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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-24
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1888
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3872 thcilt unter Anderem mit. daß der Krieg-minister sich von Epinal nach Remiremont begab und von dort auS insbesondere daü Fort Parmont in allen Einzelheiten in Augenschein nahm. Bor Allem ließ Freycinet im Fort Parmont vcn gepanzerten Tburm sunctioniren. Mit Genugthuung constatirte der sran- zösische KricgSminister auch, daß die Bevölkerung an der Ost- grcnze ihm einen besonder« sympathischen und achtungsvollen Empfang bereitet habe. Dari man dem heute vorliegenden „Figaro" Glauben schenken, so beabsichtigt der französische Kriegöminister auch eine Mobilisirung der in Nancy befind lichen 1l. Division, welche aus vier Infanterie-Regimentern, einem Cavallerie-Reaiment und vier Batterien Artillerie zu sammengesetzt ist. Dieser MobilisirungSversuch würde wahr scheinlich in der zweiten Hälfte de« Juli stattsindcn. so daß das bestimmte Datum erst im letzten Augenblick bekannt ge macht werden soll. ES klingt ziemlich romantisch, wenn der „Figaro" weiter berichtet, Freycinet würde Paris incognito verfassen und von ChalonS aus eine Depesche an den General de Boisdenemetz senden, in welcher dieser aufgesordert wird, die sämmtlichen unter seinem Besehfe stehenden Truppen derartig zusammenzuziehen, als ob sie unverzüglich inS Feld rücken sollten. Einige Stunden später würde dann Freycinet die gesammte Division auf dem Plateau von Malzeville inspiciren' Da eS sich um keine Mobilisirung im eigentlichen Sinne handelt, insbesondere die Reservisten nicht eingczogcn werden sollen, braucht von den Kammern kein besonderer Credit gefordert zu werden. *-Großer Jubel herrscht in Rom über den Ausfall der Ersatzwahlen zum Gemeinderath der Hauptstadt. Dieselben sind in - glänzender Weise zu Gunsten der liberal und? national Gesinnten ausgefallen. Es standen sich die liberale'.und die klerikale Liste gegenüber. Die Candivatcn * der ersteren haben eS im Maximum auf Sl32, diejenigen der letzteren nur aus 4567 Stimmen gebracht. Kein einziger der X.erikalen ist durchgedrungen. Der vollständige Sieg der literalen Liste ist der zum ersten Male bewerkstelligten Ber einigung sämmtlichcr nichtklerikaler Parteien zu danken. ES isc dadurch der lange angezweifelte Beweis geliefert worden, daß,'^entgegen allen Anstrengungen der Klerikalen und allen Behauptungen deS BaticanS, selbst in Rom die Zahl der national gesinnten Wähler daS Doppelte der Gegner beträgt. Die Legende von der geheimen Anhänglichkeit der Römer an den Papst und die alte Zeit ist von Grund aus zerstört. Sie würde sich-vielleicht noch einige Zeit erhalten haben, wenn die bisher'im Gemeinderathe befindlichen verkappten Klerikalen und ihre Vasallen nicht durch die Giordano-Bruno Frage dazu getrieben worden wären, die Maske abzuwerfen. Ter Beschluß deS Gcmeindcraths. die Bewilligung einer Area für ta-S Denkmal deS Märtyrers der Gewissensfreiheit und Opfers deS BaticanS abzulchncn, mußte von allen Liberalen als eine Herausforderung betrachtet werden. Sie haben den Hand schuh ausgenommen und den Gegnern eine Lehre gegeben, welche nicht so bald vergessen werden wird. * Die Eröffnung der sibirischen Universität soll, wie die .Ncwvje Wremja" erfährt, bereit- im August diese- Jahre- ersolgey. Diese Frage hat in einer der letzten Sitzungen deS ReichSrathS ihre Erledigung gefunden. Zu nächst wird nur die medicinische Facultät eröffnet und ist eS dem Minister der Volksaufklärung anheimgegeben, Zöglinge auS geistlichen Eeminarien, welche den an sie gestellten An forderungen genügen, in di« Zahl der Stuoirenven auszu- nchmcn. Da bei einer Facultät ein UniversitälSrath in üb licher Weise nicht gebildet werden kann, so wird die FacultätS- vcrsammlung und der Rath in eine collegiale Institution verschmolzen werden. ' , * Aus Melbourne, IS. Juni, wird der „Allgemeinen Zeitung" gemeldet: „Sir Henry Brougham Loch, der Gou verneur von Victoria, eröfsnete heute daS Parlament der Colonie.. In seiner Rede beglückwünschte er die Colonie zu ihrer andauernden Wohlfahrt. Biel sei zur Verbesserung und Verstärkung der VertheidigungSwerke geschehen. Die Forlsznähern sich rasch der Vollendung, und die maritime wic^militairischc Wirksamkeit fei erhöht worden. Die Bil dung einer Reserve 1. Clafse sei ebenfalls in Aussicht ge nommen. Den patriotischen Gesinnungen, welche die zwei Häuser deS Parlaments veranlaßt haben, die ReichSverthei- LigungSvorlage anzunehmen, sei von dem Mutterlande in charakteristischer Weise Rechnung getragen worden. Zunächst die Chinesen-Frage berührend, bemerke Se. Excellenz, daß die nothwendige Einschränkung der Einwanderung von Chinesen am besten durch diplomatische Schritte der Reichsregierung, sowie,, mittelst glcickmäßiger Gesetze in sämmtlichen austra lischen , Colonien gesichert werde. Die Beschlüsse der Con sercnz,' welche in Sydney tagte, werden in einer der Legislatur/zu, unterbreitenden Vorlage verkörpert werden. In Hinweisung aus die bevorstehende CentenarauS- stellung' in, Melbourne sagte Se. Excellenz, daß dieselbe größere Unterstützung finde als erwartet worden war, beson ders vom Auslande. Er habe Grund für die Annahme, daß die Ausstellung alles, was in diesem Genre in diesem Theil der Welt bis jetzt gesehen worden, bei weitem über- tresfcn^werde. Nach einigen Bemerkungen über rein innere Angelegenheiten fuhr der Gouverneur fort: „Der Tod des Kaisers» Friedrich ist ein Ereigniß, welche- die königliche Familie von Großbritannien in Trauer versetzt und England eines warmen Freunde« und treuen Bundesgenossen beraubt hat. Die ganze Nation sympathisirt mit dem deutschen Volke bei dem traungcn Verlust, den eS erlitten hat." Schließlich svrach Se..Excellenz von der Finanz- und Handelslage der Colonien. Zu keiner Zeit seit der Gründung der Colonie, sagte er, sei die Wohlfahrt so groß gewesen als gegenwärtig Ter nationale Credit stehe höher als je: die Einkünfte seien elastischer und fast jeder Industriezweig sei mehr oder weniger erfolgreich." iniudernng. Dieselbe würde für de» Fall von Betriebsstörungen sehr empfindlich sein, von dem Verluste des höheren Eouatag-lohae» vollkommen zu schweigen. Allerdings stehen diesen Nackitheilen auch Lortheile für den Arbeiter in gesuudbeitlicher, wirthsäiasilicher und sittlicher Beziehung (Steigerung der LeistungSiähigkeit. Beschränkung de» blauen Montags, Berminderung der Geldverschwendung und Genußsucht) gegenüber, »md es ist demgemäß die Beschränlung der Arbeit an Sonn- und Festtagen aus ein möglichst geringe- Maß zu besürworien. ES darf aber diese Beschränkung nicht soweit gehen, daß sür Industrie und Handwerk eine Verminderung der LeistungSsähigkeit eintritt; denn deren Folgen würden sich am schwersten sür den Arbeiter geltend machen. Verminderte Leistungsfähigkeit bedeutet verminderte Nachfrage, ein Festhalten der Lohnhöhe odcr eine Lohnsteigerung aber ist nur möglich, wenn die Produkte gesucht uud deshalb auch preissteigerungS- sühig stad. Wir ballen die letzten Gründe durchaus nicht sür stich haltig. ES ist Tbatsacke. daß ein ordentlicher Ruhetag in der Woche die LeistungSsähigkeit hebt, uud eS ist ferner Tbat- sache, baß zur Erhaltung gesunder Nerven und einer gesunden Generation die Sonntagsruhe unumgänglich »ölhig ist. Daß sie möglich ist. das beweisen andere Staaten, und eS ist eine vorgefaßte und nacbgebelele Meinung, zu behaupten, die SounlagSruhe sei unmöglich. * Leipzig, 22. Juni. SchiedsgerichtSsitzung. Der Ar- Keiler Franz Robert M., welcher am 18. Februar d. I. bei dem Betriebe der Königin-Marienhülte, Actiengcsellschast zu CainSdors, eine Verletzung des rechten Unterarms erlitten hat und noch länge rer ärztlicher Behandlung zur Heilung und genaueren Beobachtung dcm ltreiSkrankcnstisle zu Zwickau überwiesen worden ist. hat nach einem nur dreitägigen Aufenthalte daS letztere am 20. Mai l>. I. erlassen und ist nicht wieder dahin zurückgekehrt. Durch diese- cnrwidrige Verhalte» hat sich die Sächsisch-Thü- ingische Eisen- und Stahl-BerusSgenoisenscha st ver anlaßt gesehen, jede weitere Entschädigung oder Unterstützung au M. oder dessen Angehörige abzulehnca. M. Hai seinen Weg gang aus dem Krankenhause damit zu begründen versucht, daß er behauptet, er habe keine genügende Beköstigung erhalten. Das Schiedsgericht hat die Berujung zurückgcwicie». Da der Verletzte weder verheirathet ist, noch bei einem erwachsenen Mitglied- der Familie, daS denselben zu verpflegen vermöchte, wohnt, und da mir der Berufsgcnosseiftchast, nicht aber dem Verletzten das Wahlrecht zwischen den nach H. 5 und 7 deS UnsallversicheriingSgesetzeS alternativ zu gewährenden Leistungen zustedt, ist der Verletzte durch seinen unmotivirtcn Austritt aus dem Krankenhause der Ansprüche an die BerusSgenossenschast verlustig gegangen. — Der Verletzte steht übrigens in starkem Verdachte, daß ec simulirt, und sein persönliches Auftreten in dem Termine hat nicht dazu beitragen könne», ihn von diesem Verdachte zu reinigen. — Der Schlosser Clemens Beil in Chemnitz bat wegen einer am 25. Februar 1886 bei dem Betriebe der Sächsischen Maschinenfabrik zu Chemnitz durch Verstauchung erlittenen chiveren Verletzung am Knöchel deS rechlen Beines aus längere Zeit seine Thätigkeit einstellen müssen, ist aber vom 11. October desselben Jahres ab in dcm gedachten Betriebe wieder, und zwar vorläufig mit leichten schriftliche» Arbeiten, beschäftigt worden, während er von Ansang dieieS JadreS an wieder Schlosserarbeit verrichtet hat. Beil de- hanptet. die Schlosserarbeit nicht wie srüher wieder verrichten zu können, während berritS im October v. I. ärztlicherseits ausgesprochen worden war, daß sich nach dem damaligen Belunde weitere Ansprüche aus Rente nicht mehr begründe» ließen. Die Sächjijch-Thü- ringiiche Eiten- und Stahl-Berussgenosjenschait hat dem Beil bis Ende October 1886 di- volle Rente uud von da ab dis zum November 1387 die Hälfte derselben gewährt, weitere Zah lungen aber abgelebnt, da Beil wieder gänzlich hergestellt sei, und das Schiedsgericht hat den Bescheid der Berusszenosscnscheft bestätigt. Zocialpolitisches. * Ueber die Frage der SonntagSarbeit bringt der 1887er Bericht der Handelskammer in Mülhausen im Elsaß interessante allgemeine Erörterungen, welche wir im Nach folgenden zusammenfassend wiedergeben: Ueber das thatsLchliche Vorkommen der SonntagSarbeit äußert sich der Bericht dahin, daß dieselbe im Großbetriebe aus «»ninden der Continmtät d«S Betriebes, auS Rücksichten auf das Material, anS technischen Gründen, sowie wegen der Nothwenbigkeit sür die Werke? sich Lonjuoctnreo ouzupassen, nicht zu umgehca sei. Auch im Handwerk geben in verschiedenen Industriezweigen (Gärtnerei, Töpferei, Ziegelei, Gerberei. Färberei rc.) techngche Gründe die Veranlassung zur SonntagSarbeit. die hier im Uebrigeo mich inr-besonderen Bedürsnissen des PublicumS (Bäckerei, Metzgerei, Nolbwendigkcit von Reparaturen in fremden Betrieben, dringende Herstellungen mit bestimmten Lieferfristen) oder periodisch zu beson- deren Zeiten auslretendem Bedarf (Saisonarbeit im Frühjahr, Herbst, vor Festen, Messe», Jahrmärkten) ihre Begründung findet. Die Folgen eines BerboteS sür den Unternehmer würden sich danach beim Großbetriebe also gestalten: die Unmöglichkeit, technisch nothwendige Arbeiten vorzunchmen, würde da- Verderben der Roh stoße und Halbfabrikate, eine Berringerung der Qualität der Pro. ducie und in vielen Fällen die gänzliche Einstellung de- Betriebe« hcrbeisühren; die Unmöglichkeit, am Sonntag Reparaturen und Nciuiguugsarbeilen mit Sorgfalt nnd Aufmerksamkeit auszusühren, könnte von den folgenschwersten Betriebsstörungen begleitet sein und zu zahlreichen Unglückssällen Veranlassung geben. Ferner sind zu berücksichtigen die mit der Aushebung der Sonatagsorbeit uothweudig verknüpstc Erweiterung der Betrieböstätte und Vermehrung der Nrbeilökräste, die ihrerseits eine Bertheuerung der Producte »ud damit , eine Schwächung der lloncurrenzsähigkeit, eveat. die Eia sührung der Nachtarbeit, im Gefolge haben müßten. Für den handwerksmäßigen Unternehmer würde da» Verbot der SonntagSarbeit vielfach Störung der regelmäßigen Wiederaufnahme der Arbeit am Montag, Unmöglichkeit, alle Aufträge, zumal in der Saison, pünktlich ouszusüdren. Verlust der Kundschaft, Nothwendig- keit, mkhr Arbeiter eiazustellen, «ad Schmälerung de» Berdirnste» zur Folge hoben. Hinzuweisen ist schließlich noch a»f die t» Folge einer Lukhebung der Sonntagöarbett für den Arbeitnehmer «vent. eiatretende Loh» Die Son-erausstellmig des Museums für Völkerkunde. ii. «olden und vrotschonen. (Fortsetzung.) * Ihre Kleidung stellen die Golden »Heils selber her, theil» erhalten sie, wie Genest und Lapitain Jalobjen'S Aufzeichnungen mutheilen, dieselbe durch chinesische Lausleute. Diese führen ibnea baumwollene Stoffe zu. aus denen Hemden sür Männer und Frauen hergestclll werden. Dieselben reichen bis über die Knie hinab, haben lauge Aermcl und schließen um den Hals herum lest an. Die vorherrschende Farbe sür diese Hemden ist blau, dock weiß man ihnen durch Besatz von anders farbigem Zeuge eine geschmackvoll? Mannigfaltigkeit zu verleihen. Ebenso werde» die von Männern und Frauen getragenen Beinkleider bisweilen aus chinesischem Baumwollenstoss hergellt. Bei den Husin-Golden am Ussuri scheint aber diese chinesische Waare nicht vorzukommcn, wenigstens berichten die Gebrüder DörrieS nichts darüber. Im Allgemeinen besteht aber die Kleidung der Golden auS Ma- terialien, welche ihnen das eigene Land liefert, nämlich auS Fisch haut oder aus Fellen. Am Ussuri kommt fast durchweg nur Fcll- klcidung vor, während am Amur auch im Winter die aus Fischhaut hergcstellte übcrwiegt. Die Fischhäute werden mit Knochenmessern abgezogen, anemandcrgerciht und mit Verzierungen in Malerei und Stickerei versehen, die oft recht geschmackvolle Muster und Farben, zusammenstellungen zeigen. Die Freuen trage» dos schon »amhaft gemachte Hemd, darunter Hosen, welche höchst eigenthümlich gestaltet sind. Sie reichen bis zur Mitte der Waden, wo sie mit Riemen sestgebunden werden. Sie bedecken nur die Obcrichcnkel, während Waden und Füße in Strümpfen und Stieseln stecken, die ebenfalls auS Fischhaut hergestellt sind und wo Hemd und Hosen bunte Malerei ausweisen. Die Sohlen der Strümpfe bestehen aus Renthierßll, welches von den tungusijchcii Nachbarn zu den Golden gebracht wird, und zwar wird daS Haar nach innen getragen. Ueber den Rücken fällt ein 25 cm breiter Streifen auS Zeug oder Fischhaut bis an den Saum der Hemden herab, der mit eincm Riemen um den Hal» befestigt wird. Der obere Theil deS Gehänges ist mit Perlen, Muscheln und Kupfer- zierrathen besetzt, wahrend am unteren Ende einige Kupse,platten ireiichwebend angebracht sind, welche bei jedrm Schritt der goldijchen Schönen klingend zusammenschlagen. Aettcre Frauen tragen unter dem Hemde noch lange Schürzen aus Fischhaut oder Fell, welche mit Riemen um das Genick herum befestigt werde». Um die Hüsten wird daS Hemd von einem Gürtel zusaminenqehalten, welcher zu gleich dazu dient, der Gestalt eine gcwisse Aumulh zu verleihe». Der Kopf wird im Somnicr nicht beLcckt, in, Winter dagegen trogen die goldischen Frauen hohe, i»it mancherlei Besatz verzierle und dick- gesütterte Mützen aus schwarzem Samnit, den sic ebenso wie die Baumwolle aus China beziehen. Als FesttagSkicidung wird auch ein meist rechteckiger Brustschmuck getragen, welcher aus Bauin- wollenzeug beucht und mit eingeslickten Mustern geschmückt ist, zu deren Herstellung Reitthierhaare benutzt werden. Auch recht geschmack voll bemalte Handschuhe werden benutzt, die unseren Fingerhaudschuben gleichen und nur bei festliche» Gelegenheiten ungezogen werden. DaneLcu gicbt eS auch große, gleichfalls bemalte Fausthandschuhe, welch? aber im täglichen Gebrauch sind. Die erstercn scheinen bei den Husin- Golden nicht vorzukommen, wenigstens befinden sich keine in der DörrieS'jchen Sammlung. Leider verunstalten sich tue ohnehin nicht sehr schöne« Goidinnea durch silberne Nasen- und Ohrringe. Bo» letzteren tragen sie bisweilen drei bis vier in jedem Ohr, und die Folge davon ist, daß man häufig Frauen sieht, deren Ohren der artig zerrissen sind, daß sie wie auSgesranst erscheinen, kenn die Ringe sind sehr schwer und umfangreich. Die Kleidung der Männer gleicht im Allgemeinen der der Frauen, nur weist sie weniger Verzierungen aus. So fehlen Nackengchänge und Brustschmuck; auch werden von den Männern säst nur deroe Fausthandschuhe getragen. Die eigentdüniliche Form deS Beinkleides ist auch hier üblich; da aber die goldischen Männer im Winter ost weite Schlitlenreisca unternehmen, jo ziehen sie über die Hosen noch einen Ueberrock von Seehundssell, der außerordeullich warm hält. Bei Regenwetter pflegen die Männer anstatt der langen Hemden kurze Jacken auS Fischhaut zn tragen, deren Aermel an den bandqelenken sest zuiamnirngcbunden werden, damit idnen bei ihrer Beschäftigung das Wasser nicht hiocialäust. Während die Männer im Sommer Hüte aus Birkenrinde, welche den chine- fischen in der Form sehr ähnlich sind, sowie Filzhüte und Mutze» auS Baumwollenzeug tragen, bedienen sie sich im Winter dicker Kopsrinae aus Pelz, an welchen hübsch gestickte Ohrenklappen be festigt sind, welch letzteren die Golden, wie es scheint, von den Chinesen angenommen haben. Erwäknenswerth ist auch der Gürtel, ohne welchen kein Golde existirea zu können scheint, denn man findet ihn am Ussuri ebenso allgemeia im Gebrauch, wie in dem Ueber- gangsgebiet« zu den Giljasen. Derselbe besteht aus einem Leder, riemen, welcher gewöhnlich mit einem Knochenschlosse zusammen- gehalten wird, und dient als Träger sür mancherlei Geräthe, welche zum tägliche« Gebrauche benutzt werden. So hängt auch das Knochen messer zum Abziehen der Fischhäute und zum Zerlege« der Thiere, weiterhia ei« andere- längeres Messer an- Metall, »in Tabaks- beutel, eia Pseisenräumer, ein Feuerstahl und Feuerstein und ein Instrument, welche» psriemenartig gestaltet ist und zum Auflösen von Knoten i« den Strängen der Schlittenhunde dient. Neben diesem «illsachen Lrdergürtel erscheint übrige«» a» Festtage» aach eia mit Slickepci reich verzierter. Die Kleider auS Fischhaut habe« eine gelblichweiße Färb: und besitzen de» Vorzug, wasserdicht zu sein. Dagegen schützen sie nur wenig gegen Kälte und werden daher nicht selten durch Pelzklcider ersetzt. Ju rauhen Herbsttage» zieht man häufig mehrere Fischhautkleider übereinander. Bei ihren Mahlzeiten bedienen sich die Golden kleiner, recht eckiger Tischchen mit geschnitzten Füßen und bemalter Platte, die auch häufig mit Schubladen verlehea sind. Aus diese Tische werden Holzschüsjeln gestellt, aus welcher man mit geschnitzten Holzlöffeln oder auch nach chinesischer Gewohnheit mit Eßstävchra ißt. D>e Stelle der Servietten oder Handtücher vertritt ein Bund von Bast oder Hobklspänen; auch dient ein solcher zum Reinigen der Eßgesäße nach der Mahlzeit. Löffel und Eßstäbchen werden, nachdem sie gereinigt worden sind, in Behälter aus Birkenrinde gelegt, welche theilS cylinderjörmig, »Heils prismatisch gestaltet sind. Zur Her stellung von Körben, Schachteln und Schüsseln werden Birkenrinde und Ballflechtcrcie» benutzt, und man kann den Golden die Aner kennung nicht versagen, daß sie in derartigen Arbeiten sehr geschickt sind. Die angcsührten Geräthe erscheinen in den mannigsaltigsten Gestalten un» dienen Len verschiedenartigsten Zwecken. — Säcke und Beutel oder große Tasche» werde» auS Fischhaut gefertigt und mit Stickerei verzier». In solchen Säcken verwahren die Golden unter AnLerm die Borräide von NeiS, Hirse und anderen Getreidearten, welche sie von den Chinesen als Wi.ilernahrung einkausen. Anderer, jcits werde» die angejaininelten Fischhäute in Säcken an- starkem Scehuudsleder auigehoben. Tie Fischhäute bereiten sie mit salz- bciuartigcn Instrumenten aus Knochen zur Benutzung als Kleider vor, wahrend die Thicrjelle Lurch Klopsen mit einer hölzernen Keule geschmeiS'g gemacht werden. Die Erleuchtung der Häuser erfolgt durch Fischthranlampen, welche auf cinem Lanipcnhalter ihr-n Platz finden. Dieser besteht aus einem viereckigen Brete, aus welches die Lanipe gestellt wird. An jeder Ecke desselben erhebt sich ein senkrechter Slab von etwa 40 Ceutimeier Höhe, welcher mit dem schräg gegenüberliegenden durch ein Querholz v:rbunden ist. Wo diele Hölzer sich mitten über den, unteren Brete kreuzen, ist i» sie ein langer Stab eingelassen, der oben an einem Haken ousläuft und dazu dient, de» ganzen Apparat an der Decke euszuhängen. Man erreicht damit nur Doppeltes. Einmal erhellt die Lampe durch ihre erhöhte Stellung eine» beträchtlichen Raum der Wohnung, als wenn sie ans dem Fußboden stände, und zweitens wirkt sie der Gcsabr entgegen, durch die jorlwährend im Hause befindlichen Hunde umgerissen zu werden. — Von Lteingeräihe» sind bei den Golden nur noch steinerne Mörser im Gebrauche, deren Stößer aus demselben Materiale bestehen. Kleine Wetzsteine, welche in der Mitte durchbohrt sind und am Gürtel befestigt werden, führt jeder Golde bei seinen winterlichen JagdauSslügcn bei sich, und ebenso ist er stets mit einigen Schneebrillen versebe», welche, so vrimitiv sie auch zu sein scheinen, doch völlig ihre Dicuste tbun. DaS Gestell dieser Brillen besteht auS Holz, die Sehlöcher sind mit einem ganz seinen Gttvcb: auS Pierdchaaren gefüllt und die Befestigung ersolgt durch Bänder, welche om Hinterkvpse zusamnienqebunden werden. — Als Spielzeug tür Kinder finden sich bei den Goloen kleine Thiere au- Holz, als Ratten, Puppen, aus Fischhaut, Vögel aus Fijchknochen und zierliche Mcnscheiigkstalicn aus Holz, welche deutlich als russische Soldaten zu erkennen sind und Leeartig absichtsvoll carikirt sind, daß auch auS diesem lluistandc die Abneigung der Golden gegen ihre jetzigen Herren ersichiftch wirs. — Als Knabeuspielzeng findet man Bogen un» ungksährliche Pieile. — An musikalischen Jnstt-innculen besitzen sie ein-, las mit ewer Geige ciitsernie Aehnlichkctt hat. Interessant ist auch ein Instrument zur Aussaat von Hirse und anderen Sämercie», eine Säeniaschine i»r Kleinen» aber ganz nach dem Princip, dos heute in unjcrcr Landwirlhjchast zur Anwendung kommt. — Auch der Schneeschuhe bedienen sich die Goloen im Winter zum Fortkommen; sie gleichen denen der Lappen, sind lang und schmal aus Holz und aus der unteren Seite mit Fell beschlagen. — Noch zu erwähnen sind die großen Eismcsser, welche die Golden aus ihren Jagdzügen benutzen, ferner ist auch ein Blasebalg bei ihnen im Gebrcuü, dessen sie sich sowohl im Hause wie im Walde bedienen. Es ist unmöglich, Alles im Einzelnen hier auszuzählen, was die Dörries'sche Sammlung von den Golden enthält, kaum ein Gegenstand derselben dürste fehlen, zudem stumme« säninilliche nicht von den durch chinesischen Einfluß bereits sehr veränderten Kilan Golden am Amur, sondern von den noch in ihrer ganzen Ur sprünglichkeit sich befindenden Husin-Golden am Ussuri. welche b:S jetzt noch in keinem Museum, geschweige denn in solcher Vollständig keit vertreten sind. In einem folgenden Artikel wollen wir nur noch einen Blick aus das Scbnmaneuwescn der Golden wecjen, das besonders gut »> der TörricS'schcn Sanim'ung vertreten ist. Vom Älltograplieimiarkt. L. 1VK. Leipzig, 22. Juni. Nächsten Montag beginnt bei List L Francke, Universi älsstraß? 13, I., eine B-rsteigerung von Handschri ste» interessanter Zeitgenossen, wie vergangener Größen. D e Sammlung ist nahezu sicbeuthalbhundert Nummer» stark. Das Verzeichnis gruppirt die Aulog>aphea in Fürsten, Krieger, Slaai-muniier, bildende Künstler, Musiker, Gelehrte und Schriftsteller, Dichter. Dazu kommt „ein Posten" Adels-, Frei herren- und Grajendiplome und eine Gruppe Bücher sür Auto gravhensaminler. Die Fürstlichkeiten bilden die stärkste Gruppe (155 Nummern). Bon August dem Starke» liegt ein Unterzeichneter Brief aus Warschau 1714 vor, von König Friedrich August I. ein Docuincnl von 1807, von König Friedrich August II. ein Brief von 1824, von König Anton „cm liebenswürdiger kleiner Bries" aus dem Jahre 1831. Sowohl Johann der Beständige als Johann Georg II. ist vertreten, Elfterer z. B. durch ein Schriftstück von 1517, Dieser durch eine» Bries mit Adresse von 1661. Noch älter ist ein Schreiben mit Adresse aus dem Jahre 1430, cbensalls unterzeichnet von Kursürst Johann dem Beständigen. Preußische Herrscher und Prinzen begegnen unS vom großen Kurfürsten a» (zwei Briese aus Cleve 1675 und aus Cölln an der Spree 1651) bis aus Friedrich Wilhelm IV., Prinz Friedrich Karl und d:n Prinzen von Preußen, nachmaligen Kaiser Wilhelm I (Brief vom Jahre 1842 init Mühler'S Unterschrift.) Oestecrcicher sind gut vertreten, namentlich figuriren einige schöne Schriftstücke von Erzherzog Johann. Der Reictsverweser schreibt 1856 unter Andern,: „Möge Deutschland seine Blicke nach Oester reich kehren, was nichts von ihm will, aber vieles geben kann möge es den Werth unicrs Kaisers erkenne» und. —I Hoffentlich wird eS werden; ich möchte jenen Tag erleben. . ." Die Kriegergruppe zählt 79 Nummer». Wir nennen aus großer Zeit Blücher (vier Briefe und Tocumcnle), Bülow von Lennewitz (d e ). Gneiienau. von Kleift-Nollendors, von Muffting, Gras Nostitz /Blüch-'c'S Adjutant), Scharnhorst, Thiclmann, Hort, Wellington. Rac-itzki, aus jrühercn Zette» Zielen und Schwerin, die Retter gtU-ecle. Z emlich ebenso zahlreich sind die Autographen von Siaats mänuein. darunter Fürst Clemens Metternich (2 Schriftstücke), Gros Neft'rlrooe. Guizot, HanS von Gagern, Palmerstou, Talley rund, W.nhington. lieber hundert Nummern stark ist die Künstlergruppe, darunter Wilhelm Kaulbach, L. v. Klenze, Rauch, Johann Dannecker, Alexander Calame, Eduard Beudemann, Lessing, Menzel, Preller, Ludwig Rickiter (drei Briese, zwei an C. G. Börner), Rutschet uud Schwan, ihalcr, v. Schwind, Winckclmaun. Die Briese von Gelehrte», Schriftstellern, Buchhändlern sind 83 an der Zahl. Zehn Nummern rühren nur von Buchhändlern her (Brcilkopf. F. A. Brvckhaus, Georg v. Cotta, Göschen, Pertbes, I. A. G. Weigel u. A.). Huinboltl, Hegel, Schilling, Fichte, Bücher, Hammer-Purgstall, Fallmcraycr sind Namen, die in die Augen sollen müssen. Adels- und Grafentiplome findet man hier einige dreißig bei. sammeu. Vermischtes. ---- Aus Warmbrunn erzählt man Folgendes über Kaiser Friedrich'- Anwesenheit daselbst im Jahre 1867. Kronprinz Friedrich Wilhelm u»d Gemahlin wohnten damals in dem clwa zwei Meile» von Warmbrunn enlsernten Schloß Erdinaniisvors, wo jetzt Prinz Heinrich und Prinzessin Irene resivirlen. DaS kronprinzliche Paar besuchte häufig Warm brunn und machte dort Emkäuse. So kam dasselbe einst auch in den Laben eine- SpieiwaarenhändlerS, um für Prinz Wilhelm, den jetzigen Kaiser, Kiemigkeilen auSzuwählen. Ein Schaukelpferd, Sabel, Helm, Patronlaschc hatte der Kronprinz ausgesucht; der Hobe Herr verlangte »un die Rechnung „Aber da« hat ja Zeit, königliche Hoheit", sagte, sich tie verneigend, der Kaufmann. „NicklS da, mein Bester, ich borge nicht", vcrsetzle, die Börse ziehend, der Kronprinz, „waS kosten die Sachen?" Der Händler, welcher dem sürstlichen Besuche gegenüber auch fürstliche Preise machte, rechnete nun sür die Gegenstände eine unverbättuißmeißig Hobe Summe aus. Da klopfte ihm der Kronprinz aus die Schulter und sagte: „DaS ist sür meine Verhältnisse zu viel; da wird mein Junge vor läufig noch aus di« Spielfacken verzichten müssen." Sprach'», bot der Kronprinzessin den Arm und ließ den Kaufmann ver blüfft stehen, um im Nebenladea seine Einkäufe zu besorgen. —r. Coburg,21.Juni. Der siebzigste Geburtstag unsere« Herzogs wäre wohl all«. Orten festlich begangen worden, wenn nicht di« tiese und schmerzliche Landestrauer um den Heimgegangene» Kaiser Friedrich an ernste Stille mahnte. Der festliche Jubel mußle deshalb verftuwmeu. doch wurde ia deu Schule» diese- Tage« in würdiger Weise gedacht, ebenso von audereu Corporation«» und. wie bereit» mitgetheilt, von den städtischen Behörde». Auch der Kriegerverband de» Coburger Lande- hat seine Huldigung und zwar durch Ueberreickmag eines kunstvall ausgesührtea Gedenkblottes dargebracht, dessen architektonische Zeichnung eia große- Portal vorstellt, ausgesührt im Renaissancestil. Ueber dem Portal ist das Fainttienwappea de- Eruestinischen HauscS angebracht und im Giebel- selbe schweben zu beiden Seiten Amoretten, Festoas haltend. Links befindet sich die Zahl des Geburtsjahres des hohen Jubilar» 1818 und recht- die jetzige 1888. Die architektonischen Felder find aus- gcsüllt mit Emblemen, welche aus Kunst und Wissenschaft hindeuten. In der Mitte wird die Huldigung sinnbildlich dargestellt durch els Figuren. Die Beschützerin der Künste sitzt aus einem Thron, das Portrait des Herzogs in GeneralSunisorm haltend, während die linke Hand einen Lorbeerkraaz oiederlegt, die eine Amorette aus einem Kissen trägt. Zu beide» Seiten stehea weiblich: Figuren, Embleme sür Militair, Bildhauer- und Dichtkunst, Musik, und unten im Vordergründe erblickt mau die Gerechtigkeit, ihr zur Rechten die Malerei. Ueber dem Ganzen schwebt eia ia Faltea ge worfener Vorhang, von Amoretten emporgchaltea. Die erste Seite bildet das WidmuugSblatt mit dem Coburger und Gothaer Wappea. Die Widmung lautet: „Seiner Hoheit dem Herzog Trust kl., uuserm erhabenen Landesherrn, dem Mehrer des Wohlstandes im Lande, dem tapiern Führer in der Schlacht, dem ruhmreichen Sieger von Eckernsörde, dem Fürsten, dessen Herz warm für unser liebes deutsches Vaterland ichlägt und der in selbstloser Hingabe mit Rath undThat das neu erstandene Reich fördert, dem huldvollen Protector de- Coburger Kriegerverbandes bringen wir zum heutigen Geburtstage die innigsten Glückwünsche dar. Coburg, den 21. Juni 1888. Die Kameraden des Coburger KriegervcrbaudeS." — Diese WidmuugS- ichrist ist umrahmt mit Ornamenten, in denen die denkwürdigen Jahre de« Jubilars angebracht find. In dem AnsaugSbuch- labcn ?. stehl ein Krieger und die Inschrift: „Eckernsörde 1849." Ferner liest man die Jahre 1834: Ernennung zu Secondelieotenant. 1842: Verheirathung, 1844: Regierungsantritt. 1857: General der Cavallcrie, 1866: Feldzug gegen Oesterreich, 1870/71: Feldzug gegen Frankreich, sowie die Namen Langensalza, Weißenburg, Wörth, Sedan, Paris. Unten im Vordergrund trogen zwei Amoretten daS Werk: „AuS meinem Leben und aus meiner Zeit." Links ist der Orden pour ls worit« und rechis das eiserne Kreuz sichibar. Der Krieg von 1870/71 wird versinnbildlicht durch einen Reichsadler mit den Zahlen 1870/71. Zu beiden Seiten stehen Adler, der eine die Fittiche zum Kampse hebend mit der Kriegssackel. der andere die Flügel enkend mit der Siegespaliiie und der Kaijerkrone. Im Ganzen sind 23 Figuren angebracht, die durchgehcnds künstlerisch ausgesührt sind, ebenio verleiht die architektonische Anlage mit den heraldischen Löwen und Wappen das Gepräge künstlerischer Würde und Schönheit. — Die oiühe- uud kunstvolle Arbeit ist von dcm Zeichenlehrer Max Derra in Neustadt bei Coburg angescrligt worden. — Die Berliner Bäckerinnung wird voraussichtlich cho» in Len ersten Tagen des MonalS Juli eine Fachschule sür Bäcker errichten. Die Anregung hierzu ist von dem Centralverband deutscher Bäckerinnunqen „Germania" gegeben. Das leitende Princip der neu zu eröffnenden Schule soll die Vervollkommnung und weitere Ausbildung im Handwerk sein. Dies soll namentlich durch regelmäßig wieberkehrende Borträge geschehe», die theilS von gelehrten Chemikern, theil» von draklischea Bäckern in dem InnungSgebäube der Berliner Ääckerinnung („Mehlhau»") gehalten werden sollen und sich aus die Bäckerei und deren Hiisswissenschaslcn beziehe» werden. An diesen Borlesuiigen. die jedesmal zwei bi» drei Stunden anvaucrn und zwei bi» drei Themata behandeln werden, dürfen nur Lehrlinge lheilnehmen, die bereit» zwei bi» drei Iabre der Lehre zurückgelegt haben, also schon da» nöthige praklische Berständniß sür di« Beurtheilung der Borträge besitzen. Ebenso soll jungen Gesellen gestaltet werden, einen Eursu» (Semester) die Fachschule zu besuchen. Ueber da» Honorar ist noch kein Beschluß gefaßt, doch dürfte e» bei Lehrlingen 3 ^l, bei Geselle» 6 pro Semester kaum übersteigen. --- Anläßlich der großen Nennen ergehen sich mehrere sranzösische Blätter in bitteren Klagen über die große Der- schwendung. die jetzt in Pari» entfaltet wird. Bor allem wird den jungen Mädchen der Text gelesen, die ebenso kostbare Trachten zur Schau tragen wie die Mütter. Denn auch die Mädcbe» erscheine» in seidenen Kleidern und tragen reichen Schmuck wie die vcrbeiralhcten Damen. WaS die jetzige Berschwendung in den Trachten noch steigert, ist die geringe Widerstandskraft der Kleiderstoffe. Früher dielten diese wenigstens eine Saison aus, jetzt nicht länger als eine Gesellschaft. Wenn eine Dame früher jährlich 20 000 Frcs. sür ihre Kleidung ausgab, so bezahlt sie jetzt daS doppelte. DaS Wort „zahlt" darf nicht genau genommen werden, denn ost bleibt man schuldig, und die Schneider gedulden sich, bis die Großeltern oder irgend eine Großtante stirbt, deren Erb schaft dann berhalten muß. ES giebt in Paris „Schneider- AlclicrS", vic AuSttände im Betrage von Millionen haben und sich dabei sehr wohl befinden. Aber nichi nur die Trachten sind maßlos verschwenderisch, auch bei Tisch wird alles übertrieben uud der TaselluxuS grenzt a»S unglaubliche. Besonder- beim Nach lisch zeigt sick daS in außerordentlicher Weise. Man hat Frücble entdeckt, von denen man früher keine Ahnung hatte, Trauben müssen ru allen Jahreszeiten vorhanden sein und sür jede Gattung Obst muß ein anderer Tafelaufsatz hingcstellt werben. Und der Blumen kein Ende! Längs de« Tischläufers ein wahres Blumenbeet, die Servietten mit Blume» um wunden, die Leuchter voller Kränze. Dazu hat jeder Gast sein eigenes Salzsäßchcn. seine Zuckerdose, seine Pfefferbüchse, seine Bultcrvase, seine Sensflasche rc. Der unerhörteste LuxuS aber wird in Cotillon-Geschenken getrieben. WaS waren die berühmten Montage der Kaiserin Eugenie gegen die jetzigen Zeiten? DamatS pflegte der Marquis de Caux eine Orange, elN.Bouquet, eine ktcine BonbonniSre als höchste Auszeichnung darzubielen, und die Gewinnerin war nicht wenig stolz daraus, jetzt kostet ein Cotillon lO—20 000 FrcS., denn man muß goldene und silberne Andenken vertheilen, und eS kann gar nicht Wunder nehmen, daß ein Vater, der sein Töchterchen mit solche» Schätzen reich beladen von einer Gesellschaft zurück kommen sah, sie fragte: „Mein Kind, hat man dich als Tänzerin bezahlt?" Literatur. Eine trefflich», reich illustrirte Kaisernummer zum Ge denken unteres edlen verewigten Kaiser» Friedrich ist die neueste Folge (27) von Schorer's Familienblatt. Die würdig aus- gestaltete Trauernummer enthält in Wort und Bild: Kaiser Fried rich'- Gesinnung im Zengniß seiner AuSiprüche, Aus dcm Familien leben deS KaüerS, mit 4 Portraits; ferner eine große Illustration, vorstellend: „Der Held bei Wörth", Originalzeichnung von E. Röch ling; der Freund der Kunst und Wissenschaft; die Schlösser des Kaisers mit einer trefflich gelungenen Illustration, den Kaiser in der Orangerie des Charlottenburger Schlöffe- darstellend; der Krön- Prinz im Ausland; der Kaiser als Freimaurer; Kaiser Friedrich und die Süddeutschen; der Kronprinz im Elsaß, Illustration von L. Dettum»«, u. s. w. Ferner ziert die Nummer ein« Allegorie, «nl- worjen und gezeichnet von Maler Fritz Gehrke, «ine edle Fraueu- gestalt im Trauergewande, die Kaiserkrone dus dem Haupte, streut Blumen aus den >m Sarge ruhenden Verblichenen. Die entsprechenden Begleilworte hat der bekannte Lyriker und Chesredacteur des Fa- milienblntteS, vr. Franz Hirsch, in patriotüchen Versen gedichtet. Desselben Malers Hand hat die folgenden Illustrationen, die gleich nach dem Tode Käfter Friedrich'« ausgenoinmea worden sind, ge- liefert: der Kaiser aus dem Sterbebett; der Thronerbe in schweren Stunden; da« letzte Bulletin; die Friedenskirche; der Reichskanzler in FriedrichSkroa; die Aufbahrung in Schloß Friedrichskron und zum Schluß der reichen Nummer „das Geleit zur Unsterblichkeit." Preis dieser Nummer SO (40 Kr.), mit Porto 60 (4b Kr.). Da» ebenfalls im Berlage von Schorer's Familienblatt erichienene Portrait Sr. Majestät des großen Dulders, ein Meisterwerk der Holzschneidekunst, aus extra seinem Kupserdruckpapier, zum Lin- rahmen vorzüglich geeignet, zu dem außerordentlich billigen Preise von 7ü ^ (Verpackung 10 -ij, Porto 50 hat ia der kurzen Zeit weniger Wochen bereit- riae Auslage von über 7000 Hem- plarea erlebt. **
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