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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880630
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-30
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1888
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4020 sein» Verehelichung mit der Tochter Krol?« da» Theater alt Direktor übernahm. Die bedeutendste» Künstler und Künstlerinnen verschmähten es nicht, aus der räumlich beschränkten Bühne des Kroll'schcn Theaters vor da» Berliner Publicum zu treten, und mancher Name, der jetzt am Kunsthimmel leuchtet, ist von Engel iu die Ocffcutlichkeit eiugesührt worden. * Die General-Versammlung des Allgemeinen R i ch a r d W a gn e r. Vereins wird am 24. Juli in Bavreuth stattfinden. Daselbst wird von Seiten der Ceniralleitung, deren Sitz seit Begründung deS Vereins München ist, ein Antrag gestellt werden, welcher Verlegung der Ccntralleituag nach Berlin betrifft. In Wagnerkreijen dürste dieser Antrag umsomehr überraschen, als derselbe von der Central- leitung selbst gestellt wird, und z. B. der Wiener Zweigverein eine weit größere Mitgliederzahl besitzt, als der Berliner. Maßgebend sür diesen Antrag, an dessen Annahme kaum z» zwciseln ist, dürste der Umstand sein, daß das Protektorat dcS Zweigvereins Berlin- Potsdam s.Z. von dem Prinzen Wilhelm, dem jetzigen deutschen Kaiser, übernommen worden ist. »— * Am 26. Juni fand in der Oberpfarrkirche zu Wernigerode die zur Erinnerung an den Heimgegangenen Herrn Obcrpiarrer vr. I. C. Arndt vorher angeküudigte Ausfübrung von Gesänge» durch den Gesangverein f. g. Musik unter gütiger Mitwirkung des Concert- sängerS Herrn Gustav Trauterniann aus Leipzig vor einem ziemlich zahlreichen, allserlesenen Publicum statt. Das Programm war ein ganz vorzüglich gut gewähltes; cs waren Choräle, Lieder und Arien unserer berühmtesten Componisten wie Mendelssohn, Bach, Grell, Klein rc. darin vertreten. Herr Trauterniann war ganz vorzüglich bei Stimme und trug wesentlich zur Verschönerung deS Ganzen bei. Einen gewaltigen Eindruck machte namcntlich der Vor trag der Arie aus „Paulus": „Sei getreu dis in den Tod" und ans dem „Elias": „Dann werden die Gerechten leuchten". Aber auch die Leistungen des Chors waren hervorragend. Deiner Gnade", sowie die Schlußliturgi« beschlossen diese» Gottes dienst. 1l Uhr schlug r», da riefen die Glocken wieder in» GolteShau» zu dem zweiten Gottesdienst, i» dem die Berichterstattung des ver dienten Schriftführer» im Hauptvcrein» Herrn Archidiakonu» vr. Suppe-Leipzig erfolgen sollte. Aus Nachmittags 2 Udr war da» Festmahl anberaumt. Den beiden letzten Veranstaltungen konnte Einsender dieses nicht mekr beiwohne», da er am Nachmittag wieder in dem Orte seiner Tätig keit angelangt sein mußte. Aber voll von den Eindrücken, die der Besuch der gastfreundlichen Stadt in ihm hervorgerusen, kann er seinen Bericht nicht ander» schließen, al» mit den Worten: „Gott schütze und erhalte die liebe Stadt Kilchberg!" Eine neue auswärtige Anerkennung Leipziger üunstleistungen. Erst vor wenigen Tagen konnte eine lange Reihe von Fälle» ausgczählt werden, in denen den Leipziger Architekten Härtel und Neckclinann der Sieg in ausgeschriebenen Wettbewerben sür Ent- würse zu monumentalen Bauwerken, zum Tbeil im fernen Auslände, zuerkannt wurde, woran sich in dem einen Falle sogar noch neben der Anerkennung des Preise» die Ernennung der beiden Architekten zu Ehrenmitgliedern einer Akademie der schönen Künste schloß, nämlich der Mailänder. An diese Ehrenketle von Anerkennungen fügte dervergangenc Donnerstag ein neues Glied. Die Firma Hartel-Neckelrnann hatte sich an einem Wettbewerbe sür Entwurf eines Central- dahnhofes sür die linksrheinische Bahn in Köln beiheiligt. Ucbcr das Schicksal ihres Entwurfes bei der jüngst gefüllte» Entscheidung wurde nun den beide» genannten Architekten durch eine von Köln d. 27. Juni datirte Auschrist der linksrheinischen Eisenbahndirccrion Mittheilung gemacht. Dieselbe lautet: „Im Nustrage des künigl. Ministers der öffentlichen Arbeite» »heilen mir Ihnen mit, daß die königlich- Akademie dcs Bauwesen» in Berlin Ihrem Entwürfe sür de Gebäude des hiesigen Centralbahnhofcs einen der beide» zweiten Preise zuerkannt hat. Aus Vorschlag der ge nannten Akademie hat der Herr Minister der öffentliche» Arbeiten eine Erhöhung der auSgefetzten Summe von 2600 ,/ä aus 4000 ^ genehmigt, welcher Betrag Ihnen in den nächsten Tagen von unserer Eisenbvhnyauvlcasfe zugesandt wird." Eine solche freiwillige Verdoppelung emer ausgesctzten Preissiimmc muß doch gewiß als eine ganz dejondere Lnerlenuung betrachtet wilden. Adolf WeiSke. 39. Jahresversammlung des Leipziger HrauptvcreinS der Gustav-Adolf- (Ltlstuug iu Kirchberg. III. * Kirchberq, 27. Juni, lieber die gestrige Versammlung im Rathhaussaalc ist noch nachzutragea, daß die Unierstützungsvorschläge des Vorstandes insgesamml angenommen wurde», sowie, daß von den beiden Herren Rechnuugsprüiern die Rechnungsablage sür richtig befunden worden ist. Als Abgeordnete sür die vom 9. bis 11. Sep. tcmber d. I. i» Halle stattfindende Jahresversammlung des Central. Vorstandes werden gewählt die Herren s). Pank, vr. Hempel, Ober- viarrer Friedrich - Kirchberq . 0. Hölscher, Ina. vr. Großmann- Grimma, Obcraintsrichiec Weidauer-Nossen, Superintendent Meyer. Zwickau, Via. vr. Schmidt-Aunab.rg und vr. Suvpc, als deren Stellvertreter Bürgermeister Schieser-Kirchberg, Pastor Schmidt. Schüneselv, Commerzicnralh Niethammer »Waldheim und Pastor Vr. Hosiiiaiin-Cyeinniy. Der daraus lolgcndca Versammlung im Garten deS SchießhauseS wohnte säst ganz Kirchberg bei. Nach einer Ansprache des Herrn ,Echütz!ngildcoorstchcrS Schau s»ß und dem Gesänge deS 1. VerscS von ..Ein' seste Burg ist unser Gott" schilderte Herr Pastor Molnar auS Pilsen die Verhältnisse der um Pilsen herum liegenden evan gelischen Diaspora. Vor 20 Jahren noch halte Pilsen kaum 20 000 Einwohner, seit Eröffnung der Franz-Josej-Bahn ist ihre Zahl aus über 50 000 gewachsen. Aus einer einjachen Predigtsläite wurde zu Zeiten des milden katholischen Stadtvaters Bischofs eine evangelische Kirche, zu der später noch Pfarre und Schulhaus kamen. 2'/, Stun de» von Pilsen entfernt liegt Pistritz. Daselbst findet sich cm Schloß dcS Fürsten von Hohenlohe-Jiigelfingen, die Besitzihumcr des Grasen zu Dohna, ferner das Haus des Bauiniveciors Bullinger, der, obwohl Lutheraner, doch ein Nachkomme jenes resormirtea Theologen Bullinger ist, der 1525 die Vontessio Helvetica prior unterschrieb und 30 Jahre später die Helvetica posterior verfaßte. Budweis mit 25 000 Einwohnern war von 1863 an Filial gemeind-, angeschlagen an die evangelische Gemeinde Linz. Seit 1387 jedoch ist es an Pilsen angeschlossen, und zwar wurde »m 30. Mai d. I. der erste Gottesdienst von V. Molnar gehalten. Die von Begeisterung dnrcdqlühte Rede erregte stürmischen Beifall; ihr folgte sogleich der Gesang deS 1. BcrscS von „Allein Gott in der Höh' sei Ehr". Nach weiteren Gesängen und einer Ansprache des Herrn stuck, tsieoi. Sachse über den jetzigen Stand des studentischen «.rmstav-Adolf-VereinS hielt der andere D>asporogeistl,che, Herr Pastor Epringboru aus Posen, eine kurz- Rede über die dortigen Zu stände in den evangelischen Gemeinden. Das Schlußwort des Herrn Schulralh vr. Hempel schilderte in ergreifender Weise die oft entsetzlichen Zustände einer evangelischen Dlaivoraqemeinde. Dieser Beifall sowie der Gesang des VerseS: „Das Wort sie sollen lassen stah'n" folgte ihr. Zum Schluß wurde noch eine große Zahl der Heftchen sür die Feste und Freunde deS Gustav-Adols-Berems theilS zu sehr hohe» Preisen zum Besten des Vereins abgesetzt. Der 3. Festlag, der 27. Juui, begann mit dem früh 6 Uhr er- folgten Abblajen des ChoralS: „Wie schön leuchtet der Morgen stern"; VF Ubr Vormittags versammelte man sich zum Festzug au der städtischen Turnhalle. Der programmmäßig aus Nachmittags 5 Uhr onberaumte Spazier- gang nach der Burkersdorser Höbe gestaltete sich insolge eines um Mittag gefallenen Gewitterregens, der der drückende» Hitze des Bor. mittags ein Ende gemacht hatte, zu einem äußerst genußreichen Unterwegs besichtigte man die Burkersdorser Kirche, wohl eine der kleinste» Landkirchen Sachsens, die uralter Zeit enistammt und deren Erhaltung einem jeden Sachsenherzea schon deshalb erwünscht sein ,»»ß, weil sie einst der hochselige König Johann mit großem Interesse besichtigt hat. Den Zug eröffneten die größeren Mädchenclaffen; dann folgten Geistliche rin Ornat, sowie die sremdei, Festtheilnchmer. Hiera» schlossen sich Militairverein und Schützengilde Kirchberg« mck der Fahne, die Feuerwehr im Paraüeanzug. die Steuer, und Post beamten in Gala-Unisorm, sowie die Fcstlheilnehmer auS dem Fest orte. In der Kirche angclangt, wurde man mit Orgelspiel empfange» Der Gottesdienst begann m» Gesang der Liedes: Herr Jeiu Christ Dick zu uns wend'. Dana hielt Herr DiakonuS Sch im mel- Kirchberg die Festliturgie, an deren Schluß er Pial», 80. VerS l5 bis 18 verlas. Nach Absingen der GlauvensliedeS Nr. 263 verlas Herr Obervsarrer Friedrich.Kirchberg Luc. 12. B 22 uno knüpfte daran die Mittheilung, daß am Schluß des Gottesdienstes eine Lollecie fürseinc bedürftige Diaspora-Gemeinde gesammelt werden solle. Als Musikanssührung hatte man gewühlt das Oloria in eroslsis von Mozart mit Engelterzett aus dem Oratorium Elias von Mcndelssohn-Var- tholdy und Fugeusay von Zedtler. Unter Leitung des Herrn Ober lehrer Neubert wurde dieser musikalische Theil des Gottesdienste» in recht anerkennenswerther Weise zu Gehör gebracht, so daß den Zu- Hörern ein hoher Genuß bereiiet wurde. Mächtig packend wirkte auch der von Posaunen begleitete Gesang des Hauptliedes „Ein' seste Burg ist unser Gott", an da» sich die Predigt des Herrn Super intendent Via. vr. Schmidt ans Annaberg schloß. Der gewaltige Kanzelredner verstand es, der Gemeinde eine echte Festpredigt zu geben. Er behandelte das Gletchniß von den 10 Jnagsranen (Matthäus Cap. 25. VerS 1 — 13), indem er daS Thema ausstellte: Der Nus deS Gleichnisses: „Der Bräutigam kommt. a»sl ihm entgegen!", rin Ruf auch an unseren Verein, denn er ist 1) unserer Arbeit heiligstes Recht; 2) unserer Arbeit liesiimerste Seele; 3) unserer Arbeit trostreiche Verheißung. Gesang de» Liedes: „Ach bleib mit Jubiläums-Feier der Larth'schen Erziehungsschule. i. rr. Leipzig, 29. Juni. Ein segensreiches Institut unserer Stabt, die Barth'sche ErziehnngSschule, beging gestern daS 25jährige Jubiläum. Wenn cS eine Tlmtsache bleibt, daß viele Institute i» Staat und Gemeinde sich giößerer Theilnabme erfreue» ats eine Schule, welcher die Bckdung der künftigen Generation an vertraut ist, so mußte man es besonders sroh begrüße», daß der Ehrentag der Barih'schen Anstalt durch Theilnahme ans den ver- chiedensten Kreisen ausgezeichnet wurde. Kurz vor 10 Uhr früh bewegte sich der Festzug der Lehrer, Schüler. Eltern rc. von der Schule auS durch die Stadt und um die Promenade »ach dem sür Feste so trefflich geeignete» anmuihigen Bonoranb'iche» Etablissement. Nachdem sich in dem festlich decorirte» Saale die Spitze» von Behörden, Geistliche, Lehrer. Eltern und frühere und jetzige Zög linge der Jubilarin versammelt hatten, leitete ei» Vorspiel aus der Schöpfung von Haydn: Die Himmel rühmen rc., welches von einem Lehrer correct und gewandt aus dem Harmonium ausgesührl wurde, und der gemeinsame Gesang: Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren rc., in würdiger Weise den Festactus eia. Dan» betrat der Gründer der Anstalt, Herr Dir. vr. Barth, die Ncduerbühne, um die Festrede zu halten. Nachdem derselbe mit Ausblick zu Gott begonnen und dann an die tiefe Wunde erinnert halte, die durch Kaiser Friedrich'S Tod dem deutschen Re ch und Locke bereitet worden sei und die auch die Verschiebung deS Festes uoikwendig gemacht habe, sprach er zuerst seine Freude über daS zahlreiche Ersch-ineli von Freunden der Schule ans und gedachte dann des 25jährigen Bestehens seiner Anstalt. Fünfundzwanzig Jabre seien zwar nur eine kurze Spanne Zeit, aber sie hätten doch sür eine Schule, »anicullich sür eine Privatschule, die manche» Wechjelsälle» unlcrworsen sei, eine bejoudire Bedeutung. An bc» vor Kurz:»» geleierten Ehrentag der deutschen Prwatichule (die Abhaltung des 1. Privalschullehr.rtageS in Dresden) aiiknüpiend, erinnerte er daran, daß die auS den Vorarbeiten eines Pestalozzi, Salzinan», Gutsniuth, Frübel, Stoy und Hauschltd und aus bestimmten pädagogischen Gedanken heraus geborene Piivats.linle ikr: Ausgabe dem allgemeinen Vesten zu dienen mit voller Klarheit ersaßt und durchführt, und erörterte dann die Frage: Welche pädagogische Absichten liegen i» dem Namen „Er- ziebungsjchulc"? Tie Scheidung von Ecziebungsunterncht und Fachunterricht durch Herbart und Ziller führte zur Gründung der Erziehungsjchule, die als Zweck sich setzt, ibre Zöglinge zur sitt lichen religtöie» Charakterbildung zu erheben. Diese» Zweck sucht sie dadurch zu erreichen, daß sie aus die Bildung und Nnigestaltung des Gedankenkreises im Schüler lstnwirkt (der Vorstellung-kreis deS Schülers ist ihr Grundlage deS Willens) und aus die Er regung des Interesses uns Strebe.,« das Hauptgewicht legt. Da die Erziehungsichule das Ethisch-Religiöle in de» Mittelpunkt des Unterrichtes stellt, so kommen die übrige» Disciplinen in ein gewisses Abbängigkeitsverhällniß, die Wissenschaften werden nicht um ihrer selbst willen, sonder» nur in der Absicht getrieben, aus ibnen Bausteine für die idealen Ziele der Schule zu gewinnen. Jede Erziehungsichule muß sich aber auch zur Berufsschule entwickeln in welcher nach Herba rt neb:n dem notbwendigen Zwecke der Erziehung auch die möglichen, durch die Jndividnaliiät des Zöglings verschieden gestellten Zwecke realisirt werde» könne». Da die Schule in der Thal eine göttliche und eine weltliche Mission Hai, so sucht die Erziehungsichule beioeS zu vereinigen und bedient sich dabei auch der rechten „Zucht" und eines wohlorganisirten Schnllebens, welches daS shmpathetische Interesse, daS gesellschaftlich?, sociale und nationale Interesse und daS religiöse Interesse fördert. Darin freilich, in der Ausgestaltung des erziehenden Unterricht«, in den Maßregeln der Zucht »nd in der wirksamen und nachbaltigen Ver bindung beider mit einander liegt die große Ausgabe der Erziehung-- schule, die ein Problem ist, das erst in scrner Ankunft gelüst werden wird. Zum Schluß ivrach der Redner den Wunsch aus. daß eS der Anstalt im zweiten Bicrteljabrhundcrt gelinge» möge, Manches von dem auszusnhren, was ihr im ersten noch versagt geblieben ist. Mit herzlichen und ermunternden Worten an die Mitarbeiter und an die Schüler wurde die Rede beschlossen. Es folgte nun eine Reibe von Ansprachen. Im Namen der Commission sür die höheren Privaischnl-Attstalten brachte Herr Schnl- roth vr. Hempel die herzlichsten Glückwünsche zum schönen Feste. An die Geoanken und Grundsätze der vom Vorredner erwähnten be rühmten Männer onknüpfend, deutele er aus die neuen Richtungen und Grund äye hin, dicßvon Privatichulen auSgegangen seien, und sprach den Wunsch aus, daß es der Jubilarin beschielten sein möge, im Gedeihen immer weiter sortzuschreitea. An seinen persönlichen Verkehr mit der 'Anstalt erinnernd, sprach er die Hoffnung aus. daß immer, selbst bei verschiedenen Ansichten, zwischen ihm und de» Lehrern das beste Einvernehmen herrschen möge, eingedenk des Wortes: unita» in iiecassuriis, in omiüdus ouritas, und im Hinblick auf daS Letzte und Beste, aus daS Heil der Jugend. Im Namen des Rothes danklc Herr Stadtrath Hehler für Alles, was die Schule innerhalb der 25 Jahre nach festen Plänen geschaffen und gewirkt habe, und wünschte, daß der von derselben gepflanzte Segen sortwncheen und die Anstalt blühen und gedeibe» möge. Herr Direcior Vr. Roth svrach im Namen deS Allaemeinen deutschen Privatichullehrer-Vereius. Er betonte die Verdienste, welche sich Herr vr. Barth um die Vereiniaunq aller Prival- schulen durch Schaffung eines einheitlichen Mittelpunktes erworben habe, und wünschte, daß er sür alle seine Bemühungen um den Privatschullehrcr-Verein einen reichen Lohn in dem WachS- thum und in dem Auiblühen seiner Schule finden möge. Eng hieran schloß sich die Ansprache deS Herrn Oberlehrer Dörfer, welcher im Namen des Leipziger Privatschuilehrer-Vereins die Verdienste des Jubilar« feierte und ihm die Ehrcnmitgliedschast des Vereins mit dem Wunsche übergab, daß sein Wirken noch lange sortdauern möge. Als Vertreter der Smitl'jchen Töchterschule widmete Herr vr. Willem Smitt der Jubilarin die herzlichsten Glückwünsche. DeS vom Jubilar erwähnten verstorbenen verdienstvollen Direktors vr. Hauschild gedenkend, wies er hin aus die Wirksamkeit der Privatichulen, bei welcher manchmal ei» Jahr schon recht lang er scheine und sprach dann die Zuversicht auS, daß eS dem Gründer und Leiter der Erziehungsschule bei seiner Kraft und Begeisterung gelingen werde, immer weiter zu höheren Ziele» fortzuschreiten. Hieraus brachte Herr Siegel im Namen der früheren Mit arbeiter an der Anstalt einen Festgruß und Glückwunsch, wobei er des Ernstes und der Wissenschaftlichkeit gedachte, die immer an der Schule gerühmt würden und iu dem Jubilar den humanen, ge rechten Vorgesetzten, den offenen und wahren Freund, da- beste Vorbild feierte. Als Zeichen, daß daS Band zwischen vr. Barch und Len früheren Lehrern noch fort besteh», überreichte er einen Pokal. Auch die früheren Schüler ließen durch Herrn Glässer der Schule die besten Glückwünsche übermitteln und eia Capital von 1310 ,/L für die Pensionscasse als Feügcicheiik überreichen. Das jetzige Collegium der Anstalt vertrat Herr vr. Hosmann, emer der älteste» Lehrer derselben. Er dankte dem Herrn Director sür seine liebevolle Führung und seine Freundschaft, wünschte ibm Ge- iundheit und Frische, daß er die hoben Ziele, die Arbeite» im Dienste Gottes nach lauge s.schallen und verfolgen könne. Mit dem Mansche, daß Gott jdie Schule immer bewahren möge, überreichte er rine Photographie, ein Erinnerungsbild, von Herrn Hnhn entworscn, das jetzige Collegium darstellend. Endlich sprach noch der Schüler N. Ha ose im Namen der jetzigen Schüler innige Glückwünsche dem Herrn vr. Barlh au§. Alle diese freundlichen Wünsche erwiderte der Jubilar gerührt und aus« Herzlichste mit Worten des Tanke«. Mck Gesang und einem lies ergreifenden Gebete des Heer» Pister v. Hölscher endete der feierliche Actus. Zu den ausgestelltc» Jubiläums geschenkt» gehörten noch: Eine prachtvoll» Bowle mit Gläsern und Zubehör (Geschenk der Schüler der I. Elaste), Eiskühler mit Dessert» Löffeln (Geschenk der 3. L'asse), Dynamo Maschine (Geichenk der 2. Lloffe), Teppich (aus Kindergarten »nd Eiemcntarjchule), Krön» leutbter (au« der 4. Clasje), Cigarren, Bäder rc. Aus die Feier folgte nach 1 Uhr daS Festmahl, welches höchst ouimirt und gemüthlich verlies. Der Jubilar eröffnetc dasselbe mit einem Toaste aus die erhabenea Würdenträger im Vaterlande, aus Kaiser, König und Vaterland, indem er dabei Rückblicke iu die Zeit von 1863 bis zur Gegenwart sendete und seine Freude über daS Wachsen der nationalen Gesinnung au?sprach. DaS daraus Fol gende: „Den König segne Goitl" welches die Musik spielte, ward stehend angehöit. Nachdem Herr vr. Barth juu. der Behörde, deren Fürsorge sür die Schulen hoch zu rühmen und auzuerkruuea sei, eia Hoch gewidmet halte, ergriff Herr Stadlrath Hehler da« Wort. Er wie- u. A. daraus hin, daß e« nichts Kleines sei, ein solches Werk, idie die ErzcehnngSjch ile, in Ilebeiz-ugungSireue so lange zu leiten und bezeichnet« da« Fest nicht nur als einen Triumph sür die Person des Gründers, sondern für die Schule selbst, die er hoch leben ließ. Mit warmem Herzen gedachte Herr vr. Koll- manu juu. der in der Anstalt verlebte» Zeit, au die alle alten Schüler mit Freuden zurückdüchiea, und ließ dann in ehrender, an» e: kennender Welse die Lehrer, die früheren und die jetzigen, hoch» leben. Für dieses Hoch dankte Herr vr. Hosmann, welcher der Freude über die herangewachienen Schüler Ausdruck verlieh, ihrer Anhänglichkeit an die Schule gedachte (die auch iu Zuschriften zuin Heste sich geoffendar» habe) uns aus- Wohl der Ellern und Schüler toastete. Weitere Toaste galten den früheren Schülerinnen (vr. Bartb juu 1 den Damen und besonders der Frau Dircclor (vr. Smiti). Herr Pastor Hölscher bezeichnet« die Schule nlS einen der wichtitste» Hebel de« göttlichen Leben«, richtete ober tan» seine Blicke auf das tägliche Leben (daS oft viel Schlamm mit sich lühre). auf den Verkehr, ans den Umgang mit Schulgenoffen, aus die treu- Vater- uns Mutterliebe, gedachte dana mit herzliche» Wünsche» d-S B.>rth'jchen Hauses und ließ die Kinder desselben hoch- leben. Noch wurde i» das dem an- einer Privatichulr hervor- gegangenen Erz eher des deutschen Volke«, dem Fürsten BiSmarck, von Herrn Direktor sär. Roth gewidmete Hoch jubelnd eingestimnit und auch das Hoch des Herrn Oberlehicr Dörfer aus die Barth- scheu KuideSkiiidcr (daS curch Humor belebt war) fand einen leb hafte» Widerhall. Das ganze Festmahl, daS auch durch Musik gewürzt war. und ebenso dem Verpfleg» Herrn Lange olle Ehre machte, wird allen Thcilnchinern eine freudige Erinnerung bleiben, lieber die Abend- unterhaltnng und La« Schulfest berichten wir morgen. von Leipzig nach der Sahara. * Einem unserer angesehensten Verleger genügte eS nicht, in seinem reichen und stattlichen Verlage „Euicn Spaziergang um die Welt" zu unternehmen, aus den trefflichen Prachtwerkcn, die uns »ach Indien »nd Amerika, nach Griechenland, Italien und Frank» reich, »ach Rom, Florenz. Neapel und Berlin führen, fremde Städte und Lander, fremde Menschen und Völker kennen zu lernen. Au» gelockt von den farbenreichen Schilderungen i» Wort und Bild, hat cS ihn leibst zu wiederholte» Maten hinausgelrieben in die weite, weite Golkecm.-lt, damit er nicht nur ihre Wunder schaue „in Berg und Wald und Strom und Feld", sondern auch zu einem „Ritt inS alle romantische Land" des Muhammedanislnus. So führt uuS seine jüngste Wanderung durch Frankreich, Spanien, Algerien nach den Zibnu-Oasen, und was er nun da gesellen und erlebt, empfunden und gedacht, das hat er in einem vorzüglich ouSgestatieteu, reich mit Illustrationen geschmückte» Bande, wie cS allerdings von der Verlagsbuchkaiidmiig von Heinrich Schmidt und Carl Günther hier nichts Neues ist, nicdci gelegt. Ein guter Beobachter, erzählt uns der Bersaffer nn anmulhigste» Plaudertone und versteht es dabei nicht nur anzuziehcn und zu fesseln, sondern auch ohne Auf dringlichkeit zu belehren, so daß das Buch: „Carletto. Von Leipzig nach der Sahara" nicht nur in seinem stylvollen maurischen Einbände manche» Mchcrtisch unserer Gesellschaftszimmer zieren, sondern sich auch viele wahre Freunde und Verehrer erwerben wird, die sich m-t Genuß in seinen Inhalt vertiefen. „Nach Süden! Nach Süden!" har von leher eine Stimme im Innern unseres ungenannte» Verfassers gerufen. Sie war es, die de» Knabe» »ach Le» heimalhlichen Berge» und nach Jahren in die herrliche Albenwelt und in das Land der Sehnsucht eines Jeden, der sür Na ur und Kunst einen ciiipsänglichen Sinn und ein offenes Herz besitzt, nach Italien, trieb. Und wiederum lockte es verführerisch, und die Sehnsucht »ach fernen Ländern und Völkern trat mächtiger denn je ans, »nd „Carletto" konnte dem urgerinanische» Wander triebe nicht mehr widerstehen. AusS Neue zoz'S ihn hinaus in weite, weite Ferne. Wie „alle Wege nach Rom führen", so »er» ichlug eS auch unserem Reisenden nichts, um nach Süden zu ge langen, mich Norden zu gehe». Die deutsche Reichshaupistadl war die erste Station aui der langen Fahrt, nachdem die Lüneburger Haide noch eine» Vo:gesch»iack von den zu erwartenden Wüsten- eindrücken gegeben hotte. Von da ging eS über Hannover vorbei an der kortu vceskpbalic» an den Rhein, nach der allen Lolonin .4xrii>i>iua, nach Köln. In HerbeSthal wurde Abschied genommen ans lange Zeit vom heimathlichen Boden, von heimlicher Art und Sitte. B,i Nacht ging es durch Belgien, und „ln belle vruncs" sah eine Gesellschaft geninihlichcr Deutschen durch daS soeben vom Früh ling begrüßte Land datstnsahre». Bald war „die herrliche, vielge- schmähte. einzige Stadt", war Paris erreicht. „Ja, diu ich denn hier in der sraazüsiichen oder deutsche» Hauptstadt?" fragt sich unser Reisender, i» den Gosthos eingrkcbrt. Man hört ja säst nur deutsche Laute im ganzen Hanse, sagt er: der Wirth, ein Schwede, grüßt deutsch, der Concierae — nur unser deutscher Weltbürger bedient sich hier eines sranzüfischen Worte« —, der Kellner — warum denn nicht auch hier der „xnr?c>n"? —, da« Zimmermädchen, Alles, Alles deutsch. Bei der Tatst - d'hüle nicht ein französisches Wort mit Ansaat,in: des Wortes „Takle d'köte", einige unvermeidliche Engländer ausgenommen, sonst Alles heimathlich. Der Aufenthalt in Paris erstreckte sich nur auf wenige Tage; nun ging cS im Fluge weiter über Orleans, TvurS, PoilierS, Ängoulvms nach d.r Hauptstadt des Weines, nach Bordeaux, wo als erste und mlereffan» teste EcheuSwürdigkeit der Weinkeller des WirthcS deS HStel de France geschildert wird mit seinem 1861er Chateau Latour, die Flasche 30 Francs Je weiter man sich von Bordeaux ealsernt, desto kiiijürniigcr wird die Fahrt. ,,Ve» I-nockes" nennt der Ber- sasicr die sraiizüsisch- Sahara, er hätte auch sagen können: die sranzöstichc Lüneburger Haide. Bald treten dann die Basken aus, die aus einem lehr großen Fuße leben, denn unser Reisender will nie größere Füße gesehen hoben. Bayonne und Biarritz wurde »och ein Besuch abgcstattet, und bann ging es an St. Jean de Luz weiter ins Land der Kastanie» und schönen Frauen. Spanien wurde aus blutgetränktem Boden betreten, wo in Burgos daS erste Nachtlager genommen wurde. Von vier ans ging cS nach Escorial. In dieser Einöde ein solches Monstrum von Kloster und Schloß zu erbauen, bemerkt der Bersaffer, war eben eine Marotte Philipp'« II., jedoch paßt diese Gegend zu seinem Charakter: finster, verschlossen, unnahbar. WaS hat der Tyrann hier nicht Alles er sonnen, um die Zeit in ihrem Lause zu hemmen; hier wurde der Tod Egmont's und Horn's beschlossen, hier wurde dafür gesorgt, daß die Flammen des ScheilcrhausenS immer Nahrung bekamen, wobei dieser Frömmler doch ein zärtlicher Familienvater war. Mit Wehniutü vernahm er, daß ei» Baum oder Weinstock eingegangen wäre, und im nächsten Augenblicke überlieferte er Hunderte voo Ketzer» dein Feuertod?. Doch fort aus dieser Sleinwüste, fort nach dem stolze» Madrid und dem Eldorado der Maler, dem spanischen Nürnberg: Toledo. Natürlich durste ein Reisender in Spanien auch die entsetzliche Schlächterei, die nian Sticrgesecht aeant, nicht versäumen. Wie vieles aber auch die Hauptstadt Spanien- bietet, die Perle derselben bildet das Museum, welches Zeuqniß ablegt, welche Macht und welchen Reichlhum Las Land einst besessen haben muß. Ja Aranjirez treten die elastischen Bilder, welche uaS Schiller gemalt, vor das geistige Auge, auth die schöne Donna Maria, die Gemahlin Karl'S IV., die »nt ihrem Günstling Manuel Godoy Spanien aus die Stuft gebracht hat, aui welcher es sich heute »och befindet. — Der Eintritt in Andalusien war übeiwältigend schön; wohin sich der Blick wandte, fiel er aus duftigen Blumenflor, die Blüthen leuchteten und glühlcn in der klaren Luft. Sevilla, die Hauptstadt des herr lichen Andalusien, war erreicht. Eine neue, zauberhafte Welt thut sich hier dem Reisenden ain, doch bei aller Romantik findet er lierauS, daß, wohin man blickt, man aus sächsische Fabrikate stößt Pojainentenartikel sind säst ausschließlich sächsisch uad kommen auS Annaberg. Stickereien sind meist sächsiich, uno mancher sächsische Tourist nimmt von hier die unvermeidlichen MantillaS als Andenken in die sächsische Heiinalh zurück, >m guten Glauben, etwas spccisisch und charakteristisch Spanisches milzubringen. Auch die sächsischen Knopftabriken haben hier einen sehr ergiebigen Markt. Das Spiel zeug ist grüßtcnthcilS sächsisch, wenn nicht Nürnbergisch. Musik instruinente werden in beträchtlicher Masse aus Sachten imporlict. Jllnstriite Lel» Materialien, derartige Wandkarten und Karte» sind größtentyeils sächsisch, >m Besonderen DreSdnerisch. Mit klopscndem Herzen ging eS nun nach der weltverlorenen einsamen MärchcnstaLi Granada, die, eingebettet zwischen dem tiesen Grün der Bega und dem rw-g-ir Schnee! der Sierra Nevada traumverloren an den Wässern deS Leml und deS Darro friedlich lieg!. Natürlich fesselt hier die Alhambra alle Sinne und begeistert de» Verfasser zu einer farbenreichen Schilderung, ebenso wie späler Cordoba. — Ja Valencia wird einem Sticrgesecht beigewohnt, dessen ausregende Beschreibung uns nicht erspart nnro. — In Tarragona werde» die rönnsche» Ueberreste bewundert, Erinnerungen aus einer großen Vergangenheit, denen w:r hier aus Schritt und Tritt begegne». Noch wurde Barcelona ein Besuch obgestattet und nach dem Monlserrat ein Ausflug unternommen; die letzten Strahlen der scheidenden Sonne vergoldeten die Zinnen GcronaS, und der Zug ging nun nach Nimes, wo wiedernm Reste ans der klassischen Vor zeit die Aufmerksamkeit des Reisenden i» Anspruch »ahmen, und dann weiter nach dem herrlichen Mirseill-, der reichsten Stadt Frankreich«, welche sich vermaß, die geforderte» sünj Milliarden KricqSentschädi» gung. welche Deuljchlond nach dem siegreichen Kriege 1870—71 der Republik auferlegle, nölhigensalls allein ausbringen zu können Mit eloem Nuadreiftbikftt von ueunzigiägiger Giltigkeit nn»d. nun die Fahrt nach dem Schwarzen Erdtueil ongetre e». T>: Blick aus die herrliche Melropole deS Südens ist entschieden groß artig. Noch eia Gebet um glückliche Fahrt richtet der Schiffer a» die Xütrs cknoas äs 1» xnräe, wrlcve unter vergoldetem Dache eus höchster Höhe aus das unruhige Treiben zu ihren Füßen herab- schaut, aber der heidnische Gott Nlpiun ist mächtiger als die christ liche Gottesmutter, er fordert seinen Tribut, so daß selbst inousftur Io eupicaiu eia Mittel gegen ls mal äs wer nehmen m >ßte. In wcitec duftiger Ferne stiegen die Balearen am Horizonte auf, und nach einigen Stunden passirte der wackere Dampjer die Eilanee. um in El Dje'zair, der Stadt der Araber, zu landen. Unser Reiftnder war in Algier, zum zweiten Male im zauberische» Orient. Afrikanischer Boden war nunmehr betreten. Burnnsgebüllte. nacktbeinigc Kabylen und Araber drängten sich lebhaft gesticulirend und schreiend heran, um das Gepäck zu ergattern. I», Gasthauie waren es wiederum deuljche Laute, welche den ersten Willkoinmens- gruß brachten. Zwei Schwestern, auS Elsaß oder Lothringen stammend, waren dort die Herrscherinnen. Die Straßen des euro päischen Viertels von Algier und aller größeren Släine de- Landes erinnern durchaus an die jüdiranzüsischeu Studie und untcricheide» ich in der Bauart durch nichts von denselben, und tauchte nicht häufig zwischen der hauplsächlich auS Franzosen bestehende» Bivölkcrung der BurnuS eine- Arabers oder der KranSkops eines Negers auf, so würde man et nicht sür möglich halten, sich ln einer afrikanischen Stadt zu befinden. Aber »ur wenige Schritte abseits beginnt das arabische Viertel, ein sinnverwirrende- Turcheinancer von Gässchen und eine Menjchenfluth, von der man unwillkürlich mit sori- gcriffeu wird. Nachdem Alles, wa- Algier SehenSwerthe» bietet, in Auaenschein genommen worden war, wurde der Weg »ach Oron eingcsckilagen. Durch einen einzigen großen Garten, den Garten, aus dem Europa während deS WaiterS seine frischen Gemüse bezieh», führt die Eisen- bahn dahin. So fruchtbar und schön diese- Paradies, Metidschc- Ebene genannt, auch ist, so hat eS doch langjähriger Kämpfe bedurft, um hier einen Feind zu besiegen, der de» Eingeborenen wie der Freindencoioilie gleich verderblich war. DaS Malaria-Fieber hatte hier so festen Fuß gefaßt, daß man schier verzweifelte, siegreich gegen dasselbe da- Feld zu behaupten. Die Mensche» starben wie die Fliegen dahin. Die französische Regierung batte sich unendliche Mühe gegeben, den jetzt stattlichen Ort Bu-Sarik zu bevölkern, aber vergeblich, die bösen Miasmen, welche den umliegenden Sümpfen entstiegen, verpesteten geradezu die Lust. Da verfiel die Regierung aus die Idee, den in Australien heimischen Riau-Auuimibaum, Luealzzxtus glodulua, in größere» Mengen anzupslanzen, und diese Arbeit wurde von einem Erfolge gekrönt, der geradezu wunderbar crschein-n nn ßle. Der Procentsatz der Sterblichkeit sank zusehends und heute ist dieselbe ganz normal. Au Stelle der todbringenden Sümpft sind die herrlichsten Gärten getreten, und hier hat sich eine Vegetation entfaltet, die das Auge des Europäers in Erstaunen setzt. Nicht Napoleon III. war es, der AbL-el-Kadcr, den kühne» arabischen Scheck, in Frankreich internirte, sondern 1847 Ludwig Philipp; der dritte Napoleon gab ihm aber 1852 die Freiheit wieder, indem Adv-el-Kader „ohne Vorbehalt und Hintergedanken" seine Unterweisung aus den Koran beschwören mußte. In Blidah wurde eine Kabylenkulsche bestiegen, und pfeilschnell jagten die zarten, aber ausdauernden Pferde aus der prächtigen Chaussee dahin, während zu beiden Seilen die herrlichsten Gärten vorbeiflogen. Die imposanten Gebirgsmaffeu des Atlas traten nun immer mehr hervor, und bald stieg die Straße steiler zwischen dem Tschebcl Muzal'a und dem Beni Salah empor. Man konnle sich aus irgend einem Bergpaß der Schweiz oder Tirols wähnen, wenn diese Illusion nicht immer durch die verschiedenen fremdartigen Sträuchcr und Baumgruppea gestört würde, welche da- Auge fesseln. Ueberall begegnet man wilden Feigen, Aprikosen, Maudelbänme». Korkeichen, JchaaniSbrodbäumcn. Steineichen, Olive» und Piefferbäumc». Tie Zwergpalme wuchert überall, dazwischen abwechselnd mit baumhohen Erike» und Ginster. Aber auch Affe» kommen hier vor, ebenso wie Hyänen und Panther, und »och vor eiaige» Jahren machte sich sogar der König der Thiere hier bemerkbar. Aber unter Reisender sab weder Hyänen, noch Panther, geschweige denn emen Löwen, selbst die heißerjehnten Affen ließen sich nicht einmal erblicken. Von dem Abstecher wurde nach Blidah zurückgekehrt, wo Abend» das dortige Oasti edantaut besucht wurde. Unter Anderen trat daseibst auch eine Elsässerin in Trouerkleidern aus, die eia Revonchclicd sanq, mit dem sie aber wenig Beifall fand, denn sie wurde auS- gezischt. (Schluß folgt.) Königliches Landgericht. V. Strafkammer. Daß ein Tischtuch 14 Tage Gesängniß elnbringen könnte, schien der Fabrikarbeiterin Amalie Auguste B. >» Thonberg gar nicht ein« leuchten zu wollen und doch war lne« unauscchtbare Thalsachc. Die Wirthin der B., Frau D., hatte eines Tages im Fcuruar ein leinene» Tischtuch frei daliegea lassen und als dir B. dasselbe erblickte, calculinc sie, daß ihr die- ganz gut zu Passe konimcn würde. Dem Gedanken ließ sie auch sogleich die Tlmt solgen, ohne indeß zu bedenken, daß aus solche Kunststückchc» der A. 242 des R.-Str.-Ges.»B. Anwendung leidet. Sic hatte sich also dcS Diebstahls schuldig gemacht. Frau D.. welche nur über bejchkidklie Wäsch-bestände verfügt, bemerkte auch sehr bald das Fehlen dcS Tuches und da es nicht wieder zum Vorschein kam, luchte sie nachmals Alles gründlichst durch uad fand dasselbe in den Effecte» der B. vor. Mit Entrüstung wies diese zwar die Beschuldigung deS Diebstahls zurück und phaulasirte von Zufällen, durch die daS Object in ihre Sachen gelaugt sei» später sprach sie sogar den Verdacht an«, daß die D. oder deren Lellegm das Tuch böswillig hinein praklicirt habe, um sic (die B.) in den Verdacht dcs Diebstahls zu bringen. Frau D. Halle Anzeige über den Vorfall erstattet und io wurde denn die B. am 21. April vom hiesigen königlichen Schöffengericht zu obengenannter Straft ver- uriheilt. Im Gefühle ihrer Unschuld hatte sie dagegen Berninag eingelegt und bat i» der diesbezüglichen Verhandlung um Freijvrechung, dri» konnte daS königliche Landgericht jedoch nicht entsprechen, denn noch den Ergebnissen der BeweiSaujnahme stand fest, daß die An- geklagte den Diebstahl wirklich begangen hat. Demgemäß wurde das eingelegte Rechtsmittel unter voller Bestätigung dcs erstinstanz lichen Erkenntnisses verworfen und die Angeklagte in die Kostc» verurlheilt. Oeffenlliche Versammlung der Maurer vo» Leipzig und Umgegend. * Leipzig, 29. Juni. Die gestern Abend im Saale des „Bellevue" einberusene Maurerversammlung war nach Angabe des Vertrauensmannes Herrn Zrmmermaua von 900 Personen besucht. Der Genannte stellte von der Tribüne auS an den Berichterstatter ausdrücklich daS Verlangen, diese Zahl zu neunen. Thatsächlich waren etwa gegen 500 Personen zugegen, wie die seilen« der de- hördlichen Organe vorgcnommeiie Zählung ergeben halte. Medr sollen überhaupt dcs beschränkten Raumes wegen und um Un fälle zu verhüten aus Anordnung der Behörde nicht in den Saal gelassen werden. Der erste Punct der Tagesordnung betras die Verhandlungen deS 5. deutschen Maurercongresses, welcher in den Tagen vom 22. bi« mit 25. Mai l. I. in Kassel abgehallen wurde. Hierüber berichtete der von Leipzig entsendete Delegirte Herr Zscherpe. Derselbe konnte sich kurz soffen, da da« Protokoll der Kasseler Verhandlungen in Brochureuform mit 84 Druckseite» vorkag. Den Schwerpunkt der Cougreßverhandlirngeii bildete die Besprechung de» zwischen der in Hamburg ihren Sitz habenden Agitation-coin- Mission und der in Berlin unter Leitung de» Herrn Keßler ent standenen Gegenagiiation. Der Streit zwischen beiden wird mit einer außerordentlichen Heftigkeit geführt und zeichnet sich durch drastische Bezeichnungen, mit denen man sich gegenseitig beehrt, ans. So schreibt beispielsweise Herr Keßler unter Anderm: „Ter ver- logene Paul, der Schnorrer Eckstein und die ganze andere Bande". Herr Zscherpe empfahl mit großer Wärme das Festhalten an der Agitation-commission als der obersten Behörde, welche die E n- leitung eine« Streiks zu bestimmen und zu prüfen hade, ob ein solcher nolhwendig sei oder nicht. Gleichzeitig empfahl der Redner an Strlle de- behördlich am Weitererscheinen verhinderlen „Neuen Bailhandwcrker" dos unter dem Titel „Der Grundstein" »en er- scheinende Fachorgan. Die Versammlung erklärte sich durch die Annahme enter Resolution mit dem Berichte der Delcgirten und mit dessen Vorschläge» einverstanden. Der zweite Punct der Tagesordnung behandelte die Lohnsrage. Hierzu tbeilte der Vertrauensmann nick, daß von den 300 zum Zwecke der Feststellung de« Lohn sätze« ausgegebenen Fragebogen nur 150 wceder eiugegangcn sind. Nach der Zusammenstellung derselben beträgt der TurchschncktS- lohn der Maurer in Leipzig 41 b:S 43 erreicht mithin nicht den gciorderteii Minimalsatz von 45 Der Redner «nd die Herren Zscherpe und Zießmer wiesen im Anschluß hieran aus den gegenwärtigen Stand de- Bauhanlnvcrks hi», »ach welchem eS zur Zeit nicht tlstinlich erscheint, die Forderung durch Einstellung der Arbe-r zu erzwinge». Schars getadelt wurde hierbei dir mofieuhafte Eiusührang der fremde» Arbeiter, die jetzt in Leipzig die Straßen überfüllen. Die Versammlung »ahm zum Schluß eine Resolntioa
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