Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806218
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-21
- Monat1888-06
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1888
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3825 Eon»« scheine, neben Kaiser Wilhelm al« dessen erster Paladin in der Erinnerung sorilebeu. Sein Gcdöchtniß werde uns allezeit erinnern, dost politische und religiöse Freiheit die Lebenslust des aeuen Deutschlands bleiben müsse. Er werde uns mahnen, allezeit den Frieden zu suche». Er werde bei uns sein, wenn wir unsere alte» Fahnen zu neuen Siegen tragen. Ec werde uns lehre» zu dulden, ohne zu klagen. Sein verklärtes Antlitz scheine aus unS zu- stimwend und freundlich lächelnd hernieder, wenn wir bitte» und beten: Gott erhalte, Gott beschirme, Gott segne Se. Majestät Kaiser Wilhelm II. Studentische Trauerfeier. * Leipzig. 20. Juni. Dem vorgestrigen, von den schlagenden Verbindungen re. veranstalteten Trauersalamander folgte am gestrigen Abend die studentische Trauerfeier, welche vom Verein deutscher Studenten veranstaltet worden war. Es war vorauSzusehen. daß auch diese akademische Kundgebung sich eines zahlreichen Besuches ersreueu würde bei dcr groben Anhänglichkeit und Liebe, welcher sich Kaiser Friedrich, wie in allen Kreisen, so namentlich und vor Allem auch iu der akademischen Welt erfreute. So erwie- sich der grobe Saal des Coburger Hose», woselbst die Feier stattsand, fast als un zureichend, die Theilnehmer zu fassen, und eng saßen die Commilitoneu bei einander. Der Raum war prächtig ge. schmückt: drcisarbeue deutsche und zweisarbene sächsische und Leipziger Fahncutuche, schwarz umflort, waren im Saale ange- bracht und aus einem Haine immergrünen Lorbeer» schaute die überlebensgroße Büste de» Heimgegangenen zweiten Kaisers des neu. errichteten deutschcu Reiches wie verklärt aus die studentische Der- iäiiiiniung. Eröffnet wurde die Feier durch den Vorsitzende» de» in Rede stehenden Verein», Herrn stuck, jnr. Wilke, mit eiaer überaus herzlich gehaltenen Ansprache. Es erfolgte sodann «raste Trauer- musik (übrigens recht anerkennenSwerth auSgesührt von der Capelle Ehle), welche alle Anwrsendcn in eine weihevolle Stimmung ver- setzte. Von dea der Feier beiwohnenden hochgeschätzten Proscffvren dcr Universität und Trägern hoher akademischer Würden (wir de» merkten die Herren Domherr v. Luthardt, Consistorialrath v. Fricke, Hvsrath vr. Heinze, vr. jur. Sohm, Direktor des statistischen Bureau» der Stadt Leipzig vr. Hasse) ergriff Herr Professor vr. Arndt daS Wort und entwickelte vor dem geistigen Ange dcr Zuhörerschaft ein Bild vom Kaiser Friedrich, wie es schöner und lcbcuSwahrcr nicht gedacht werden kann. Die tiefernste Stunde, welche uns zusammcngeführt hat, so ungefähr führte dcr Redner aus, gilt dem zu seinen Vätern gegangenen Kaiser Friedrich, noch einen letzten Trunk, den Minnctrunk wollen wir ibm weihen. Wo- hin wir blicken, allüberall Klagen um den hohen Verblichenen und mußte der Schlag auch lange vorauSgesehen werden, so hat sein Tqtz »nS doch überrascht und erschüttert. Wie Kaiser Friedrich allen Wissenschaften ein Freund war, so hat er besonders die Ge- schichte hochgehalten: ans der großen Vergangenheit, insonderheit de» preußischen Volkes, hatte er Trost sür die Oiegenwart genommen. Während die Kindheit der heutigen akademischen Bürger da» Wonncwort „Sieg" begleitete, siel die Kindheit Kaiser Friedrichs in eine Zeit dcS Werdens und NingenZ. Aber ihm war eS auch bcichicdkn, die Frucht aller der Kämpfe, welche der Gründung deZ Reiches voranfgingen, zu pflücken, ihm war es vergönnt, zur Rechten seines Vaters zu stehen, als am 18. Januar 1871 die Küserproclamaiion in Versailles erfolgte. So ist er in Wahrheit „Unser Fritz" gewesen. Wie groß zeigte er sich in seiner Nnjprache, di: er bei Gelegenheit dcS Jubiläums dcr Universität Heidelberg dickt, wie gewaltig wirken auch heute noch seine Worte aus uns em. WaS das Herz der akademischen Lehrer bewegte» das kleidete er bei jener Gelegenheit in herrliche Worte, er sprach so, weil er ein echter Hohenzoller war. Unendlich viel hat ihm die Wiffenschcist zu danken: die Ausgrabungen in Olympia dürfen als sein Werk bezeichnet werden, wie er andererseits die Aktenstücke und Urkunden über den Großen Kurfürsten sammeln ließ — zum ersten Male, daß die preußischen Archive geöffnet wurden. In immer schöneren Zügen schilderte der verehrte und geschätzte Lehrer dcr akademischen Jugend die hochherzige Gesinnung, die un sterblichen Verdienste des Heimgegangenen und mit feierlichem Ernste lauschten die Studireuden seinen Worten, deren Wirkung noch crböbt wurde durch das wörtliche Anführer» besonders bedeutungsvoller Aussprüche Kaiser Friedrich'-. Unser letzter Gruß aus der Tiefe deS Herzen- gilt Ihm: ..Vals Victor imperatnr!" So schloß Herr Professor vr. Arndt und wer Zeuge der frier- lichcu Momente war, die nun folgten, wird bestätige», daß seine Worte in den Herzen der Versammelten den mächtigsten Eindruck hc.vorgebracht haben mußten. Nach der Ausführung des übrigens vortrefflich gelungenen Trauer. ialamanderS gedachte Herr stuck. Sarno im Anschluß an die Worte dcS Vorredners de» Kaisers Wilhelm II., dem wir in Belhäligung der deutschen Treue mir Begeisterung folgen werden aus den Bahnen, welche er da- gleich suhle» wwi>. Nach einem Schlußwort des Vorsitzenden, Herrn stuck, zur. Wilke, und nach dem Verhallen der ernsten Traucrklänge halte die vom Verein deutscher Studenten veranstaltete akademische Trauerfeier ihr Ende erreicht. Malerei de» 13. Jahrhunderts uub zwar mit „Lima du»". Da« mittlere Medcnllonbild tu der Kuppel giebt das Bilduisj deS Cimabue. dieses erste» namhaften florentinischen Meisters. In dcr Senkung der Kuppel rechts wird Cimabue von scincni Vater einem gr echischcn Meister zum Unterricht übergeben. Lacks crjcheiut der junge Cimabue, wie er bei den griechischen Maler», welche damals in Florenz thätig wäre», sich riusiudet und ausinerk- sam ihre Arbeit betrachtet. Die Lünette zeig! das berühmte Altar, gemälde des Cimabue. Maria als Himmelskönigin, für die Kirche Maria Novell» iu Florenz von ihm ausgciührt, wird in feierlicher Procession an seinen Ort gebracht. Aus einem kleinen Zwischeubüde crbl ckl man Aurora, begleitet von einem Engel mit Füllhorn. So beschäftigen sich aua die folgenden Loggien der Reihe nach in ähu- licher Weise mit Giotto, Fiesole, Masaccio, Perugino und anderen berühmten italienischen, deuifchen, niederländischen und fran. zösischen Malern. ES gewährt in der Thal cinen hoben Genuß, alle diese zahlreichen aus das Papier gebannten „Ideen" des Meister» durchzustudiren und durchzu- genicßen, und mau kann wohl einigermaßen gespannt aus den Lcr- laus dieser Auktion sein. Den Tag vor derselben, am Montag, dcu 25. Juni. wird übrige»« ebenfalls eine Kunstauction bei Alexander Dauz (Gellerlstraße 7) stallfinden, und zwar werden in derselben recht intcresjanie Kiipserstiche» Knnstbücher und Hand Zeichnungen zur Versteigerung gelangen. Unter dieien Kuuslbiichera finden sich unter anderen eia stattliche« Excmplar des k 21 bändigen „peintre-gruveur" von A. Bartsch, die E. Förster'» ' scheu Kuustschrisien, der den Bartsch sortietzendc llbändige Robert- DuSmenil's che „xeinlro-graveur" und viele» weitere Interessante. Auch die Aquarelle und Handzeichnungen bergen kostbare Blätter von Anton Vraitb. A. Canella. Ed. H'ldebraadt, Jacobidcs, Jank, eine ganze Folge Kleio'jcher Pserdestücke u. a. m. Adols zn gewähren, wurde angenommen, doch verzichtete derselbe aus diese Gratification zu Gunsten der Unterstütz-ingScasie. Schließlich wurde eine Resolution von der Versammlung angenommen, nach welcher die Ein- richtung eines Iliiterstützimgsfonds beschlossen würbe, dessen Verwaltung ein Vertrauensmann und ein Controlcur übernehmen. Tein erstercn wurde da- Recht der unbeschränkten freien Beringung über die ein gehenden Gelder übenragen, während die Beitragenden auf alle envaige Einreden gegen die von, Vertrauensmann sür gut besnndcne Verwendung dcr Gelder verzichten. Zu diesem wichtigen Posten wurde, nachdem Herr Richter abgclchnt hatte, Herr Thieme und als Controlcur Herr BonnjeS gewählt. Hiermit fand um 11 Uhr der Schluß dcr Versammlung statt. ei»ke. Musik. * Mit Bezug auf die Dresdner Hofopernserien bemerkt die „Sächs. Landeszeitung": Vcrmuthlich wird die letzte Oper vor den Feriea im königl. Hostheaier Weder'« reizende „Drei PintoS" sein, welches Werk sich erstaunlich festgesetzt bat in der Gunst des Publicnms. Am 1. August soll ebensalls dasselbe Werk die neue Spielzeit beginnen. Die- würde dann die 10. Wiederholung sein. Die Direction erfüllt mit dieser Förderung eine vierfache Pflicht: 1) Sie ehrt C. v. Weber, 2) sie bildet den Geschmack des Publicum-, 3) sie slcllt die wunderbar vollendeten Schucherien (so ncnnt man wohl seine geniale verstbndnißoollste kleine Detailzicrrathcn) ins Helle Licht, indem sie ihrem Künstler Gelegenheit giebt, zu ent- zücken, und 4) fördert sie mit Menschenliebe da» Bcistündmß der „Kenner", die in dea „Drei PintoS" ein schwaches Machwerk Mahler'S erblicken zu dürfen geglaubt haben sollen. * Herr von Bronsart, dcr Gcneral.Jntendant des Groß, herzoglichen HostheaterS in Weimar, ist an Stelle Kprl.Riedcl'S vom Dircciorium zum Vorsitzenden des Allgemeinen Deutschen MusikvereiuS erwählt worden. * DaS Stuttgarter Mnsiksest wird nunmehr definitiv am Sonnabend, Sonntag und Montag, den 23., 24. und 25. d. M„ stattfindca. Am ersten Abend soll programmgemäß der Josua aufgcsührt werden, der zweite und dritte Abend mußte eine Um- g-stallung deswegen erfahren, weil Herr Proseffor Joachim nur am nächsten Montag abkömmlich war, und so ist beschlossen worden, daß am zweiten Eonccrllage, am Sonntag, dar Programm des dritten Tage- (Parfisal, d'Albert und Parodie- und die Pen), am driiteu Abend dagegen das eigentliche Svlisten-Concert mit Joachim, den Solosängerinnen, der Eroica, auSgesührt wird. (Diese An- ordnung entspricht den Programmen der nicderrheinischen Mnsikseste, deren Ordnung sich bewährt hat. Die Red.) Moden und Stoffneuhciten. (Nachdruck untersagt.) Au» der soeben erschienenen Nummer 25 der von Theodor Martin herausgcgcbeuen „Wochenberichte dcr Leipziger Monats schrift sür Textilindustrie" (Verlag von Metzger, Wittig, Martin L Co. in Leipzig) Ihciit uns die Nedaction folgenden Auszug ihres neuesten Modcnbcrichtcs mit: Die Mode nimmt allmälig wieder einen künst- lichen Charakter an, man kleidet sich nicht mehr nach einem de- stimmten Borbilde, ohne Berücksichtigung dcr eigenen Individualität: alle Formen, alle Farben sind erlaubt, wenn sic nur hübsch, gefällig uud passend erscheinen. Man componirt wieder sehr viel goldgelb und blauroth und marineblau, roth und altgold, blaßrosa und srüh- lingsgrün (jcunc Pouffc), grauroth (gorge de Pigeon) und graublau (ranuer tauben halsgrau) oder die grünblauen Coiibrisarben. Hierzu kommen noch verschiedene gold- und silbcrschimmcrnde alt- und niohn- röthliche Töne mit grünlichen Reflexen, Bronze und Olivsarben, die, in Streifen ancinandcrgestellt oder anderweitig gemischt, prächtige Farbcn- spiclc geben, die selbst dcuKrilikcn derAcsthclikcr gegenüber Stand halten können. Tie moderne Tracht unserer Damen stellt eigentlich augen blicklich das sogenannte englische Costüm in den Hintergrund; die Zeit der engen Taillen, Recke und Acrmcl scheint vorüber, statt dessen werden die bauschigen Acrmcl, Schärpenbändcr betragen. AIS neueste Erscheinung begrüßen wir tuchartigc EashcmircS mit geblümten Durchzngsstreis.'n. Tie geblümten Streifen sind tticilS durch Stickerei, tkcils aber auch nur durch Druck hcrgestcllt; selbst kostbare seidene Stoffe erhalte» jetzt ihre Muster durch Druck, wozu Sommer-Theater in Lindenan. Die Wiederaufnahme dcr Vorstellungen in unserem Sommcr- theater ersolgte am gestrigen Abend, und zwar mit dcr urwüchsigen Posse „Die Reise durch Berlin in 80 Stunden", weiche das Publicum in die heiterste Stimmung versetzte, und obwohl die kühle Abcnd- lust den Auscnlhalt im Freien einigermaßen beeinträchtigte, so hielten die Besucher dennoch bis zum Schluß aus und sie wurden sür ihre Ausdauer auch reichlich belohnt. Die Schlußbildcr waren trefflich arrangirt, die hierbei zur Entfaltung kommenden Costüm« würden auch jedem größeren Theater zur Zierde gereichen. Reich licher Beifall lohnte Herrn Direetor Triebe!-Schl eget sür seine Opfer und Mühe. Der hcutcgc Abend wird abermals eine an genehme Abwechselung im Repertoire bringen. Der „Srabstrompeier", Posse von Willen, wird allhicr zum ersten Male in Scene gehen, und voraussichtlich auch für die nächste» Tage aus dem Repertoire bleiben, denn wir bezweifeln durchaus nicht, daß die reizende Posse auch hier, wie an allen Bühnen, wo dieselbe bisjctzt zur Darstellung gelangte, sich eines vollen Erfolges wird erfreuen können, nament lich da die Direktion in der angenehme» Lage ist, nicht nur sür die Hauptrollen, sondern auch für jede Nebenrolle geeignete Vertreter zu besitzen. Wir können den Besuch dcS SvmmertheatsrS in den Drei Linden nur empfehlen. Künsligcn Sonntag findet abermals Vorstellung im Kryst all-Pa last statt, und ist hierfür, wie wir vernehmen, ein Bcncdix'schcs Lustspiel gewählt. Königliches Landgericht. IU. Strafkammer. I. Der Flcischergeselle Ernst Heinrich Kretzschmann aus Orla hatte, nachdem er bei einem Meister in Linbenau auSge'crnt, sich nach Leipzig gewandt, hier jedoch nicht Arbeit staden können uud daher sich einige Zeit bei Verwandten ausgehalie». später aber, als das Geld ousgezchrt wer, in eiucm Restaurant unter der salscben Vorspiegelung, Uhrmacher zu sein, aus Credit sich beköstigt. Als ihn der Wirth an die Bezahlung erinnerte und Nicht- weiter verab- reichen wollte, hatte dcr Angeklagte ein Sckneibe», angeblich von seinem Arbeitgeber Hcrrühreud. überreicht, in welchem Letzterer darin den Wirth um weitere Creditiiung der Beköstigung seines Gehilfen bat. Darauf war indessen der Wirth nicht eingrgangen, wohl aber hatte er sich bewegen lassen, dem angeblichen Uhrmacher noch einmal MittagSbrod zu gewähren, nach dessen Genusje sich dann der An- geklagte heimlich enisernt hatte. ES crjolgte seine Vnurcheilung wegen Betrug» und Urkundriisälschung untre Annahme mildernder Umstände zu 1 Monat 3 Tagen GejLugaißstrale unter die modernen Blumenvorlagen Veranlassung geben; man kann dies Anrechnung von 14 Tagen der Uliterjuchungrhaik. Versteigerung der Cartons zu »eu Cornelius',che« Loqgtcnbildern tu der alte» Münchucr Pinakothek. In einer am 26. d. M. bei Alexander Da uz stattfindenden Kunstauction, dcr 36., die diese» rührige AuctionS-Jnstiiut sür Kunst, und kunstgewerbliche Sachen abhalten wird, sollen über 100 Blatt zum Theil in kolossalem Formale gehaltener Cornelius'» scher Eartonzeichnungen versteigert werden, und cS soll hiermit durch einige Hinweise aus diese» kuiistgeschichtlich bcdcutungS- und hochw-rth. volle AuctionSmaterial aufmerksam gemacht werde». Ten Besuchern dcr Münchner alten Pinakothek wird der an der Südseite der oberen Stockwerkes lange Corridor mit seinen 25 al» „Loggien"bezeichncten Ablheilungen der Deckeuwölbung erinnerlich sein. König Ludwig l. hatte diese Loggien sür einen großen GemäldecykluS nach Ar« ihre- vatikanischen Vorbildes bestimmt und Cornelius mit den Eutwürsca bkaustragt. Diese Entwürfe liegen in den Eingangs erwähnten LartonS hier vor. Die Frage der Ausführung gab Veranlassung zu unerquicklichen Vorgängen. Hosbauintendant Leo von Klenze cmpsand cS schon längst schmerzlich, die Gunst de» König» mit dem viel später nach München gezogenen Cornelius «heilen zu müssen, und wußte den schon längst über die Freimüthigkeit diese» Letzteren empfindlichen Monarchen so gegen ihn cinzunehmen, daß Li« Leitung der Loggienmalereten der Pinakothek dem Schöpfer der Entwürfe selbst entzogen uud El. Zimmermann selbstständig dainit betraut wurde. Es war dies der erste Riß in die Ge'chloffenheit der TornelioS'schea Schale und wahrhaft empfind, lich, da der Meister in diesen Arbeiten eine ungleich passendere Gelegenheit erkennen mußte, seine Schüler je »ach Kräften in seinem Sinne zu verwenden und dadurch weiter zu führen, als dies in den ArkadeiifieSken hatte geschehen können. WaS den in den Loggien-Ireskcn behandelten Stoff betrifft, so bandelt e» sich gewissermaßen um die malerische Darstellung eines Abrisse» der Kunslgejchichle. Ja den ersten beiden Gewölbcflächcn wird der „Bund der Religion mit dea Künsten" und „allgemein Lllltar-rschichMche«" geschildert. Die dritte Loggie beginnt mit der Streifen in Breiten von 5—10 cm, je nach Belieben, stellen. Aehn liche Vorwürfe, in Druck, Weberei oder Stickerei ausgcführt, wieder- holen sich auf den Crepes de Cyine-Stoffcii, die in allen Farben im nächsten Winter eine hervorragende Rolle spielen werden, die wir deshalb immer wieder erwähne», um die Herren Fabrikanten auf die Fabrikation dieser feinen und eleganten Gewebe aufmerksam zu machen. Die Stickerei, die eine so große Rolle in der Mode des nächsten Herbstes spielen wird, bringt uns täglich ansprechende Neuheiten; unter den letzteren befindet sich eine neue Art Gold- spitzen, die Zeichnungen enthalten, welche vermittelst feiner Gold- schnür hergestellt worden sind. Die verschiedensten Dessins erblicken wir in dielen Mustern. Noch mehr aber findet die Seiden stickerei Beifall, die, auf seinem Cröpclisse hcrgestcllt, in den schönsten Jar di niöre mustern, einfarbige und buntfarbige Effecte mit einander abwechselnd, vor uns liegt; die Zeichnungen stellen große Bouquet« dar. Außerdem sind als neu cingcgangcn cheviot- und kniggcr-boggerartige Klcidcrstosse in neuen Strcifen- zeichnungen. (Die eingehendere» Beschreibungen dcr Stoffneuhciten, welche lediglich für den Tcxlilfabrikantcn Interesse haben, sind in den vorstehenden Mittheiluiigen übergangen, und verweisen wir Interessenten aus die obengenannte Zeitschrift selbst.) *— Uebcr die Lage des Berliner ConfectionSgcschästS enthalten die „Wochenberichte dcr Leipziger Monatsschrift für Textilindustrie" wiederum cinen sehr aussührlichen Bericht, ans den wir die Fachkreise hiermit aufmerksam machen. In jenem Bericht heißt cs unter Anderem: „Ter Bedarf an Waare im All gemeine» ist augenblicklich größer, als vorhandene Vcrräthe ihn zu decke» im Stande sind. Wenn diese Behauptung auch nicht als eine allgemeine aufziisaffcn ist, so gilt sie doch für verschiedene Berliner, Aachener und Chemnitzer Fabrikate. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird, wenn die Fabrikanten nicht in den Fehler verfallen, die Pro duction übermäßig zu sorcircn, wenn dcr Bedarf aus seiner Höhe ist, im August und September, die Nachfrage das Angebot erheblich übersteige». Das ConfectionSgeschäst an sich findet augenblicklich keine besondere Anregung. Wir haben sür englische Commissionen ziemlich flott zn thun, einzelne Firmen arbeiten sür Amerika, die deutschen RciseordrcS umsasjcn hauptsächlich Regenmäntel, Jaqucts lind wattirte Tuchdolmans. In Regenmänteln werden hauptsächlich glatte und sein gestreifte Cheviots verlangt, man wird vielleicht im Herbst sehr viel die langen runden Mäntel, an, Hals in krause alten gezogen, mit Capnchon oder Kragen versehen, tragen, sie sind hinten im Rücken gezogen, Mäntel, genau wie sie die französischen Bäuerinnen tragen, sie sind ohne Acrmcl, nur mit Aermcleinschnitt versehen, allerdings werden diese Genres erst dem deutschen Geschmack angepaßt werden müssen, man wird sie solider gestalten müssen. Auswärtige Käufer waren nur wenige anwesend. — In Stoffen herrscht Nachfrage sür Strcichgarn- doublcS, für Kammgarndoublcs mit Bisenslreifen, für Solcils, Aachener Eskimos, StockincttcS in tuchartiger Ausmachung, in Mohairöscnstreifen und in Riöbcn SoleilS, die man im vorigen Jahre mit 2,60, 2,80, 2,90 ./k kaufen konnte, haben jetzt schon wieder den Preis von 3,50 erreicht. Seidene Plüsche (Seal) braun und schwarz, dunkelgrün in gutem Begehr. Maticlaffc-Mäntel ver kaufen sich auf der Reise ganz gut. In Regcnmäntelstoffcn augen blicklich schwache Nachfrage. Tie höhere Preisbewegung betrifft auch die Tricotstosse; die Preise für dieselben steigen, Fabrikanten sind reichlich cngagirl. Tic ReiscordrrS aus allen Gegenden gehen recht gut ein, es sind tagtäglich Erporiknufcr hier anwciend, cs schlt nicht an überseeischen Aufträgen sür Ennada und Südamerika. Flanell- blousen werden auch im Herbst stark gekauft werden, aber mehr in dunkleren Farbenstellungcn, ohne daß sic den Tricotlaillcn Ein trag thun. Man macht auch Blau en aus leichten farbigen Tuchen, sie werden mit gestickten Achselstücken versehen und kleinen Gold- kiiöpsen ausgestattct, auch mit goldgestickten GalonS besetzt. II. Der Kausmann Paul Constantia Papst aus Gohlis war längere Zeit stellenlos und daher in Schulden gerathen. Nachdem er aber wieder eine Stellung erhalten, batte er sich in dem be treffenden Geschäfte in emer Anzadl vo» Fällen der Unterschlagung in Einzelbeträgea von 12 bi« zu 300 ./4 und in der Gejainnithöbe von circa LOO schuldig gemacht, von diesen Geldern ober auch einen Theil gelegentlich seiner Berhcirachiing verwendet. Zur Ver deckung dieser Unterschlagungen hatte der Angeklagte auch Fälschungen vorgenommcn; er wurde daher zu 2 Jahren 6 Monaten Ge- sängnißslrase und 3 Jahren Verlust der Ehrenrechte vcrurlhefft, aus die Strafe aber ein Zeitraum von 6 Wochcn als durch die Untersuchshaft bereits verbüßt erachtet. Hl. Der Handarbeiter Johann Gottlob Lacktauschke hier, welcher zuletzt auf einem Kohlenwcrt bei Borna bcschäitigt, indessen wegen BctricbSemstellung arbeitslos geworden war, stand unter der Anklage, sich an fremdem HandwerkSzenge vergriffen zu haben und wurde gemäß dem Ergebnisse der BeweiSausnahnie zn 3 Monaten Gejängnißstrase vcrurlheilt. Dcr Gerichtshof bestand ans den Herren LandgerichtS-Räthen Lehmann (Präsib.j, Sachße, Grubcr, vr. Fleischer und von Sommer- latt; dir Anklage führten die Herren Staaleanwalt Meißner und SlaatSanwallschaslr-Aijeffor vr. Lürb g. Geffentliche Schuhmacher-Versammlung. * Leipzig, 20. Juni. Am gestrigen Abend wurde im Saale dcS Restaurants „Bellevue" eine von etwa 160 Personen besuchte öffentliche Schuhmacher-Versammlung abgchalten, in welcher di: Herren Thicme, Baum und Lande den Vorsitz führten. Zu den vier auf der Tagesordnung stehenden Punctcn sprach der bei Beginn des nun beendeten Streiks dcr Schuhmachcrgchilscn gewählte Ver trauensmann Herr Richter. Zum ersten Punct „Unsere Lage" führte derselbe aus, daß mit dem Streik zwar Etwas-, aber nicht DaS, WaS erzielt werden sollte, erreicht worden sei, und daß dies immer noch nicht hinrciche, um ein menschenwürdiges Dasein zu führen. Da dcr Streik auch für die Meister eine Erhöhung der Preise ihrer Waaren mit sich gebracht habe, so sei es Pflicht der Gehilfen, an dem vereinbarten Lohne sestzuhalten und unter keinen Umständen sich eine Lohnverkürzung gefallen zu kaffen. Dagegen müsse dabin gestrebt werden, daß in der besseren Geschäftszeit io viel verdient werde, um auch in der schlechteren leben zu könne». In der sich anschließenden DiScussion sprach sich Herr Thieme noch über die Nachthcile dcS Borgsystems aus, unter welchem be sonders die kleinen Meister zu leide» hätten. ES gelangte dann der zweite Punct dcr Tagesordnung: „Wie stellen wir uns zum Arbeits nachweis" zur Besprechung. Sämmtliche Redner, besonders die Herren Richter und Thieme, sprachen sich in abfälliger Weise über den von der Innung eingerichteten Arbeitsnachweis ans und empfahlen dringend die Benutzung de« von den Gehilfen eingerichteten Arbeitsnachweises. AIS dritter Punct wurde die Organisation be sprochen. Auch hierbei waren eS die beiden genannten Redner, welche die Bereinigung aller College« und den Anschluß an den Fochvercin als Mittel zur Verbesserung der Lag« bezeichnetcn. Die hieraus vom Vertrauensmann vorgelegte Abrechnung über den Streik wie- eine Einnabme von 1297,37 eine Ausgabe von 997,25 Vt und einen Ucberschuß von 300,12 »ach. Der aus der Versammlung gestellte Antrag, dem Vertrauensmann eine Entschädigung von 55 Nachtrag. * Leipzig, 20. Juni. Gestern Vormittag l l Uhr 20 Min. 'am Se. Durchlaucht Fürst Heinrich Neuß alt. L. aus der Rückkehr von Berlin wieder hier au und reiste auf der Bayerischen Bahn weiter nach Greiz. — Mit dem Nachtzng 11 Uhr 10 Mm. der Berliner Bahn traf auch Se. königl. Hoheit Prinz Leopold von Bayern wieder von Berlin hier ein und fuhr unter Benutzung der Verbindungsbahn früh Uhr 38 Min. aus der Bayerischen Bahn weiter nach München. — Mit demselben Zuge der Berliner Bahn kehrte auch Se. Exccllcnz dcr NeicükgerichtSpräsidcnl vr. von Simson wieder hierher zurück. * Leipzig, 20. Juni. Dcr Rath unserer Stadt war vom Rath dcr Stadt Dresden ersucht worden, ihn mit Ab cndung einer Adresse an Kaiser Wilhelm II. im Namen der sächsischen Städte mit rcvidirter Städtc- ordnung zu beauftragen. Dcr Rath Kat diesem Ersuchen entsprochen. Dcr Wortlaut dcr Adresse ist folgender: „Allerdurchlaucyligkier. Großmächligstcr Kaffer, Allergnädigster Kaiser und Herr! Wiederum ist da- deutsche Volk von ticjster Trauer erfüllt. Nach langem und schwerem, den sicheren Tod lang sam heransührendcm Leiden folgte Kaiser Friedrich, der Held, der von ungeiheilter Liebe seine« Volkes begrüßt, den deutschen Kaiser- thron bestieg, seinem erhabenen Vater in die Ewigkeit. Kurz war die Zeit seiner Negierung, aber treu und unerschütterlich trat der Hochselige bis zum letzte» Atliemzuge ein sür sein deutsches Volk! Trauernd stchen Eure Majestät vor dem Todlenbette des besten Vaters! Möge der Herrschcrstab, welchen Eure Majestät in jugend licher Kraft ergriffen haben, lange Jahre und unantastbar fest in Euer Majestät Händen ruhen! Möge Friede und Gedeihen des Deutschen Reiche- die köstliche Frucht van Euer Majestät Regie rung sein!" * Leipzig, 20. Juni. Man hat sich vielfach darüber gewundert, baß beim Trauergeläut für den Heimgegangenen Kaiser Friedrich diesmal das Geläute der Thomas- lirche nicht mit rinsällt. Aus eingczogene Erkundigung wird u»S mitgelheilt, daß lediglich bauliche Leränderüngen im Innern des ThurmcS und insonderheit im Bereiche deS Glocken st uhleS das Läuten der Glocken Verbindern, daß aber dafür da» Geläute der Lutherkirche in Stand gesetzt worden ist. * Leipzig, 20. Juni. Zum Gedäcbtniß Sr. Majestät de» hochscligen Kaisers Friedrich IU. veranstalten die sämmllichen Militair-Dereine der östlichen Vorort künftigen Sonntag eine Kirchenparade, welche in der Kirche zu Schöneselb stattsiudel. ES werden sich etwa 30 Militair-Vereine an der Feier bcthciligcn und wird Ort und Zeit dcr Versammlung von den BcrcinS-Dorständen noch spccieU bekannt gegeben werden. — Zu der Notiz in der letzten Nummer, die Beziehungen deS 2. Husaren-Negim. Nr. l9 zu Kaiser Friedrich III. betreffend, wirb uns milgethciit, daß Se. Mas. baS Regiment nicht nur einmal selbst geführt hat. Im Kaisermanöver 1882 führte der Ebcs dcS Regiment» daS Regiment bei Riesa Sr. Maj. Kaiser Wilhelm I. ebenfalls vor. Ü.IVK. Leipzig, 20. Juni. Heute früh endigte ein sanfter Tod die langen, schweren Körperleidcn eines hochverdienten Lehrer- unserer Hochschule, de- ersten Professors der Theo- kogie und Senior- derselben Facultat, vr. tdeol. et vr. plnl. K. Fr. August KahniS, Eapitular (Domherr) deS Hoch- stistS Meißen. Cointbur deS kgl. sächs. AlbrcchtSordcnS. Der Verklärte war schon seit mehreren Jahren durch seine Krank- beit an der Ausübung seiner Lehrberufs gänzlich verhindert. Derselbe stand im 74. Jabre seines der Wissenschast rrsolg- und ruhmreich geweihten LcbcnS. Seit Herbst 1850 gehörte er, vo» Breslau hierher berufen, unserer Universität an, war wiederholt Decan dcr Facultät und vom 31. Oclvbrr 1884 bi< dahia 1865 Rector Magnificu». * Leipzig, 20. Juni. Da» Carteltraqen beurlaubter Landwehr- vez. Neserve-Ossi eiere unterliegt nach einem Unheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 20. März d. I. der Zuständigkeit der Civilgcrichte. — In der Kunsthandlung von Pietro del Vecchio am Markte ist gegenwärtig ein lebensgroßes Portrait (Kniestück) Sr. Majestät dcS Königs von Sachsen» daS der be währte» Meisterhand Richard Konkely'» seinen Ursprung verdankt, ausgestellt. Konkelv'sBilv zeigt unS den allbeliebtcn LandcSvatcr in JiiterimSunijorm, scldmäßig ausgerüstet. — In einem Potsdam, den l6. d. M.. dalirtcn Schreiben au» dem Cabinet I. M. der Kaiserin-Königin Victoria an Herrn vr. Dav. As her bicr wurde demselben aus Befehl Ihrer Majestät AUerhvchstderen Dank für sein am 16. v. M- unter dem Titel „Ein Mailird im Jahre 1888" in Nr. 20 dcr „Allgemeinen Zeitung des JubenthumS" veröffent lichtes Gedicht aus S. M. den eben verstorbenen Kaiser aus gesprochen. * Leipzig. 20. Juni. Der AuShang betreffs des nächsten LandeSverrathsprocesseS ist soeben am schwarzen Brcle deS Reichsgerichts erschienen. Derselbe lautet: „Termin zur Hanplverhandlung vor dem vereinigten 2. uud 3. Stras» enate des Reichsgerichts am 2. Juli fs. >,n Saale dcS hiesigen königl. Landgerichts gegen 1) den HilsSschrciber Max Dietz a»S Slraßburg, Eisaß(Vcrtheidigcr NechlSanwalt am Reichs gericht Vr. Tciß). 2) besten Ehefrau Karoline Dietz Vcrtbcidigcr RechlSanwait am Reichsgericht Hacke), 3) den zäibcrei bescher Karl August Appell auS Slraßburg. Elsaß iVertheibiger Rechtsanwalt am Reichsgericht Haber und Rechtsanwalt Vr. Reinhard auS Slraßburg) wegen LandcL- verralhs bezw. Beihilfe zum LandeSverrath u. f. w." -- Stadt the ater. In der heute im Alten Theater lattsindenden Ausführung dcS „Hüttenbesitzer" gastirt als „Clairc" Frl. Rosa Bayer vom Hostheater in Araun- cbweig. — Tie heutige Siegsried-Aufführung im Renen Theater beginnt ui» sechs Uhr. Wir machen hieraus noch einmal besonder- aufmerksam. — Wir bemerken wieder holt. daß am hcutigcu Tage di« neuen Abonnements bücher der IV. Serie an der Abendcaste dcS Neuen Theater- in den Stunden von 10—3 Uhr zur Ausgabe ge langen. — Zur jetzigen Jahreszeit treten, WaS unsereGarten- restauranlS anlangt, die schönen, schattigen Anlagen dcS hiesigen Restaurants „Zum Stadtgartcn" an der Pro menade recht vortheilhast hervor, zumal der Inhaber. Her: Schmidt, ans eine sorgfältige Pflege derselben seine volle Aiismerksamkcit verwendet hat. Der Auscnlhalt ist daher ein recht angenehmer und kann daS Elablistement nur dem B.- 'uche empsohlen werden. H Leipzig, 20. Juni. In dcr Halleschen Straße ging gestern Lormiltag plötzlich ein Droschkenpscrd durch und zagte mit dcr Droschke nach dem Biiiebcrplatze zu. Unter wegs prallte cö an ein anderes Droschiengeschirr an, wobei dcr Wagen umstürzte, beide Gabeibäumo abbrachcn und das dadurch frei gewordene Pferd weiter jagte, am Blüchcrplatzc aber durch dort haltende Kutscher aufgchaltcn wurde. Der betreffende Droschkenkutscher war vom Bocke hcrab- geschlcudcrt worden und batte, wie eS schien, erhebliche innere Verletzungen davon getragen, so daß er »ach Hanse gefahren werden mußte. — An der Nonnenmühlc sprang um dieselbe Zeit eine 22 Jahre alte hier wohnhasto Handarbeitcrs- edcfrau in die Pleiße, um sich zu ertränken. Sie wurde aber von dort beschäftigten Leuten noch lebend wieder aus dem Master hcrauSgeholt und nachmals ins Krankenhaus cbracht. Eheliche Zerwürfnisse sollen die Fran zu dem schritte veranlaßt haben. — In der Neuen Börse gab cs zcstern Abend bald nach 8 Uhr Feuer lärm und rückte ein ^eucrlöschzug dahin auS. Es war jedoch glücklicherweise nur linder Fcucrlärm und keine Gefahr vörzusindcn. — Von dem Dache eines Neubaues in dcr Albertstraße stürzte heute Morgen ein Stück von der Mansardcnverkleidnng in Folge mangelhafter Verbindung mit dem Seile auf die Ltraßc herab. Zum Glück wurde Niemand dadurch beschädigt. * Leipzig, 20. Juni. Bon der vierten Strafkammer deS hiesigen königl. Landgerichts wurden heute vcrur- tbeilt: l) Karl Heinrich Walter Wenge hier wegen Dieb stahls zu 1 Jahr Gesängniß; 2) dcr Steinsetzer Friedrich Wilhelm Hacke aus Cailnberg wegen fahrlässiger Körper verletzung zn 30 Geldstrafe; 3) der Literat Neinhoiv Hermann Thom aus Bamberg wegen Beleidigung zu l Monat und 4) dcr Maschinenbauer Karl Gottlob JnliuS Witlwebcr auö Tautlcbcn wegen Betrug- zu 3 Monaten Gesängniß. * G a u tz s ch. In der letzen Sitzung deS hiesigen GemeinberalhS fand die Wahl dcS Gemeindcvorstandü statt, da der gegenwärtige Vorstand, Herr Gärlncreibcsitzcr Hille, mit Ende diese- Jahreö auS seinem Amte auszn- schcidcn batte. Bei der Wahl wnrrcn tl Stimmen ab gegeben und es entfielen hiervon 6 Stimmen aus den bisherigen Gemeindevorstand Herrn Hille, während Herr Friedrich Epillner hicrsclbst .5 Stimmen erhielt. Die neue AmlS- periode deS Herrn Hille, welcher die aus ihn gefallene Wahl, vorbehältlich dcr Bestätigung, annahm, gilt aus weitere sechs Jahre. * Freiberg. 19. Juni. Tie vereinigte Freibcrger Studentenschaft beging heute Abend m dem ernst unü würdig anSgcschiniicktcn großen Kaufhaussaaic eine tics- ergreisendc Trauerfeier zu Ebreu des verewigten Kaisers Friedrich. Zu dieser Feier erschienen aus erfolgte Einladung vie Spitzen per königlichen und städtischen Behörden, zahl reiche Mitglieder dcS OsficicrcorpS, Las vollständige Profestoreu- Ccllcgium, sowie viele Berg- uud Hüttcnbcamle, a» ihrer Spitze der NeichStagSabgcordnete Obcrbcrgrath Mcrbach. Während die umflorten Kronleuchter nur ein gedämpftes Lick t gaben, umstrahlten zahlreiche Wachslichter die Büste dcS hoch- seligen Kaisers Friedrich, die unter grünen Blattpflanzen ans hohem Picvcstal stand. Bor derselben halte» sich die Senioren der vier CorpS und die Vorstände der akademischen Ver einigungen mit der Akadcmicsahne und den 4 CorpSsahnen ausgestellt. Ilm 8 Uhr intonirte daS StadtmusikcvrpS den Cböpin'schen Traucrmarsch, wobei die Fahnen und Schläger gesenkt wurden. . Dann hielt Herr Obcrbergralh Professor vr. Winkler die Gedächtnißrede, in welcher er der allgemeinen Trauer Deutschland- über den erlittenen Doppclvcrlust beredten Ausdruck verlieh, die hohen Ver dienste dcS Kaisers Friedrich, dcS Märtyrer- im Purpnr- manlcl, schilderte und dann der hiesigen Sludcntcnschasl sür die Veranstaltung einer von echt patriotischem Geiste ge tragenen, einem wahren HerzcnSbcVürsuiß entsprechenden Feier Anerkennung zollke. Ter Redner schloß mit den Worten: „Noch sind nicht zwei Jahre inS Land gegangen seil jener denkwürdigen Rede, da Kaiser Friedrich bei Gelegen heit dcr sünshundcrtjährigcn Jubelfeier dcr Universität Heidel berg Lehrern und Lernenden die Mahnung zuricf, daß sie im Leben wie in der Wissenschast scslhallen sollten an Wahr haftigkeit, an strenger geistiger Zucht, an Förderung LeS BruderstnnS, damit au» diesem Geist Freimut!', Friedfertigkeit »nv Kraft erwachsen möchten, dem deutschen Volke zum Heile! Nun ist sie stumm, die Lippe, die dieses wahrhast kaiserliche Wort gesprochen; aber da- Wort selbst klingt als ein heiliges Ver» ir.ächtniß m uns weiter, und dieser Nachklang wird unver geßlich sein wie das Andenken an den dem grausamsten Schicksal erlegenen edlen Monarchen, der ein Held war in Kämpfen und im Dulden!" Nach diesen Worten erklang ein Trauerchoral, bei dem die Fahnen und die Schläger wieder erhoben wurden. Hieraus reihte sich die gesammte Studentcn- schast um drei T'scbe und brachte dem dahingeschiedencn edlen Kaiser einen Trauersalamander, an dessen Schluß Hunderte von Gläsern mit einem Schlag in Scherben gingen. Unter den rührenden Schlußaccorden des Chopin'schrn Trauer marsche» löst« sich dann die Versammlung auf.
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