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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880630
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-30
- Monat1888-06
- Jahr1888
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1888
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Liste Geilage M Leipziger Tageblatt and Anzeiger. 182. Sonnabend den 30. Juni 1888. 82. Jahrgang. Kopenhagen un- die nordische Ausstellung. Nachdruck verdaten. Mit großer Vorliebe hoben sich in den letzten Jahren die reisclüstenien Blicke der Deutschen nach Norden gewandt. Ob eS die geheimnißvollen Strahlen der Mitternachtssonne sind, welche eine säst magnetische Anziehungskraft aus unS hervvrbringen, oder ob schon der bloße Gedanke an Schnee und EiS auf unsere von der Sommcrglulh entzündeten Sinne eine wohlthatige Wirkung auSübt. wer vermag das mit Be- stimmlheit zu sagen? Thatsache ist, daß der sommerliche Tcuristenschwarm von Jahr zu Jahr stärker nach dem meer- umbrandrlen Norden drängt. Da der Prophet gewöhnlich nichts in seinem Vaterlande gilt, so möchte ich meiner Voraussage, daß in diesem Sommer der Reiseverkehr nach dem Norden einen noch größeren Um fang annchmen wird als seither, weniger die Form einer Behauptung als vie der Bcrmuthung geben. ES könnte nämlich anders kommen und dann würden die „nordischen Brüder" wahrscheinlich mir die Schuld geben, daß der Fremdenverkehr, anstatt wie erwartet, riesengroß, kleiner geworden ist. Und diese Schuld will ich penn doch nicht aus mich laden, weil selbst dem kleinsten Unternehmen Achtung gebührt, welches im Vertrauen auf eigene- Können in» Leben gerufen wird. Dänemark hat bekanntlich in diesem Jahre eine AuS» stellung zu Stande gebracht, welche zu groß angelegt ist, al- daß man sie eine nationale nennen, und welche doch wiederum nicht so groß erscheint, als daß man sie eine Weltausstellung, selbst nur im kleinen Maßstabe, taufen könnte, trotzdem Schweden und Norwegen dem Nachbar, die Großstaaten Deutschland, Rußland, England, Frankreich und Italien dem Kleinstaate sreundschastlichst unter die Arme gegriffen habe». Nun wird es allerdings nicht mehr lange dauern, daß die Angst des reisenden Publicums, unversehens in eine AuS- slellungSfalle zu gerathen, zur Epidemie auSarten und daß dann eben kein Mensch mebr reisen wird. I» diesem Sommer aber mag man noch getrost Gnade vor Recht ergehen lasten, und am wenigsten möge man sich vor einer Reise nach Kopen hagen und dem Norden dadurch zurückschrecken lasten, daß Einem in genannter Stadt die Tortur der Besichtigung einer Ausstellung droht. Du lieber Gott, Dänemark hat seit scchS- zchn Jahren keine Ausstellung veranstaltet und wird eS ganz gewiß so bald nicht wieder tbun, sollte nicht, wider Erwarten, auch bei ihm daS französische Sprichwort Recht behalten, daß der Appetit beim Essen kommt. Dann, aber auch nur dann, könnte sich der Fall ereignen, daß man selbst dem besten Magen nicht allzuviel Zutrauen darf. Für dieöiual — woh bekomm'«! ' Urthcilt man über die nordische Ausstellung in Kopenhagen sozusagen von der Vogelperspektive auS, so kann man mit Recht bcbaupten, baß die Hauptstadt des dänischen JnselrcichS um eine Sehenswürdigkeit reicher geworden ist. Der passionirte AuSsiellungSbesucher — sollte es deren Biele geben? — wird jedenfalls seine Rechnung dort finden. Zu bewundern giebt eS dort so Manches, waS man bei uns gar nicht oder nur in anderer Weise kennt. Die eigenartigen Kunstbegriffe und Anschauungen, denen Dänemark für da- praktische Leben huldigt, kommen naturgemäß zunächst immer in den Er- zeugmsten der Industrie zum Ausdruck, und diese Industrie der drei nordischen Reiche ist auch auf der Kopenhagener Ausstellung vom Scheitel bis zur Sohle vertreten. Man wird mit anderen Worten dort nichts vermissen von Dem, waS überhaupt in der Welt aus industriellem Gebiete geleistet wird. In noch höherem Maße als die Industrie wird in Dänemark daS Kunstgewcrbe betrieben und zwar in vollkommener Weise, dagegen geht die reine, ideale Kunst dort sehr nach Brov Die Malerei vor Allem hat dort nickt den Firniß deS Besonderen, Enzenartigen; sic lehnt sich stark an den Süden, noch starker an den Westen, mit anderen Worten an die deutsche und die französische Schule, und damit begiebt sie sich völlig der Selbstständigkeit, des Anspruches aus eine specisisch nor dische Richtung. Und selbst Diejenigen, welche in den genannten Richtungen Vortreffliches leisten, find am Hellen Tage mit der Laterne zu suchen, sie müßte» Venn, wie zum Beispiel Zahrb mann, durch geniale Absonderlichkeiten glänzen. Eher schon eignet sich die Ha»d und der Sinn deS Nordländers zur AuS siihrung von plastischen Werken, von denen man eine ganze Reihe guter Erzeugnisse auf der Ausstellung vorsindrt. Wer aber im fremden Lande noch Fremdartigeres zu sehen wünscht, als die Ausstellung der nordischen Reiche selbst bietet, der be suche die Abthcilungen der schon weiter oben genannten Groß staaten. Bekanntes übergehend, waS wir schon an anderen Stellen oft genug zu bewundern Gelegenheit hatten, sei hier noch kurz die Rede von Rußland, zunächst von Dem, waS eS in der Jndustriehalle ausgestellt hat. ES geht die Sage, Und so sehr unwahrscheinlich klingt diese Sage nicht, daß daS russische Reich noch nie zuvor im AuSlande eine solche Collectiv- auSstcllung unternommen habe, wie augenblicklich in Kopen hagen. Dieser Reichthum an geschmackvollen Erzeugnissen der GlaS», Porzellan- und Majolikenindustrie spottet jeder Be schreibung. ES befinden sich dort Gegenstände und zwar Ge brauchsgegenstände vor, deren Werth in das Unermeßliche steigt. Natürlich, Väterchen Zar hat eS dazu und kann sich solche kostbare Spielereien schon leisten. Er selbst ist nämlich nicht nur Patron der russischen Abtheilung, sondern auch Aussteller i» Person. Seine Fabriken sind es, welche der gleichen luxuriöse Gebilde fertigen. In Hinsicht aus den Werth und die Kostbarkeit der ausgestellten Gegenstände wird also die kaiserlich russische Abtheilung schwerlich von der eine- anderen GroßstaateS übertrosscn werden. Blickt man die Dinge aber von der praktischen Seite an, und aus den Absatz ihrer Fabrikate muß doch schließlich daS Augenmerk einer jeden industriellen Anstalt gerichtet sein, selbst da« einer kaiserlich russische», so kann man getrost dem Nachbar im Osten seine kalte Pracht gönnen. Es bleibt doch ein erwärmende» und erhebendes Gefühl, sich sagen zu können: bei un» zu Hause sind solche Tinge auch nicht von Pappe — ich wollte sagen auch nicht ohne große Kunstfertigkeit und Geschmack gearbeitet und bei aller Schönheit ist der Preis, den sie kosten, zu er schwingen, sie selbst sind zu verwerthcn. DeS Zaren Beispiel folgte natürlich so mancher private Industrielle, und daher gewinnt man i» Kopenhagen augenblicklich schnell und über sichtlich einen interessanten Ucberblick über DaS, waS Rußland namentlich hervorbringt. Diese Fingerzeige werden dem passionirten Ausstellung»« besuch« aus einige Tage hinaus genügen. So lange nämlich hat er gewiß zu thun, will er nicht von vornherein im Kopse .damisch" werden von Dem. wa» dort zu sehen und zu hören ist. Für den AuSstellungSbummler nun. der wie ein loser Vogel nmhcrflattert und sich nur die appetitlichsten Körnchen heraüs- pickl, sich nur aus den dustendsten Blüthenzweigen wiegt, giebt eS in der Kopenhagener Ausstellung noch ganz andere Genüsse. In dem ungeheuren Terrain, in welchem die mächtige Jndustrie halle mit ihrem iniposanten Kuppelbau gelegen ist, stehen allerlei sonderbare Baulichkeiten, in denen einzelne Abteilungen der Ausstellung untergebracht sind, sofern sie nicht Ausstellung«» gegekstände selbst sind. Stundenlang kann man sich hier im Freien ergehen und immer wieder wird da» Auge an einem neuen, interessanten Gegenstände haften bleibend Von dem prächtigen, russischen Portale, einem wahren Wunder der Holz architektur — es ist das ein kaiserliche- Geschenk de» Zaren Alexander an seinen Schwiegervater, den König Christian von Dänemark, welches später ais Pavillon den Park von Schloß FrederickSborg zieren wird — geht man zur Betrachtung der finnische» Dorskirche mit ihrem bläßlichen Außenbilde über. Man sieht staunend der Handfertigkeit der dänischen Silber arbeiter zu, welche in einem mittelalterlichen Nürnberger Gold» schmiedSyause ihr Wesen treiben, man betritt ehrsurcht-voll da» Modell einer Kirche, welche der Bierbrauer Jacobsen auS massivem Material bat entstehen lassen, oder das mittelalter liche Kastell, dessen Original den Eingang zur berühmtesten dänischen Brauerei Alt-KarlSberg bildet. Man läßt sich, da wir nun einmal beim Biere sind, mit dem Fahrstuhl durch die Niesenflasche der Brauerei Tuborg bis in den Kork hinaus winden, um von dort einen schönen Ucberblick über Ausstellung, Stadt und Hafen zu genießen, oder man betritt die dänische Molkerei mit lebendem Inventar, woselbst reizende Blondinen die unvergleichlich schöne Milch zu einem billigen Preise im wahren Sinne de» Wortes fast verschenken. Man sieht an einer anderen Stelle die eßbaren Bewohner deS Meeres in stattlichen Exemplaren vereinigt und merkt wieder wo anders, an der Größe der Bodenerzeugnisse Dänemarks, daß eS viel leicht mit vielem Anderen, aber keineswegs mit der leiblichen Pflege im Staate Dänemark „faul" auSsiehk. Oder man klimmt die einen Straßenzug überspannende Luftbrücke mit ihren Thürmchen in nordischem Stile empor und sieht von oben herab aus ein weitere-, mächtiges Terrain, wo Torpedoboote und Leuchtthürme sich in natürlicher Größe im Sande tummeln und aus der unübersehbaren Maschinenhalle da» dumpfe Ge töse asthmatisch hustender und pustender eiserner Ungethüme herübcrhallt. Ist man dann noch nicht mit dem Bewundern zu Ende, so kann man da» Versäumte noch in unzähligen kleineren Pavillons nackbolcn, deren Auszählung an dieser Stelle ich zwingender Gründe wegen unterlassen muß. Und ist dann der Abend herangeriickt, wollen sich absolut keine neuen Eß- und Trinkpavillons innerhalb deS AuS stellungSarealS den lüsternen Blicken des stark mitgenom menen Besuchers mehr zeigen, zieht erst die heilige Her- mandad de» Hauses, die sich un« im Dreimaster und mit weißrothen Fangschnüren über dem mit blitzenden Knöpfen besetzten Tnchrocke zeigt, die Leine vor daS Allerheiligste, dann, ja dann öffnet sich un» der Ausstellung zweiter Theil, sozu sagen. DaS weltberühmte Kopenhagener Tivoli nämlich hat sich mit der Ausstellung selbst so eng versckmistert, daß kein Mensch behaupte» kann, daß der oder jener Baum zu Ersterem ober zu Letzterer zählt. Die Vereinigung Beider hat dem ganzen Unternehmen die Krone aufgesetzt. Das Kopenhagener Tivoli! WaS ist über dieses Etablissement nicht schon geschrieben und gefabelt worden! Man braucht nun gerade nicht zu sterben, wenn man da» Tivoli gesehen bat und den Golf von Neapel noch nicht. Im Gegentheil, wer sich nach vollbrachter TageS- last innerhalb der Ausstellung in das Getümmel stürzt, welches daS genannte Etablissement vor unseren verwunderten Augen entstehe» läßt, den ergreift mit einem Male .wonniges Be hagen" an deS Lebens Lust und Freude. Nicht DaS, waS daS Tivoli an Sehenswürdigkeiten bietet, bildet daS Entzücken deS Fremden, sondern wie eS unter den herrlichen Bäumen, in mitten der ungezählten Tausende, die daS Etablissement Abend für Abend füllen, zugeht. Alle Elemente, innig gesellt, wirbeln frohgelaunt und unter heiteren Scherzen aneinander vorüber, sofern sie nicht eine Straße ziehen. Der Arbeiter reibt feinen WerktagSkiltel an dem seinluchenen Rock deS Aristokraten, der gemeine Soldat schlendert in bequemer Haltung neben dem böslichen Vorgesetzten einbcr, und selbst die Mitglieder der königlichen Familie fühlen sich hier frei von den Fesseln der Eliquette; sie sind hier Menschen mit den Menschen. Ja, daS Tivoli bildet eine wunderbare Macht; wenn die ganze Well dem Kopenhagen« Tivoli gliche, wie schnell wäre die sociale Frage gelöst! Und in der Nähe rauscht daS ewige Meer. Einige Schritte auS dem Gewühle der Menschheit, und mau befindet sich in der nächtlichen Stille der Natur, am Gestade, wo die Wogen in leisem Plätschern einander wunderbare Dinge zu erzählen haben. Der Mond wirst seine Silberstrahlen über die weite, unendliche Fläche, vom helleren Horizonte hebt sich der dunkle Rauchstreif eines seewärt» gehenden DampferS ab. AuS der dunklen Stadt mit ihren bizarren Umrissen dringt nur ab und zu ein verlorener To» zu unS hinüber — dort der Mensch und hier die Unendlichkeit. Man glaubt den Schwärmer Hamlet zu verstehen. Alfred Ruhemann. Der kunstgewerbliche Nachlaß Ludwig's II i« der deutsch-nationalen Kunstgewerbe«AuS stellung zu München. II. (D München, 28. Juni. Unendlich langsam, wie sich die Ge> sammtauSstellung completirte, hat sich auch die Ausstellung de- kunst gewerblichen Nachlasse» Ludwig'» II. von Bauern ergänzt. DaS Prachtbett de» KSnig» au» dein Schlosse Linderhos ist jetzt von einem Baldachin überdacht, der wie alle Gegenstände größerer Art eine von Amoretten gehaltene Krone trägt. An den vier Ecken de» prächtigen blauen, mit Goldstickerei überreich gezierten Baldachin- sind Büschel mit weihen Strauhensedern angeknackt. Die seitlichen Lorbänqe tragen nebst reicher Goldstickerei in prächtiger Ornamen- tation Lilie» und Palmen, dir Rückwand zeigt daS bayerische Wappen von Genien geholten in bunter Seidenstickerei, ei» imposanter An blick. Freilich kommen in dem Rieicnsaale der Ausstellung dis de deutenden Dimensionen de- Bette» weniger zur Geltung al» an dem ursprünglichen Bestimmungsort in Linderhof. Die Collection der Sitzmöbel wurde noch durch einen Fauteuil auS dem Arbeitszimmer de- König» in Herrenchiemsee vermehrt, der einen Begriff von der derichwcnderischen Ausstattung dieser Räume giebt. Das Gestell de- Fauteuils ist aus Rosenholz mit aufgesetzten vergoldeten Vronzeverzierungeo, als Ueberzug ist grüner Sammet mit Goldstickerei, t» welcher da» verschlungene Doppel-I- angebracht ist, verwendet. So werthvoll diese Gegenstände auch in», Io giebt diese Sammlung doch nur ein lückeiihasiet Bild der >on König Ludwig angeregten kunstgewerblichen Thätigkeit. So ehlt namentlich eine Reihe von Bronzegegenständen, Schreibzeug, garniturea, Waschservice- rc., uni ein Gleichgewicht in dieser Branche herzustellcu gegen die im nördlichen Mittelsaale eben zur Ans tellung gelangten herrliche» Tafelgeschirre und Prunkaussätze von vergoldetem Silber, welche dem damaligen Prinzen, jetzigen Kaiser Wilhelm zur Hochzeitsseier von den preußischen Städten gewidmet wurden. Auch die dem Nachlaß Kaiser Friedrich'- entstammenden Silbergirandole» »c. bieten eine empfindliche Loncurrenz gegen die einer Zeit doch so pompös ang,'kündigte Ausstellung des kunst gewerblichen Nachlasse« Ludwig's II. Es ist a»z»nehmen, daß man i» berechtigter Rücksicht aus die möglichste Vollständigkeit der Ein richtung der Schlasrüuiiie von einer Entnahme sür die Ausstellung in größerem Maße abjehe» wollte. Anderntheil- darf man wieder glauben, daß von den im Frühjahr von der Vermögensadministration des König- Otto veräußeite» Kunstgegensländen nicht- mehr zu AuSstellungSjweckea leihweise zu erlangen war. Ei» anziehendes Stück würde u. A. daS »ach dem Entwurf deS Prof. Eberlc vom Cijeleur Haarach in vergoldeter Bronze minutiös auSgesührte und Mit feinen Miniaturblldern geschmückt« Modell eine» Rococo- PrachlwagenS gebildet haben, daS „man" an das Museum in Straß bürg verkauft hat. BemerkenSwerth vom inzwischen ausgestellten Zuwachs sind eine Besteckichale und eine Serviettenichalc, beide in Form eine- von Triionen und Nereiden getragenen sog. NesS nach ken Modellen des Bildhauers Weißcnstlls vom Hossilberarbeiier Wollenw-ber au-gesübrt. Dann ist eine Schreibinappc init einem Porzellangemälde (Ludwig XV. empfängt eine Deputation) mit Bionzessstungen, sowie ein Salzgesäß von vergoldetem Silber ausgestellt. Das letztere zeigt außer dem Wappen mit dem Doppel-b, de- Königs dir drei bourbonischen Lilien, der bekannten krankhaften Vorliebe des Monarchen für die drei letzten Ludwige Frankreichs entspringend. Dan» sind zu cr> wähnen zwei große in Zink gegossene versilberte Basen aus Posta, menten, welche der Spiegelgalerie in Chiemsee entnommen sind. Der Entwurf zu diesen mit bewegten Figuren und phantastischen Drachen decorirten Prunkstücke» ist von Brochicr. Auffällig durch flatle Behandlung ist noch eine vergoldete Gruppe kleiner Genien, von denen zwei einen Kranz Hallen und ein dicker, pausbäckiger Genius dazu die Posaune blast. Prosessor Ebcrle Hai die Gruppe in Holz geschnitzt, zum Zweck der Krönung eine« Wagen« oder SwIittenS. Thntiächlich kam diese Gruppe bet dein Einzug der ncuvermählten Prinzessin Gisela (Gemahliu deS Prinzen Leopold) an dem Galawagen zur Verwendung. Diese Gegenstände nebst den wenigen schon besprochenen Objecten bilden die ganze Ausstellung deS kunitgewerdlichc» Nachlasse« König Ludwig's II. Wem sie nicht genügt, der muß nach de» Schlössern des König«, dann zu Lommerziemath Ehni in Stuttgart und ln daS Straßburger Museum wandern. Was die Amerikaner sür schweres Geld weggeschleppt haben, wird kaum niehr öffentlich zu besichtigen sei». Wen» mau sich erinnert, daß gerade König Ludwig II. e« war, der den größten Einfluß aus die Entwickelung und Förderung des bayerischen Kunsthandwcrks genommen hat, io darf man sage», daß es am Platze gewesen wäre, gerade die Ausstellung seine- kunstgewerblichen Nachlasses recht reich zu beschicken. Arthur Achleitner. Vermischtes. ---- Berlin, 28. Juni. Eine schöne Entscheidung des dahingeschicvenen Kaisers Wilhelm l. dürste, »vie die „Preußische Lehrcr-Zeilniig" schreibt, bi» jetzt nur Wenigen bekannt sein: In einer höheren Töchterschule deS Rheinlands berechtigt die Abgang-Prüfung aus der Sclecta gleichzeitig zur Anstellung al- Lehrerin. Als im Jahre 1882 die Prüfung bcvorstand, hielt die Schule eine Vor prüfung ab. in welcher eine junge Dame VaS beste Zeugniß erhielt; aber an dem vorschriftsmäßigen Aller zur wirkliche» Prüfung, deren Termin schon angcsctzt war, fehlten »och drei Tage. Nun wandte sich daS Fräulein um Erlaß dieser kurzen Frist an das Provinzialsctiulcvllegium, leider ohne Erfolg. Ebenso erhielt sie aus eine Eingabe an daS CultuSmiiiisterium einen abschlägigen Bescheid. Da faßte eine ältere Schwester deS FräuleinS den Einschluß, sich unter Darlegung der thal- sächlicde» Verhältnisse direct an den Kaiser zu wenden. Hieraus erfolgte daun die Entscheidung Sr. Majestät» daß auch wegen einer so vorzüglichen Lehrerin das Gesetz keine Aenveruiig erleiden dürfe, daß aber die Prüsung vier Tage später statlzufinde» habe. Dieser echt salomonischen Ent scheidung machte die junge Dame durch ein glänzende- Examen aste Ehre. ---> Berlin. 28. Juni. Der kürzlich au- Pari- hier an- gckoinmenc General Noca machte, begleitet vom argen tinischen Gesandten Herrn Calvo, gestern Nachmittag dem Geiieralselbmarschall Grasen von Mollke einen Besuch. Um 4>/r Uhr wurde General Noca in längerer Audienz vom Reichskanzler Fürsten von Bismarck empfangen. --- Frankenstein, 27. Juni. Zu FollmerSVors hiesigen KreiseS brannte am 25. d., kurz noch 8 Uhr Morgens, eine dem Fabrikbesitzer Gültler in Reichenstcin gehörige Pulver mühle auS. Der Explosion, deren Ursache bis jetzt »och nicht ermitlelt werden konnte, ist leider ei» Menscheulcben zum Opfer gefasten. Der in der Mühle beschäftigte Arbeiter August Hauck auS Follmersdorf, welcher schreckliche Brand wunde» davongetrage» Halle, verschied »ach drei Stunden. Hauck war ein sehr zuverlässiger Arbeiter, dem ei» Verschulden bezüglich der Explosion nicht zur Last gelegt werden kan». Eine Beschädigung der Mauern hat nicht staltgesunde». ---- Kiel, 27. Juni. Vom Kieler Schwurgericht ist gestern ci» Tod esurl heil gefällt, und zwar über den 25jährigen Seemann Johanne« Heinrich Konstantin Dunkclma»», der vor ungefähr Jahresfrist eine Frau Wupper, wohnhaft in der FriedenSstraße i» Kiel, durch zwei Revolverschiisse ermordet und sodann beraubt hat. Wegen Beihilfe wurde die TiscklerS- srau Ehlert zu 4 Jahren S Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust verurlheilt. ---- Bad EmS, 28. Juni. Unsere Badegesellschaft hat in den jüngsten Tagen wieder durch eine Anzahl notabler Gäste Zuwachs erhalte». Darunter befinden sich der bekannte rumänische Fürst Georg Bibcoco, der Fürst Urussoff und die Fürstin Stebcrbakoff auS Rußland, die bekannte Gräfin Orloss-Denissofs. der ruinänische Gesandte am Berliner Hose, Liteano, der ReichstagSabgcordnete 1>r. Bamberger und der General Constantin von Alvenslcben. Nach der heutigen Curliste stellt sich der Besuch unsere« Bades aus 6582 Per sonen: 8863 Curgäste und 2719 Passanten. — An der am 8. Juli hier aus der Lahn stattsindcnven Kaiserregatta werden 13 Rudervereine theilnehmrn. — Herr Eugen Stägemann vom »amburger Thaliatheater trat an den drei letzten Theatcr- benden an unserem Cursaal Theater als Gast unter großem Beifall auf. — Der berühmte Sänger Anton Schott und der ausgezeichnete Pianist I. B Zerlrtt gaben am Sonntag in unserem Cursaale ein sehr besuchtes und äußerst schönes Concert. ----- Vier türkische Prinzessinnen werden demnächst an einem Tage ihre Vermählung feiern. Eine derselben ist die Tochter deS jetzt regierenden Sultan», die drei anderen sind die Töchter deS verstorbenen Abdul Aziz. Die überaus reichen Möbel sür die Konaks der Prinzessinnen sind bereits angeschafsl und man erwartet täglich da- „Jrade", in welchem die Zeit der BcrmählungSfeier sestgestellt wird. ----- Die Quelle de» wirksamsten Mittel- gegen da« Malariafieber, der Chtnarindenbaum, läuft infolge der verwüstenden Art der Rindensammler in manchen Gegenden Südamerika-Gefahr, gänzlich daselbst auSgerottet zu werden. Wenngleich nun neue Cinchonaanlaaen in Ostindien und aus Java reiche Erträgnisse gegeben haben, so hat sich doch der bohr Preis dieses kostbaren Fiebermittel» nicht ermäßigt. Da ist denn von verschiedenen Seiten versucht worden, daS Chinin auf künstlichem Wege darzustellen. Die« soll nun Herrn Maumenü in Paris, dem Präsidenten der Akademie der Wissenschaften, gelungen sein. Derselbe soll ein Präparat hergestellt haben, welches sowohl äußerlich, wie in seinen physikalischen und chemischen Eigenschaften dem au« der China rinde gewonnenen Chinin vollständig gleich sein soll. ---- AuS den unter deutschem Schutz stehenden Gold« scldern in Südwestafrika, die in neuerer Zeit die Auf merksamkeit so aus sich gelenkt haben, ist zu melden, daß der Bergingenieur Scheidtweiler, der seine angeblichen Rechte dort geltend machen will und im Austrage einer privaten kölnischen Miuengrsellschast nach Damaraland gereist ist. daselbst eingetrofscn ist. Derselbe ist bereits Ende April angekommen und war mit Wagen, Pferden, Maaren rc. vollständig ausgerüstet und begab sich sofort nach den Goldfeldern ins Innere. Kurze Zeit daraus traf auch die Expedition de« Herrn von c'ilientbal in Elberfeld, bestehend auS mehreren Bergingenieuren, in Walfischbai mit dem Capdampser ein, welcher auSnabm»- wcise gegen eine Entschädigung von 12000 -F die Walfischbai angesegelt und die Expedition dort abgesetzt haben soll. Auch diese hielt sich nur kurze Zeit dort auf und begab sich eilendS nach den Goldfeldern. Die Beamten deS GoldsyndicatS und der deutschen Colonialgesellschaft für Südwestafrcka end lich trafen Mitte April in Kapstadt ei», während der ReichS- commissar vr. Göring Ende April daselbst anlangte. Die« elben hielten sich in Capstadt so lange aus, al- eS noth- ivcndig war, um ihre Ausrüstung zu vervollständige» und die Anwerbung sür die Schutzlruppe zu machen. Literatur. Chronik der deutsch-nationalen Kunftgewerde-Au-ftelttn« in München. 1888. Heft I. HerouSgcgeben von I)r. Paul von Salvisberg. München. Verlag der akademischen Monats hefte. Druck des literarischen JnstitnS (Buch- und Kunstdruckerei) von I>r. M. Huttler (Conrad Fischer) in München. — DaS Direktorium der Ausstellung bat beschlossen, zur Erinnerung an die diesjährige, sowie im Interesse späterer Ausstellungen eine „AnS- tellungs-Chronik" erscheinen zu lassen, welche, ol- illustrirle« Pracht werk auSgestallet, daS osficlelle Organ der Ausstellungsbehörden bildet. Diese Clironik hat nun mit dem ersten vorliegenden Hefte in würdiger Weise begonnen, die ganze kulturhistorische Tbat der Ausstellung mit Einschluß der mit derselben verbundenen Festlichkeilen in Wort und Bild dem Leser vor die Augen zu sühren. Da- reiche Jllustcatious- material fesselt sowohl stofflich durch da« Dargestelllc, als ganz be- sonders auch durch die hochkünstlcrische DruckauSsührung. wie sie ihm durch die Huttler'sche Buch- und Kunstdruckerei zu Theil wurde. In wie hohein Grade Vorzügliches diese letztere leistet, wird auch Lurch Anderes belegt, so z. B. durch die sür den Generalpäcbter der Ausstelluiigs-Restauranls, I. EbcrSpacber, in hochgeschmackvollem, ornamenlalem Buntdruck ausgcsührle Speisekarte. Das Ganze er weist sich vornehm-schön, ohne Uebcrladung. Vp. » * Unter dem Gesaminttitel ..Die Predigt der Kirche" unter- nimmt eS die rührige Verlagshandlung von Fr. Richter in Leipzig eine Klassikerbibliolhek der christlichen Prediglliteralur herau-zuaeben, welche in sorgiältiger Auswahl die hervorragendsten geistliche» Reden der bedeutendsten Prediger aller Jahrhunderte unter besonderer Be- rücksichiigung ihre» klassischen WertheS und zuni Theil ihrer geschieht- lichen Bedeutung zur Darstellung bringen und in einleitenden Mono- graphien eine kurze Uebersicht über den inneren und äußere» Lebens gang der christlichen Homileten sowie eine Charakteristik ihrer Pre- digtweise in möglichst knapper Fassung darbieten soll. Die Bibliothek ist zunächst aus 50 Bände berechnet, deren jeder, nach Art der Collection Spemann u. A. elegant gebunden, zum Preise von 1 ^l 60 käuflich sein wird. Der Name des Herausgebers, ?. I-io. Leon- hardi, aus dem Felde der homiletische» Literatur längst rühmlichst bekannt, bürgt sür eine tüchtige Leitung de« Unternehmens. Das vor liegende 1. Bändchen bringt auSgewäylte Predigten und Reden de- Lbrysostoinus, jenes hervorragendste» Prediger« des 4. Jahrhundert«, welche meist »eben ihren theologische» noch eine geschichtliche Bedeutung haben. Die Uebersctzung ist fließend und gewandt; die voraustchende Monographie zeichnet sich durch lebendige frische Darstellung au«. Die nächsten Hesse werden auSgewählte Predigten von Luther, Claus HarmS und Dräsecke bringen. DaS eigenartige Unternehmen ist namentlich auch den Studirenden der Theologie ausS Wärmste zu empsehlen, da durch dasselbe eine sonst nicht leicht zugängliche und zu umsangrciche Literatur in einer zweckmäßigen Auswahl zu billigstem Preise dargeboten wird. Geistliche werde» daraus eine werthvolle Anregung zum Studium der christlichen Homiletik und sür ihre eigene Predigiarbeit empfangen; auch Nichtgeistlichen ist nunmehr Gelegenheit geboten, sich einen Einblick in die Prcdigtscbätze der christlichen Kirche zu verschaffen. ^ ?. V. Die „Isis", Zeitschrift *ür alle naturwissenschaftlichen Liebhabe reien, herouSgegebe» von vr. Karl Ruß (Magdeburg, Lreutz'sche Verlagsbuchhandlung, R. Sc M. Kretschniann), enthält in Nr. 26: Thierkunde: Beobawtnngen an der Raupe de« WolssmilchSschwärmerS. — DaS Sammeln. Tödten, Präpariren und Ausbewahren der Hymen- opleren oder Aderflügler (Fortsetzung). — Pflanzenkunde: Die empsehleuswerthesten neu eingesührten Pflanzen (Fortsetzung). — Ein naturwissenschastlich'r Ausflug über- EiS von Straljund nach Hiddeniee und zurück (Schluß) — Anleitungen: Meine Aquarien, Terra-Aquanen, Terrarien und ihre Bewohner. — Nachrichten au- den Naturaiistalten: Berlin; Hamburq. — Vereine und Ausstel lungen: Stralsund. — Aus Hau-, Hos, Feld und Wald — Man cherlei. — Briefliche Miliheilungen. — Bücher- und Schristenschau. V ieler --»lei«-»»« »»«tuili«. Wttt»«ena HIvÄUllt«. 8«rroiT»L<mao Ifloudsltoil ln 81r0wpkoi>. Normal-Heinde», l'» Reform-Hemden s» Flanell.Hemden " -AZ!'"— anerkannt »orzügltchen tynalltäten« Lpseis.l-I'adrilr kür Ltrümpks f.». ciiuir Iwlprlß, vlckwwLisvks Strrsso so. I're-l»« KNIlL» Teicot-Anzüge für Anaben. Tricotkleider für Mädchen. Leibbinden, Badehosen. 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