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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-26
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.06.1888
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3S20 scheide» des Kaiser- Friedrich dem Kaiser Wilhelm H. sein herzliche- Beileid nicht nur aus telegraphischem Wege, sondern auch Lurch ei» eigenhändiges Schreiben auSgedrückt. Dasselbe ist diesen Nachrichten zusolge in herzlichstem Tone gehalten, verleiht der vollen, innigen Theilnahme sür den verewigten Monarchen warmen Ausdruck und überträgt diese Sympatbic auch aus den Sohn und Nachfolger dcS tiesbeklagten Fürsten. * In Bezug aus die seit dem Rücktritte dcS Herrn von Pultkamer bunt durcheinander schwirrenden Gerüchte über die Wiedeibesetzung des preußischen Ministeriums de- Innern und angeblich sonst noch zu erwartende Aenderungen im StaatSministerium schreibt der Berliner Corresponvcnt der „Schlesischen Zeitung": „Die Candidalur des Oberbürgermeisters vr. Miguel sür die Stelle des Ministers des Innern ist bisher, wie versickert wird, thatsächlich nicht in Frage gekommen, und die Meldung über dieselbe entsprang denselben äußerlichen Vermuthungen, welche schon jo ost, wenn es an irgend einer hervorragenden Stelle nicht geheuer zu fein schien, diesen Namen genannt haben. Richtig ist dagegen, daß gegenwärtig überhaupt mit keiner bestimmten Persönlichkeit wegen Uebernahme des freien Ministeriums verhandelt wird; «S sehlt sogar a» jedem Anhalt dafür, wer nunmehr in Aussicht gekommen werden soll. Demnach sind auch die sonst in der Presse genannten Namen nur MuthmaßuugScandldaten der be treffenden Correspondenten. Als Nachwirkung der irrige» Auf- sassungcn, welche über die Stellung deS Justizministers von Fried- bcrg innerhalb des Staatsministeriums wegen seiner häufigen Vorträge bei Kaiser Friedrich und deS ihm von dem vorigen Kaiser schon >eit langen Jahren geschenkten besonderen Vertrauens hier und da verbreitet waren, stellt sich die neuerdings ausgetauchte Annahme dar, daß unter den neuen Verhältnissen sein Rücktritt zu erwarten sei. Unter den gegenwärtigen Ministern wird aller. diugS Herr von Friedberg vielleicht der erste sein, der auS dem Amte scheidet. Diese Vermuthung bat einen soliden und unaa» sichtbaren Grund und läßt sich mit Zahlen beweisen; er ist näm lich der an Lebensjahren älteste preußische Minister. Wenn dann c „mal Herr von Friedberg das Bedürsniß suhlt, sich Ruhe zu geben, kann möglicherweise auch der jetzt von einzelnen Blättern genannte Kammergerichtspräsideut von Oehlschläger als sein Nach- Ivlger in Frage kommen; einstweilen bleiben die Dinge beim Alten." * Graf Zedlitz-Trntzschler verbleibt, wie nunmehr seststcht, in seinem bisherige» Amte als Obcrpräsideut der Provinz Posen und als Vorsitzender der AnsievelungS- coinmission. Zn beiden Stellungen hat Gras Zedlitz der deutschen Sache, dem staatlichen Gemeinwohl unschätzbare Dienste geleistet, und cS ist allen, welche die Reformen fort gesetzt wünschen und dies allein berücksichtigen, ein Anlaß zur Freude, daß ein Personenwechsel vermieden wurde. Die ein schlägigen Verhältnisse sind verwickelt und kaum cntwirrbar; zu ihrer Beherrschung bedarf eS nicht allein bureaukratischer Gewandtheit. Der Kampf deS intransigenten Polcnthums dauert fort; alle Anzeichen sprechen dafür, daß er an Heftig keit eher znnehmen werde. Da bedarf eS denn eine- ziel bewußten thatcnsrohcn Dranges, uin die Verdeutschung der östlichen Marken nicht „versumpfen" zu lasten. * Die „Kölnische Zeitung" bringt auS Amsterdam einen vervollständigten Bericht über die unerhörten im Haag ge machten Auslastungen Mackenzie'-. Der Bericht lautet: „Ein Mitarbeiter deS „Dagblad van Zuid-Holland en 'S Gravcnhage" interviewte gestern Sir Morell Mackenzie in seinem Gasthose. DaS genannte Blatt veröffentlicht beute (21. Juni) dnS ganze Gespräch, das wir seiner Hauptsache nach wiedergebcn. Frage: Manche deutsche Blätter melden, daß bei Jyrer Abreise aus Berlin verschiedene Aerzte deS verstorbenen Kaisers am Bahnhof gewesen seien, um sich von Ihnen zu verabschieden. Andere dagegen behaupteten, daß die selben durch ibre Abwesenheit geglänzt hätten. Wie verhält eS sich damit? Antwort: Bei meiner Abreise auS der deutschen Hauptstadt waren einige meiner College» anwesend, um sich von mir zu verabschieden. Mein Verhältniß zu diesen ist, feit Professor Bergmann an unseren Consul- tatipneü nicht mehr theilnahm, ein sehr sreundschast- lichcö gewesen.^ Bergmann ist als der Anstifter ^ders.zwischen uns auSgebrochenen Zwistigkeiten zu betrachten. Die KreuzzeitungSpartei hat stets mit Leidwesen einer eventuellen Thronbesteigung von Kaiser Friedrich Hl. entgegengesehen, und als diese doch zur That- fache wurde, suchte sie dieselbe durch eine Regentschaft zu meutralisirep. Hätte ich zugegeben, daß der ver storbene Monarch wirklich an Krebs gelitten hätte, so hätte die Einsetzung einer Regentschaft vielleicht nicht zu den Unmöglichkeiten gehört. 'Frage: E- ist also jetzt auch Ihre Meinung, daß die Krank heit des Kaisers Krebs war und nicht, wie man manchmal behauptet hat, eine ebenso gefährliche, aber andere Krankest? Antwort ': Ich Habe niemals behauptet, daß cS etwas Anderes als Krebs wäre. Zwar habe ich in San Nemo nichts da gegen einzuwenden gehabt, als der Leibarzt den Kaiser eine Zeit lang behandelte, als litte derselbe an der Krankheit, aus die Sie so eben angespielt haben, allein seit Februar war ich jest überzeugt, daß wir es mit Krebs zu tbun hatten." Daß Sir M. Mackenzie von der Politik nichts versteht, beweist siine Acnßerung über die Regentschaft; ein Arzt aber, der sich in der Behandlung eines Kranken von politischen Gesichts punkten leiten läßt, muß natürlich aus falsche Wege gercsthen. ES stände übrigens um Herrn Mackenzie und seinen Ruf viel besser,''wenn'der Mann nur — schweigen könnte! * Das Examen sür Lehrer deS Deutschen an den russischen mittlere» Lehranstalten deS Dörptschen Lehrbezirks soll mit dem neuen Schuljahre verschärft werken. Die „Düna-Zeitung" theilt mit, baß diese Ber- schärsung'eine recht große sein wird. ES werben verlangt werden biTtsckie Literaturgeschichte in weitem Umsange (»ach Vilmar oder Roquette). gründliche Kenistniß der historischen n.ud der Althochdeutschen Grammatik, Poetik (nach Gottschall), Metrik und Prosodie, so daß diese Prüfungen fortan ebenso schwer sein dürften wje die dcS deutschen Oberlebrers an der Dörptschen Uiliversität. Die Stellung der deutschen Lehrer an den russischen Gymnasien der baltischen Provinzen dürste demnach bedeutend gehoben werden; eventuell werden auch Gehaltsaufbesserungen derselben stattsinde». * Einer Meldung auS Warschau znsolge wurde, nach dem jdie Fortisications-B auten um Warschau herum zu Ende geführt worden sind und nunmehr diese Stadt als eine Festung ersten Ranges betrachtet werden kann, seitens der Krieg-Verwaltung ein Coniit« eingesetzt, welches die Modalitäten der eventuellen Versorgung der Slabt mit sämmtlichen Bedarfsartikeln sür den Fall einer länger an dauernden Einschließung stuviren und ihre die-bezüglichcn Anträge vorlegen soll. * Nach einer Meldung auS London wird dem »cuer- dings ausgetauchlen Gerüchte, wonach der Sultan, dem Drängen Rußlands nach Zahlung der Kriegsentschädigung nachgebend, sich bereit erklärt haben soll, die Einkünste beS VilajetS Erzerum als Pfand zu bestellen, in Londoner wobl- unterrichteten Kreisen kein Glaube geschenkt, da die pfand weise Ucberlassuiig dieses VilajetS an Rußland nickt bloS türkische Interessen berühren und die Pforte, bevor sie eine so wichtige Entschließung gefaßt hätte, sich sicherlich a» Eng land gewendet haben würde, daS ja seinerzeit der Türkei den Schutz ihre- asiatischen Gebiete- zugesichert bat. * Zur Lage in Portugal wird der .Politischen Cocre- spondcnz" auS Lissabon, 18. Juni, geschrieben: Tie Session der seit dem 2. Januar versammelten Cortes, welche versaffunqsmäßig schon am 2. April hätten vertagt werden iollen. ist bereits sunsmal verlängert worden und alle Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß dies noch einmal geschehen wird. Nichtsdestoweniger soll der Boranichlag für 1888/89 nicht zur Verhandlung gelangen: viel mehr werden die Kammern ein Provüorium bewilligen, das hier zu Lande I-ei cts meio» genannt wird. Um es zu Stande zu bringen, daß die Kammern nach secksmon ttlicker Sejfionsdane endlich dock geschlossen w:rde», Hot eS einer V rständigunq der »liier Führung de- gewesene» Munster- Serpa stehenden oppositionelle» Partei ber Regeneratoren mit dem Cabinete bedursi, welche- sich verpflichtete, keine aubercn Vorlagen al» die durch di» Lersasjung begiündetcu einzubringen. In politischen Kreisen spricht man von einer Recon struction de- Cabiners. welche nach Parlamentsschluß plotzgreisen soll. Solches ist wahrscheinlich; ebenso wahrscheinlich ist cS aber auch, d»ß eine Reconstruction die Stellung dcS Cabinet« wenig oder gar nicht stärken würde. Am 7. d. M. wurde hier in Gegenwart de» König! eine >n- ländliche Industrie-Ausstellung und drei Tage daraus eine Mastvieh-Ausstellung eröffnet. Beide Ausstellungen sind sehr in- terejsant und zeugen von bedeutendem materiell-» Fortschritte des Landes. — Ter Gouverneur von Portugiesisch-Coago ist i» die Lage gekommen, Kmssembo zu blockiren. das an der Westküste Afrikas liegt und dessen durch fremde Einflüsse ausgereizte Ein- geborene die Anerkennung der portugiesischen Behörden verweigerte». Im Süden von Angola wird ehebaldigst eine Lchienenverdindung in Angriff genommen weiden, die — von MvssamedeS ausgehend — in Bihe endigen und so eine leichie Verbindung zwischen der Küste und den Hochebene» des Inneren Herstellen wird, welch letztere schon viele blühende Colonien zählen. Das alte Problem einer direclen und catchen Verbindung der beiden asrikoniichen Küsten quer durch den ichwarzen Erdiheil wird damit gelöst sein. — Die Handelsbewegung, welche durch den Verkehr der Eisenbahn von Louren;o Marques an die Transvaalgrenze, die sorldauernde Einwanoerung und endlich einige noch in Krast befindliche veraltete Verordnungen über den Geldverkehr hervorgerufen wurde, habe» in der Provinz Mozam bique z» einer Art Krise geführt, welche zu beseitigen der dortige Gouverneur eisrigst bestrebt ist. * Eine fliegende Eolonne französischer Truppen hat »eben durch da- LaoS-Gebiet, an der Grenze von Anam. einen Forschnng»zug beendet, der nickt od»e Ge- ahrcn und auch nicht ohne Kämpfe verlies. Die Truppen egegnelcn dem französischen Eonsul in Luang-Prabang, Herrn Zavie, der von der entgegengesetzten Richtung kam und mit napper Noth der Gefahr, nicdergemacht zu werde», entging. DaS ungeheuere Gebiet von Laos ist dem Mekong-Strome benachbart, der auf einer Strecke von mehr als 1000 Kilo meter sür Dampsschaluppen befahrbar ist. Aus Beseht der siamesischen Behörden, die durch Einflüsterungen der Eng länder beeinflußt werden, nehmen aber die mannigfachen Pro- ducte deS oberen LaoS» Gebietes sämmtlich ihren Weg über Bangkok, obgleich die Beförderung derselben aus dem Mekong praktischer wäre. Man glaubt sogar, daß eS eine kurze nnv dirccte Straße von Laos nach Hnü giebt. Der sranzösische Agent in Bangkok ist beauftragt, über die Unab hängigkeit der laotischen Stämme zu wachen, um so mehr, als die Engländer aus die Erlangung deS Protektorates über daS Königreich Siam hinarbeiten. Sie bab-m soeben die Her stellung einer Eisenbahnlinie zwischen Bangkok und Xingmai (Becken des Mekong, rechtes User) in Angriff genommen. * Zu gleicher Zeit mit den Nachrichten vom Eongo Uber Stanley sind auch bis zum 2. November l887 reichende Schreiben vo» Emin Pascha an den in Edinburg wohnenden I)o. Fetkin angelangt. Die Briese wurden von den gewöhnlichen Missionöbotcn an die Küste bcsördcrt. Am 25. Octvber klagt Emin, daß der Krieg zwischen Uganda und Unyoro nock immer nickt beendigt sei. Die Araber macken sich die Zustände zu Nutzen und erhalten höhere Preise sür daS nach Unvoro eingeschmuggelte Pulver. Die Route nach Uganda sei fast unpaffirbar. Manchmal freilich erlaube König Myanga den Arabern, Leute zu Emin zu schicken, in anderen Fällen verbiete er cS. Kabrega halte alle Ankömmlinge sür Spione, untersuche ihr Gepäck und consiScire alle Briese. „Wenn Stanley im November ankommt, wie ich hoffe", schreibt Emin, „dann werden viele Schwierigkeiten überwältigt werden. Nicht als ob ich ein neues kriegerisches Unternehmen plane, aber die bloße Thatsacke seines Eintreffens wird wahr scheinlich den Streit zwischen meinen kindischen Nackbarn be endigen Meine Wirksamkeit ist fast auf den Albert- See beschränkt, außer daß ich eine kleine Reise nach dem Westen gegen Aland» unternommen habe. Persönlich gebt es mir gut. Herrn Mackay habe ich sür viele kleine LuruS- gcgenstande zu danken. Mit der letzten Karawane hat er i»!r etwas von dem besten Witts'sckcn Tabak geschickt. Seit Jahren habe ich keinen Tabak gehabt." Zn einer, Insel Aunguru, 3l. October dalirten Nachschrift berichtet Emin Pascha, daß er den Mahomct Biri per Dampfer nack Kibiro senden wolle, von wo derselbe nach Bjuaia zum Capilain Cassati gehen würde. „Ich habe bei dieser Gelegenheit auch mehrere Kisten mit Vögeln sür daS britische Museum an Professor Ftowcr abgesandt. Viele wcrthvolle Gegenstände habe ick nicht verpacken können. da ich keine Kisten mehr habe." Zn dem letzten bei lsr. Fetkin cingctrofscneii, Kibiro, 2. November 1887 datirtcn Schreiben theilt Emin mit, daß Mahomct Biri an dem Tage abgereist sei, welchem er die Briese mitgcgeben habe. Zur Zeit herrschte großes Unwetter aus dem See. Bor Ablauf von sechs Woche» erwartet Isr. Fetkin keine weiteren Briese von seinen» Freunde. * Zwei wichtige Ereignisse sind a»ö Tokio zu berichten' der Rücktritt dcS Premierministers Grasen Zto und die Einsetzung eines GeheimratheS, zu dessen Vorsitzenden Gras Zto ernannt wird. Der Rücktritt deS Grase», der „aus seinen Wunsch" erfolgte, ist ausrichtig zu bedauern, da der selbe allgemein sür den bedeutendsten Staatsmann Japans gilt, dessen Name mit der neuesten Geschichte deS Landes un löslich verbunden ist. Dock bleibt ihm immer noch ei» wich tiges Gebiet für seine Thätigkeit; denn der »eueingesetzte Gcheimralh, der allerdings nur daS Recht der Bcrathung, nicht aber der Vollziehung hat, soll seine Thätigkeit in erster Linie aus die Ausarbeitung deS Planes sür die im Zabre 1890 einzusührenve Constitution richten, und hieran arbeitet Gras Zto schon seit Jahren. Zu diesem Zwecke unternahm er aus Befehl dcS Kaiser- große Nnudrctten durch Europa und Amerika in de» Jahren 1875 und 1882. auf denen er sich besonders genau über die deutschen Verhältnisse instruirte. Zn Folge dessen ist er besonders geeignet, der Ralbgeber deS Kaisers zu sein. Zu seinem Nachfolger ist Gras Kurv da, der bisherige Ackerbau- und HanvelSministcr, ernannt worden. Die Son-eransstellung des Museums für Völkerkunde. m. «olde» uns Lrotschonc». (Schluß.) * Wie schon erwähnt, spielt das Schaniancnthmn bei den Golde», wie bei allen tungusijchen Völkern eine große Rolle. Infolge besten nehmen euch die Schamanen bei ihnen eine außerordentlich angesehene Stellung ein. Ihre Verletzung wird, wie Genast mtttheilt, als ein der Gesammlheil angelkanes Unrecht empfunden. Es giebt bei den Golden zwei Elasten von Schamane», die großen und die kleine». Die letzteren dienen entweder ihren mächiigeren Anttsgenosjen als Gehilfen bei ihren religiösen Verrichtungen oder sic üben die ärzt lich- Thätigkeit ans. Die Krankheiten, wie alle Nebel, sind Wir kungen böser Geister, über welche die Schamanen Macht baden. N»r die kleinen Schamane» geben sich mit dcr Heilung von Krankheiten ob, wobei sie sich der seltsamste» Mittel bedienen. So wird zunächst durch Tanzen, Singen, Trommeln und ander s lautes Geräusch versucht, den bösen Geist zu bannen. Oder der Schamane saugt an dcr kranken Stelle des Körpers e>ne Zeit lang und sp-it dann irgend einen „n Munde verborgen gehaltene» Gegenstand, wie einen Stein oder ein Stückchen Eilen und AchnlicheS. auS, indem er behauptet, daß diese Dinge aus dem Körper des Patienten hervor- gezaubert worden wären und ihm die Schmerzen verursacht halte». Over er übcrgiebt den. Kranken bezw. dessen Angehörigen iö mliche Recepte, durch deren Gebrauch sie gebeilt werden sollen. Diese R cepie sind höchst eigenihümlich. Sie bestehen aus grauweißem, ckinesischcn Papiere und sind bedeckt mit einer Menge von groben Umrissen, aber doch ganz q»i erkennbar gezeichneter Figuren, unter denen Tiger, Panther, Bären, Fn'ch-e und andere Thiere. von denen jetes gegen eine besondere Krankheit wirkiam ist, bejonderS häufig er scheinen. Nach diesen von den Schamane» geseriiqien Rccepten haben nun die Hilfesuchenden diejenige» Figuren in Hol; ouszliichii Yen, welche ihnen der Arzt bezeichnet und sie dann entweder als Amu lette an den kranken Körper zn beiestiaen oder als Weihgeichenk» den betreffenden bösen Geistern darznbringen, von welchen sie gconält zu werden meinen. Für teil Fall, tan alles dies nickt Hilst, sichen dem Schamanen auch andere Mittel zu Ge bote. So läßt er durch einen seiner ihm unlcrgebrnrn Geister dea Teufel, welcher die Krankheit erzeugt haben soll, herbeiholen und ver- nichtet ihn da»», was natürlich am radikalsten dadurch geschieht, daß er ihn tüdlc«. Zur Hcrb.isckaffuiig 1er bösen Geister dienen dein Scha mane» besondere Götzenbilder, deren die Törries'ichc Sammlung eine große Anzahl der verjchi-denariigslen enihäl». Solche Götzen bilder werden ihcilS in Gcfialt von Büre», Ihrils aber auch, und dies meist, in Form von Menschen hergestellt. Bekleidet sind die slemen Schamane» bei den Krankenheilungen mit den gewöhnlichen Anzüge» der Golde», doch tragen sic einen Gürtel, von welchem »och hinten eine Menge von eisernen Glocken herabbangen. Außerd-m sichre» sie die übliche Schamanentroinmel und den dazu gebörigen Schlägel, welch letzterer flach und iiiil Fell umwickelt ist, damit dcr durch ihn erzcuglc Ton möglichst dumps klingt. In dem Gebrauch dieser Trommel besitzen die Schamane» der Golden eine aemisse Vnluosüät. Tic großen Schamanen geben sich, wie schon erwähnt, mit Krankenhciluiigca nicht ab, sonder» ihr Amt besteht einerseits im Vorhersagen der Zukunst, andererscils in der Ucbersührung der Seelen Verstorbener in daS Jenseits. In elfterer Beziebuug ver jähren sie mit großer Vorsicht, iiibem sie ibre Weissagungen wie die Orakelspender aller Zeiten und Nationen in eine möglichst «in- bcstiminie Fori» kleiden, damit ihnen kein Borwurs gemacht werden kann, wenn bei vermeintlicher treuer Befolgung ihrer Naidsckläge der Frager einen Mißersolg seines Strebcns erlebt. Die Ueber- sührung dcr Seelen in das Jenseits ist eine ziemlich verwickelte Handlung. Vogel- und Menichensiguren aus Holz spielen dabei eine Rolle, letztere zeichnen sich vor de» übrigen Idolen besonders dadurch aus, daß sie einen kanimcirtige» Aussatz ans dem Kopse tragen, wie auch an mehreren Stücken der TörricS'jchc» Samm lung zu ersehen ist. Die Kleidung dcr große» Schamanen weist bei weitem mehr Besonderheiten ans als die der kleinen. Ter Oberkörper ist mit einer Lederjacke bedeckt, auf der sich zahlreiche Biller von heilige» Thicren. wie Schlangen, Schildkröten, Eidechsen »nd andere, zeigen. Unterleib »nd Leube» stecken in einem Ueberrocke von russisch »« oder chinesischen« Zeug, Las etwa bis zun« Knie reicht. Bei der Feier der Ucbcrsül ruug der Seele» i»S JenjenS trage» sie ober über beiden Kleidungsstücke» noch ein langes Obergewand aus weißem Zeuge, das ebenfalls phanlaslisch bkinalt ist. Ans Bruit und Rücke» bängt eine Anzahl von runden Mctall- scheibcn. Tie Hände werten mit bcniallen Fanstbandschuhe» be- kieioet. Eine Trommel sührt mich der Obrrschcimane und er behniptct, daß ihm die Gottheit durch dieselbe Offenbarungen znkoinnic» lasse. Dieselbe Thätigkeit schreibt ec auch bei» Vogel Koei zu, welcher, aus Holz bestellend und >»>i Leder »verzogen, über jenicin Haiipie nusgehangt wird. Ein weiteres Stück inner Aus rüstung ist cm ziemlich langer und dicker S>ab, der »» Allgemeinen >,»l Schlangeiibaut überzogen, sonst aber ohne Schmuck in. Neben dcr Trommel ist aber daS wichtigste Stück der ganzen Sckaniaiien- klciLuug die Mütze, von welcher allgemein angenommen wird, daß sie der Sitz der dem Schamanen dienstbaren über irdischen Macht ist. Sie ist mit eisernen Bügeln und Hörnern, sowie mir Me singglockcn verziert, und rings herum hnngen vcn ihrer Sp tze eine Menge von Slreije» aus dem Felle von Bären, Zobeln, Vielfraßen, Wölfe». Füchse» und anderen Thicren herab. Wenn der Schamane nun bei ieinen Tänzen, wie Las zu geschehen pflegt, heftig de» Kops ichütlclt. io erklingen die Schellen, die Fell- strcijen aber fliegen ihm wie Schlangen »in Haupi und Echuliern lind verleihen i.mi ein wahrhaft unheimliches Aussehen. Im Innern der Mitt.'e bcsinden sich zwei starke und beeile L derstreisc». welche über die Backen gelegt und nnt-r dem K n» Lcrariig befestigt werden, daß es allerdings schwierig ist, die Mütze durch einen auch recht kräitig gesnhrten Schlage vom Kopfe z» ent fernen. Bei länger dauernde» Ecreniouicn Pflegt >n den Zwiset'.en- pauicn au die Stelle der oben beschriebenen Kopfbedeckung eine weniger sckw.re und große zn treten, damit dcr Schamane von der ihm ausliegciide» Last sich erholen kann. Nur mit List und vielem Gelde find d'.e Brüder TürrieS in den Besitz eines Schamanen- anzuges gelangt, denn cs ist streng verboten, einen solche» weg zugeben. Ebeuio geben die Golde» getragene Anzüge nur sehr ungern her, denn es verbindet sich damit der Aberglaube, daß durch Kauf eines Kleidungsstückes der Kaujer Macht über den früheren Eigen- lhiimcr erhalle. So reisten Golden, welche den Gebrüdern Torr,es alte Sachen verkauft hatte», ans ihren schnelle» Birken- rindenbovt en weit nach und war sc» ihnen, nachdem dieselben sie c »geholt hatte», das erhaltene Geld zu Fußen und baten ans iure» Knien ui» Wicderhcrausgabe dcr erhaltenen Klei der, Waffen und anderer Gegenstände, an denen ihr Herz hing. Tie Brüder kamen dadurch zu wieder! olicn Malen in recht bedrängte Lage »nd iniißle» häufig, um Todtjchlaq auS den« Wege zu gehe», die crworleue» Sachen wieder herausgeben. Ein Aiidenken a» solch ein Zluammcntrcsicn trägt dcr allere dcr beiden Beüdcr »ock jetzt Mit sich herum, indem er bei solcher Gelegenheit aus einer geldlichen Zniidcrbuchie cmen Schuß ins Bein erhielt, der nicht hat eiiiiernt werde» können. Neue Lachen sind die Golden aber alle Zeit bereii anzuierligen und verkaufen sie gern. Ten Golden ichilderi Türrics als einen ruhige» und guimüthigen Mensche», kommt man zu ihm. so wird man auss Gastticksle a»s- genoinmcn, höflich sofort znm Sitze» eingeladen und mit Ersnschungen bewirihct. Dalni ist er gesprächig und auch ein gerwaßen lern begierig. Obgleich die Russen erst jei! einem Viertclialy hundert am Amur und Ufluri Hause», findet man doch kaum eine» Golden, dcr nicht Russüch spräche, obgleich sie die Russen hasse» und den Ehuicse» den Vorzug geben. Tie Oroljchoncn, welche an den Nebenflüssen des Amur und Ussuri wohnen, sind durchweg Jäger und Fischer und als solche sehr gewandt und ausdauernd. Die Nahrung derselben ist haupt sächlich Hirse, dazu Fleisch vom Wild und Fische. Ter Orotichone wandert seiner Nahrung nach; im Sommer trifft man ihn mit seiner Familie an den Flüssen, die reime» Fiichjang versprechen. Jin Winter zieht er sich die Gebirge zurück, wo er d r Jagd lebt. Verkehr »nt de» benachbarte» Golden ist kaum vorhanden, auch gegen de.« Europäer zeigt sich dcr Oroischone sehr scheu, daher kommt es auch, daß er sich noch ganz in seiner Eigenart er hallen hat. Als Nomade» sind sie fortwährend zuin Wandern bereit, deshalb ist auch in ihren Wohnungen von HauSgcrüth wenig sicklbar, Alles ist stets ordentlich aus Schlitten wie zum augenblicklichen Aufbruche verpackt. Traggejäße nehmen eine» großen Thcil dcS Hausrnthcs >» Anspruch. In icber Jurte sind einige chliiidnsch gestalieie, aus Fellen zujaminengeiiäbte Behälter und Säcke z» brmerken, welche dazu dienen, die verichicaene» zu»« HauShalie gehörige» Kleinigkeiten aujzubewahren. Bein« Wandern werden die geiüllien Säcke von Rentbierc» getragen. Tie benutzte» Gesäße sind meist aus Holz vier Baumrinde, doch spiele» auch Häute n»d andere Theile vo» Tbiercu eine Rolle. Ganz besonders hcivorzuhebc» sind Schachteln aus Birkenrinde, welche reich und geschmackvoll verziert sink. Tas Nenihirr liefert dem Orv'.schonen Kleidung, die Nahrung und dient als Tiaiisporiimtiel, das sie auch iür de» Tauschhandel benutzen, de» si- m>t de» Russe» treiben. Vorzugsweise sind cs Felle, welche die Oiolschonen z» Marlie bringen und wofür sie von den Russe» vor allen Tingen Branntwein, dann Pulver, Blei, Mehl, U'.igemolhcucs Koin, g.wölmlichcn Tbce und Ziegellhcc, Baum- wollenz,» ,e, Tabak und verschiedenes Andere erhalten. T>e Oeot'choncn iollen nicht von so abschreckender Häßlichkeit sei» wie ihnen verwandle Siämme. Tie Gebrüder Dü,ries haben welche mit recht hübicheu Gesichtern geiunden. Ter Manu trägt einen silbernen Knopf in« Nasenloch, die Frauen dagegen Muschel- und Perleinckmuck in de» Haarcn. Während der Golde, wie der Chinrse, eine» Zopi trägt, bat der Orvlickoue deren zwei, die mit rolhen Litzen umwickclt sind. Feste Häuser wie die Golden bauen die Oroischone» nicht, sondern nur eine Art Zelt aus Birkenrinde. — Slii bi ein Golde ans der Wanderung, so wird er i» ei» längliches Stück Birkenrinde emgenäht und frei aus der Erbe oder aui dem Eise liegen gelassen. — Tie Gegenstände, welche die Gebrüder TörrieS vo» den Oroischone,i gesammelt haben, sind zwar niait io zahlreich wie die von den Golden, doch nehmen sie durch ihre Eigenart ganz besonders das Jnicresse in Anspruch. Wir finden auch hier wiederum Kle dungs stücke, Waffe» und Alles, was zur Jagd und zum Fischfang, sowie zun« häusliche» Gebrauch noii wendig ist, jo daß wir, wie von den Golden, auch vo» de» Orottckoiicn eiu sehr anschauliches Bild erhallen. Die Ulcihe der neuen Turnhalle in MinMolher. * Kleinzschocher, 24. Juni. Der hiesige Allgemeine Turnverein, der ichon seil dem Jahre 1849 befiehl und wahrend der Zeit seines Bestehens ununterbrochen unter dem Bcrsitze deS Herrn Eigarreniabrikaiiten C. Stübner gestanden hat, war schon bisher »» Besitze einer eigene» Turnhalle. Doch die wachsende Mitgliederzavl brachte es mit fick, daß die Räume zu eng wurden und eine neue Halle gebaut werden mußte. Tie Zeichnungen zu derselben bat Herr Baumeister Sachse hier, ' der auch die Oberleitung des Baues führte, entworfen, während i die Maurerarbeiten durch Herrn Baunnteriielnner Zechenden, die ! Ziuimrralbcit'» t„,ch die Hericn Heine L Klepzig, die Tiichlerarbeiien 'durck Herr» Tischermeister Reiche, die Glaflrarb iten durch Herrn Sicher und die Eijcnarbeitcn durch Herrn Schleyer Richard Wolf, allerseits hier, ausgesührt worden. Die Halle ist eia prächtiger Robziegelbau, der außer dem 20 w langen und 13 m breiten Turn, saale auch noch eine Wohnung sür dc» Hausmann, eia Tururaihs- sitzungs-, ei» Garderobezimmer rc. enihäll. Anläßlich der heule vollzogene» Weihe dieses prächtigen neue , Heims sind dem Turnvereine verschiedene werttwolle Schenkungen gewidmet worden. So hat der Besitzer des hiesigen Rittergutes, Herr Baron von Tauchnitz, der stets ein Gönner de» Vereins «var und deshalb auch gestern zun« Eurcnmiigliele des Verein« er- nannt worden ist, schon vor dem Beginne des Baues ein Stück deS nolhwendigen Platzes unentgeltlich überlassen; die Frauen der Turnvercinsmitglicder stifteten den Ofen sür die Halle, der gleichen eine Fahne und einen schönen eisernen Barren, die Jungfrauen: die Lampen, Gardinen und Rouleaux, Herr Restaurateur Begon: die Möbel sür das Zimmer des Turn- ralheS, Herr Schlossermeistcr Woli: einen Schirmständer, die Schützengeiellschast Frühaui: ein Waschservice mit Ständer, Herr Ferd. Vorsatz in Schleußig: einen Satz Kegel, Herr Hermann Heine: einen Leiterbock und eine waagerechte Leiter, Herr Bau unternehmer Zechendors: die Büste des Turnvaters Jahn, die Männerrieqe: eine Uhr über dem Eingang zur Halle, die Riege Fidelio: einen Sprungständer mit Zubelör, die Riege Eichen- kcanz l: eine Bock- und eine andere Leiter, die Riege Eichen- kravz H: Ringe und Schwebercck; die Schwedenriege: Kletter- iangei«, und die Vorturner: 3 feste Recks. Schon am gestrigen Abend hatte der Verein eine» CommerS ab gehalten, bei welchem Herr Wilhelm PShnitzsch. der sein 25jähriges Jubelfest beging, einen silbernen Lorbeerkranz erhielt. Heute früh wurde von einem Mnsikcorps ein Weckruf durch die Straßen dcS Ortes ausgesührt; die Häuser zeigten reichen Blumen- und Flaggen- chmuck, und in den Straßen standen wohl ein Dutzend Ehrenpforten mit Laubg winde und schönen Bildern, Sinnlprüchea rc. geschmückt. Gegen Mittag rückten die Gäste zahlreich hier ein. ES besanden ich darunter Vertreter der drei Leipziger Turnvereine und Abgeord- neie aller 60 Vereine deS Leipziger Lchlachtseld-Gauverbandes. Um 2 Uhr bewegte sich der Fcstzug, der über 20 Fahnen und b Mufit- corps nusivies, durch die Straßen des OrleS, jubelnd begrüßt und mit Blumensträußen überschüttet von der schaulustigen, nach vielen Hundert Köpfen zählenden Volksmenge. Vor der neuen Turnhalle wurde erst ein Lied gesungen, dann der Schlüssel zur neuen Halle vom Herrn Baumeister Sachse an den Vor» itzenten de- Turnvereins übergeben, welch letzterer seinerseits den Segen deS Himmels sür dos neue HauS erbat und ollen am Baue betheiligt gewesenen Gewerken und Arbeitern dankte. Hieraus hielt Herr Sctnildirecwr Arnold die Weihrede, dann setzte sich dcr Zug wieder in Bewegung b,S zu der vom Herrn Rittergutspachicc Fröbel gütigst überlassenen Wiese, wo das Weilt urnen in Staihochl'vringki», Sieinstoßen (17 hx-), Hantelstemmen (37*/, hx ), »nd dann ein Ringkamps statisand. Es galten dabei die Regeln der deutschen Wettlurnordnung. Für die Jugcndclasjea war We>!- prinqen und Tauziehen angesetzt. Ai» Abend wurde in den beiden Vergnügungsloralen „ReichS- verwescr" und „Terrasse" Ball obgchaltcn. Wir erwähnen besonders noch, daß der Festzug ein schönes Ge präge dadurch erhielt, daß eine Anzahl weißgekleideter junger Damen zu Seiten der Fahnen ginge» und durch ihre Auweseuheit wesentlich zum Glanze des Festes beitrugen. Möge der Turnverein auch in der neuen Halle rüstig vorwariS streben! vermischtes. Ps AuS Thüringen, 22. Juni. Die vom „Leipziger Tage- blatt" in der heutigen Nummer berührte Hetze dcr deutichsreisinnigen „Berliner Zeitung" gegen die leitende,, Persönlichkeiten des deutschen TurnausschusieS stehl nicht vereinzelt da. die große und kleine Fort- schritlspreffe Halle sich vielmehr dreies Themas krampshast bemach»^. So ichiieb z. B. das „Golhaische Tageblatt" wenige Tage vor dem Tode des Kauers Friedrich: „Ter Vorsitzende und der Gcl'chäsis- sührer des Ausschusses der deutschen Turnerschafk habe» kürz- l>ch an die deutsch,n Turnvereine aus Rücksicht aui die über dem deulschen Kaiserhaus« schwebenden trüben Verhältnisse die Aufforde rung gerichlet, vom Abballen turnerischer Feste, namcnllich dcr Kreis- und Gauiurnseste abzusehen. In de» delheiligien Kreisen hat Las Vorgehen ber beiden Beamten peinlich berübrt, um so mehr, als die Zeit der schwersten Noth im Kaiserhause glücklich überstanden ist und der Gesundheitszustand des Kaisers gegenwärtig zu großen Besürchiungen keinen Anlaß bietet. Nach der Ueberzeugunq der Turner entspricht ein jo ängstliches Verhalten dieser Herren weder den Intentionen des KaiierS, noch der thcttsächlichcn Lage, und deshalb denke kein Turnverein daran, dem erwähnte» Ausruf auch nur die geringste Folge z u l e > st e n." Abgesehen davon, daß sich diese Blätter ganz unberechtigter Weise als Anwälte der „betheiligten Kreise", d h. also dcr deutschen Turmrichasi aus pielen. suchte jede- fort schrittliche Localblättchen sich den Anschein z» geben, als wenn eS von lern Abgott der Deuii'chsreisinnigen, 1-r. Mackenzie, über den Geiundlieilszustand dcS Kaisers direct uiiterrlchiel und deshalb, wie las „Golh. Tag, blatt" io der Lage sei, den Turnvereinen die Aus- sorserung zu geben, sich gegen die Mahnung des leitenden Aus schusses auszulchnen. — Wie begründet die Aufforderung des letzlercn war, hat bereu- die „Deutsche Turnzcitung" bargelhan, die letzten Ereignisse haben eS gezeigt. Die denische Turnerschasl hat aber auch durch die vielfach eingetreiene Aufschiebung und Unterlassung von bcabfichligieii Festen bewiesen, daß sie sich in Uebereinstimmuug befand mit ihrem von einer geifernden Parteiprejse angeseindetcn Vorsitzenden und Geschäsissührer; ja verschiedene Vereine und Gaiivcrbände im Reiche hatten schon vor dem gedachten Ausritte in oiesein Sinne gehandelt, wie z. B. auch der Kreisausschuß des 7. deutschen Turnkrciscs in Uebereinstiiumung mit dem OrlS-Fest- ausjchuß den Ausfall des diesjährigen KreisturnenS in Ejch- wege bereits am 12. Mai bekannt gab, und zwar in Anbctrachi der ungünstigen Verhältnisse im Befinden Sr. Majestät des Kaisers Friedrich, wie dieselben Vorlagen und noch zu erwarte» waren. — Man sah eben in diesen Kreisen weiter, al» wie die FortschrittS- grüßcn sehe» wollten. — Wien, 23. Zuni. Heute Vormittag un: 11 Ilfir ereignete sich im Landesgerichle ein ungemein auf regender Vorfall. Ter Ptattlrcrmcisicr Joseph Slokan war vor dem Erkenntnißgerickl wegen schwerer körperlicher Beschädigung, die er seiner Schwester, der ScklosserSgatlin Marie SckiiielhauS, zugesiigt hatte, angcklagt. Als sich nach Schluß der Verhandlung Skokan, der zu sechs Monate» schweren Kerker- verurtheilt worden war, aus dem Saale begeben sollte, zog er Plötzlich auS seiner Brustlasche eine» Revolver und feuerte einen Schuß gegen sich ab, der aber nickt ihn, sondern einen im Zuhörerrauinc aittvescndcn Herrn leicht verletzte. Ehe sich noch der Gerichtshof und die im Saale anwesende» Zuhörer von dcr allgemeinen Bestürzung erhole» konnten, hatte Skokan bereits einen zweiten Schuß gegen seine rechte Schiäse abgegeben. Er wurde von dein hiiizugceilkcn Zustizwachmann und dem Saaldiener, der ihm den bereis wieder erhobenen Revolver entwand, ausgesangcn und in daS Gcfangenzimmer gesübrt, wo ein zufällig im Hause anwesender militairärztlicher Eleve dem Verletzten den ersten ärztlichen Beistand leistete. ES zeigte sich, daß die Berwundung über der rechten Schläse keincSwcgs eine lebcnS- gcsährlicke ist. -- AIS Geschenk sür Boulanger hat, wie der „AstrachanSkij Listok" meldet, kürzlich ein dortiger Wcin- bändler mehrere Flaschen Wein auS seinem Keller »ach Franlreick geschickt. Nach Empfang deS Geschenkes richtete Boulanger ein höchst liebenswürdiges Schreiben an den Wcinhändler und dankte ihm in seinem und seiner Familie Name» sür die ihm erwiesene Aufmerksamkeit. --- Paris, 22. Juni. Herr Wilson beabsichtigt, eine „Große Encnklopädic" hereiusyigcben. Gegenwärtig werden bereits Subscriptioncn aus dieses Werk in der Höhe von 500 Frcs. gesammelt. Um die Subscription zu erleichtern, können auch monatliche Einzahlungen von nur 10 Frcs. ge leistet werden. Literatur. Wir wolle» doch nicht verfehlen, die Natursreunde unter unsere» Lesern aus die letzte Nummer der „Gartenlaube" ausmerlsoni zu machen, die eine »„gemein interessante, ja geradezu überraschende Beobachtung aus dem Leben des Kuckuks iniitheilt. Die „Gebrüder Müller" sind in dcr ganzen ornilhologischen Welt, wie bei allen Freunden des Tbiersebens wohl bekannt als ebenso eifrige, wie gerKfieiihiist: Beobachter, und dem einen von ihnen, Adolf Müller, ist eS »un nach mehrlägigen eifrigen Nachsorichungen, zu denen er durch einen Zufall veranlaßt wurde, gelungen, srstzustellen, daß das Kuckuksweibchcn wohl im Stande ist, sei» Gelege selbst anSzubrüte» und dies dann auck mit größter Ausdauer und Vorsicht tbut. Diese b,S jetzt stets, selbst von Brchin bestrittene Möglichkeit derart als Thatsachc nachgewiesen, wird nicht verfehlen, ein allgemeines Aussehen zu erregen. 41. v.
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