Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880625
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880625
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-25
- Monat1888-06
- Jahr1888
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1888
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<Vrfckeknt täglich früh 6»/. Uhr. Nrdarlion und Lrprdition Johannesgasse 8. Sprrchstnn-rn drr Nrdarlion: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. tziir tte RU<r,abk emgttünNn Manuscriptk macht sich tic Siedaction nicht rcrtintuch. Elnnabme der sür die nächstsolgende Nummer brstiiiimtrn Juicrate an Wochentage» bis 3 Uhr Nachmittags. a»Lo»»- »uv Fe,«tagen früh tztS'/,9llyr. 3n drn Filialrn sür Ins.-Ännnhmr: Otto klemm, UniversitätSstraße 1. Louis Lasche, 1 Katharinenstr. 23 pari. u. König-Platz 7» nur bi-'/,3 Utzr. 177. Montag den 25. Juni 1888. Abonnement-prets vierteljährlich 4>/e Mk. incl. Dringerlohn 5 Mk.. d«rch die Post bezöge» 6 Mt. Jede eiazelne N ummro 30 Pf Belegexemplar 10 Pt- Slebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gcmljo ohne Postbeiöroe'.-ung 60 Mk. uilt Postbclördcrung 70 M^- Inlrratr 6gespaltene Prtitzeile L0 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnik. Tabellarischer u. Zissernsatz nach höherm Tarife Nttlamrn »nter dem RedactionSstrich die 4grspalt. Zeile 50Pf.,vor dcnFainiliennachrrchtea die »gespaltene Zeile 40 Pf. Juserate sind stets an die ExprSitlon zn lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeoumorniuio oder durch Post- »achnahme. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Pckanntmallmng. Don Michaelis ks. IS ad oft da» Stiedel von Löwen- ftern'sche Ltipendiun» i»> Betrage von jährlich 81.4! 05 »s aus 2 Jahre an einen auS Breölau oder saust auö Schlesien gebürtigen Slndirenden zu vergeben. Wir fordern diejenigen Herren Slndirenden, welche sich in vorgcdircbter Eigenschaft um dieses Stipendium bewerben wollen, auf, ihre Gesuche schriftlich unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse b»s zum IO. September dS. IS. bei uns einzureiche», und bemerken, dag später eiiigehenkc Gesuche unberücksichtigt bleiben müssen. Leipzig, am 16. Juni l888. Der Skath der Stadt Leipzig. Vr. Georg«. Krumbiegel. Dtkanulminliung. Ein von Adam Müller (oder Möller). Burger zu Leipzig. 1524 gestiftetes Stipendium von 40.4t 97 K jährlich ist an hiesige Stubirende und zwar zunächst an Verwandte deS Stifters, in deren Ermangciung an Merseburger Stadt kinder und wenn deren keine die hiesige Universität besuchen, beliebig aus zwei Jahre von und mit Michaeli- bö. IS. an zu vergeben. Wir fordern diejenigen Herren Studirenden, welche sich in einer der angegebenen Eigenschaften um dieses Stipendium bewerben wollen, hierdurch aus, ihre Gesuche mit den crsorvcr- lichen Bescheinigungen dis zum 30. September dS. IS. schrift lich bei uns einzureichcn. Später eingehende Bewerbungen können Berücksichtigung nicht finden. Leipzig, den 16 Juni 1888. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. Bekanntmachung. DaS von NicolauS Lchlautitz, Bürger zu Leipzig, im Jahre 15l2 gestiftete StipeudlUi» von jährlich 39 63 ist von Michaelis d. I. ao an einen Sluvireuden auS dem Geschlecht? der Schlautitz, in deren Ermangelung an hiesige Bürgerssöhne, von u»S auf zwei Jahre zu vergeben. Diejenigen Herren Studirenden, welche sich um dieses Stipendium bewerben wollen, veranlasse» wir. ihre Gesuche nebst den erforderlichen Bescheinigungen bis zum 30. Sep tember d. I. schriftlich bei unS einzureichen. Spätere Gesuche können Berücksichtigung nicht finden. Leipzig, den 16. Juni 1888. Drr Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. Bekanntmachung. Die Erd- und Maurerarbeiten emschl Materlalliescrungen sür den Neubau einer gewölbten Al,ithbrücke bei Stak. 17.815 der Borna-Markraustädter Strafte zwilchen Zwenkau und Eythra solle» »» Wege des össcntilchen Angebots verdungen werden. Zeichnungen und Bnubedingungen liegen iu der Expedition der Königlichen Strassen» und Wasserbau-Jnspection hier, Stephan- straße 22. VormiiingS zur Emsichlnahme aus; daselbst werden auch Blanque'S und Bedingungen gegen Erstattung der Herstellungskosten abgegeben. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift „Brücken bau" versehen bis zum 3. Juli VS. IS. Vormittags 11 Uhr an die königliche Banveriraiterei hier, Bndnhosstcahe 17, ll., wo selbst zu dieser Zeit deren Eröffnung im Beisein elwa erschienener Unternehmer stnttfinde» wirs, emzureichrn. Die Bewerber sind biS zum 15. Jul! d. I. an ihre Gebote gebunden und sind diejenige» Angebote, welche bis dahin nicht beant wortet sei» werden, als abgelchnl zu betrachten. Auswahl der Unternehmer bleibt Vorbehalten. Leipzig, den 23. Juni 1888. königliche Straften- und Wasserbau-Inspektion. königliche Bauverwaltcrci. Bekanntmachung. In unser GesellschaslSregister ist bei der unter Nr. 44 ein- getragenen Firma: Bereinigte Lplancr und Toiumiljschcr Tbonwerke- Actien-Ikcsrllschnfl zu Splau »nt einer Zweigniederlassung in Tomniitzsch, in Spalte 4 zujolge V.riügung vom heutigen Tage folgender Vermerk: „Der Dircctor Eduard Wagklirr ist aus dem Vorstände ansgeschieoe» und der Ingenieur Albert Prekouitsch, dem- nächst zu Touimitzsch, in den Vorstand ringet««»" heute riagetragen worden. Torgau, den 18. Juni 1888. tlöniglicheS Amtsgericht. Nichtamtlicher Theil. Die feierliche Eröffnung des deutschen Reichstages. Am heutigen 'Lage wird sich in der Reich-Hauptstadt in den glänzenden Paradegemäcbern LeS königlichen Schlosses und ganz besonders im Weißen Saale und in der Capelle wieder ei» glänzendes Hosgepränge entfalten. In solcher Weise, mit allem kaiserlichen Pomp, ist der ReickStag bis her nur ein einziges Mal eröfsnet worden, und daS war an jenem denkwürdigen 3l. März de- JahreS 1871, da die Ver treter der deutschen Nation zum ersten Male in der neuen deutschen ReichShauptstadl vor den Augen ihres Kaiser- er schienen. In der folgende» Zeit fand die Ceremonie der Eröffnung stet« in einfachen Formen statt, und ganz beson ders. wenn der Kaiser nicht persönlich erschien, sondern sich durch den Reichskanzler und dieser gar durch den Staals- secretair v. Bötticher vertreten ließ Jetzt wird der ganze kaiserliche Glanz ausgeboten, um die Feier so großartig wie möglich erscheinen zu lassen. DaS Programm sür die feierliche Eröffnung de» Reichs tage» in Berlin am Montag den 25. Jui» lautet: 10 Am Montag, den 25. Jan, 1888, ol- an dem zur feierlichen ErSffuuug de« Reich-iage« in Berlin bestimm«» Lag-, Mittag« »m Ist Uhr, ßedet sür dt« evangelilchen Mitglieder d«ss«lb«n in der Taprlle d«» kSnigliche, Schlosse«, Aufgang uulrr Portal Nr. ü, um 12'/, Uhr für die kntboblchen in der St. HedwigSkirckie ein Gottes dienst statt. An beiden Orien sind zu diesem Behuse Plätze reservirt. 2) Nach beendig«,» Gottesdienste begeben die Reickislagsmilglieder sich nach dem Weißen Saale deS königlichen Schlosses. Der Aus gang ist unter Portal Nr. 3. Die Generalität tritt unter die Arkade» nach der Lustgartenseite, die Minister, die Wirklichen Ge- bcinien Räthe und die Räihe erster Classc stellen sich gegenüber in der zweiten Abtheilung der Nische» inner der Capelliribüne aus. 3) Die Mitglieder des Bundesroths vcisammcln sich nach dem Gottesdienste i» dem Marine-Salon neben der Bildergalerie, um sich von do t nach dem Weiße» Saale z» begeben, was lbsl sie sich in der ersten Nbll:ei!u»n der soeben gedachten Nochen auftteklen. 4) Für Jbrc Majestät die Kaiserin und Königin, sür die Prin zessinnen des königliche» Hauses und sür die dm ch anchligsten fürst liche» Damen, allerhöchst- und hüchstwelch- »m ll'/« Uhr unter Paital Nr. 4 ansabre», ist nach dein Goltesdiens« im We ß n Saale. n»d zwar rechts vom Throne, eine Tribüne (En,mg vom Künigmnen- Gem 'ch) errichtet. Die G folge der allerhöchsten und der höchsten Herrschnfte», welche vor dem Gottesdienste dieselbe Ansahrt nebinen, stellen sich „n We ßn, Saale in der Nähe Allerhöchst- und Höcchst- derselbe» unter den Arkaden auf. Die Tribüne aus der Cup llcn- leite deS Weiße» Saales ist süe daS Corps diplomatique bestimmt, welches unter Portal Ne. 3 ansährt und von dem Cereinonieanieister v. Röder empsanqe» wird. 5) D e anwesenden regierenden deutsche Fürsten, die Prinzen deö königlichen Hauses, die z» der Feierlich«, ii hier einlreffenden M iglieder der regierenden deutschen Fürstenhäuser und die h er an wesend.» Erbprinzen solcher Häuser, höchstw Ich? um 11'/, Uhr unter Porlal Nr. 4 ansahren. begeben sich «ach der Rochen Sammet- kniiimer und kehre» nach dem Gottesdienste dorthin zurück. Die Gcsolge Höchüderselben fahren um 11'/, Uhr gleichfalls unter Nr. 4 und versammeln sich in dem davorl egenden Capitelsaale. 6) Sr. Majestät der Kaiser und König wolle» dem Gottesdienste beizuwohnen geruhen Die Oberste» Hos-, d>e Lbcr-Hoj-, die Bice- Ober-Hos- und die Hofch >rgc». die General-uiid die Fliigeladjutanien, sowie der Geheime CihinetSraih Sr. Majestät, welche ihren Ausgang unter Portal Nr. 4 »chnicn. versammeln sich vor dem Gottesdienste »in 11'/, Uhr im Cavitcisaale, wohin »ach demselben nur die Personen deS Gefolges Sr. Majestät des Kaisers und Königs znrück- keli-en. Der große Bortriit. lowie die zum Tragen der Insignien brsohlencn Personen finden sich nach dem Gottesdienste in de- Bilder, galerie ein, wohin schon vorher durch Escor« von zwei Oificieceo und vier Mann der Gardes du Corps die gedachten Insignien ge- leüct worden sind. 7) Sobald die Versammlung im Weißen Saale geordnet ist, macht Sr. Majestät dem Kaiser und König der Reichskanzler davon Meldung. 8) Se. Majestät der Kaiser und König geruhen allerhöchst, f ' unter dem großen Borlritt und gefolgt von den General- und den Fliigeladjutanien nach den« Weißen Saale zu begeben. D e Ordnung ül dabei folgende: Die Schloß-Garde-Compagn e, die Hossouiiere, die königlichen Lwipage», der Ober-Ceremonienincister, die Hof-, die Vice-Oberhojchargen, paarweise »ach de,» Paient, die Jüngste» voran, der Oberstniarschall mit dem großen Stabe und die andere» obersten Hofcharge», die nachstehend ausgcsührte» Neichsinsignien paaiweise, nämlich: a. das entblößte Rcichsschwert, nnireckit getragen von dem Gcneral der Infanterie Freiherr» v. Mecricheldt-Hilllesjei», und rechts davon: d. der Reichsapfel aus einem Kissen von Drap d'argent, getragen von dein General der Infanterie v. Strub- berq, c. das Sceplcr aus einem Kissen von Drap d'or, ge rag?» von dem General der Jnianterie »nd Generaladjutank v. Siiehle und rechts davon: 3. die Krone, auf einem Kissen von Trap d'or. getragen von dem Oberstkammerer Grasen Otto zu Stol- berg-Wei nigerore, s. das Neichspanier, getragen von dem General- selbmaischall Grasen v. Blumeiiihal, welche» die General!icutenants v. Schlichting und Gras v. Alten geleite». Die Insignien weiden zur Rechten und zur Linke» von den beiden bereu« eiwähnten Ossi- ciercn der Gardes-du-CorpS eScortilt. Se. Maj. der Kaiser und König, umgeben von den anwesenden regierenden deniiche» Fürsten und gefolgt von den Prinzen des königlichen Hauses, sowie vo» de» zu der Feierlichkeit hier einlresjcnden M «gliedern der regierende» deutschen Fmstcnhäuiee und d n hier anwesende» Erbprinzen solcher Häuser, die General- und Flügeladjutanien, der Geheime Cabinels- rath Sr. Majestät und das Gc'olge der höchsten Herrichasien. 9) Se. Majestät der Kaiier und König nehmen auf den. Throne Platz Tie anwesenden regierenden deutschen Fürsten trete» aus de» Haut-PaS zur Rechte» des Thrones vor der Tribüne Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, die Prinzen des königlichen HauscS und die anderen oben genau»«» Prinzen deutscher Fürstl-iihäioer aus den Haut-Pas zur Linke» des Throne-. Der General.Feldinarschall Gras v. Blumenlhal hat sich zuvor mit dem Reiebsvanier lechts, der General der Jnsanterie Freiherr v. Meerscheidt-Hüllesjem not dem Rcichsichwert links hinter Sr. Maj-stat aus die iniitlere Thronst»« gcstelli; der Obersikämiiierer, Gras Otto zu Slolberg-Wernigerode, hat die Krone auf das rechts vom Tronsessel zunächst stehende Tabom et, der General der Infanterie und Generalasj Haut v. Such« das Lccptcr aus dnS links st. hende Taboiirct, der General der Infanterie v. Strnbberq den Rcichsapsel aus bas andere rechts stehende Tabourct geleg! und habe» sich sämmtlich aus die unterste Tiironstuse, de» betreffende» Reichs nsignien zur Seile, gestellt. Di: Generallieutenaitts, welche das Reichsp.uiiec begleitet haben, sind recht» aus die nniersle Tbro»- stuse in der Nähe de- Reichspaniers getreten, die Escorteosficiere sind zu beide» Seiten des Throns bi- an die Thronwand znriick- gegangen. Die Holchargen habrn bei dem Eintritt in den Weiße» Saal Spalier gebildet und es sind nur die obersten Hoscharge», welche den Rejchsinsignie» unmittelbar vorangeschriilcn, bis a» den Thron vorgegange» und haben zur Rcchlen und zur Linken desselben ihre Plätze eingenommen. Das Gefolge der aller«,öa/ste» »nd der höchsten Herrschaften bleibt unter den Arkaden zurück. Nur der dieiisttduende Generaladjutant Sr. Majestät tritt zur Rech«», der dienstthuende Flügeladjulant zur Linke» des Thrones. 10) Nach beendigter Thronrede geruht Sc. Majestät der Kaiser und König allerhöchst sich zu erheben und bei» Weißen Saal zu verlassen. Berlin, den 23. Juni 1883. Aus Sr. kaiserlichen und königlichen Majestät allergnädigstcn Specialbcsehl. Der Ober-Ceremonienmeistcr: Gras A. En len bürg. Ter Anzug ist in Gala mit Ordensband und der vargeichiiebenen Hoftrauer, allo in dunklen Unleikleivrr», für die Hcrien vom Militair mit Schärpe. Die Ritter des hohe» Lrdcns von. Schwarze» Adler erscheinen »ot der Kette dcsftlbe». Die invcstiric» stiller legen nach dem Gottesdienft zu der seierlichen Eröffnung die Ocdens- mäntel an. welche in einem Gemach neben der Bildergalerie bereit gehalten weiden. Leipzisl. 25. Juni 1888. * Die NeichStagSerössnung am Montag wird eine ganz besondere Bedeutung erhalten. Aus Einladung de» GroßberzogS von Baden werde» fäminlliche dciilscbe regie rende» Fürstlichkeiten, voran der Prinzregent von Bayern und der König von Sachsen, sowie die regierenden Bürgermeister der Hansestädte i» Berlin einlressen, um der ErösfiiungSseier an der Seile deS Kaisers Wilbelm II. anzuwobne». An Stelle de- kranken Königs von Württemberg wirb der Prinz Wilhelm nach Berlin kommen. Die deutsche» Fürsten wollen damit der Welt da» nozweideutige Zeugniß geben, Vaß, wie auch Deutschlands Geschicke sich wenden, Deutschland» Fürsten und da» deutsche Volk in guter wir in trauriger Stund« «inig und fest zusamnienstehen. Da eS ferner keinem Zweifel unter, liegt, daß die Thronrede, wie wir seiner Zelt aiigekündigt haben, einen ausgesprochen friedlichen und fried liebende» Charakter haben wird, so liegt auf der Hand, daß die Anwesenheit aller deutschen Fürsten dieser FriedcnSklindgebung einen ganz besonderen Nachdruck ver leihen wird. * Der Zusammentritt des Reichstags vollzieht ich. so sagt die ,Nat.-L>b. Corr.". diesmal unter außer ordentlich ernsten und ergreifenden Umstände». Alles, wc»S die dculsche Nation Schweres in den letzten Monate» erlitte», muß jetzt, wo der jugendliche Kaiser die RelchS- vcrtrelung begrüßt, Jedem »och einmal wehmülhig und ergreifend vor die Seele treten. Eines aber hat sich in diesen chwcre» Tage», die über die deutsche Nation hercingebroche» inv. befestigt und bekräftigt, unb das muß unS zu starkem Trost gereichen: wir meine» daS Gefühl der Liebe und deS BerlrauenS zwischen Herrscher n»d Volk, zwischen Kaiser unb Reich. Wir si»v in der auswärtigen Presse in jüngster Zeit öfters einer aew'sseo Verwunderung begegnet, daß die cr- chilktcriidril Ereignisse, welche ankere Böller bis in ihre tiessle» Tiefen ausg^wubll haben würden, nur den allgemeinen Schmerz, sonst aber kein anbereS Gefühl der Beunruhigung unb Unsichcrhett hervorgeruscii haben. Ein Reich und ein Staat, die so schwere Schicksalsschläge ohne politische Erschütterungen ertrage», müssen fest und sicher gegründet ei», war daS cft widerwillig ausgesprochene Gefühl aus wärtiger Blätter. Und so ist cs. Die innere Gesundheit und Festig! it unserer staatliche» Zustände bat sich bei den schweren Katastrophen der jüngste» Zeit glänzend bewährt. Wenn jetzt zürn erstenmal wieder seil langer Zeit ein Kaiser persönlich die Reich»- und Volksvertretung begrüßt, so wirb ihm lieben dem Schmerze über das schwere Leid, daS dem Hohenzolleriihaiise und der deutschen Nation widerfahre», der Ausdruck der Hoffnung cntgegentrele», daß daS Reich und Land unter der mildcn. gerechten und sriedliebenden Wallung eine- jugendliche» Herrschers und der bewähr«» Wirksamkeit eines großen Staatsmannes einer lange» ge segneten Zeit äußere» Frieden» und innerer Wohlfahrt cntgegcn- czchc. Reich-kag und Landtag werte» voraussichtlich mit kaiserlichen Worten eröfsnet werde», welche i» allgemeinen Umrissen die politischen Grundsätze de» neuen Regiments an- Seuten. Man kann zuversichtlich vertraue,i, daß diese Grunt- sätze sich r.i allen wesentliche» Stücke» a» diejenigen der beiden ruhmreiche» Vorgänger anschlicßc». Weder innere noch äußere Erschütterungen werde» wir unter der Waltujig Kaiser Wilhelm'» II. zu befürchten haben. Dafür bürgt unS die Hinterlassenschaft der beide» ersten Kaiser, der eigene Charakter deS neuen Herrschers, die fortdauernde Wirksamkeit deö Fürsten BiSmarck und die ganze Lage der auswärtigen wie der inneren Verhältnisse. Gcgciiseikigcs Vertrauen zwischen Herrscher und Volk wird und muß die Stimmung sei», in welcher jetzt die gesetzgebende» Körperschaften sich um Len Thron versammeln. * Das „Militair-Wocheiihlatt" veröffentlicht folgende Ernennungen: Prinz Albrecvt vonPrcußcn, König liche Hoheit. General der Eavallerie unb Eoinmaiidirender Gcneral des X. Arniee-EorpS. unter Belastung in seinem gegenwärtigen Diensiverhältniß, zum General Feldmarschall befördert, v. Hahuke, General-Licutenaiit und Eommanveur der 2. Gardc-Jnsanteric-Tivislon, v. Versen, General- Lieutenant und Coiiiinaiidcur der 8. Division — unter Be lastung in ihre», gegeittvärligen Dienstverhältniß, zu General- Adjulantcn Seiner Majestät deS Kaisers und Königs, v. Wil li ch, General-Major und Coinmancenr der 12. Jnsanterie- Brigade, zum diensttbuenden General-Adjutanten Seiner Majestät deS Kaisers und Königs ernannt. Baron v. Col- laS, Oberst und Conimanbenr deS 2. Garde-RegimciilS zu Fuß. unter Belastung seiner bisherigen Uniform, zu den Oisiciere» von der Armee versetzt, v. PelerSborss. Oberstlieutencuit und Flügclavjutaut Seiner Majestät deö Kaisers und König«, comniantiil zur Ticnsltcislung bei dem 2. Garde-Regiment zu Fuß, unter Entbindung vo» dem Ver- häUiiiß alS Eommaiidcur der Schloß-Garde-Compagnie, in die Ealegoric der nicht dienstthuende» Flügeladjutanten tiber- getrele» und mil der Führung des 2. Garbe-NtgimenIS zu Fuß. unter Stellung ü In 8uito desselben, beauslragt. v. Lippe, Major und Flügeladjutanl Seiner M.jesläl dcS Kaisers und König», zum Eommanbeur der SchlosftGarde-Compagiiie. Freiherr v. Bißing. Major L In suito deS Generalstabeö der Armee und bisher persönlicher Adjutant, unter Beförde rung zum Obersilieiitenaut, v. Pfucl, Hauplmann L In suite deS GeneralstabcS der Armee und bisher persönlicher Adju tant. unter Beförderung zum Major. — zu diensttbuenden Flügel-Adjutanten Seiner Majestät deS Kaiser» und Königs, v. Schott, Major und Eöcadro»-Ches vom 1. Gardc-Ulane»- Regimciil. zum bieiisilhueiiden Flügeladjutanten Seiner Maje stät dcS Kaisers und König», — ernannt. Freiherr v. Vie lt »ghosf genannt Scheel, Rittmeister und Flügeladjulant Seiner Majestät de» Kaisers und Königs, zum Major be fördert. * Zu den Gerüchten über eine bevorstehende Versetzung de- GeiieralguarlicrineisterS Grasen Waldersee wirb den „Hamburger Nachrichten" geschrieben: „Daß in mehreren krit scheu Momenten der auswärtigen Politik noch zu Lebzeiten Kaiser Wilhelm's I. Gras Waldersee der Vertreter eines offensiven Vorgehens gegen Rußland war und dabei dem Fürsten BiSmarck als Gegner gegenüber stand, ist so gut bezeugt, um als sicher betrachtet werden zu können. Wie weit daraus e ne Gegnerschaft eiustande» ist. welche dauernd, und daher auch jetzt latent, vorhanden ist. das steht dahin; aber in neuester Zeit, ins- I'esontere seit de», Regierungsantritt des jetzige» Kaisei« dürste kaum ein aktueller Anlaß zur Bekundung deS Gegensatzes von irgend einer Seile sich ergeben haben. Wenn Gras Waldersee demnächst ei» Acnieecorps übernähme, müßte er selbst das Verlangen danach gehabt haben, was aber nicht als wahrscheinlich gilt." * Das der beutschf reisinnigen Parleileitung am nächsten stehende Blatt läßt i» einer längeren Betrachtung über die Wiederbesetzuiig des Ministeriums VeS Innern, welche im Uebrige» voll willkürlicher und tendenziöser Be- Häuptlingen ist. eine gewisse Beklemmung bezüglich der Wir kung erkenne», welche V« Wahl eines de»Mittelparteien angehörigen ober ihnen nahestehenden ManneS sür daS erledigte Amt aus die Stimmung der Wähler aiiSübe» würde. ES ist augenscheinlich ernstlich besorgt, Vaß alSdann der erhoffte Zuzug auö den liberalen, wobt einer einseitig conservaiiven Politik, nicht aber einei» Zusammengehen mit den Eonservativen abgeneigten Kreise» auSbleiben werk«. DaS aber würde um so «»ipsiirdlicher sein, at» ja ohnehin andrrr Berechnungen auch nicht zugetroffen sind. Umgekehrt wird am Schluß deS Artikels deutlich erkennbar, in wie hohem Grade da» Blatt die Wahl einer Person von pecisisch hochcoiiservativcr Richtung den Interessen der reisinnigen Partei sür förderlich erachten würde. Es wird daher sorgsam Alle» hervorgesucht, um der künftigen Entschließung eine dem Zusammenwirken der gemäßigt-con- ervativen und gemäßigt-liberalen Richtung günstige Be deutung absprechcn zu können. Diese sür jeden, welcher einigermaßen zwischen den Zeilen zu lesen versteht, deutlich erkennbaren Besorgnisse und die daraus hergeleiteten taktischen Bestrebungen sind, so bemerkt die »Post" ganz richtig, sehr lehrreich. Sie zeigen deutlich, nack welcher Richtung hin gegenüber dem srcisinnlgen Angriff die starke, nach welcher Richtung die schwache Seite liegt. Ohne Zweifel wird der bevorstehende Wahlkampf gegenüber der freisinnigen Partei ein schwerer werke». Die kleinen freisinnigen Wochenblätter, welche in dieser Hinsicht häufig eine deutlichere Sprache reden, als die großen Zeitungen, taffen darüber keinen Zweifel. Sie spinnen den Faken von dem Volke, an welchem eS nunmehr sei, seine Pflicht zu Ihn», unverändert und mit Derselben Kraft weiter. Die nationalen Parteien werden daher nichts versäumen dürfen, um den Angriff in allen Punctc» wohlgerüstet begegnen zu können. Neben der recht zeitigen localen Organisation, welche wir schon neulich bc- prachen, wird dazu vor Allem ein fester Zusammenschluß der nationalen Parteien, wo immer es die Bekämpfung ge meinsamer Gegner, deS Freisinns, deS CentrumS, der Polen, gilt, und, wo daneben eine Bekämpfung um einzelne Wahl kreise nicht zu vermeiden ist. eine Art der Bekämpfung zu uche» sei», welche nicht vergißt, daß der momentane Gegner einer der nationalen Parteien angehört, und daher einen bauernden Mißton zwischen den im klebrigen auf gemeinsame» Handeln angewiesenen Parteien ausschließl. Dieses Verhalten ist im Reichstage mit Erfolg durchgeftihrt, im Abgeordneten- hause ist davon zum allseitigen Schaden manchmal abge- wichen, aber der Abschluß war doch auch hier ein versöhnen- ker. Die Presse der äußersten beiden Flügel de» CartelS läßt trotzdem von einer oft nichts weniger als freundlichen gegen seitigen Polemik nicht ab; die von unS gestern mitgethinlte Mahnung der „Miltheilungen deS eonservativen Wahlvereins" ist daher sehr VankenSwerth und zeitgemäß. Aber damit ist »och weitaus nicht genug getha». Die maßgebenden und ein flußreichen Männer der drei bei dem Eartel betheiligten Parteien sollten in ähnlicher Weise, wie dies 1887 geschah, sich über die allgemeinen Regeln verständigen, welche in dem bevorstehenden Wahlkampfe »inezuhalten sind, um einerseits eine wirksame Bekämpfung der gemeinsamen Gegner zu sichern, andererseits eine dem ferneren Zusammengehen der Parteien in den gesetzgebenden Körperschaften und bei den Wahlen schädliche Verhetzung bei unvermeidliche» Wahlkämpfen zu verhüte». Ter bevorstehende Znsanimciitritl de» Reich-- und Landtages bietet hierzu die erwünschte Gelegenheit; eS wäre ein schwerer Fehler, sic ungenützt vorübergehen zu taffen. * Aus Bad Gastein wird unS geschrieben: Auch hier fand eine erhebende Todtenseier zu Ehren deö verstorbenen Kaisers Friedrich statt. Die deutsche Gemeinde ver sammelte sich in der z»m kaiserlich deutsche» Kroneigenthum gehörigen Capelle, wo Kaiser Wilhelm I. so oft und gern weilte nnd von deren Thurm jetzt ein langer Trauerflor den alle» Fichten und Lärchciihänmen Kunde giebt von dem Schmerze, der jede dculsche Brust erfüllt. Eine ansehnliche »nd angesehene Versammlung war eS, die heute hier zu- sammeukam; cö Ware» aber auch mit hohen Namen diejenige» vertrete», bei denen die Tculschcn in Gastein zu Gaste si»v: an der Spitze Se. k. k Hoheit Erzherzog Sigismund, Excel- tenz Franz Gras von Meran, Se. Durchlaucht Fürst Aren- berz u. A. m. Herr Pastor Jordan au» Bielefeld verstand eS in tiesergrcisenber Rede den Empfinvungen aller An wesenden Worte zu leihe», indem er den Text (Jacob. l,12) zu Grunde legte: „Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet, de»», nachdem er bewährt ist, wird er die Krone res LebenS empsangeii," Feierliche » cappella-Gesänge von, Chor, gebildet von den geschulten St»»»«» einer Anzahl Dame» und Herren auS den Reihe» der Badegäste, gab der ganze» Feier eine besondere Weihe. * Wie bereits telegraphisch gemeldet, bringt die „Allge meine Zeillttlg" folgende Mittheilung: Se. königl. Hoheit der Prinz-Regent begeben sich heute Abend 10 Uhr mittelst Exlrazugs nach Berlin, um an der feierlichen Er öffnung dcS crfie» unter Kaiser Wilhelm II. staUfiiibcnden ReickSlagc thcilzunehmen In der Suite befinden sich: der Staalsiiiinisier des königliche» Hauses und de» Aeußern, grhr. v. Crailsheim, der Chef der Geheimkanzlei, Gcneral- akjntaiit Baron Freyschlag, die Flügeladjutanten Gras Lerchciiselb unv Frhr. v. Wolf'Skecl, sowie Hosrath v. Klug. Außerdem wird der erste Bevollmächtigte Bayern» zum BunveSroth, Staatsminislcr vr. Frhr. v. Lutz, mit nach Berlin reise». Tie Rückkunft Sr. königl. Hoheit VeS Prinz- Regenten wird Dienstag früh erfolgen. Dem Vernehmen »ach treffen auch der König von Sachsen, der präsumtive Thronfolger von Württemberg, die Großherzoae von Baden und Hesse», sowie sonstige BundeSsürsten in Berlin ein. — Wir lassen im Anschluß hieran folgende Meldung der .Frankfurter Zeitung" a»S München folgen: Gras Rantzau bat heule in feierlicher Audienz d« Notificatioil der Thronbesteigung Wilhelm'S ll. überreicht. DaS Schrift stück, daS voraussichtlich mil der Antwort deS Regenten ver öffentlicht werken wird, hat bei Hofe und bei der Negierung außerordentlich befriedigt. Dieselbe Befriedigung erwartet man vr» der Anwesenheit dcS Regenten in Berlin. Tie Anregung zur Betbeiligung der Fürsten an der Reichstag-Er öffnung ist auS deren Kreisen auögegangen; ob auch die Jvee. lasse ich dahingestellt. Wenn bei Friedrich'» Hl. Thron besteigung rin derartiger Act nicht erfolgte, so hat man ihn Durch Die Krankbcil sür ausgeschlossen erachtet. ES steht fest, Daß Die BundeSsürsten durch ihre Minister auch an Der Ab fassung Der Thronrede sich beiheiligen werden. Dieselbe wird nach Ansicht Der hiesigen Kreise eine FrieDenökundgebung ersten Ranges sein; als eine solche ist auch der ganze Act der Er öffnung gedacht, der in hervorragender Weise die Einigkeit wie die Friedensliebe Deutschland» bezeugen soll. * Einer der Hauptagitatoren der Mainzer Socialdemokratie, der auch wegen Verbreitung so«al- demokratischer Schriften angeklagt war, ist der „M. Z." zu folge nach Verübung eines Einbruchsdiebstahls, wobei er 1200 ^ «ntwendel hat, flüchtig geworden. Die Polizei fahndet eifrig nach Dem Entflohenen, der sein« Familie in bitterster Neth zurückgelaffen yat.
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