungen deS jetzigen Kaisers und seiner Gemahlin ent hielten und welche sowohl in England, wie in Frankreich sehr große Verbreitung fanden. Die zweite Ausweisung hat den Revacteur deö „Malin" betroffen, welcher hier im „Hotel Nom" logirte. Derselbe gilt alS est, sehr einflußreicher Journalist und ist in politischen Kreisen keine unbekannte Persönlichkeit. Dieser Herr „Namdom" wird wahrscheinlich für verschiedene Artikel verantwortlich gemacht. welche in französischen Blättern erschienen sind. — Se. Majestät der Kaiser hat mittelst Allerhöchsten Erlasses vom 20. Juni zu genehmigen geruht, daß eine Tr auerseier für weiland Kaiser Friedrich in allen Kirchen stattsindct. — Karlsruhe. In der heuligen Sitzung der Ersten Kamm er gedachte der Präsident in bewegten Worten deS HinscheidenS Kaiser Fricdrich'S. In der Zweiten Kammer legte die Negierung eine NachtragSsordcliing zum Bau des PalaiS für daS crbgroßhcrzogliche Paar vor — Kiel. Nach neueren Mittheiliiligen ist der in Kiel aus gebrannte Dampfer der Nhedcrci Sartori gehörig und von FrieLrichSort nach der Howaldt'schen Werst geschleppt worden. Der Führer dieses Dampfers ist hier eiiigetrossen. Die Ur sache der Entstehung des FcuerS ist unbekannt. Jin Ganzen sind 9 Mann unigekoiiimei,; ob der Steuermann verbrannt oder ertrunken, ist nicht festzustellen. Man nimmt an, daß die Besatzung gegen den Befehl das brennende Schiff verlassen hat. Die energischen Hilfeleistungen deS Dampfschiffes „Baden" werden allseitig anerkannt. — Wien. Mit Bezug auf die Deutungen, welche eine Stelle der Rede deS NeichSralhSpräsi- bcrilen vr. Smolka erfährt, ist daS „Frcmdcnblatt" ermächtigt, zu erklären, daß Smolka jede Absicht, irgend Jemand zu ver letzen. vollkommen fern gelegen habe. Smolka glaube, daß er schon in Rücksicht auf die Kaiser Wilhelm und Kaiser Friedrich gewidmeten, von der tiefsten Ehrfurcht eingegebeue» Reden hätte davor bewahrt bleiben sollen, in irgend welche Beziehungen mit den Aeußerunge» gewisser Organe gebracht zu werden, welche Reibereien zwischen den Nationen Hervor rufen. Demjenigen, der daS deutsch-österreichische Bündniß jederzeit begrüßt und als Nolhwcndigkeit betrachtet habe, de», werde man doch nicht Gehässigkeit gegen Deutschland und Preußen Vorwerken können. Die besagte Stelle sei nur dem einfachen menschlichen Gefühle entsprungen. — Da- „Fr.-Bl." jagt über die behaupteten Gegensätze zwischen Kalnoktz und B i S m a p ck bezüglich der deutsch » österreichische» Beziehungen, davon sei »n unterrichteten Kreisen in Wien Nichts bekannt. — Petersburg. Heule fand in der lutherischen PeterSkirche ein Trauergottesdienst für den verstorbenen Kgiser Friedrich statt, welchem Groß fürst NicolauS der Aeltere, die hier anwesenden Groß fürsten, Minister v. Gier-, das diplomatische Corps, die Generalität» perschirdene Behörden und die hier anwesenden Deutschen beiwohnten. Nachtrag MM politischen Tagesbericht. * Es ist bekannt, daß der Reichskanzler Fürst Bismarck seit seinem längeren Nervenleiden eine Schwäche in den Beinen zurückbehalten hat, welche ihn hindert, lange zu stehen: auS diesem Grunde hat der Reichskanzler auch wieder holt seine Reden im Reichstage zum Thcil sitzend gehalten. Mit Bezug hierauf erzählt man sich, so meldet die „Leipziger Zeitung", in Hofkreisen einen hübschen Zug Kaiser Wil helm« II., woraus bcrvoracht, wie rücksichtsvoll der Kaiser auf solche Erscheinungen einzugchen pflegt. Als nämlich der Reichskanzler kurz vor der Beisetzung Kaiser Friedrichs Bor trag hatte, erklärte ihm der Kaiser, in dem Beisctzunqszuge habe er keinen Platz für den Reichskanzler gesunden. Damit war m zarter und freundlicher Weise angcdeutet, daß seine Nichtapwesercheit keinen Anstoß erregen werde. Auf Grund seines körperlichen ZustandeS nahm Fürst Bismarck ja auch nicht an den» Leichenbegängiliß deö Kaiser- Wilhelm I. Thcil. * Der „Kölnischen Zeitung" wird aus Berlin geschrieben: „Die parlamentarischen Verhandlungen. welche unS in der »äcbste» Woche anläßlich de- Thronwechsel» bevorslehen, werden hier viel besprochen. Die Thronrede deS Kaisers wird wichtige Sätze der auswärtigen Politik, um nickt zu sagen ein förmliches Programm in dieser Richtung enthalten. Der Reichstag wird zu demselben Stellung zu nehmen habe»; auch wird der Regierung selbst daran liegen, eine Kundgebung deS Reichstage« zu erhalten. Wahrscheinlich wird der Reichs tag eine Adresse an den Kaiser erlassen und möglicher Weise über dieselbe auch in wichtige Eröiterungen ei»treten, an welchen sich der Reichskanzler gegebenenfalls betheiligen könnte. So wenigstens werben diese Tinge in hiesigen parlamenta rischen und anderweitig unterrichteten Kreisen angesehen. Schneller dürften sich die Dinge im Landtag al wickeln. Hier dürste der Schwervunct in der Eröffnungssitzung liegen, welche im Weißen Saale slallfinden wird. Hier handelt cS sich >m Wesentlichen nur um die Eidesleistung deö Kaisers aus die Bcrfassung. ES ist fraglich, ob eS überhaupt zu Verband lungen kommen wird. Möglich bleibt cS indessen, daß sich die beiden Häuser zu Beileids- bczw. HuldigungSkundgebungen an den König in ähnlicher Weise entschließen, wie sie bei der Thronbesteigung König Friedrich'- III. erfolgt sind." * Bor Beginn seiner Klinik richtete am DienStag Ge hcimrcith Professor von Bergmann folgende Worte an seine sehr zahlreiche Zuhörerschaft, die sich von den Sitzen erhob: „Znm zweiten Male nach kurzer Zeit hat unser Vaterland seinen Herrscher verloren. Während Kaiser Wil helm I. ein an Jahren überreiches Leben beschieden war, ist unser Kaiser Friedrich in dem besten, thatkräftigsten Alter dahingercisst worden. Wer Gelegenheit gehabt hat, an dem Schmerzenslager deS dahingeschiedenen großen Tobten zu weilen, der wird die Liebenswürdigkeit und persönliche Anspruchslosig keit deS Fürsten bewundert haben. Hat doch Se. Majestät au seinem einfachen Lager niemals ein Killen zur Ruhe und Stütze seine- Hauptes angenommen. Niemals hat er die Mühe seiner Umgebung in Anspruch nehmen wollen. Wir betrauern tief daS Geschick, welche- unS durch den Tod den siegreichen Fclbhcrrn, der den Erbfeind deutschen Namcnö zuerst nach langer Zeit geschlagen, entrissen hat. Unvergeßlich bleibt eö, daß gerade der hochselige Kaiser durch seine herzgewinnende Liebenswürdigkeit daS einigende Band zwischen den» Norden und Süden von Deutschland immer fester und inniger ge schlungen hat. Aber auch Wissenschaft und Kunst haben diesem FriedenSsürsten unendlich viel zu danken! Noch vor wenigen Wochen hat er uns eine namhafte Sunime für die Errichtung de» Lange,ibeck-HauscS zur Verfügung gestellt Bo» der Bahre dieses hochherzigen Monarchen richten sich jetzt unsere Blicke auf den Kaiser Wilhelm II.. dessen jüngste Erlasse an daS Volk und an die Armee dargcthan haben, mit welchem Vertrauen und welcher Hingebung wir aus den thalkräsligen und Willensstärken Herrscher blicke» können." * Die Berliner Firma Hardt L Co. war von ihrem Hause in Valparaiso aus telegraphischem Wege ersucht worden, im Namen der dortigen deutschen Colonie einen Kranz am Grabe Seiner hochscligeu Majestät nieberzulegen Gleichzeitig wurde die genannte Firma beauftragt, die Summe von 10,000 welche in der deutschen Colonie zu Valparaiso für unsere Ueberschwemmten gesammelt worben, den» Herrn Reichskanzler zu übergeben. Wie die „Berliner Politischen Nachrichten" erfahren, hat der Herr Reichskanzler auch bereit« daü Geld an den Vorsitzenden de» Central HilsScomitöS für die Uebcrschwcmmlen, Herrn v. Forckeubcck, gelangen lassen. * Karl Schurz ist wieder in Berlin cingetrosfen und wohnt im Kaiserhof. * Eine Ergänzung findet die letzte Rede der Grasen Kalnoky durch die Meldungen über einen Dcpeschenwcchscl zwischen diese», und dem Fürsten BiSmarck. Danach hat ecr deutsche Reichskanzler de». Grasen Kalnoky die formelle Mittbeilung gemacht, vaß Kaiser Wilhelm II. Len lebhafte» Wiliisch und die bestimmte Hoffnung hege, und daß er (der Reichskanzler) jenen Wunsch und diese Hoffnung auS voller Seele theile, eS werde in den innigen Beziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich keinerlei Aendcrung eintreten und eS werde daS FriedenSbündniß, welche- sein erlauchter Groß vater anfgerichlet, welche- sein theurer Baker mit Sorgfalt gepflegt und welchem auch der neue Herrscher seine vollsten Sympathien zurvende, zum Heile beider Staaten und ganz Europa- sich nur noch fester und fester knüpfen. Die gegen wärtige Mittheilung, so wird am Schlüsse derselben hinzu, gefügt, sei zugleich die Erfüllung eine» von dem Heimgegange nen Kaiser noch in dessen letzten Lebenslagen dringend geäußerten Wunsches, und der gegenwärtige Träger der Krone beeile sich, seinen persönlichen Sympathie» entsprechend denselben hiermit zum feierlichen AuSvrucke z» bringen. * Der nunmehr bekannte Ausgang der ErgänzungS- wahlen für die belgischen Kamniern hat insofern eine weit über die Grenzen Belgien« hinauSreichende Bedeutung, als er eine für den liberalen Doktrinarismus und überhaupt da- Parteiwesen aller Länder nicht genug zu beherzige,,ce Warnung bildet. Bor vier Jahren, am 10. Juni 1884, geschah eS, daß da» Regiment von den Liberalen ans die Klerikalen überging. Diese habe» die ihnen in die Hände gelegte Macht nur vom engsten Parleistandpuncle auS gehandhabt und durch keine einzige Handlung bewiesen, daß ihre Auflassung vou den Pflichten, welche da» Regieren auscrlegt, eine gcreistere» ihr Gesichtskreis rin weiterer sei, al» der ihrer Gegner; sie haben die Macht lediglich auSgenützt, um den Ansprüchen deS KlenkaliSmu- aus den verschiedensten Gebieten den Weg zu ebnen» und selbst die im Frühjahre 1886 und im folgenden Jahre auSgebrockenen höchst bedrohlichen Arbeiter»»ruhca in den belgischen Jndustriebezirkcn haben aus das klerikale Ministerium und die klerikalen Kammermehrheiten nur ganz vorüber gehenden Eindruck gemacht. Man gab sich eine Zeit lang den Anschein, als wollte man an die nicht wegzu- leugneuden Nebclstände. welche die aiihaltende Nothlage der Juvustrie-Arbeiler mit verschuldeten, gesetzgeberisch die bessernde Hand c»ilegen; aber eS blieb bei einem kurzen Anlaus, die ganze Enquctebewegung verlies im Sande. Und mangelte den Klerikalen jeder schöpferische Gedanke auf socialpolitischei» Gebiete, vermochten sie in de» Vorgängen im Hennegau den .Finger GotteS". den sonst überall herauSzumcrke» sie ja eine besondere Fertigkeit besitzen, nicht zu erkennen, so war auch da. wo sie eine Thätigkcit überhaupt entwickelten, dieselbe lediglich eine zerstörende. Die- bethätigte sich hauptsächlich aus dem Gebiete der Schule. Die von den Liberalen ein- gejührt« und. wie man anerkennen muß, sorgsam gepflegte, aus dem Princip de« Laienuntcrricht» aufgebaute Volksschule wurde, da man sie noch nicht direct durch Gesetz zu ver nichten wagte, überall dort beseitigt, wo in der Gemeinde verwaltung die Klerikalen die Oberband hatten. Bor wei Jahren schienen die mit den Klerikalen gemachten Erfahrungen denn auch wirklich wieder eine Strö mung zu Gunsten der liberalen Ideen anregen zu wollen. Die damaligen ErgänzungSwahlen, wenn sie auch den Libe ralen nicht den Sieg brachten, änderten doch daS Zahlen- verhältniß der Kammerparteien zu ihren Gunsten. Wie wenig nachhaltig aber die Bewegung war, wie wenig die gemachten trüben Erfahrungen im Stande gewesen sind, der Zcr- ahreiihcit der belgischen Liberalen ein Ende zu machen, da« haben die diesmaligen ErgänzungSwahlen bewiesen: die Klerikalen baden nicht nur ihre sämmtlichcn Sitze be hauptet, sondern auch noch die von Ostende und Birten dazu erobert. Nun finden aber die nächsten Ergänzungs wahlen für die Kammer erst in zwei, für den Senat erst in vier Jahren statt. Die Klerikalen werden also unter nor male» Verhältnissen eine geraume Zeit zur Verfügung habe», die „Gegenreformation" — unter diesen ominösen Namen lieben sie gegenwärtig ihre Bestrebungen zusammenznfasscn — weiter zu fördern. ver Senior der deutschen Fürsten. Ein ErinneruagSblatt für den 21. Juni 1838. Unter allen gegenwärtig lebenden Regenten deS deutschen Reichs ist kein Einziger, Lessen Lebe»«- und ReaierungSzeii so innig ver- knüpft ersctieiut mit Len verschiedenen Abschnitten der politische» EniwickclungSgeschichte der deutschen VolkSstämme in den letzten vier Jahrzehnten, dessen Pcr'on in alle» enijlveideudcn Momenten so klar und bestimmt in den Vordergrund der Tagesereignisse geirrte» ist, irne der seit 29. Januar 1844 regierende Herzog von Sachsen Coburg Gotha. Er feiert am diesjährigen 21. Juni sein 70. Wiegen lest, und dieser Tag erscheint darum rvohlgecignet, 1cm dcutschrn Volke in allgemeinen Umrisse» ein Bild auszurollcn von dem reiche» und viclicitigcn Wirken deS Fürsten, welcher auch aus dem Gebiete der Kunst und Literatur durch hervorragende Leistungen sich Rubin und Ebre erworben bat. Ernst II. August Carl Jolianncs Leopold Alexander Eduard Herzog zu Sachsen Coburg und Golba, Jülich, Cleve und Berg wurde geboren als Sohn des Herzogs Eruir I. ron dessen Gemahlin Louise von Sachscii-AItcnburg. Er, sowie sein am 26. August 1819 Las Lichr der Welt erblickender Bruder Albert, der am 10. Februar 1840 mit der Königin Bictoria von Großbritannien und Irland vermählt wurde und am 14. Dcceniber 1861 gestorben ist, erhielten die sorgfältigste Erziehung und durch ausgezeichnete Lehrer den beste» Unterricht in allen Wissenschaften und Künsten. Prinz Ernst zrigte nanienllich lebhaftes Interesse für Musik und Naturwissc»- Ichasten und machte in beiden die crsreulichsten Fortschritte. Acht zehn Jahre alt, unternahm er eine größere Reise durch den euro päischen Contincnt und besuchte vornehmlich Frankreich, Belgien und England. Im Jahre 1837 ging er in die rheinische Nn versilälSstadt Bonn und studirte daselbst StaatSwissenschasien bis 1838. Dann trat er in die Armee des Königreichs Sachsen und zwar als Rittmeister bei dem Garderciter-Regiment; er wurde am 6. Juni 1839 zm» Major, am 30. Decrmbcr 1819 zum Oberst ä In suite befördert und verlich LaZ Regiment» nochlem er am 18. März 1812 zum Generalmajor ausgeruck: war. Noch während der Prinz dcm OssicicicoepS des sächsische» Gardercitkr-Reg'iucnlS angebörtc, trieb ihn das Bcrlongcli, fremde Länder und Völker zu sehen, wieder hinaus in die Ferne. Er besuchte Svanien und Portugal, sowie Jmlicn und segelte auch über das Mittelländische Meer hinüber »ach Afrika. Am 3. Mai 1842 vermählte er sich mit der Tochter d.s Großherzogs Leopold von Baden, der Prinzessin Alrxandriue Luise Amnlie Friederike Elisabeth Sophie, geboren am 6. Dccembcr 1820, einer Schwester d:S heute regierenden GroßhcrzogS von Bade». Die Ehe ist kinderlos geblieben. Nack dem Ableben seines Vaters am 29. Januar 1844 übernahm der Herzog als Ernst II. die Regierung und gemäß den HauSzelctzen auch die Function als Che! des Gcsammlbauses Coburg. Ter jugendlich: Regent wußte sich rasch die Herzen seiner Unter« thauen zu gewinnen, vornehmlich durch seine Ausrickitigkeit und Entschiedenheit, welche er schon als Prinz öfters an den Tag zu legen Gelegenheit gehabt batte. Diesen Charaktereigenschaften war eS zu danken, daß langjährige Zwistigkeiten, welche zwischen Hos und Ständen bestanden hatten und die man auch aus den neuen Regenten zu übertragen versuchte, auS der Welt geschafft wurden. Mit Herzog Ernst II. kam eiu anderer Geist in die Regierung des Herzoglhums, und wenn der Fürst auch, wo Recht und Billigkeit es sorlcrten, nachgiebig war. so trat er Loch ander scilS alle» Nörgeleien uud versteckte» Angriffen offen und fest ent gegen, wodurch er alle Einsichtigeu aus seine Seile zog und damit den früheren ärgerlichen Vorkommnissen rasch ei» Ende bereitete. In gleicher Weise zeigte sich der Herzog in den deutschen Sturim und Drangjahren 1848 und 1849, und seinem seilen energischen Aus treten, seinem einsichtsvolle,', begründeten Wünschen gern entgegen kommenden Gerechtigkeitsgefühl Hallen eS seine Untcrthaucn zu danken, daß dir damals Deutschland durchraujchende Brandung des Aufruhrs sich in ihrer Heimath rascher legte und weniger schadete als anderwärts, und daß zeitgemäße billige Forderungen bei dem LandcSherra bereitwillig Gehör fanden, während er uubercchligten Ucbcrgrisfcn mit fester Hand sofort zu sicucrn wußte. Die edlen Absichten de- Herzogs fanden auch bei allen Einsichtsvollen die lebhafteste Anerkennung. Der damalige König von Sachsen ernannte den Herzog unlcrm 18. Januar l849 zum Gencrallieutenant der C'.vallcrie. Dasselbe Jaür machte aber auch den Namen deS Herzogs von Col urg „nt einem Schlage weltbekannt und weltberühmt und Z'.var durch eine in der Kriegsgeschichte aller Böller und Zeiten nahezu ohne Beispiel dastehende kühne Wasfcnthat. Herzog Ernst II. war schon damals und ist noch heute ein echt dcutlcher Fürst, und da« Wohl und Wehe des deutsche» Vaterlandes Hai er allezeit im Herzen getragen, wofür er durch Wort und That vielfache glänzende Beweise geliefert bat. Agch damals, anno 1849, als in den deutschen Staaten die Relellion daS Haupt erhob und der Däne - das ohnmächtige Deutschland zu verhöhnen wagte, zeg Herzog Ernst II. für Deutschlands Ehre blank und übernahm in dem Kriege gegen Dänemark eia ihm vom damaligen ReichSverweser Erzherzog Johann von Oesterreich übertragene- selbstständiges Com> mando bei Eckernsürde. Dcm Herzog von Coburg in erster Linie war der glänzende Sieg über tue däniichen Kriegsschiffe am b. April 1849 zu danken, und das furchtbare Ereigniß deS Unterganges deS dänischen Linienschiffs „Christian VIII." trug den Namen des sieg reichen Sachsenherzogs Ernst in die entlegensten Gegenden der civilisirtcn Wett. Am 1. Mai 18ä0 zeichnete der König vo» Preußen Friedrich Wilhelm IV., den taplercn todcSmuthigen Herzog dadurch aus, daß er ihn, jedenfalls in Erinnerung an den lettenen Sieg von Eckernsörde, zum Chcs de« Mogdcburgiichen Kürassier-Regiuienis Nr. 7 ernannte, das sich bei MarS la Tour am 16. August 1870 durch den im Verein mit dcm altmärkijchea Ulanrn-Regiment Nr. 16, besten Ches seit 1871 Prinz Georg von Sachse» ist, auSgcführtcu TodcSrilt unsterblich gemacht und seinem Lhej damit für alle Zeilen einen Platz in der Geschichte beS damaligen FeldzugS erstritten Hot. Nachdem Ende der vierziger Jahre die Pläne de» dcuijchea Parlaments in Frankfurt a/M. für die Errichtung eiue- geeinten deutschen Reichs definitiv und cndgiltig als gescheiter» anzusehen waren, schloß sich Herzog Ernst II. dcm sogenannten D'.Cikniier bündniß an. Er verstand eS. einen Furslenco»greb nach Berlin zu berufe», aus welchem er deu Versammelten mit beredten Worten die Bedürfnisse uoo Wünsche der dcutschrn Volksstämiiie au» Herz zu legen sich bemühte. Unablässig richlele er sein Hauptstrcbc» daraus, in engen und wetten Kressen den deutschen Geist im deutsche Volke zu wcckeu und wach zu erhalten. Iu Wort und Scbrijt suchte er dies Ziel zu fördern Mit allen Kräften und Bcrniügen. Einen vollgilligen Beweis legte der Herzog dasüt ab, im Jahre 1861, ge legentlich deS damalige» in Gotha abgehaltenea deutschen Schützen sestes, das einzig durch ihn in- Lebe» gerufen und durch bei dem selben von ihm selbst gesprochene Worte erst seine wahre Weihe erhielt. Ec ries aus: „D>c Schütze» Deutschlands hatten wir aus gefordert, unS die Hand zu reichen, uni für Deutschland- Ehre uud Schutz eia unauslö-barcS Band za flechten. Mit Wärme kamen sie vn» entgegen. Wir halten fle fest, die brüderliche Rechte. Ri« soll sie in der unsrigea erkaliea." Im folgenden Jahre begab sich der Herzog in vcglellung seiner Gemahlin und einer größeren Anzahl ihm nahestehender Freunde aus eine längere Reise, welche vom Februar bis Juni dauerte. Sie crstrcckle sich aus Egvpten und die nördlichen Greuzländer von Abessinien und wurde beschrieben i» dem äußerst kostbaren, im Buch handel erschienenen Prachlmerke „Rcile des Herzog- Ernst vo» Sachstu-Coburg-Gotha nach Egypten und den Ländern der HabaS Mensa uud BogoS". ES kam 1864 in Leipzig heraus. Hier bürste zugleich die geeignetste Stelle sein zu der Miltheilung, daß im Lause diese» Jahres der Herzog auch deu ersten Band seiner Lebens- erinneruiigea hat im Buchhandel »rscheinen lassen, welche eine Fülle der denkwürdigsten Thatsachcn auS der neuesten politischen Geschichte det deutschen Volkes enthält und als einer der wcrlhvollstcu Bau- steine derselben für spätere Forscher zu bezeichnen ist. Bei der Katastrophe deS JahreS 1866 siel dcm Herzoge Ernst II. eine Hauptrolle zu. Mit allen Kräften suchte er dcn AuSbruch dcS Kriege» zwischen Oesterreich und Preußen zu verhüten. Noch im April verweilte er in dieser Mission am Wiener und Berliner Hose; leine Bemühungen blieben aber bekanntlich erfolglos: der Krieg wurde erklärt. Herzog Ernst stellte sich entschieden aus die Seite vo» Preußen. Seine Truppen stießen aus seinen Befehl zu der gegea die Hannoveraner und die Südstaaiea operirenden preußischen 'Armee, in deren Reihen sie am 27. Juni 1866 in der blutigen Schlacht von Langensalza kämpstea. Die in der Avantgarde stehen den Loburg-Golhaer warfen bei Beginn der Schlacht die sich aus dem Judenhüget scsisetzen wollenden Hannoveraner mit todeSvcrachlcnder Bravour auS dieser Stellung und bewahrten auch bei dem später nöthig werdenden Rückzug musterhafte Ordnung. Ein Tbeil der Coburg- Gothair gehörte ferner mit zu dem QuarrS deS HanptmanuS von Noseuberg, das dieser gegen die heranstürmende hannoversche Reiterei sormiren ließ von Truppen verschiedener Regimenter und auS dessen Mitte aus die Aufforderung eines feindlichen OsficicrS, zu capituliren. die mit Jubel legrüßte lakonische Antwort eine» Ber liners erscholl: „Ne Mäunekeu, crjeben — iS »ich!" Der Herzog elbst aber weilte in Böhmen; an der Seite dcS damaligen preuvuchen Kronprinzen machte er den ganzen Feldzng mit. Nach Abschluß de» Friedens bezeigte Preußen dem Herzog sür seine vielfachen Be- iiiühungea seinen Dank dadurch, daß ihm die sehr umfangreichen Waldungen in der Umgegend von Schmalkalden überlassen wurden. Die vier Jahre, welche von 1866 bis zum AuSbruch deS deutsch- ranzösischcu Krieges verflossen, brachte» sür Herzog Ernst II. und sein Land mehrere wichnge Ereignisse. Unterm 26. Juni 1867 wurde seine'.seitS, sowie der anderen thüringischen Fürsten, außer dem Fürsten von Schwarzburg.Sondershausen, mit der Krone slrcußen eine am 15. September 1873 den veränderten V-rhälinissen entsprechend erneuerte Miütairconvcntion abgeschlossen, JuhallS wclch.r die wehrpflichtigen Coburg-Gothaer zusammen mit den Sachicn-Mciningcin das 6. thüringische Infanterie-Regiment Nr. 95 ilden. Im Mai 1867 feierte der Herzog Ernst II. mit seiner Gemahlin oea 25. Jahrestag ihrer ehelichen Verbindung. Zwei Jahr: spälcr, im Januar, beging der Herzog daS Silberjubiläum seines Regierungsantritts. Als im Juli 1870 der Krieg gegen Frankreich auSbracb, zog auch der Herzog vo» Coburg, wie die meisten dcuischeu Fürsten, mit inS Feld. Er war, wie 1866, im Hauplquartier deS preußischen Kronprinzen und hielt mit demselben >>» Kugelregen der ersten damals geschlagenen Schlachten von Weißcnburg und Wörth. Nach der letzteren schrieb der Herzog an seine Gcmahüo jeneu be kannten historischen Briej über den Verlaus der Schlacht. Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg gehörte ferner zu dem Kreis deutscher Fürste», welche am 1. Sepiember Abends 7 Uhr den Heldenkönig Wilhelm von Preußen ans der Berghöhe von Sedan umgaben, ol der sranzösische General Neille den bekannieu Brief Louis Napoleon'« III. überbrachte und König Wilhelm aus einem vom Major von Alten in die Höhr gehaltenen Stuhle die Antwort an den bisherigen Franzosenkaiser schrieb. Der Herzog war aber auch dabei, als am 13. Januar 1871 im Spiegelsaale zu Versailles die siegreichen deulschcn Feldzeichen über den Häuptern der deutschen Fürsten wehten zur IZrvclamiruag des im Schlachtenwctter und Kriegsgetöse wicder- crstaudciiea Kaiserreichs, und er fehlte ebenso wenig beim Einzug der Deutschen in Paris am 1. März 1871 und in Berlin am 16. Juni 1871. Die deukwürdigstea Ereignisse jenes großen unvergeßlichen deutschen SiegeSjahreS, an dessen chlusse Kaiser Wilhelm den Herzog Ernst II. zum General der Cavallcrie ernannte, bat dieser vor seinen Augen sich abspielen gesehen, und stolz mag dabei sein Herz geschlagen habe» darüber, daß cS endlich, endlich doch erreicht war, daS auch von ihm lang- ersehnte, heißerstrcbte Ziel: eiu einiges, eia mächtiges und großes deusschcS Reich. Wie bei dessen Begründung, so war auch der Herzog rüstig mit bei dcm Ausbau desselben, und sein Interesse wendet: sich ollen äußeren wie inneren deutschen Fragen mit gleicher Lebhaftigkeit zu bis zum heutigen Tage. Mit ganzem Eifer widmete er sich be sonders der Regierung seines Landes, uud dem Glück, dem Wohl ergehen von dessen Bewohnern weiht der Fürst seine besten Kräfte. Daueben pflegt er mit Eifer Kunst und Wissenschaft, vornehmlich Musik und Naturkunde. Seine hohe musikalische Begabung hat er in »ich:cren Opern und vornehmlich in einer reizenden vielge- iungcnen „Hymne" dargelegt. Die Opera „Casilda", „Santa Chiara" und „Diana vo» Solange-" reihen seinen Namen ein in dcn Kranz der besten Componisten der Jetztzeit. Neben einer eigene» künstlersschcn Prodnclivität verbindet er das rege Streben, auch seinen Uurerthanen Kunstgenüsse aller Art zu ermögliche», und kein Opfer ist dem Herzog in dieser Hinsicht zu hoch. Wahre dcuische Treue, streoge Gerechtigkeit, aufrichtige Liebe sür ein Volk und eiu sesselndeS herzliches Entgegenkommen gegea Jedermann, der ihm näher zu stehen daS Glück hat, sind neben tiefer misscnscbastlicher Bildung die edlen Charaktereigenschaften, die den Herzog Ernst vou Sachsen-Coburg-Gvtha als wahren Fürsten von Gottes Gnaden zieren. Mag er, welcher seit dcm Tode deS Kaisers Wilhelm der älteste Regent im deutschen Reiche geworden st, seinem Lande und Volke, der deutschen Nation, dem deutschen Reiche noch recht lange erhalten bleiben! Ll. v. Nachtrag zu deu Trauerfeierlichkeiteu in Leipzig. * Leipzig, 20. Juni. In der Synagoge der Israeli- tischen Religioosgemeiiide wurde am Montag 11 Uhr Vor mittag-, am Tage der Beisetzung Seiner Majestät de» hochscligeu Kaisers Friedrich 1II„ ein erbebender Gottesdienst abgehaltcn, dem der Vorstand und zahlreiche Mitglieder der Gemeinde beiwohnten. Nach einem von Herrn Paul Homeyer gespielten feierlichen Orgel- Präludium und nach einem einleitenden deutschen Gebete, wie auch Psalm 91, vorgctragen von de», ersten Cantor uud ReligionSlehrcr Herrn Ta nsig, wurde unter der Direction des Herrn Or. JadaS- lohn vom Synagogenchor ein achtstimmigcr Psalm (eine neue treff. liche Comvosilion JadaSlohn'S) intonirt. Dann bestieg Herr Prediger Or. Eckstein die Kanzel uud hielt eine erhebende, zu Herzen gehende Trauerrede. Es folgte ein Chorgcsang, woraus die Feier mit einem Gebete sür daS Seelenheil des verewigten Kaisers — vom Herrn Cantor und Nr.ligiouslchrer Jacobsohu verlesen — schloß. * Ja der Oeffentlichea HandelSlehranstalt fand am Montag, Vormittag« 1I'<, Uhr. in Gegenwart des Herrn Bor- sitzenden und anderwcitiger Mitglieder de- Schulvorstande- die Trauerseier für Se. Majestät Kaiser Friedrich statt. Die Ge- dächiuißrede hielt Herr vr. Hahn. Er führte au-, daß die deutsche Geschichte nicht arm sei an großen Tragödien; aber nicht» erreiche die Tragik deS kurzen Herrscherdaseins, daS am 15. Juni in Schloß FriedrichSkcou so zäh wie rin unausgesungeiieS Lied geendet. Nur als Zahl, deS genealogischen Zusammenhangs halber, werde Friedrich der Unglückliche, der Dulder, nur als ein kurzes Interregnum zwischen dem Zeitalter Wilhelm'» I. und Wilhelm'» II. werde das Kaiserthum der 99 Tag: in der jeeneren Geschichte sortlebeu. Aber sür unS, seine Zeitgenossen, sei kein mythischer Kaiser gestorben und begraben, sondern „der Kronprinz", „uuscr Fritz", unser Stolz in der Gegenwart und unsere Hofs,iung sür die Zukunft. Der Red»,r schilderte vann dcn wunderbaren Werdegang deS Dahingelchiedeuc», wu sein ganze- Lebcn eine unansg-setzte Vorbereitung sür sein hoher Amt gewesen; wie er alle Prüsungen zun, Herrscherberus in Krieg und Frieden so herrlich bestanden; wie da» deulsche Volk eine N »Verjüngung der Reiches und die Vollendung alles, was noch unschön und un- fertig erschienen, vo» ihm erwartet. Darum habe daS Volk auch nicht aufgchört zu hoffen, daß der von unheilvoller Krankheit Heini- gcsuchte al« ein Genesener i» ieiue Milte zurnckkommen werde. In ver Sturmoacht de« 12. März sei er dann allerdings an oiiseren Thoren vorüber in seine Hauptstadt zurückgekehrt. Aber der Tod lei ihm auS den sonnigen Fluren Wclschlands aus den Ferse» ge- solgt; indem er zum Grabe seines BatcrS geeilt, sei er tu daS cigcne Grab herniedergestiegen. Dnruni trauere beute daS gesammte dentsche Volk; die Sonne bobc ihr Antlitz vrrbüllt und in d:a grünen Gärlen von PolSdam schweige die Nachtigall. Aber unter »ns werde der Sieger von Chlum und Wörth nn- vergcssei, s-iii. Wie er neben seinem großen Vater so lange und so majestätisch einher lewaudelt, wie er mit ihm zum Grobe eia- gegangen, so werde er, so lange w.e uns und unseren Kindern die
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