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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-21
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1888
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* Belgrad, IS, Taut. Da» „Amtsblatt" ver-ffeatlicht die Anordnung dev König», wonach sür Kaiser Friedrich die Hoftrauer aas vier.Wochen äftberoumt wird. * Manchester, 19. Juni. Der Bürgermeister richtete a» Se. MajestSt den Kaiser Wilhelm ei» Schreiben, flu welchem er der liefen Trauer TlöSdruck giebt, welch« die Bürger Manchester» empsanden, als die Nachricht von dem Hinscheiden Kaiser Friedrich'» eiutras; er, <dcr Bürgermeister) bittet die göttlich« Borlehnag. sie möge Sr. Majestät tu der gegenwärtigen PrüsungSzeit Trost gewähren. Ferner, sind in Berlin eine neue Reihe von Depeschen anläßlich deS TodeS weiland Sr. Majestät deS Kaisers Friedrich eingegangen, die wir im Nachstehenden veröffent licht: „D^ie Deutschen von Sumatra» Westküste: DieDevtlchen von Sumatra» Westküste bekunden ihr tiesgesühlte» Beileid anläßlich des Tode» Sr. Majestät Kaiser Friedrich'»." „Die Deutschen in Kairo: Die. gar Trauerseier um ihren ratsch!"seaeo Kaiser versammelten Deutschen Kairo» bitten Eure Durchlaucht, de" kaiserlichen Majestäten dcu Ausdruck alleruaterihänigsten Beileid» zn Füßen zu legen. Ihrem regierenden Herrn auwandelbare Treue gelobend, erflehen sie Botte» reichsten Segen sür Se. MajestSt und Seine Regierung." . „Die Deutschen in Peuang: Die Deutsche» in Peaang bitten, deu kaiserlichen Majestät,» und der' kaiserlichen Familie deu Ausdruck ihrer ehrfurchtsvolle» Theil- uabmr au» Anlaß des TodeS weiland Sr. Majestät Kaiser Friedrich'- zu unterbreiten.!' ADie'.delltsche Eolonie in Birmingham: Die deutsche Kolonie in Birmingham giebt ihrer tiefste» Sym pathie mit' der kaiserlichen Familie und der Nation Ausdruck." " „Die deutsche Lolonie in Rustsckuk: Die deutsche Eolonie ia Rustschuk bittet Euere Durchlaucht, deu tiesgefühltesten Schmerz und das innigste Beileid über das Hia- scheideo Sr. Majestät deS Kaiser- and König» zu übermitteln." „Die deutsche» UutversitätS-Lehrer tu Tokio: Mit dem gelammten Vaterland« trauern die deutsche» Posistoren an dir hiesigen Universität: Professor Eggert, Dortor Rüste und Doctor Rieß." „Die Deatsche» Port Elizabeth'»: Die Deutschen Port Elizabeth'S vereinen sich tm Ausdruck tiefster Trauer um da» Hiuscheidr» ihre» geliebten Kaisers Friedrich. Bott segne Kaiser Wilhelm." „Die Deutschen in Wladiwostock: Die Deutschen in Wladiwostock bitten Euere Durchlaucht, dem Kaiserhaus« anläßlich so derber SchickjalSschläge die Gefühle tiessteu Schmerzes und treuester Anhänglichkeit auSdrücke» zu wolle«." „Die Deutschen Nikolajew'S: Die Deutschen Nikolajew'S in tiefer Trauer um da» Dahla« scheiden Seiner Majestät des erhabenen Kaiser- Friedrich bitten Euere Durchlaucht, Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm U. und der hohen kaiserlichen Familie ehrsurchtSvollst ihren schmerz und ihr tiefgefühltes Beileid auSzudrücken und die Versicherung ihrer uuwaadelbaren Treue und Ergebenheit." ^„Die deutsche Eolonie in Santo» (Brasiliea): Die deutsche Eolonie ia SaatoS bittet Euere Durchlaucht, der kaiierlichcn Familie Gefühle innigster Theilaahme auSzufprcchcn." „König George in Tonga: Der Minister Baker in Sydney übermittelt folgender Tele gramm: „König George in Tonga spricht sein tiefempfundenes Beileid anlaßlich.des schmerzlichen Verlustes au-, deu Deutschland durch den Tod feine» Kaiser» erlitten hat." „Die Deutsche» Puebla'»: Mit tiefstem Schmerze erfüllte unS die Trauerbotschaft von den» Heimgänge unsere- geliebten Kaisers. Gott tröste da» kaistr- liche Hau- und beschütze uaser theure- Vaterland!" dL„„D.ie Deutsche» in Mailand: Bon Ntuem hat schwere» Unglück da- Vaterland beimgesllcht: mit lauter. Klage steht La» deutsche Volk wiederum am offenen Grabe des heißgeliebten Kaiser». Nicht ia der Zeit de- Glücke-, in schwerer Prüsnoa bewährt sich die Seeleastärke eine» Volke-. Mit dem Schmerze paart'sich.Hoffnung und Zuversicht. Hoffnungsvoll blicken wir aus den erlauchten Erben des Kaiferthrone«, und mit Zuversicht erfüllt nä ßen Kanzlers/.Mit ihm, dem erprobten Banner» tu Mailand: „ES lebe der Name de» groß. träger de- RmheS, tttsen die''Deutsche» der Kaiser!"" „Hie Deutsche»^» Helsiugsor«: Die hler^ebcnbert Deutschen bitten Euere Durchlaucht, dem er- lauchtto Kajserhaüle die'ersurchtLvollste, tiefempstmdeue Theilaahme übermitteln zu wollen." L'HDie Deutsche, i» Bucara«a»go: A A^iestgen DeutscheiKgeoea ihrem tiessteu Beileid ehrsarcht-vollst „Die^Dieuische, in Sa» Paolo: -Die hiesige deutsche Lolonie bittet Eure Durchlaucht» der erlauchteu kaiserliche» Familie das tiesstempsondene Beileid und deu Lu-druck treuester Ergebenheit übermitteln zu wollen." ^s,Termoli, 18. Juni. Schmerzersüllt betrauern der Smdaco und die Bürgerschaft de» Hingang de» großen Friedrich, de» Freiheit-Helden und Freunde» Italien», der mit hoheozolleroscher Pflichttreue Weisheit und schöne Menschlichkeit verband." ^ „Washington, 18. In»!: Heute fand znm Sedächtuiß Sr. Majestät de» hochseligeu Kaiser» eia Trauergotlerdicnst in der deutschen Kirche statt, welchem der Präsident der Vereinigten Staaten mit den LabiaetSmitgliedern, da» diplomatische Corps, die deutsche Eolonie und zahlreich« Personen von Distinktion beiwohnten." . „Der deutsche Club in Eiuciaaati: Der hiesige literarische Club übermittelt der kaiserlichen Familie und, dem deutschen Volke sein tiesgesühlte» Beileid au dem schweren Verluste, de» liebevollen Vater» und Gatten, de» großen Feldherr» oad treuen und edlen Fürsten." Der Rector »<r Universität Pavia a» de» Fürsten v. Bismarck: „Lu oom äu, «äoat aonäömigns äa I'niüverait» äs k»vie j'sapnms ä Votrs Lttswo les »entiweuta ck» prokooäe ckoulenr cansba. pur I» wort cks 8a IlajertS l'Lwperenr b'rSiiLrie, ami üs ootro Loi et äs votrs 6stta univerait» pattioips »veo iMpa^lüs an äeuil gui evcoro ava toi» trapp» ia ä^uaatis et I» oatioo äUewaväs. äei Ooiäiee." Der kaiserliche Geuerakroasak t, Budapest meldet: „Der Präsident de» uagarischea Maguatenhause» hat In der heutigen Schaag anläßlich de» Ableben» Sr. Majestät deS Kaisers und Königs der tiesstcn Theilaahme in sehr herzlicher Weise Aus druck gegeben." k Jur Lage. c** Berlin, lg. Iani. Die herrlichen Königsworte, welche gestern Nachmittag an allen Straßenecken angeschlagen wurden, wirkten überaus wohllhuend auf die Gemttther. Bi» sväl Abends umstanden dichte Menschengruppen die Placale. Wenn auch mit feuchtem Auge, so doch gehobenen Herzen» erwiderten Hunderttausende da- Gelübde unsere» Kaisers: Treue um Treue! . Und so. ist der Eindruck der Pröclämätion überall und er spiegelt sich wieder in der Presse von Kauz Deutschland. Es freut un» innig, constatiren zu können, daß wir hier keinem Parteiunterschied begegnen, daß vielmehr alle politischen Richtungen Zusammentreffen in dem Anerktnatniß: wir sind dem Kaiser Liebe und Treue schuldig. Möge e» immer so bleiben! Mil feinem ersten Schritt hat auch der Kaiser alle Ver dächtigungen zu Schanden gemacht, welche in der deutsch- scindlichen Presse auSgestrcut worden waren. Kaiser Wilhelm II. will und wird seinem Bolle ein milder und gerechter König sein, er will und wird der Bater der Armen sein, er wird seine ganze Kraft daran setzen, da» große Vermächtnis Kaiser Wilhelm'» I., da- in jener herrlichen Botschaft nievergelrgt, zur Durchführung zu bringen. 3m klebrigen wird da» RegierungSprogramm. welche» der Kaiser in der Proklamation in großen Zügen gezeichnet, in den Thronreden bei Eröffnung der Parlamente weiter auSaesührt werden. Man ist in parlamentarischen Kreisen der Ansicht, daß die Sessionen de» Reichstag« und de» Land tags nur je zwei Tage in Anspruch nehmen werden. Es versieht sich von selbst, daß beide Körperschaften durch den Kaiser in Person eröffnet werden. Die Mitglieder der Parla mente werden sich zu diesem historischen Acte besonders zahl reich einfinden. Unmittelbar nach der Eröffnung des Reichs tags im Weißen Saal deS alten KönigSschlosseS an der Cvree werden die Mitglieder deS Reichstag» zur Constiluirung im SitzungSsaale deS Reichstage» zusammentreten. Dieselbe er fordert allerdings einige Zeit, da erst durch Namensaufruf di« Anwesenheit der zur Beschlußfähigkeit erforderlichen Zahl vou Mitgliedern sestzustclleu ist. Im klebrigen darf nicht daran gezwriselt werden, daß der Präsident und da« ge- sammte Bureau der vorigen Session durch Acclamation wieder gewählt wird. Bon der erfolgten Constitairung de« Hause» wird Sr. Majestät sofort die vorgeschriebe»« Anzeige gemacht. AlSbald wird sodann der Antrag gestellt werden, die Thronrede durch eine Adresse an Se. Majestät zu beant worten. Der Antrag wird, von Mitgliedern aller Parteien (vielleicht mit Ausnahme der Socialdemokraten) gestellt, selbst verständlich angenommen und zur Vorlegung eines Entwurfs wahrscheinlich eine besondere Commission gewählt, welche noch an demselben Tage ihre Arbeiten aufnunmt und beendet. Man darf annehmcn. daß eS gelingen wird, sich über eine Fassung zu veremiqen, welche eine DiScussion im Plenum überflüssig macht. Nach Annahme der Adresse wäre alSdann noch eine Deputation zur Ucberreichung derselben zu wählen, womit der Reichstag feine Ausgabe erfüllt hätte. Unmittelbar an die Session de» Reichstag- dürste die Session de» Landtags anschließcn, in dessen beiden Häusern die Geschäfte ganz ähnlich wie im Reichstage zur Erledigung gelangen werden. Weitere Vorlagen der Regierung sind weder im Reichstage noch im Landtage zu erwarten. Der Kaiser wird alsbald nach Berlin übersiedeln und wie wir hören im alten Königsschlosse residiren, wo er be kanntlich seit seiner Vermählung Wohnung genommen hat. i Allerdings wird Se. Majestät setzt zahlreichere Räume in! Anspruch nehmen, im Ganzen dieselben, welche König Friedrich ! Wilhelm IV. während seiner RegierungSzeit inae halte. ^ Locialpolitisches. 1) Aus Thüringen, 18. Juni. Die von dem Reichskanzler ausgestellten Fragen: „In welchen Industriezweigen besteht ein Bedürfnis) nach Heranbildung „gelernter" Arbeiter, Bor- arbeitcr und Werkmeister, in welchem Umfange wird diesem Bedürfnisse durch ein förmliches Lehrlingsverhültniß Rechnung getragen. Inwieweit entspricht dies Verhältnis den W. 126 - 13.! der Gewerbeordnung? In welcher Weise ist, wo ein solche- Bcrhältniß vorliegt, durch besondere Regelung der Beschäftigung der Lehr- linge Fürsorge sür deren Ausbildung getroffen worden, und welche besondere» Einrichtungen bestehen, abgesehen von der Beschäftigung im Betriebe, für die gewerbliche und die sitt liche SüiÄildung der Lehrlinge? Sind Betriebe bekannt geworden, in welchen die Zahl der Lcbrlinge i» auffallendem Mißverhältnis zu der Zahl der beschäftigten Arbeitcr steht?" sind in dem Jahresberichte des AufsichtZbcamten der Fabriken deS Fürstenthums Schwarzburg-Rudolstadt in Folgendem beantwortet worden: Ein ausgesprochenes Bedürsniß nach gelernten Arbeitern re. be steht wesentlich in der Porzellanfabrikation, bei den Gla-blüsern, Thermomctermachern, Cigarrenarücitern, Färbern und zum Theil in der Holzindustrie. — In einigen Porzellansabriken werden schrift liche Lehrverträge abgeschlossen, in anderen geschieht dies mündlich. Es wird die Dauer der Lehrzeit und der Lohn sestgestcllt, die Per- pslichtung, da-Interesse de- Lehrherrn zu fördern und gewisse Schulen zu besuchen, andererseits die tüchtige Ausbildung des Lehrlings zu übernehmen, anerkannt, es werden Conventionatstrafcn verabredet, auch finden sich Bestimmungen, wonach der Lehrling verpflichtet ist, nach Ablaus der Lehrzeit noch ein Jahr lang in der Fabrik als Gehilfe zu arbeiten, und in dem dann folgenden Jabre nicht in einer Fabrik Thüringen-, in der verwandte Gegenstände'gefertigt werden, Beschäftigung zu nehmen. — Der größte Thcil der Porzellan- fabrikbesitzcr schließt keine schriftlichen Berträg», weil man die Er fahrung gemacht hat, daß dieselben insofern nutzlos sind, weil ein Zwang die Verabredungen zu halten, weder dem Lehrling, noch dem Bater gegenüber ausgeübt werden kann, denn Geldstrafen sind kaum cin- zutreiben. Man beklagt diesenUebelstand zwar allgemein, eineAuflösung des LehrlingSverbältnisseS vor dem Ablauf desselben kommt indessen doch verhältnißmäßig selten vor. — Die Lehrlinge, Maler und Former, bekommen meist schon nach wenigen Wochen Lohn uud zwar innerhalb der ersten 6 Monate die Hälfte, dann '/. und nach Ablauf de- ersten Jahres den vollen Lohn der jugendlichen Arbeiter, etwa 4 -I in der Woche. In anderen Fabriken regelt sich der Lohn nach Accordsätzen, d. h. die Lehrlinge erhalten das bezahlt, was sie verdienen. Der Verdienst »ist bisweilen größer, als der der Gehilfen, namentlich in 'Fabriken, in denen gewöhnliche Maaren gefertigt werden, denen 'die Lehrlinge gewachsen sind und zwar ans dem Grunde, weil die Lehrlinge pünktlich »nd täglich da sein müssen, in Folge der einzigen Zucht, die ihnen gegenüber angewcndet werden kann. — Die Lehrzeit dauert, ."> meistens 4 Jahre. Während derselben haben die Lehrlinge kleine Dienste zu leisten, ». v Farben u. dergl. ein- zuholcn, Wasser z» tragen ,c. — Nach Fertigung eine- Probestücke» kkl-v. Berlin» IS. Juni. Die Prorlamaiioa de» Kaiser- Wilhelm „An mein Volk" entbehrt jeder politischen Zulha» > und kennzeichnet sich lediglich als ein Ausspruch de) vollen Be» «rauen», welche» der junge Monarch in sei» Volk setzt. Seinem hochseligev Vater darin einen warmen, herzlichen Nachruf widmend, spricht er da» Gelübniß aus, seinem Volke ein gerechter und milder Fürst zu sein, Fröamügkcit uud Gottesfurcht zu pflegen, den Frieden zu schirmen, die Wohlfahrt de- Landes zu fördern, den Armen und Bedrängten ein Helscr, dem Rechte ein treuer Wächter z» seia. Er wendet sich io der Proclamation nur als Kön g an lein preußische- Volk, und dars man daher wohl vorauSietzen, daß seine politischen Ziele in der bei der Eröffnung de- beuischeii Reichstage- verlesenen Thronrede Raum finden werden. Es ist keine leichte Zeit, in welcher der noch jugendliche Fürst den KönigS- nod Koiserthron besteigt, and vorzüglich im AuSIande wird mau ans seine erste politische Kundgebung gespannt sein. Kaiser Friedrich galt als ein Fürst de- Friedens, denn ihm gegen über hat selbst Frankreich auf seia Geschrei über da- krieg-drohende Deutschland verzichtet, außerdem war er den Dynastien mehrerer Staaten ia Freundschaft verbunden. So verband ihn mit dem eng. fischen Fürstcnhause nicht bloS eine verwandtschaftliche Neigung, der ihm säst gleichelterige Kaiser von Oesterreich war ihm aufrichtig zugethaa, und da- italienische Königshaus besaß wohl keinen treueren und aufrichtigeren Freund als Kaiser Friedrich. Demnach konnte man schon in seiner Person gleichsam eine Garantie sür den dauernden Frieden erblicken, während unser junger Kaiser mitten in die Ereignisse hineingestellt wird, bevor ihm ein derartiger Anschluß ermöglicht wurde. Das beruhigende Element bildet jedoch die Thatsache, Laß Fürst Bsmarck noch immer an der Spitze der preußischen und deuiichen StaatSgeschäite steht, und daß eS ihm auch fürder gelingen wird, im vollen Einverständniß mit seinem jungen Kaiser die deutsche Politik aus den bisherigen, ruhigen Bahnen zu erhalten. Man hat von verschiedenen Seiten daraus hin- gewiesen, daß mancher frühere preußische Monarch noch mit jüngere» Jnhren zur Regierung kam und trotzdem, wie der Große Kurfürst und Friedrich der Große, die mächtigsten Einwirkungen aus das StaaiSleben auSübte. Wir möchten aber daraus aufmerksam machen, daß durch unsere parlamentarische Verfassung die Stellung deS Herrschers eine andere und zweifellos schwierigere geworden ist. Der Kaiser von Deutschland Kot aber außerdem noch mit zwei Par- lameatcn, mit dem deutschen Reichstag und dem preußischen Landtag, zu rechnen, wo eS mitunter schwer sollen mag, die drohende, Eon- stiele zu umgehen. Allerdings ist ja auch die Berantwortfichkeii, welche der absolute Regcat trägt, eine größere, Loch wird er aus der andern Seite durch keinerlei Rücksicht gebunden, als welche er selbst sür die unumgängliche hält. ES bleibt immer ein üble- Ding, fern von einander liegende Perioden der Geschichte mit einander vergleichen zu wollen, denn jede Zeit will aus sich selbst heran» beurtheilt seia. Gerade gegenwärtig haben wir aber unter den deutschen Fürsten keinen jugendlichen, und der ihnen voranstehende Kaiser wird au Jahren weitaus der jüngste sein. Zudem tritt er nur als Erbe der großen Erru»ge«schastcn auf, welche von den älteren Lebenden mitgewonnen und erkämpft wurden. Sein glorreicher Bater stand mitten in der mächtige» Zeit, da sich die einzelnen Staaten unter Preußen» Führung zum deutschen Reiche auSbavten, er war der siegreiche Held, unter dessen Leitung man sich willig unterordnete. Kaiser Wilhelm II. ist dieser großen Vergangenheit bar, er soll erst noch erwerben, was er ererbt. Laß er als cchicr Hohenzoller diese Aufgabe lösen wird, unterliegt keinem Zweitel, nnd sicher wird er sich auch im Bollbewußlieia seiner geschichtlichen Ausgabe den heransziehenden Wirrnissen gewachsen zeigen. Er hat ja jetzt noch einen Begleiter neben sich, welcher im politischen Pfad- finden sich ost als Meister erwies, und wenn das Vertrauen zwischen Kaiser und Kanzler nicht erschüttert wird, so könne» wir in Deutsch land ruhig der Zukunst entgegenbiicken. Unter der allbewährteu Führung werden aber neue, zunge Kräfte emporwachsca, nad uuser Kaiser Wilhelm kl. wird auch in späiere» Jahren die festen Stützen finden, deren der Herrscher eines großen Staate» uiemal» zu ent- bchren vermag. ohne fremde Hilfe, erfolgt dam» wohl ein förmliche» LoSsprechen. ein Act, de» manche Fabrikbesitzer nicht dulden, weil mit demselben gern ein« Kneiperei verbunden wird, die dem neuen Gehilfen bi» zu 40 -Sl kosten kann. Die Lehrlinge werde» deu Obermalern und Obersormern zur Ausbildung übergeben, diese, meist sehr geschickte Leute, ertheilrn dann auch in der Fabrik Abends oder Sonntag» Unterricht im Zeichnen und Modelliren. Einzelne Fabrikherren lassen Privat unterricht geben, andere freilich bieten auch nicht die geringste Ge legenheit zur Ausbildung der Lehrlinge außerhalb der Fabrik. — Oester lernt der Bater den Sohn an. — Aus dein Gebirge besteht eine sehr tüchtige, von den Fabrikbesitzern mit Unterstützung der Regierungen vou Meiningen und Rudolstadt unterhaltene Zeichen schule, eine ähnliche in Rudolstadt. Bon den Lehrlingen werden beide, soweit sie örtlich erreichbar sind, mit gutem Erfolg besucht. Man verlangt einen dreimaligen Besuch vou je 1'/, Stunden in der Woche. Dieienigen Fabrikbesitzer, deren Lehrlinge wegen der Ent fernungen dies« Anstalten nicht besuchen können, beneiden mit vollem Grunde die Concnrrenten, deren Arbeiter in jenen Anstalten unterrichtet werden können. — Die Lehrlinge in Städten besuchen die Fortbildungsschulen, die aus dem Lande haben selten Gelegenheit zur Erweiterung ihrer Kenntnisse und Fertig keiten. Ltue Förderung der sittlichen Ausbildung findet noch weniger statt und allenfalls nur da, wo die Geistlichen sich der selben, namentlich in JünglingSvereincn annehmcn. Aus hen besten Gehilfen wählt sich der Fabrikherr die Vorarbeiter und Meister, wobei er nicht blos auf die Tüchtigkeit im Fache, sondern auch aus andere geistige Eigenschaften sieht. Verlassen sie die Fabrik, so werden sie auch anderwärts mit höherem Lohne eingestellt. Bei den GlaShüttenarbeitcra sind Lehrverträge nicht üblich. Die Lehrlinge treten als Zuhalter ein, d. h. sic halten die Formen zum Einbläser», werden dann Einträger, dann Einwärmcr und endlich Vorbläser. Jede Elaste erhält fortschreitenden Lohn. In der Regel haben die Leute erst nach 5 Jahren auSgelernt. Die Perlenarbeiter nnd diejenigen Glasbläser, welche sich mit der weiteren Verarbeitung der gezogenen Glasröhren beschäftigen, lernen 3 Jahre. Bei den ThermoMetermachern pflegen fast immer mündliche Ber- obredungen über die Lehrjahre stattzusinden. Die Lehrlinge erhalten sofort Lohn, im ersten Jahre 3 >t» im zweiten 4 im dritten 5 dann rin halbe» Jahr laug 6 Nunmehr werden sie Ge hilfen mit 8—12 Wochenlohn. Sie werden nur von den Vor steher» und älteren Gehilfen unterwiesen: die Arbeitgeber beklagen den Mangel weiterer Fortbildung und damit im Zusammenhang da» Verbummeln auch der Gehilfen. Bei den Eigarrenfabriken findet zum Theil ekn mündlicher Lehr vertrag statt, die Lehrlinge arbeiten ein halbes Jahr lang beim Wickeln, dann beim Cigarrenmachen, erhalten sofort Accordlohn, wobei wohl pro Woche 20 einbehalten werden, welche zu Gunsten einer Laste verfallen, wenn der Lehrling wegläuft. Nach 2 bis 3 Jahren hat er auSgelernt. — Andere Cigarrensabrikanten schließen keinen Lehrvertrag ab, sie beklagen, daß me jungen Leute sich nicht binden lassen, wegbletben und zu anderen Fabriken oder zur Land« wirthschaft übergehen. — Bei den Färbern werden die jungen Leute in der Weise auSgebildet, daß sie sich verpflichten, bis zum Militair- dicnst in der Fabrik zu bleibe». In einigen Fabriken der feineren Holzindustrie, bei der Spiek- waarenfabrikation, werden die Drechsler- und Tischlerlehrlinge regel- mäßig unter Zugrundelegung eines Lehrvertrags von Meistern auS- gebildet, lernen 2'/, bis 3 Jahre, erhalten in den ersten 6 Wochen nichts, dann 'i, und '/. des üblichen Lohnes. ES findet ein vollständiges LoSsprechen, aber nur in einer Fabrik Zeichenunterricht seitens deS Dirigenten statt. — Die Knopfmacher möchten gern eia LehrlingSverhältniß einführen, sind aber bisher noch nicht dazu ge- kommen und sind der Meinung, daß die anderweit versuchten In nungen viel zu wünschen übrig lassen und das nicht leisten, was sie versprochen. — Bei anderen Industriezweigen, namentlich der chemi schen, Leder«, Papier-, Textilindustrie, findet kein LehrlingSvcr- hältniß statt. WaS schließlich das VerhSliniß der Anzahl der Lehrlinge zu dem der Gehilfen betrifft, so richtet sich dies nach der Güte der herzu- stellendcn Maaren. Da, wo gewöhnliche Gegenstände verarbeitet werden, findet man auch mehr Lehrlinge. — Im Allgemeinen ist zu constatiren, daß bis zu 10 Proc. der Arbeiter als Lehrlinge Vor kommen, ein Berhältniß, das wohl als angemessen gelten kann. Nur ia drei Fabriken der Porzellan- und Glasindustrie, die aller dings untergeordnete Maaren liefern, haben sich zu viel Lehrlinge gesunden. Man hat behauptet, es sei dies ein Zufall, in einer Stadt eines Nachbarlandes ginge ein großer Thcil der Schulkinder zur Porzcllanindustrie über, daher gedrückte Preise und knapper Verdienst. Ein großer Theil der Rudolstädter Fabriken behält die eingclcrateu Lehrlinge als Gehilfen bei. Sachsen. —Leipzig, 20. Juni. Ein TraucrgotteSdienst am Bcgräbnißtage des verewigten Kaisers Friedrich Hl. fand auck in der hiesigen englischen Allerheiligen-Kirche („LU Laints 6lnircIL') statt. Den Gottesdienst leitete der Caplan Reverend I. B. Hardingc, eS wurden Trauerpsalmen und -Hymnen gesungen und auf der Orgel Mendelssohn's Trauermarsch und eine Bcethovcn'sche Weise angestimmt (Organist Mr. E. Hutchefon). Reverend Hardingc hielt eine bezügliche Ansprache, die den Gefühlen der Gemeinde für daS schwcrbctrosscnc Kaiser- und Königshaus würdigen Aus druck lieh. * Leipzig, 20. Juni. Der Leipziger Vicycle-Club wird Liese» 3ahr auch rin grosse» Sommer-Nadwett» fahren abhalten, und zwar soll dasselbe Sonntag, den 1. Juli ü. e, stattsinven. Eine grössere Anzahl auswärtiger Wetlsahrer von Nus hat bereit» seine Bcthciligung zuge sagt und unsere Leipziger Fahrer rüsten sich, um mit Erfolg concurriren zu können. Allabendlich eniwickelt sich aus der Rennbahn deS Leipziger Bicycle-Club ein regcS Leben, indem die Wetlsahrer mit Eifer sich dem Training widmen. Dem Publicum wird der Zutritt gern gestattet, welche Miltheilung allen Freunden de» Sport» gewiss von Interesse sein wird. —r. Connewitz, 19. Juni. In der Nr. 160 vom 8. dss. MtS. berichteten wir, daß zu dem dieSjäbrigen Schul- kindcrfeste unter den hiesigen Bewohnern eine Collcctc veranstaltet worden sei. Nach einer öffentlichen Bekannt machung deS Schulvorstandes hat nun diese Collccte den Betrag von circa Eintausend dreihundert Mark er reicht. Dies ist gewiß ein sehr erfreuliches Resultat und anlässlich dessen verfehlt der genannte Vorstand nicht, den Schentgcbern sowohl als auch Denjenigen, welche sich der Mühe deS Einsammelns dieser Beiträge bereitwillig unter zogen haben, öffentlich zu danken. — AuS einer weiteren Be kanntmachung deS hiesigen KirchcnvorstandcS ersehen wir. daß derselbe, unter Genehmigung der königl. Kirchcn- inspection, beschlossen hat, daß von nun an aus dem alten Friedhofe Hierselbst keine Beerdigungen mehr stattsinden dürfen. Diejenigen, welche Rechte aus Grabstcllen deS gedachten Friedhof» haben oder zu haben glauben, werden deshalb aufgefordert, sich schriftlich bis zum 30. Sep tember dss. I». bei Herrn Pastor Hasse hier zu melden und danach weiterer Verhandlung gewärtig zu sein. — Seit Kurzem sieht man in verschiedenen Straßen schöne große Placattaseln, welche zufolge erthcilter Genehmigung des hiesigen GemeinderatbeS die Leipziger Firma Fischer L Kürsten hat anbringen lassen. — In Roda bei Frohburg starb vor Kurzem die ge« fchiedcne Frau Gutsbesitzer Erler. Bald daraus lies für die selbe von Amerika eine Erbschaft von ca. 30 000 ein, welche ihr von einer dort verstorbenen Freundin testamen tarisch vermacht worden waren. Da nun die Frau Erler gestorben war. sie auch keine directen Erben hinterlassen hatte, und ferner ihr Mann von ihr rechtlich geschieden war. so gingen die 30 OOO^k wieder nach Amerika zurück. (Rochl.Wchbl) Zwickau, 19. Juni. Heute begannen die Verhandlungen der IabreSconserenz der bischöflichen Methodistenkirche Deutschland». Dieselben finden in der hiesigen Methodisten kirche unter Ausschluß der Oessentlicbkeit statt. Dagegen findet heute Abend öffentlicher Gottesdienst in der Methodlsten- kirche statt, bei dem die Prediger Pcante aus Kolbcrg und Hempel au» Plauen predigen, und am nächsten Sonntag solcher im grossen Saale de» Hotel» „Deutscher Kaiser", wo zu viele auswärtige Methodisten erwartet werden. Wie man börl. sind bereits 72 Delegirte auS Deutschland und bezw. au» England und Amerika hier eingetrofsen. — Ein Arbeiter der Düngemittelsabrik zu DeraiSdors hatte am Abend de» vergangenen Montag vor» die Leimprobe z« machen. Er sah jedenfalls ab von dem zu diesem Zwecke dienenden grossen und langen Löffel, nahm «inen Topf, beugte sich über den Rand de» nur wenig gefüllten Bottich», glitt au» oder erhielt da» Uebeegewicht und stürzte in die heiße Masse, wodurch er die Halste seine- Körper- verbrannte. Er wurde ia da» Krankenhaus nach Borna gebracht. L Eibenstock, 18. Juni. Am Sonntag ist der de» Morde« verdächtige Handarbeiter 3. von hier in Ober planitz verhaftet und an die Staatsanwaltschaft Zwickau ab- geliefert worden. Diese Nachricht hat eine Beruhigung der Gemüthcr herbeigesührt. — Am vorigen Freitag halt« ia Rautenkranz im Hause de« Waldarbeiter» Döhler eia 6 Jahre alter Knabe Streichhölzer angezündet und dieselben brennend in» Bettstroh geworfen. Infolge dessen brannte da» bezeichnete Han» nieder. I. Lößnitz, 19. Juni. Der für Anfang Juli in Aus. sicht genommene GauverbandStag der erzgebirgischea Ge- werbevereiue wird erst im August in hiesiger Stadt ab gehalten werden, wozu b>.S jetzt Borträge die Herren Lanb- tagSabgeordneten Uhlmann und Realschuloberlehrer Lösche auS Stollbera angemeldet haben. Wie herkömmlich, soll auch in Lößnitz seilen» der Mitglieder de» Gewerbeverein» an diesem Tage eine kleine Ausstellung örtlicher Iudustrieerzeug» niste veranstaltet werden. — Der Gewerbeverein zu Lvßmtz besichtigt am 27. d. M. bei Gelegenheit eine» Au-flug« nach Schneeberg eine Puppen- und ein« Tüllfabrik, die Muster- klvppclschule und königliche Gewerbezeichenschule dieser Stadt. Letztere bietet den Besuchern durch «ine Ausstellung «in Ge- sammtbilv ihrer Leistungen. Eine empsrhlenSwerthe Ein richtung hat der hiesige Gewerbevereia getroffen, nämlich die Errichtung einer Leseccke im RathSkellerrestaurant für feine Mitglieder, wo die verschiedensten einschlägige« Zeitschriften ausliegen. Reichenbach, IS. Juni. Eine aufregend« Seen« spielte sich nach dem „Reichenbacher Wochenblatt" vorgestern Vormittag bei Abgang de» Hofer Zug« auf hiesigem Bahn hof ab. Der Zug hatte sich eben in Bewegung gesetzt und mochte kaum zwei Wagenlängen zurückgclegt haben, als auS einem Couphsenster erst ein Hut, dann Rock, Weste und andere männliche Kleidungsstücke nach einander auf den Perron herauSgeflegen kamen. Da direct hinter dem betreffenden Wagen der Pcstwagen eiarangirt war, hielt man die ganze Erscheinung im ersten Augenblick sür die verspätete Expedition zurückgclaffener CivilklcidungSstiicke eine» Fahrdienstbeamte». Alö jedoch auch zwei Stiefel durch die Lust schwirrten and selbst ein goldener Ring mit geflogen kam, wich dies« harm lose Austastung und Herr Iuspcclör Grünbaum ließ de» Zog nochmals halten. Inzwischen waren an den Fenstern des betreffenden CoupöS die Rouleaux herabgezogen worden. Beim Oeffnen der Coupbthüre aber bot sich deu Beamten die überraschende Erscheinung eine» entkleideten Manne» dar. der Jedermann den Zutritt aus» Entschiedenste wehrte. Nur mit Aufwand vieler Kraft gelang eS, dem Manne Fesseln anzulegen und ihn nach dem Polizeilocal de» Stationsgebäude» zu überführen. Der beklagenSwerth« Mauu war, wie sich herausstellte, von momentaner Geistesstörung befallen worden. Auch in der Polizeistube benahm er sich höchst aufgeregt, behauptete beim Kaiser gewesen zu sein und mit Bismarck gesprochen zu haben, redete von Avancement», die der Kaiser besohlen habe, verlangte Helm und Uniform und verweigerte aus» Nachdrücklichste die Anlegung seiner Civilklcider. ES gelang schließlich, den bedauernSwerthen Manu durch angewandte List einer anderen Auffassung der Dinge zugänglich zu machen. Unter dem Geleit Zweier Schutz leute wurde er sodann mittelst herbeigcbolten Geschirr» nach dem EtadlkrankenbauS tranSportirt. Wie sich herausstellte, stammle der Betreffende, der bereits früher einmal einen ähn lichen Anfall halte, au» OelSnitz i. V. und war auf der Heimreise von Berlin begriffen. Die Angehörigen wurden aus telegraphischem Wege von dem betrübende» Borsall in Kenntniß gesetzt. v. Pirna, 19. Juni. Im Sommerhoflager zu Pillnitz war heute wieder die königliche Familie mit der Herzogin von Genua zur Tafel vereint. Traurig war die Veranlassung, welche Se. Majestät den König am Sonntag nach Berlin bez. Potsdam führte; ungemein herzlich gestaltete sich aber wieder die Aufnahme unsere» Monarchen im Kreise der kaiserlichen Familie. Se. Majestät Kaiser Wilhelm balle eS wirklich als Bedürsniß empfunden, den schweren Gang hinter dem Sarge deS heißgeliebten Vater» an der Seite be treuen Wafs-ngcfährten und Freunde» deS erlauchten Ver blichenen macken zu können. — Bei dem TrauergotteS- dienst in hiesiger Stadlkirche hielt die Gedächlnißpredigt unser Superintendent Or. Blochmann, welcher den ent schlafenen Kaiser als Kriegs-, Frieden»- und LeidcnShrlken feierte, während in der Rathssitzung vor dem Beginn der geschäftlichen Beralhung Bürgermeister Oehlschlägel dem Schmerze über den Hintritt deS Kaiser» Ausdruck verlieh. — Der Bau der ans NeichSmitteln hier zu errichtenden großen Heergeräthc-Schuppcn ist nunmehr ia vollem Gange. Die hiesige Kasernenanlage erhält dadurch eine neu« bedeu tende Ausdehnung. — Durch Sturz in einen Steinbruch ist gestern früh aus Mcckenthaler Flur der Tagearbeiter Thier- selder au» dem benachbarten Copitz tödtlich verunglückt. ES ist anzunehmen, daß sich derselbe in der Finsterniß verirrt bat. — Der hiesige „Anzeiger" berichtet heute von einem Falle, wonach durch das leidige Hin au-werfen von Gegen- ständen auS dem Coupösenster während der Eiseubabn» fahrt eine schwere Verletzung herbeigesührt wurde. Die traurige Affaire ereignete sich kurz vor Bahnhof ArnSdors, wo eine auS dein Essenbahnwagcn geschleuderte Flasche einen Streckenarbeiter a» den Kops traf. Für den betreffenden Unachtsamen dürfte die Sache nach Lage der Dinge noch eiu sehr fatale» Nachspiel haben. — Der Chef des Großen Generalstabes Gras Moltke hat dem in Dresden bestehende» WohlthätigkeitSverain „Erzgebirger" (DereinSIocat: Hotel zu den vier Jahres zeiten) sür besten Bibliothek daS von der krieg-geschichtlichen Abtheilnng deS Großen GcneralstabeS herauSgegebene GeschichtS- werk „Der deutsch'französische Krieg 1870/71" überwiesen. Die bereits mehrere hundert Bände gediegener Schriften um fassende VercinSbibliothck ist dadurch um ein Kleinod bereichert, aus da» der Verein mit größtem Stolze blicken kann, dessen Werth noch durch «in eigenhändige- Schreibe» deS Geueral- FeldmarschallS wesentlich an Bedeutung gewonnen hat. vermischtes. --- Berlin. 19. Juni. Am Sonnabend Abend ist im Marmorsaale de» Schlosse» Fr i ed ri ch »kr ou ein« Traueraodacü t sür deu Leiboienst de« Kaiser» und daS grsammte HauSpersonal de» Kaiser» Friedrich obgehalten worden. Aus besonderen Wunsch der Kaiserin Victoria ist da» Personal hierzu erschienen, wie eS ging und stand. Sogar die Küchen» und die Scheuerfrauen unterbrachen ihre Thätigkeit, um — wie sie waren — zur Andacht zu eile». — Berlin, 19. Juni. Earl Stangen'» Reisebureau. Berlin Vk., Mohrenstraße 10. hat, wie bereit» an anderer Stelle mitgrtheilt, außer feinen regelmäßig wiederkehrenden Sommerreifrn nach dem skandinavischen Norden noch eine Gesellschaftsreise nach den Karpathen in Aussicht genommen, welche am kommenden 9. Juli beginnen und durch den interessantesten Theil diese» an Naturschönheitrn reichen, aber noch wenig bekannten GebirgSlande» führen soll. Die Dauer der ganzen Reise ist auf 2 t Tage berechnet. Am 8. Juli o. veranstaltet da» genannte Bureau eine 14 tägige Tour nach Pari», bei welcher auch Brüssel besucht wird. -- Kiel, IS. Juni. Der Kieler Dampfer „Nord" gerieth heute gleich nach dem Verlassen de» Hafen» in der Nabe von Howacbt in Brand. Die Besatzung, bestehend au» 8 Mann suchte sich in einem Boote zu retten, welche- aber sofort kentert«. Alle Insaffen fanden in den Wellen den
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