Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807030
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880703
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880703
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-03
- Monat1888-07
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.07.1888
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Briugerlohn b Mt., durch die Post bezöge» 6 Lik. Jede einzelne Nuinwe» W Pf Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Ertrabeilaae» (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesvrdetmng 60 Mk. u»lt Poslbesörderuag 70 Mk. Inserate 6grspaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut »ns. Preisverzeichmß. Tabellarischer u. Ziffernsatz »ach höherm Tarn' Uerlamen unter dem RedactionSstrich die 4grspalt. Zeile bOPs-, vor deuFannlirn Nachrichten die Ögespaltenc Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expedition zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenuwornmlo oder durch Post- nachnahmc. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekannlmachung, die Eröffnung deS Dich- und Tchlachthofes der Stadt Leipzig betreffend. Unter Bezugnahme aus unsere in Nr. 168 der „Leipziger Nachrichten" und Nr. 169 deS „Leipziger Tageblattes" am 17. lsd. MlS. abgcdruckle Bekanntmachung vom 15. lso. MlS. bringen wir hierdurch nochmals zur öffentlichen Kenntniß, daß der von oer Stadt Leipzig anS Gemcindcmiltcln erbauie öffentliche Lieh- und SclUachlhos am L2 Juli d. I. n Betrieb gesetzt werden soll. Lon und »ut diesem Tage tritt das in tz. 1 unter d deS OrlSslatnteS vom 16. November 1882. bestätigt unter dem 25. November 1882, die Einführung des Schtacht- zwangeS >» Leipzig betr., vorgesehene Verbot der ferneren Benutzung bestehenden Privatschlächtereien in Kraft und müssen alle in Absatz 2 deS eit. tz 1 ausgeführten Vornahmen — daS Schlachlen fämmtlicher Gattungen von Schlachtvieh ein schließlich der Pferde, jede Verrichtung, welche damit im Zusammenhänge steht, wie da« Abhäutcn, Enthaaren. Aus- wciden deffelben, mit alleiniger Ausnahme deS EnlhäukenS der Kälber, daö Entleeren und Reinigen der Eingeweide — im Bezirke der Stadl Leipzig in dem gedachten öffentlichen Schlachthause erfolgen. Die in tz. 7 unter b. Abs. 2 bestimmte Frist von sechs Monaten für die Anbringung der wegen dieses Verbotes geltend zu machenden Ersatzansprüche läuft vom 17. I. MtS., dem Tage der erstmaligen Veröffentlichung der Bekanntmachung >m AmlSblatte, an. Die Anordnungen in tz. 3 deS OrtS- staluteS, daß alles im Gcmeinvebezirke eingeführle frische Fleisch, welche» nicht im öffentlichen Schlachthause der Stadt Leipzig anSgeschlachtcl ist, einer Untersuchung durch die Tbierärzte bez. Trichjnensckauer zu unterziehen ist, sowie in tz. 5 deS Orls- natutes. daß in öffentlichen, im Eigentbumc und der Ver waltung der Stadt stehenden Flcischverkausshallen frisches Fleisch von Schlachtvieh nur dann seilgebotcn werde» darf, wenn es im öffentlichen Schlachthanse der Stadl Leipzig insgescklachtet ist, sollen von nnd mit dem 1«. Juli dsS. IS. in Kraft treten. Der erste Viehmarkt soll Montag, de» I«. Juli, von 8 Uhr Morgens bis 2 Uhr Nachmittag? abgehalten werden »nd werden Thiere aus dem Viehhofc vom 12. Juli ab argcnommen. Sxemplare derDieh- undSchlachthofSordnung und der Gebührenordnung können zum Preise von 20 bei unserer Tportelcaffe I entnommen werden. Leipzig, am 30. Juni 1898. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Henlschel. Bckaiuilimchuiig. Die Anlieferung und taS Ausstellcn von ca. 306 lsd. m Darriören an den Böschungsoberkanten der Rampen am ,vnße der Kaiserin-Angusta-Slraße und an der Einmündung teS Fahrweges durchs Eoimewitzer Holz in die Zwenkauer Ehaussee soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Nathhaus, 2. Etage, Zimmer Nr. ll, auS und können daselbst cingesehen, resp. gegen Entrichtung -er Gebühren entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Barrieren zu den Rampen" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 7. Juli Nach mittags 5 Uhr einzureichen. Ter Rath behält sich daS Recht vor, sämmtliche Angebote abznlehnen. Leipzig, den 29. Juni 1858. Der Rath der Stadt Leipzig. Ib. 2740. Dr. Georgi. vr. Krippender ff. DiebSalrls-VekanntmaLuilg. Gestohlen wurven laut vier erstatteter Arueiee: 1) Sieben Stück Ltaiiiniactien der Anssig-Tkplttzer Eisen bahn, a Slück über 210 fl. mit den Nummer» 980 1982 2041 2053 16 876 16 877 und 16 873 nebst Talons und je einem Coupon, wwie ca. 35 Stück Aktien der Vuschtehrndrr Eisenbahn, anS einer Wohnung in Nr. 9 am Markt, >» den letzten vier Wochen; 2) eine silberne Anrre-Rcmontoir-Uhr mit Secunde. nebst daran hängender silberner viersträngiger Kette mit silbernem Schieber und Carabinerhake», aus einer Wohnung in der Kleinen Fleischer« gasse 20, in den letzten drei Wochen; 3) eia galvrner Siegelring nnt hellrothem Stein. auS einer Wohnung in Nr. 26 der Fcegestraße, am 17. vor. Mls: 4) ein noch guter dunkelblauer Droschkenkutscher - Mantel mit gelber Litze am Kragen und zwei Reihen gelben KnSvse», von einer Troichke in der Goetbeslraße, am 20. vor. Mls. Abends; 5) ei» Troichkenkutjcher-Rock vo» dunkelblauem Tuch, gewendet, mit gelber Litze, einer Reihe gelben Knövien und dunkelgrauem Futier, aus einem Pscrdestalle in Nr. 10 der Fcegestraße, am 23. vor. Mts. Nachmittags; 6) eine silbcrne Eylindernhr mit Secunde, aus der inneren Seite des Deckels „Otto Xtlbu 1884" eingravirt, mit anhängcnder turzer Rickelkette Mit GeorgSthaler »nd einem Steigbügel, aus einer Werkstatt im Magdeburger Bahnhof, am 24. vor. Mts.; 7) eine goldene Remontoiruhr Mit Zeigern, aui welch n sich je ein Brillant befindet, anhängender goldener großgliedriger Kette mit viereckigem Medaillon mit Herrn- und Damen-Pbotographien, veimulhlich au» einer Wohnung fin Nr. 2 der Sporergassc, vom 30. vor. Mts. bis 1. dis. MtS. Nachts; 3)->» MannSjacket und eine Weste von bellen« Stoff und eine Weste von dunklem Stoff, aus einem Gastlocal in Nr. 43 im Brühl, am 26. vor. MtS. Nachmittag». Clwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder den Ihüier sin» ungesäumt bei uuserer Lriminal- kldtbeilunq zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 2. Juli 1888. Das Polizei««! der Ltadt Leipzig Breischueidrr. vr. D. Vekrannlmachungv Die Stücke 28 und 29 deS diesjährigen ReichS- Gesetzblatteü sind bei uns cingcgcmgen und werben bis zum 24. Juli dss. IS. aus de», Nathhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich aushängeii. Dieselben enthalten: Nr. 1809. Verordnung, betreffend die Nebertragung landes herrlicher 'Befugnisse auf den Statthalter in Eliaß-Lothringen. Dom 20. Juni 1858. Nr. 1810. Bekanntmachung, betr. die SchissSvermessuiigS- ordnung. Vom 20. Juni 1883. Nr. 1811. Verordnung über die Inkraftsetzung deS Gesetzes, betreffend tie Unfall- und Krankenversicherung der in land- und sorstwirthschastlichen Betrieben beschäftigten Personen, vom 5. Mai 1886 für das Fürstentbui» Schwarzburg-Svnterrhauscu. Vom 26. Juni ,888. Leipzig, den 29. Juni 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Krumbiegel. Vtklinntnilichilng. Mit Zustimmung der Stadtverordnete» ist von unS ein OrtSstatut, die Errichtung einer Freibank betreffend, errichtet worden, welches vom Königlichen Ministerium dcö Innern bestätigt worden ist. Wir bringen dieses Statut nachstehend zur bffentlichen Kenntniß. Leipzig, den 2. Juli 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Henlschel. OrtSstatut, die Errichtung einer Freibank betreffend. 8 1- Zu dem Zwecke, mmderwerthigeS aber genießbares Fleisch zu ermäßigten Preisen für Rechnung der Eigenthümer unter obrigkeit licher Aussicht zu verkauseu, wird von der Stadt Leipzig eine Freibank errichtet und verwaltet. 8 2. Der Freibank wird alles dasjenige frische Fleisch von Rindern, Sckweinen. Kälbern, Schasvieb, Ziegen überwiesen, welches von den im Schlocktstose der Stadt Leipzig gcichlachleten Dbieren hc-rülirt, »nd welches aus Grand der tdierärztiicken Untersuchung nach den Nestininilmgen der Vieh- nnd Schlachihossordnung zwar sür genießbar, aber nicht sür bankwürdig erklärt worden ist. 8 3. Der Verkauf solchen Fleisches darf ausschließlich ans der Frei bank und lediglich durch die von, Rothe der Stadt Leipzig an- gestellten Perionen ersolge»; diese Personen haben sich des Verkaufs anderen Fleisches und außerhalb der Freibank zu enthalten. Der Rath bestimmt die Oertlichkeit, wo. und die Zeit, zu welcher der Verkauf staltsindct, und macht solche öffentlich bekannt. 8 4. Herrenlose Thiere, Fleisch- und Eingcweidetheile von genießbarer Beschaffenheit werden von der Vieh« und Schlachlhossdirection zur Berwcrlhung i» der Freibank bestimmt. 8 5. Außer den in 88 2—4 bezeichne««» Thieren und Dhieriheilen, welche in der Freibank venverthet werden muffen, können derselben auch gesunde Thiere von deren Eigenihümern überwiesen werden. 8 6. Fleisch von schwach sinnigen Schweinen kann in vollständig gar- gekochtem Zustande unter Angabe des Fehlers auf der Freibank verlaust werden. 8 7. Für das der Freibank als mindcrwcrtbig überwiesene Fleisch hat der Sanitälstbierarzt je nach dem Nälnwerthe den beim Verknuse ^lässigen Preis sestzustelleu; dieser Lars aber ^ deS Marktpreises .ür bankwnrdiqeS Flciich nickt übersteigen; bei denjenigen Thiere», welche nach 8 5 der Freibank freiwillig überwiesen werde», bleibi dem Eigenthümer die Festsetzung des Preises übc> lassen, dock daci derselbe die durch Anordnung dcS RathcS jeweilig fcstzusetzkndc Grenze nicht überfchreiten. 8 8. Der mit dem Verkauie Veaustragte erhält das Fleisch zugewoge» »nd sind demselben 5 Proc. für Gewichtsverlust beim Auspfunden zurückzurechncn. Aus Eingewcidetheile wird nichts zurückgerechnet. 8 9. Ja der Freibank dürfen von minderwcrthigem Fleische (H 2) Stücke nur bis zu 3 Icx- und nur zum eigenen Gebrauche des Käufers abgegeben werde». 8 io. Der auS dem Verkauie der der Freibank überwiesenen Thiere und Bestandthcile von solchen erzielte Erlös wird nack Abzug der erwachsenen Auslagen und städtischen Gebühre» dem Eigeulhüincr an der Vieh- und SchlacktboiScaffc ausgezahlt. Leipzig, den 9. Juni 1888. I-. 8. Ter Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi, Oberbürgermeister. L. 8. Tie Stadtverordneten. vr. Schill. Hent'chcl. Das Ministerium des Innern hat das vorersichlliche Orlsstaint. die Errichtung einer Freibank beireffend, bestätigt und ist zu dessen Beurkundung gegenwärtige- Dekret unter gewöhnlicher Vollziehung ousgefertigt worden. Dresden, am 30. Juni 1888. Ministers«»» des Innern. I,. 8. v. Nostitz-Wallwitz. Löhr. Mlinlitnmchnng. Die Leuchtkraft des städtische» L'»chlgaseS betrug in der Zeit vom 23. Juni bis ttiit I. Juli IEE8 im Argaud- brcnner bei 2,5 Millimelcr Druck und 150 Litern stündlichem Eonsum dciS 17,7 fache der Leuchtkraft der deutschen Normal kerze von 50 Millimeter Flammenböhe. DaS specifficke Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,431. Leipzig, am 2. Juli 1888. DeS RathS Deputation za den Gasanstalten Vckanntmachung. Nachdem Herr Johann Gustav Grade, Kaufmann. Markt Nr. 1. hier, die aus ihn gesallene Wahl zuni Armen« Pfleger im 2. Districte angenommen hat, ist derselbe am 25. diese- Monats durch Herrn TiftrictS-Dorslcher Gustav Schindler zun. in dieses Amt cingeiviesen worden. Leipzig, am 28. Juni 1888 DaS Armendirectorium. H. Nr. 540. Ludwig-Wolf. ArtuS. t-emeiuiehuktUeds 8it/.uii« vieostrnr, ckvu 3. ckull, ^dcoils tt Okr lm 8aale Uer I. Ittlrxerscdule. Da^ssoräuuiiA: 1) ?roject einer xemeiuschattlieheu Lterdeensss. 2) Zuschrift «les Llellieiunlverbauckv <1er (jeverlivereiiw, 3) Oesucli äes Sallitürsverhaucl» um weiteren tiabatt. 4> XuekteUulix von Oonkrolreuxui^eu. 5) Lesehlukdllwsuup; cker Ortsstranlceneirssevärrts über Ver- lüug-eriMS cke-j c-e^en^äili^en 6ontraets. ür 81exel. vr. Xcubert. Nichtamtlicher Theil. Oie Lage in Frankreich. Verschiedene Ursachen haben zusammengewirkt, ,um in Frankreich allmälig eine neue Lage vorznbereltcn, und unter diesen in der Thronwechsel in Deutschland, durch welchen Kaiser Wilhelm II. zur Regierung gelangt ist, vielleicht die bedeutendste. ES schien eine Zeit lang, als ob eS dem Mi nisteri^n Floqnct gelingen würde, seine Stellung dauernd zu befestigen und den Grad von Einigkeit innerhalb der republi kanischen Partei berzustellen, welcher »othwendig ist, um bessere und der Tauer fähige Zustände in Frankreich anzu- bahnen. Diese Hoffnung war einerscitö durch die Rede TiSza'S im nngarischcn Untcrhause und anderseits durch die Niederlage BonIangcr'S in der Kammer erregt worden. Gvbiet halte einen scheinbaren Erfolg aus dem Gebiet der auswärtigen Politik errungen, man legte seine Rede i» der AuösicllungSangelcgcnhcit als einen Sieg über die Regierung Oestcrrc'ck-UngarnS auö, und Floguet'ö Antwort aus den Antrag Boulangcr'S vom 4. Juni wurde in allen Gemeinden Frankreichs angeschlagen als Beweis dafür, daß Boulauger eine Niederlage als Abgeordneter erlitten habe. An diesem Tage st ind daS Ministerium Floquct auf dem Gipsel seines Ruhme.. von da an ab.r ging cS reißend abwärts mit seiner Herrlichkeit und heute steht eS vor einer Krisis, welche schwer lich wie, er zu seinen Gunsten ausgeglichen werden wird. Es waren von jeher zwei Klippen, welche sür jedes am Ruder befindliche sra.izösische Ministerium große Gefahren brachten: die Verwaltung und die Finanzen. Die Präiectcn sind in Frankreich traditionell verpflichtet, den Antrieben jeder neue» Negierung zu folgen, und deshalb sind Wühlereien bei Len Wahle» a» der Tagesordnung. Die Regierung hat ein naheliegendes Interesse daran, die Wahlen zu ihrem Vor- Ihcil zu leiten, deshalb werden alle Hebel zu diesem Zwecke in Bewegung gesetzt, über welche die Präsccten verfüge». ES ist klar, daß der Eifer der Bürgermeister in Stadt und Land, welche der Regierungspartei den Sieg verschaffen wollen, von der Regierung nicht getadelt werden kann, des halb sucht man auch offenbare Verstöße gegen daS Gesetz zu vertuschen, wenn sie in der Absicht begangen wurden, die Wahlen im Sinne der Negierung zu beeinflussen. Ein solcher Fall kam am 29. Juni im Senat zur Sprache. Wahl fälschungen deS MaireS von Carcasionne waren zur gerichtlichen Entscheidung gekommen, und als der Vcr- urtheille Krankheit vorgab, um sich der gegen ihn erkannten Strafe zu entziehe», schritt daS Gericht gegen ihn mit der gesetzlichen ZwangSmaßregcl ein. Der Juslizminister enthob den pflichttreuen Beamten seiner Stellung, und der Senat »ahm cinslinimig eine Tagesordnung an, in welcher daS Bedauern dcS Hauses über die Absetzung cineü Beamten ausgesprochen wird, der das Gesetz habe aussührc» lassen und der Justiz Achtung verschafft habe. Hier liegt also die Sache so, daß der Minister deS Inner» sich mit dem Justiznünisler unter Billigung der übrigen Minister darüber verständigt, daß im Interesse der Vorschubleistung sür die Erzielung regierungSsrcundlichcr Wahlen Ungesetzlichkeiten unterstützt werden miisscu. Daß darüber Lärm geschlagen ivird, ist weit aussallcnder, als daß der Justizminister so gehandelt hat, wie geschehen. Derartige Dinge gehören zu den täglichen Er scheinungen im öffentlichen Leben Frankreichs und auch anderer Länder; wenn sie aber im Parlament gerügt werden, dann ist die Stellung deS Ministeriums schon erschüttert, denn cö ist ein öffentliches Gehcimniß, daß die Nachfolger die gleichen Praktiken üben werden und müsse», wenn sie sich längere Zeit über Wasser Hallen wollen. DaS radicale Ministerium Floquet war von Anfang an in feindlichem Gegensatz zu den Opportunisten, erst die ge meinsame Gefahr, welche der BoulangismuS schuf, trat versöhnend zwischen die beiden Parteien und brachte ein vorübergehendes Bündniß zn Stande, durch welches Flouguct gehalten wurde. Da- Bünbiiiß ging aber nicht aus einer innere» Nothwendigkeit hervor, sondern war Denen, die eS al'schlcssc», nur durch die Sachlage ausgenölhigt. Nachdem die Ursachen, auS welchen eS entstanden ist, ausgehört haben, einen Druck auszuüben, vollzieht sich die Entwickelung wieder nach Len seit langer Zeit bestehenden Verhältnissen. Die Partei, gegen welche Boulauger seinen Hauptangriff richtete, ist im Begriff, den verlorenen Bode» wieder zu gewinnen, und gleichzeitig mit dem Antrag dcö radicale» Senators Marcou. also eincö Abtrünnigen, ist die Wahl der Budgelcommiision des Abgeordnetenhauses in einem dem Ministerium friedlichen Sinne zu Staube gekommen. Der Finanzminisler Pcylrat empsakt in seinem Budget die bedenkliche Maßregel der Aushebung der Amortisnlioii. um die sür die Ausgaben nöthigcn Miltel in Bereitschaft zu haben, aber dieser AuSwcg auS den finanziellen Schwierig keiten soll ihm verschlossen werden, um daS Ministerium zu Falle zu bringen. Rouvicr, derselbe Mann, welcher im vorigen Jahre die Tickatur Boulangcr'S verhinderte, wird wieder als Vorsitzender deS LudgelauSschnsseS genannt nnd damit die Richtung angcdcutet, in welcher sich der bevorstehende Ministcr- weLset bewegen wird. Die Verschlechterung der Aussichten Boulangcr'S hat ihren Grund in der Unmöglichkeit, uiiler den gegenwärtigen Ver- bältmssen eine kriegerische Politik zu versolgen, und die feind liche Stellungnahme der Opportunisten gegenüber dem Ministerium Flouquet zeigt, daß die politischen Lcidenschaiten jetzt wieder im Kampfe der Parteien gegeneinander zum Aus druck kommen werten. Einigkeit unter den Republikanern ist immer nur bann zu erreiche», wenn äußere Gefahren drohen; sobald die Wahrscheinlichkeit eine» Kriege- abmmmt, gewinnen sofort die inneren Streitigkeiten wieder Kraft. Daher ist auch die gegenwärtig in dcr'Entwicklung begriffene französische Ministerkrisis hauptsächlich auf die Gewißheit zurückzusühren, daß Kaiser Wilhelm II. die Ausrechihaltung dcS Friedens als seine vornehmste Ausgabe erkennt. Die Franzosen habe» daS Bedürsniß nach Aufregung; läßt sich dieses Streben „ach außen ableiten, dann treten die Partei- streitigkeitcn zurück, ist dazu keine Gelegenheit vorhanden, dann entbrennt der gegenseitige Kampf. Boulauger war die Verkörperung deS. RacbcgedankenS, er suchte und sand Anlehnung bei allen Parteien mit Ausnahme der Opportunisten, weit 'alle anderen Parteien unter diesem Zeichen ihre Sonderzweckc zu erreichen hofften. Jetzt hat der Fricdenögcdank; neue Kraft gewonnen, und deshalb ziehen sich die Franzosen von Boulauger zurück. DaS Ministerium Floquet mußte fallen, sobald Bcu- laiiger siegte, aber sein Sturz ist auch unausbleiblich, wenn Boulauger keine Gefahr mehr darstcllt. ES ist der Kreis lauf, welcher jetzt schon seit 17 Jahren in Frankreich seine Bahn beschreibt und Negierung auf Negierung zu Falle bringt. Dieser Kreislauf ist jetzt wieder zu voller Kraft ge langt und wird bald ein neues Ministerium aus den Schilv beben, daS dann nach einige» Monaten wieder einem neuen Platz macht. DaS Ministerium Floquet hat die Regierung weit länger geführt, als bei seinem Eintritt erwartet wurde; jetzt sind aber tie Ursachen in Wegfall gekommen, welche sein Dasein verlängert haben, und deshalb sind seine Tage gezählt. Häufiger Miiiistcrwechsel in Frankreich bedeutet Zersahreuheit der inneren Verhältnisse dcS Landes, und diese verringert die Gefahr eines Angriff» aus eine andere Macht. Aber es gicbr auch eine Grenze nach dieser Richtung und diese wird durch die Verzweiflung gezogen. Hört in Frankreich vie Herrschaft dcS Gesetzes aus und durchbricht die Parteileidenschast alle Schranke», dann ist auch der Friede gefährdet; vorläufig ist dazu keine Aussicht, an Candivaten sür neue Ministerien ist noch kein Mangel eingetrcten. * Leipzig 3. Juli 1888. * Aus daS Beileidschreiben, welches der Präsident dcS preußischen Herrenhauses, Herzog v. Ratibor, im Aufträge deS Herrenhauses an Ihre Majestät die verwitlwele Kaiserin und Königin Augusta gerichtet hatte, ist von Aller- höchslderselbcn »achsolgendeS huldvolle» Telegramm aus Baden am 30. Juni an den Präsidenten ergangen: „Sie haben Mir in gefühlvoller Weise den Anlheil de« Herrenhauses an dem Schmerze ausgesprochen, welcher Mich durch da« Ableben Meines geliebten SohneS, dcS Kaisers Friedrich, erfüllt. Ich bitte Sie, Meinen tiefbewegten Dank für diese Kundgebung ciitgegenzuuehmcii, die, aus der Mitte einer hochstehende» Körperschaft kommend. Mich zu besonders warmem Dank in alter Gesinnung sür die Mitglieder dcS Hohen Hauses verpflichtet. Augusta." * Die am 27. Juni dem Kaiser durch eine Deputation der Berliner Gemeindebehörden im königlichen Schlosse zu Berlin überreichte Beileids- und HuldigungS- adresse hatsotgendeu Wortlaut: „Allerduccklauchtiqster, Großmäcktiqster Kaiser und König, Allcrqnädiqster Kaiser, König und Herr! Euerer Kaiserlichen uud Königlichen Majestät nahen wir unter- thänigst und lies bewegt. Bor vierzehn Wochen stärkte neue Hoff nung unser Herz, als Le. Majestät der nun in Gott rubendc Kaiser in Seiner Huld u»S gestattete, den Ausdruck unserer Trauer um den Heimgegangenen großen Vater persönlich vorzutragen. Jetzi hat Gottes Raihschluß den Sohn zum Vater gerufen; vercint im Leben zu ivellhistvriichem Werk, Beide getragen von des eigenen Volkes heißester Liebe, Beide verehrt von den Fürsten und Völkern des Erdballs, Beide der Welt entrissen, slrahlcu Sie nun in ewigem Nachruhm. Allergnädigster Kaiser! Tief empfinden wir den Schmerz des Sohnes, der Len treuesten Vater verlor, den Vater, dessen unüber troffene Scelenstarke aus dem TvdcSwcge all- Tugenden des Regenten, des Familienhauptes, des Mensche» so leuchten ließ, als sollte der glückliche» Tage Aussaat iu kurzer Spanne Zeit reifen zu reicher unvergänglicher Ernte. Em liebevoller Vater war Kaffer Friedrich auch unserer Stadt. In Trauer versenkt sind ihre Paläste und ihre Hütten. Doch sind wir nicht verwaist. Gottes Gnade hat dem Hause der Hohenzvllern, hat unserer Stadt, dem Baterlabe und der Welt i» Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät den Durchlauchtigsten Erben der Krone, den Erben der Macht, der Tugenden und der Weisheit unserer großen Fürsten gegeben. Das Erbe dcr Treue finde» Euere Kaiserliche und König- liche Majestät i» unseren Herzen. Neu erbauen sich unter dcr Huld unserer Könige die wachjenden Straßenreihen, aber die alte preußische Treue pflanzt sich sort von Haus zu Haus. Sie zu wahren, ist unser heißes Bemühen; sie bewährt zu finden, sei Euerer Kaiser- lichen und Königlichen Majestät in langer, gesegneter Regierung eine erquickende Freude! Gott schütze und iröste Euere Kaiserliche und Königliche Majestät und die Kaiserliche Gemahlin, er lasse die Sonne des Glücks wieder aufgehea über daS Kaiserliche HauS und über das Reich«! Euerer Kaiserliche» und Königlichen Majestät allerunterihänigstc, trcugchoriamste Magistrat und Stadtverordnete zu Berlin, gcz. v. Forckcnbcck. gez. Stryck." * Unter der Uebcrschrist „Kaiser Friedrich und seine Acrztc" schreibt die „Berliner Klinische Wochenschrift": Wir haben es nicht sür richtig erachtet, weder zu Lebzeiten noch über der offenen Grifft Kaiser Fricdrich's Hl. vom ärztlichen Standpnnct ans die Kraiikheiissymptome, Krankhcitsgeschichtc und Behandlung desselben zn d:scutircn »nd mit kritischen und prog- nosiiichen Randgioiien zu versehen, weil sich der so lies beklagens» wcrlhe Fall, wie es scheint, weder srüher noch jetzt von politischem und persönlichem Beiwerk so ivcit trennen läßt, um ohne die ge naueste Kenntniß alles Desjcn, uns aus und hinter der Bühne dieser tragische» Eviiode unserer Geichichie gespielt hat, objektiv beurtbcilt werden zu können. Wir haben unS aus den Abdruck autheniffchcr, uns zugegangcner Erklärungen der behandelnden Aerzte beschränkt und dürie» zu unserer Genugihuung constatiren, daß die deutschen medicinffche» Zeitschriften, abgesehen von einige» kurzen Be merkung'», inscicsammi denselben Standpnnct eingenommen »nd die 'Arena sür den Kamps uni die Diagnose und Behandlung den mehr weniger iiffplrirten Federn der politischen Presse um io eher überlasse» haben, als sie gleich unS nicht gewillt waren, lbrc Informationen über des deutsche» Kronprinzen und späteren Koffers Befinden während dcr längste» Zrit seiner Krankheit auS englischen Zeitungen, allg ,-.uS zweiter Hand mib ohne Gewähr der Richtigkeit z» übcruclin,». llus.icm Bedauern darüber, daß es unS an Bulletins der deulickru Aerzte und damit einem maßgebenden Bilde des Kiankheitsverlaii'rs so lange gefehlt hat, haben wir schon früher Ausdruck gegeben. Man glaubte de» breiten Strom der Oeffentlich- keir dadurch ansziffchli-ße» und man hat ihn nur noch mächtiger und unerquxkhchcr onichwellcn gemacht. Wir siebe» keineswegs auf dem Standpuucte Derer, denen der „englische" Arzt, rben weil er lein Deutjchrr ist» von vornherein nicht genehm war. Di; Wissen-
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