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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-01
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1888
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Erste Geilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 183. Sonntag dm 1. Juli 1888. 82. Jahrgang. Wie die deutschen Kaiser starben. «»»druck derb-len. Dieses Jahr ward von drei Kaisern regiert. Das ist eine Thatsache, die einzig in der Geschichte des deutschen KaiserthumS dastcht. Kaum daß sich die Gruft hinter Kaiser Wilhelm dem Siegreichen geschloffen, kaum daß da« deutsche Volk von den bayerischen Bergen an bis hinaus zum Strande der Ostsee um seinen unvergeßlichen Heldenkaiscr die letzten Thränen geweint, da wird ihm der zweite Kaiser, Friedrich III., der Gütige und Tapfere, der Held im Dulden und Leiden, vom Throne geraubt, und Wil helm II., der jugendliche Hohenzollernaar, schwingt sich aus de» Hcrrscherstuhl und ergreift Besitz vom hohen Erbe seiner Väter! Wie verschieden aber war taS LooS der beiden ver storbenen kaiserlichen Helden! Kaiser Wilhelm starb im Citber- glanze, ein gottbegnadeter Greis, dem der Himmel vergönnt hatte, bis zuletzt in rüstiger Schaffenskraft und geistiger Stärke für den Nubm und die Wohlfahrt deS deutschen Reiches sich auszuopsern. Er starb als Nestor, .der drei Menschenalter sah", geliebt und bewundert von allen Nationen der Erde. Und Kaiser Friedrich? Wohl schlug auch ihm da« Herz für Deutschlands Glück und Größe in der treue» Hcldenbrust, wohl ersehnte auch er sich in stillen Träumen die Tage der Genesung, in denen er als Mehrer deutschen Ruhmes austreten könne, aber daS Schicksal ließ diesen Traum nicht zur Wahrheit werden. Der tapfere Fritz, der kühne Feldherr von König- grätz, von Weißenburg und Wörth, von dem die Cbronik der Kriege viel Wunderbares zu singen und zu sagen weiß, als deutscher Kaiser lag er aus dem Krankenbette, zum Tobe getroffen, langsam dahinsiechend. Erst der Tod konnte ibn von seinen schweren, unermeßlichen Leiden, die er standhaft, wie ein echter Heros, getragen, erlösen. Er war ihm rin willkommener FriedenSbringcr, der einzige Arzt, der ihm Hilfe bringen konnte. Dem so verschieden wie daS Schicksal dieser ersten Kaiser deS neuen deutschen Reiches gewesen ist. so verschieden ist da- Schicksal der deutschen Kaiser von Alters her gewesen. Wir brauchen nur in der Geschichte zu blättern und die Todesstunden der Helden aufzusuchcn, die seit Karl dem Großen die deutsche Kaiserkrone getragen habe», um unS ein Bild davon zu machen. Karl der Große, der als Feldherr und Staatsmann gleich Großes geschaffen, starb im 72. Lebensjahre. Er hatte ein Leben rastloser Thätigteit und goldener Fruchtbringung hinter sich. Noch am Tage vor seinem Tovc beschäftigte er sich mit der Verbesserung einer Handschrift der vier Evan gelien. Als c-- sein Ente herankomnien fühlte, sang er noch mit leiser Stimme: „Vater, in deine Hände beschle ich meine» Geist", und verschied. Von seinen orei Söhnen war ihm lewer nur der unfähigste, Ludwig der Fromme, am Leben geblieben, so daß er sich am Ende seiner Tage einsam, wie AugustuS, fühlte. Ludwig der Fromme starb ebenfalls einsam aus einer Rheininsel bei Ingelheim im Jahre 840. Er schied auS dem Leben in bitterem Zwiste mit seinen Söhnen, vor denen er sich auf dem Lügcnselve von Eolmar hatte demüthigen müsse». Seine letzten Worte, die er zu seinem Stiefbruder Drogo sprach, betrafen seinen Sohn Ludwig, der wider ihn zu Feld gezogen, und lauteten: „Nun wohlan, ich rufe Gott und Euch zu Zeugen an, daß ich ihm Alles vergebe. waS er gegen mich gesündigt har; aber a» Euch ist cs, itim zu sage», daß er meine grauen Haare mit Kummer in die Grube ge bracht bat." Nach dem Tobe Luvwig'S deS Frommen brachen jene unseligen Bruderkriege ans, welche daS stolze Kaiserreich zerrütteten. Kaiser Lothar starb als Mönch im Kloster Prüm .im Arbennerwalde, wohin er sich verbittert zurück gezogen hatte. Kaiser Karl der Kahle, der Ludwig dem Deutschen die Kaiserkrone, die diesem gebührte, entriß und mir dessen Söbne» in Kamps gerictb, starb in einem elenden Torfe am Mont Cenis im Oktober 877, von seinem Leibarzt, einem Jude», vergiftet. Karl der Dicke, der von den Söhnen Lndwig'S deS Deutschen nach Karlir.ann's Tode 881 die Kaiser- Würde erhielt, wurde 887 gezwungen, der Krone zu entsagen und zog sich aus eines seiner Güter zurück. Verachtet und verlassen von Allen, starb er 883 im Kloster Reichenau «m Bobensec. Arnulf von Kärnten, sein Nachfolger, ein natürlicher Sobn Karlmann'S, der sich 896 die Kaiserkrone mit Gewalt i» Italien eroberte, starb mitten in Kämpfen im Jahre 899. Sein Sohn, Ludwig das Kind, starb mit 18 Jahren und war der Letzte der Karolinger. Konrad I., der zu Forch- heim von Len Stammen erkoren wurde, war auS fränkischem Geschlecht. Er wollte Karl'S des Großen Reich wieder auf richten, aber seine Thaten waren nicht von Erfolg gekrönt. Er starb 918 am WcihnachlSsest n»d wurde am Altar im Kloster Fulda begraben. Es ist bekannt, wie er kurz vor seinem Tode aus dem Sterbebette seinen Bruder Eberhard zu sich kommen ließ und ihn geloben ließ, der Krone zu entsagen und die Reichsinsignien, Mantel, Lanze, Schwert und Königskrone, seinem Feinde, dem Herzog Heinrich von Sachsen, zu überbrinqen, weil derselbe allein fähig sei, daS Reich zu schirmen. Eberhard aber war noch größer alS sein Bruder — er erfüllte den Wunsch. Heinrich I. wurde deutscher König. Wie es aber den vorhergehenden deutschen Königen nicht vergönnt war, gen Rom zu ziehen und das Erbe der Kaiserkrone anzutreten, so sollte eS auch dem „Stäblegründer" nicht beschiedcn sein. Nach Beendigung aller Kämpfe dachte Heinrich zwar an einen Römerzug, aber ein Schlagfluß machte seinem Leben 935 ein Ende. Seine letzten Worte waren an Mathilde, sein geliebtes Weib, gerichtet und lauteten: „Du mir immer treue, mit Recht so innig Geliebte! Ich danke Ehristo, daß ich dich lebend zurücklasse. Keiner hatte wohl je ein treuere-, in allem Gute» erprobteres Weib. Habe Dank, daß du mich im Zorne gemäßigt, mich stets weise berathen, von Unbilligkeit mich oft zur Gerechtigkeit zurnck- gcsührt und mich gelehrt hast, mich der mit Gewalt Unter drückten zu erbarmen. Jetzt empfehle ick dich und unsere Kinder und meine scheidende Seele dem Schutze des allmäch tigen Gottes und dem inbrünstigen Gebete der AuSerwähltcn deS Herrn." Sein Sohn Otto I., der Große, war der Erste, der die Kaiserkrone sich wieder aus« Haupt setzen ließ. Am 31. Januar 936 wurde er in Rom gekrönt. Otto der Große starb nach einem thalenreichcn Leben am 7. Mai 962. Nach einem heiteren Mahl hatte er sich in Menstede» in die Kirche begeben. Da, im Gebet, sank ihm plötzlich daS Haupt auf die Brust, und man glaubte schon, er sei todt Noch einmal kehrte daS Bewußtsein jedoch zurück. Er empfing schnell daS Abendmahl, und unter dem Gesänge geistlicher Lieder ver schied er. Er war 6l Jahre alt. Mil 18 Jahren kam sein Sohn Otto II. aus de» Kaiserthron, der zahlreiche Kämpfe mit den Dänen. Griechen, Saracenen u. s w. zu besteben hatte. In seinem deutsch-französischen Kriege. 980. drang er bis Paris vor, beendete aber schließlich Len Kamps durch ein gütliche- Uebereinkommen. Mitten in großen Kriegö- plänen überraschte ihn am 7 December 983 der Tod in Rom. Er war nur 28 Jabre alt geworden und siel einem biyigen Fieber zum Opfer. Sein Sohn Otto III. war 3 Jahre alt, als er zu Verona gekrönt wurde. Er war ein schwär merischer Fürst, der sich dem deutschc» Wesen entfremdete und daS alte Römerreich wieder errichten wollte. Er starb plötzlich in Palermo im Kamps mit den aufständischen Italie nern. Man sagt, es sei ihm Gilt in Handschuhen beigebracht worden. Im folgte Heinrich II., der Heilige, der 1013 in Roni von Benedikt VIII. gekrönt wurde und dabei zum ersten Male Len goldenen Reichsapfel alS Symbol der Weltherrschaft empfing. Er wollte am Ende seines Leben- einen „all gemeinen Weltfrieden" Herstellen und batte sich schon mit dem Papst in Verbindung gesetzt, alS er auf seiner Burg Grona bei Göltingen 1021 kinderlos verschied. ES folgte» Kaiser aus fränkischem Stamm. Kaiser Konrad II., der erste Salier, starb nach längerer Kränklichkeit, die ihm die un gewohnte Hitze aus dem Boden Italiens verursacht hatte, zu Pfingsten 1039. Kaiser Heinrich III., derSchWarze, eine edle Herrschergestalt, starb >u der Blüthe seiner Jahre aus eine: Jagd zu Botseld im Harz, wie man glaubte, durch Ver giftung. Sein Sohn Heinrich IV. war fünf Jahre, als er den Thron bestieg. Er war eS. der de» Weg nach Canossa ging und sich dem Papst unterwarf. In seinen letzten Jahren emvörte sich sein Sohn gegen ihn, ließ ihn gefangen halten, und als der Vater glückstch entflohen war, starb er in Lüttich gebrochen und noch im Tode deS Himmels Rache aus das schuldbeladene Haupt des Sohnes herabrufcnd. Sein unnatür licher Sohn, Heinrich V.. starb 1025, erst 41 Jahre alt. Seine Ehe war kinderlos geblieben, und eS folgte ihm Lothar, der Herzog von Sachsen. Ib» ereilte der Tod unerwartet auf der Rückkehr von einem Römerzug in einer elenden Alpenhütte in Brcitwangcn am Lech. Konrad III., der erste Hobenstause, starb in Bamberg 1l52, wie eS heißt, an Gift. daS ibm Roger, der König von Sicilicn beibringen ließ. Sein Nachfolger, der größte Hohenstause, Friedrich Barbarossa, erlitt den Tod im Flusse Saleph aus einem Kreuzzug, den er 1190 unternommen hatte. Er ertrank, noch ehe er den Boden de« heiligen Landes betreten. Auch sei» Nachfolger, Heinrich VI.. starb mitte» in den Rüstungen zu einem großen Kreuzzug in Messina. Als er am 6. August ll97 erhitzt von der Jagd beimkehrte, trank er unvorsiwlig kaltes Wasser, waS seinen Tod hervorrief. Philipp von Schwaben, der nächste Herrscher, wurde durchOtto von WiltclS- bach aus der Burg zu Bamberg ermordet. Sein Nebenbuhler Otto IV. starb 1218 rühmlos, wie er gelebt, aus der Harz burg. Seit 1215 war die Herrschaft in den Händen Friedrich'« II. Er starb am 13. December 1250 in Palermo in den Armen seines jüngsten und geliebtesten Sohnes Mansricd, noch nicht 56 Jahre alt. Mit ihm ging der Nubm der Hohenstauseu zu Grabe. Konradin, der letzte Hohenstause, starb aus dem Blutgerüst. Eine wilde Zeit brach an, und erst Kaiser Rudolf von Habsburg brachte da- Reich wieder zur Ordnung und Ansehen. Er starb 1291 zu Speier. Man erzählt, daß er in GermerSheim gefühlt habe, daß sein Tod herannahe, und daß er. halb eine Leiche, aus seinem Rosse den TodeSritt nach Speier gemacht habe. Ihm folgte Adolf von Nassau, der am >0. Mai 1292 zum Kaiser auSgerusen, aber schon am 22. Juni >298 wieder ab gesetzt wurde. Im Kampfe gegen den Sohn Rutvlj'S von Habsburg siel er in der Schlacht von Göllheim. Nach einer lleberliescrung soll Albrecht im Getümmel getroffen und diesem zngeruscn haben: „Heute wirst du mir nicht entkomme», sondern hier Leben »nd Reich lasten", woraus Albrecht „das steht in GvtteS Hand" erwidert und ihm einen Hieb über dem Auge beigebracht habe. Ein Waffenträger habe ihm dann noch die Kehle durchstoßen. Albrecht I. aber, der Sieger, endete durch Meuchelmord. Sein Neffe Johann von Schwaben, Parricita genannt, ermordete ihn am User der Neuß, in, Angesichte der Habsburg. In den Armen eines alten Weibe« hauchte er seinen Geist auS. Hein rich VII. auS dem Hause Lnremburg trat taS Kaisererbe an. 'Ihm jauchzte Alles begeistert zu, und Dante feierte ihn bei der Krönung in Rom in erhabenen Worten. Er starb jedoch plötzlich und unerwartet, wie eS hieß, an einer vergifteten Hostie, die ihm sein Beichtvater, der Dominikaner Bernarbin, bei der Beichte gereicht. Nach anderen Berichte» sei er in Siena dem Fieber zur Beute gefallen. Nach seinem Tode entspann sich ein Kampf zwischen Friedrich dem Schönen und Ludwig dem Bayern um die Kaiserkrone, in dein Letzterer Sieger blieb. 1327 wurde Ludwig der Bayer in Rom gekrönt. Derselbe wurde 1347 aus einer Bärenjagd vom Schlag getroffen. .Allmächtiger Gott, verzeih' mir arme» Sünder! Ojl habe ich gesehlt, aber du weißt ja. nie habe ich dich im Herzen und Glauben verleugnet", waren seine letzten Worte. Dem nun folgenden Kaiser Karl IV. wurde in Günther von Schwarz burg ein Gegenkailer aufgestellt. Letzterer starb jedoch schon nach wenigen Tagen an Gfft. Karl IV.. der Schöpse,- der „goldenen Bulle", regierte bis zum 29. November 1378. wo er in Prag verschied. Er starb in Folge seines Podagra- LcidenS. Sein Sohn Wenzel, ein Wüstling und Trunken bold, der stet- den Henker bei sich führte, wurde i»i Jabre 1100 abgesetzt, und sein Nachfolger. Ruprecht von der Pialz, starb schon nach zehn Jahren am Schlagslnß zu LanbSkron bei Oppenheim. Kaiser Sigismund, der Nach folger Riiprcchl'S, starb am 9. December 1437 Im kaiser lichen Schmuck aus dem Throne sitzend, erwartete er den Tod. Sein Schwiegersohn, Albrecht II.. herrschte nur ein Jahr. Er starb im Alter von 42 Jahre», al" er sich krank in einer Sänfte von Ofen nach Wien schaffen ließ. Friedrich III, der schon bei Lebzeite- die Regierung au seinen Sobn Maximilian abtrat, erlag 1493 der Ruhr. Maximilian I., der „letzte Ritter", der ein Alter von bald 60 Jahren erreichte, starb >5l9 zu Wels, unweit Innsbruck. Als er sein Ende nahe fühlte, lnß er sich daS Abendmahl gebe», legte sein Todteubenid an u»v erivartcle in Ergebung das Ende. Die um sein Lager standen, weinten. Er aber ries ihnen zu: „WaS weint ihr. daß ihr einen sterbliche» Menschen nun sterbe» seht?" Die Kaiser krone fiel an Karl V.. der jedoch 1556 abdankle und als Mönch im Kloster St. Just, wo er Frieden suchte, starb. Sein Bruder. Kaiser Ferdinand I.. starb 1561, nachdem er noch die Wahl seines SohneS Maximilian burchgesctzt Kaiser Maximilian II.. ein edler Fürst, führte da- Reichsfcepter bis zum 12. October 1576, wo er. »och nicht fünfzig Jahre all, plötzlich starb. Auf einen, Zettel batte er noch folgende Sprüche ausgeschrieben: „Wenn du Alles verlierst, denke daran, deinen Ruf zu bewahren. Ziehe aber daS Heil der Seele vor, das Uebrigc ist Eitelkeit. Den» Alles vergeht außer der Liebe Gottes. Vergebens ehren mich, die Menschengebote lehren." Maximiliaii'S Sohn. Kaiser Rudolf II., war ein Freund der Künstler und Gelehrten, aber unfähig zur Beherrschung deS Reiches. Er starb in Prag am 20. Januar 1612 aus dem Krankenlager, auf daS ihn der Gram über feine trostlose Lage geworfen halte. Alle Reichsfürsten batten sich von ihm abgcwandt. Auch Kaiser Matthias, sein Bruder, konnte die Wirren deS Reiches nicht schlichten. Er starb bald nach Ausdruck deS dreißig jährigen Krieges am Schlagslnß. Tie Hauplphascn dieses unglücklichen Krieges sollte sein Vetter, Kaiser Ferdinand II.. durchleben. Er starb, ein Opfer der vielen Strapazen und Aufregungen, den 15. Februar 1637. Unter seinem Sohn Ferdinand III. wurde der unselig- Krieg zwar beendet, aber die Einigkeit im Reiche schwand trotzdem mehr »nd mehr. Verbittert starb Ferdinand im Jahre 1657. Ein schwacher Kaiser, der die Einsamkeit lieble, folgte unter Leopold I.. unter dem sich daS Glück zu de» Fahnen Frankreichs neigte. Er starb an der Brustwaffcriucht am 5. Mai 1705 zu Wien und hinterlicß das deutsch« Reich seinem Sohn Joseph I. als Erbe. Joseph brachte den Fran zosen verschiedene Niederlagen bei, starb aber leider schon den 17. April 1711 an den Blattern. Da er keinen inännlichen Nachkommen hinterließ, so bestieg sein Bruder Karl VI. den Thron, der die sogenannte „Pragmatische Sanktion" verfaßte, »ach welcher seine Tochter Maria Theresia aus den Thron erhoben werden sollte. Aber »ach seinem Tode 1740, de» der Kummer um die Verschuldung seiner einst blühenden Erblande herbcigesührt, machte der Kurfürst Karl Albrecht von Bayern Maria Theresia die Krone streitig. Als Karl VII. bestieg er den Kaiserihro», starb aber im Kampfe gegen Maria Theresia im Jahre 1745. Nun wurde der Gemahl Maria Theresia'S. Franz I., zum deutschen Kaiser gewählt. Um die Regierung hat er sich allerdings wenig gekümmert. Er starb am Schlagfluß den 18. August 1765 in Innsbruck. Maria Theresia'S Sohn. Joseph II., der Menschenfreund, wurde nunnichr in Frankfurt zum Kaiser gekrönt. Er wollte der Zeit voraus eilen und wurde in seinen hohen Bestrebungen verkannt. Er starb an gebrochenem Herzen am 20. Februar 1790. „Ich wünschte", sagte er vor seinem Ende, „mau schriebe aus mein Grub: Hier ruht ein Fürst, dessen Absichten rein waren, der aber daS Unglück hatte, alle seine Entwürfe scheitern zu sehen." Ihm folgte sein Bruder Leopold II., der bereits am 1. Marz 1792 plötzlich verstarb. Sein Nachfolger Franz II. legte 1806 die Kaiserkrone nieder. Das heilige römische Reich deutscher Nation war nicht mehr. Erst nach dem glorreichen Kriege von 1871 hieß es: „Und neues Leben blüht auö den Ruinen." Tie Schicksale der ersten Kaiser deS ncugccinlc» Reiches sind bekannt. Wenn wir aber die Fügungen der deutschen Kaiser seit alte» Zeiten überblicken und unsere Betrachtung mit einem Segenswünsche für Kaiser Wilhelm II. schließen wollen, so kann eS nur der Wunsch sein, daß ihn» daS Schicksal seines unvergeßlichen Großvaters bcschieden sein möge! Das walte Gott! Hermann Pilz. Homöopathisches Krankenhaus. * Leipzig, 30 Juni. Am 1. Juli wird, wie in Aus sicht genommen war, da- neuerbaute, in der hiesigen Sidonien- straße gelegene homöopathische Krankenhaus unter entsprechenden Feierlichkeiten eingewcibt und seiner Bestimmung übergeben werde». Schon einmal, und zwar vor mehr als 50 Jahren, bestand in Leipzig eine bescheidene Anstalt, welche jedoch nach wenige» Jahren wieder eingchen und in ein» Potiklinik umgewandclt werden mußte. Das neue Krankenhaus hat. Dank der reichen Zuwendungen und der Förderungen der Bestrebungen des betreffenden Cura- toriumS, ein solches Schicksal nicht zu fürchten, und es erscheint wobt angezeigt, dem Bau. der sich auch im Acußeren recht stattlich auSnimmt, eine eingehendere Betrachtung zu widmen. DaS Krankenhaus enthält in der Villa folgende Räume: im Kellergeschoß die Küche und die Waschräume; im Erdgeschoß die Poliklinik des homöopathische» CentralvereinS; daS Warlc- und llntersuckungszimmer des Direktor-; die Expedition und die Wohnzimmer der Pflegerinnen. (Für diese Poliklinik hat kürzlich der homöopathische Arzt I)r. Traugott Kirsten in Leipzig ei» vortreffliche« lebensgroßes Bild des Gründers der Homöovatlne. gemall in dessen 81. Lebensjahre, gestiftet.) Im ersten Obergeschoß befinden sich die Wohnzimmer für Kranke 1. und 2. Claffe; im zweiten Obergeschoß die Wohnung des HauS-InspectorS und die Schlafzimmer für daS Wartepersonal. Mit der Villa ist der »euerbaute Flügel Lurch ein Treppenhaus verbünd«-». Letztere hat außerdem eine breite, 80 Stufen hohe Steintreppe vom Garten aus bis zum Obergeschoß als beson deren Ein- und Ausgang. DaS Flügelgebäude enthält im Kellergeschoß die Borratbsräume und ein zweites Waschhaus; im Erdgeschoß und erste» Obergeschoß befinde» sich die Kranken zimmer und Krankensäle 3. Claffe nach West-Südwest ge legen, und zwar in jeden: Geschoß drei zweifenstrige Zimmer, im zweiten Obergeschoß ein dreifenstriger Saal, zwei zwei fenstrige und zwei einscnstrigr Zimmer. Bon diesen Zimmern durch breite Corridore getrennt, befinde» sich in der ost-nord östlichen Seite des Flügels in jedem Geschoß Zimmer dec Pslegeriiinci,. Toilelten-Zimmer. Badezimmer u. s. w. Nach alle» Geschossen führt von der Küche heraus ein Speiseaufzug. Außerdem ist eine besondere Vorrichtung vorhanden, um auö jedem Geschoß die gebrauchte Wäsche nach dem Waschhause zu schaffen. Die Heizung deS Krankenhauses erfolgt von einer Cenlralhcizjtelle im Kellergeschoß auS durch warmes Wasser. Die Ventilation, besonders der Krankensäle, ist eine derartige, daß die Kranken nicht die leiseste Zugluft treffen kann. Für die Zimmer 2. und 3. Claffe besteht daS Mobiliar, einschließlich der Bettgestelle, auö polirtem, astfreiem Fichtenholz; für die 1. Classe' auS polirtem Nußbaumholz. Die gesammte Einrich tung macht also denselben Eindruck wie diejenige eine- guten Hotels. Vorläufig ist die Einrichtung für 24 Kranke be schafft. Indessen können im Nothsalle 100 untergcbracht werden. Vor beiden Häusern befindet sich der geräumige, schattige Garten und eine schöne, zugfreie Veranda. Für solche Kranke, welchen der Ausgang gestaltet werden kann, sei bemerkt, daß sich kaum 100 Schritte vom Krankenhause der mit schönen Parkanlagen versehene Floßplatz befindet, und daß sie in zehn Minuten den herrliche», von vielen Promc- nadenwcgen durchkreuzten städtischen Laubwald (die sogen. Scheibe und daS Conncwitzer Holz) erreiche» können, welcher sich in einer Länge von 4 lew und einer Breite von 2—2>/r Kilometern an der Südwestseite der Stadl hinzieht und die angenehmsten Spaziergänge, sogar auch Wosserpartien darbietet. Die Hausverwaltung, einschließlich Beköstigung der Kranken, ist Schwester» vom Diakouiffenhause zu Bielefeld übertragen worden. Neben Herrn vr. Heinigke wird Herr 1)r. Lorbacher als ConsiliariuS sunctioniren. Die Stellung deS Assistenzarztes hat Herr Ilr. wock. A. BecSkow über nommen. So ist denn Alle«, menschlicher Vorausberechnung nach, in die besten ärztlichen Hände gelegt und die Pflege der Kranke» edlen Frauen anverlraut worden, welche aus un eigennütziger Nächstenliebe sich dem schwersten Berufe aus Erven gewidmet haben. vermischtes. --- Nach der „Kreuzzeitung" ist die Frau Gräfin von Brockdorss zur Ober-Hofmeistcrin Ihrer Majestät der Kaiserin-Königin Augusta Victoria, der Kammerhcrr Freiherr von Mirbach zum Ober - Hosmeistcr Ihrer Majestät ernannt worden, und zwar beide mit dem Prädi» cate „Excellcnz". — Bad Bern eck, 29. Juni. Curlistc Nr. 3 zeigt 237 Personen. --- Ein zerstreuter Bürgermeister. AuS Paris wird der .Frankfurter Zeitung" geschrieben: Der Bürger meister des dritten Stadtbezirks hat wegen theilwciscr Lähmung und geschwächter Geisteskräfte seines Amtes enthoben werden müssen, da er in seiner Eigenschaft alS Standes beamter die komischsten Verwechselungen beging. Er wollte jüngst den Vater der Braut mit der Mutter des Bräutigams nud dann diesen mit seiner Schwiegermutter in 8pv ver- heirathen. Politik Rtzivtltz Au8vviiti1 LN oLsLsssr LSvdsioKsL, Lvasetieelit, Aleter von 35 ktze. an. HvIvKvllkvilsikäukv in rvinLvoIIvnvn lukt- u. LVÄ88vrvvIi1vn LoLsoLLoLLorsloSsi», Alster von Alk. 1,35 an. OtzsodäktsdLus Kr vLwvomoävll, ewpllebltr I'vrtiKv lV^eldrlvidor von sik. i«»». Rvi8v-, 81rtub- und 6sUllnnLU»äntvI. 8a1inll)lnu8vn, liitottriilltn, Vrieot- b1on86n,Gl«ni1l6lirn8vn,kvr1-IIllilLänKv, I'ielLU8, RvL8«-k1aLd8 und lüelivr. SiiwwtltoAo oovk vordLUckeueu moSsLL-oosrü»« Leser Sulsou srum decksutenck unter kreis.
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