Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807017
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-01
- Monat1888-07
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1888
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E2 Neueste Nachrichten aus Serliu. * Berlin. 30. Juni. (Fernsprechmeldung de« „Leipziger Tageblattes". Der Kaiser hat den Grasen von Stolberg auf sein Ansuchen von der Stellung eines Ministers dcS königl. Hause» entbunden und den Regierungspräsidenten v. Wedell-PicSvors zum Minister de» königl. HauscS ernannt. Der Kaiser empfing gestern »roch die Aerzte von Bergmann und Gerhardt. Nack» mittag« unternahm der Kaiser mit Prinz Heinrich und Gemahlin eine Segelpartie aus dem Wansec, der Kaiser trug die Uniform dcS SeebataillonS. Prinz Heinrich die Marineunisorm. ES war seit längerer Zeit das erste Mal, daß die Purpurslandarte gehißt wurde. Der Kaiser führte selbst das Steuer dcS Schiffes „Royal Louise" mit sicherer Hand, dessen Segel ein günstiger Wind schwellte. Die Barken begrüßten den Kaiser lee- männisch durch Niederhalten der Flaggen, während die kaiser liche Jacht mit Geschützdonner dankte. Kurz nach 6 Uhr nahm die Dampf »Jacht Alexandra die Royal Louise ins Schlepptau und brachte die hohen Segler nach der Matrosenstation zurück. — Heute Morgen nahm der Kaiser nach dem gewöhnlichen Spazierritt die Vorträge deS Generallieutenant» von Albedyll entgegen. — Wie die „Nordv. Allg. Ztg." mittheilt, hat der Kaiser die Verlängerung der Zimmerstraße durch den Garten de» KriegSministeriumS nach der KönigSqrätzer Straße ge nehmigt. — Die Z u s a m m e n k u n s t de» Kaiser« mit dem Zaren findet Mitte Juli statt. Der Besuch deS Kaisers Franz Joses wird jedoch erst nach der Niederkunst der Kaiserin im Herbst erfolgen. An diese Reise dürfte sich ein Besuch de» König» Hum bert knüpfen. — In der hiesigen Universität fand heute Mittag eine Gedächtnißfeier für weiland Kaiser Friedrich statt. In der festlich geschmückten Aula war unter Anderen CultuS- minister v. Goßler anwesend. Die meisterhafte Rede hielt Prof. Curtiu», welcher persönliche Erinnerungen an weiland Kaiser Friedrich io die Rede verwebte und zum Schluß der Verehrung für Kaiser Wilhelm Ausdruck gab. — Gustav Freytag feierte heute sein 50jähriges Ju biläum als Doctor der Berliner Universität. — Petersburg. Bei dem Diner in Peterbos saß General von Pape zur Rechten der Kaiserin; sämmtliche Großfürsten waren in preußischer Uniform mit Trauerabzeichen, die Damen in schwarzen ausgeschnittenen Kleidern; ebenso waren die Minister GierS und Wannowsli anwesend. Später fand Cercle statt. General v. Pape fuhr bei allen in Petersburg und Umgegend wohnenden hohen Herrschaften vor und wurde auch von der Königin von Griechenland empfangen. Minister v. GierS kehrte gestern bereit» auf sein finnländischeS Gut zurück. — Berlin. Die städtische Deputation, bestehend au» Forkenbcck, Duncker, Stryck und LangerbanS. überreichte heute der Kaiserin Wittwe Victoria in Friedrichskron eine Beileidsadresse. * Berlin, 29. Juni. Die BundeSsürsten haben vor khrer Abreise wiederholt Anlaß genommen, ihrer Umgebung gegenüber zu betonen, wie sehr sie durch den Empfang und die Aufnahme bei Hose sowie durch die persönlichen Eindrücke, die sie von dem männlichen Ernste und dem großen Tacte Kaiser Wilhelms empfangen haben, befriedigt worden sind. Insbesondere haben sich der Prinzregent von Bayern und der König von Sachsen in dieser Hinsicht ausS deutlichste ausgesprochen. In der That war dieses freiwillige, fast improvisirte Zusammenstehen der deutschen Fürsten um den Kaiser ein Ereigniß von solcher Bedeutung für den Frieden, daß die ganze Tragweite diese« Augenblicks sich erst nach Jahren wird übersehen und seststellen lasten. (Köln. Zeitz.) Nachtrag zum politischen Tagesbericht. * Ueder den persönliche» Eindruck, den der Kaiser bei der Verlesung der LandtagSthronrcde aus den Parlaments» rischen Correspondente» der „Breslauer Zeitung" (als welcher bekanntlich allgemein der Abg. vr. AlexanderMeyer gilt), gemacht hat, schreibt dieser seinem Blatte: „Ich habe heute Gelegenheit gehabt, den Kaiser aus größerer Nähe zu sehen als vorgestern, und bin ergriffen, zn sehen, wie tief sich die Eindrücke der letzten Monate in seiner Erscheinung aus» vrägen. ES ist ersichtlich, daß der Gram sein tiefstes Wesen durch» zieht» und so krästig auch die körperlich« Haltung ist. so können die GesichtSzüge die Spuren kummervoll durchwachter Nächte nicht ver leugnen. Bon dem Ernst, der über ihn ausgebreitet ist, ist aber wohl nicht Alle» aus die traurigen Ereignisse der letzten Zeit allein zu schieben; der größere Tdeii ist wohl angeboren. Wenn ich nicht von der Geschicklichkeit, physiognomische Studien aoznstellen, gänzlich entblößt bin. so ist er ein Mann, der sich die Lösung keiner Aus gabe selbst leicht macht, und der nicht müde wird, zu prüfen und zu erwägen." * Wer als socialdemokratischer Candidat für den VI. Berliner ReichstagSwahlkrei- ausgestellt werden wird, ist seitens der Parteileitung noch nicht sest bestimmt. So viel bi» jetzt verlautet, haben Liebknechl und Auer die meisten Aussichten. Es soll nur eine Persönlichkeit gewählt werden, welche da» socialdcmokratische Parteiprogramm und die Beschlüste de» St. Gallen» CongreffeS unverbrüchlich scsthält. * Der deutschconservative Reichstagsabgeordnete Graf Udo zu Stolberg hat sich neuerdings über da» Cartell in der „Oslprcußischcn Zeitung" in folgender Weise geäußert: „So lange ich mich mit Politik beichäslige, habe ich an der Uebcrzeugung festgehalten, daß eine ersprießliche Leitung der öffent lichen Angelegenheiten aus die Dauer nur möglich ist auf der Basis einer Verständigung der conservaliven und der gemäßigt libe ralen Elemente. Es haben mir zahlreiche Nationalliderale bei der ReichsiagSwahl ihre Stimme gegeben, und ich hoffe, daß dieselben die» niemals bereut haben. Ich habe in Folge dieser meiner Stellung da» vor IV, Jahren begründete Eartell mit Freuden be grüßt. Dasselbe hat bereits onßerordentlich segensreich gewirkt. Zu- nächst verschaffte e- un» die Möglichkeit, in der Wahl die Mojornät über das Lousortium Windthorst-Richter-Bebel zu erlangen; sodann haben wir im Reichstage diejenigen Maßnahmen beschlossen, welche un» bisher den Frieden erhalten haben, und welche uns die Zuversicht geben, daß, wenn onS ein Krieg aus- gezwungen werden sollte, wir ihn siegreich übersteheu würden. Wo ober innerhalb deS Lartells Differenzen entstanden sind, haben wir uns schiedlich und friedlich auSemaudergesetzt und sind trotzdem gute Freunde geblieben. Aber anch im Abgeordnetenhause haben die »alionalen Parteien, obwohl ohne eia Eartell gewählt, die größten und wichtigsten Ausgaben gemeinsam gelöst, und wenn einzelne taktisch« Fehler vorgekommen sind, so sind dieselben eben aus die allgemeine menschliche Unvollkommenheit zu schieben. Wenn man aber einen Rückblick aus daS in den drei Jahren Geleistete wirst, >o sind natürlich nicht alle Hoffnungen erfüllt worden, aber sowohl die Conservativen als die Freiconjeroativen und die Nalionalliberalen haben Grand, mit den Resultaten zufrieden zu sei». Jetzt stehen die Neuwahlen vor der Thür, und da ist die zunächst liegende Frage „aiürlich die: soll das für die ReichstagSwahien abge schlossene Cartell auch für die Abgeordnetenwahlen ,n Kraft treten? — Im Interesse einer gedeihlichen Enlwick- lung der Dinge kann man dies nur dringend wünschen! — ES wäre ein Widerspruch in sich selbst, und aus die Länge undurchführbar, wenn dieselben Parteien sich bei der Re chs- ragSwahl unterstützen und bei der Adgeordnelenwahl be kämpfen wollten. Der Hauplgrundiatz bei dem Eartell war der, daß der gegenseitige Besitzstand reivectirt werde. Es enispricht der Natur der Verhältnisse, daß die Wahlkreis« mit vorwiegend länd licher Bevölkerung von couservativea, die großen Handelsstädte und di« Fabr«k»istricte dagegen von uationalliberalea Abgeordneten ver treten werden. Thaisächlich überwiegen auch im Osten die Confer- vottvea und im Westen die Nationalliberalen, und was specicll die Provinz Ostpreußen betrifft, so haben die ländlichen Kreise coaser« vative und die Stadt Königsberg hat einen nalivaalliberalen Bei- trete« ia den Reichstag geschickt... Wir Hallen mit den National- tiberoKn dasür, daß ein Larlell sür die BdgeordnclcnhauS-WahIen schwieriger herzustellen sein mag, al« sür den Reichstag; ober was schwicrig ist, ist darum nicht unmöglich. Wenn uns auch Manches von dea^Natioaalliberalea trennt, so haben wir doch eins mit ihue» gemeinsam; de» preußischen Patriotismus und die Liebe zum dnrtschen Reiche. Ans der Gemeinsamkeit dies» Gesinnt»»« gen beruht die Hoffnung aus die Zukunft. Wenn mau ober, ei eS von notionalliberaler, sei e< von coaservativer Seite, die that- ächlich vorhandenen Differenzen übertreibt, und so dem Zustande kommen deS LariellS Schwierigkeiten bereitet, so kann man daraus' nur erwidern: daß Deutschland zwar eine imposante Machtstellung »ach Außen ha» und daß dasselbe auch un Innern so kerngZnnd ist, wie kein anderes Reich; daß wir aber Außen und Innen Feinde ringsum haben, und daß kein Zeitpunkt ungünstiger sein würde, als der jetzige, um sich den Luxus einer guerells alleumuäs, d. h. eine- Streites zwischen Freunden, zu erlauben." Wir können hierzu nur bemerken, daß man innerhalb der nalionalliberalen Partei in Sachsen lebbast wünscht, e» möge da» patriotische Beispiel, welche- die Conservativen und die Nalionalliberalen in Sachsen bei den letzten LandtagS- wahlc» gegeben haben, indem sie daS Cartell aus diese Wahlen überlrugen und dadurch jeden Keim der Zwietracht unter den OrdnungSparteie» in Ansehung der nächsten ReichStagöwahlen erstickten, Nachahmung finden. Die vo» dem Präsidenten de» HandelSamt», Sir Michael HickS Brach, gegen den Bau eine- Canaltunnel» in der Mittwoch-Sitzung deS englischen Unterhauses vor gebrachten Bedenken waren, ausführlicher wicdergegeben, die olgenden: „Conipetcnte Autoritäten, parlamentarische, militairische und wiffeaschaslliche, erklärte der Minister, hätten den Plan als nach- iheilig für die nationalen Interessen begutachtet und taS Hans der Gemeinen hätte dreimal di« Entscheidung dieser Autoritäten ralisicirt. „Die insulare Lage Englands — die Abwesenheit einer militairijchen Grenze", sudr er fort, „ist ein ungeheuerer Bortheil sür uns »n der Vergangenheit gewesen und dürste dies auch künftighin sein. Der geplante Tunnel würde unS diese militairische Grenze geben und dem Angriff eine Thüre öffnen, die jetzt nicht vorhanden ist. Der Thatsachc, daß keine solche Thüre geöffnet ist. Kar eS England zu verdanken, daß ihm seit vielen Generationen die Gräuel einer Invasion erspart worden sind» die jedes europäische Land der Reibe nach zu erleiden hatte. Wenn eine solche Thüre durch den Bau de- Tunnels geöffnet wird, kann dieselbe in Keiten der Gefahr mit absoluter Sicherheit geschlossen werden? Diese Frage wurde einem wiss'n- schastlichen Au-schusse zur Begutachtung überwiesen, welcher Vor schläge sür die Sicherheit des Tunnels machte, die so verwickelt und kostspielig sind, daß deren Ausführung den commerziellen Ersolg deS Tunnels vereitrlt haben würde. Sir E. Walkin spöiiclie über die Idee, daß wir jemals einen Krieg mit Frankreich haben könnten. Ich hoffe, daß ein solches Unglück sür beide Länder niemals eintrelen wird, aber eS wäre Thorheit und Wahnsinn, unsere Augen der Tbalsache zu verschließen, daß höchst ernste Kriege zwilchen den zwei Länder» stattgesundrn habcn und möglicherweise wieder ein- treten dürsten. Die Canaltunnelsrage kann ohne Hinweis auf die Möglichkeit eine» Krieges zwischen England und Frankreich nicht erörlert werden. Nach Ansicht der miliiairischen Nmorttäte» droht eine sehr große Gelahr durch Ueberrunipelung ohne vorberige Kriegserklärung. Wer könnte England bürgen sür die Treue der Beamten einer kosmopolitisch:» Gesellschaft, unter deren Actionaire» sich viele Franzosen befinden dürfte»? Es ist geiagi worden, daß der Bau eines Lanaltunnels Frieden mit Frankreich fördern und sichern würde. Unsere insulare Lage ist die beste Sicherheit sür Frieden. Unsere Beziehungen mit Frankreich sind sreundschafiliche, aber sollten wir sie vertauschen mit den Beziehungen, welche zwilchen Frankreich und seinen zwei mächligen coniinentalen Nachbarn bestehen? ES ist lächerlich, zu behaupten, daß Streitig- keile» zwischen Nationen durch Vergrößerung der Verkehrsmittel zwischen denselben vermieden werden könnten.... Der europäiiche Himmel ist sicherlich augenblicklich heiterer, als er jüngst gewesen ist; gleichwohl bestehen die Ursachen großer conlincntaler Kriege jetzt in ebenso großer Kraft wie jemals »nd die übertriebene» Rüstungen der großen festländischen Mächte sind in großem Maß stobe vergrößert worden. Wie ist die Lage Frankreich» beschaffen? Leider ist sie jetzt weit uadaucrhailer als in 1884, und die Unge- wißheit betreffs seiner politische» Zuknnst ist weil größer als damals. In England nimmt daS Gefühl der Unsicherheit überhand. Soll diese Unsicherheit, wenn sie wirklich vorhanden, erhöht werde», indem dem Angriffe eines möglichen Feinde» eine neue Thüre geöffnet wird? Die Verantwortlichkeit der jetzigen Negierung ist weil größer wie 1881 (als Gladstone den Ban deS Tunnels beanstandete) und in Verfolg dieser Verantwortlichkeit ist eS meine Pflicht, Namens der Regierung das Hau» zu eriuch-n, jenen Silber streifen, der seit so vielen Zeitaltern die »atürliide und haupti'äch lichste Schutzwehr der Freiheit und Wohlfahrt England- geivesea ist, unverletzt aufrcchizuerhalten." Mlitairisches. < Die Stärke der englischen Armee 1888. * Die Truppenstärke der englischen Armee beträgt für daS laufende Jahr nach dem vom Kriegsministerium veröffenb lichlen Nachweise folgende Totalsumme: 7455 Oificiere, 689 sogenannte Warrantosficiere, 13083 Unter osficicre und Sergeanten, 3518 Trompeter, Trommler, Pseisrr rc. und 186 462 Mann Gemeine (rnnlr and LIs), Summa 211207 Mann. Davon kommen ans die Honsehold-Cavallerie 1302 Mann, Liniencavallerie 17 792 Mann, Artillerie 35 728 Mann, Ingenieur- truvven 7005 Monn, Garde-Infanterie 5896 Mann, Luiieilmfantcrie 134 382 Mann, Lolonialcorps 2989 und Departementcorps 6113 Mann. Hiervon fallen: 1) aus den Dienst in England (koms establiskwent) 107 395 Osffciere und Mannschasten, 2) aus die Loloaien und Egypten 31369 Osficicre »nd Mann- schasteu, 3) aus Indien 72 443 Osficicre und Mannschaften. In Nr. 2 und 3 sind stlbstverständlich die eingeborenen Truvpcn nicht eingrschlossen. Die Anzahl der etatsmäßigcn Pferde ist 25 584. Die Zahlenversch edenheit zwischen Mannschasten und Pserdrn ia der Reiterei ist noch immer sehr bedeutend. In der Lavallerie bat man nur 12 407 Pferde sür 18 277 Unterofficiere und Mannschasten. Die Artillerie zählt 10 99K Pferde (124 weniger als voriges Jahr, da mau einige reitende und Feldbatterien ouiqelöst hat). Aus den Dienst in England sollen 13429 Pierde; aus Indien 11312Pieroe, Egypten und die Coloniea ^43. An Hiisslrupve» sind etatsmäßig: In England 413 683 Mach,, d. h. 137 598 Miliz. 3996 Channel- ISlands-Miliz, 14 255 Dcochanry-Cavallerie nnd 257 834 Bolnnteers. Die Miliz zerfällt in 19n173 Mann Artillerie. 1246 FestungS- ingenieure, 947 Submarina-Mineurs und 116 232 Mann Infanterie. Die BolunteerS zählen: 864 Mann leichte Lovallcrie, 46 562 Mann Artillerie, 13 5M Manu Ingenieure, 61 Mann berittene Jäger, 196 154 Mann Infanterie^ 12t Belocipedschützen und 1012 Medi- einer. Reguläre Truppen, Miliz, Ueomanry und BolunteerS dürfen 624 890 Mann und Oificiere enrollirt sein. Davon sollen aus dir Beriheidigung von England 521078 Reguläre und Hilsstruppen fallen. > ' Musik. kk. Leipzig, 30. Juni. In der heutigen Motette krackte der vorzügliche Thomanerchor zwei Compositionen zur Ausführung, deren eine dem 17. Jahrhundert, die andere der jüngsten Gegenwart angehört. Der Componist der älteren ist Hammerschmidt (16tt—1675); seine 5stimmige Chor motette „Zion spricht" bewegt sich m ernst psalmodirendcm Stile in mäßig laugen Perioden, die mehr auf ein rein harmonisches AnSklingro, wie auf contrapunctische Durch arbeilung Gewicht legen. Das kurze fuguto aus die Worte: „so will ich dein doch Nicht vergessen", ist, obwohl rhythmisch nicht gerade interessant', doch von gurr Wirkung; daS an sich nicht gerade bedeutende Thema bekommt in seinem durch die 5 Stimmen hingeskbrtcn contrapunctischen Schnitt die Haltung zielbewußter Energie. Dem Werke de» älteren Meister» folgte der 8.'Psalm sür gemischten Chor, in drei Sätzen componirt vo» dem sehr geschätzten Oratorien- unb Opern-Componisten Carl Reinthaler in Bremen. DaS Werk Reinthaler'« zeigt insofern eine der Hammer- schmidt'schen Motette verwandte Physiognomie, al» e», die contrapunctischen Formen meidend, sich in einfacheren har manischen Bildungen auSspricht, die allerding» gänzlich dem Geiste der Neuzeit entsprungen sind und hier und da mehr modern sind, al- eS dem Toncharakter eine» PsalmeS, eine» kirchlichen Werke». Zusagen will. Der P'olm, der in der vollendeten Ausführung, welche ibm die Thomaner an- geveiben ließen, einen günstigen Eindruck machte, klingt durch au» gut und weist im Einzelnen, namentlich in Bezug aus blühende Melodiebilkung. sehr seine Züge aus. Ricklsdesto weniger klingt manchmal eine fast liedertaselmäßig empfunvene Phrase durch. Sehr esfeclvoll ist der zweite Sah. wo Sie dem einleitenden Mannerchor (..Wohl denen, die m Deinem Hause wohnen") folgenden Soprane und Allstimmen eine Steigerung von großem Zauber und Reiz gaben. Mehr refleclirt alS empfunden ist dagegen die Declamation der Worte: „Gott der Herr ist Sonne und Schild" und der folgende von den Tenören unv Baffen ausgchaltcne Orgei- punct ist recht wirkungsvoll, ohne eigentlich etwa« Neues zu sage«. Die Stimmführung zeigt natürlich überall die sicher gestaltenden Musiker, al» welcher Reinthaler längst die Aner kennung der musikalischen Kreise sich erobert hat. * Leipzig, 1. Juli. Stadttheater. Ein von der Direction unserer Stabttheater soeben mit Bezug aus die Ausführungen de« Nibeiungenringe« gefaßter Entschluß dürste von den Opernsreunben unserer Stadt mit großem Beifall ausgenommen werden. Danach wird eine Ausführung de» vollständigen Nibelungen-Cyklu« in Zukunft — wie die« bei dem Gocthe'schen Faust geschieht — nur im Herbst einmal und im Frühjahr einmal statlfinden. In der Zwischenzeit sollen zuweilen einzelne Werke aus dem CykluS gegeben werden. * Leipzig, 1. Juli. Stadttheater. Zwei ältere Werke I. Olsenbach'S, die früher oft hier gegeben wurden, sind jetzt neu einstudirt unv werden am Montag Abend zum ersten Male wieder in Scene gebe». ES sinv die beiden Operetten „DieSckwätzerin vönSaragossa" (2Acic) unv „Fortunio'S Lied" (einactiq), die sür den weitaus größte» Tbcil der Theaterbesucher Novitäten sein dürsten. (Diese Operetten geboren überdies zu dem Anständigsten und Besten, waS Osfenoach geschrieben hat. Die Red.) * Leipzig, 1. Juli. Die bekannte Musikalienbandlung und Leihanstalt von Alfred Dörfsel verlegt mit dem heutigen Tage ihr Gcsckästslocal vom PeterSkirchlws nach der Mozartstraße 7. Ecke der Grassistraße, gegenüber dem neuen Coucerlhaiise. Tie Leihanstalt ist bcdeulend erweitert und wohl die reichste an Partituren und ClavierauSzügen. Besondere Beacblung verdient auch der Lesecirkel, welcher die bedeutendst:» Musikzcilnugen de» In» und Auslandes ent hält; zur Benutzung desselben bieten die großen u»d Hellen Geschäftsräume angenehmen Aufenthalt. Eutritzsch. ZumEhrengedächtniß Sr. Majestät deS hochseligen Kaisers Friedrich wurde gelegentlich des am 24. Juni in der Kirche zu Eutritzsch abgehaltcuen TrauergotleSciensleS auch ein der Feier entsprechender mehr- slimmiger Trauergesang von G. A. Schurig „Der schwere Kampf deS Todes ist vollbracht" von Knaben und Mädchen der t. Sckulclaffe unter freundlicher Mitwirkung einiger Damen von hier ausgeführt. Der k. k. österreichische Kammervirtuos Herr Alfred Grün selb wurde zum künigl. preußischen Hos-Pmnisten uno dessen Bruder Heinrich Grünscld zum königl. preußischen Hos-Cellisten ernannt. Tie Künnler wurden hiervon durch nachstehendes Schreiben aus dem Ministerium deS königl. Hauses verständigt: „Se. Majenät der hoch selig:Kaiser undKöaig Friedrich lll. haben Allergnättgst zu genehm-gen lierubt, daß Ew. Wohlgeboren die Ihnen von Allerhöchstdemselbc» alS Kronprinz verliehenen Hofprüdilaie nunmehr als königl. Hof Prädikate sorisübren, beziehungsweise Sich als Hos-Pia»ist, resp. als Hoi-Cellist Sr. Majestät des Kaisers und Königs bezeichne» dürjen, wovon ich Ew. Woylgeborcn hierdurch benachrichtige" rc. rc. Die erste Vülme, welche nach München Richard Wagner'S .Feen" zur Anisüh>i>ng bringen wird, dürste das Wiener Opern- theatcr sei». „Direktor Jab» hat sich", Io schreibt man dem ,.B:r> liner Tageblatt", „znr Premiere »ach der bayerischen Haupistadt begeben, da man hier in dem Jugendwerk Wagner'S mindestens ein zugkräsiigeS AasstallungSstück zu erwerben hofsl. In der That lassen die Vorbereitungen, welche hier von unseren Dccoralionskünsiiern sür die Münchener Darstellung getroffen wurden, in den „Feen" ein AuSstailungswnnder allerersten Ranges erwarten. Bei dieser Gelegenheit kann ich Ihnen auch millheilen, daß die komische Ooer von Johann Strauß rascher, als man ursprünglich gehasst hatte, den Weg ans die Bühne finden wird. Strauß glaubt die Pallitur bis Ende Juli zu vollenden. Bon seinem S>'mmera»ieiilholt, Schloß Schönau, kommen die erfreulichsten Bulletins über das musikalische Gedeihen seine» jüngsten Kindes. Die Oper, welche übrigens auch einen neuen Taufnamen erhielt — sie heißt jetzt „E n Kuß in Ehren" — soll schon am 3. oder 4. Lctobcr im Hosopcrnihenter znr ersten Ausführung gelange», d. h. wenn Alles bis dahin klappt." Nach der Ausführung der „Fern" ging dem gnmnaten Blatte die Mittkeilung zu. „Wagner'S in München ausgesüh tc Oper „Feen enthält, wie ueS ein Prwat-Telegranim meldet, in den ersten zwei Acte» nichts Bedeutendes, im dritten zwei interessante Nummern. Die Wirkung war im Ganze» nicht lehr belebt, die Ausführung vor trefflich und die Ausstattung großartig." Del vrcchio's Kunstausstellung. Bon der Haiid des Schluchien- und PanoranicnmalerS Proscssor Ludwig Braun in München ist jetzt eine kleine schneidige Schlacht epilode aus dem dreißigjährigen Kriege ausgestellt: ein „Angriff kaiserlicher Reiterei ans ichweoischrS Fußvolk". E ne Ablhcilung Kürassiere stürzt sich mit Wucht in das mörderische Fruer eines HauicnS Fußvolk, der, zum Theil liegend, hinter de» Leibern ge sallencr Pstroe Deckung genommen. Don zette hat wieder eine jener herrlichen Mondnächte genialt, die man nie zum Ucberdruß bekommt, unv von denen man jede neue immer sür die beste halt, wiche der Maler vollendete. Wilhelm Geißler in Berlin hat glücklich ein neues Molwchen sür ein Sittenbildchen ouige suiiden, einen strammen Förster, der mit seinem Däxel durch einen Park gehl und schmunzelnd mit dem Ausrufe „nette Jagvschwestcr" vor einem hohe» Postamente stehe» bleibt, aus welchem eine steinerne Diana mit einer ihrer Nymphen ihren Jogdge'chüsten nachgchk. Gustav Michell in Weimar Hot wieder ei» Paar nette Kä che» gemalt, die beide mit Hellen Lnchsäuglcin dem Tuk-Tack eines Udipeudrls zuschauen. In die Kaierue wird man von W. Witting gesühri. Ein Recrut unterbreitet freudestrahlend das soeben erhaltene Visitenkartenbildniß „seines Schatzes" der Begu achiung eines älteren Kameraden. Der Münchner Franz Quaglio versetzt uns init seinem „vor dem Wirihshause" mit Leib und Seele nach Ungarn hinein vor eines jener hohen strohgedeckten Dorf tviribshäuler mit lebensvollster Staffage, und daiür, daß wir noch einen Augenblick m dorliger Gegend verwetten können, IvrgtA. vanderBenne mit seinem „ans der Pußta", doch ist die Scene „auf der Pußta ausregeiidcr als „vor dem Winhshaule", denn hier kommt man dazu, wie zwei jener ritterlichen ungarischen Räuber in wilder Jagd von zwei Gendarmen verfolgt werden und der eine der Berjolgicn soeben vom Pferde geschossen niedersinkt. Zu seinen bisherigen hübschen Italien-Motiven fugt C. Wuttke ein neues durch seinen wirklich malerische» „Blick ans Menione". Vielleicht schlimmen eigenen Erfahrungen in der Hochgebirgsnialerei entsprungen ist das Cittenbildchcn „die Neugierigen" von Ed. Ortgies. Ganz verliest sitzt ein Maler aus der Alm und malt sein Hochgebirge hartnäckig w iter, indeß die Ziegen die fertigen, zum Trocknen an der Senn hütlenwand angezweckten Ocljkizzen neugierig betrachten und rine davon, aus der d>e Alm besonders schon grün gemalt ist, zum Kosten hcrunterlangen. Eia sein gemaltes winterliches Seestück ist der „Hasen im W niec" von HauS Petcrscn-FlenSburg. Das Motto aus Eßlingen" von Eugen Rcichenbach ist ein reizendes altfränkisches Stückchen Architektur. Paula Äonte weiß aus ihrem „Motiv von der Südküste Englands" vortrefflich mit stürmi'cher See umzugehen. Als tüchtiger Landschajtec bewährt sich auch E. Gärtner mit seinen beiden Sachen. „Motiv bei Hilbesneii»", cinem guten Wuiterstnck, und der in ebenso gelungener Herbsniinl- mung gehaltenen „Rückenmühle bei Hannover". Louis Prellcr's aus Leipzig „Föhrengehölz" ans dem bayerischen Gebirge ist recht frisch gemalt, nur dürsleu die Jöh.eustämine doch cm wenig zu goldig gehalten jcm. Adols Weiske. von Theodor Grosse in Dresden, endlich eine Büste „Germa- nisches Mädchen", modellirt von Emmv Schrack, ein großes O l- gcmülde von Otbmar Brioschi in Wien „Lampagna", em Oelg-mälde von Friedrich Boltz „Morgen am See", ein Pastell „Navacht" von M. Nödig in Dresden. Männliches Bildniß, Oel- gcmälde von H. Schwenk in Leipzig, eine Reihe von Stiche» und Radirungen »ach Gemälden deS königl. Museums in Berlin: zw:i Gliche von Rassael Morghen und Rudolf Stang in Dussel- dors. einige Sludienblütier und zehn Photographien nach Lionardo da Binci's Abendmahl; zwei Landschaften: „Der erste Schnee" und .Nordische Küste", Oelgemälde von Hossmann.Fallersleben, owie „Krimzigeuncrin", Oelgemälde von Gustav Richter. Jubiläums-Feier -er Larttl'lchen Lrziehuugsschuie. (Schluß.) »r. Leipzig, 80. Juni. Indem wir unfern Bericht über das Jubiläum der Barth'schen ErziehuugSschule weiter sort- ctze» und beschließen, erwähnen wir zuerst noch nachträglich, daß bei >em sröhlichen Festmahle am 28. Juni auch zwei Festlieder ge ringe» wurden. Das erste derselben war mehr ernster Natur, und be, dem Verse, in welchem es hieß: „Und in aller Herzen dringt eS wie ein ernstes Mahnen: Grüßet Ziller'S Manen!" erhoben sich Alle von den Plätzen. Das zweite Lied: „Beim Barte dcS Pro pheten" war so humoristisch und therlweise so voll lustiger Komik, daß allgemeiner Jubel entstaub und man den Dichter leben ließ. Von all den eingegangencn Zuschriften, welche die Jubilarin erhielt, theilcn wir hier nur die von Max Moltke mit. Sie lautete: „Heil, dreimal Heil dem Maun vo» seltner Art, dem Stiller der ErziehungSschulgemeindc, dem allzeit treuen Volks- und Jugend freunde, dem Jubilar Director Or. Barth! Von alt uud jungen Schülern traut umschaart, still wirkt er als ein Kämpfer ohne Feinde, deß Lehranstalt, zu bilden Menschen, Freunde, Zucht mit der Lehre, Spiel mit Arbeit paart. Gegründet in dem Jahr der Jubelfeier der Völkerschlacht, Hierselbst am Siegcsort, wo sich gelüstet Deutschlands ZukunstSschleicr: O möge sie als deutscher Jugend- Hort mitscicrn noch viel deuiiche Jubiläen uud ihrem Stiller yeunsen Siegs - Trophäen." Abends nach dem Festmahle fand eine Abeiiduntcrhaluing >m Saale deS Festlocales statt» deren Progran,m aus acht Nummern bestand, die alle unter großem Beifall des Publicums ausgesübrt wurden. Die Ouvertüre zur „Luryanthc" sür Harmonium, Clavier und Violine von Weber eröffnet« den »insikalischen Reigen, und e- folgten dann: Taillesee aus den Wem- He iner dramaiijchen Spielen, Geigenlrio mit Llavierbegleitung, Sommerlnsl von Schnman», Kurmürker und Plcarde. Lustspiel von Schneider (welches recht irisch und effektvoll zur Darstellung kam), und zwei von Frl. Gabler, einer früher» Schülerin der Anstalt, gesungene Lieder, die der Sängerin ein ehrenvolles Zeugniß aus- stellien, da sie gewandt und sympathisch vorgetragen wurden. Nach Li.se» Vorträgen des l. Theins folgten im 2. Theil: Rigoletlo- Phanlajie von Liszt jur Clavier; Wallenstein's Lager von anllcr und Trio uus Lohcngrin sür Harmonium, Clavier und Violine. All- diese gebotenen Genüsse erfreuten sich der laulestcn Anerkennung und waren auch schon deshalb der größten Beachtung nnb Tüc lnahnie werth, weil sie von lavier Schüler» und Schülerinnen der Uiislall geboten wurden. Verdient um daS Ganze machten sich besonders Oberlehrer Jischer, welcher Alle- arrangirte, sowie Here Schiel und Frl. Gräser. G.stern wurde die Jubiläums-Feier in,! einem S Mul fest beschlossen. Gegen 2 Uhr versammelten sich die LMülcr und Gäste bei Bonorand, wo nach einem Umzuge in dem srrundlichen Garten der Kaffee eingenommen wurde. Tann begannen di- Spiele: Vogelschießen mit Bolzen und Stechvogcl. Schcibensch cß:» rc. Tic Prämien dazu hatten die Schüler selbst gelieseri, und der beste Schutze durste zuerst an die Ausstellung der Geschenke h-rantreten und sich hcrausnehmen, was ihm beliebte; dann kam der zweitbeste Schüler und so sort, bis Alle grwädlt hatten. An den Freiübungen (»amenllich an den humoristischen mit Barren), iowie an den un Saale ousgesührten Gemeinubungen mit Uebcr- gehen zu pyramidalischc» Ausstellungen hatten alle Anwesenden ihre Freude, lind jo konnte man am Schluß dieses 4. ThetteS der Feier sagen: Ente gut, Alles gut! — Ein solches Ernteseft der Liebe und Treue, wie die „Erziehungsschule" in diesen Tagen gestiert hat, ist ein schöner Lohn sür alle gebrachien Opser und setzt über manchen andern äußerlichen Lohn hinweg. Möge die treffliche Jubilarin rüstig weiter streben und mit Glück und Segen den Berg des goldenen Jubiläums erreichen. Lunst-Verein. Reu an'gestellt ist im Vortrngssaale ei» Oelgemälde „Ein Orakel" von Albert Keller in München. Ausgestellt bleiben im Euigaugs'aale die im Austrage der Verlagsbuchhandlung von s. I. Weber sür die jüngst ausgegebene Nordcap-Nummer der illustrirten Zeitung vo» Fritz Stoltenberg ausgenommene» -riginal-Agnarellen, nordische Landschaften, Seestücke und Bilder au» dem Volksleben darstellend. Ferner eine Reihe von Bildnissen Sr. Majestät de» hochjeligen Kauers Friedrich i» Lriginalradirungen und Stichen von Hecht und Gi rardet, sowie in Radirunge» nach Bildnissen von Lenbach und Angel!. Im BortroqSsaale: eine getuschte Zeichnung „Tod deS Orpheus" von Joies Anton Koch, eine „Landschasl'. Oelgemälde von A. Hossmanu ia Frankfurt a. M., „Selbstbildniß", Oelgemälde Ein Tag aus dem Leben einer Feriencolonie sür Löhne bemittelter Eltern. (Aus dem Tagebuche eines TheilaehmerS.) Ter Einblick in die Tagebücher dieser Jertcncolonistcn gewährt ein interessantes Bild von dem munteren Leben, daS in der Lolonie geherrscht, und zeigt uns, wie wohl sich die junge Schaar befunden Hai. Von den Schilderungen der verschiedenen Tagcsläuse sei hier nur einer alS Illustrativ» herausgegrisfeu. Freitag, d.n 22. Juli. „Heraus ouS euren Kissen, Aus HauS und Stubcolustl Wie wollt ihr sonst es wissen, Wie schmeckt des Waldes Dust?" Wcckrus 6 Uhr. V,8 Uhr Abmarsch durch den Jugeler Grund an Zeche „Gabe Gottes" und „Ncu-Leipzig" vorbei aus Steiabach zu. Die Sonne brannte uns gar gewaltig aus die Köpse, und nanieiitlich ließen unsere korpulentere» Kameraden Spuren triefenden Schweißes hinter sich. Am Carolathurm wandten wir unS in den Wald und nach 10 Minuten Siast gings hurtig weiter, bis wir gegen V-10 Ubr die Spitze des AuersbcrgeS erreichieu. Die Plaids wurden entrollt, und am Abhange des Berges streckten wir die müden Glieder aus, behaglich Hunger und Durst stillend. Nachdem das junge Blut im gewohnten Tempo circuline, hingen wir die Plaids um und stiegen malerisch umhüllt den Thurm hinaus. Trotz des etwas verschwommenen Ausblicks bol sich dem Auge eine ganz überraschende Aussicht dar. Aus einer Höhe von 1021 m erblickten wir Eibenstock, Rothenkirchen, Sosa, Lrritenbrunn, Weiter's Glashütte u. s. w. in nächster Nähe, in weiter Ferne den Kuhbcrg, Morgenleithe, Fichte!-, Keil-, Spitz- und RammelSberg u. s. w.; daS Alles beleuchtet vom hellsten Sonnen- glanze, eia wahrhaft entzückendes Panorama! Ungern trennt sich der Wanderer von solchen seltenen Punkten. Mit Hurrahrus gings iinn den Berg hinab in schnellerem Laus» an den AuerSberger Häusern vorbei; daun schwenkten wir recht« in den Wald und unter nahmen das kühne Wagniß nach Tompaß und G-neralstabskarlc, oder bester gesagt, nach dem Gcdächtniß unsere» Führer» zu lauten. Tie Temperatur war etwas gefallen, und ohne große Beschwerden ging die lustige Fahrt vorwärts. Ueberall plätscherten Quellen und luden zu erfrischendem Labelrunk ein, so daß der Durst gar schnell gestillt werden konnte. Tiefe andächtige Stille ruhte in allen Wal- Lern. Kein Lüftchen regte sich; der sonst so gesprächige Mund bleibt verschlossen, desto beredter spricht aber da- Auge, das sich nicht satt- sehe» kann an dieser einfachen, aber doch großartigen Schöpfung des Herr». Wie gern mückite der Wanderer lange, lange in diesem Waldcssrieden ruhe», wo kein Geräusch des tosenden WeltgetriebcS und kein Menschcnaiige die wohlihuende, trauliche Stille stört. Doch unsere Zeit ist vom Morgen bis zum Abend genau zertheilt, und so gingS d«!in vorwärts unserer neue» Hcimath zu. Ja nur lV,stün- d-gem Marsche erreichten wir daS erste HauS. Kurz daraus mar- schirten wir in der gewohnten Weist in unser Standquartier ein. Mittagessen: Rinderbraten mit Kartoffelmus und Compot. Mittags- ruhe. Eintrag in« Tagebuch. Kaffee. Fußbad. Spielen bis Uhr. Abendessen: Wurst mit Butterbrod und ein Schnitt Bier. Gesang. In bester Stimmung begaben wir uns zur Ruhe. Im Anschluß hieran sei daraus ausmerksam gemacht, daß eS nothwendig ist, etwaige weitere Anmeldungen möglichst zu beschleunige», da dieselben nächstens geichlossen werden müssen. Im verflossenen Jahre mußten leider mehrere Knaben, die noch in der letzten Woche gemeldet wurden, zurückgewiesea werden. Der Vorfall auf dem Lahnhof in Freiburg i. D. Von dem Borsallc aus dem Bahnhose z» Freiburg i. Br. (angebliche Mißhandlung eines Franzosen durchHassoborussen), wegen dessen die „Franks. Zig." eine» solchen Lärm geschlagen hat, erhält das „Rheinisch-Westfälische Tageblatt" auS Freiburg eine Darstellung, die sich alS actenmäßig bezeichnet. Mit wie viel Recht, das entzieht sich unserer Controle, indeß scheint unS die Darstellung mindestens nicht unwahrscheinlich und gegenüber derjenigen der „Franksurier Zeitung" um so weniger, als diele bereit» in ver- 'chicdcnkn wesentlichen Pnncte» al» eine gehässig! Entstellung erkannt worden ist. Wir lass:» die Erzählung des „Rheiaisch-Westsäliichcn Tageblattes" mit einigen Kürzungen hier folgen: Die Hassoborussen batten am 10. d. M. ihr Stiftungsfest ge. feiert und begleiteten Abends einen „Alten Herrn" von auswärts nach dem Bahnhof. Die Gesellschaft traf etwa eine halbe Stunde vor Abgang des Zuges im Warteiaal ein, wo sie an einem ganz unbesetzten Tische Platz nahmen, an welchem die Studenten gewöhnlich zu sitzen pflegen. Nach und nach kamen noch mehrere Corps-
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