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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-26
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.06.1888
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Erste Leilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. N8. Dienstag den 26. Juni 1888. 82. Jahrgang. Aus den Ehrentagen -er Universität Bologna. «ou «l. rille. IU. Die Leiden bisherigen Festlage batten un» mehr al- einen prächtigen Umzug und Auszug gebracht. Doch keiner Vieser kam dem Zuge gleich, ter sich Dienstag, den l2. Juni. Morgen- einhalb acht Uhr aufzustellen begann. Es war der eigentliche Festzug ver ganzen Tage, der Zug, welcher sich nach dem großen Hose VeS ^rcliiginnaslo bewegte, um dort die Hauptscier de- Feste- zu begetien. Die Aufstellung dauerte zwei Stunden. Enclick, gegen halb zehn Ubr setzte sich da- Ganze langsam in Beivegung. Aus dem Platze vor dein Dv»tro communals balten wir uns versammelt, und nun ging'» durch die via Ärmboni Rirroll über die piarra Vittorio Lwanuelü, durch die via l'^svglio, die via b'arini und die vt» l'avaglions nach dem ^rotiigilm»8>o. Voraus gingen die Behörden, Kriegervereine und Musikcorps von Bologna. Tann folgten die studentischen Vertreter der italienischen Universitäten, dann die der ausländischen; daran schloß sich in derselben alvhabethiscbcn Ordnung der Zug der Professoren. In allen Straßen wurden wir Deutsche, die wir wieder in festen Reihen, geschaart um die Heidelberger und Straßburger Fabne, einberschritten, stürmisch von der gesammten Bevölkerung begrüßt. Das evviva Ovdmania-Rusen wechselte mit evviva Ueilino, evviva b-ipsia, «wiv» Liäeiderg! fortwährend ab. (Erlangen blieb unbekannt, da »- keine einheitliche Farbe trug. Rur einmal nannte eS der kesto äe! 6ariino als „Hallang". So oft die Straß burger Fabne sich entrollte, klang eS um uns „evviva Ltias- durgo!" So ging eS bi- zu dem Palast Pizzardi, auS dessen Fcnitern eine unendliche Menge von Blumen aus uns Studenten niedciflog. Für un- Deutsche hatte man eine be sondere Ueberraschung: aus uns warf man nämlich llnniassc» Von Eichenlaub nieder, da- man gewiß batte weit herholen müssen. Al» eS auSgegangen war, regnete eS Lorbeerzwrige, und bald gingen wir bi- Über »w Knöchel in frischen Blättern. Beim Archiginnasio angelanqt, bildeten wir fremden Studenten Spalier und bekamen somit alle Einzelbeiten des mächtige» Zuges Zusehen. ES war ei» seltsame- Bild. Es kam mir vor wie ein Stück Mittelalter. Man glaubte eher eine Bersammliing des hohe» Rothe- von Benedig auS dem dreizehnten Jahrhundert vor sich zu haben, al« eine» Zug von Prvsessoren de- neunzehnten Jahrhunderts. Welch eine Menge schwerer, bunter, waltender Gewänder, was für verschiedene Kopfbedeckungen! Die meiste» Ornate hatten schwere gestickte Krage», und bei Weitem die größere Hälfte war von leuchtender Farbe. Im Arme trugen die hohen, würdigen Gestalten, meist schon Greise, mächtige Rollen, welche die Glückwünsche ihrer Universitäten enthielte». Die Namen aller vertretenen Hochschulen zu nennen, hat keinen Zweck; sie baden längst in den Zeitungen gestanden. Der Hof de- Aichiginnasio bot einen gänzlich veränderten Anblick bar. Dem Eingang gegenüber, wo am Sonntag der Tisch de- Ausschüsse- gestanden batte, prangte jetzt ein mächtiger, goldener Thronhimmel, oben abgeschlossen durch eine goldene Königskrvne, von welcher in schweren Falte» rolher Purpursammet nieverhing. Die Pfeiler waren mit Fahnen und Standarten geschmückt, und über den ganzen weilen Hof war eine leichte weißrolhe Leinwand gespannt, die fort während im Winde lei- bebte, zwar die Strahlen der Sonne abhielt, aber doch da- Licht mit seiner volle» Stärke durch- ließ, so daß man ganz deutlich die Züge ver Damen aus den Galerien zu unterscheiden vermochte. Unter dem Thron himmel saß die königliche Familie, umgeben von einigen Würdenträgern und Damen des Hofes. Ter Rector Prof. Capellini eröffnele die Feier mit einer Ansprache, von der man seiner schwachen Stimme wegen kein Wort verstand; dann Verla- der Minister Bosellr im Namen des Königs eine sehr schöne und edel gehaltene Rede, an die sich der Festvortrag des Pros. Carducci anschloß. der zwar nicht volle drei Stunden dauerte, wie die berühmte R-ve Kuno Fischer'S beim Heidelberger Jubelfeste, aber dennoch mehr als viel zu lang war. Der Dichter gab eine vollständige Geschichte der Universität Bologna. Von der Versammlung erntete er ungemcssenen Beifall, uns deutschen Studenten schauspielerte er etwas zu sehr. Unsere Professoren waren derselben A». sicht. Das KönigSpaar reichte dem Dichter die Hand, als er geendet hatte. An seine Rede schloß sich die Ueberreichung einer goldenen Gedächlnißmünze durch de» Rector Capellini an den König, und dann folgte» fünfzehn kurze Ansprache» von fremden Professoren, welche die Glückwünsche ihrer Länder Varbrachten. Pros. Gandino dankte ihnen in einer lateinischen Rede und dann schloß eine Symphonie von Pirani, welche von der Galerie au- zum Vortrag gelangte, die Feier, wie eine Cantate von Franchetti sie eröffnet hatte. Die Gesänge, von dem Dichter Panzaccki versaßt und von Joses Albini »iS Lateinische über tragen, gelangten in beiden Sprachen zur Vertheilung, ebenso Wie rin Festgruß de- Münchener Professor« Adols Percnwerlh von Bärnstein, der denselben den «Aimiiia durana Hoch gebildet hatte. Wie meisten- dergleichen Feiern war auch diese eine wahre Geduld-Probe. Doch wir hatten sogleich Gelegenheit, uns leiblich und geistig zu erholen. Geheimrath v. Hossmann au« Berlin hatte nämlich uns deutsche Studenten zum Früh stück nach dem Hotel Jtalia eingeladen. Da trafen wir fast alle unsere deutschen Professoren versammelt, mit denen wir unS in .bunter Reihe" — und zwar in des Wortes verwegenster Bedeutung: wir trugen nämlich unsere Schärpen — zur Tafel setzten. Auch der deutsche Consul, mit Namen Klustuiger. war anwesend. Es war die« ein außer ordentlich liebenswürdiger Herr; einer unserer Professoren nannte ihn niemals ander« als de» „gastfreisten aller Menschen". Ei» Trinkspruch jagte den andern. Sogar der jüngste Fuchs sprach und — natürlich aus Bolognas Damen. Die würdigen Herren batten genau dieselbe» Bemerkungen gemacht, die sich auch unS, doS Aenßere der Bologneserlnnen betressend, aus gedrängt halten, und mancher sprach einige weise Worte be treffs urgesährlicher schwarzer Augen, die unS natürlich sehr zu Herzen gingen, so daß wir »nS fest Vornahmen, nachmals nur noch die blonden Mädchen anznschaue». Die Stimmung war außerordentlich heiter, und der Schaumwein floß in Strömen. AlS wir u»S endlich verabschiedeten, lud u»S der deutsche Consul für Donnerstag Abend nach Hotel de Brun ei», wo wir wiederum mit unseren Professoren zusammen- trasen. Während der studentische Festausschuß für unS in wabrhast väterlicher Weise gesorgt halte, war für die fremden Professoren nicht da« Mindeste geschehen. Gebeimrath HinschiuS ans Berlin erzählte mir. er habe während der ganzen Zeit keine» einzigen Bologneser Professor persönlich kennen gelernt, und von anderer Seite erfuhr ich ganz das Gleiche. AlS wir von selbigem „Frühstück", da-, nebenbei bemerkt, Nachmittag» gegen vier Ubr slattsand, nach Hause kamen, erwartete unS schon eine Schaar Freunde, um unS nach der Balm zu geleiten. Denn Dienstag Abend sollte in Casalecchio. einem Dörfchen eine Stnnde von Bologna, ein große« studentisches Banket in Scene gesetzt werden, während die sremden Professoren drin in der Stabt ebenfalls zu einem Banket geladen waren. Gegen sechs Uhr führten u»S mehrere Svnderzüge hinaus in die Cainpagna. Die Um gebung Bolognas ist außerordentlich reizvoll. Während Bologna selbst in der Ebene liegt, ist rings das Land von beträchtlichen Höhenzügen durchkreuzt, ans deren dunkle» Wäldern lichte Landhäuser sreunklich nach der Ebene her niederschimmern. Ganz Casalecchio war aus den Beinen, alö wir »> einer Stärke von etwa tausend Mann draußen an- kamen. Nach einem kurzen Spaziergange durch die Tors gassen ließen wir uns in dem mächtigen Garten Calza vccckio nieder, an rcichbesetzken Tafeln, von denen unS die wundervollsten Blüthe» cntgegendustelen. In dem Gedicht Perciiwerth's von Bärnstein hieß es: tzuot perilocts sperr Tune io te cu»l ort», tzooties sunt peeturr ckuvenum elata. Illü'um — so troilitnr 8 lr » str iovenkoro — OaiikisLmur ij-ikur l.'rnerent sonore. Zu deutsch: Wie viel Weisheit brachtest Du Schon ans Licht des Tages! Wie manch junges Herz- schlug In Dir schniLern Schlages, AlS dereinst — so geht die Sag': Strnda hab'S gelungen, — „6»ulleamu8 ixitur!" Hier zuerst erklungen! Und bei dem Banket wurde es mir völlig klar, daß ich mich in der Heimstatt deS Oauiloamug igitur befände. Es waren eine Menge parallele Tafeln ausgestellt, und am oberen Ende stand eine Qnertascl, an welcher je einer von den fremden Vertretern Platz nehmen sollte. Bald saßen die etwa tausend istudenten läng« der mächtigen Tische. Der tiefere Zweck deS Bankctö war. einmal die »och übrigen achlhunbert Liter Barbera aus Turin aufzutrinkcn und sodann dem Fleische teS Ochsen anö Padua und dem Käse auS Pavia ei» jäheS Ende zu bereiten. Daß dieser a» sich gewiß löbliche Zweck nicht er- reicht wurde, liegt sicher nur an der unzweckmäßigen Ver anstaltung. C« gab nämlich im Ganzen eine solche Menge Gerichte und verschiedene Weine, daß die Meisten gleich Anfangs im Hinblick aus die schier unüberwindlichen Schwierig keiten Mnth, Mister »nd Gabel sinken ließen. Nach einer Stunde aß bereits Niemand mehr einen Bissen, während man dem Weine »och tapfer zusprach. Die Hälfte der Tisch gesellschaft war immer aus den Beinen, um entfernte Bekannte auszusuchen, mit einem guten Freunde ainustoßc», oder auch nur. um dem allgemeinen Zwecke des Evviva-Rusens aus giebiger Genüge leisten zu können. Lange Reden wurden glücklicherweise nicht gehalten, sie verboten sich ganz von selbst. Wie bereits erwähnt, wurde ein Telegramm an den deutsche» Kaiser abgcsandt, welches ihm einen herzlichen Gruß und den Wunsch baldiger Genesung aus dem sonnenwarmen Lande brachte, in dem er Gesundung gesucht hatte; und bald daraus ein gleiche» an Sadi Carnot, i» welchem eS hieß, die Studenten aller Völker, io in Bologna versammelt seien, erinnerte» sich daran, daß Frankreich das Land des Fortschritts und der Freiheit sei. Ich kann mich gar nicht besinne», diesen Gedanken gehabt zu haben; indessen in jenem Telegramm stand e«, und da muß eS wohl wahr sein. Bald hatte da- Evviva- Nnfen eine solche Höhe erreicht, daß ich fürchtete, der Boden würde nächstens zu beben ansangen, und lebhaft bedauerte, mir kein Neservetrommelfell eingesteckt zu haben. Die Begeisterung war allgemein und auch fürs Allgemeine. In kleineren Kreise» gab eS viele Sprecher. Ob es gerade dem Heile der Gläser und Weinflaschen besonder- förderlich war, daß jene sänimt- licb ans die Tische stiegen, wenn sie reden wollten, mag dahin gestellt bleiben. Theoretisch nahm da- feierliche Mahl trotz alledem seinen Fortgang, d. h. die Speisen wurden in der weise vorher besiimmlen Reihenfolge weiter aufgetragen, wenn auch Niemand mehr aß. Elen erschien irgend welcher Salat. Ei» Spaßvogel ries evviva il salato! und noch ein paar Mal evviva; und brauienv siiminie die Menge ein, evviva, evviva! wenn auch Keiner lvußte, welch idealem Zwecke sein evviva galt. Die Geschichte sing nächstens an. lebensgefährlich zu werden; denn man hob u»S Deutsche aus die Schultern und trug unS in sausendem Galopp durch die dicht gedrängte Studentcnmassc, i» welcher nmge- stürzte Stühle u. s. w. bas Fortkommen noch erschwerten. Das Hcrumtragen der deulschen Sludeulcn gab er neuten Anlaß zum evviva Vermania - Rusen und halte somit noch einen edlen Nebenzweck. Ich war herzlich froh, als ich wieder festen Bode» unter meinen Füßen fühlte. Unterdessen war eS völlig finster geworden. Zw« elektrische Lampen, welche am oberen Ende bei der Ehrentafel ausgestelll waren und nach rückwärts und den Seiten Bleiibschirnie trugen, warfen zwei unheimlich Helle Strahlen in daS bunte Gewühl und ließen rS ln einem zauberbaskcn Lichte erscheinen. Mir wurde eS ganz märchenhaft zu Mulhe, und mit einem guten Freunde, einem jungen Bologneser Mediciner, der in Basel studirt batte und gut deutsch sprach, zog ich mich in eine Ecke zurück, nachdem mein Freund dafür gesorgt hatte, daß der Schaumwein, welcher rben auf die Tilcbe aufgesetzt wurde, nnö nicht verloren ging. Von unserem stille» Winkel anS beobachteten wir daS bunte Treiben und ptauverten über unsere eigene Vcrgangenlicit und Zukunft, über Fernes und Nahe-, Großes und Kleines. So mochten wir wohl eine Stunde gesessen haben; da ricth mein Freund zum Ausbruch, wen» wir nicht j» daS letzte unendliche Gewühl hincingcralheu wollten. Es gab wenig Nüchterne mcbr; doch war cS, vbwobl der Italiener wenig vertragen kann, nicht eigentlich der Wein, was unseren Coinmililoiicn auS dem Süden in de» Kops gestiegen war, sonder» die Begeisterung der Italiener lebt sich einmal sehr leicht in einen Rausch von Begeisterung hinein und wird dann allmälig von de»,selbe» fortgerissen. Daß cS an dem war. wurde mir aus dem Bahnbof sebr bald klar. Alle jene C Indenten, welche noch soeben von de» Tischen auS flammende Rete» geballcn ballen und deren Mnntwerk nicht todl zu machen gewesen war. waren ganz still und vernünftig, sobald sie auS dem Schreien und Toben hinaus in» Freie kamen. Gegen clj Ubr sübrlen unS mehrere Sonderzüge der Stadt zu. Ich geriet!» mit meinem Freunde Golsredo Mari mitten in eine Gesellschaft hinein, welche auS Bologneser Herren und Damen bestand, die eben von einem weitere» Ansfluge nach den U»>- gelunge» Bolognas zurückk hrlen und cigenllich einen beson deren Wage» für sich halte». Sie nahmen unS aber unser unverschuldetes Eindringen gar nicht übel. Wir nnterhiellen u»S sehr gut, biS der kleine Zug — die Bahn entspricht un gefähr unseren Stadtbahnen und ist etwa gleich der Münchener ciiigcrichlet— aus dem Platze vordem Tbvre Bolognas hielt. Diesen Abend gelang eS mir zneist, nnbeinerkt nach Hause zu entschlüpfen und ebne Schärpe, Barett, Schläger und Frack, nur von einem Studenten geleitet, mir einmal Bologna bei Nacht anzuschauen und einen Blick zu tbun in da« eigenartige Volksleben, welches sich noch >» später Stunde aus den Straßen und vor Allem in den ösfentlichc» Gärten enlsaltete. Der Morgen des Mittwoch (13. Juni) brachte eine neue Feier, welche derjenige», welche Tags zuvor im Hose de- cliigiimüsio stattgesunden halte, nicht unähnlich war. sich aber vor jener durch drei Vorzüge anSzeichnele. Eisllick ging ihr kein so langwieriger Festzug voraus, zweitens hielt inan keine so unermeßliche» Reden, wie TagS zuvor, und drittens währte daS Ganze überhaupt nicht so lange. ES war die Feier, bei welcher die Ernennungen zum Ehrcndoelor der Universität Bologna vorgenommcn wurden. Sie fand gleichfalls im Hose des Xrcliißimiasio statt. König und Königin, sowie der Prinz von Neapel waren ebenfalls anwesend. Minister Boselli lud im Name» des Königs zum Sitzen ei». Dann Musik, und die Feier nahm ihren Anfang. Auf einem Tischchen links vom königlichen Tbronsitz stand ein Tischchen und aus demselben lag aus einem silbernen Teller ein schwerer Golvring mit einem Amethysten. Der Teller war ein Geschenk der Prosessvrenfrauen Bolognas und trug die Aufschrift: I'er I' VllI llentenaiio clslla stuckia cli Iloloxua Io mogli ckoi pmiosson, ciottoi i oollegiati o LZswtonti cluiiarono. Zuerst hielt Pros. Pelliccioni eine lateinische Neve, an welche sich die Ernennungen einer Reihe Gelehrter der philosophischen Facultäl z» Ehrendoktoren anschloß. Die Er nennung erfolgte durch Ueberreichung des Doctordiploms und durch einmaliges Ansteckcn jenes Doctorringrö Während dieser Feierlichkeit sprach Pelliccioni: cion, pronuutio, praockica, und daraus gab der neu ernannte ihm und den, Rector Capellini die Hand. Pros. Caccio vollzog die Feier im Namen der naturwissenschaftlichen Facullät, Pros. Regnoli im Namen der juristischen und Prol. Brugnoli im Namen der mcvi» cniischen. Am meisten BeisallSgctöse gab cS bei den Namen von Hoffman», Mommsc» und LessepS. Eine Rede des Pros. Ceneri schloß die Feier. Nach derselben wurden wir einzeln dem Königspaarc vorgestelll, und sowohl der König, als be sonders die schöne Königin Marghcrita unterhwite» sich sehr leutselig mit u»S. Daraus geleiteten wir VaS KönigSpaar noch »ach dem Palaste. Die zweite Stunde deS Nachmittag- versammelte uns wieder in dem grcßen Saale teS A»S»rlliiiigSgebäudes, wo ei» sehr hübsches Concert statlsand. Nach demselben schrill man zur Verwesung der von den jungen Damen Bologna- den fremden Studenten gearbeiteten und gekauften Geschenke. Ein jeder von un- erhielt ein vom Studentenausschuß heraus- gegcbencS Atbum Riccordo an Bologna, eine reich illustrirte »»d nett auSgestattete Festschrift, und außerdem, waß ihm der Zufall brachte, wie ja „Das Glück aus seiner Tonnen Die Geschicke blind verstreut." Ich gewann eine gestickte Mappe und ein gleichfalls ge stickte- Täschchen für Besuchskarten. Der Geschenke war eine außerordentliche Fülle. Ihrer waren noch mehr als die jungen Damen, die zugegen waren und die diesmal nicht nur eie Loge» füllten, sondern sich mitten unter un» bewegte». Die italienischen Mädchen sind gar nicht schüchtern. Da« kann man schon auf der Straße sehen, wo sie Einen, ruhig ins Gesicht blicken, aber sie sind mehr als nur oberflächlich. Man sollte meinen, in diesen dunklen, unendlich kiesen Augen müßte eine Welt von Seele liegen, und doch merkt man nichts davon. Oder zeiglrn sie eS uns Fremden nur nicht? Daß sie unseren Mädchen an Geistes bildung nicht gewachsen sind, merkt man sehr bald auS der Unsicherheit, mit denen sie aus den nächsigelegenen Wissens gebieten umhertappen, und ich glaube, daß eS mit der Herzensbildung nicht viel ander« steht. Diese äußerst an- »iulhigen, leichtschwebenden Gestalten sind meist mit vierzehn Jahren fertige Damen nnd treten in solchem Alter in die Gesellschaft ein. Woher soll da geistige und seelische Reise kommen? Und wenn sie einmal .erwachsen" sind, dann lernen sie nicht- mehr. Wenige von den Damen, die ich kennen lernte, sprachen ein wenig französisch. In der hohen Aristokratie ist die«, wie wir noch an demselben Abende und auch später zu sehen Gelegenheit hatten, anders. BiS zum Abend blieben wir im AuSstellungSgebäude. Um sechs Uhr waren wir drei Leipziger und unser Straß burger Freund zu dem Conte Camillo Raineri Blscia ei», geladen. Als wir seinen Palast in der Slrada Stefano bclralen, empfing uns eine Musikkapelle, welche in dem Parke m, Schatte» mächtiger Bäume ausgestellt war, mit einem Tusch. Außer unS waren noch Prof. Klinger aus Pest, Pros. Abt auS Klausenburg und drei junge adelige Ungarn aus Pest und Klausenburg anwesend. Dazu kam noch eine französische Gräfin, eine Verwandle der Contessa BiScia. Die Dame deS HauseS empfing u»S äußerst liebenswürdig, und der Abend, den wir »> dem gastfreien Hause .unseres Conte" verlebten, steht in meiner Erinnerung a>S der schönste Abend auS der Fesizeit in Bologna. Die Gräfin war eine äußerst leingedilbete Dame und batte mit unserer theilweiscn Hilflosigkeit betreffs des Italienischen eine wahrhafte Engels geduld. Wir plauderten gemülhlick und ließen unS durch iingehruerliche Wortbildungen u. A. nicht im Mindesten stören. Ta die Gräfin, ebenso wie ihr Gatte und ihre drei Töchter im Alter von zwei bis siebzehn Jahren sebr gut französisch sprachen, mußte VaS Französische oft zur Erklärung herhalten und verdrängte schließlich daS Italienische ganz. Die Unter- Haltung bei Tische wurde in seckS Sprachen geführt. DaS ging folgendermaßen zu: die Ungarn sprachen bisweilen ungarisch; Prof. Abt und wir Deutsche bisweilen deutsch; Pros. Klinger sprach nur lateinisch und ein wenig englisch außer seinem Ungarisch, und im Uebrigen wechselten Italienisch und Französisch regelmäßig mit einander ab. Ich saß zwischen der Dame deS Hauses und dem Pros. Klinger auS Pest. Ans der anderen Seile der Contessa Blscia saß Prof. Abt, neben diesem die französische Gräfin, dann folgte nnser Straßburger Freund u. s. w. AlS ich auf der Fürstenschulc zu Grimma die schwere Kunst deS „DiSpiitirenS in lateinischer Sprache" erlernte, glaubte ich nicht, daß sie einstmals das einzige Mittel sein werde, mich mit einem ungarischen Gelehrten im Hause eine- italienischen Grasen zu Unterbalte» — dock» viel ver schlungen sind deS Leben- Pfade. Wo daS Lateinische nicht auSrcichte, half daS Englische nach. Wie froh war ick, tax nicht etwa auch noch einer Volapük sprach! Jedenfalls hinderte aber diese babylonische Verwirrung nickt im Mindesten die Verständigung. Tic Geselligkeit erhöhte sie noch, schon wegen der vielen Mißverständnisse nnd des Scherzes, der daraus entsprang. Nach Tische wurde musicirt. Wir Deutsche sangen mit dem Ungar» zusammen ein internatio nales («LUileaimis, und daran schloß sich dann noch manches Andere. Als wir unS eben verabschieden wollten, verschwanden die drei kleine» Contessinen und als sie wieder erschienen, schenkten sie einem jeden von unS vier Deutschen eine wunderschöne Brieftasche, aus deren Vorderseite daS Bild deS schiefen ThurmeS von Bologna zu sehen war. In einer Tasche aber fand sich eine Photographie unseres Conte, dessen Liebenswürdigkeit und Güte unS immer im Gedächtnisse bleiben wird. AlS wir endlich schieden, erhielten wir noch die Auf forderung, Freitag mit der Familie BiScia aus ihr nabe- gclegeneS Landgut Santa Viola zu fahre». Wir ließe» unS daS nickt zweimal sagen und haben uns auch Freitag früh um zehn Uhr pünctlich eingestellt. Literatur. IenleiiS der Bogcse». Neue Bilder auS dem französischen Soldatenlcben vom Berfasser der 6nllicas ros. Leipzig, Eduard Heinrich Mayer. Ter Berfasser ist durch seine re* bcrülmit geworden, und das vorliegende auch tiipograpyisch sehr schön aus gestattete Buch wird seinen N»f als scharf beobachtenden und glücklich schildernden Autor befestigen. Tie Schilderungen des französischen Garnisonlebens, der OsficierSsame», der Politik in der Armee sind kleine Genrebilder für sich, alle aber höchst fesselnd. —i— Der größte Theil meiner diesjährigen Lagerbestände in wird von Mittwoch, den 27. Juni an zu bedeutend ermäßigten Preisen verkauft. Hoflieferant
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