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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880703
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880703
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-03
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.07.1888
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Erste Geilage M Leipziger Tageblatt mb Anzeiger. ^ 185. Dienstag ven 3. Juli 1888. 82. Jahrgang. Socialpolitisches. PapierverarbeitungS - Berussgeuoffenschast (Königreich Sachse»). »Leipzig, 2. Juli. Die Hl. ordentliche Generalversamm lung der Sectio» III der PavierverarbeitungS-BerusS- genoise nschast (Königreich Sachsen) wurde am 28. Juni im Etablissement „Bonorand" unter Vorsitz de» Herrn Commerzien« ratb Meißner (Firnis Meißner L Buch) abgedalten. Der Vorsitzende bewillkommnete die Versammlung, in welcher 2S Firmen mit 164 Stimmen vertreten waren, und verschrltt zum Vortrag eines auSsührlichea GeschästSberichls, inhaltS dessen sich die Zahl der Betrieb« und der versicherung-pflichtigen Personen wie solgt stellt: Betriebe: vecsicherungSpslichtige Personen: ü. am 31. December 1886 237 9 903 l). - 31. . 1886 275 10 372 6. - 31. - 1887 293 10 686 (1. - 1. Juni 1888 Letztere theilea sich in 340 11 701. 211 Handbetriebe und in 123 Motorenbetriebe, in welchen am 1. Juni a. o. iuSgesammt 11701 Personen beschäftigt waren, nämlich 6636 Personen als Handarbeiter und 6066 . . Muschmenarbeiter. Diese 340 Betriebe befinden sich in 63 verschiedenen Orten deS Königreichs Sachsen und zwar in 11 Orten von je über 100 Arbeiter und in 62 - - -unter 100 dergleichen. Hierbei stehen an der Spitze Stadt Leipzig mit. 102 Betrieben und 3884 Arbeitern, Stadt Leipzig einschließlich der Vororte » 11? » « 6784 « Dresden » 62 » » 169l « Chemnitz » 36 » « 767 » Die zur Umlage anrechuungSsähigen Löhne beziffern sich für die Sektion III »iSgesaniml aus 7 o41 676.66 ./il Augemeldet sind im Jahre 1887 144 Unfälle. An Renten wurde» gezahlt vom 1. Oktober 188v t»S 31. December 1886 831,07 .6, im Jahre 1887 3870.12 - Im Jahre 1887 gelangten 7 Berusungen zur Entscheidung des Schiedsgerichts, weiche- in einem Falle den Rentenseststellungs- bejcheid zu Gunsten des Bcrusnngsklägcrs abänderie. Die Seclioasverwallungskostc» betragen pro 1887 3232,39 Zu der vom Rechnungsausichusse geprüften und für richtig be- sund nen Rechnung pro 1887 wurde dem Vorstände Dechargc ertbeilt. zur Deckung der Ausgaben pro 1883 ei» Pauschquantum von 4000 .eil verwilligt, hieraus die auZgeittnedenen Vorstandsmitglieder, die Herien Gustav Fritzjche, küiiigl. Hosbuchbindcc in Leipzig, und Hermann Adler i. Fa. Georg Adler in BnchholZ, einstimmig wiedergewählt, auch behuss Vertretung der Sectio» lil. bei der nächsten Genossenichasis- rrrsaniiiilung 12 Dclegirtc und ebenso viel Stellvertreter ernannt. Rach Erledigung d.r in der Tagesordnung verzcichneleu Gegen- stände beantragte Herr Hermann Gmeiner-Goldbnch dem Vor sitzenden den Tank der Versamniinug sür die mit mannigjncher Milbe verbundene Leitung der Geschäfte auszusprecheu, welchem Antrag von der Versammlung durch Erheben von Len Sitzen zuqestimint wurde. Der Vorsitzende erklärte die Sitzung gegen 1 Uhr Mittags ge- schlossen, hierbei den SeelionSniitglicdern sür das Erscheinen und die Betbciligung im Jnlerrsss der Sache warmen Dank auSsprcchend. Aus dem Vorsteh »den ist ersichtlich, welche große Beoeulung gerade diese Branche sür die Stadt Leipzig und Umgegend hat. Hs Großenhain, 1. Juli. Als die Arbeiter-Krankenversiche rung in Wirksamkeit trat, war Großenhain eine der wenigen Städte, die sür sämmtlichc versicherungspflichtige Personen aller Beruse nur eine einzige gemeinsame Orts-Krankencassc errichtete; und nur ein einziger Äelriebsinhaber machte von dem Rechte Gebrauch, eine eigene Betriebskrankencasse zu errichten. Ai» Orte selbst blieben zwei eingeschriebene Hilsscasse» bestehen, von denen die eine Bau handwerker, die andere der Hauptsache »ach Textilindustriearbcitcr umfaßte. Außer diesen Casse» waren mehrere auswärtige ccntralisirte Hilsscasse» vertreten, die ii» Orte eine zum Theil giüßeie Anzahl Mitglieder zählten, und verblieben daher von de» veisicheriingspflich- »gen Personen gegen 1900 Mitglieder, welche den Bestand der gemein- samen Oris-Krankencasse bildeten. Anfang des Jahres 1866 schiede»aus derselben gegen 200 Mitglieder nus, weil ein zweiter Vetcicl'Sinhaber iür die in seiner Fabrik bejchüsligtc» Arbeiter ebenfalls eine eigene Betriebskrankencasse errichtete. Seil diesem Austritte bat sich die OelSkeankencasse auf einem Bestände von 1800 Mitglieder» und :,i»i Theil darüber, sonach aus normalem Standpnucle bewegt und sind Austritte >n Folge von Kündigung und Uebertritt zu sreic» Hil'scassen, wie dies in den ersten Jahren dr Fall war, in der letzteren Zeit nur seltener vorgckommen. Die Bereinigung sämmt- dg,er Bcrsjcherungspflichtiger zu nur einer gemeiusamen Orts- kcankencasse Hai sich ganz gut bewährt, und ist die Casse in der Lage gewesen, ihre Leistungen, namentlich hinsichtlich der Sterbe- gclder, zu erhöhen. Lachsen. * Chemnitz, I. Juli. Bereits im vorjährigen städtischen Hauöstaltplan war die Summe von 9600 eingestellt für den Zweck der Errichtung eines allgmeinen Fest- Platzes. Tie Herstellung desselben wird nun in Angriff genommen und der Ort dazu konnte kaum bester gewählt werden, als am Eingang des Schloß- und KüchwaldcS in der Richtung gegen Borna zu. Mit Abholzen und Ebnen dcü Piaves sind gegenwärtig zahlreiche Arbeiter beschäftigt und dürste derselbe, wenn nicht früher, so anläßlich des «edan- sesles zunächst Berwendung finden; wünscheilülverth aber wäre cs, wenn man ihn bereits vorher als öffentlichen Epielvlah der Jugend überließe. — Bon beute ab wird sich auf dem Neustädter Markte die Hcigenbeck'sche Singhalesentruppc produciren. — Dieser Tage verunglückte auf dem Haupt bahnhose ein Arbeiter, welcher beim Raugiren zwischen zwei Puffer gerietst, tödtlicb. — An Selbstmorden bez. Selbst mordversuchen ist die letzte Woche wieder besonders reich ge wesen: Au der Oststraße hat sich ein Kaufmann — infolge mißlicher Bcrmögensrustände, wie man sagt — erschossen; in der Bismarckstraße hat sich ein Schuhmacher und m der Äipzigerstraßc ein Hausbesitzer erhängt und ain Friedrichs platze schnitt sich ein Schlosser die Pulsader des linken ArnieS durck, doch dürste der letztere, freilich mit verstümmelter Hand, am Leben erhalten werden können. D. Pirna, 1. Juli. Im Sommerhoflager Pillnitz beschäftigt man sich gegenwärtig mit den letzten Vorberei tungen für die Reise der Majestäten nach dem Norden, wel cher das Königspaar selbst mit besonderer Freude cntgegcn- sieht. Bon dem KöniaEhrislian von Dänemark, wie auch von dem schwedischen Monarchen liegen die herzlichsten Ein ladungen vor und steht dabei zu erwarten, daß sowohl in Kopenhagen wie auch in Stockholm und in der norwegischen GcbirgSwelt an mannigfachen Aufmerksamkeiten und ileber- raschungen kein Mangel sein wird. In der Kopenhagcner Aussteifung sollen u. Ä. vor den Majestäten durch Studenten dänische Volkslieder zum Vortrag gelangen. — Die in der prinzl. Villa zu Hostcrwiy zum Besuch weilende Prin zessin Louise von Schleswig-Holstein, Schwester der Kaiserin Augusta Victoria, intcressirt sich für die land schaftlichen Schönheiten unseres ElbthalS in besonderem Maße. Die vor einigen Tagen mit dem Prinzen Georg und der Prinzessin Mathilde unternommene Partie nach der Säch sischen Schweiz und spceiell nach der Festung Königstcin bereitete dem erlauchten Gaste außerordentliches Vergnügen. Am heutigen Sonntag waren die Majestäten mit den Prinzl. Gecra'schen Herrschaften, sowie der Herzogin von Genua und der schleSwigschen Prinzessin im Lustschloß Pillnitz zur Familientasel vereint. — Zu dem heutigen Schweiz- Besuch stellte Leipzig ein recht stattliches Contingent, da Vormittags in der l t. Stunde ein betreffender Extrazug in Schandau eintras. DaS Wetter war „hatbschierig", wie man hier zu sagen pflegt; trotzdem gestattete sich die touristische Frequenz im Allgemeinen aber doch als eine reckt flotte. — Bedeutenden Zuspruch gab cs auch im Dorfe Wehten an läßlich der Fahnenweihe deS dortige» Militairvercins. Den ergaiigencil Einladungen wurde von allen Seiten bereit willig Folge geleistet. — Die sckvu früher erwähnte Cellu lose-Fabrik zu Heidenau geht nunmehr ihrer Vollendung entgegen. Tic Concurrenz in dieser Branche ist jetzt stetig gewachsen, ungeachtet dieser Thatsacke erlebt man aber dock immer neue ilnteruebinungen. Ter Holzvcrbrauck all dieser Etablissements ist ein'ganz gewaltiger. Wer für Wald- romantik sckwärmt, wird bei dem Studium der bezügtickcn Statistik von einem wirklicken Gruseln erfaßt. Die Äxt hat in der ausgiebigsten Weise zu wütheil, um den in Betracht kommenden Bedarf zu decken. s Plauen, 1. Juli. Jocketa, der beliebte Ausflugsort der Plauenser, wird in allcrnäcksler Zukunft eine veränderte Gestalt annehmen, nicht zum Nacktheit der Gegend. Der neue Besitzer deS am Haltepuncte Jecketa gelegenen Hotels zur Vogtländifchen Schweiz hat sür VaS große Gebäude, wclcbeS hinter und bez. vor dem Hotel liegt und zu diese», gehört, zur Anlegung von Villen bestimmt und einen dies bezügliche» Bauplan festgestellt. Es werden hiernach aus dem Areal etwa 40 Villen erbaut werden, und eS finden die zum Verkaufe ausgeschriebenen Grundstücke Abnehmer, sind doch schon ca. 10 Bauplätze gekauft. — Als der Vater der in Serkowitz vom Blitz er schlagenen Dicnstmagd, der Handarbeiter Kaiser, aus bei» »asten Reichende, g am Donneistag »ach Serkowitz kam, um die Lcickc seiner Tochter abzuholen, hatte er einer beim Guts besitzer Kirchner in Serkowitz dienenden Magd aus Nhänitz die traurige Nachricht zu überbringcn, daß ihre Mutter, Frau Schniidlchen, welche die Tante der erschlagenen Kaiser ist, gleichfalls bei demselben Gewitter in ihrer Wohnung am Fenster sitzend vom Blitzschlag gelödlet worben sei. vermischtes. ----Berlin, l. Juli. Ee. Majestät der Kaiser arbeitete am gestrigen Morgen etwa eine Stunde mit dem Geheime» Regierungs-Natt) von Branbeiislein. Um 1 Uhr erthcille c?e. Majestät der Kaiser einer Deputation der städtischen Behörde» von Potsdam Audienz. Nachmittags stattete Aller- böchslderselbe Ihrer Majestät der Kaiserin - Mutter einen Besuch ab. Heute Vormittag begaben sich die Majestäten genicittschasllich vom Marmor-PalaiS nach der Fricteiiskirche, wo Allerhöchsldieselbe» in stiller Andacht verweilte». Später »ahm Se. Majestät Vorträge und mililairischc Meldungen ent gegen. — Se. Majestät der Kaiser bewilligte gestern den Hosprediger» Lr. Windel und I). Rogge i» Potsdam die von denselben nachgcsuchte Audienz. Da Hosprediger Rogge bercils verreist ist, so wurde von Sr. Majestät der Hosprediger Hr. Windel allein empfange». Hieraus erthcilte ihm auch Ihre Majestät die Kaiserin Audienz. --- Altenburg, 1. Juli. In den gestrigen Abend stunden ertönte wiederum durch das ganze Land Trauer geläute, welches verkündete, daß der kommende Tag ein Feiertag sei. Leider galt die Feier dem letzten große» Tobten, unserem theucrn Kaiser Friedrich. Heute wallten schon lange vor Beginn des Gottesdienstes die Leute zu den Kirchen, um aus dciii Munde ihres Geistlichen eine Gedächtnißrcde für den zu früh Entschlafenen zu hören und seinem Andenken eine Stunde stiller Andacht zu weihen. In allen Orte», wo Militair- oder Kricgcrvcreme bestehen, nahmen dieselben ge- chlosten an der Feier Theil. Die Gotteshäuser waren meist mit Trauersckmnck versehen und die Tbeilnelniicr am Gottes dienste in Traucrkteider gehüllt. Tie Mitglieder der hiesigen tädtischen Behörden versammelten sich aus dein Rathhause und bewegten sich mit dem Oberbürgermeister Obwald an der Spitze, welcher die große goldene Amtskette trug, nach der Kirche, um der Trauerseier bcizuwohncn. AAusThü ringen, 1. Juli. Die Stadtverordneten in Coburg ind in Folge eimS Artikels einer Dresdner illustrirten Zeitschrist (Universum), in welchem Coburg alS eine ungesund: Stadt bezeichnet wird, sehr aufgeregt und habe» den Oberbürgermeister Mulher beaustragt, gegen die Redaktion gedachter Zeitschrist klagbar zu werden. — I» dem Wohnhaus« deS Messerschmieds Anton Bock in H «selb ach bei Steinach im Meininger Oberlande brach gestern früh Feuer aus, welches sofort das ganze HauS i» Flammen sctzle und damit entsetzliches Unglück hcrbessührte. Es wird darüber berichtet: „Herzzerreißende Klagelaute und Hrlse- ruse mußte man anhörcu, ohne rettend eingreisen zu können. Frau Bock und ihre älteste Tochter und den ältesten Sohn zog man als verbrannte Leichen hervor, daS kleinste Kind leble zwar noch, ist aber sehr stark verbrannt. Der Messerschmied Bock, welcher halbnackt wenigstens seine Familie retten wollte, erlitt furchtbare Brandwunden und wurde bereits hoffnungslos nach dem Kranken hause übergesührt. Tie Ziegen und Hühncr sind ebenfalls mit ver brannt". — In Gotha verunglückte vorgestern in einem Brunnen- schachte der Brunnenbauer Langcnhan aus Schwabhausen dadurch, daß ihm in Folge Zerreißens eines SeileS ein schwerer Zober auS beträchtlicher Höhe aus den Kops stürzte und den Schädel zertrüm- mcrle. Derselbe konnte zwar noch lebend ins Krankenhaus gebracht werden, jedoch ist keine Aussicht aus Rettung vorhanden. Der Ver unglückte ist Vater von 10 Kindern. — Ein gleicher bedauerns- werlher Uniall ereignete sich vorgestern inC »mb ach bei Rudolstadt. Dort gcrieth die Ehesrau des Ockonomen TirkiS beim Cinsahren von Heu unter die Räder des Wagens und wurde so unglücklich überfahren, daß der Tod sofort emtrat. Die unglückliche junge Frau war erst seit einem Jahre verheirathct und sah alle Tage ihrer Niederkunft entgegen. ---- Königsberg i Pr., 30. Juni. In der Un iversität, deren Rector der stöchselige Kaiser Friedrich gewesen ist, fand beute eine Trauerseier unter Bcthciligung der Militair- und Eivilbehörven, der Sludcntcnschast und vieler Bürger statt. Die Festrede hielt der Prorector vr. Prutz. -- München, Ende Juni. (8. daher. VereinS- und JubiläumSschießen in München.) Die Vorarbeiten sür daS 8. daher. Vereins- und Judiläumsschießen, welches wegen Ableben» Sr. Maj. deS deutschen Kaisers Friedrich aus die Tage vom 1. mit 8. August verlegt werden mußte, gehen mehr und mehr der Vollendung entgegen und dürste cs sür jeden Schützen und Sckützcnsreuude von Interesse sein, Einiges zu erfahren. DaS Unternehme» glaubt aus eiue BetheiUgung von ca. 1000 Schützen rechne» zu dürfen und bat die Herstellung von 21 Stand- und 20 Feltschciben be schlossen. --- München, 28. Juni. Am 26. October 1856 bctras ein Conlrotcur der hiesigen Trambahn den Baupraktikanleu Stengel mit falschem Bittet fahrend. Stengel sagte ans Befragen auö, er habe daS Billet von dem Coiiducteur Koch erhalten, auch gesehen, daß derselbe cS von seinem Buche abgerissen. Da jeder Verdacht dem Siengcl gegenüber aus geschlossen war, entließ die Tratndahngesellscbast de» Koch und ließ in ihren Räumen anschlage». Koch sei wegen Be trugs entlasse». Koch, der infolge Veste» eine Stellung nicht erhalten konnte, klagte gegen die Directum wegen Beleidigung. DaS Amtsgericht wicü die Klage einfach ab. Koch klagte nunmehr aus Entschädigung und zwar aus Ersatz von 3,50 .E per Tag, bis er eine Stellung erhalten. DaS Landgericht wieö die Klage aus Grundlage der Vernehmungen der Sach verständige», die da auSsagle», cs sei nninöglich, daß ein ein zelnes falsche- Billet ui taü Buck gerathc, ab. Das Ober- laiidcsgericht als Bcrusöinslanz beschäftigte sich heute mit der Sache und entschied aus Grund der ganz präcise» Anssage» deS Stengel, und da die Sachverständigen nicht die Möglich keit, eS sei ein falsches Billet in da» Buch geralhc», absolut auSichlosien, dahin, die Trambastiidircclioii habe an Koch 1018 Entschädigung, etwa cm Jahr, zu zahlen und sämmt- liche, natürlich sehr bedculende Kosten zu tragen. --- Bingen, 29. Juni. Bei kiner Wanderung durch die hiesige Büdesheimer und Kcinpler Gemarkung konnten wir die erfreuliche Wahrnehmung machen, das; die Trauben- blüthe glücklich und gleichmäßig verlausen ist. Die reichen Ansätze, die Stock sür Stock zu beobachten sind und in einer solchen Fülle seit langen Jahren nicht mehr wahrgcnomnien werden konnten, berechtigen zu Len schönsten Erwartungen. Svsern die günstige Witterung anhäll und keine abnormen Fälle eintretcn, dürse» sich unsere seil Jahren schwer heim- gesuchten Winzer der Hoffnung auf eine gesegnete Weinernte bingeben. Die Lebensweise i» den brasilianische» Urwäldern. * lieber die Lebensweise i» den brasilianischen Urwäldern giebt ein von der „Deutschen Colonial - Zeitung" mitgelheilter Brief I)r. Eiirenreich's, der bekanntlich Iw. C. v. d. Steinen aus seiner -kingu-Expedition begleitete, folgende in teressante Schilderung: „Was Lebensmittel anlangt. so spielten aus der Hinreise natür lich dis unvermeidlichen Bohnen die Hauptrolle. Ißt man sie aber zweimal täglich, io werden sie Einem freilich bald überdrüssig. Das ebenso unvermeidliche Dörrfleisch (carns sece») ist zwar nahrhaft und haltbar, doch allcs Andere als wohlschmcckend, wenn es schon etwas all geworden ist. Frisch gesalzen und am Feuer geröstet, schmeckt eS vortrefflich. Zwei Mal aus der Hinreise hatten wir Ge- l'genheit, zu schlachten, und bereiteten unS vorzügliche Beessteaks. Anfang September waren diese Vorräthe ziemlich'erschöpft, und die Jagd mußte aushelse«, namentlich in den 3 Wochen, die wir in unserem Standquartier zubrachten. Der nahe Wald lieferte ost Hoccohühner (Iceuriuß. und Lluluw) verschiedener Arten, letztere j iemlich so groß wie unser Truthuhn. Ferner die wilde Bsiam» Ente von der Grüße unserer Gans (ausgezeichnet) und Wild» chwein und Hirsche. Sehr empfindlich wurle bald der Mangel an mehlhaltigcr Nahrung. Unser Vorrath an Manioksarinha war im September zu Ende. Glücklicherweise halsen später die Beiju (Maniokkuchcn) der Indianer aus. Rohzucker (liaxackurn) reichte b!S zum Paranalinga, daun trat an seine Stelle bisweilen wilder Honig, der in unglnublicher Menge hier zu gewinnen ist. Es wimmelt hier von zahllosen Bienenarlen. Leider wird aber der meiste Honig von Denen, die ihn finden, gleich verzehrt, so daß nur wenig ins Lager konimt. UebrigenS bereiten gewisse Bienenarle» einen sehr unangenehme», durchsallerregenden sauren Honig. Auf dec Flußfahrt sind natürlich Fische die Hauptnabrung. Sie finden sich in großer Menge und ausgezeichneter Beschaffenheit. DaS Drod vertreten die B-ijus der Indianer, die zwar wohlschmcckend. aber ehr schwer verdaulich sind und dem nicht daran Gewöhnten leicht Sodbrennen, Turchsall rc. verursache». Der Indianer liebt sie wenig geröstet. Röstet man sie stärker, so werden sie bedeutend besser ver tragen. AuS der reinen Moniakstälke (Tapioca) mft Fiichselt buken wir bisweilen recht gute Kuchen. Eine angenehme Abwechslung Voten bei den Indianern die von ihnen cultivirtcn wilden Früchte Mangaba (Ilanconüa epeeio«) und die sogenannte krut» üo lvdo <letztere eiue der aromatischsten und sciuschmeckendsten Früchte der Welt), die in Sartao wild Vorkommen, von den träge» Brasi lianern leider nicht cultivirt werden. Die Banane fehlt bekanntlich dem oberen Lingugebiet gänzlich. Sehr schade sür die Indianer. Von großer Bedeutung sür uns wurden unsere Cvnserven; wir können sagen, daß ohne sie unsere Reise anders verlause» wäre. Es waren dies comprimirte Gemüse aus Lübeck und condcnsirte Suppen i» Dnsel» und die ausgezeichneten Kenimerich'schcn Flcischpräparnte, die wir unterwegs zum Geschenk eihallea halte». Sic vereinigten alle Wolilgeichmcick und rasche Art der Zubereitung mit ftauuenS- wcrther Haltbarkeit. Das Hauptgclräick war immer Wasser. Bei besonders wichtigen Gelegenheiten, wie schwerer Arbeit der Leute, ei» Gläschen kchlc» Ekauer Kümmels, den nur unseren Rioeuser Freu», den, oder eines schöne» allen Rum, den wir einem Apotheker in Desterro verdankte». Tabak und Salz war massenhaft da. Aus der Rückreise bestand die Hauptnahrung tu Neksieisch, nur wo es mangelte, Cvnserven. Die ttüchenleiluiig übernahm 0r. Vogel, der recht gut kocht »nd eS oi» verstand, das recht einsörmige Men» zu modificiren. UebrigenS lernt inan so in der Wildniß Finesscn kennen, von denen unsere Hausfrauen sich nichts träumen lasse». Ganz ausgezeichnet ist zum Beispiel eine Rehkeule im Fell gebraten, also ohne die Haut vorher abzuziehen. Die verkohlte Haut schützt das Fleisch vor dem Trcckenwerden, aller Säst bleibt darin. ES ist etwas ganz Vorzügliches. Das Rehfleisch ist im Ge schmack von dem unjllgcn ganz verschieden. Es erinnert eher an Kalbfleisch und ist sehr strähnig, daher es auch die Zähne stark an- greift. Das Fleisch der Bocke hat namentlich in der Brunstzeit einen eigenihüinlichen knoblaucharligen Beigeschmack, weshalb cS von den Brasilianern meist verschmäht wird. Indessen bei unserem großen Appetit kehrten wir uns wenig daran. Tapire wurden vier geschossen, doch nur von einem derselben war daS Fleisch wirklich gut. Völlig ungenießbar wegen seiner Zähigkeit war das deS großen ÄmcisensresserS (Tamarickua jubatus). Die Menge Fleisch, die man zu sich nehme» muß, um de» Appetit zu befriedigen, ohne Fette und Kohlehydrate, ist sabelhast. Waren an einem Tage drei Rehe ge- schossen, so war am nächsten Tage nicht mehr viel davon übrig. Ueberhauvt ist es höchst interessant, die Wirkung dieser Lebensweise nus den Organismus zu beobachten. Am leichtesten gewohnt man sich an das bloße Wassertrinken. Man sieht so recht, wie Bicr, Gilka, Wein u. s. w. nur schlechte Gewohnheiten sind. Mau bat namentlich in den ausgetrockneten CampoS beständig einen solchen Durst nach frischem Wasser, daß man »ach nichts Anderem Verlangen trügt. Die Beschaffenheit desselben wird wenig beachtet. Ost genug ist es reines Smnpswasser, daS man in Europa mit Abscheu zurückwelsen würde. Ebenso oft ist cS an sich gut und klar. Der schlimmste Durfttag war der 17. August auf der Strecke zwischen Rio Luyabasinbo und der Viehstalio» Corrego sundo, wo den ganzen Tag kein Wasser auszusiliden war, bei 37 Gr. und vollkommener Lulllrockeiiheit. Tie Gegend glich in ihrer Ver- Lorrtheit einer curovüischcn Spätherbstlandschaft. Nichts wie Staub, verdorrte Blätter, beienariige Bäume und Stcäucher. Abends um halb 7 Ubr Warfe» sich die erschöpfte» Maulthicre hin und waren nicht weiter zu bringe». Glücklicherweise wurde 20 Minuten davon entfernt ein kleiner Tümpel gesunden, der wenigstens Wasser zunr Kasie-kochen lieferte. Ausschließlich magere Fleischnahrung, wie wir sie fast drei Wochen laug halten, wird in. Ganzen gut vertragen, nur sind die z» verbrauchenden Fleischmaffen, wie oben bemerkt, enorm, und mft noch größerem Appetit verzehrt man olle Mehl- stosse, die man dann eryält. Indianerbeijus, dicht mit rothcm Schiminklpilze durchwachsen, werde» daun immer noch als Delikatesse betrachtet. Ganz außerordentlich, säst krankhaft ist die Sucht nach Zucker »nü Fett, die sich allmälig geltend macht. Nus der ersten Fazenda an einem Tage ein halbes Pfund Rohzucker zu essen, war sür Jeden eine Kleinigkeit, und die Feltmassen, die damals vertilgt worden, würde» in Berlin Schauder erregen. Man kan» wirklich nichts seit genug bekommen und verschlingt große Stücke frischen Rindertalg ohne Umstände. Freilich stellten sich in S. Manoel die Folgen bald in Sodbrennen, Ausstößen, Durchfall u. s. w. ein. Wir Ibatcn dort freilich drei Tage lang nicht viel mehr als essen. Ich schließe diesen kulinarischen Bericht mit der Be merkung, daß cs aus einer solchen Reise nichts Unterhaltenderes gicbt, als Gespräche über berühmte Restaurants, Leibgerichte, Specia- iiläten aller Art, Bieivcrliältnisse u. s. w., womit Einer dem Anderen der traurigen Wrrküchkert gegenüber den Mund wässerig zu machen sucht. Wirklich gebunaert haben wir übrigens nur 1'/, Tage an, Paranatinga aus der Rückreise, wo außer Kaffee schlechterdings nichts mehr vorhanden war. Wir aße» holzige wilde Maniokwnrzeln und de» bitteren Kohl der Karirobapalme. Glücklicbcrnierse wurde bald ein großer Jahn gefangen, der uns aus der Verlegenheit befreite. Zwei Tage später kamen beceilS neue Provisioneu auS der ersten Fazenda S. Manoel." Der größte Theil meiner diesjährigen Lagerbestände in I Wollensn Regenmänteln, Jackets und Rinhängen wird zu bedeutend ermäßigten Preisen verkauft. kuslsv Slevknss», Hoflieferant.
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