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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880703
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880703
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-03
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.07.1888
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4090 brocken. Bei dem Hinscheiden de« hochseligen Kaiser« Wilhelm schloffen unsere Theater 8 Tage (9. bi« incl. lS März), beim Tobe Kaiser Friedrich'« 4 Tage (15. bi« incl. 18. Juni) ihre Pforten. Der statistische Rückblick nimmt auch Bezug aus da« Carola-Theater, da« seit der letzten Saison gleichfalls der Teilung der Stadttheaterdirection untersteht. In allen drei Theatern, im Neuen, Allen und Carola-Theater, wurde im abgelauseneu Jahre inSgesammt 745 Mal gespielt. Aus daS Neue Theater entfallen 349, aus daS Alte 328 und aus daS Carola-Theater 68 Vorstellungen. Don den 349 Vorstellungen im Neuen Theater waren 344 Abonnement-Vorstellungen; an fünf Abenden war daS Abonnement aufgehoben. In dieser Zahl figurirt die Oper niil 199 Vorstellungen, daS Schauspiel mit 148; an zwei Abcnvcn fanden Concerte statt. Die in> Alten Theater stattgehabten Ausführungen vertheilen sich wie folgt: Nackmittagö-Borstellungen zu er» mäßigten Preisen 36; Classiker-Vorstellungen zu halben Preisen 22, Opern-Dorstellungen 15. Operetten-Vorstellungen 94 Von den im Carola-Theater gegebenen 68 Vorstellungen waren nicht weniger als 35 Ensemblegastspiele auswärtiger Gesellschaften. Waö zunächst die Oper anlangt, so sind in Len 199 Opernvorstellungcn 54 Opern zur Ausführung ge kommen. Fast die Hälfte aller Opernahende entfiel auf die großen deutsche» Tonsetzer Wagner, Weber. Beethoven. Mozart. Richard Wagner nimmt den Löwenantheil für sich in Anspruch; an 48 Abenden kamen seine Werke zur Auf- siihruuq. Weber folgt mit 25, Beethoven mit 7, Mozart mit 10 Abenden. Die Oper brachte fünf Novitäten: „Loreley" von Max Bruch; ..Der Varbier von Bagdad" von Peter Cornelius; „Der deutsche Michel" von Ab. Mohr; „Aus hoben Befehl" von C. Neinccke; „Die drei Pintoü" von C- M. von Weber. Neu einstudirt wurden: „Der Postillon von Lonjumeau", „Der Nordstern". „Der Wild schütz", „Die Maccabäer", „Iesfonda", „Mignon", „Ferdinand Correz". Nach der Zahl der Aufführungen steht Weber'S „Die drei PintoS" mit 15 Vorstellungen obenan; dann folgten Ärnck'S „Loreley" und Ncßlcr'S Trompeter" mit je 9, „Nordstern" und „Mignon" mit je 8. „Fidclio" mit 7 Loc- iicUungen. WaS die Werke Richard Wagner'S anlangt, so sind „TannbLufer". „Lohengrin" und „Rheingolb" je Onial, der „Fliegende Holländer", „Walküre" und „Götterdämme rung" je 5mal, „Siegfried" und „Tristan und Isolde" je 4mal und „Die Meistersinger" 3mal gegeben worden. DaS Schauspiel (incl. Lustspiele und Operetten) brockte in beiden Stabttheatern und im Carola-Theater inSgesammt 172 verschiedene Stücke; davon entfielen 52 Abende auf die Classiker (Shakespeare 20, Sckillcr 15, Goethe 11. Lesung 4, Grillparzer I, Moliöre 1). Die Liste der uu Berichtsjahre zur Ausführung gekommenen Novitäten ist wahrlich k.ine kleine. 9 davon waren Schau- und Trauerspiele (Arlcsierin — Napoleon l. — Die Weisheit Salomo'S — Don Juan (Tirso de Molina) — In unseren vier Wänden — Antoi nette — Cva — Ulrich von Hutten — Heinrich Holk), 12 Lustspiele und Volksslücke (Dreizehnte; Aus glatter Bahn; Ein toller Einsall; Geniale Kinder; Die Amazone; Die berühmte Frau; Unser Tockor; DaS Ende vom Liede; HanS im Glück; Die Z'miderwurz'n; Am Wcttcrstein; Der Bettclbua) und 22 Posse», Zauberniärcheu und Operetten (Der Löwe des TageS; Gebrüder Bock; FaselbanS; VoSco^ Alle Neune; Die kleine Baronin: Mädel mit Geld- Prinzessin Goldhaar; Der lustige Krieg; Der Dukatenprinz; DerMizekade; Die Piraten; Leichte Cavallerie; Die Dreizehn; Die 7 Schwaben; Giroflö- Gircfla; 1-a masootte; I-s coour et la main; Der Viceadmiral; kationce). Die Neueinstudirungen in den genannten Arten de« Schauspiels umfaßten nickt weniger als 44 Stücke. Ueber 20 Ausführungen erlebten folgend« Stücke: Der Mizekado (26), BoSco (22), Ei» toller Einsall (23). Prinzessin Goldbaar (24). Wenn wir zum Schluß noch einen Blick aus die Proben- statistik werfen, so können wir dem Fleiße, der an unseren Stabttheatern waltet, unsere volle Achtung nicht versagen Im verflossenen Jahre sind inSgesammt nahe an vier tausend (3917) Proben abgehalten worden. Sie vcrtheilen sich wie folgt: 143 Generalproben, 474 Theaterproben, 165 Scenenprobe», 97 Lese- und Arrangirproben, 1751 Solo- Proben. 6 Ensemble-Proben, 159 Orchestcrprebcn, 718 Chor- und 404 Tanzprobrn. homöopathische verfahre« «ach speeifisch-eurative» Anzeigen sich derartigen Bestrebungen uoterordne und heilbare Krank- beitsjormen dadurch schneller und sicherer, ohne jedweden Nachlbeil für den Kranken, zum Abschluß brächte. Damit auch Aerzte anderer Richtung diese Methode der Kranken- behandlung kennen lernen sollen, sei diese« Krankenhau» ge gründet worben. Herr vr. Heinigke gelobte sodann, den Principieu der Homöopathie gemäß da» Krankenhau« zu leiten, und gedachte, ebenso wie auch die Vorredner» jener Herren und Damen, welche sich um die Errichtung desselben so verdient gemacht hatten. Hieraus begaben sich die Theilnehmer nach dem Theater-Restaurant und beendeten in dessen oberem Saale durch eine gemeinsame Festtafel die Feier. Lonfirmandenfest und Lrlohnung für treue langjährige Dienstzeit. * Am vergangenen Sonnabend fand da» für die Lonsirinanden und Conttrmandinnen der beiden ersten Llossen der hiesigen 8. Be zirksschule .in dankenSwerther Weise von Slisumgcn. Vereinen, Privaten, sowie den Herren Direktoren und Lehrern unterstützte Schulsest statt.' 1132 Kinder begingen einen für dieselben gewiß in lieber Er innerung bleibende» Festtag theils in den Schulrilumen, theil» in geeigneten Localen der Stadt und Umgegend. Die Prümiirung von Dienstboten für treue langjährige Dienst- »eit war dieses Jahr mit dem Fest der 4. Bezirksschule verbunden. Im großen Saale derselben wurde die Feier 3 Uhr Nachm, mit besang der Schüler eröffnet, hieraus hielt Herr LehrerZschunk e eine entsprechende Ansprache an dieselbe» und Herr Stadtrath Fiedler eine solche an die Di-nstmädcheu. „Nach gewöhnlicher menschlicher Schätzung, führte der Letzlere aus, stehen Sie, wie schon Ihr Name logt, als Dienende in unter- geordneten Verhältnissen, aber gleichwohl hängt von Ihrer Thätig- keit zu einem großen Theil das Wohl i» den Familien ab; Ihnen ist ferner das Hab und Gut anvertrant, in vielen Fällen liegt eia guter Theil der Aussicht und der Pflege der Kinder deS HauieS in Ihren Händen, von Ihrer Sorgsalt und Sewisseahastigkeil hängt namentlich das Wohlbefinden der Familien ab. Von jeder hat man daher ehrliche, treue, zuverlässige Dienstboten hoch in Ehren gehalten, als diese haben Sie sich bewährt, dafür spricht das Zeugniß Ihrer Herrschaften. Wir danken Ihnen sür Ihre treue Bewährung im Dienste und schlagen es besonders hoch an, daß Sie in unserer bewegten Zeit, in welcher so viel über ungetreue Dienstboten geklagt wird, Ihr treues Ausdarrea in den übernom menen Pflichten bewährt haben. DaS Comitö spricht zugl.-ich leine Freude darüber aus, dass rS heute in den Stand gesetzt ist, 50 treue Dienerinnen. darunter mehrere, welche 17 bis 21 Jahre bei einer Herrschaft treu auSgehaltcn haben, mit einem Ehrendiplom und einer kleinen Gabe erlernen zu können. Nehmen Sie dieselbe als ei» Zeichen unserer Anerkennung an und geben Sie auch Ihren Mit- jchwestern im Dienst ein so schönes Vorbild der Treue. Und ihr, l eben Kinder, d,e ihr heute Festgenossen seid, nehmt euch diese Ausgezeichneten zum Muster; welchen Berus ihr ruch auch einmal wählen »löget, eine Anzahl unter euch wird ja auch sein Bros im Dienste Anderer oder doch in Abhängigkeit suchen und finden, suchet in treuer Erlüllung übernommener Pflichten diesen Juiigsraucn nochzustreben, und ihr könnt versichert sein, den schönsten Lohn sür diese Treue werdet ihr nicht nur in äußerer Anerkennung, sondern auch in euch selbst finden. So geht denn an eure Spiele uud srcuci euch derselbe»." Gesang schloß die Festfeier, die ein Zeugniß giebt sür daS Streben in Leipzig, «ine Anregung zu geben zum treuen Dienst. — Der Unterstützung einer Anzahl Leipziger Einwohner ist eS zu danken, daß bisher 1381 Dienstmädchen vom betreffenden Comitö durch Prämien ausgezeichnet werden konnten. Lcs Die Eröffnung homöopathischen Krankenhauses. * Leipzig. 2. Juli Gestern Mittag« 12 Uhr fand in einem der sesliiL gejchinücklcn Parterresäle deS Mittelflügels deS homöopathischen Krankenhauses die feierliche Eröffnung der Anstalt statt. Im gedachten Saale war ein von Herrn Maler Kießling hier angcsertigteS und der Anstalt ge- schenkte» lebensgroßes Oelbild des'Stifter» der Homöopathie aufgestellt. Es hatten fick zu dem festlichen Acte etwa 60 Personen eingcfunden, hiesige und auswärtige homöopathische Aerzte und Apotheker mit ihren Frauen, Teputirle von Homöopath«, scheu Vereinen, sowie sonstige Gönner und Freunde deS Unter nehmens. Tie Festrede hielt Herr Pastor I-ie. vr. tkool. Hartung über den Text: .Ich bin der Herr» dein Arzt." Hierauf sprach Herr vr. weck. Lorbacher über die Entstehungsgeschichte des Krankenhauses und gedachte in herzlichen warme» Worten aller Derer, welche durch finanzielle Unterstützung desselben seine Existenz ermöglicht hatten, namentlich des Herrn BaronS Alphonö von Hoff mann >n London, ferner deS hiesigen Frauen - EomitöS, welches bei der innere» Einrichtung dem Curatorium so wcrkthätig zur Seite gestanden hatte, endlich auch den Schwestern vom Diakonisienhause in Bielefeld, welche die Verwaltung deS Hauses übernommen haben. Hierauf erfolgte von Seiten deS DirectorialmitgliedeS deS homöopathischen ärztlichen Centralvereins, Herrn vr. Windel band aus Berlin, die Einweisung deS Spikal-DirectorS Herrn vr. Heinigke in sein Amt. vr. Windelbanv betonte, daß die Zeiten vorüber seien, in denen daS Publicum im Arzte ein mspirirtes höheres Wesen erblickt und von ihm allerlei Wunder erwartet hätte. Der Arzt, vor Allem der homöo patbische Arzt, stehe auf naturwissenschaftlichem Boden. CS sei deS vielgeschmähten Samuel Haknemann Verdienst, die Grundprincipien sür den Ausbau einer naturgesetzlicken medicinischen Therapie ausgestellt und den Weg zur An Wendung von Arzneistofsen a'm Krankenbette geebnet zu habe», und zwar durch seine aus das methodisch-naturwissenschaftliche Experiment gegründete Arzneimittellehre. Für die Homöo pathie sei das AehnlichkeitSgefctz kein Dogma, sondern ein Wegweiser, der gelegentlich eine» H-üverjucheS mit Arzneien aus daö möglichst spccisischr Mittel hinwicse. Die homöo palhische Behandlung von Kranken sei ein lebcnssähiger Zweig am Stamme der Medici» ebensogut wie andere Heilmethoden, welche letzlere unter gewissen Umständen ebenfalls berechtigt wären und deren Verwendbarkeit im entsprechenden Falle seitens der homöopathischen Aerzte durchaus nicht ausgeschlossen sei. Kein homöopathischer Arzt erkläre seine Methode allüberall sür ausreichend, sondern er mache geeigneten Falles von dem ihm am zweckentsprechendsten erscheinenden Heilverfahren Gebrauch, von der Cbirurgie. Elektrotherapie. Massage, wie auch von einer Behandlung nach specisisch-palliativen Indi cationen. In einem Puncte aber unterscheide sich die Homöo pathie von der allgemein üblichen Behandlnuasweise mit Arzeneicn. Letztere sei bestrebt, jeden KrankheitSproceß, wie er sich in der Reihenfolge seiner Erscheinungen dem Beobachter darböte, symptomatisch-palliativ zu unterdrücken, weil sie, in vollkommenem Widerspruch zu den sonst ausgesprochenen Lehrsätzen, annehme, daß in jedem KrankheitSsallr die Natur hmlbestrcbungen auf Irrwegen befindlich seien» während da» Argentinien nnd Chile als künftige Weizen-Prodncenten von großer vc-cntnng 0. k. Unter allen amerikanischen Staaten, Mit Ausnahme der Vereinigten Staate» von Nordamerika, ist die Argentinische Republik in dem verflossenen letzten Jahrzehnt daS am meisten sortschreikenste Land. DaS N-cjenreich, die Vereinigte» Staaten, erhält ununtcr- brochrn einen Einwandererstrom ouS den nörcstch.-r gelegenen euro päischen Ländern, während Argentinien fortgesetzt enrovainüdr An gehörige der Völker deS mittelländischen Meeres anzieht. Den Hanptthcil bilden Italiener, dann folgen der Reihe nach Spanier, Portugiesen, Franzoien und eine geringe Anzahl Oesterreichcr und Deutsche. Ganz vereinzelt wenden sich Dänen, Schweden, Norweger und Engländer nach Argentinien, um sich ein neues Heim zu gründen. Die Mehrzahl der EüNvanderndcn aller Völker sind tbätige und on überaus schwere Arbeit gewöhnte Angehörige der Landwirthschost und suchen in ihrem gewohnten Envcrbszweige auch in der neuen Heimath ihr Fortkommen, der Mühen nicht achtend, die der noch unbebaute uud zum Theil verwilderte Boden dar- bietct. Eine Reihe Jahre harter und unverdrossener Arbeit gehört dazu, dem Voden reiche und regelrechte Ernten abzuringcn; dann winkt ober auch in 90 unter 100 Fällen ein freudiges sorgenloses Dasein, welches freilich zum Haupttheil erst dem Heranwachsenden Geschleckt zu Gute kam»». Ist cs den Einwanderern jedoch nicht möglich, als Getreide-Erbaner en« Unterkommen zu finden, so wenden sie sich nach den EstanciaS, di- ihren Erwerb säst nur allein in der Viehzucht suchen. Sie treten also eia in die Reihe der Weizen-, Mais-, Lein samen nnd Zucke>-Producenlea oder der Rinder-, Schaj-, Pjcrde-, oder Schweine-Züchtcr. Die Argem,nische Republik umfaßt einen Flächcnraum von 2142 946 qkm mit etwas über 3 500 000 Einwohner», die haupt- jächlich den nördlichen Theil bevölkern und ist zum Weizenaubau viel vorthcilhasicc gelegen als das benachbarte Chile, da die Meeres küste» nach der alt-n Welt sehen, anstatt wie bei dem letzteren Reiche von dem stillen Ocea» umspült werden. Das Land ist meist flach, zusammengesetzt auS Pampas, die aus fruchtbarem Boden bestehe» und auch über hinreichende Bewässerung versügen. Tie Pampas erstrecken sich vom Pilcomano bis zum N o Negro 2200 km weit, bei einer Breite von 370 km, ohne daß sich innerhalb dieser das deutsche Reich an Größe übertreffeuden Fläche ein Hügel erhebt oder ein Stein zu finden ist. Ans diesen Gründen erzieht sich von selbst die leichte Benutzung der Ländereien als Weiden oder große Strecken mit Körnerfrüchten zu besäen. Es ist berechnet, daß 100,000 engl. Quadratmeter bestens geeignet sür den Weizenaubau sind und 290 000000 dl Körner liesein können. Dieser Ertrag aus 64 000 000 Acres vertheilt» würde nur einen solchen von 12 Buih. pro Acre ousmachen (-- 10,45 dl pro Hektar). Ein gut Theil deS Landes liefert aber mit Leichtigkeit höher« Erträge und zwar bei dcm jetzt bebauten 14 bis 16 Bush. Tie argentinische Republik ist also ein leistungS- sähiger Staat, um Europa nachhaltig mit Weizen versehen zu können, wen» in kommenden und absehbaren Tagen Amerika einerseits und Ostindien andererseits nichts oder wenig von dieser Frucht auSzusüdren haben, da sie kaum die rasch wachsende Bevölke rung hinreichend mit Weizen versehen können! Argentinien exportirte von dieser Frucht im Jahre 1882 116220 Bush., im Jahre 1883 2 701 360 Bush.» im Jahre 1884 4 110 900 Buih.. im Jahre 1887 16060000 Buih., und ist eS nicht sehr na wahrscheinlich, daß in der Decad« 1890—1900 sich die zuletzt an gejüvrte Ziffer zum mindesten in mehr als das Dopvelte von Metercenlncrn verwandelt. 1878 wurden 2000 Faß Mehl aus gcjübrt, 1887 dagegen 200000; die MoisauSsuhr stieg in derjelben Zeit von 600000 Buih. aus 12000000 Bush. Vo» 1886 z» 1837 der Werth des ousgesübrten Weizens stieg von 1 510 0») Doll, auf 9 514 000; der deS Mais von 4 663000 Doll, aus 7 229 000! Tan» wird sich in Marktberichten das Interesse um den Ausfall der argentini schen Weizenernte ebenso ausprägcn, wie heute in denen der Bcr- einigtcn Staaten Nordamerikas; um so mehr, da die Argentnier selbst sehr unternehmungslustig »nd das olle Europa reichliche Eapi- talie» für Eisenbahnbauten liefert» somit landwirthsckastliche und industrielle Unternehmungen äußerst wirksam untrrftützl werden. Die schnelle Erweiterung des Eiieubabnnetzes erleichtert ungemein die Bildung neuer Ansiedelungen oder Colonie», die raich von neuen Europamüden besetz», vergrößert und zum Aujblüken gebracht werden. Biele der Neuankommenden suchen sich o» der Stelle eine Existenz zu gründen, wo sie landete» und ist deöbalb Buenos-Anres (v. b. „guie Lüste") die bevölkertste Stadt deS Südens Amerikas g,worden und wird jetzt nähr an 490000 Einwohner zählen, die vorwiegend sich ans Europäern zusammensetzen. Die europäische Einwanderung steig« beständig, man möchte sagen zusehrnds. Im November 1887 landeten 51 Dampfschiffe mit 16086 Einwanderer, gegen 10 739 in 35 Dampsern des November 1886. Unter den 16 086 Landraden kcsanden sich allein 2648 Spanier und 1062 Franzosen. Während der ersten 11 Monate des Jahres 1887 sind »ach „Tiario de Barce lona" 97 631 Einwanderer «»gekommen. Im Deeember 186? lau- drtcu dagegen allein 19 870. Die Spekulation mit Liegenschaften in Vuenot-Ayre« und seiner Umgebung steigert sich in «inrr ganz bedenklichen Weise, desgleichen auch in der Haienstadt Rosario. Liegenschaften, welche vor 18 Mo naten gekauft wurden, sind jetzt nur »m rincn sieben bis acht Mal höheren Preis zu erhallen. Dieser bedenklichen Spekulation wird beste Nahrung zugesührt. durch daS Ausgcben vo» Hunderten von Millionen Papiergeld in Gestalt von „oeeiula» kipacecarinn". Tie Schienengleiie haben eine Länge von 8290 km, wählend gegen 1450 km im Bau begriffen oder doch dies,« Jahr in Angriff ge nommen werden sollen. Was aber der Argentinischen Republik eine gute Zukunft als Weizen- und Maisbauende« Land sichert, sind die zahlreichen schiffbaren Flüsse, welche sich wcit bis ins Innere deS Landes erstrecken. Die Bersrachlung nach Europa, dem Taplande und anderen britischen Colouirn bietet sich keine Schwierigkeit dar und mit Sicherheit läßt sich ein bedeutender Exporthandel vorauSsthen. Dann liegen noch günstig Uiuguay und Süs-Vrasilien. Wird ober erst der Weizenanbau in ausgedehntem Maßstabe betricben, so muß n. A. auch die Mühlen-Iodustrir an Wichtigkeit gewinnen und um den Mahlloh» im Lande zu behalten, die Mehlaussubr erheblich steigen. — Dann ist auch da» letzte Stündlein des Abflusses vom ungarischem Mehl nach Argentinien gekommen! —. Ei ist immerhin seltiai», daß Brasilien, eia Reich, daS an Fläche,>rauni Europa gleichkommt, und auch Eolumbio. (nördlich von Brasilien), beide Käufer von Weizen sind und zwar hauptsächlich in Form von Mehl. Sie kausea solches von Europa, namentlich von Ungarn, jährlich in nahezu '/, Millionen Sack und vou den Bereinigten Staaten Nordamerikas dir gleicht Menge, wezu von diesem noch 300 - 450 Millionen Hektoliter Weizen treten. ES tft immerhin befremdlich, daß beide Länder, Brasilien und Columbia, den Weizen »ich! von ihren benachbarten Ländern Chile und Argen tinien, die AvsiuhrILiider in diesem Artikel sind, bezirken; ist doch Chile das älteste Weizeabauende Land Südamerikas. Es hat einen Gesammi-Flächeuinhhalt vou 537,190 km uud 3'/« Mist. Einwohner, eS kommen somit nur 6—7 solche auf den Kilometer (im eigentlichen Chile). Seit 75 Jahren ist Weizen einer der Haupt-Artikel gewesen, der mit Bortheil zu produciren war uud als vor 40 Jahren Gold in Califoruieo entdeckt wurde, war daS Dampsinühlenmehl ouS Chile zuerst in de» Goldminen und Wäschereien verbraucht, welches auch bis 1854 seine Utber- legenheit in Calisoruien behauptete. Von diesem Jahre ab ging die Einfuhr des chilenischen Mehle- zurück, in Folge des Bauer der ersten Dampsmühl«, der bald weitere folgten und Ealisornien znm intensiven Weizenanbau ermunterten. Chile wurde während der 8 Jahre von 1849—1857 reich durch seinen Handel nach Calisoruien in Mehl, Gerste, Bohnen und ge- trockneicn Pfirsichen, die von Valparaiso nach San Francisco ver schifft wurden. Der Sack Medl von 200 spanischen Pjniidea brachte om Dock zu San Francisco 20 Doll., die andern angeführten Art kel im Berhältniß weniger. Nachdem durch den vermehrten W-izcn- anbau und die Eichung von Dampsniühleu in Ealisornien der so lohnende chilenische Handel unterbunden wurde, war danu Australien, wo 1653 Gold entdeckt, eine Goldgrube sür die Weizenproducenten und Müller Chiles, die last ebenso lohnte, als der in Ealisornien eingebüßte Markt. Spä:cr noch wurde chileniichcS Weizenmehl nach dem Caplaude, Peru, Ecuador, de» La Plaka - S anten . Brasilien und sogar nach den Küsten deS Slillcn Oceans und Central-Amerila verlch fft. Der Chilenische Weizen siebt in Güie dem gute» Caliso.n-er nicht nach und muß es deSbolb Wunder nehmen, daß Chile nicht «in so be- keuiung-volles Land hinsichtlich deS WcizenanbaucS in de» 80 Jahren geworden ist als Ealisornien. Jetzt findet der Ckiliweizen haupt sächlich seine» Weg nach den europäiichen Häfen, wo er schlanlen Absatz findet, injolgc seiner guten Backjähigkeit und Unvermiscbthcit fremder Körper, wie zu seinem Nachlheile der ostindische Weizen auizeigt. Tie LcistiingSsähigkeit Chile- in der Weizen-Production ist eine sehr sie gerungssähige und wird in künftigen Tagen, wenn l»e Preise aus dcm Weltmärkte nicht soweit fallen sollten» um die Frachtkosten von Valparaiso nach Liverpool, Glasgow, London, Amsterdam und Hamburg ouSzudalten, einer raschen Entwickelung entgegrnsehen. Tas zeigen die Ausfuhrziffern der letzten Jahre. Chile führte an Weizen aus in Bushel»: 1878: 340000, 1880: 3343000, 1882 : 2249000, 1884 : 2216000, 1886: 3 176000 und 1887 : 4118000. Seit 1884 hat sich die AuSjuhr nahezu verdoppelt! Dann liegt aber auch in Chiles Vergangenheit gewissermaßen eine Gewähr, daß sich die Landwirthschast uno Industrie in ruhiger Weise iNiwickeln und ausbreilen kann, da cs daS einzige spanüch-amenka nische Land ist, welcher die so verheerenden und r-gelmäßig wieder- kehrenden Rcoolutiru u nicht kennt! versammelte» sich dl« Mitglieder i, der Turnhalle i» der Schreber« straß; und programmgemäß setzte sich die stattliche Schaar um 2 Uhr in Bewegung «ad zog unter Musikbegleitung dem »cucu Schützen. Hause zu. Tie übliche Eröffnungsansprache hielt diesmal H.rr Franz Schneider, der zunächst aus den Zweck der Turnfeste hinwics. Durch dieselben soll nach außen hin Zeugniß abgelegt werden, wie dured d-e turnerische Hebung der Körper anstrajl und Gewandtheit gewinnt nnd zu gleich den Mulh des jungen Mannes stählt. Herr Schneider betonte ferner, daß die wohlthängeu Folgen des Turnen» nicht nur dem Einzelnen, sondern der gl oben Gesommkheit zum Nutze» gereichen. Mit einem dreifachen Hoch aus di« Turner«, die >o viel Segen unter dem Volk verbreitet, uud aus da« Blühen »ud Gedeihen der- selben schloß der Herr Redner seine mit lebhaftem Bestall oui- geuommlue Ansprache. Aus der neben drm Park gelegrurn Wiese begann hie raus der Wettkamps der Turner. Trotz de« unsicheren Wetter« hatte sich ein zahlreiche» Zuschauerpublirnm eingesundeu, da« mit dem lebhaftesten Interesse die Uebungen beobachtete und hervorragende Leistungen mit Beifallsbezeigungen bedachte. Wenn nun auch bei Beginn der Uebungen der Himmel noch einige Mal« kleine Anfeuchtungen sendete, so besserte sich das Wetler im weiteren Verlaufe de» Nachmittag« doch fo, daß da« Turnen sowohl, wie die übrigen Feftlichkeitro ohne weitere Störung von oben in brr vorgejehraeu Weise zur Ausführung gelange» konnten. Die Uebungen bestanden sür die Elaste der Erwachsene« tu: 1) Hinderniß. Hochspriagen. Hierbei war eine '/. Meier breite markirte Mauer, die gleichzeitig zum Höherstellen eingerichtet war, zu überipriagen. Herr Losch ke vom Leipziger Turnverein siegte dierbei mit einer Sprunghöhe von 1,60 m bei 2,30 w Sprungweite Als Zweitbester erreichte bei gleicher Sprungweite Herr Rothe vom Leipziger Turnverein die Höhe von 1.55 w. 2) Hantelstemmen uagleickarmig, >n jeder Hand 20 Kilogramm. Herr Schindler vom Leipziger Turnverein siegte hierbei, indem er die Hantel 59 Mal stemmte, der Zweiibeste, Herr Houck, vom Turn verein Plagwitz, stemmte dieselben 54 Mal. 3) Wettlous zu Paaren, wobei zwei Lauser einen dritten Genosse» aus ihren zusanimen- gefaßten Häuden trugen. Die Herren Hauck, Plagwitzer Turnverein, und Richter» Leipziger Turnverein, als Läufer mit Wo Uring. Turnverein Anger-Trottendors. al« Getragenem gingen als Sieger bei dieser Hebung dervor. 4) Ringe», bei welchem in der ersten Gruppe Herr Hauck-Plagwitz den Sieg errang und Herr Richter- Leipziger Turnverein der Zweitbeste blieb. In der zweiten Gruppe biied Herr Bollerhafs Sieger, Zweitbester wurde Herr Böse, Beide Mitglieder des Leipziger Turnvereins. Für die Jugendklasse waren ebenfalls vier Uebungen Vorgeiehen und zwar Hochweitipringea Rohr mit 1.40 m Höhe und 1,40 w Weile siegte. Beim Stab- Ichieben blieb Arthur Klaubnitz gegen Kirmse als Zweitbesten Sieger. Beim Wetthüvsen mit gefesselten Füßen erwarb Demmler den PieiS, und beim Ringen wurden in der erstca Gruppe Sitte gegen Demmler und in der zweiten Riehl gegen Kirmse Sieger. An den Uebungen der Jugeadclasse durften nur Bcrrin«- miiglieder theiluehmea. Die Berlheilung der Preise, welche für die Elaste der Er- wachsenea in den üblichen Eichenkränzen, sür die Zweitbesten nnd sür die Sieger der Jugendklasse m Prachtwcrken, die von Herrn Otto Spamer gestiftet worden waren, und in allerlei nützlichen Gegenständen bestanden, wurde von Herrn O. Fa der neu. vor- gcnommen, der hierbei eine kernige, von warmer patriotischer Ve-ikisterung getragene Ansprache hielt, die mit eiuem dreisache» Hoch oui die Sieger und die deutiche Turnerei schloß und so zündend wirkte, daß sie oftmals durch stürmische» Bestall der Zuhörer unterbrochen wurde. Zu erwähnen bleibt noch, daß währeud deS Pretsturuen» Herr StabSlrompetrr Linke mit drm Trompetercorps des königl. sächsische» 1. lttanenreg-ments Nr. 17 coucertirte uud hierbei eiu recht hübsch gewähltes Programm von Werken unserer beliebteste» Eompoaistea zur AuSfuhrung brachte. Die trefflichen Leistangeu fanden die un- getdeilte Anerkennung der Festgeaossen. Zum Schluß fand in dem bedeutend und sehr zweckmäßig vergrößerleu Tanzjalon der übliche Ball unter außerordentlich zahlreicher Betheiligung statt, bei welchem die Turner auch aus diesem Gebiet riu hohe- Maß von Gewandt heit und Ausdauer an den Tag legten. Turnfahrt des Allgemeinen Turn-Vereins nach Rötha. * Leipzig, 2. Juli. Die Turnfahrt am gestrigen Sonntage hat doch nicht ganz den Erwartungen entsprochen, welche man in sie gesetzt hatte, denn schon die Witterung trug erheblich dazu bei, daß die Theilnahme weniger stark mar, ebenso wie durch sie die Festfreude erheblich hcrabgestimmt wurde. Der Extrazug, welcher Nachmittag */,2 Uhr vom Bayerischen Bahnhof abginq, war mit etwa 500—NXlZPersonen besetzt. Nach halbstnnd ger Fahrt langte er »i Böhlen an und nun begann die Fußtour nach Rötha. Leider öffnete gerade während dieses Marsches der Himmel seine Schlcußcn und rhaten die ausaesahrenen morastigen Wege noch das Ihrige, um die Fußtour nach Nörha nicht» weniger als angenehm erscheinen zu lassen. Beionders die Damen, welche iehr zahlreich erschienen waren, hatten durch die W>tterungSverbält»isse viel zu leiden. Bisher war es in bunter Reihe gegangen, doch als daS Musikcorp» und die ersten Trupps an der Brücke, dicht vor der Stadt angelangt waren, wurde einigermaßen Stellung genommen, Tritt gefaßt und hinein ging'« »um Städtchen. Allerdings war man überrascht; denn waS doch sonst wohl jede Stadt gethan haben würde, fehlte in Rötha, nämlich die Flaggen und theilnohmlos sahen die Röthaer dem Einmaricv zu. Endlich war der Zug im SchützcnbauS angelangt, und nun wurden die Plätze in dcm ziemlich geräumigen Tanziaal förmlich ge stürmt, de n es regnete draußen noch immer gewaltig. Die Musik cavelle placirte sich alsdann eus der Galerie und stellte durch ihre lustigen Wciicn den Frohsinn wieder her. Gegen 4 Uhr, als der Regen ansgchört Halle, begann der Ausmarsch zu den Freiübungen, welch- Herr Turnlehrer Erbes mit der gewohnten Umsicht und Prä cision zur allgemeinen Zufriedenheit leitete. An diesen betheiligren sich etwa 150 Mann und führten die ziemlich schwierigen und durch logische Folge ausgezeichneten Uebungen bis aus unbedeutende Schwankungen cxact auS. Daran schlossen sich die Freiübungen der Damen, an denen die Bctheiligung recht schwach war. Auch diese Uebungen wurden von den Damen sehr gut auSgcsübrt und boten ojt eia recht nnmutbiges Bild. Be sonders muß erwähnt werden, daß, als plötzlich ein starker Regenguß kani, die Dame» in schönster Ordnung vom Festplatzc ablraten und dafür ein donnerndes Bravo ernteten. Aus dem Wettturncn wurde jedoch diesmal N'chtS, denn nach den Freiübungen wurde es definitiv abgesagt und findet nun jedenfalls am nächsten Sonntag auf diesigem Turnplätze statt. Aus die Freiübungen solgte ein obligates Tänzchen und begannen alsdann nach 6 Uhr die Turnspiele der Dame», welche etwa eme Stunde in Anspruch nahmen. Im Ball wersen erhielten 10 junge Damen Preise, und zwar bestanden selbe in wirklich prachtvolle» Roscnbouqnets. welche den Siegerinnen gegen 8 Uhr Abends unter allgemeinem Hoch überreicht wurden Bei dieser Gelegenheit flocht Herr Turnrath Linke eine kurze kernige Ansprache ei», in welcher er seiner Freude über die trotz deS schlechten Wetter- zoblreiche Betbeiligung am Feste und die frohe Stimmung der Festlheilnehmer Ausdruck gab. Taraus solgte noch ein fideler Ball, und gegen */,9 Uhr wurde der Rückweg »ach Böklen ongetreten. Unter den Klängen deS altbekannten Liedes „Muß ich denn, muß ich denn zum Städtlein hinan«" re. marschirte der Zug nach der Bahnstation, und auch dieser Weg ersorberte eine mrncrische Bewährung der Fußgelenke aus der schlüpfrigen arg ans- getretenen Straße, die manchen unterdrückten komischen Fluch zur Folge hatte. Trotz oller solcher kleinen Uebelstände muß zur Eure unserer Turner geiagt werden, daß sie ihre» Humor keinen Augen- blick verloren und in beiterster Stimmung aus dem Bahnhosc anlangten. Dcch bei der Rücksabrt hörte die Gemüthlichkeit fast aus, denn sämmtliche Coupös des Extrazuges waren — nicht erleuchtet» eS herrschte darin eine wahrhaft rgyplijche Finsterniß. Daß es dadurch zu manchen ergötzlichen Verwechselungen und komischen Seinen kam, ist leicht erklärlich. Um "/.II Uhr langte der Zug wieder hier on. Gewiß wird diese Turnsahrt trotz der schon ei wähnten Viißlichcn Witterung allen Theilnehmern eine ongcnehmc Erinnerung bleiben. Geöffnetes Massengrab. * Bei dem jetzt in Angriff genommenen ErgänzungSbaue zur ersten Gasanstalt kegle die Bodenbewegung ein Gräber» selb au- der Völkerschlacht frei, da« Tausende vou Gefalleneu deckte. Sie waren in drei langen tiefen Gruben eingescharrt und es sind bereits sieben Fuder Gebeine gesammelt, nach dem Nordsriedhose gebracht und dort wieder begraben morden. Die Gefallenen wären größtentheil» Russen, und an vielen Schädel» erkannte man deutlich den tatarischen Typ»«. In bellcm Emailglanz leuchtende, tadellose Zahnreihea hatten sich trotz der sünsundsiebzig Jahre, die sie in der Erde lagen, in Menge erhalten. Waffen wurden, außer einem Gewehr, nicht aüsgesunvea, wohl aber Unisormreste, Knöpfe. Fuß bekleidungen und AehnlicheS. Es war am 19. October, am Vormittag, wo die Er stürmung deS nach Norden gelegenen äußeren Halleschen ThcreS, oder GerberthoreS. und der Halleschen Vorstadt hier so gewaltige Opfer an Menschenleben kastele. Zur Berthen- digüng desselben waren General Rcynier mit der Division Durulte und DombrowSky mit seiner polnischen Division be stimmt. Der Punct war von höchster Wichtigkeit für die Franzosen, weil sie nach Wegnahme dieser Vorstadt uicht allein in der Seite und im Rücken bloßgrgcben waren, sondern ihnen auch der einzige Nückziigswkg über die Pleiße uud Elster verlegt werden konnte. Die Oertlichkcit war sllr den Feind außerordeullich vortheilhasl. Zwei günstige Der« theidigungSlinien waren ibm geboten; die erste bildeten die Verschanzungen bei Psaffendors und der Scharfrichterei (nahe der jetzigen Ga-anslalk) und die zweite Löhr'S Garten und die Gcrberwiesen an der Parthe. DaS schwache Eorp« Sacken'S» welche« nie stark gewesen war und noch dazu am Tage vorher sehr gelitten und ebensowohl hohe Osficiere wie viele Soldaten verloren hatte, heute aber kaum auf 10 000 Mann sich belief, sollte den Kampf mit dem so stünstig situirten Feinde aufnchmen. ES begann der Angriff om srühen Morgen, aber ohne Erfolg, ja mit nicht unbedeuten dem Verlust. Da kam gegen 11 Uhr Längeren an. und nun waren die Angriffstruppen allerdings dcm Feinde on Zahl weit überlegen. Dieser entwickelte die unglaublichste Tapfer keit. Tie Regimenter Archangel und Jngermanland vom Corp» Kapczwltsch wurden, wie sie auch'sich anstrengten, zurückgeworfen und verloren viele Osficiere aller Grade nebst vielen Soldaten. Die Truppen vo» Saint Priest hatten gleiches Schicksal. Die Franzosen bewährten auch hier ihre besondere Geschicklichkeit, jedes HauS, jede Mauer, jeden kleinen Aufwurf zu benutzen, und dm Polen thalen eS ihnen in dem heißen Kampfe gleich. Dazu warsen noch drei im G-rberthore postirte Geschütze ihre Kartätschen aus die An» stürmenden. Fast zwei Stunden währte da« Gefecht, ehe der Feind der Uebermacht der verstärkten Colonnen Sacke»'-und Langaron'« weichen mußte. In der Gcrbergasse entwickelte sich, al« der Feind geworfen war, noch ein hitziger Kampf Immer wieder stellte» sich die zurückweichenden Franzosen und fügten den nachdriugenden Siegern noch manchen Schaden zu, bi« sie, aus der Promenade hin, nach dem Ranstädler Thore zogen, um dem RückzugSweg näher zu sein. Gegen 1 Nbr waren die Russen Herren der Halleschen Vorstadl. Wir ungeheuer die Menschenverluste bei deren Erstürmung gewesen sein müssen, beweisen die Tausende von stumme» Zeugen, welche, wie oben gekackt, nach sünsundsiebzig Jahren ihrer Schlummcrstälte entrückt wurden, um den Localbedürs» nisien späterer Generationen Platz zu machen. Leipziger Turnverein. * Leipzig» 2. Juli. Da» unfreundliche Wetter dc» gestrigen TageS, das während der VormittnqSze>t und bis »i die Nachmittags- stunden hinem herrschte, ließ mit seinen starken Regenschauern be fürchten, daß da» Turnfest de» Leipziger Turnvereins gründlich zu Master werden würde. Trotzdem aber heiteren Muthe« Königliches Schwurgericht. I. Litzun«. * Leipzig. 2. Inli. Nach einer Bcgrnßang der Herren Ge schworenen eröffnet« dersPräsident, Herr Landgerichtsbireclor Justizrath v. Bose, die diesjährige dritte Schwurgerich»-Periode mit der Hanplvcrhaudlnng gegen den Knticher Christian Gottlob Moiwald aus Thamincnhaia wegen Meineids. Der im Jahre 1855 ge borene Angeklagte ist bisher noch unbestraft. Er diente ieit mehr «als drei Jahren anj dem Rittergut in Macher» al» Kutscher uiztz
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