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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880622
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880622
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-22
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.06.1888
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SR» »i» »>»»». «>M> «4-d-n-- «>> t-i» Heimgang de« grlftbteu Kaisers und die Versicherung mnaandelbarir Tr», «d Lieb« an de» Stufen de« Throne« uiederrategru." «Die Deutsche» i» Ediubnrg »»d Letth. Di» hier lcheadeu Deulsche» bei»«» de» tiefst» Schmerz wer bat Hiuschetde, Sr. Majestät de« Kaiser« »nd die heißeste» Segen». wü»sch« für da« erhabeur herrscherhau« »ad da« thenre Vaterland ehrsurchtsvollft,»m Ausdruck." „Die De»tsche» i» Kimherley: Di« hiesigea Deuischea vereinige» de» «»«druck ihrer tiefgefühlte, Lrguer «it d» ehrfurchUdollftea Segenswünsche» sür de« Kaiser« »ud K-nig» Majestät." „Die Drntsche» i» Korfn: Die hier lebende» Deutsche», voa tiefstem Schmer» erfüllt, aber treue» «Küthe«, huldige» Eurer Majestät uad erflehe» Gotte« reichste» Segm für da« kaiserliche Hau«." ,,Dte Deutsche» t» Malta: Di« hier lebend» Deutsche» bringe» Euerer Majestät die Ge fühle tiefster Trauer ehrfürchtigfi »um A»«dr»ck. welche durch da« Hiufcheide» Sr. Majestät de« Kaiser«, Allerbüchst Ihre« erhabenen gottergebeaea Herr» Vater«, nicht uur die Deutsches, sondern die gaa«e gebildete Welt erfüll», »nd bitten Euere Majestät unter- tyavigst, die Versicherung ihrer tiefsten Ehrsurcht »nd Unterthaneu- treue eutgrgeuzuaehmea." „Die Dentsche» i» Dundee: Di« Deutschen i» Dundee drücke» Euerer Majestät bei dem Dahiäfcheidea Sr. Majestät Kaiser Friedrich'« ihr tiefste« Beileid an«, »ad verbinde» damit die Hoffnung, dost Euerer Majestät Negie rung eiae lauge und segensreiche sein möge." Marine. *Wilhelm»haven, 20. Jimi. Die bereits seit mehreren TaZen »visirte königl. dänische KriegScorvette „Dagmar" ist heute Nachmittag 2>/, Uhr zum mehrtägigen Besuch de« Krieg-Hasen- aus hiesiger Rhede eingetroffen. Al« dir fremde Corvette Anker geworfen hatte, wurde von derselben der übliche Salut zur Begrüßung der deutschen KriegLslagge aus dem Fort Heppen» von 21 Schuß abgegeben, während desselben wehte die deutsche Kriegsflagge im Großtopp deS dänischen Schiffes. Der Salut wurde von dem aus der Rhede liegenden Panzerschiffe „König Wilhelm", welcher den Danebrvg im Großtopp gehißt hatte, erwidert. Als der letzte Schuß ver hallt war, stieg auf der „Dagmar" im Borlopp die Flagge de« ChesS der Marinestation der Nordsee. Vice-AvmiralS Gras von Monts, aus, welche mit 15 Schuß salutirt wurde, welche ebenfalls vom „König Wilhelm" Erwiderung fand». Seit 1864 hat kein dänisches Kriegsschiff aus der hiesigen Rhede Anker geworfen und die Anwesenheit der Corvette ist wohl als ein kleines Ereigniß zu betrachten, welche» aber lediglich al» eine HöslichkeitSerwiderung auf-> zusaffen sein wird, da bekanntlich ein deutsches Kriegsschiff bei der Eröffnungsfeier der nordischen Ausstellung in Kopen hagen zugegen war. Die Ossiciere und Mannschaften deS dänischen Schiff- dürfen feiten- ihrer deutschen Kameraden der wärmst» Ausnahme versichert sein, e» wird nicht« unter lassen werden, waS dm fremden und seltenen Gästen den Aufenthalt in Wilhelmshaven nur angenehm machen kann. Eine hervorragende Repräsentantin der dänischen Marine, die in den letzten Zähren sehr rührig gewesen ist, ist die Corvette „Dagmar" nicht. Da» Schiff stammt aus dem Anfang der 60er Jahre und hat nur ein Deplacement von 1193 Tonnen. Die Armirung besteht aus 14 Geschützen klein» Kaliber» und alter Construction, die Maschine ist 800 Pferdekräste stark, die Besatzung ca. 300 Mann. Handel und Verkehr am Longo. * Die kostbare Waare de-Elfenbeine« beschäftigt, wieBaumaun be richtet, heute nur noch wenige Träger. Dieselbe wird in den Facioreien gegen jeuezahllosea Güter vertauscht, welch« die Völker deS Eongogebiete« bis tief in« Innere de« Lontioente« gegenwärtig bereit« benöthigen. Diese so eingetauschten europäischen Gegenstände werden in Mattenzeug eiugenäht oder tu die Matte geflochten, und bald ziehen die Leute unter wahrhast übermenschlichen Lasten keuchend vom frühen Morgen bi« zur sinkenden Nacht durch die Berglande. Diese durch dea Elseabeindandel gewonnenen Maaren bleiben nur zum geringsten Theile im Land«. Weitaus da« Meiste wird von denselben Trägern zu dea Batekeches« und anderen Händlern am Stanlcy-Pool gebracht, voa welchen die Bacongo das Elfenbein, sowie viele Sclaven beziehen. Im Bacoagolande selbst sind c« vor Allem die Vieh- und Nahrung«- iniltel-Märkte, durch welche die europäischen Produkte überallhin verbreitet werden. Dieselben werden meist alle vier» seltener alle acht Tage abgehalteu und gewinnen eine große Wichtigkeit sür den reisenden Europäer. Bus eiaem sreien Platze, der meist erhöht geleg» und von Bäumen umringt ist, sammeln sich Käufer und Verkäufer, um gerade ia den heißesten Mittagsstunden von zwölj bi« zwei Uhr eisrigst zu handeln. Die bedeutenderen Märkte sind wahre afrikanische Börsen. Nicht nur ergänzt der Hausvater dort selbst seine Borräthe uud seinen Viehstond, auch wichtige Palaver, wie da« Anwerben voa Trägern werden dorr mit den Dorsches« verhandelt, die, rigaSum im Schatten gelagert, die mächtige Kalabasse mit Palmwein kreisen lassen. Zahllo« sind die Gegenstände, welche auf diesen Märkten von Männern und Weibern feilgeboten werden. Außer Hühnern, Ziegen uad Schweinen steht man alle Früchte de« Lande«, Grundnüsse, Maniok, süße Kartoffel», Bananen, Plantain«. etwa« Uam«, Papayas, Ananas, Eitronea, Palmöl. Palmwein u. dergl. mehr in rohem Zustande uud schon zubereitct. Im All- gemeinen jedoch gleichen sich die einheimischen Maaren der Märkte stets, während die europäischen Güter, für welche dieselben ringe tauscht werde», tu verschieden» Distrikten variiren. Die Kenatniß dieser gangbaren Tauschartikel ist sür die Reisenden eine wahre LebenSsrage. Die Leute, welche täglich europäische Faktoreien be suchen könne», wie die Schwarzen am Mündungsgebiete de« Longo und bi« gegen Jffangila am Nordufer und Lvngodialeniba am Süb- user, sind sehr an Branntwein gewöhnt, und mit dem gewöhnlich» Handelsschnapse wird man bei ihnen auch am billigsten cinkausen. Oestlich von dieser Region sind schlechte Zeuge, besonder« bunt bedruckte rothe und blaue Taschentücher am beliebtesten. Im Stesanie- thal kommt man mit gewöhnlichen Tisch- und Brodmessern am weitesten, während in de» Gegenden von Lukunga uud Ngambe an beiden Ufern eiae Zone sich auSbreitet, wo die gemeinen blauen Glasperlen geradezu al« Geld coursiren. Bus einem Markte sind dicke Messingringe gesucht, auf einem anderen weiße Perlen mit blauen Bändern und große rothe. Sobald jedoch in der Nähe de« Stanlav-Pool« da« Herannahea de« centralasrikanischeu Plateaulande« ia der Terraiabildung sich bemerküch macht, uad der Bacongostamm von den Bateke ersetzt wird, beherrscht Ein Artikel säst ausschließlich die Märkte, e« ist die« der Messingdraht in Stücken zu 55 Lenti meter, welche bi- tief iu« Innere die Stelle de« Gelbe- vertreten. Die hier angeführten europäischen Gegenstände sind jene, welche aus den Märkten hauptsächlich gesehen werde»; für TrSgerlOhne »nd Bezahlung größerer Lieferungen spielen Steinschloßgewehre, Pulvrr, Porzellanwadrea and dergleichen »och eine große Rolle. wie au dea meisten Plätzen Westasrika«, so sind auch die nach dem Longo geführten Stoffe meist schlechter Qualität, doch hübsch oppretirt. Zwar merkt mau schon an etnzelueu Plätzen, daß die Schwarzen anfangen, dea Werth besserer Maaren zu schätzen, im Allgemein» ziehen sie jedoch stet« da« Schlechte »nd Billige vor. Die Preise ia der Kataraktenregiou steigen täglich; besonder« sind e« die Transporte der Dompser gewesen» welche dieselben in dir Höbe getrieben haben. Mit dem Stanley-Pool endet der directe Verkehr mit den Weißen, endet da« Katarakteagebitt uad der TrägertrauSport. Der offene Coagostrom und sein Gebiet wird zur natürlichen Handelsstraße. An Stelle der schwerfällig» Trägerkarawaneu irrten jetzt Züge voa Lau»««, di« mit Elseubrin und Sclaven stromab, mit europäisch» Güter» stromauf fahre». Fast a»«»ohm«loS sind e« hier die hohen Gestalten der Bajonst, eiue« uuteruehinenden Handel-stumme«, welche «it wenige» Unterbrechung» die User de« Lougo »wischen Kassai- aud Ubaugimüudung bewohnen und der» Sprache die Hanptverkehr-sprache am »deren Longo bildet. Die Valeke spiel» nur dir Rolle voa Zwischenhäudlera und lassen natürlich um keinen Prei» za, daß ein direkter Verkehr zwischen Bajausi uud Bacongo statt sind«. Auch mit d» Wabuma« uud ander» Kassaiftämmea treib« die Bateke einträgliche» Haudel. Oberhalb der Kassaimüuduug beherrschen die kühuen uuterarhmeadeu vajansi nicht uur den Longo, fände» ihre HandrlScanoe« besuche» sogar die große» Nebenflüsse. Der unter» Ubaugi wird von dlnem Stamme bewohnt, uud Bolobesährleate wage, sich auf diesem Flusse i» weite Ferne». Boa Irrt» au« wert»» di« Gebiete de« Maat»mba-E«< uud di« zahl- los» Lauäl« de« Balobülaude« commrrriell »»«gebrütet, aud ver- wegeue Bosiadi-Läadler l»n die Girr »ach Sklave» »ud Elseubei» bi« i» die tutlegeae» Gewässer de« Djüapa »»d L»la»gafl»ffe«. ähoa bei« flüchtig» Besuch« ztigt sich die H-udSl-lust der Bajausi» me srNscheud »nd schreiend oft di« o» die Brust im Wasser d» kalt» gelandete» Daarpser »mriugea uud Alle«, voa ihrem Hau«, rath« ougesangrn, bl« «» ihre» Weiber» sür gelbe« Messing uud baute Zeugstosfe dm weißen Fremdltuge» pr-iSgebca wollen. Wen» auch die Bajausi viele Artikel aunehmeu, so ziehen sie doch Messing, draht allen andereu vor. Oberhalb de» AequatorS, wo eiae Misch- bevölkrruug vo» Bajausi «nd Inlaudstämmen die User de« Strome« bewohnt, werde» Stoffe, hauptsächlich der blaue uud rothe Savetlist sehr geschätzt. Dort beginnt auch schm» eia anderer Artikel der Bor- Herrschaft de« Messing« empfindlich Loncurreuz zu machen, »m da«. s:lbe weiter oben gänzlich zu verdrängen: die Kaurischnecke. Am ganzen oberen Longo, vom Aequator bi« au die Aruwimi-Mündung, sowie aus allen Rebeaflüssea sind Kauri i» uugehearea Menge» bei den Eingeborene» vorhanden, beliebt uud sehr gesucht. Zwilche» diesem Kauridistricte uad jeaew, bis zu welchem die ostasrikaaischeu Araber voa Sansibar au« Kauri iurportirt haben, dehnt sich eine Regio» ou«, in welcher diese Schnecke unbekannt ist. Bei Vangala ist da« HandelSgebiet der Bajausi so ziemlich zu Ende. Zwar sind die kriegerischen Stämme der Baugala uud Mobeka rem Handel nicht lehr geneigt, und buchsten« die Messer- schmiede vom sumpfige» Nigiri oder Bokoui am Süduser fiuLe» willig« Kunden au ihnen; doch hat rin anderer Slauim sich dort aus de» Handel verlegt; e« sind die Maruudja. Zwar erreiche» diese die Bedeutung der Dajanfi bei Weitem »icht. doch haben sie e« verstau- den, sich mit de» Bongola zu verbinde», und wehe den, Bajausi- Canoe, welches versuche» sollte, die Grenze ihre« Monopols zu durchbrechen. Trotz der offenbare» Lebensgefahr wage» e« jedoch einzeln« kühne Händler, bei Nacht sich durch du« Jnselgewirr des Marundja-Districte« durchzuschleichcn uud das Land von Upota, ja selbst dnS ferne Aambinga zu erreichen. Diese Länder müssen oller- ding« daS Eldorado der Bajausi sein. Bei Jkcnuugu endet nämlich das HandelSgebiet der Westküste Afrikas. Während eine der „Eeg. nuogen der Livilisatiou". das Feuerwasser, schon am Staaleh-Pool seine östliche Berbreitungtgrenz« erreicht Hot. endet bei Ikeaungu die andere, Schießpulver und Steinschloßgewehre. Oberhalb diese« Orte« beginnt ein völlig jungfräuliche« Gebiet; da« Elseubei» ist io wcrthlo« geworden, daß Signalhörner. Mauiokstößel und Löffel daraus gefertigt werden. An europäischen Güter» sind nur uralie, sehr haltbare weiße, blaue uad taubengraue Glasperlen und Messing zu sehen. Woher diese Perlen stammen, ob sie seinerzeit durch den Sclavenhandel bi« hierher gedrungen, ob sie vou Süden oder Norden durch zahllose Hände nach diesen Ländern gelangt sind, ist gegenwärtig »ichl mehr zu sagen. Bei Bangala hatten außer Kauri, MilakoS und weißen Gla«. flaschen der Savetlist. sowie überhaupt europäische« Zeug noch Hoden Werth, schon zu Jkeiiungu zieht man kleine weiße Perlen allem Anderen vor, und oberhalb diese« OrteS wird Zeug überhaupt nicht mehr acceptirt. Die Eingeborenen kenne» da nur ihre Rindern, und Mattrnstoffe, und von den Gütern der Weißen scheine» Messing, draht. Kauris und lange Perlen ihnen am begthrciiSwerthkste». Der mächtige Einfluß Europas hat diese Stämme noch »ichi berührt, die Hausindustrie allein ist eS, welche auch hier de» Handel nichl erlöschen läßt. ES ist merkwürdig, zu beobachten, wie gerade bei diesen vollkommen sich selbst überlassenen Völkern ein höherer Grad von Geschicklichkeit zum Ausdrucke kommt, ja wie selbst das große Princip der Arbeitsihkilnng bi« zu einem gewisse» Grave sich geltend macht. Die Erzeugnisse, welche hier von den Eingeborenen gefertigt werden, sind sehr verschiedener Art und lass.'» schließen, daß auch zwischen den Stämmen jener Landstriche ei» reger Taulchbandel bestehen müsse. Nirgend- jedoch konule Baumai», irgend einen AnhaliSpunct sür daS Bestehe» eine- Handelsverkehre-, wenn auch noch so indirekter Art. mit dem egypliscbea Sudan gewinnen. Europäische Artikel au« dea Nilläudern dringe» — wie man säst sicher behaupten kann — niemals bi< zum Longo. Jenseits d«S Aruwimi erreicht man dann bald die ersten Bor posten der sansibaritischcn Araber uud damit da« HandelSgebiet der Ostküste Afrika«. So tiefgehend da- Eingreifen der Araber auch aus daS Leben der hier ansässigen Stämme eingcioirkt hat, io riesige Massen Elfenbein von deren Ländern nach Sansibar geschafft werden, europäische Güter sind nur in verschwindenden Mengen dort verbreitet. Dieser Umstand, bemerkt Baunmnn, daS Mangeln europäischer Erzeugnisse ia Ländern, die vou den Arabern schon seit Jahrzehnten «xploitirt werden, könnte allein als Beweis gelte», daß die Handeiszüge Tipps Tip'S und seiner Lollegea nicht« Andere« al« Raubzüge sind. Mit Gewehren und Munition ziehen die Soldaten der Araber, die Matauiatamba«, au-, niit Elfenbein reich beladen, sowie mit Sclaven kehren sie dann wieder zurück. Der Zwischenhandel der Schwarzen und der Araber beschränkt sich dort wohl »ur aus BictualienaiiSiaosch je nach den verschiedenen Ertragsgebiete». Bon den Wamanga am Lind! allein wird behauptet, daß sie vor zugsweise mit dem Bau der großen LanoeS sich beschönigen, die nian daselbst aus dem Eongo aiitrifft. Die gangbare Münze sind MilakoS und rode Axlklmgen, Scholar, deren eine vier bis süns MitakoS Werth ist. Glasperlen sind an den Stanley-Fällen voll ständig werlhloS; europäisches Zeug wird daselbst zwar vo» den Eingeborenen verschmäht, von Tippo Tip'« Leuten jedoch al» Meeikani, starkes weiße« Baumwollenzeug, als Knniki, blaues Bauni- wollenzeug, und als Satini gern genommen. Die sür die Mann- schasten der Slanley - Fälle - Station de- ToniostaoteS noih- wendige Nahrung mußte aber stets sür Schoko- von den Negern gekauft werden. Die Schmiede der Araber erzeugen aus den massen haft erbeuteten Eisenvorräthci» die Schoko- und verkaufen diese für Messingdrähte oder Zeuge a» den Ches dec Stanley-Fäkle-Staiio». Um diesen Zwischenhandel zu vermeiden, war davon die Rede, der- artige Ariklingen in Europa onsertigen zu lassen und sie nach den Stanley-Fällen zu importier». Abgesehen davon, meint Baumann sehr richtig, daß der Transport schwerer Eisenbeile sich kaum lohne» würde, ist e» überhaupt eia an« handelspolitischen Gründen verweis- licher Grundsatz, die primitiven Tauschartikel der Neger in Europa nachzumachen. An den Stanley-Fällen endet daS Gebiet, welche- Baumann zum Gegenstand seiner handclSgcozraphischen und handclSpolitiichea Schilderungen und Betrachtungen gemacht hat. Aus denselben kan» man ersehen, welch' wichtigen Einfluß der europäische Küstcnhandel bereit« heute auf die Stämme der Eingeborenen CentealasrikaS aus- übt, und wie nur eine schmale Zc»e im Herze» der Schwarzen Eontinente« der europäischen Industrie noch kein Absatzgebiet dar- bietet, ober in nicht zu ferner Zeit wird auch diese« Gebiet vom europäischen Handel den europäischen Erzeugnissen erobert sein. Freilich, eia schweres Stück Arbeit wird eS noch kosten uad die Ueberwilldunq de« arabischen MilbewerbeS. Ob der Eongo in jeder Hinsicht die Hoffnungen erfüllen wird, welche man von gewissen Seiten auf ihn jetzt, darüber ist Baumann so vorsichtig, zu schweigen; sicher ist jedoch, meint er, daß derselbe große Schätze sür den Kaufmann berge. Elfenbein sei noch immer reichlich und zu billigen Preisen zu haben, wenn mit demselben freilich auch nur aus wenige Jahrzehnte hinaus noch gerechnet werden könne. Grundnüsse leien im Kalaraktengebiete und von Stanley- Pool bi« Kwamouth vorhanden. Palmöl ließe sich zwar am oberen Longo ouS dea zahllosen Oelpalmea mit Leichtigkeit gewinnen, dürste aber die Traa-portkosten kaum bezahlen. Fall- nicht neue Productc entdeckt werden, so könne man Kautschuk und Gummi- Koval ol- die sichersten und werthvollsten Maaren de- «bereu Longo ansehen. Die Kautschukliaae sei überall reichlich vertrete», und Gumwi-Lovol werde »icht nur bei Brazzaville fossil gesunden, sondern sei im Upoto-Gebiete so reichlich, daß ihn die Eingeborenen al« Brennharz benützte». Ob eine Eiseabahn, deren Herstellung zwar schwierig, aber der heutigen Technik doch möglich wäre, sich verlohnen würde, sei aller dings fraglich. Sobald jedoch eine Comniunicalion, sei e» auch nur eiue einfache Straße mit Ochsenwagcn, den TrägertrauSport verdrängt haben werde, sei e« zweifellos, daß ein rege- HandelSleben auch am oberen Eongo und iu seinem. auSgedebnten Gebiete Platz greisen werde. E« sei einleuchtend, daß dasselbe nicht nur am Longo, sondern im ganzen westlichen Lentralasrika die tiefgehendsten Leräuderungen Hervorrufen werde. Gleichwie die Errichtung von Facioreien am unteren Longo de» Elsenbeinhandel von Ambriz und Ambrisctte ad und den erster» zugelenkt habe, s, würden vielleicht ivärer die Handelsstraßen, die lies au« dem Innern nach der Küste, nach Kamerun, Batanga, Gabun uud den portugiesische» Lolonien führen, großentheil« dea näheren coinmerziellen Niederlassungen am oberen Longo und seinen Nebenflüssen sich zuwendrn. Für di« schwarzen Zwischenhändler, die Vacoago, Bateke und Bajausi, würde freilich eine schwere Zeit beginne», da die Weiße» natürlich direct di« eut- serutestea Länder besuchen uad da« Elseubei» oaskausen würden. Hoffeutlich würden diese intelligente» und kräftigen Stämme e« lernen, al« Arbeiter der Weiße» und durch Beschaffung vou Kautschuk, Lopal und dergleichen mehr ihre materiellen Verluste einzubriagea, statt dem Vordringen desselben sruchtlojen Widerstand eutgegeuzu- jetzea. Den aateraehmenden Haudel-Häusera am Lougo jedoch würde» die schweren Schäden, welche da« Fallen der Palmölpreise uad der schlechte» Gruudnußeraten ihnen in letzter Zeit zugesügt, durch die Reichthümer de« oberen Lougo — nicht durch die er träumt», soader» durch die wirklich vorhaudeueu — hoffeutlich bald wieder ersetzt fei». Aocialpolitisches. * Leipzig, 20. Juxt. Schied«>rricht«sitz»»g. Der Schmied Johann Schleiter au» Brandau i, Böhme», gegenwärtig t» Lobositz I.B. Wohnhaft, stellte Mitte Juni v. I. bei der Sächsisch. Thüringische» Eisen- und Stahl-Berus-genossruschast den Aulrag aus Gewährung eiaer Entschädigung unter dem Ao- sühren, daß er sich im Monat Februar v. I. bei dem Betriebe de« Maschiaeabaaer« Loui« Seipt i» Liieazech« bei Sayda eine» liak«. seitigenLeisieubruch zugezozen habe. Tbaisache ist nun allerdings, daß der Arzt bei dem Schlciter am 25. Februar v. I. einen links seitigen Lristenbruch constatir» hat, merkwürdig ist jedoch, daß Schlciter nach Autsoge seine« Arbeitgebers, so lange er sich bei demselben ia Arbeit befand, niemals über den Bruch grllagt, insbesondere keine Anzeige über dea angcblich erlittenen BetricbSuusdll erstattet hat. Dagegen hat Schleiter am 18. April v. I. seine Arbeit wegen Krankheit ausgegebeu mit dem Bemerken, daß er am Abend vorher beim Nachhause^ehen in der Iinsterniß über einen Graben gesprungen sei und dabei eine» innerlichen Schaden sich zugesügt habe. Diesen Borlall hat Schieiter auch zwei als Zeugen vernommenen Arbeitern als die Krankheitsursache bezeichnet. Diese Erhebungen haben die BerusSgenosseiischast veranlaßt, eine Entschädigungabzuleknen. da es nich«wahrscheinlich sei, daß Schleiter dea Leislcnbruch bei dem Betriebe sich zugezogen habe, vielmehr mindeste»« ebenso wahrscheinlich erscheine, das, Schleiter diesen Bruch aus dem Heimwege, zumal er hierzu nicht die gebahnte Straße zu wählen gewohnt gewesen, sondern querfeldein gegangen, sich zu- gezogen habe, insbesondere könne bei dem Uebcrspringen de- hoch- usrtgea GrenzbachS der Bruch entstanden sein. Weiter sei der Bruch ein präsormirter. ES fehle nun a» dem Nachweise, daß Schleiter kurz vor dem Hervorquellen der Eingeweide in die Bruchpsorte eine schwerere Arbeit, als die sonst von ihm verrichlcie, zu leisten qehabt Hobe. Ueberdies hindere der Bruch den Schleuer nicht am Erweebe, vielmehr sei derselbe beim Trage» eines geeigneten, durch die Krankencasse ihm gelieferten Bruchbandes unnachtheilig. DaS Schiedsgericht vermochte zu einer dem Bcrusungsklägcr günstigeren Entscheidung nicht z» gelangen und hat den Bescheid der Berus«, genossenschaft bestätigt, indem dasselbe auSsorach, daß nicht einmal daS Borbaudensein von Tatsachen nachgewiesen iei, ou- denen die Wahrscheinlichkeit des ursächlichen Zusammenhanges zwischen der festgesiellten Verletzung und dem Betriebe sich folgern lasse. pädagogische Gesellschaft. In der Sitzung vom 16. Juni richtete der Herr Vorsitzende, Herr Schnlrath Or. Hempel, vor Eintritt in die Tagesordnung den Blick ans den Trauerjall, der das deutsche Volk durch de» Heimgang Sr. Majestät de« Kaiser« getroffen. Noch steht in Aller Erinnerung die lieft Bewegung, als es galt, Abschied zu nehme» vo» den, greisen Hcldcnkaijer, der. ein Vater seine« Volkes, vom Voile geliebt ward wie selten ein Fürst. Heute treten wir vor ein anaereS Sterbebette olS damals; wohl betrauert da« Volk im Ent- scylascnen auch einen Helden, der im Kriege bewiesen, daß ihn Math und Tapierkeit beseelten und dein ein warmes Herz schlug sür Tkuischlands Größe; dock höher stehl er vor uns in-der G oric eines großen Menschen. Dazu beruft», über ei» großes Volk Europas zu herrschen und doch von Gott verurtheilt, aus einem langen Krankenlager einem sicheren Tode entgegciizu- reiiea. darin liegt eine Tragik, wie wir sie in ihren innersten Gegensätzen einschneidender kaum deuke» können, und wir blicken dewundeind aus deS Kaisers Slandhastigkeit in einem furcht- baren Leiden, aus die Seelengröße des Entschlafenen. Unser Aller Ausgabe wird es sei», auch zu ihm emporzuschauen wie zu scincm HelLenvaler, an seinem Beispiele zu lernen da« Leiten zu ertrage» und seine Treue, mit der er auch aus dem Lager deS Todes die Pflichten deS Herrscher» erfüllte, uns ein Vorbild sein zu lasse» sür die Treue iu dem gesetzten Berufe. — Hieraus gedachte der Herr Vorsitzende deS Herrn Direktors 0r. Heynold, an dessen Grabe wir vor Kurzem trauerten, eines der ältesten und allzeit treuen Mitgliedes der Gesellschaft; ihm, dem liebenswürdigen Greift, dessen Hiirjcheiden vo» Allen bedauert wird, die ihm näher standen, wollen wir «in ehrendes Andenken bewahren. Nach Verlesung des Berichtes über die vorige Sitzung ergriff Herr Oberlehrer Geyer da« Wort zu seinem Vortrage: Die Form de« Geschichtsunterrichts. Davon ausgebend, daß die Form ein wesentliche« Glied in der Keile erziehlicher Factoren und daher nicht al« Beiwerk z» betrachten sei, warnt der Herr Vor tragende vor der Uebcrschätzung der Lchrweift al« der Hauvtsache, wie wir e« bei Pestalozzi und neueren Pädagogen finden, verwirft aber auch die Meinung, daS Heil deS Unterricht« liege einzig in dem Stoffe. Die richtige Mitte zwischen beiden Ansichten wird ge- sunden, wenn die UnterrichlSsorm im Hinblicke auf Lubject und Objcc» des LernenS sich gestaltet, also mit sorgsamer Berücksichtigung der psychiichca EntwickcluiigSstuscu de« lernenden Zöglings und mit gewissenhafter Beachtung der Eigenthümlichkeit des zu bearbeitenden Lehrstoffes. AuS diesen beiden Gesichtspunkten, in Beziehung gesetzt zu der methodischen Dreiheit der Zubereitung, Darbietung und Bciwcrthung, die in jeder DiSciplin und aus jeder Altersstufe sestgehalten werde» muß, ergebe» sich sechs methodische Forderungen, die der Herr Vortragende ans die Form deS GrschichiS- »nierrichtS überträgt und in längerer Rede begründet. Die erste Forderung loutci: Bereite den GeichichtSstoss so zu. Laß derselbe sich sür die Appereeptionsstuie deine- Zög- linqs eignet! Diese Forderung weist zuerst ans die AnSwohl des Stoffes im Ganzen, also aus die Ausarbeitung de- Lehrplanes, gehört demnach richtiger in die Theorie des Lehrstoffes als in die der Lehrsorm. Doch entbindet auch der bis in Einzelheiten durch- gearbeitete Unterricht-Plan den Lehrer von der Beachtung dieser Forderung nicht; denn erklärt sich derselbe gegen den Gebrauch de- sogenannten historische» Lesebuch- im Dienste der Darbietung, so wird er den Stoff in Persdn vorsühren »no sich demnach sachgemäß ans die Gcschichtsstulide vcrbereiten, wobei ihm bedeutende Schwierigkeiten entgegentrclen, die darin bestehen, daß die geschichtliche Forschung sich in stetem Flusse befindet und der Unterricht doch niemals FalicheS biclen soll und bars; daß der Geschichtsunterricht in viel höherem Maße al« die Geschichtsschreibung angewiesen ist, gewisse charakte ristische Einzelheiten über eine Person oder Begebenheit beiznbrinqen, und daß nach Zurrchtlcgung des Thatsächlichen Ucbcrlegung darüber einzutreten hat, ob dar Material in Gruppen zu sondern sei, ob der Vortrag in einem Zuge stattzufinden habe oder Theile desselben besser eine kurze Besprechung fordern, ob und wo gewisse Ruhepuncle zu setze» seien, ob und wann d"r Hauptsaden der Darstellung verlassen werden soll, um Nebenumstände auszunehmen, welche Gesicht-puncie bei der Besprechung hervorgchobea werde» müssen, was sür Hilf«, mittel und wie dieselben zu benutzen seien u. s. w. Nicht ander- liegen die Verhältnisse bei der zweiten Forderung: Bringe da« Geistesleben de« ZöqliuqS in eiue Verfassung, die ihn befähigt, dea Stosf» den der Unterricht bieten soll, mit lebhaftem Interesse auszunehme»! Hierzu bedarf eS der Zergliederung wie der Berichtigung der vor- handelten Vorstellungen und der zweckentsprechenden Berknüpiuug derselben. Von höchster Wichtigkeit ist die Bewegung deS GemiitheS de« Zögling-; denn nicht sowohl ouS dem Verstände«- al« vielinchr auS dem Gefühlsleben entspringen Strebungen, Wallungen und Handlungen. Also den ganzen innern Menschen hat die geforderte Zubereitung zum Gegenstände. Damit dies geschehe, biete, wie Forderung drei uad vier lauten, denStofs in einerWeije dar, die thu»lichst seinem Wesen entspricht, und bediene dich dabei aller Hilfsmittel, die zugänglich und ver wendbar sind, um die selbstthätige Erlassung de« Stoffe« von Seiten de« Zögling« zu ermöglichen! Al« die beste Lehrweise verdient der Vortrag de- Lehrers dea Vorzug, abzuweijen, ja geradezu «ine pädagogische Sünde erscheint die An- knüpjung o» da» historüchc Lesebuch auS mannigiachcn, vom Herrn Bor- tragenden eingehend erörterten Gründen. In trefflicher AuSsuhcung. die auS Mangel an Raum leider übergangen werden muß, fordert derDerr Redner vom Bortroge: Er sei frei, wahr, dem Inhalte wie dem Hörer angemessen, entwerft eiu seste«. klares und wohl abgerundete- Geschichts bild; die Darbietung sei anschaulich uud benutze Bilder in Stein, Erz uud Farbe, auch Denkmäler de« dichtenden BolkSgeistes; der Vortrag sei lebendig und errege Begeisterung, von der Goethe sagt, daß sie dos Beste der Geschichte ist. Da die GeschichtSstunde aber nicht blo- Lehr-, sondern auch Lernstunde ist, so tritt die sünste Forderung ia ihr Recht, welche sagt: Mache durch gründ- liche und thunlichft vielseitige Besprechung den Stoss derart hum geistigen Eigenthume deS Zögling«, daß diesem lebe für die Bildung, vornehmlich die sittliche, werthvolle Seit« de« Gebotene», soweit sie für ihn faßbar ist, ia da« deutlichste Bewußtsein rückt! Bei der Besprechung sind drei Ziele scharf im Auge zu behalten: Die Sicherung de« «halsächlichen geschichtlichen Verlaufes, die Heraus- arbeilung de« culturhistoriichen Materiale» und die Begründung deS historisch-praktischen, wie de» sittlich-religiösen UrtheilS. Warum und wie diese Ziele zu erreichen seien, dazu giebt der Herr Vor- tragende praktische und daher beacktenSwrrthe Anregungen. Die fünfte leitet über zur sechsten Forderung: Laß deinen Zögling» wenn irgend möglich, auS dem Stosse sittlich reine uad kräftige Grundsätze gewinnen and dea ernste» Vorsatz »iehra, diese» Grundsätzen ent- sprechend sei» Lebe» gestalten zu wolleal Lernt der Zögling die Hoadluagen der Menschen als Aeußerungen ihre» iuuere» Leben« ausfasse», s» wird ihm der Geschichtsunterricht nich« »ur eiue» Spiegel vor Hallen »nd eiae Füll« weiser Lrbeasregel» darbtet«,, sonder« ih» auch die höchsten Tugendra de« edle» Menschen lehre» und jene» ftchrkea, todverachftnden Wille» ia ihm eatzüudea. der kühn da« Lebe» ia die Schanze schlägt. we»a eS der Güter Höchste- gilt. Wo aber alle- menschliche Uriheil oerstummen muß, da bleibt an« der Hinweis aus die höhere Gerechtigkeit und aus die Liebe, die unergründlich ist; Gott ist der Allsaug und das Eude auch hier. Rach der auf diesen mit großem Betsalle ausgenommeuen Bor- trog solgenden Aussprache, di« voa dem lebhaften Jutciesse zeugte, da« die Bersaminelte» diesem aaregruden Bortrage eutgeg.n- brachten, schloß der Herr Vorsitzende mit nochmalige» Worten des Danke« gegen den Herrn Vortragenden die Sitzung. Sterblichkeitsbericht. * Gemäß den Veröffentlichungen de« karserkichen Gesund, heil «amte« sind ia der Zeit vom 3. bi« 9. Juni er. von je lOOO Bewohnern, aus dea Jahresdurchschnitt berechnet, al« gestorben gemeldet: in Berlin 20,2, ia Bre-lau 27,0, ,a Königsberg 24,6, ia Köln 25.7, ia Frauksurt a. M. 28.3, ia Wiesbaden 23,3, in Hannover 19,6, ia Kassel 11,6, tu Magd«, barg 20,7, ia Stettin 18,1, in Altona 24,2, in Straßburg 29,2, in Metz 25,7, in München 32.5, in Nürnberg 27,5, ia Augsburg 28,2, io Dresden 20,9, ia Leipzig 24,1, iu Stuttgart 17,6, iu Karls- rube 24.0, in Brauuschweiq 27/1. in Hamburg 29,3, ia Wie» 30,6. ia Pest 32,4, iu Prag 42.2, ia Triest 30,0, ia Krakau 37,2, ia Amsterdam 20,5, iu Brüssel 25,8, ia Paris 22,1, ia Basel —, in London 14,9, ia Glasgow 20,9, iu Liverpool 14,8, in Dublin 21,7, in Edindurg 17,7, ia Kopenhagen 22,0, in Stockholm 19,2, in Tdristiania 23,4, ia St. Petersburg 37,6, in Warschau 23,1. in Odessa 27,7, ia Nom —, ia Turin —, in Venedig 23.5, ia Alexandria 34,5. — Ferner in der Zeit vom 13. bis 19. Mai cr. in New-?1ork 26,8. in Philadelphia 19,8, in Baltimore 15,0, ia Kalkutta 26,0. in Bombay 26,2. in Madras 43.4. In der BerichtSwoche gestalteten sich die SterbllchkeitSVerhäl!» nlsft der meisten europäischen Großstädte etwas ungünstiger und wurden namentlich an» einer größeren Zahl deutscher Städte höl)-r- SterblichkeitSzahlea als aus der Vorwoche mitgetheilt. Einer reait günstigen Sterblichkeit ersreute sich Kassel (noch nicht 15,0 pro Mille und Jahr). Etwas höher (noch nicht 20,0 pro Mille uad Jahr) war die Sterblichkeit in Charlottenburg, Bochum, Krefeld, Stutt gart. Stcttiu. Elberfeld, Düsseldorf, Hannover, Darmstadt. Liverpool, London, Edinbnrg, Stockholm. Etwa« höher (etwas über 20,0 pro Mille und Jahr) war die Sterblichkeit in Berlin, Mägde- bürg, Dresden, Amsterdam, Glasgow, Dublin. Eine hohe Slerblich- keilSzisftr (über 35.0 pro Mille und Jahr) meldet von den deutschen Städte» nur Chemnitz. — Unter den Todesursachen haben acute Em- zünduiigen der AlhmungSorgane etwas odgenomnicn, während Darm- kalarrhe und Beechdurchsälle der Kinder vielfach, wie i» Berlin, Hamburg, VreSlau, München, Dresden, Danzig, Wien, Pest, Pari«, St. Petersburg, Odessa u. a., etwas mehr Stcrbejälle hervorriefen. Die Thcilnahme des SäuglingSalterS an der Sierdlichkeit war im Allgemeinen eine gesteigerte; von je 10 000 Lebenden starben aus« Jahr berechnet in Berlin 68, in München 129 Säuglinge. — Von den JnsectionSkeankheiten wurden Sierbesälle an Masern, Scharlach. Diphtherie und Pocken ia größerer Zahl gemeldet, während Unterleibstyphus und Keuchhusten seltener Todesveranlaslung wurden. — Todesfälle an Masern zeigten in Wien und seinen Vororten, ferner iu Prag. Paris, London keine wesentliche Bcr- Sicherung. dagegen in Hamburg, Slroßburg und St. Petersburg eine nicht unwesentliche Steigerung. Neue Erkrankungen kamen jedoch nur auS Berlin, Wien und Kopenhagen in gegen die Woche vermehrter Zahl zur Berichterstattung. — Dys Scharlachfieber forderte in Danzig, London uad St. Petersburg mehr, in Wien die gleiche Zahl vo» Opfern wie in der Vorwoche; Erkrankungen haben in Nürnberg und Kopenhagen zu-, ia Berlin, Hamburg, Wieu uud St. Petersburg abgenommen. Die Sterblichkeit an Diphtherie »nd Croup war in Berlin, Franksurt a. M-, Dresden, Wieu, Prag, Pest, Warschau, Kopenhagen, London eine kleinere, dagegen i» BrcSlau, Halle. Nürnberg. Hamburg, Altona. München. Christianio, S». Petersburg eine größere al« in der Vorwoche. Neue Erkrau- kungeu wurden jedoch au« den meisten Orten, ans denen Berichte vorlicgen, in geringerer, nur aus Bre-lau und aus dem Regieruugs- bezirk Schleswig in größerer Zahl mitgetheilt. — Sterbesälle an Unterleibstyphus haben in Königsberg, Paris, London und St. Peters burg abgenommen, auch war die Zahl der aus letzterer Stadt be- könnt gegebenen Erkrankungeu eine erheblich kleinere als in drr vorangrgangenen Woche. — An Flecktyphus wurden aus Krakau l, aus Prag und Warschau je 2 Todesfälle, auS St. Petersburg uns ouS dem Regierungsbezirk Maricnwerder je 1 Erkrankung berichtet. Aus Nürnberg wurden 3 Erkrankungen an epidemischer Genickstarre gemeldet. — Rojenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut treten allgemein seltener zum Vorschein. — Der Keuchhusten hat in London weniger, in Berlin und Dublin mehr Sterbesälle veranlaßt. Erkrankungen kamen in Kopenhagen und Stockholm iu etwa- vrr- mindcricr, in Hamburg, Nürnberg, Wien dagegen in etwas gc- steigerter Zahl zur Mittheilung. — Einzelne Todesfälle au Pocken kamen aus bau Vororte» Wiens, sowie aus Pest und Lyon, mehr fache (2) auS Wien, St. Petersburg, je 5 aus Triest und Warschau, 8 aus Paris und 19 aus Prag zur Anzeige. Erkrankungen aus Breslau I, auS dem Regierungsbezirk Königsberg 2» aus St. Peters« bürg 6, auS Pest 7, ans Wien 11. — Aus Graz und St. Peters burg wurde je 1 Todessoll an HundSwuth gemeldet. Der Gesundheitszustand in Berlin war auch in dieser Bericht.'- Woche ein günstiger, die Sterblichkeit eine mäßig hohe. Etwa- seltener als in der Vorwoche riefen acute Entzündungen der Athmung - organe und Kntarrhe der Luftwege Erkrankungen hervor, die Zahl der durch sie bedingten Sterbesälle war jedoch eiae gesteigerte, sowie auch Darmkotarrbe und Brcchdurchsälle der Kinder in größerer Zahl austraten und häufiger tödtlich endeten. Die Thcilnahme des Säuglings- alters au der Sterblichkeit war in Folge dessen eiae größere als in der vorbergegangcnen Woche. Boa den Infektionskrankheiten blieb das Vorkommen typhöser Fieber ein beschränktes; auch Erkrankungen an Scharlach und Diphtherie (letztere in der Tempelhoser und Roscnthaler Vorstadt am häufigsten) haben etwas abgenommen; da gegen wurden Erkrankungen an Masern, die in der diesseitigen Louiscnstadt und im Stralauer Viertel die größte Verbreitung ge sunden haben, etwas mehr zur Anzeige gebracht. Rosenartig« Ent zündungen des Zellgewebes der Haut, sowie Erkrankungen im Wochen- delt kamen nur wenige zur Kenntniß; weitere Erkrankungen an Pocken sind nicht zur Anzeige gekommen. Erkrankungen an Keuch husten Ware» zahlreich, auch war die Zahl der Sterbesälle eine etwas größere. Rheumatische Beschwerden aller Art kamen nicht selten zur ärztlichen Behandlung. Vermischtes. ---- Potsdam, 19. Juni. Eine Predigt deS Pre digers PersiuS, deS HauSgeistlichen des verstorbenen Kaisers, welche derselbe am Sonntag in der Hciligengeistkirckc zu Potsdam gehalten, verdient »m deswillen Erwähnung, weil Herr PersiuS dabei einen Brief Kaiser Friedrich'« vorlaS, den selbiger an ihn von San Nemo au» geschrieben batte. ES heißt ungefähr darin: „Sie haben wohl recht in Geduld und Ergebung auSzuharren, ich habe ja auch die auf opfernde Gemahlin und liebende Töchter, die mich umgebe», aber der Gedanke, allen Verhältnissen in der Heimath entrückt zu sein, ist schwer. Man kann ja doch nicht wissen, was der kommende Winter dem Kaiser in Berlin bringt, und die Selm» sucht nach der Heimath ist groß; ich fühle mich aber trotzdem munter." Prediger PersiuS sprach oft mit thränenerstickler Stimme, bat dann seine Gemeinde um Entschuldigung, da ihm ja nicht blo« der Kaiser, sondern auch der Freund ver loren gegangen sei, der ihm sein Liebste-, die Erziehung der Kinder, anvertraut habe. ES verging kein ResormalionSscst, wo der Kaiser als Kronprinz nicht die Heiligegeistkirche be suchte, wenn er nicht gerade aus Reisen war. Prediger PersiuS schilderte den Kaiser als nie verbittert, trotz aller Leiden und Aergernisse, die ihm so oft im Leben nahe getreten, und noch am Sonnabend habe ihm die Kaiserin, aus den Todten deutend, gesagt: „Selig sind die reine-Herzens sind, venn sie werden Gott schauen." Und er war reines Herzens. ----- Berka a. I.. 18. Juni. Unsere letzte Curliste (Nr. 5) schließt mit 770 Nummern in 163 Parteien. — DaS ErinnerungSsest an da» 75jährig« Bestehen de- Bade- ist ver schoben. ---Bochum, 20. Juni. Wie die »Nheimsch-Westsälische Zeitung" meldet, wurde heute vor der Strafkammer de« hiesigen Amtsgericht» da» Urtheil in dem Processe gegen den Pfarrer THümmel in Remscheid verkündet. Dasselbe lautet bezüglich der Anklage aus öffentliche Beschimpfung der katholischen Kirche aus Freisprechung, bezüglich der Anschuldi gung wegen Beleidigung der königl. Staatsanwaltschaft zu Duisburg aus 300 -E Geldbuße. Der Mitangeklagte Buch. Händler Wiemana in Barmen wurde freigesprochen. — London, 20. Juni. Der bekannt« Schachspieler Zvkertort ist gestorben.
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