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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-21
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1888
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WkschOlnl täglich . früh S'/, Uhr. Lrt«Nou untz Lr-rdttii« Johannesgaffe 8. Sprechstimdtli der Nedactio«: Vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. s>» V» n-,-i«llNrr pi-milcrint» »acht sich dü «eüL-, »Et »«rdl-tU«. «miah»« »cr »Sr tzte »dch»f»>«e,»« Nnnnner »eM«»»e« Insernte «, «»che»t»se« »ts S Uhr NachMttag«, a« Laon- >«»»SrMagen früh dt»'/,S Uhr. In den Filialen für Ins.-Annahme: ! vtt« Rle»«. Unlversitätsstraßt 1. ' Lauts Lösche. »athart«nstr. 23 pari. ». KSaigSpla» 7. »nr bi« '/.r U»r. - np)lgtr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- and Geschäftsverkehr. Abonnement-prets vierteljährlich 4>/, Mk. iacl. Briogerloha 5 Mk.. darch di« Post - bezogen 6 P». Jede eiazelae Nnmmec M Pf Belegexemplar 10 Ps. «ebührca für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gefalzt) «h«» Poftbesörderung 60 Mk. mit Postoesörderuag 70 Mk. Inserate 6 , Größere — , Tabellarischer Reklamen »nter dem NedactlonSstrich die Zeile 50Pf.,vor denFamtltennachr die Sgcspalttue geile 40 Pf. Juseratr sind stets aa die Vrpedttia» sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praoaumvrnnüo oder durch Post Nachnahme. »» 173. ' Donnerstag dm 21. Juni 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Thetl. » » . - - Velumatmschmg TemSß einer Verordnung de- Evangelisch»Lutherischen LandeSconsisiorium» wird zum EhrengebLchtaiß weiland Sr. Majestät des Deutschen Kaiser» Friedrich Ul. am 4. Sonntage «ach Trinitatis, den 24. lausenden Monats, eia Lraaergottesdieast in den hiesigen evangelisch-lutherischen Kirchen flattfinden. Kür dt« Mitglieder der siimmtlichen Behörden und de» Stadtverordneten-Collegium» werden in der Nicolaikirche, soweit thunlich. Plätze reservirt werden. Leipzig, den 19. Juni 1883. Die Lircheninspecliov für Leipzic Der Tayerinteadeat. Der Rath der Stakt Leipzig. v. Pank. Ür. Georgi. Hentschel. Bekanntmachung. an der Spitze Deutschland» steht, unabhängig ist. Deutsch land, Oesterreich-Ungarn, Italien und England wollen den Frieden auf der Grundlage der bestehenden Brsitzverhältnisse in Europa erhalten, und weil sie e» wollen unv die Kraft haben, ihrem Willen Nachdruck zu geben, sehen sich Frankreich und Rußland genöthiqt, ihre auf Veränderung der Karte von Europa gerichteten Wünsche zu vertagen. Ein Thronwechsel in Deutschland hat eine wesentlich andere Bebcutung al» ein Präsiventrnwechsel oder auch nur ein CabinetSwechsel in Frankreich. Mit dem Rücktritt der leitenden Persönlichkeiten in Frankreich ist stet» die ganze bi» dahin geltende Politik in Frage gestellt; einem friedlich ge sinnten Präsidenten kann ein kriegerisch gearteter folgen, einem vorsichtiglen und gemäßigten Ministerpräsidenten ein Hitzkopf. In Deutschland tragen die gesummten Verhältnisse da» Ge präge der Dauer, eine aus Ueberlieserung und aus klarer Erkenntniß der Landesinteressen beruhende Politik ist von kundiger und sicherer Hand lhatkräslig und systematisch seit langer Zeit geleitet worden, und ihr Erfolg war nicht nur dem Lande selbst segcnbringend, sondern er hat die Billigung de» benachbarten Auslandes in dem Grade gefunden, daß sich der Wegen Herstellung von Rohrverbladungen in der Katha» I feste Zusammenschluß aller dem Frieden zugethanen Bestand« geblichkeit ihre» Thun» gebracht haben, aber Derjenige irrt, ' - - - G ' er da glaubt, daß in dieser Welt immer da» ! Lahre siegen wird. rineostraße und dem Böttrhergä'ßchen wird da» letztere von Donnerstag, den Li. dsS. MtS. ab auf di« Dauer der etwa 4 Tage in Anspruch nehmenden Arbeiten für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 19. Juni 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 4871. vr. Georgi. Hennig Ausschreibung. Für den Neubau de- Polizei-Gebäude» Hierselbst werden 1) die Maurer-Arbeiten, 2) « Schmiede- und Walzeisen-Arbeiten, 3) - Wasserleitung»- und EutwässcrungS-Arbeiten, 4) - Asphalt-Arbeiten hierdurch ausgeschrieben. ArbritSverzeichnisse und Bedingungen können auf unserem Bauamte, RathhauS, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, gegen Hinterlegung von je 2 »Al für die Arbeiten unter 1—3 und von je 1 für die Arbeiten unter 4 entnommen werden. Die Gebote sind versiegelt und mit der Ansschrift „Neubau Polizei-Gebäude—Maurerarbeiten re." bis zum 11. Juli d. I. daselbst einzureichen. Wlr behalten uns die Auswahl unter den Anbietenden, bezw. auch die Theilung der Arbeiten, sowie Ablehnung sämmtlicher Angebote vor. Leipzig, den 19. Juni 1833. DeS NathS der Stadt Leipzig Ib. 2557. Baudeputation. Bekanntmachung. Die Ausführung 1) der Zimmerarbeiten, 2) der Schteferdeckerarbeitru, 3) der Klempnerarbeiteu für da» (?rh und da» A bassiu bei dem Erneuerungsbau der I. Gasanstalt ist vergeben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Bewerber hierdurch ihrer Angebote entlassen. Leipzig, am 20. Juni 1838. De» RathS der Stadt Leipzig Deputation zu den Gasanstalten. Dkldoerpachtung. Zur Verpachtung der der Stadtgemeind« Leipzig ge- hörigen Felvparcellcn 1) Nr. LS« de» Flurbuch» für tkouuewt-, an der Kaiserin Augusta-Straße östlich der SUdstraße. von 12 kn 47,7 n --- 22 Acker 164 Quadrat-R. und 2) Nr. «84 de» Flurbuchs für Ltudenau, sog Schildwiese, von 67,5 n -- I Acker 66 Ouadrat-R. Flächengehalt auf die » Jahre 188« di- mit 18«7 zum Feldbau mit Ausschluß jeder anderen Benutzung-weise be raumen wir aus Dienstag, den S. Juli ds». IS., Vormittags 11 Uhr, RathhauS, 1. Etage, Zimmer Nr. 16, einen Versteigerung»« termin an. Di« Versteigerung»« und DerpachtungSbedingungen nebst den betr. Situation-Plänen liegen in der Expedition unserer Oekonomie»Inspektion, Johanni-Platz Nr. 9, zur Einsicht, Nähme au». Leipzig, den 19. Juni 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Een austorgebäude, daS Scrnbbergebäude mmoniakwasser- und LheervorrathS« Id 14SS. vr. Georgi. kerutti. LSnlgl. SSchs. Standesamt. Lennerstag »en -1. diese« Monats werden wegen Reinigung > der Lokale nur Vormittags von 8 bi» 11 Uhr Anmeldungen 1 entgeg,»genommen. Leipzig, den 18. Juni 1888. Ter StandeSteamte: Trinckler. ^erMieker LeÄrksverein IHpTiA- 8ta6t. Sltrnnx am 21. sunt, Xbens, » Udr, lw 8»»I« »er l. »Nrxersekol«. r»go,oräunug: 11 Kagiadrnmle. 2) Waitarberntkuvg äer Ltnockeoorckvung. vr. Keabert. Nichtamtlicher Theil. Jur Gesammtlage. Au» der tief schmerzlichen Erregung, in welche di« civilisirle Welt der ganzen Erde durch den Tod Kaiser Friedrich'« ver setzt worden war, hat sich al» Frucht eine allgemeine Stärkung tbeile der europäischen Völker daraus ergeben hat. Der FriedenSgedanke hat dadurch in Europa eine Kraft gewonnen, daß er die ihm feindlichen Elemente gleichfalls zwingt, Frieden zu halten, so sehr sie ihm auch abhold sein mögen. Wir dürfen da» ohne Selbstüberhebung einen Triumph der deutschen Politik nennen, um so mehr, als vom Leiter der auswärtigen Politik Oesterreich-Ungarn- noch vor wenigen Tagen öffentlich ausgesprochen worden ist. daß der europäische FricdenSbund seine Kraft durch unveränderte» Fortbestehen trotz zweimaligen Regierungswechsel» in Deutschland unirider leglich dargethan hat. Frankreich und Rußland beugen sich der Wahrheit diese« Ausspruches, wenngleich widerwillig und unter dem Grollen ter öffentlichen Meinung. Frankreich nimmt die Miene an, al» ob mit Kaiser Wilhelm II. ein junger Heißsporn aus den Thron gelangt wäre, der eifrig nach der Gelegenheit späht, um KricgSruhm zu erwerben, und Rußland fühlt sich dadurch gekränkt, daß Oesterreich-Ungarn militairische Vorkehrungen trifft, um die Ansammlung russischer Truppen an seiner Ost grenze unschädlich zu machen. Die Kundgebungen der vffent lichrn Meinung beider Länder bewegen sich aber innerhalb bescheidener Grenzen, sie gehen nicht darauf au-, die Spannung der Lage bis zum Bruch zu treiben, sondern sie machen nur ihrem gepreßten Herze» Luft. Die mühsam verhaltene Wutb darüber, daß beide nicht so können, wie sie wollen, dringt auS allen Aeußerungen der Presse hervor. ES ist klar, daß die gegenwärtige Zurückhaltung nicht da» Ergebniß eines Verzichts aus ihre Wünsche ist» sondern daß sic nur die Zeit lage nicht für günstig halten, um zur That zu schreiten. Voraussetzung der Fortdauer dcS Friedens ist nach wie vor eine Rüstung der Friedensmächte, welche denen der aus Friedensstörung bedachten Mächte LaS Gleichgewicht hält Wäre dem nicht so, dann hätten sich die Delegationen Oester reichs und Ungarns nicht so leicht und einstimmig bereit erklärt, die Forderungen der gemeinsamen Regierung zu be willigen. Noch am 18. Juni sagte Gras Kalnoky im Budget auSschuffe der ungarischen Delegation, man könne die politisch Lage nicht anders charakterisiren, als daß deren fortdauernde Unsicherheit alle Mächte zwinge, in der Stärkung der eigenen Wehrmacht de» besten Schutz gegen Gefahren unv die beste Sicherung des Friedens zu erblicken. Wollte man sich in dieser Beziehung einer grundlosen Vertrauensseligkeit über laffen, dann würden die verhängnißvollen Folgen nicht auSbleiben. Die Eindrücke, welche die neue Lage herbeigesührt hat, sind noch zu frisch, al- daß man sie aus ihre Nachhaltigkeit hätte prüfen können, aber so viel ist schon jetzt erkennbar, daß sie der Erhaltung deS Frieden» günstig sind. Rußland bringt dem jungen deutschen Kaiser die besten Hoffnungen entgegen, und seine Regierung ist demgemäß bemüht, ihn durch Erweisung von Aufmerksamkeiten für sich zu gewinnen DaS ist für den Augenblick sehr erfreulich, aber dadurch wird daS Verhalten Rußlands zu Oesterreich - Ungarn nicht verändert, und darum bandelt cS sich doch für Ruß land, wenn eS seine Zwecke auf der Balkanhalbinsel erreichen will. „Die meisten Balkanvölkcr sind bereit» zu der Einsicht gekommen, daß die Bestrebungen Oesterreichs aus der Balkan Halbinsel auch ihnen zum Bortheil genickten." Mit Liesen Worten Kalnoky'» ist die Richtung der Politik Oesterreich Ungarn» auf der Balkanhalbinsel klar vorgezeichnet, und daran kann die sreunvsckastlichste Gesinnung Kaiser Wil hclm'S II. für Rußland nicht» ändern In dem kurzen Zeitraum von wenig mehr als drei Monaten drängen sich Ereignisse zusammen, welche eine »ack> menschlichem Ermessen eine Reihe von Jahren umsassende Zeit hätte ausfüllen müssen. Europa hat noch kaum die sich au» dem Thronwechsel vom 9. März ergebenden Ber äiiverungen sestzustellen vermocht, und schön wieder if die Welt durch ein folgenschweres Ereigniß erschüttert worden. Wer den bestehenden Zustaad aufrecht zu erhalten bedacht ist. wird durch solche Ereignisse, wie sie der Tod kaser Wilhelm'- I. und Kaiser Friedrich'» darstellt, in einem moralischen Gleichgewicht nicht gestört, wohl aber olche, die auS der Veränderung der Lage für längst ge hegte Pläne Nutzen zu ziehen bestrebt sind. Wenn eS sich nun zeigt, daß kein auch noch so erschütternde» Ereigniß star! enug ist, um die bewährte Grundlage der europäischen Friedenspolitik zu verändern oder gar auS den Fugen zu bringen, so ist eine solche Erfahrung wohl geeignet, weit gehenden Erwartungen eine Grenzlinie zu ziehen, den Ur hebern und Förderern hochsabrender Pläne zum Bewußtsein ru bringen, daß sie Unmögliche- anstreben und daß sie sich bc scheiden müssen in ihren Wünschen und Hoffnungen. Die gegenwärtige Gestalt der europäischen Verhältnisse i nicht der Art, daß sie im Handumdrehen in ihr Gegentheil verkehrt werden könnte. Die Anspannung der Wehrkraft Europa» ist daS Ergebniß einer ganzen Reihe von Frieden» fahren mit verstärkter KriegSrüsiung. Ist daS Bewußtsein bei den Haupturhebern dieser Rüstung znm Durchbruch gekommen, daß sie mit allen ihren Anstrengungen und Opfern an Geld und Arbeitskraft doch nicht zum Ziele kommen tonnen, dann ist der Krastverbrauch de» friedlichen Europa» nicht vergeblich gewesen, dann hat die alljäbrlich verstärkte setzt worben war. hat sich al» Frucht eine allgemeine ivlürlung > mar vergeblich gewesen, dann hat vie alliavrlich verslartte de» Frieden-bedürsnisse» unv >m Zusammenhang damit auch I Rüstung wirklich den Zweck gehabt, den bestehenden Zustand eia« größere Zuversicht auf Erhaltung de» Friedens I zu erhalten und zu befestige». Di« Erfahrungen der letzten entwickelt, als noch vor Kurzem bestand. ES hat weder in I Wochen und Monake, die Stetigkeit ber Fortentwickelung Frankreich, noch in Rußland seinen Eindruck verfehlt, daß der »d der europäischen Eentralmiichte von der Person, welche aus der biSberigen Grundlage müßte nach menschlichem Ermessen die Friedensfeinde endlich zur Besinnung der Ber ule, da» Leipzig, 21. Juni 1888. * Nach der „Post" hat der Kaiser am Dienstag um Uhr den Oberpräsidentcn der Provinz Posen, Grafen on Zedlitz-Trützschler, empfangen. * Eine wichtige Entscheidung hat da-preußische Ober verwaltungsgericht bezüglich der Betheiligung von Beamten an der Wahlagitation der Oppositions parteien in einem Erkenntnisse getroffen, welches in diesem puncte die Entscheidung eines hannoverschen KreisauSfchusse» gegen einen Gemeindevorsteber abänderle. Ein Gemeinde vorsteher hatte an einer Wählervcrsammlung der deutsch hannoverschen Partei bei den letzten Wahlen unter den Leitern dieser Partei t Heilgenom men, auch in derselben Flugblätter unter die Anwesenden verlheilt. Im Gegensätze zu dem KreiS- auSschuß hat in diesem Puncte daS OberverwaltungS- zericht anerkannt, daß dem Gemeindevorsteher „wegen eine» Eintretens für die deutsch»hannoversche Partei und wegen Theilnahme an der Wählerversammlung u L. eine diSciplinarisch zu ahnende Verfehlung nickt zur ,'ast gelegt werben könne, weil den unmittelbaren Staats beamten die außerordentliche politische Thäligkeit auch im Interesse einer Oppositionspartei nicht unbedingt und nicht unter allen Umständen durch die Pflichten ihre« Amte» vrr» agt sei. Eine Verletzung der letzlern liege nur dann vor, wenn der Beamte bei jener Thäligkeit gegen die Pflicht .rücksichtsvoller Achtung" gegenüber den Staatsbehörden oder Staatsbeamten verstoße, oder zu offenbar ungerechten oder unwahren Behauptungen oder Angriffen übergehe, oder gar bewußt die Bestrebungen einer Partei fördere, welche grundsätzlich die Grundlagen der bestehenden Recht»- oder Staatsordnung angreise. Daß einer dieser Fälle bei dem bewußten Vorgänge Vorgelegen habe, sei nicht sestgestrllt". * Am Montag Nachmittag ist zu Berlin an einem Schlagansall der frühere langjährige Verleger der .BolkS- zeitung", ehemaliges Mitglied deS Reichstage» und des Land tages, Franz Duncker, gestorben. Geboren am 4. Juni 1822, besuchte er da» königliche Realgymnasium in Berlin, ludirl« in Berlin Philosophie und Geschichte und widmete sich sodann dem Buchhandel. 1848 war Duncker Hauplmann einer Bürgcrwehr-Coinpagnie. April 1853 lauste er die vo» A. Bernstein 1849 begründete .Urwählerzeitung' und ließ, als diese unterdrückt wurde, eine Fortsetzung derselben mit dem Titel .BolkSzeitung" erscheinen. 1859 war Duncker an den sogenannten .Eisenacher Beschlüssen" betheiligt, sodann in Frankfurt a. M. an der Begründung de» deutschen National- vercinS, dessen Ausschuß er m den späteren Jahre angchörte. 1861 war der Verstorbene Mitbegründer der deutschen Fort schrittspartei und gehörte lange Jahre dem Centralwahlcomitö derselben an. Die Stadt Berlin entsendete Duncker mehrere Legislaturperioden hindurch in Len Landtag und den Reichs tag ; hier vertrat er de» 5. Wahlkreis. Kurz nach seiner am 10. Januar 1877 abermals erfolgte» Wiederwahl zum ReickS- tag-abgeorvncten legte er seine Mandate au» damals viel erörterten persönlichen Gründen nieder. Neben seiner politischen Thäligkeit hatte Duncker sein Augenmerk aus die Verbesserung der Lage der arbeitenden Elasse», namentlich aus die Unter stützung der DildungSbcstrebungcii derselben gerichtet. Bon 1865 bi» AuSgang der siebcnziger Jahre war der Verstorbene Vorsitzender deS großen Berliner Handwerkervercin». * Der Tod de» Kaper» Friedrich hat in Peters burg einen mächtigen Eindruck gemacht: man trauert nicht auS persönlicher Theilnahme für den nahen verwandten des Kaiserhauses und für den bewundernSwerthen Dulder, sondern wegen des Scheitern- der Hoffnungen, welche man aus den Gegensatz zwischen den, Fürsten BiSmarck und der Umgebung veS sterbenden Kaiser» gesetzt hatte. Anzeichen eine» besonderen Wohlwollen» für Deutschland darf man also nicht darin erblicken, wenn die russische Presse, besonder» die extrem- panslawistische, dem Verstorbenen äußerst sympathische Nach ruse widmet. Der deutschfeindliche „Swjet", der beim Tode dcS Kaiser- Wilhelm einen frechen Artikel brachte, in welchem gesagt war, Rußland ehre auch seine Feind«, erscheint heute in Trauerrand und bring! einen begeisterte» Nachruf, in welchem zugleich die Regierung de» Kaisers Wilhelm II. an« gegriffen wird. Von der qesammten Theilnahme kann man sagen: Man merkt die Äbsicht und man wird verstimmt. Sehr gespannt ist man auf die Entwickelung, welche die deutsch-russischen Beziehungen in Zukunft nehmen werden Man befürchtet vielfach, daß wieder die nämlichen Verhält niffe eintreten werden wie in den letzte» Negierungsjahren deS Kaiser» Wilhelm. Einige Blätter dagegen jubeln über den Untergang des englischen Einflusses in Berlin. Die „Nowoje Wremja" verlangt, daß die europäische Diplomatie jetzt auS der Unsicherheit heraustrete und mit offenen Karlen spiele. * Ueber eine durch ihren ungewvbnlichen Verlauf aus gezeichnete Audienz, welche der in Vertretung de» beur laubten Frbrn. v. Radowitz mit der Leitung der deutschen BolschaflSgeschäste in Konstantin opel betraute Butarrsler Gesandte Vr. Busch kürzlich beim Sultan hatte, wird au» Konstantinopel berichtet. Ta» Gespräch wurde ansang», wie üblich, durch die beiten Dragoinane geführt, bald aber sprach der Sultan den der türkischen Sprache mächtigen Gesandten türkisch an, und fortan wurde die Unterhaltung in dieser Sprache geführt. I» dem Berichte wird Hervorgehoben, daß dir- vielleicht da» erste Mal war, daß ein Vertreter einer Großmacht sich unmittelbar mit dem Sultan zu unterhalten vermochte, daß in Folge diese- Umstande» aber auch die Audienz einen besonder- herzlichen Verlauf genommen habe. * Wieder sinkt ein Helfershelfer de» napoleonischen Staats streich» vom Jahre 185t in» Grab: Eharlemagne Emile de MaupaS ist, wie man der .Vossische» Zeitung" au» Pari» meldet, am Montag im Aller von 70 Jahren ge storben. St. Arnaud, Money, Rouher unv Fleury sind schon vor Jahren gleich ihrem ehemaligen Gebieter au» dem Leben abberusen worden; MaupaS, der Polizeipräsect des Staatsstreich», ist der letzte jener kleinen Gesellschaft von Soldaten unv Beamten, die damals die Hauptrolle spielten und da» Gelingen deS Verbrechen» ermöglichten. MaupaS war 'eS. der in der Nacht auf den 2. December t85l Vie Verhaftung der Volksvertreter und Generale anordnele, die al« Li« entschlossenste» Feinde Napoleon'» belannt waren. Dann zum Minister der allgemeinen Polizei befördert, führte er in Frankreich ein UeberwachungSsystem ein, wie e- vor und nach ihm in diesem Jahrhundert kaum wieder auSaevbt worden ist. Die Presse war unter ihm aus» Schmählichste geknebelt und einmal, 1853, war er schon im Begriff. 2t Personen, darunter mehrere Journalisten, ohne jegliche Berurlheilung nach Afrika tranSportiren zu lassen, eine Absicht, die nur durch da« entschlossene Auftreten Girardin'S vereitelt wurde. Später war er Gesandter in Neapel, Senator unv Präsect in der Provinz, bl» er sich nach Napoleon'» Sturz »n da» Privatleben zurllckzog. Bor einigen Jahren brachte er sich noch einmal in Erinnerung, indem er seine Denk würdigkeiten veröffentlichte, in denen er den traurigen Mut^ »atle, den Staatsstreich zu rechtfertigen. ^ * lieber da» Resultat der demokratischen Nationgl- convention in St. LouiS äußert sich jetzt, vom Staüd- puncte der „Unabhängigen" auS, die „New-Borker HandelSzeitung". Nachdem Cleveland'S vorzügliche Cigen- chosten hervorgehoben worden, heißt eS dort weiter: Indessen nahmen die Demokraten nicht mit Unrecht an, das, Llcveland allein diesmal nicht im Stande sein werde, ver Parte» um Siege zu verhelfen, und deshalb haben sie den greisen Ex senator Thurman al» zweiteo aus den Wahlzcttel gestellt. Diese Handlungsweise war eine durchaus diplomatische. Allen G. Thurman ist zwar eigentlich zu alt und körperlich nicht mehr rüstig genug, um da» ihm zugedachte Amt zu bekleiden, in welchem er leicht dazu berufen werden könnte, de» Präsidenten zu ersetzen, doch genieht der Mann, der sich stet» in seiner öffentlichen Lausbahn al» tüchtiger StaatSmaon und Lharakter von unzweiselhaklec Integrität bewiesen, großes und verdiente» Än- ehen bei allen Parteien deS Lande». Somit calculirtea die demo kratischen Führer, daß viele Bürger, welche vielleicht au» der eine» oder anderen Ursache die-mal nicht wieder sür den demokratischen Präsidenlschostscandidateu gestimmt haben würden, durch die Aus stellung Thurman'» dazu veranlaßt werden möchten. In dieser Voraussetzung dürsten sich die Demokraten noch kaum getäuscht haben, denn namentlich sür die ältere Generation hat der Name de» greisen ExsenatorS einen guten Klang. Bei der von der Lonveotion erlassenen Prlncipieu-Erklärung, dem sogenannten Programm der Partei sür die bevorstedeude Campagne, t ändelt eS sich natürlich in erster Reih« um die Stellung der Demokratie gegenül-er der Frage der Revision deS Zoll- Tarifs. Da die Partei Lleveland wieder za ihrem Bannerträger erkoren, mußte sie selbstverständlich auch seine Ansichten bezüglich der Larif-Jrage indossiren und da» ist denn auch geschehen. Die Convention bat sich mit den von Herrn Cleveland in dessen letzter JahreS-Botschoft an den Longreß betreffs Verminderung der RegierungS-Einkünsle ausgesprochenen Empfehlungen einverstanden erklärt und sich für Annahme der gegenwärtig im Loaqresse schwebenden MillS'schen Tarif-Bill ausgesprochen. Merkwürdiger Weise ist in der Principien-Erklärunq der seiten» der gegenwärtigen Administration befolgte» Politik in Bezug aus die Reform de» Civil- diensteS nicht die Erwähnung geworden, welche man von der Partei zu erwarten berechtigt war. ES ist die» eia deutlicher Beweis dafür, daß die Demokraten, im Grunde genommen, nicht viel von der Tivlldienst- Reform halten, und daß sie noch immer an dem alten verderblichen Princip, „dem Sieger gehört die Beute", hängen. Im Uebrigen ist das demokratische Parlei-Progeamm als solches kein übles und entsprich! seinem Zweck. Einen besonderen Eindruck aus die Stimmgeber des Landes, namentlich aus die Geschäftsleute, macht eine derartige Principien-Erklärung heutzutage nicht mehr. Jede Partei pflegt da die schönsten Versprechungen zu machen, welche indessen später selten eingelöst werden. So ist eS z. B. schon häufig in Bezug auf die Taris-Angelegenbeit der Fall gewesen, und auch diesmal werden die Bürger wenig aus die diesbezügliche Erklärung der demolratischen Partei geben, ehe sie nicht leben, daß der Congreß etwas Ent scheidende« betreffs der Torif-Revislon thut. Da» demokratische aht-Programni liegt nunmehr vor dem Volke; man darf wohl gespannt aus dasjenige sein, welche- die Republikaner in ihrer dem nächst in Chicago statlfindcndcn Convention ausstclleu werden. * AuS Brüssel verlautet, der König habe die Nachricht vom Tode Stanley'» erhalten. Trauerkundgebungen beim Tode Kaiser Friedrichs III. * Wir bringen die folgenden weiteren Trauerkund- gebungen gelegentlich des ÄbscheidenS Kaiser Friedrich'« zum Abdruck: * Berlin, 19. Juni. In Folge des HioscheidenS Sr. Majestät de» Kaiser» und Königs Friedrich Hl. sind dem hiesigen Magistrat noch von folgenden Städten BeileidS-Telegramme zugegangcn: aus Znaim, Randazzo, Monovoli, Pistoja, Pmzzarmeriua. * Karlsruhe, 19. Juni. Bei dem heutigen Wiederbeginn der Verhandlungen der zweiten Kammer hielt der Licepräsident Friedrich eine Ansprache, in welcher er der Trauer um den Heimgang Sr. Majestät des Kaisers Friedrich Ausdruck gab. Die Sitzung wurde sodann geschlossen. * Weimar, 19. Juni. Bei dem beute stattgehabten Trauer. golleSdienstc sür den hochseligen Kaiser Friedrich waren anwesend: die Großherzogin, die Erbgroßherzogin, die Prinzen, der preußische Gesandte von Derenthall, sowie Vie Spitzen der Civil- uod Militai» bchörden. * Pest, 19. Juni. (Oberhaus.) Der Präsident Baron Viy widmete dem Heimgang de» Kaisers Friedrich einen Nachrus: Man werde schwerlich in den Annalen der Nationen einer Katastrophe be gegnen, welche solche Theilnahme in der ganzen civilisirtea Welt ge- sunden, wie die leider eingetretene. Der Heimgegangene Bundes genosse unsere» erhabenen Königs und der Monarchie habe sich trotz seiner kurzen Regierung rin gesegnete-, bleibende» Andenken zu sichern gewußt. Wir da» hohe Haus der Magnaten anläßlich der Ableben« Sr. Majestät de- Kaiser« und König« Wilhelm seine Theil- nähme bekundete, so wollen wir anläßlich de- Hiatritt« seine- er- lauchten Nachfolger« ein Gleiche- thun. (Lebhaste Zustimmung.) Lassen Sie uns dober feierlich, eines Sinnes, eines Herzens a»s- sprechen, daß die Mitglieder deS hohen MagnatenhouseS, an ihren bisherigen Gefühlen sesthaltend, auch bei diesem Anlasse den innigste» Aiithell nehmen an der tiesen Trauer de» deutschen Reiche«. Nich allseitiger Zustimmung seitens de« Hauses wurde der Ministerpräsi- dent ersucht, den Ausdruck der thetlnahmSvollen Trauer der Regierung des deutschen Reiche» zur Keantniß zn bringen. * Bern. 19. Juni. Die heutige Sitzung de« StäaderothS wurte von dem Präsidenten Schoch derselben mit folgenden Worten eröffnet: „Gestern ist in der Friedenskirche zu Potsdam Kaiser Friedrich von Deutschland beigesetzt worden, nachdem ihm der Tod am 15. d. M. die Erlösung von langem Leiden gebracht hatte. Der Kaiser an dern Haule Oesterreich, welcher in der ersten Periode deS deutschen Reiche- den Namen „Friedrich III." sührtc, war 53 Jahre hindurch Träger der Krone; aus dem Haupte de< edlen Sprossen au« dem Stamme der Hohenzollern Hot sie nicht einmal doppelt so viele Tag« geglänzt; und diese kurzen Herrschrrtage waren noch dazu ebenso viele ichwrrc SchmerzrnSiage: eine tückische Krank- heit hatte den herrlichen Kern im Mark getroffen, und so sank er, der vorher so hoch und prächtig emporragte, in der Vollkraft der Jahre zusammen. Kaiser Friedrich hat eia leuchtende- Beispiel gegeben, wie derb« Leiben mit Ergebung und MauneSmuth zu tragen sind. Ehren auch wir die Heldenhastigkei», di« er nicht nur aus Schlachtfeldern, sondern besonder- auch auf seinem eigenen schwere» LeideiiSganqr bewiesen hat! Geben auch wir dem Geladle der herzlichen Theilnahme on den Leiden, von welchen das Herrscher haus de« großen deutsche» Reiches betroffen worden ist. Ausdruck! Ich eriuche Sie, meine Herren, sich zu Ehren de- weiland Kaiser Friedrich'« von den Sitzen zu erheben."
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