Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806247
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-24
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1888
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. Lrß«1i»» «»» Lrpckti«, Johannaögasje L. Sprrchkunten -er NrdeNisu: vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. Wr »n >ua»«b« «m-etandlir Maimlcriptk «acht ßch tli Ncdackio» mchl »rrdiodllch. A«»«d»e »er für »te nichftsotge«»« N»««er Keftimmten Jnsernte «> W»cheiN«,rn »t« » Utzr Nachmittag», a»S«a«. ««»KrUtage» früh »is'/.VEtzr. L» dr» Fitialr« für 3»s -Zunahme. Vit» Klemm, Universitättstraße t. L-nt« rösche. Kathariuenstr. 28 pan. n Nönig«ptatz 7, nur bis '/,3 Uhr. nmiM.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Abonne«e«t»prei» viert^jährlich 4>/, Mk. tnel. Brinaerloha 5 VN., darch die Post bezogen k VN. Jede ciazelae NnmmrL M) Pf Belegen mplar 10 Ps. Gebühre» für Eztrabellaar» fl» Tageblatt-Format «salzt) «har Poftbekördrrnng M VN. «U PopdesSrderu«, 7V VN. Inserate 6aespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröherr Gchrrften laut »,s. Prrttverzeichnch labellarilcher u. Ziffernsatz »ach höderm Laris lterlamen »ater de» «edactionSstrlch Vke «gespalt. Keile 50Ps.,vor denFomilieanachrichtr» dir Sgespaltenr Zeile 40 Pf. Jusrratr smd stet» an die Expediti«« p! sr»de». — Rabat» wird „cht gegeben. Zahling praeaumvranäo oder durch Post, uachnahmr. 178. Sonntag dm 24. Juni 1888. 82. Jahrgang. VI. Amtlicher Theil. orßttMilllt Sitzen- »er Sliitt»er»rdiriki> Vrttt»»ch. de« «7. I««t »88«. «U»-»dS «/, U»r, t» Wch«le der »ormaltgen Haadel-börse, «« -tasehmarkte. Tagesorv nung: I. Wahl deS PolizeidirectorS. U. Bericht de- Stiftungsausschusses über telephonische Verbindung des Krankenhauses mit dem allgemeinen Fernsprechnetz und mit der Filiale des Krankenhauses. III. Bericht des Stiftung-- und bez. Finanzausschusses über verschiedene Stistungsrechnungen. IV. Bericht des Stislungs- und Löschausschusses über Herstellung einer Feuermelteanlage im hiesigen Krankenkause zu St. Jacob. Bericht des Stiftung-- und Bauausschusses über bau liche Herstellungen in den Zimmern Nr. 134 und 135. sowie dem Corridore im 2. Geschoß des östlichen llügels im Krankenhause zu St. Jacob. Zeucht deö Stistungs- und OckonomieauSschusseS über Beschleußung und Herstellung von Strecken der Straße 8. und der Fichtestraße. VH. Bericht des Berfassungs-, StistungS- und Finanz ausschusses über Abänderung von tz. 18,3 der Armen ordnung für die Stadt Leipzig in Betreff der Ver waltung der für das Armenwesen bestimmten Stamm- vermögcns- und StistungScapitalien. VIII. Bericht des Finanz- und VersaffungSausschuffes über: L. Anstellung eines 2. ControleurS bei der Schul- aeldereinnahmc, d. Ruckäußerung des Rathes aus die Anregung deS Collegiums wegen früherer Vorlegung der Rechnungen über die einzelnen städtischen Ver- waltungszwe'iae und Conten. H. Bericht des Finanzausschusses über: ». die Rechnung der Stadtbibliothek auf das Jahr 1886, d. die Rech nung de- Leihhauses und der Sparcasse aus das Jahr 1887, c. Jpiprägn'lrung im alten Theater, 6. Ge währung einer jährlichen Beihilfe an den deutschen Hilssverein in Wien, e. Verbindung deS Spar- und Leihhausgebäudes mit der Centralstelle der Fern sprecheinrichtung. k. Erlaß der von dem Turnverein der Südvorstadt wegen eines Parccllen-Ankauses zu zahlenden GrunderwerbSabaaben. X. Bericht des Finanz- und OckonomieauSschusseS über die Rückäußerung des Rathes wegen Ueberschreitung der Kosten für Herstellung des Dösener Weges. Bericht deS Finanz-, bez. Bau- und OekonomieauS- schusies über Mittheilungen deS RatheS auf Anfragen des Collegiums bei Berathung der 1886er Städt- casfeurechnung. L. Do- 26. Stück des diesjährige» 9ieiöh»aefetzhlatte» ist bei uns ringrgangen und wird bis zun» 14. Juli d. I. auf dem NathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich au-hängen Daffelbe enthält: Nr. 1807. Verordnung, betreffend die Einberufung des Reichstag». Dom 16. Juni 1888. Leipzig, den 20. Juni 1888. Der Rath -er Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. Bekanntmachung. Bon Michaelis tS. IS. ab ist das Riedel Vene LKwea stern'sche Stiprndi«,« IM Betrage von jährlich 8l^e 05^s auf 2 Jahre an einen au« Breslau oder sonst au« Schlesien gebürtigen Studirendcn zu vergeben. Wir fordern diejenigen Herren Studirenden, welche sich in Vorgedachter Eigenschaft um diese» Slipendium bewerben wollen, auf, ihre Gesuche schriftlich unler Beifügung der erforderlichen Zeugnisse bis zum SV. September d». I». bei »ns rinzureichen, und bemerken, daß später eingehende Gesuch« unberücksichtigt bleiben müssen. Leipzig, am 18. Juni 1888. Der Rat- -er Stadt Leipzig. Krumkn Ild. Georgi. kregel. Vekanntmachnna. Ein von Adam Müller (oder Maller), Bürger zu Leipzig. 1524 HestlsteteS Stipendium von 40 97^ jährlich v- ist an hiesige Stuvirende und zwar zunächst an verwandte de« Stifter», in deren Ermangelung an Merseburger Stadt kinder und wenn deren keine die hiesige Universität besuchen, beliebig auf zwei Jahre von und mit Michaeli« d». I«. an zu »ergeben. Wir fordern diejenigen Herren Studirenden, welche sich ln einer der angegebenen Eigenschaften mit diese- Stipenviu», bewerben wollen, hierdurch aus. ihre Gesuche mit den erforder liche» Bescheinigungen bis zum SO. Scptember d». J-.schrift lich bei un« rinzureichen. Hpäler eingehende Bewerbungen könne» Berücksichtigung nicht finden. Leipzig, den 16. Juni 1888. Der Rath -rr Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Krumbiegel. VrtaoMechmr. Die Umlegung und Ergänzung kcr Granitsußwege der Eentralstraße soll an einen Unternehmer i» Nccvrd verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen der Ecket, liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Nathhau», 2. Etagy, Zimmer Rr. 14, au« und können daselbst eingesehen, rrsp. gegen Ent richtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „F«»»ege -er «»»tralstraßr" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 2. Juli 1888, RachlNittag« 5 Uhr rinzureichen. Der Rath behält sich da« Recht v»r, sämmtlichr Angebot« abzulehnen. Leipzig, den 20. Juni 1888. De» Rath» »er Sta»t Leip-i, 1». 244» StraGeabaa'Depptatt»«. Vekannlmachrmg. Da« von RtcolaaS Sehlaaritz, Bürger zu Leipzig, im Jahre 1512 gestiftete Stipendium von jährlich 39 63 ^ ist von Michaelis d. I. ab an einen Studirenden auS dem Geschlecht« der Schlautitz, in deren Ermangelung an hiesige BürgerSsöhne, von u»S aus zwei Jahre zu vergeben. ^ Diejenigen Herren Studirenden. welche sich um diese» Stipendium bewerben wollen, veranlassen wir, ihre Gesuche nebst den erforderlichen Bescheinigungen bis zum 30. Sep tember d. I. schriftlich bei uns einzureichen. Spätere Gesuche können Berücksichtigung nicht finden. Leipzig, den 16. Juni 1888 Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. Bekanntmachung. Die Herstellung einer Schleuß« 111. Classe in der oberen Schenkciivorfstraße zwischen der LöSniger Straße unv der Straße >V. deS südliche» Bebauungspläne-, der Umbau euiiger Ncbciischleußeu in der LöSniger Straße und der Umbau vo» Nebenschlcuße» in der Straße ^V. sollen an einen Unter nehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesban-Berwalliing, RathhauS, 2. Etage, Zimmer Nr. 14, au« und können daselbst eingesehen, rcsp. gegen Eittrichlung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Schleuste in der Schenkendorfstraste" versehen edendaseiöst und zwar bis zum 5. Juli 1888, Nach mittag« 5 Ubr cinzureichen. Der Rath behält sich da« Recht vor, sämmtlichr An- geböte abzulehnen. Leipzig, den 20. Juni 1888. DeS Rath» der Stadt Leipzig Id. 2467. Straßenbau-Deputation. Erstatteter Anzeige zusolge dat Frau Emma I,p. Lpfermnnn geb. Schtmps das ihr aus de» Namen Emma Elisabeth Schimpf am 29 August 1883 unter Nr. 1765 vom Stadtraly zu Reichen- bach i,B. ausgestellte Dienstbuch vor längerer Zeit verloren. Wir bitten, das Buch im Auifindnngssalle an uns abzulieferu. Leipzig, den 22. Juni 1886. PaS Polizei«»,» der St«pt Leipzig. I. 3253.Bretichneiber.tz. Ausschreibung. Die In der zweltta Hälite des Monats Juli o. au«zusllhrenden jininierer- nnd Maurerarbeiten bei dem Umbau der ersten und der Ausbesserung der dritten Elftcrflulhbrücke in der Zwenkau- Pegauer Straße bei Wiederau sind zu vergebe». Dieselben sind auf rund 809 Mark veranichlagt; Zeichnung und Lieferungsbedingungen sind bei der mitunterzcichneten Straßen- und Wasserbau-Jnspeciivn, woselbst auch BlanquetS entnommen werden können. Voriiiiitngs einzusehe», Angebote ebendaselbst bi- Ende dieses Monats einzureiche». Leipzig und Borna, am 20. Juni 1888. Sönigliche Skrahen- ». Wasser- Königliche Va«ver»«lterei bau-Jiffvecnon Leipzig. v-rna. Michael. Tierosf. Aufgebot! Folgende auf den Inhaber lauiende Priorität«-Obligationen der Oberschlesischen Eisenbaiingescllichast 1) lut. 6. Nr. 4178 über 100 Lhlr. gleich 300 >1 — au«, gegeben aus Grund des Allerhöchsten Privilegii vom 24. März 185l, 2) 1-it v. Nr. 10085, 22017, 24134 und 26061 über je 100 Tblr. gleich 300 — ausgcgeben auf Grund deS Allerhöchsten Privilegii vom 24. Mai 1853, sind laut Verhandlung, ä. ck. Breslau, den 19. April 1883, in Gemäßheit der KZ. 7, 8 der vorgedachien Allerhöchsten Privilegien ausgeloost, jedoch trotz der in den 88. 7 und 10 ebenda vorge schriebenen öffenliichen Bekanntmachungen bisher nicht zur Einlösung präseutirt worden. Aus Antrag der Königlichen Eisenbahn-Directiou zu Breslau sollen die oben bezeichnen» PrioritätS-Obligationen nunmehr moni- sicirt werben. Der bezw. die gegenwärtigen Inhaber derselben werden daher aufgefordert, späteste»« in dem aus den 27. Februar L88S, vormittags 11'/, Uhr an Gerichtsstelle. am Schwcidnitzer Stadtgraben 2/3, Zimmer Nr. 47 de« 2. Stockes aiiberaumten Aufgebotstermine seine bezw. ihre Rechte bei dem Unterzeichneten Gcrichte onzumeiden und die Priori- tät«.Obligationen vorznlegen, widrigenfalls die Krastloserklärung der letzteren ersolgen wird. vreslau» den 18. Juni 1886. Königliche« Amtsgericht. Nichtamtlicher Theil. Frankreich un- der Thronwechsel in Deutschland. Frankreich befindet sich in der peinlichen Lage, eingestehen zu müssen, daß r« sich über die Absichten Kaifer Wilhelm'« II. getäuscht hat. Die Thronbesteigung deS neuen Kaiser- wurde mit dem lebhaften Ausdruck von KriegSdefUrcktungen beant wortet und die Proclaniativnrn deS Kaisers a» die Armee und die Marine als Einlettung zum Kriege gedeutet. Selbst die Proklamation an da- preußische Volk, in weicher ausdrücklich vic Schirmung de« Friede»« unter dt» Hanpiaufgnben der neuen Negierung genannt wird, konnte keine Aenverung in der falschen Auffassung der Franzosen bewirke»; erst die Ku„r- gebnngen de« übrigen Auslandes, zumal Rußland-, klärten Frankreich darüber auf, daß von Kaiser Wilhelm keine An griff-Politik zu erwarten sei. Die Franzosen sind an unver- miltrltr Nebergänae von einem Extrem znin ander» gewöhnt, aber ein gleich schroffer Slininiung-wechsel. wie er sich in Frankreich in den letzte» acht Tage» vollzogen hat. gehört auch in diesem Lande zu de» Ausnahmen. Ai« charakteristische« Merkmal de« riilgelretenen Um schwünge« isteiu offenkundige- Sinken de« Einflüsse» Boulangcr'S zu verzeichnen, dieser Held der Revanche ist zu einem Grabe von Zurückbaltung genvlhigt, der mit seine» Wünschen und Plänen in Widerspruch steht. Mag kr auch seine friedlichen Absichten stet« Mit derselbe» Sicherheit bei alle» Kundgebungen vorangrstellt haben, wie er da« ihm z»qeschrieb«ne Streben nach der Diktatur geleugnet hat, die Wurzel» seiner Kraft bestanden in der allgemeinen llberreugung seiner Anhänger, »aß er dit milltairische Macht Frankreich« zom Kriege Deutschland zusammenfasser, und durch persönliche »tkraft den Sieg an die französischen Fahnen fesseln werde. Davon ist heule nicht« mehr zu spüren, die französische Presse ist seit langer Zeit nicht so langweilig und inhaltslos gewesen wie in den letzten acht Tagen, sie entbehrt des Stich wortes. ohne das sie nicht existiren kan»; der Reiz der Neu heit. aus den alle ibre Erfolge gegründet sind, fehlt ihr, und teShaib findet der Telegraph nicht einmal den gewöhnlichen Stoff für Neuigkeiten auS Frankreich. Daß die beiden auS Berlin ausgcivicscnen sranzösiscbe» Correspondenten keine Schrille gethan habe», um diese Maßregel rückgängig zu machen, und daß die französische Regierung Repressalien an deulsche» Correspondenten ln Frankreich üben wird, bilden neben der Meldung von einem neuen Mobilmachung-Versuch Frcycinet'S die einzigen Nachrichten au« Frankreich, sllr welche der Telegraph in Bewegung gesetzt worden ist. Weit eiilscrnt, diese Thalsache zu beklagen, würden wir u»S vielmehr herzlich freuen, wenn dieser Zustand für lange Zeit die Regel bilden würde. Da« überreizte Nervensystem der europäischen Völker würde sich dann allmälig wieder be ruhigen. man würde sich wieder daran gewöhnen, der fried lichen Entwickelung der Völker, ihren Handels- und Verkehr«- Jnteresscn, dem Ausschwung vo» Kunst und Wissenschaft, der Verbesserung der socialen Verhältnisse die Hauplausmerksamkeil zu widmen, während die Presse seit Jahren geittllhigt war, die dein Frieden drohende» Gefahren unausgesetzt im Auge zu behalte», aus ihre Vermeidung und Unschädlichniachung bedacht zu sein. Frankreich girbt beute ein Beispiel, wie eS Denen ergeht, welche ihre Handlungsweise ans Ränke und Hintergedanke» gründe». Man hat sich in Frankreich stets den Anschein ge geben, als leide daS Land unler de», Unrecht, daS ihm aus- gezwungene Despoten und Teuischland an ihm begangen habe». Napoleon III. wurde für den Krieg von 1870 u»d Deutschland sür die darauffolgenden Rüstungen verantworllich gemacht, weil es der inzwischen errichtete» Republik nicht daS Frankreich, welche« 1870 den Friede» gebrochen, in seinem vollen Umfange zuriickgestellt hatte. Aus solche Spitzfindigkeiten und Haarspaltereien zog sich VaS besiegte Frankreich zurück, da- schon im Jahre 1866 de» Sieg bei Sadowa alS eine sür Frankreich unerträgliche Beleidigung erklärt hatte. Mil de,» DeSpole», wclcber, durch die öfsenlliche Meinung genölhigt, mit dieser Auss-ssung sein Eliiversländiüß erklärt hatte, hat Fiankreich noch vier Jahre lang >>» Einvcrnehiiicn gelebt, wäbrcnd doch das scuvcraine Volk von Frankreich niemals zögert, mit den Personen aufzurciiiinrn, welche seine» Wünschen nicht entsprechen. Der Schrei der Tnlrüstuug über Sadowa war in Frankreich im Jahre >866 ebenso volkS- lhümlich wie ein Jahr später der über Luxemburg und 1870 der über die Candidatur des Prinzen von Hohenzollern sür den spanischen Thron. Frankreich suchte nach einem Borwand, um das aufstrebende nnd nach Einigung begehrende Deutsch land in seine alte Ohnmacht und Zerrissenheit zurückzuversehen, und al- dieser Vorwand gefunden war, folgte eS Napoleon HI. willig und begeistert in de» Krieg, unv erst alS die Niederlage entschiede» war. beanspruchte die Republik deS 4. September Straflosigkeit sür die „Sünden Napoleou'S III." Diese künst liche Trennung in ein friedliches republikanische« unv i» ein kriegerische« despotisch regierte- Frankreich ließ aber Deutsch land nicht gelten, sonder» hielt sich a» Frankreich, gleichviel ob die an der Spitze stehenden Personen die Republik oder VaS Kaiserreich vertraten. Frankreich kehrt heute den Spieß um und sucht sich ein ricdliche« Deutschland, welches seine Antriebe von Friedrich III. erhielt, und ein kriegerisches zurccht zu machen, welche- den persönlichen Wünschen und Empsiiivungen Wilhelm'« II. nach- giebt. Denlschland weist aber eine solche Unterscheidung zurück, die Solidarität ver Interessen von Fürst und Volk ist bei un- nicht minder stark als in Frankreich, aber der Unter- chied ist der, daß Deutschland zu seinem Kaiser und dieser zu Deutschland- Volk im Glück wie im Unglück steht. Eü »st bei >»iS unmöglich, daß der Kaiser persönliche Interessen verfolgt im Widerspruch mit den Wünschen und Brdürs- nissen de- Volke-, Wohl und Wehe der Fürste» und Völker sind in Deutschland mit rinanver unaustv-ltch der bunben, und deshalb kann Deutschland sich niemals tu einer anderen Politik bekennen als zu einer solchen, welche die Ausreckthallung deS Frieden« als Hauptziel anerkennt. ES ist einer der Hauptfehler Frankreichs, daß es die eigenen Triebe anderen Völker» anviclttet. Ei» kriegerischer deutscher Kaiser, wie er ihnen i» der Person Kaiser Wilhelm'« II. vor schwebt, ist «in Hirngespinnst, eine aus Lcinderrrwerb und Machtvergrößernng gerichtete Politik, wie sie in Frankreich unter Ludwig XIV. und unter den beiden Kaisern au« dem Hause Bonaparte bestand, ist im heutigen Deutschland eine absolute Unmöglichkeit. Deutschland hat da« Ziel seine» he» rcchtiglen Streben« nach Einheit im Jahre 1870 erreicht, eine Vergrößerung aus Kosten seiner Nachbarn ist seinem ganze» Wesen srrmd, r« will nur behalten und gegen jeden Angriff behaupten, waS e« hat. Denlschland will nichr ein Uebergewicht in Europa au«üben, wie e» Frankreich lange Zeit al« sein Vorrecht beansprucht und durcbgesetzt hat, Deulschlanv will nur in der Freiheit seiner Entwickelung und in der Belhätigung seiner nationalen Wünsche und Bedürfnisse nicht durch irgend welche auswär tige Macht gehemmt werden. Daraus ist aber Fraukrejch» Dichten nno Trachten seit 187t gerichtet, rr handelt sich da bei nicht lediglich um de» Rückerwerb von Elsaß-Lothringen, soudern um die Wiederauiricktung des frühere» Zustande«, welcher Frankreich zur bestinimenven Macht Uber die Ge schicke Europa« gesetzt balle. Ein solcher Austcnd wird nie- mal« wieder eintrete», so lange Deutschland einig bleibt, und daß eS wieder in Obiimacht unv Zerrissenheit versinken könnte, glaubt heule selbst der schlimmsie Feind Deutschland« nicht mehr. « Leipzig 2'. Juni 1888. * Wie die „National-Zeitung" erfährt, werden Kaiser Wilhelm und Kaiserin Victoria Auausta sich im Herbst al« König und Königin von Preußen i» Königsberg krönen lassen. Da- genannte Blatt bemerkt dazu: Die erste KönigS-Kränung lich daselbst bekanntlich Friedrich I. im Jahre 1701 nach der Annahme des Köniqs-LitrlS vornehmen Tie spätere» Könige von Preußen empfingen beim Regierung« ontritt die ..Erbhulviqung" der alten Stände, »»letzt Friedrich Wilhelm IV. lm Jahre >84» Al» Kön g Wilhelm l. 1861 de. Thron bestieg, konnte mit Rücksicht aus die inzwilchen eingeführt« cvnstitntionelle Perlosiunq, du ch w iche b>« feudalen Sttndr den Lharakter einer Vertretung des Lande« eiugebüßt hatte», di» Er^ duldiguug »tcht mehr alS statthaft ericheiuen; an dereu Stelle war staatsrechtlich dir Eidesleistung de« König« aus dt« Verfassung nnd die eidliche Verpflichtung der Landtag«.1Rt1glt«der getreten. Da König Wilhelm I. aber mit einer eindracksvaikeu Feierlichkeit den Beginn der neuen Regierung bezeichn»» wollte, s» ernrnerte rr die lleremonie der Krönung in Königsberg; dieselbe fand am 18. Oc- tober 1861 statt. Die Feierlichkeit ist damatt »um Gegenstand rbensa überflüssiger wie schädlicher politischer Erörterungen geworden. Zu den un- vraktischea Haaripalteretra, womit dem damaligen liberalen Ministerium von jeiuen eigenen Parteigenossen da« Leben schwer grniacht wurde, gehörte die Einbildung, eine solche Krönung». Leremonir widerspreche de» LonftNntionallSmo«. Erft indem man die« behauptete und dadurch den Lonservatiden die begierig ergriffene Gelegenheit bot, für die Absicht de« König« »inzutrrtea, wurde dieselbe gu einer Parttisache gestempelt. In dem parlamentarisch regierten England wird her König rrsp. die Königin mit allem mitlelalterllchen Pomp in der Westmtnstrr-Abtri gekrönt: er hat noch kein Engländer darin eine Beeinträchtigung de< Lonstitutiona- lismu« rrbückt. Ebeuso wenig Anlaß lag hierzu bei un« vor 27 Jahren vor. Indem man eine Feierlichkeit zu einer politischen Angetrgenheit ausbauschte, lief man liberalerseit« den reactionairen Jniriguen in- Garn. Kaiser Wilhelm II. wird am 27. d. M. vor dem Landtaa als coustuutioneller König von Preußen den Eid aus die Verfassung leisten; damit wird staatsrechtlich geschehen sein, was das Bei- assungsrecht de« Lande« beim RegieruagSaalritt verlangt. Folgt nach einigen Monate» die Krönung, so wird da- preußische und — bei der Bedeutung, welche unser Königthum seit der Begründung des Reiches auch formell für alle Deutschen gewonnen hat — das deulsche Volk dir Feierlichkett mit ungetheilter Sympathie begleiten. Aus den politischen Kinderschuhe» von 1861 sind jetzt doch hoffent lich alle unsere Parteien hrrauö. * AuS Mecklenburg-Schwerin, 21. Juni, wird der VossischenZeitung" geschrieben: Der Convent der Rittcr- und Landschaft zu Rostock, welcher zur Beralhmig de« Er- atzes sür die Urberschwem mungSschäden vom engeren Ausschuß der Landstände bernsen würde, hat aus Antrag der von ihm eingesetzten Commission, statt ver von der Negierung vorgeschlagenen 850 000 nur 300 000 ^4 bewilligt. Die Bürgermeister von Dömitz nnd von Boizenburg verlangte» eine Erhöhung der von der Commission beantragte» Summe NM 100 000 bezw. 200 000 ^tks doch entschied sich die Versammlung mit 58 gegen 12 Stimmen für den Commis sionsvorschlag. Boo der hiernach auszunehmenden Anleihe von 300 000 sollen zunächst die Kosten der Wiederhrr- iellung brr Deich« und sonstigen Userschutzwerke bestritten werden, sovann die Kosten der Ermittelnng der Schäden. Der nach Deckung dieser Ausgaben verbleibende Betrag soll von der Regierung nach sreirm Erinrssen für die bedürftigen Bewohner der von der Ueberschwcmmung beimgesuchlen Gegenden verwendet werden, in Verbinvuug mit den aus dcn Sammlungen hervorgegangencn Gelder», wejche dem Central- hilsOvcrrin in Schwerin noch zur Verfügung stehen, unter Verständigung mit diesem Verein. Damit wurde nach zwei tägiger Dauer der Convent geschlossen. Von der ihr rrlhcilten Ermächtigung, mit dem in Rostock z» diesem Zwecke an wesenden Staat-minister v. Bülom in Berathung zu treten, hat die Commission de« Convents keinen Gebrauch gemacht. — Die Feier deS hundertjährigen Bestellen« de« meckten- burgischen Füsilirr-Reglment- Nr. 90, welche am 12. Juli stattfinben sollte und sür welche bereit« verschiedene Vorbereitnngen getroffen waren, ist wegen der Trauerzeit auf geschoben worden. * Erzbischof Krementz erließ an die Geistlichkeit und die Gläubigen de« Errbi-thum« Köln antäßlicb des Ableben- Kaiser Friedrich'«, sowie der Thronbesteigung Kaiser Wilhelm'« einen Erlaß, welcher in warmen Worten deS hochseligen Kaiser« gedenkt. Mit ganz besonderer Theilnahme betrauere die katholisch« Kirche Preußen« da« frühe Hinscheiven de« ge liebten Herrscher«, an welchen sich sür sie so frohe Erinne rungen und Hoffnungen geknüpft hätten. Wäre e« doch Kronprinz Friedrich gewesen, welcher Vor 10 Jahren in Stell vertretung seine« königlichen Herrn und Vater« auf die Friedenlwünsche de« heiligen Stuhle« eingegangen sei. Ter Erlaß ermahnt daun dir Erzdibcesauen Gehorsam und Nnter- thauentrrue auf den Kaiser Wilhelm zu übertragen und sür ihn innig zu bete«. ^ » * » * In den Ostseeprovinzen aeht da« systematische Be- drückungssystem der Tolstoi, PobedonvSzew und Genossen seinen Gang rücksichtslos weiter. In Angelagcnhcit der Ge richtsbarkeit über dir lutherischen Pastoren schreibt der Rishskij Weftnik": „Infolge einer ganzen Reihe srei- svrechenver Urtheilc, die in letzter Zeit von den örtlichen Gerichten Uber Pastoren gefällt worden sind, welche wegen Beleidigung der orthodoxen Religion dem Criminalgericht übergeben waren, sollen, wie man uns aus St. Petersburg mittyeilt, nach de» neuen Gerichtsproject, das sich bekanntlich schon im ReicbSratb befindet, in Zukunft alle Sachen über Beleidigung der Orthodoxie durch Ander-gläubige von Ge richten verhandelt werden, in dessen Bestand der Präses, die Glieder, der Procureur, der Secretair und der Gerichts executor alle — Rechtgläubige sind." * Die Stimmung der russischen öffentlichen Meinung gegenüber dem deutschen Thronwechsel hat sich nock immer nicht geklärt. In maßgebenden Kreisen ist die Äeuß>» rung gefallen, der Thronwechsel sei de-halb für Rußland b>- klagenSwerlh, weil eine starke deutsche Regierung, hiyter welckicr geschloffen die Autorität aller leitenden Männer stehe, für Rußland ungünstiger fei al« eine schwache, vo» ver schiedenartigen Strömungen hin- und hergezogrne Regierung. Andererseits schmeicheln sich Leute, welche vo» den deutschen Zuständen keine Ahnnng haben, mit der thönchtrn Hoffnung, die deutsche Einheit werde einen Stoß erhalten, da di« deutschen Fürsten, namentlich Bayern, sich dem jugendlichen deutschen Kaiser »linder willig unterordnen würden. Die Ansprache „An mein Volk" hat in Peter-burg einen guten Eindruck ge macht. namentlich wegen de« Gelöbnisse«, den Frieden schirme» zu wollen; im entgegengesetzten Sinne wird dagegen der schnei dige und mannhafte Armeebefehl ansqrsaßt. Ueberhaupt bleibt ma» dabei, dem Kaiser Wilhelm II. kriegerische Absichten unterzuschieben. Bemerkt wird, daß in Rußland keine Armee» trauer festgesetzt ist, sondern nur eine Trauer sllr die Chef- regimenttr; wenn man auch nicht eine so lange Armretrauer wie nach dem Tode de« Kaiser« Wilhelm erwartet hatte, so kielt man doch eine Armretrauer sür bevorstehend, weil Kaiser Friedrich auch russischer Feldmarschall war. E« ist auch nicht unbemerkt geblieben, daß ver neue Kaiser nicht zum Chef de« Kaluga-Regiment« ernannt wurde. * Der französische Krieg«ministrr hat im Ministerrath« Über feine jüngste Besichtigung der Fort« an der Ostarenz, berichtet. Frevcinet äußerte sich sehr befriedigt und hegt dre Absicht, seine Inspektion-reif« sortzusetzeu. Der „Temps"
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