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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880623
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-23
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1888
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r«N«M«Mr » 8804 Institut«, die Rückkehr zu oewShre». da diese« Schtitt.sedta politischen Charakter« entvehre. Fkoquet hat da« Gesuch »war angenommen, den Schritt jedoch al« politischen be zeichnet und wird da« Gesuch im Ministcrrath vorlegen. Nachtrag zum politischen Tagesbericht. * Die von uns aus der „Post" erwähnte Meldung, der kaiserliche Hos werde da» Marmorpalai« demnächst ver lassen und nach Friedrichskron übersiedeln, ist dem Vernehmen der ,.N. Pr. Zlg." zufolge unbegründet. Das Marmor- palaiS wird der kaiserlichen Familie noch diesen Sommer hindurch als Residenz dienen. Daneben wird daS könig liche Schloß zu Berlin die Mitglieder der Kaisersamilie bei ihrem zeitweiligen Aufenthalte hier und während der Winterzeit ausnrhmen. Kaiser Wilhelm II. wird die von ihm bisher bewohnten Räume dcS Schlosse« an der Ecke deS SchloßplatzeS und der Schloßfreiheit auch weiterhin bewchncn, eS dürsten aber noch andere Räume, als die bisher benutzten, hinzugenommen werben; auch sind mancherlei Veränderungen baulicher Art zu erwarten. Auch hinsichtlich deS Sommer- auscnthalte« deö Kaisers Wilhelm dürfte hinfort eine Acnde» rung eintreten; Schloß Sanssouci tsoll in Stand gesetzt werden und vom nächsten Frühjahr ab die kaiserliche Familie während der Sommermonate anfnchmen. * Ein Berliner Blatt meldete, e» sei mit Herrn vr. Miquel, nachdem Graf Zedlitz daS Ministerium deö Innern abgelebnt, wegen der Uebernabmc desselben verhandelt worden. Wir halten, so sagt die „National-Zei- lung", diese Mittheilung für unbegründet. Herr vr. Miquel war als Vicepräsident deS Herrenhauses zur Theilnahme an den Bestattungs-Feierlichkeiten hier anwesend und hat sich schon am DienStag früh nach Frankfurt zurück begeben. * Die .National-Zeitung* bemerkt in einem Artkel über die Neubesetzung deS MinsteriumS deS Innern: „Der neue Minister, wer er auch sei. wird ferner sich darüber klar sein müssen, wie er sich zu dem Problem der Bekämpfung der Socialvemokratie ohne das bisherige Svcialisten- gcsetz stellen will, da die nochmalige Erneuerung deö letzteren durch das bezügliche NeichstagSvotum der vorigen Session ausgeschlossen ist." Diese Behauptung erscheint uns in der Thal etwas sehr voreilig. Wir sind der Ueberzeugung, daß. wenn die Frage der Verlängerung des SociatistengesctzeS wieder an Len Reichstag herantreten wird, dann die Nolh- wenbigkeit deS Fortbestehens dcS Gesetzes sich von Neuem geltend macht, es sei denn, daß in daS allgemeine Strafgesetz dieselben Garantien der wirksamen Bekämpfung der Umsturz- Parteien ausgenommen Werden, ein Problem, besten Gelingen mehr als zweifelhaft ist. Die »National-Zeitung" sollte doch daS Sturmlausen gegen daö Socialistcngesctz ihren deutsch- freisinnigen Colleginnen überlasten; wir können ihr versichern, daß für diesen ihren Standpunct innerhalb der national- liberalen Partei in Sachsen kein Vcrständniß vorhanden ist. * Trotzdem daß. wie wir an anderer Stelle auösuhren, der verstorbene Kaiser Friedrich bei Lebzeiten bei ver schiedener Gelegenheit keinen Zweifel darüber gelasten hat, daß die Spekulation, er werde sich mit seiner NcgicrungS- politik in daS Fahrwasser der Herren Rickert und Genosten begeben, eine verfehlte sei. so steht doch fest, daß durch das Hinscheiden des Kaisers den Deutsch freisinnigen daS Concept gewaltig verrückt worden ist. Man braucht nur die deutschfreisinnigen Blätter zu lesen, um sich von dieser Thal sache zu überzeugen. Mil dem Jammern über die Ver eitelung ihrer Hoffnungen und Wünsche mischt sich eine starke Portion von Dreistigkeit, die darauf hinauSIäuft, vom neuen Kaiser und besten ersten Nathgeber zu verlangen, daß sie die vermeintlichen Wege deS KaiferS Friedrich wandeln sollen. WaS in dieser Beziehung die fortschrittliche Presse leistet, da« bekundet unter Anderm die „Lossischc Zeitung-, die bekanntlich innerhalb ihrer Partei in dem Gerüche einer gewissen Zahm heit'steht. Dieses Blatt führt in einem Artikel folgendes auS: Daö Regierungssystem, dessen Revräsentant Herr v. Putlkamer gewesen ist und zu sein sich mehr al» einmal gerühmt hat, beruht aus Unwahrheit und ans einem Schein, welcher der Wirklichkeit nicht entspricht. Nachdem der Schleier, welcher vor die Augen eines frommen, redlichen und wohlmeinenden Monarchen über die gewaltsamen und unmoralischen Mittel gebreitet war, mit denen man den Schein von Gesetzlichkeit hervorgebracht hatte, zerrissen worden ist, wird eS fortan unmöglich sein, selbst nach so kurzer Unterbrechung auch unter abermals veränderten Umständen jenes System wiederherzustellen. Dieser Einsicht wird sich weder Kaiser Wilhelm II. noch, was im ersten Augenblick vielleicht mehr sagen will, der Reichskanzler entziehen können, und dem Letzteren wird die» wenigstens zunächst für die Frage der Wahlsreiheit, die den Anlab zur Berurtheiluug und Vernichtung des unhaltbar gewordenen Systems gegeben hat, um so leichter werden, als er nur nülhig hat, die von ihm selbst im Jahre 1884 ausgestellten Grundsätze über die Wahlsreiheit zu wiederholen — wir wollen nicht sagen: zu denselben zurückzukehrcn — und ihnen zur Geltung zu vcrhelseu, was ihm damals nicht möglich gewesen ist. DaS Uebige ist dann Sache der Wähler. Fürst Bismarck hat bereits vielfache Proben davon abgelegt, daß er sich weder an Systeme noch an Parteien gebunden >ühlt. Er bat ost genug den Tvu daraus gelegt, das; er eine Kunst ausübe, die an keine Regeln der Wissenschaft gefesselt werden dürfe. Es kommt im Augenblick nicht darauf an, zu untersuchen, ob diese Maxime richtig ist. Aber weil zur Zeit die Dinge einmal so liegen, daß den Umständen auch ohne Rücksicht aus sittliche Momente Rech nung getragen werden muß, so wird man vermuthcu dürfen, daß der Realpolitiker keinen Anstand nehmen wird, das auSgesabrene, durch Mißbrauch und Uebectreibung unsahrbar gewordene Geleise z» verlassen. Die verflossenen kurzen drei Monate aber werden in der Geschichte des Deutschen Reiches und Preuße» Heller leuchten als die vorhergegangene dreifache Zahl von Jahren. Die grobe Beleidigung, welche die „Vossische Zeitung* gegen den Begründer deS deutschen Reiches, Kaiser Wilhelm l. sich zu Schulden kommen läßt, richtet sich von selbst. DaS edle fortschrittliche Blatt mag sich übrigens beruhigen: So lange Kaiser Wilhelm II. und Fürst BiSmarck an der Spitze des deutschen Reiches stehen, werden die deutschsrcisinnigcn Matadore zu keiner Geltung gelangen. * Ueber das Gebühren der fortschrittlichen Presse schreiben die „Berliner Politischen Nachrichten": Die fortschrittliche Presse ist eifrig bcmübt, die Welt glauben zu machen, daß Kaiser Friedrich den Anschauungen ihrer Partei zugethan gewesen sei; gewisse Blätter gehen in ihrer Dreistigkeit so weit, den hochseligen Kaiser geradezu als einen der Ihrigen hiuzustelleu. Die Ehrfurcht vor der Perlon des verstorbenen Monarchen gebietet, derartigen Versuchen «ntgegenzutreten. Bei der Frechheit, mit welcher die sortschrittliche Presse ihre agitatorischen Lügen zu verbreiten pflegt, liegt die Befahr nahe, die von ihr auf gebrachte Legende möchte bei einem irregeleiteten Publicum Eiagaug und Glauben finden und nicht sosort als DaSjknige erkannt werden, was sie in Wirklichkeit ist, nämlich eine unverschämte Lüge. Bisher hat eS die Fortschrittsprcsse wohlweislich unterlassen, den Versuch einer Begründung ihrer Behauptung zu machen. Bisher hat sie keine Aeußerung des hochseligen Kaisers, noch irgend einen Regierungsact auszutreibcn gewußt, welcher auch nur den Schein eines Beweises enthielte. Jndeß — wir möchten schon heute constatiren» daß eia klarer, jeden Zweifel auSschließender Beweis sär daS Gegentheil vorliegt. Kaiser Friedrich bat die Ziele, welche ihn bei seiner Regierung leiten sollten, unmittelbar nach seiner Thronbesteigung in der Proklamation an sei» Volk und in dem an den Reichskanzler gerichteten Erlaß verkündet. Bus diesen uns noch Allen in dankbarer Erinnerung stehenden Kundgebungen geht hervor, daß Kaiser Friedrich mit de» Fortjchrittleru nichts gemein hatte; er gelobte: „Durchdrungen von der Größe Meiuer Ausgabe, wird eS Mein ganzes Bestreben sein, daS Werk in dem Sinne fort» zusühren, in dem es begründet wurde." Uod wenn er in dem Erlaß an den Reichskanzler hervorhebt, daß „vor Allem die Ber- fasjungs-und Rechtsordnungen deS Reiches uad PreußcnS in der Ehrfurcht und in den Sitten der Nation sich befestigen müsse»", wenn er sich in der Militairsragr und in den wirthschastlichen Fragen al« „einig mit den Anschauungen semeS Kaiserlichen Herrn Vaters" bekennt, so läßt sich daS weder mit den aus Demokratifirnug der bestehende» Versasslingszuständc obzielendca Bestrebungen der Fortschrittspartei, uoch auch mit der Stellung vereinigen, welche sie den Bedürsuisseu der Armee und den wirthschastlichen Reformen gegenüber eiantmmt. Kaiser Friedrich hat sich dadurch k» eine» scharfe» Gegensatz »» den Befiouuagca und Zielen der Fortschrittspartei gestellt. Temgegen- über wird auch der Versuch der Fortschrittspartei, die vornehme »»» ideale Gestalt unseres dahingeichiedcuen Kaiser« zu sich herab- zuzichcn, erfolglos bleiben, und der gesunde Siu» de» deutschen Volke- wird erkennen, daß Kaiser Friedrich mit den Modifi kationen, die seine Individualität bedingten, aus demselben Staad- punct gestanden hat, wie Kaiser Wilhelm. * Den „Hamb. Nachrichten" ging folgende Mittheilung telegraphisch zu: „ES war ernstlich erwogen, ob nicht gegen vr. Mackenzie aus Grund dcS Strafgesetzbuches ein zuschreiten sei. Dies wurde jedoch unterlassen aus Gulachten von deutscher ärztlicher Seile, welche» dahin lautete, daß Mackenzie zwar höchst tadelnSwerth gehandelt, sogenannte Kunstfehler ihm aber nicht in strafrechtlich ausreichender Art nachzuweisen seien. Der von ihm erstattete Bericht dürste eingcsordert worden sein, um zu verhindern, daß Mackenzie nach seiner Rückkehr nach England dort da» alte Treiben durch die Behauptung, daß die Krankheit deS Heimgegangenen Kaisers Friedrich nicht Krebs gewesen, etwa sortsctze." * AuS Posen wird gemeldet, daß dort die Polinnen Lbereingekommen sind, an die Kaiserin-Wittwe Victoria «ine Condolenz-Adress« zu richten. In sämmllichen polnischen Kirchen in Weflpreußen werden TrauergotteSdicnste für Kaiser Friedrich abgehalken. * Der »Allgemeine deutsche Schuldere!«* zu Berlin hat seit Beginn dieses Jahres einen nicht unbeträcht lichen Zuwachs an Zweigvereinen oder Ortsgruppen erhallen. Dieser Zuwachs ist besonders den Provinzialverbändcn Sachsen. Brandenburg und Rheinland zu Gute gekommen; aber auch im rechtsrheinischen Bayern sind eine Anzahl neuer Orts gruppen inü Lebe» gerufen worden. In der Provinz Branden burg gicbt «S nunmehr 50 Ortsgruppen, in Schleswig-Holstein 0, in Hessen-Nassau 18. in Sckilcsien 2t. im Nheinlauve 11, in der Provinz Sachsen 22. in Ostpreußen 14, in Wesiprenßcn 13. in Posen 8. in Pommern 10, in Hannover 6, in Westfalen 1, in Anhalt-Thüringen 19, in Baden 14, in der bayerischen Pfalz 14. im Königreich Sachsen 76. in Hcsten-Darmstatl 4, in Elsaß-Lokbringen 4, im rechtsrheinischen Bayer» 7, in Meckienburg 6, in Würtlemberg 30 (zum Theii unter dem Vororte Tübingen, zum Theil unter dem Vororte Stuttgart stehend), Ewzelgruppcn im deutschen Reiche 7, außerhalb deS Reiches 15. Die Gesanimlzabl aller Ortsgruppen be trägt mithin 378. Dazu komme» noch die sclbftsländige» Eckulvercine in Zürich, Basel. Auöbach, Chicago und die verwandlcn Vereine zum Schutze deutscher Interessen im AuSlande zu München und Würzburg. Im Jahre 1856 zählte der Berliner Schulderem ungefähr 30 000, 1887 rund 38 000 Mitglieder; gegenwärlig ist die Zahl derselben aus über 40 000 gestiegen. Die Einnahmen aller Ortsgruppen deS Berliner Schulvereinö betrugen im Vorjahre gegen 70 000 im lausenden Jahre dürften sie mehr als 80 000 betragen. Tie stärksten Zweigvereine (mit mehr als 300 Mitgliedern) sind die zu Berlin, Frankfurt a. Dt., Wiesbaden, Mannheim. Chemnitz, Dresden, Leipzig und Bremen, sowie die akademischen Ortsgruppen zu Berlin und Greifswald. AuS diesen Angaben geht hervor, daß sich der Berliner Schulderem seit 1882 in höchst erfreulicher Weise entwickelt hat. Ist doch die Zahl der Ortsgruppen und Mit glieder aus das Achtfache angewachscn! DaS 2. diesjährige Hesl des Corrcspondenzblattcs entbält außer den BereinSnacbrichlen größere Artikel über die Deutsche» i>» AuSlande, über die deutsche Schule iu Sofia, über die deutschen Schulen in der Bukowina und über Lchrerklagen auS den Coloiüen. Besonderes Inter esse bietet der Aussatz über die deutschen Schulen in der Bukowina. Zn diesem österreichischen Kronlande gab eS 1887 26 Dorfschulen mit ausschließlich deutscher Unterrichtssprache, crncr mehr als 30 deutsche Schulen in den Städten und Märkten, endlich 34 Schulen, i» welchem daS Deutsche neben dem Rumänischen oder Nuthenischcn gelehrt wurde. Nur wenige deutsche Colonien in der Bukowina sind noch ganz ohne Schule; auch diese wenigen Ortschaften, z. B. die deutsch- böhmische Ansicdlung Paltiuossa. werden bald im Besitze guter deutscher Bildungsstätten sein. * AuS guter Quelle stammende Nachrichten auS Massanäh besagen, daß König Menelik von Schoa sich gegen den NeguS erhoben habe und der Sohn des Letzteren in Folge von Gift gestorben sei. Militairisches. * Berlin, 21. Juni. Unter Kaiser Friedrich waren die Generaladjutanten, Generäle L la euito und Flügeladjutanten Kaiser Wilhelms auch in das mili- taiiiicbe HauS dcS neuen Herrschers übernommen worden, nur Gras v. d. Goltz war mit Rücksicht aus sein hohes Alter in Ruhestand getreten und hinzugckommen war nur als Generaladjutant der Generallieutenant v. Mischke unter Belastung als Inspecteur der Kriegsschulen, und der eigent liche bienstthuenve Generaladjutant Generalmajor v. Winter fell», der dadurch aus der Reihe der Generäle L la suite auSschied, sowie von Flügcladjnlanten der Major v. Kessel von der Znsanterie und der Rittmeister Frhr. v. Vietinghosj gen. Sckeet von der Cavallerie. So waren beim Tode des Kaisers Friedrich vorhanden 2l Generaladjutanten, 6 Gene räle L la suite und 12 Flügeladjutanlen. Von diesen trugen nur 7, die unter Kaiser Friedrich beförderten Generäle Graf Lehndorff, Fürst Radziwill, Gras Waldersce sowie die Generaladjutanten. die Generäle v. Mischke und v. Winlerfcld und die beiden neuernannlen Flügeladjutanlen den NamenSzug Kaiser Friedrich- in ihren Achselstücken, wäh rend den übngen das Recht belassen worden war, den NamenS- zug Kaiser Wilhelms beizubehalten. Jetzt sind neu ernannt ivörden: zu Generaladjutanten der Generallieutenanl von Hahnke, der den Prinzen Wilhelm zu den Iubiläumsseierlich- keitcn im Juni v. I. »ach England begleitet hatte, und der Generallieutenanl von Versen, welcher der nächste militairische Vorgesetzte deS Prinzen war, als dieser vom 16. October 1885 ab LaS Gardehusarenregiment commandirte. Zu Flügeladju tanten sind ernannt worden die bisherigen persönlichen Ad jutanten Freiherr v. Bisfing und v. Psuel sowie der Major v. Scholl vom 1. Gardc-Ulancn-Regimcnt. * Wien, 20. Juni. Vor einiger Zeit schoa hieß eS, daß mancherlei Verschärfungen in den Modalitäten beabsichtigt seien, unter denen die Einjährig-Freiwilligen und die Reserve- Ossiciere ihre Wehrpflicht erfüllen. Die bezüglichen Neuerungen werden erst im Herbste, gelegentlich der Rrvifton de« WebrgejctzeS im Reichstage zur Verhandlung gelangen. Aber auch der Bor- aaschlag zum ordentlichen HeereSerjordernisse wirst jetzt schon in zwei Posten den Schatten der geplanten Steuerungen voraus. Ter „Pester Lloyd" berichtet darüber: „Um eine größere Zahl von Re- serveojficicre» zu den jährlichen Wassenübungen eiazuberujen, ist ein Mehrersordcruiß von 64 090 Gulden ausgewieieo. Den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend, werde» zwar auch in Zukunft nur die Ossiciere, ebenso wie vie Mannschaften deS zweiten, vierten und sechsten ReservejahrgangeS »ur Wassenüdung einberusen werden, aber diese Heranziehung wird auch thaisächlich und überall erfolgen, während bisher in manchen Fällen eine nachsichtigere Praxis geübt wurde, da die bezügliche Dotation sür die stetig wachsende Anzahl von Reseroeosficieren nicht mehr vollständig au-rentNe. Der Motivenbericht weist uoch, daß im nächsten Jahre 2800 Reserveosficiere znr Waffenübiing ver pflichtet sein werden, also um 1000 niehc als im Jahre 1881, seit welcher Zeit die Prälimmaiposition nicht geändert wurde. Soll eS mit der achtwüchentlichen Waffenübung, welche der Neservcojficier jede» zweite Jahr mitzumochen hat, in allen GaroisonSorten und bezüglich jedermanns Ernst werden, so muß das mit zwei Gulden bemessene Tagegeld dcS AeservelieutenantS sür volle 28 Tage und sür 3800 Kopse in da» ordentliche Ersorderniß eingestellt werden, wodurch sich ein Bedars von zusammen 156 800 Gulden ergiebt. Von unmittelbarer Wirkung sür den Einzelnen ist aber die neue Bestimmung, daß dir Reserveosficiere ihre Waffcnübung nicht mehr bei dem ihrem Dnmicil nächsten Trnppenkörper, sondern bei ihrem eigenen Truppeakürper adleistea müssen, ohne Rücksicht aus de» BarnisonSort de« letzteren." WWWWMIM Heber Zeitbestimmung. Von Richard Schurig. Die älteste und natürlichste Art der Zeitbestimmung war jene, welche sich aus Beobachtungen der Sonue gründete. Dazu wurde eiu Stab senkrecht aus horizontaler Ebene errichtet und die Länge seines Schalten» im Lauft des Tages ausmerksam verfolgt. Der Moment, wo der Schatten seine kleinste Länge zeigte, kennzeichnete den höchsten Stand der Sonne und zugleich vie Zeit der Mitte de- SonnentageS. während die Richtung desselben die Mittagslinie an gab, den« die vom Nordpuoct des Horizontes mitten über den Himmel (durch das Zenith) z»m Südpunct gezogene Linie, iu welcher die Gestirne ihre höchste Höbe (und tief unten im Norden ihren niedrigsten Standpunct) erreichen, wird Mittagslinie (Meridian) genannt. Jener einfache Meßapparat. welcher im Alterthum Gnomon hieß, soll schon im Jahre 2300 v. Ehr. zur Zeit deS chinesischen Kaiser- Aao bekannt gewesen sein, wogegen die Griechen ihn erst um ö85v. Ehr. benutzte». Macht man eine solcheMiiragsbestimmuiig auch am nächstfolgenden Tage, so kommt eS weiter darauf an» die Zwischenzeit in Anwendung einer gleichmäßig ablausendeu (Uhr-) Werkes und. ohne vom Sonnenschein abhängig zu sein, in gleiche Unttrabtbcilungen (Skunden u. s. w.) zu Iheilen, um die Beziehung irgend einer Tageszeit zum Mittag zu erhalten. Im Alteethume besorgten dies die rohen Sanduhren oder die genauere» Wasseruhren, im Mittelalter die GewichtSuhren, bis endlich die Verbindung des Pendels mit der Räderuhr zu den gegenwärtigen, vollkommenen Zeitmessern führte. Je genauer nun diese Zeitmesscr wurden, desto früher erkannte man, daß unsere Sonne nicht das günstigste Gestirn sür 'vrllaufcnde Zeitbestimmungen sei; denn die Zeitdauer, welche zwischen zwei einander solgenden größten Höhe» der Sonne, d. i. zwischen zwei MeriLiandurchgängen derselben verfließt, ist zu ver schiedenen Zeiten des JahreS verichicden, weshalb nach dieser Sonne die Länge des Pendels von Tag zu Tag zu corrigircn und bald zu vergrößer», bald zu verkleinern wäre, damit es langsamer oder schneller schwinge. So vei stießt z. B. zwischen den beiden Meridian durchgängen der Sonne am 16. und 17. September die Zeit von 23 Stunden 59 Minuten 38 Sekunden, dagegen vom 22. bi» 23. Dccember 24 Stunden 0 Minuten 30 Sekunden. Anders verhalten sich die zahllosen Fixsterne unsere» Firma mentes, welche vollkommen regelmäßig ihre scheinbare Bahn vom Aufgange bis zum Untergänge beschreiben und nur die vollkommen regelmäßige Drehung innerer Erd- um ihre Achse wiedcrspiegcln, ähnlich, wie aus der scheinbaren Bewegung der Gegenstände an den Usern cincs Flusses, gesehen vom sich bew-gende» Schisse auS, aus die ivahre Bewegung des letzteren zu schließ n ist. Beobachten w r daher die Tuichgünge eines beliebigen Fixsterne-) durch die Miltags- Iinie, so finden wir, daß an jedem Tage res Jahres der Durchgang dieses Fixsternes immer dieselbe Zeit (23 Stunden 56 Min. 4,09t Src. -- der Rorationszcit der Erde) später crsolgt als am Tage vorher. Dies gilt selbstverständlich auch sür jeden bestimmten, zwischen den Fixsternen liegcndcn Puncl und daher maß der >m westlichen Theile des Sternbildes der Fische liegende Frühling-rnachtgleichenpuuct, d. i. der Ort, wo der Somienmiitelvunct »ii! Frühlingsanfang den HiiiiNielsägiiator in aussteiqcnder Richiung duichsch»cidct, gleichfalls nach je 23 Stunde» 56 Min. 4.091 Sec. die Miuagslinie passiren. Reguiiren wir »u» eine gleichsürmig gehende Uhr io, d^ß sie stets 0 Uhr 0 Min. 0 Sec. zeigt, wen» der Frühlingsp inet cuimiiiirt (d. i. die Miltagslinie palsirt), jo ist die Uhr sür den sogenannten Sterntag adqestimint und zeigt Sternzcit. Eine Slunoe Stein zeit (der 24 Theil des Slerniages) ist demnach von ciwaS kürzerer Dauer als eine Stunde Connenzeit, wie sie unsere Mdeiuliren zeigen. Die Erde bewegt sich in etwa 365'/« Tagen um die Sonne und legt daher täglich etwa 1 Grad »i ihrer Bah» zurück, denn man theilt bekannilich jeden Kreisunisang in 360 Grade. Da unn die F-xsterne in unermeßlich großer Entsernung sich befinden und des- halb auch von jedem Puncte der Erdbahn aus immer dieselbe An sicht. dieselbe gegenseitige Lage zeige», so wird man auch von der Erde auS, in Folge der Fortbewegung derselben, die Sonne morgen an eine», andern, weiter östlich (links) gelegenen Puncte dcS Fix. sternhimmclS sehen müssen als heute. Geht daher heute Mittag ein Fixstern mit der Sonne zugleich durch die Mittagslinie, jener unmittelbar oberhalb oder unterhalb der Sonne stehend, jo wird morgen, 24 Stunden später, die Sonne etwa 1 Grad links (östlich) von jenem Sterne sich befinden und daher auch an diesem 2. Tage die Sonne gegen 4 Minuten später durch die Mitlagslinie gehen als der Fixstern, da ja die scheinbare tägliche Bewegung beider vom Ausgange bis z»m Untergänge in der Richtung von Ost nach West geschickt. Die Tauer eine» (gleichfalls in 24 Slunden eingetheilte») Sonnen tages, d. i. die Zeit von einem Meridiandurchqange der Sonne bis zum nächsten, ist demnach nahezu 4 Miuuicn größer als die Dauer eines Sterntage-). Die Erde bewegt sich jedoch nicht gleichsürmig um die Sonne, vielmehr im Winter (bei kleinerer Entfernung von der Sonne) schneller, in, Sommer (bei größerer Entsernung) langsamer, außer dem durchläuft die Sonne drn Fixsteriiyimniel nicht parallel dem HimmelSüquotor, sondern in einer Linie (Ekliptik), die ziini HimniclS- äquator geneigt ist, so daß sie die Mittaaslinie an den verschiedenen Tagen des Jahres auch in verschiedener Höhe passirt, und darum kann auch die Zeit, welche die Sonne von der Mittagslinie bis wieder zu derselben braucht, nicht immer genau dieselbe sein, viel- mehr wird dieselbe zu manchen Zeiten weniger, zu anderen Zeiten mehr als 24 Stunden betragen, wie dies schon oben sür den 16. September »nd 22. Dccember angegeben wurde. Eine Uhr, welche stets 12 Uhr zeigen sollte, wenn die Sonne durch den Meri dian geht, müßte mithin an gewissen Tagen schneller, an anderen Tagen langsamer sich bewegen, also fortwährend regulirt werden. Um diesem Uebelstande zu begegnen und die Zeitrechnung doch aus die Sonne, die Erzeugerin von Tag und Nacht, zu gründen, hat der Astronom sich eine Sonne gedacht, welche im Himmelsäqnatoi voll kommen gleichmäßig in derselben Richiuug wie die nvrkiiche Sonne (also von West nach Ost) den Fixsternhimmel durchläuft und mit der wirk! che» Sonne stets mit Frühlingsanfang gleichzeitig im Frühiingsnachtgleichenpuncte cinrrifft; er brauchte dazu nur den von den beiden Welipolcn gleichweit entsernt liegenden, im Winter ober, halb, ii» Sommer unterhalb der wirklichen Sonne befindlichen Hininielsäquator in gleiche Theile einzulheile», ui» die erstreble Gleichförmigkeit zu erzielen. Diese eingebildcle Sonne, welche mi kt-' lere Sonne genannt wird, existirt also nickit, während jene „wahre Sonne" der direkten Beobachtung zugänglich ist. Da nun die mittlere Sonne, entgegen der wahren. stclS dieselbe Zeit braucht, um vom Meridian bis wieder zu demselben zu gelangen, so muß sie zu gewissen Zeiten vor, z» andern Zeiten aber nach der wahren Sonne die Mittagslinie passiren und zwar müßte sie die eine Zeit des JahreS (etwa '/, Jahr lang) vorauSeilen, die übrige Zeit aber Zurückbleiben, wenn die wirkliche Sonne in derielben Ebene sich bewegte wie die mittlere Sonne. Da sich die wirkliche Sonne aber noch außerdem von der Aequolorebene, in welche wir die Bewegung der mittleren Sonne verlegen, nach und nach entiernt, hierauf derselben sich wieder zuwendet und dies im Sommerhalbjahr nördlich, im Winterhalbjahr südlich von derselbe» geschieht, so eilt die mittlere Sonne zweimal der JahreS der wahren voraus und bleibt zweimal hinter derselben zurück. An 4 Tagen im Jahre, den 15. April, 14. Jum. 31. Auanst und 24. Deceniber, müssen daher beide Sonnen zusammeiitresien, beide also gleichzeitig durch den Meridian gehe». Den Zeituiiler- schied zwischen der mittleren und wahren Sonne nennt der Astronom: Zeitgleichung. Diejenige Zeit, welche sich nach den Durchgängen der wahren Sonne durch die MittagSlinie richtet und die wir an unser» Sonnen uhren ablesc», heißt die wahre Sou ne »zeit, diejenige dagegen, welche sich aus die Durchgänge der eingebildeten oder mittleren Sonne bezieht, heißt die mittlere Zeit. Diese letztere ist diejenige, nach welcher unsere sämmtlichen, im bürgerlichen Leben verwendeten (Räder-) Ubren gestellt und regulirt werden. Zeigt eine solche mechanische Uhr (Talchcmibr oder Pendule) Mittag 12 Uhr, so stebt in diesem Augenblicke Nicht die wahre, sondern die mittlere, sich gleichsörmig bewegende Sonne im Meridian und folglich verfließt nach mittlerer Zeit vom 16. September Mittags 12 Uhr bi« 17. September Mittag) 12 Uhr genau dieselbe Zeit, wie vom 22. Dccember Mittags 12 Uhr bis 23. Dccember Mittags 12 Uhr, während nach wahrer Zeit, wie uns schon bekannt ist, diese beiden Zwischenzeiten von verschiedener Länge sind. Wie an 4 Tagen im Jahre (l5. April u. s. w) die wahre Sounenzeit mit der mittleren übereinstimmt, die Sonnenuhr an diesen Tagen also dieselbe Zeit zeigt wie die die mittlere Zeit an gebende mechanische Uhr, so müssen beide Sonnenzelten auch a» 4 verschiedenen Tagen — am 11. Februar, 14 Mai, 25. Juli, 2. No vember — am meisten von einander abwciche». und zwar zeigen unsere mechanische» Uhren am 11. Februar 12 Uhr 14 Min. 29 Sec., am 14. Mai 11 Mir 56 Min. 10 Sec., am 25. Juli 12 Uhr 6 Min. 15 Sec., am 2. November II Uhr 43 Mm. 39 Sec., wenn die wirkliche Sonne durch die MittagSlinie geht, die Sonnenuhr also 12 Uhr (wahre Zeit) zeigt. Mit der Sonnenuhr verglichen, gehen demnach untere Räderuhren voni 22. Dccember bis 15. April vor. vom 15. April bi» 14. Juui nach, vom 14. Juni bis 31. August wieder vor und vom 3l. August bi« 24. Dccember w eder nach. Vergleichen wir jetzt die Durchgänge der mittleren (eingebildeten) Sonne durch di« MittagSlinie mit jenen Durchgängen der Fixsterne, so bleibt auch diese eiogebildkte-.Sonae, da* ihre größte Abweichung Von der wahren Sonne nicht mehr als etwa '/« Grad betragen kan», Sn» La, ,» Lag gegen einen.«>d denselben Fixstern »»rück, und zwar wegen der gleichförmige» Bewegung beider, täglich dieselbe Zeit von 3 Min. 55,909 Sec. nach «nserer bürgerlichen Uhr oder um 3 Mia. 56,555 Sec. nach der Sterazeituhr. Ginge daher diese Sonne am 21, August mit dem Regulus, dem hellsten Sterne ii» Löwen, zugleich durch die MittagSlinie, so würde ReguluS oiu 22. August schon 11 Uhr 56 Mia., am 23. August 11 Uhr 52 Mi», u. s. w. durch die MittagSlinie gehen und mithin erfolgte auch der Untergang de» ReguluS am 22. August 4 Min., am 23. August 8 Min., am 19.Febr. aber schon 12 Stunden eher als am 21. August. Es würde aljo ReguluS, der am 21. August bei der mittleren und folglich mich in der Nähe der wirklichen Sonue stand und daher zu dieser Zeit nicht gesehru werden konnte, am 19. Februar NachlS 12 Uhr unter- gehen. Die- also ist zugleich der Grund, weshalb wir im Wiutcr nach Süden zo andere Sterne erblicken al» im Sommer. Nun erscheint eS leicht, auch unser« mittlere Zeituhr uoch den Fixsternen zu reguiiren. Ja einfachster Weise würde die» in folgender Weise geschehe«. Wir beseitige» an dem Feosterkreuze eine- nach Süden gelegenen Fenster- eiu kleines Fernrohr und richten dasselbe nach der linken (östlichen) Kante einer entserntr», senkrechten Wand (eines Schornstein» z. B.). die zwar am besten iu südlicher Richtung liegt, nicht aber unbedingt genau in der Mtttagslinie liegen muß. und warten ia klarer Nacht den Moment ab, wann wir im Fernrohr einen Hellen Stern an dieser Wand verschwinden iehen. Boa einem 2. Beobachter wird ia demselben durch uusercn Zurus markirteu Augenblicke die Zeit de» Verschwindens genau bis aus die Sekunde abgeleiea. Am nächsten Abend beobachten wir wieder das Verschwinden desselben SterueS und verzeichnen abermals die Uhrzeit Da nun die Zeit zwischen den beiden Berschwiudungen einem Sternia > von 23 Stunden 56 Minuten 4,091 Sccuude» (mittlere Zeit) gleich sein müßte, der Stern also gegen den Tag vorher 3 Minuten 55,909 Sekunden früher verschwinden muß, so können wir sofort beurtheilen, ob unsere Uhr während dieser Zeit za schnell oder zu langsam ging und wie viel die Abweichung beträgt. Ist es an dem solgenden Tage trübe nud kann man die zweite Beobachtung erst 3 Tage später vornehmen, so müßte da» Verschwinden 3 mal 3 Mm. 55,909 Sec. oder 11 Min. 47,728 Sec. früher erfolgen als 3 Tage vorder. Verschwindet demnach der Stern am 1. Juli Abcnvs 11 Uhr 0 M. 0 Sec., so würden wir sein Verschwinden am 4. Juli Abends 10 Uhr 43 Min. 12,272 Sec. beobachten. Ist die Uhr mit Rücksicht auf ihren zu schnellen oder zu lang- amen Gang regulirt, so würde sie zwar mit der mittleren Zeit gleichen Schritt Hallen, noch aber wäre sie nach einer richüg gehenven Ubr einzustcllen, damit sie auch 12 Uhr zeigt, wenn die mittlere Sonne durch die MittagSlinie geht. Um die Stellung der Ubr nach richtiger Zeit aber auch an jedem spälcrn Tage aussütiren zu können, ohne immer aus- Neue eine richtig gehende Uhr aussuche» zu müssen, könnte man ia folgender Weise verfahren. Man stelle nur einmal seine Mir bei klarem Himmel de? Vormittags nach einer richtig gehenden Uhr (z. B. der Sternwarte) und sehe im Kalender oder in den astronomischen Ereignissen des Leipziger Tageblattes nach, zu welcher Zeit die Sonne a» diesem Tage durch die MitlagS- liiiie gehen muß Für den 30. Juni findet man z. B. ia einem olchcn kalendarischen Verzeichniß unter der Rubrik „mittlere Zeit" mi wahren Mittage)" oder in den astronomischen Ereignissen als Zcit des Durchganges der Sonne durch die MittagSlinie 12 Uhr 3,4 Minute» angegeben (Zeitgleichung also -s- 3,4'Minuten). Hai man nun eine nach Süden zu gelegene senkrechte Kante (z. B. die eines F.nsterkreuzes oder eines lothrecht ausgehängten Lineals) aus gesucht, die ihren von der Sonne erzeugten Schallen aui eine dorizentale, ebene Fläche (Fensterbrett) wirst, so firire man 12 Uhr 3,4 Minuten den auf dieser Fläche sichtbaren geradlinigen Schatte». Diese am 30. Juni gezeichnete Linie ist die Mittagslinie, d c daher auch an ledcin andern Tage zur Bestimmung der richtigen iiiiittlern) Zeit benutz! werden kann. Soll z. B. die sonst gleichsürmig ftriivährcnd gleichviel vor- oder gleichviel nach-) gehende Uhr am 29. September mittelst dieser MittagSlinie gestellt werden, so hätte man zunächst nachzusehen, wann an diesem Tage du: Sonne durch die MittagSlinie geht. Man findet 11 Uhr 50,1 Minuten (Zeil- gleichuiig also -- — 9,9 Miauten). In demselben Augenblick, in welchem au diesem Tage der durch die Sonne erzeugte Schatten euer Kante genau mit der früher coustruirten Mittagslinie zu- ammcnfällt, muß die Uhr also, wenn sie richtig gehen soll, 11 NI r 50,1 Minuten zeigen. Zeigt sie 11 Uhr 48,5 Miauten, so geht sie offenbar 1,6 Minuten nach. Bei dieser freilich noch immer ziemlich primitiven Methode kommt es also aus eine genau construirte (geaau die Rickitung Nord-Süd angehende) Mittagslinie an. Diese ließe sich auch ohne Hinzuziehung einer schon richtig gehenden Uhr und ohne Beobachtung der Mittage- sonne mittelst des Polarsternes bestimmen. Beispielsweise befindet sich am 26. Mai 1888 Abeuds 9 Uhr 0,6 Min., wie inan aus den an, 29. April im Leipziger Tagcblatte verösfeutlichteu astronomischen Ereignissen ersieht, der Polarstern genau in der Richtung nach Nord und folglich hält- nia» diese Richtung nur als Mittagslinie aus der nr dieselbe bestimmten Flüche zu fixireii. Zwar ist daun die Mittags« linie constcuirl worden, wenn die nicht ganz richtig gehende Uh. 9 Uhr 0,6 Min. zeigte, der etwaige Fehler ist aber wegen der sehr langsamen Ortsveränderuna des Polarstern-? nicht von Belang. (Schluß folgt.) Altes Theater. Leipzig, 22. Juni. Die Ankündigung des „Hütten- b esitzers" bei einem Gastspiele kounle Niemand überraschen; daS Stück ist einmal der dramaltschc Barren, an welchem säst alle Gäste bei uns ihre Turnübungen machen müssen. Und wen» einmal ein fragwürdiger Wockenabend erscheint, an welchem im Repertoire eine Lücke zu klaffen droht, da wird in der Regel der „Hütlcubcsstzer" eingcscbvbcn. DaS Schauspiel ist mit Recht beliebt; aber eS kann doch nicht ganz allein die dramatische Ersatzrcserve vertreten. Bei der bevorstehenden thcilweisen Elnenerung deS Personals, bei welcher allerdings daS ganze alte Repertoire aus den Fügen geht, wird eS gewiß getingen, einen feststehenden Reservefonds von einem Dutzend beliebter Stücke zu bilden, um daS Repertoire mannigfaltiger zu gestalten, für Gastspiele eine» wechselnden Rahmen, und wenn ei»mal eine Novität einen Purzelbaum schlägt, raschen Ersatz dafür zu biete», ohne eintönige Wiederholungen. Ob daS gestrige Gastspiel des Frl. Rosa Bayer mit der in Aussicht stehenden Erneuerung des Personals zusammcn- hing. wissen wir nickt genau, glauben eS aber nnnehmci, zu müsseu, weil wir sonst gar keinen Zweck sür dasselbe absehe» können. Da müssen wir aber der Regie den Vorwurf macken, daß sie eine Schauspielerin auslreten ließ, welche dock nicht in den Rahmen unseres Ensembles paßt; den» schon die Probe mußte doch ergeben, daß Frl. Bayer bei ihrer jetzigen künstlerischen Ausbildung nicht aus die Bühne eines größeren StabttheaterS gehört und zwar aus dem Grunde nicht, weil sie weder der deutschen Aussprache, noch dcS Deutschen mächtig-ist. Eine Rumänin von Geburt, hat sie in Prag lange Zeit Studien gemacht, um sür daS czechische Tbeatcr ein erstes Rollenfach zu bekleiden. DaS sind aber keine Vorstudien für die deutsche Bühne. Auch verstößt ihre Sprachweise überhaupt gegen die Regeln drama tischer Recitalion, ja wir möchten sagen, geyen da» A-B-C derselben. Die Darstellerin hat eine stattliche Bühncnsigur; wir wollen ihr auch Temperament nicht absprechen, auch ihr Talent nicht gerade in Frage stellen: aber bei dieser unge bildeten Sprechweise war das Alles nur „Futter sür Pulver". Der arme »Hüttenbesitzer!" Er hatte gestern leisten guten Abend; denn auch die AlhenaiS deS Frl. Schneider war doch nur eine wahrscheinlich sehr rasch ermöglichte Noth- besetzung. Frl. Schneider ist sehr vielseitig und sehr verwend bar; allein sie hat dock kein eigentliches Talent sür Salon- schlangcn: die guten Mädchen liegen ibr besser. Immerhin war ihre Athcnais eine anständige Schabloneleistung. Tie Baronin Prösont deS Frl. Witt war eine junge resolute Dame, die ihren Gatten mit Grazie commandirte. Rudolf von Gvttschall. Musik. Neues Theater. Leipzig, 22. Juni. Der durch die schm«rzlichste,Ursuu. -. unterbrochene Nibelungen»EykluS wurde gestern durch die Siegsricd-Aufsührung seinem Ziele näher gebracht. Der schöne Erfolg des Abend- war zum guten Theile der sehr ab gerundeten und best gelungenen Darstellung doK ungemein schwierigen Werke« zu danken. Pie muükattsche Leitung lag zum ersten Male in den Händen unseres CapeMneister» Nikisch. Man kan» die wundervolle Art seiner Djre'ctiongar wohl anerkennen, ohne die sehr intelligente TA>t de» Herrn
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