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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880707
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880707
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-07
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1888
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m tt. »s >8, :abi. licht hier iser : den einer anqe tung vird, nserS lern" «Die hre i>« legen- ersten ncert de rS- Herrn incerte Bezug n wie »nisten lichkeit le de- königl. lra^t da» Pudliam» au»; der Saal der Central» Kalle war in dem gestrigen Concerte wieder bi» aus den letzten Platz besetzt. Dre JnstrumentalvortrSge zeirdaeten sich durchgehend» durch eine gewisse Rundung und Sastigleit der Tongebung, durch Prücisson de» Ensemble« und einem hohen Grad rhythmischer Echneldigteit auS. Wir sehr übrigen« Herr Musikdirector Jahrow in den Geist eine» Tonstücke» eiuzudringen vermag, dewie» die vortressUche Interpretation eine» Tvnbilde« au» der Waguer'scden ..Waltüre", deren großartiger Schwung auch die Musiker zur höchsten An spannung ihrer Kräfte emportrug; und auch die Wiedergabe der zwei slawischen Tanze von Dvorak war e»ne höchst anerkennen»- werthe. obwohl da» tewpo rubato eine säst zu weitgehende Anwendung gesunden hatte. In dem ersten slawischen Tanze wirkte übrigen» der deutlich hervorgrhobene Canon in der Octave sehr charakteristisch Eine kraftvolle Composition L achmann'S. „der deutsche Michel", machte auch in seiner Bearbeitung für Harmoniemusik mit einer Solotrompete (von einem Mitglied der Capelle weich und schön geblasen) einen günstigen Eindruck. Der Text, von Ir. Ruesser herrührend, zeigt patriotischen Sckwung, der aber die Schwäche de» poetischen Ausdruck» nicht ganz vergessen lässt. Die übrigen Programmnummern: „Montbe-Marsch" von Werner. Ouver türe zu „Mignon" von Thomas, ein fescher Walzer von Ziehrer „Weaner Madln", die „Nienzi-Ouverlure". eine ..Hugenoltenphanlasie" u. A. erhielten lebhaften wohlverdienten Beifall. Sicherlich gehört Herr Musikdirektor Jahrow zu den vorzüglichsten Dirigenten in der deutschen Armee. Musikalische NuSsuhr nach Amerika anS dem ConsulatSbezirk Leipzig.Gera. Im ersten Halbjahre 1838 wurden nur für 118 289 Dollar 26 Cents musikalische Artikel aus dem diesigen und Geraer Bezirke nach den Bereinigten Staaten aus- geführt. Im erstrn Quartale betrug der Werth 59 647,19, im zweite» 58 642H7 Dollar. Musikalische Instrumente und Filz nahmen davon 36 597,38 und 41700,19 Dollar vorweg, gedruckte Noten 23 049,81 und 16941.88 Dollar. (Gera trug z. B. zu dem Justin» menien-Exvort im letzten Quartal für 15 428,12 Dollar bei.) Im ersten Srulester 1887 waren für 155 347.4? Dollar Instrumente uns Mnsikalien ausgeführt worden. Das ist leider für 1888 ei» Minus von 37 058,21 Dollar! L. LeiSnig, 5. Juli. Am 1. d. MtS. fand hier unter Leitung deS Herr» Cantor Sterzel »n der Hauvtkirche eine geistliche Musikausführuug vom Damen-Beiangvere», und von Sängern deS Liederkranzes unter freundlicher Mitwirkung von Frau Anna Lotze-Klinger (Alt). deS Operniängers Herrn Adolsi (Baß) und de» Herrn Lehrer Rüber (Violine) statt. Den Freunden derartiger Musik ist sicher die Mittheilung des Programms nicht unwillkommen. Zum Vortrage gelangten folgende 9 Musikstücke: 1) Fuge in O moll von Sebastian Bach; 2) „Lei still dem Herrn", Arie für Alt von Felix Mendelssohn-Varlholvy; 3) Quintett für Sopran, Alt, Tenor. Baiylon und Bah von E. Lassen; 4) „Gott sei mir gnädig", Laß-Arie von Felix McnLclssohn-Bartholdy: 5) „Der Jüngling zu Naia". große Cantate für Soli und Chöre von R. Schwalm: 6) Adagio für Violine mit Orgel von Gustav Jenseu. 7) ..ES ist genug!", Arie für Baß von Mendelssohn» - Bartholdh, 8) „Die Nacht ist gekommen" von M. Hauvtniann und 9) „Das große Halleluja" für Orgel von Joh.. Schneider und Händel. Das Concert ist durchaus als ein recht gut gelungenes zu bezeichnen. Namentlich zogen die jremden Kräfte an. Frau Riedel, welche als elicmalige Schülerin deS Leipziger Couserva» toriums oft im Gewandhauje und in den Riedel'ichen Soireen mit- grlungen, erfreute allgemein durch ihre prachtvolle Altstimme, oder wie der Rrrenjeat der Rahnr'jchen Musikzeitung sich auezudrückea beliebt, durch ihr „sammenveiches Organ". Die Stimme war aber auch weich und einichmcichelnd und der Bortrag so innig und serleuvoll, daß alle Zuhörer davon tief ergriffen waren. Auch die Baßstimme des hier in der Soinmersrnche weilenden Opernsängers Adolsi, welche bereits in Berlin, BreSlau, Düsseldorf rc. mit Erfolg ertönte, war recht wohlklingend. Der Sänger verstand es, feine Stimme ganz den kirchlichen Be» Kältinsseu anzuposfcn.^Erk ang sie hier wcich und innig, so dort mächtig, zornig und trotzig, doch stets Bewunderung erregend. — Doch auch die einheimijchen SangeSkräste zeigten sich ihrer Ausgabe vollkommen gewachsen und machte» sich und dem Herrn Dirigenten alle Ehre. Die Orgelbeglcitung, welche in den Händen der Herren Cantor Sterzel, Organist Haujchild, Hänßel und Wilsdorf lag, war durchaus sicher und trug nickt umvesentlich zum Gelingen der Ausführung bei. Auch LaS auf der Violine gebotene Adagio wurde wirkungsvoll vorgetragen. Ganz besonderer Dank aber ge bührt dem Veranstalter der Ausführung, Herrn Cantor Sterzel, welcher jederzeit bemüht ist, das hiesige und auswärtige musikoe» staubige und musikl»ebe»de Publicum durch künstlerische Leistungen zu erfreuen. — Bemerkt sei noch, daß der Reinertrag zur Anschaffung kirchlicher Musikalicn bestimmt war. * Wie schwer selbst große Theater heute zu kämpfen haben» erhellt au« folgender Notiz der „Dresdner Nachrichten": „Die be» kannte Geldnokh an der Stockholmer Hosoper har eS zu Wege gebracht, daß diese Bühne nunmehr an den Meistbietenden verpachtet wird. Zwischen dem Finanznunister und dem Hoscapcllmeister Rorkquift ist ein Vertrag abgeschlossen worden, wonach Letzterer die Hosoper aus rin Jahr pachtweise bis 30. Juni 1889 übernimmt. Um den Fortbestand der Oper zu ermöglichen, gemährt der König dem Nordquist eine Beihilse von 60.000 Krauen a»S seinen Mitteln." Notizen. Im Anschluß au unsere früheren Mittheilungen über die diesjährigen Bapreuther Aufführungen ist noch Einiges nachzutragea. Zunächst sei wiederholt bemerkt, daß nach den neuesten Nachrichten auS Bayreuth die diesjährigen P a rsifal-Ausführungen am 22., 25.. 29. Juli, 1.. 5.. 8., 12.» 15. und 19. August, die Meistersinger-Ausführungen am 23.. 26.. 30. Juli, 2., 6., 9., 13. und 16. August stattsiiiden werden. Die Direktion liegt in den Händen des Hoscapellmeisters Vr. Hans Richter aus Wien und des Hosoperndirertors Mottl aus Karlsruhe. Chordirigenten sind die Herren Musikdirektor Po rgeS (München) und Kniese (Breslau). Solorepetitoren und musikalische Assistenz auf der Bühne: Heinrich Borges, k. Musikdirector in München. Franck, Capellmeister in Rotterdam. Armbruster. Capellmeister in London. Bovv» Chor- director in Karlsruhe. Merz in München. Singer-, Musikdirector in Heidelberg. Schlosser ,n München. Regie: Hvrlncher, groß- herzoglicher Hosopernregisseur in Karlsruhe. Darstellendes Personal. (Namen io alphabetischer Reihenfolge.) Für Parsifal. Parsisal: Gudehu» in Dresden, van Dyck in Antwerpen. Winkelmann in Wien. Kundry: Therese Malten in Dresden. Amalie Materna in Wie». Rosa Sucher in Hamburg. Gurnemanz: Gillmeister in Hannover. Wiegand in Hambueg. Amforta«: R-ichmann in Wien. Scheidemaatrl in Dresden. KliogSor: Plauk in Karlsruhe. Sckeide- moatel in Dresden. Altsolo: Gisela Staudigl in Berlin. Solo- Blumenmädchen: Katbi Bettaque in Breme». Marie Dietrich in Stuttgart. Sophie Fritzsch in Karlsruhe. Emilie Hedinger in München. Marie Kayser in München. Anno Rigl in Stuttgart. Fürdie MeistersingervonNürnberg. Haas Sacks: Plank in Karlsruhe. Reickmann io Wien. Scheidemantel in Dresden. BeitPogner: Gillmeister in Hannover. Wiegand in Hamburg. SixtuS Beckmesser: Friedrich» in Breme». Kürner in Karlsruhe. Fritz Kothoer: Heltstädt in Halle. Plank in Karlsruhe. Walther von Stolziag: GudehuS in Dresden. Winkelmano io Wien. David: Hedmoudt in Leipzig. Hofmüller in Darmstadt. Eva: Sathi Bettaque in Bremen. Therese: Malten in Dresden. Rosa: Sucher in Hamborg. Magdaleoe: Gisela Staudigl in Berlin. — Das Gastspiel de» königl. sächsischen KammersSngerS Herrn Paul Bulb bei Kroll giebt den Ber linern Veranlassung» wieder einmal Kreutzer'« liebenswürdige Oper „Da» Nachtlager von Granada" hören zu können, in welcher Herr Bnlß heute. Sonnabend gastirt. Außer ,hm wirken darin mit Fräulein Ottermann als „Gabriele". Herr Kronberger (Gomez) »ad die Herren Fiokenftein, Marx und Krahmer in den Banditen. Partien. Für Sonntag steht eine Wiederholung de» „Zampa" mit dem gefeierten Bulb als Gast in Aussicht. — Im Hoftheater zu Dresden gelangten im letzten Theaterjahr an 208 Abenden 53 Opera von 24 verschiedenen Tousetzern zur Ausführung. — Herr Kammersäuger Or. Gustav Guuz. welcher im Herbst seine Lehr- thätigteit an Or. Hoch'» Lonservatoriom in Frankfurt a. M. de- ginnt, geht »ach Wien, um einige Zeit bei dem berühmten Professor Or. Gtärck zu arbeiten. Herr Or. Guaz war be- kauatlich seiner Zeit praktischer Arzt (Spüalarzt in Wien Die Red.) und will sich die neuesten Erfahrungen auf dem Gebiete der Laryngoskopie zu eigen machen, wa» für seine künftiqea Zöglinge »nr förderlich sein dürfte. — Man schreibt der „N Fr. Pr." aus Stuttgart» den 1. Juki: Ja einem hier abaedaltenen Wohl« thätigkeiG-Eoucerte. bet welchem mehr als 2000 Sänger mit» wirkten und dessen Ertrag theilweise für den Deutscken Schulverein in Oesterreich bestimmt ist, erzielten die von dem Lkormeister des Wiener Mäanergesaag-BereinS, Ed. Kremser, für Solo. Männer- chor und Orchester bearbeiteten sechs aktaiederländischen Volkslieder eine bedentrnde Wirkung. Da» Solo fang der Eoncertsänger Herr SnmGdtschek recht schö». — Or. «. Kienzl » Oper „Urvast", welche in Dresden frhr gefiel» ist unn auch vom königl. böhmischen Landes- und National» .roter m Prag zur Aussüheung (»n böhmischer Uedresetzung) erworben worden. — Ta» Conut« ^ des Deutsche» VolkslheaterS iu Wien beabsichtigt. Johann Strauß einzuladen, für die Eröffnung-- Vorstellung deS neuen Theaters eme Feftouvertnre zu compomren. — In Chicago sammelt man zu einer Mozart-Statur. — Man schreib» auS London: Ja einer großen »m Mar.sion House unter dem Vorsitze des Lorlm'hors De Keyser und der Btthe,t>gung her vorragender Musiker und Musikjreuadc abgehaltenen Versammlung wurde beschlossen, in London e»n Couservatormm für dre gehörige Ausbildung von Opernsängern und -Sängerinnen inS Leben zu rufen. En> aus dem Lordmayor, Viscount Folkcstonr. Lord Charles Bruce, Sir Georg Grove, vr. Mackenzie. Mr. Weist Hill. Mr. Carl Rosa, Mr. W H. CnmmiugS, Mr. Chappcll, Vr. VlllicrS Stanford und Mr. Litllrto» zusammengesetzter Aus schuß wurde mit der Ausiühruug der uöihigea Vorarbeiten betraut. Verein deutscher Studenten. * Leipzig, 4. Juli. Am letzten Montag fanden sich im Wappenfaale des „Coburger HoseS" zahlreiche Gäste mit den Mit- gliedern deS Vereins deuticher Studenten zusammen, um den Vor trag des Herrn Geheimen KirchenratheS, Domherrn Professor v. Luthardt über „Lncas Cranach den Aelterrn" zu ver- nehmen. Bald nach 8 Ubr erösin-te der Vorsitzende deS Vereins dir Versammlung und gab sofort den» Herrn Redner das Wort zum Bortrage, dessen Inhalt wir hier in Kürze wicdergeben : Wenn wir — so begann der Redner — die bedeutenden Männer Deutschlands, welche >m Zeitalter der Reformation aus allrn Gebieten des menschlichen Lebens. der Religion, der Wissen, schast. der Kunst von dervo ragendem Emslliß gewesen sind, mit den Hauptvertrctern der Renaissance in Jtnliea vergleichen, so treten unS sofort inannigsache Unterschiede vor die Auge», welche in der großen Verschiedenheit der Anichauungcn. LkbrvSgewohnheitrn, kurz des ganzen Charakters der beiden Völker ihre Begründung finden: dort iw Süden Genialität, leichte Erregbarkeit, sprudelnde Lebenslust, Freude an verfeinerte» Genüssen, ausgebildeter Sinn für Formenschönheit; hier einfacher Kunstverstand, ruhige Heber- leguna, Geradheit, Einfachheit. Wahrheit, die selbst jede Beickönigung und Verschönerung meidet, und die alles dieses veredelnde Gemüths- »ieir. Ein echter rechter Bcrtreier dieser wahrhast deutschen Eigen- schäften war Lucas Müller auS Cronach von seinem Kurfürsten, »nd drr Nachwelt LucaS Cranach genannt. Um den Künstler zu ver stehen. müssen wir den Menschen kennen lernen, den deutschen Bürger, den mit solidem Charakter und biederem Sinn begabten Mann. Erst daun vermögen wir seine Bilder zu würdigen, welche in ihrer Magerkeit in dem Mangel jeder idealisirenden Linie von vornheeein wohl Manchem unschön und unerfreulich erscheinen. Frühzeitig schon war Lucas Müller wegen seiner Kunstfertigkeit un Malen be» rühmt ,uud wurde vom Kurfürsten von Sachsen nach Wittenberg gezogen. Dort war die Hauptstätte seines Wirkens und SchafscnS; dort gründete er sich ein Haus und freite ferne Barbara, mir der er lange Jahre iu glücklichster Ehe lebte, dort gewann er auch die Freundschaft vr. Martin Luther'S. dessen Lehre er von Anfang an zngctdan war. dort schuf er auch die Bilder der Reformatoren, der Kurfürsten von Sachsen und bewahrte uuS so die sür unser geistiges Auge schier unverwischbaren Charaklerkövse jener Männer. Auch außerhalb Wittenbergs war „LucaS Maler" eine bekannte Persönlichkeit, denn allerorten bedurfte man des Meisters, um hier ein Altarbild hcrzustellcn, dort eine Kirche oder eines reichen Bürgers Heimstätte durch Wandgemälde zu schmücken und zu zieren. — Sein Gerbält- nitz zum Kurfürsten war e.n überaus herzliches und intiimS, wofür die rudiende Scene im Lager vor Wittenberg noch dem unglücklichen Schmalkaldener Feldzug» als demlickster Beweis erscheint. Vom Kaiser, den er als Knaben in Holland gemalt. i»S Lager berusen, erfleht er, huldvoll rii'psangen und ousgejordert, sich eine Gnade zu erbitte», nur des Kaisers Gunst für seinen Kurjürste», mit dem er alsdann auch den Rest des Tages nn Gedankenaustausch zubrachte. Er solgte seinem Fürsten in die Gesaugenichait und lehrte erst 1552 mü ibm nach Weimar zurück, wo er als Greis von 81 Jahren starb. Er war ein echter Deutscher, treu seinem LandcSherrn. treu seinen Freunden, bieder und geniüthvoll, gcwisjenhast und thätig i» seinem Berufe, heiter und herzlich in seiner Familie. Wenn seine Bilder auch nichts von der Formen- schönhcit und Farbenpracht der italienischen ausweiscn, so spricht doch aus ihnen ein tieseres und klareres Gemüth; in seinen Geurc- bildern erstellt unS der Humor, ,n seinen biblischen Bilder» spricht uns seine ernste, würdige Anschauung» sein Bestreben an. die Historien dem Volke nahe zu bringen. Und darin gerade liegt seine Hauptbedeutung: in seiner Volkstümlichkeit; er schuf seine Werke nicht wie die Italiener sür eine bevorzugte Classe, die Aristokrarie. die oberen Zehntausend, er wollte zum Volke sprechen, von» Volke verstanden werde» und es ist ihm gelungen, wie keinem Anderen. So wollen wir stets dessen gedenken, wie LucaS Cranach zu seiner Zeit veredelnd aus das Volk einwirkte, und das Eine nie vergessen, daß er der Einzige ist, der uns Luther'S Bildlich überliefert bot. und wir cS ihm zu verdanken haben, daß der Reformator nicht blos aus seinen Schriften, seinen Werke» zu uns ipricht, iovdei n daß auch sein Bild, seine kräftige, urdcutsche Gestalt > Allen deuilich vor Augen steht. Nachdem der Herr Redner seinen Vortrag unter lebhaftem Beifall oller Zuhörer geschlossen, leitete der Vorsitzende die nun folgende ernste, aber von warmem patriotischen Hauche belebte Kneipe mit kurzin Worten ein und forderte die Anwesenden aus, »um Zeichen der alle sür uuscren jungen Kaiser Wilhelm beseelenden Liebe, Treue und Verehrung znm ersten Male einen donnernden Salamai der -u rechen, welcher Aufforderung in strudigec Begeisterung entiprochcn wurde. gewesen. Mitte November v. I. hat sich E. krank gemeldet und in ärztliche Behandlung begeben, aber erst am 27. Januar d. I. hat er von dem angeblichen Betriebsunfälle Anzeige erstattet, indem er gleichzeitig in das städtische Krankenhaus zu Leipzig eintrat. Bei Gelegenheit der Unlallnnteriuchung seitens der Orisvokzeidehürde ist auch der obenerwähnte Polir Br. über den Vorfall vernommen worden. Derselbe hat jedoch nur bestätigen können, daß E.. welcher gewöhnlich nur »irr leichtere Arbeit da ge wesen sei, an einem Tage des August v. I. zu einem sehr noth- wendig gewesenen Ablatrn von Balken verwendet worden ist, während er sich nicht zu erinnern vermochie, daß E. von einem sich dabei am rechten Arme zugesügten Schaden »hm gegenüber gesprochen habe. Die Sectio» II der Sächiischen Baugrwerks-BerusS- genosienichast hat dev Entichädigungsansprnch ab ge lehnt, da nicht sestgeslcNt sei. daß ein Betriebsunfall vorliege. UebngenS ist nach Mittheilung des Arztes, in dessen Behandlung sich E. in dem städtischen Krankenhanfe befunden Kat, bezüglich der von E. geklagten Schmerzen objektiv nichts nachweisbar gewesen und hat der Arzt den E. bei dessen Entlassung für der Krankenhaus pflege nicht bedürftig und sür erwerbsfähig erachte». Das Schieds gericht hat den Bescheid der BerusSgenofsenschast bestätigt und dabei ausgesprochen, daß da» persönliche Aujlretkn deS Berulungskläg-rS vor dem Schiedsgerichte die Mitglieder des letzteren zu der ein stimmigen Ueberzeuguiig geführt habe, daß dasselbe c» >m vor. liegenden Falle mit einem bewußten Simutanten, der au» einem nicht erlittenen angeblichen Unfälle einen unrechlmäßizrn Vortheil zu ziehen bestreb» sei, zu «hun gehabt habe. E. wurde deshalb auch in die «rstattuugSjähigca Kosten verurtheilt. Socialpolilisches. * Leipzig, 5. Juli. SchiedsgerichtSsitzung. Der bei der Actienbrauerei zu Hildburqdaui'en beichüsiigte Biersahrer Carl Müller daselbst ist am 25. Deceinber 1883 in Folge einer iu der Nacht vom 2l. zum 22. desselben Monals sich zugezogencii Kohlen oxyd ga§ Vergiftung verstorben. Der Vorfall hat sich auf die folgende Weise zugetragen. In Folge eines Umbaues war bei Beginn des Winters die Schlafstube der Biersahrer noch nicht gehörig ans- getrocknet, um bewohnt werden zu können. Es wurde deshalb zur Beschleunigung der Austrocknung ein Carbonnatronofen benutzt, wobei sich nach 12stündigem Geschlossenscin der Stube auch nicht der geringste Gasgeruch in dem Zimmer zeigte. Die beiden Biersahrer Müller und Bügel brachten deshalb die fragliche Nacht in dem Zimmer zu. Sie wurden aber am andercn Morgen beide betäubt vorgesunden. Es stellte sich nachträglich heraus. Laß Müller trotz des ausdrücklichcu Verbotes den Ofen nochmals gefüllt und nickt gehörig wieder geschlossen hatte. Während Bügel wiederhcrgcstellt ist, ist Müller, welcher sich an, Tage vorher eine heftige Lungenaffeclion zugezoqen hatte, überhaupt nicht wieder zum Bewußtsein gekommen. Die Mutter des Verstorbenen, Elisabeth verw. Müller, hat nun bei der Section VHI der Brauerei- und Mälzerei-BerufS genossenschast um Gewährung der gesetzlichen Rente nach gesucht, da der verstorbene Sohn ihre einzige Stütze im hohen Alter gewesen und ihr von demselben eine wöchentliche, ihren Bedürfnissen vollständig entsprechende Unierstützuog zugeflossen sei. Die Beeussgenosseiischast bestreitet indessen» daß Müller der einzige Ernährer der hinierlasseaen Mutter gewesen sei. Die Letztere habe noch zwei ältere verhcirathete Söhne und eine verheirathcte Tochter und wahne mit dem eine« Sohne im eigenen Hause. Außerdem hat die Polizeioerwaltung zu Häselrieth bescheinigt, daß der verstorbene Müller zur Zeit seines Todes mit noch einem Bruder seine Mutter zu unterstützen gehabt hat. Das Schiedsgericht hat unter diesen Umständen, »nd da die Berufungskläqerin irgend welchen Nachweis dafür, daß ihr Sohn Carl Müller ihr einziger Ernährer gewesen sei, heizubringe» un erlassen hat, zu einer den Bescheid der BerusSgenoffenichast abänderuden Ent- scheiduug nicht zu gclangeo vermocht, hat denselben vielmehr bestätigt. * Leipzig, 5. Juli. (SchiedSgerichtssitziing.) Der Zimmerer Wilhelm E. in Gohlis hat Ende Januar d. I. bei der Sächsiicken BaugewerkS-Berufsgeiiosienschast Anspruch aus Entichäd>guiig wegen eines angeblich am 15. August 1887 ihm widerfahrenen Unfalles erhoben. Den Hergang deS betreffenden Unfalles hat E. folgendermaßen geschildert. Er sei an dem gedachten Tage (15. August v. I.) bei den» Betriebe deS ZimmcrgeschäflS von Ernst Schmidt in Sellerhausen bei dem Abladen von Balken, die sich oui einem Wagen befanden, behilflich gewesen und habe deshalb auf dem Wagen gestanden, um die Balken mit abzuheben. In Aus Übung dieser Arbeit habe er sich insofern mit dem rechten Arme überanstrengt, als sich, noch bevor der Balken auf den Achseln der neben dem Wagen stehenden Leute geruht, eine Secunoe lang die meiste Last auf ihn concentrirt habe. Gleich nach diejer liebe» anstrengung habe er dem Polier Br. miigetheilt, daß ihm beim Abheben der Balken, in dem Augenblicke, als die den Balken tragenden Leute zwecks Aufnahme des Balkens aus die Achseln »m- drehten, bald der Arm herauSgeriffen worden sei. Der Polier habe daraus erwidert: „Der Arm steckt ja noch drin" und habe er darauf auch weiter noch mit abgeladen. E. har in der Thar in demselben Betriebe noch biS Äusaiig Ocrober v. I. seine gewöhn liche Arbeit verrichtet und ist hieraus »n anderen Arbeitestellea thäi-g LömgUches Lchwnrgerichl. VIII. Eitrung. * Leipzig, 6. Juli. Der Schwnrgerichtöhos bestand aus den Herren Präsident LandgerichtS-Direcior Justizrath von Bose, Land- gerlält-Hiäthen Höffaer und Schniidt-Löndotm; die Anklage führte Herr Staatsanwalt Martini, die Bcrthcidigung Herr Rcchisanwatt Jreylag II. und Herr Rechtsanwalt l)r. Täichncr; als Geschworene sungirte» dir Herren LiebeSkind-Zmeml»i»dors, K»nze-2chvneseld, Bcrzer-Mutziche». Umbach-Lkipzig, Schnetger-Machcru. Bufch-GrrS- dors, Haserlorn-Dobernitz, Birkholz.Leipzig, Klmihardt-Wurzen, Lcdig-Wüstcnhain und Muller-Neuschöneseid. Unter der Anklage des HeugeameiueidS und bez. der An stiftung dazu befanden sich die Weißnäherin Johanne Therese Sperling von vier und der Zimmermeister Karl Gustav Ieich mann hier, gebürtig aus Dölitz am Berge, Beide noch unbestraft, aus der Anklagebank. Teichmann ist hier wohnhaft, Besitzer eines Rittergutes, mehrerer Häuser und einer Anzahl Bauplätze und üver» Haupt als ein vermögender Mann bekannt. ES waren eine große Anzahl van Zuhörern auS dem Baufach anwesend, so daß sowohl der Saal, als auch die Tribünen stark besetzt waren. Teichmonn kaufte im Jahre 1883 das Hrsse'ichc Grundstück in Bamberg und übernahm eine daraus stehende Hypothek von 12,000 .si. mit der Verpflichtung persönlicher Hast. Lelchmann verkaufte indessen das Grundstück weiter, und als im Jahre 1886 Hesse in Leipzig starb, klagten dessen Erben gegen Teichmann aus Zahlung jener Hypothek nebst Zinsen. TaS hiesige iöni gliche Landgericht — III. Eivilkammer — elkannte den Klägern den Eid zu, den einige auch leisteten. Daraus trat Teichman» mit einem Anspruch aus Zahlung von 2500 gegen die Hcsje'jchcn Erben »n Klagcwcge aus. denselben damit be gründend, daß ihm beim Kaussabschlusje mit Hesse unter Anderm euch» rin Landauer, ein Schlitten und ein Pserde- gejchirr, siWis der nicht unbedeutende Borrath an Kartoffeln mit vertat»« und übergebe» worden sei, was wiederum von de» Beklagten bestritte» wurde. In dieier Klagsache benannte nun Teichmann die Angeklagte Sperling als Zeugin, und diese sagte am 4. Oclodcr v. I. vor de», hiesigen königl. Landgericht nach Ableistung des Zeugeneidc: ans, sie seif. Z.im ausdrücklichen Auftrag und in Vollmacht der verehl. Teichmann zum Kauisabjchlujfe m>t Teichmann nach Bamberg gereist; damals habe sie Hesse herumgesührt und ihnen u. A. iu einer Remise einen Landauer, einrn Schlmen, das Geschirr und im Keller den Vorralh an Kartoffeln Mit dem Bemerken gezeigt, „das seien die Sachen". Die Sperling hatte noch eine ziemlich genaue Beschreibung von den Objecici,, namentlich von den, Schlitten gegeben und den Karlossel- vorrath aus ein paar Hundert Ccnlner geschätzt. Es tauchte aber nachmals der dringende Verdacht aus. daß diese Aussage un wahr und von der Sperling aus Anstisten Teichmann'S erstattet worden sei, und die arigestcllten Erörterungen führten zur Einleitung der Untersuchung gegen dir Sperling und Teichmann. Die Sperling gab heute rückhaltlos zu. bei ihrer damaligen Vernehmung als Zeugin die Unwahrheit gejagt zu haben. ES sei nicht wahr, daß sie von Frau Teichmann Auftrag oder gar Voll macht zur Reise »ach Bamberg gehabt, diese vielmehr um die Reise dahin gar nicht gewußt und daß sie, die Sperling, sich in Bamberg sür die Ebesra» Teichiiiai'n'S ausgegeben habe. Auf Vorhalten, wie sie zu dieser unwahren Aussage gekommen sei. erklärte die An- geklagte, es sei aus Uebereüung und Leichtfertigkeit geschehen. Die betreffenden Sachen habe sie gar nicht gesehen, sondern nur kleinere Gegenstände; sie habe „Teichmann zu Gefallen" so ausgcsagt und weil dieser eS ihr geheißen; sie verkehre schon seit Jahren bei drr Familie Teichmann, »nd Teichmann sei auch der Vormund ibrcS unehelichen KindcS; sie selbst besitze mehrcre Tausend Mark Ver- mögen. Der Mitangeklagte Teichmann dagegen leugnete be harrlich und machte alle Anstrengungen, sich rein zu waschen. Unter Anderem behauvlele er, die das Klagobjcct bildenden mehrerwähnten Gegenstände von Hesse wirklich gekauft und die Sperling lediglich gefragt zu haben, ob sie sich auf die Sachen »och besinnen könne, was von diejer bejaht worden sei, und dann habe er sie, mit Hinweis daraus, baß sie das auch werde beschwören müssen, als Zeugin benannt; er behaupte auch heute noch das damalige Vorhanden sein und den Kauf der Sachen; Hesse habe ihn später auch der per- söiilichen Hast ausdrücklich entlassen, woraus er übrigens nach bayerischem Neckte einen Anspruch habe. Zur Verhandlung waren eme giößerc Anzahl Zeugen geladen. Gemäß dem Wahcjpruche der Geschworenen wurde die Sperling wegen Zeugenmeincids zu 2 Jahre» Zuchthaus und 2 Jahren Verlust der Ehrenrechte, Teichmann dag-gen wegen Anstisiung zum Zellgenmemeid zu 4 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Verlust ver Ehrenrechte verurtheilt. — Für dir Geschichte der sächsischen Volk-best euer» ng bal da« Jahr 1888 eine Jubtläumsbedruluna. speeiell auch sür Leipzig. Bor 45V Jahren. 1438. verennglen sich das nsie Mal die Stände — Prälaten, Ritter und Städte — Sachsen- zu einem grmeinschastlichen Landtage zu Leipzig, aus welchem die erste Landessteuer „die Czise" — Accije —. zunächst aus zwei Jahre, verwtlligl wurde. Diese bestand dann, dass von jedem Käuser „alles seilen Verkauf»", da« keitzl aller KausmannSwaarrn, ver dreißigste Psennig als Sleuer abgegeben werbe» musst«. Bald nachher, im Jahre 1454, wurde auch eine Biersteuer und dann eine Personen« sleuer, aus den Kops 2 Groschen, erhoben. -- StadNbealer. Morgen, Sonnlag, beginnen mit Rücksicht aus die an diesem Tage stattsinvenben Rennen, dir Borstellungen in beiden Stadtlhcatern um sieben Uhr. * Leipzig. 6. Juli. Die gestern Abend stallgesunveue Versammlung de« KrriSdereinS Leipzig im verbände deutscher HandlungSgehilsrn war ausserordentlich zahlreich besucht. Der Vertrauensmann, Herr jklotzsch, gab eme kurze Uebrrsicht über die Ersolge, welche der Verband in drr letzten Zeit errungen hat. Es ist die Gründung ver schiedener neuer KreiSvereinc (in Potsdam und Hohenstein- Ernstlhal) zu erwähnen, so dass nunmehr dir Zahl der Kreis, vcreme sich aus über l5v erhöht dal. Während des ver flossenen Geschäftsjahre» hat die Bereinigung die grösste Zunahme an Mitgliedern zu verzeichnen. Es traten 4563 neue Mitglieder bei. DeS Weiteren wurden einige innere Angelegenheiten anS Anlass der am 9. September stall« findenden grossen Hauptversammlung, zu welcher Theilnehmer au» allen grössere» deutschen Slävten hier eiatresjen, be sprochen nnd aus die von den pominerscken Mitgliedern sür Sonnlag. den l5. Juli, angesetzle Dauipserparli« nach der Ostsee ausmerksam gemacht. Nächsten Sonnlag. den 8. Juli, jeiert der Verein sem Sommersest bei Bonoraod. — Zur Vervollständigung unseres gestrigen Bericht» über die Theililahme an dem bevorstehenden Sommer-Rennen habe» wir noch die eben zu unserer Kenntniss grloinuiene» Nennungen ver drei Rennen hinzuzusügen. welche beim Unions-Club in Berlin zu erjolgea ballen. Dieselbe» schlossen mit befriedigenden Unterschriften. ES erhielten daS Elster» Hürden-Renuen 6 Unterschriften» die Corpö-Steeple-Chaje 4 Unterschriften und das Sommer-Jagdrennen 5 Unterschriften. Es dürste somit de» Freunden und Verehrern de» Hinderniss- Sporl», welcher hier zum erste» Male besonders gepflegt wird, reichliche Gelegenheit geboten sei», an dem fesselnde», Herz und Auge crjreurnden Schauspiel sich weiden. Der BiUctvcrkauj geht sehr flott, weSbalb mau sich zeitig um gc, wünschte Plätze kümmern mag. Die Ehrenpreise, sämmllich von Leipziger Firmen bezogen, sind reizend und in der Mehr zahl begehrenswerthe Schöpjungen unserer heimischen Gold- schmiedekllust. — Morgen Sonntag findet in der Centralhalle die Fahnenweihe der Stcinsetzcrinnung statt. — Der Schreberverein der Südvorstadt hat in diesem Jahre sür die Mcnate Juli und August eine sogenannte Milche olonie cingcrichtet, insolgc dessen die Kinder — mögen dieselben nun Mitgliedern oder Nichtmitglicdern an gehören — nach dem Spielen gegen Bezahlung von 3 Pfennigen ein Viertellilcr „gute Milch" erhallen. Durch die Bestimmung, dass der Einpsänger den hälftigen Betrag selbst zu entrichten hat, wird cs cmcötheils möglich, einer reckt grossen Anzahl Kindern diese Vergünstigung zu Theil werden zu lassen, und sind doch die Mittel deS Vereins auch beschrankte, andcrn- theils führten dazu erzieherische Rücksichten, so wollte man unter Anderen nicht die bei so Vielen verbreitete Ansicht nähren, als ob man bedingungslos berechtigt sei, beschenkt zu werden. Es findet auch diese Einrichtung uugetheille Zustimmung. — Die ihrer Vollendung entgegengebenden Festkonten zu dem in den nächsten Wochen in der Nachbarstadt Halle stattsindcndcii Mitteldeutschen Bundesschießen nehmen sich reckt stattlich auS, und eS ist erfreulich, dass auch unsere bei mische Industrie an den Arbeiten sich betbeiligt hat. So ist unter Anderen der diesigen Firma C. A. Nagel, Bauschlosserei und Patent - Marquisensabrik. die Eisenco»- structiou der Scheibenstände sür „laufendes Wild" übertragen worden. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) O. Leipjiq, 6. Juli. (Aus der Fleischbeschauer-PraxiS^ Vor der Straslanimer in Ansbach hatte sich am 20. April d. I der Fleischbeschauer Johann Georg Mangold auS Neusitz aus die Anklage der Urkundenfälschung im Amte hin zu verantworten. Die Flcischbeschouer haben in Bayern über ihre Tbätigkeit Buch zu führen und die Notizen in ein sogenanntes Tagebuch cinzutragen; außer dem haben sie selbstverständlich daS Erqebniß ihrer Untersuchungen auf einein Scheine zu vermerken, welcher den Eigenthümern der untersuchten Thiere ausgehändigt wirb. Mangold hatte nun in zwei Fällen zwar aus dem Scheine den Lachverholt richtig ange geben, nicht aber in seinem Tagcbuchc. Vor Gericht gab er zu, was ihm zur Last gelegt wurde, er behauptete aber, er sei der Meinung gewesen. eS komme auf die Eintragung im Tagebuche nichts an. Die Strafkammer rechnete ihm diesen Glauben zu Gute uns nahm nn, daß. wenn auch Vas Tagebuch als öffentliche Ur künde onzusehcn sei» der Angeklagte nicht in den« Bewußtsein gehandelt habe, daß die bekundeten Thatiachen rechtlich erheblich seien. Da aber immerhin eine Uebertretung der Fleischbeschau ordnung in zwei Fällen vorlag, so verurtheilte das Gericht den Angeklagten wegen jedes derselben zu 5 Vet Geldstrafe. — Die vom Staatsanwalt flegen da- Urtheil eingelegte Revision wurde vom Reichsanwalt für begründet erachtet. Es sei, so führte er auS, nicht ersichtlich, wie der Angeklagte aus den Glauben gekommen sein könne, daß die Beurkundung »ich! rechiserbcblich sei. Wenn er im Jrrthum über die Auslegung der Fleischbeschau-Ordnung gewesen wäre und z. B, geglaubt hätte, es genüge, wenn ein Anderer stakt seiner die Beschauung vornehme, dann batte allenfalls die Freisprechung sich rechtfertigen lassen. — Der erste Strafsenat deS NeichSgcrichkS hob sodann dos Urtheil ans und verwies die Sache au das Land gericht zurück. Nachtrag. * Leipzig, 6. Juli. Der Rath unserer Stadl hat jetzt die Einladungen zu der a», Mittwoch, den l>. Juli, Vor mittags ll Uhr stattsinbenden Feier der Eröffnung des neuerbau ten Schlacht- und ViehbofeS ergehen lasten. Das beigesügte Programm verzeichnet Ansprache deS Herrn Oberbürgermeister Or. Georgi. Besichtigung der Anlagen und Bewirlhiing an de» Buffeten. Ausserdem enthält die Einladung eine» SituationSplaii der gefaminten Schlacht» und Vikhhofs-Anlage. — Ai» Sonnabend, den 14. ds-.. findet ei» einmaliges Eoncerk des Musikcorps der Potsdamer Leib-Garde-Husarcn (da- Regiment deS Kaisers) im Krystallpalast statt. )) Leipzig, 6. Juli. In der Niederlage einer hiesigen elektrotechn > schenFabrikentstand heule irüh in der sechsten Stunde ein Schadenfeuer, daS verschiedene Berpackuugs- gegcnstäuve und dergl. vernichtete, überhaupt einen nicht un bedeutenden Schaden anrichtete. DaS Feuer» welches bereits durch die Decke brannte, wurde von der schnell erschienenen Feuerwehr nach längerer Thätigkeil befestigt; die Entstebu»g°- ursache ist unbekannt. — Gestern Abend »ach beendeter Arbeit stürzte aus einem Neubau in der Langen Strasse ein Mau rer- lehrling auS Plagwitz ei» Stock hoch von einer Leiter herab uno zog sich eine Verstauchung des Rückgrates und deS eine» Handgelenkes zu, so daß er inS Krankenhaus zu bringen war. * Leipzig, 6. Juli. Bon der zweiten Strafkammer de« diesigen königl. Landgerichts wurden heute verurtheilt: 1) der Kellner Friedrich Otto Brock hier wegen Verbrechens gegen K. 176.3 deS R.-Str.-Gcs-B. zu 2 Jahren ZuchlhauS; 2) der Maurer Johann Gottfried Busch auS Breiting wegen RücksallS-Diebstahlü zu l Jahr ZuchlhauS; 3) der Hand- arbeitcr Karl Hermann Harzbach auS Reudnitz wegen RückfallSbctnigS zu 3 Jahren Zuchthaus und 750 Geld-, evenl. weiteren 50 Tagen Zuchthausstrafe. * Reudnitz. 6. Juli. In der gestrigen Sitzung deS GemcinveralbeS wurde daS Gesuch deS deutschen HilsSvereinS i» Wien genehmigt und demselben ein jährlicher Geldbetrag sür seine Zwecke bewilligt. — Unserem allgemeinen Turn verein wurde als Beihilse zum Turnhallenbau ein Darlehen von 3000 -L bei 3>/, procentiger Verzinsung gewährt, ein: Schenkung dagegen abgclehnt. — Die vom Gemeinderathc begründeten Realschul-Freistellen sollen nur au Realschüler, nicht aber auch au Schüler deS ProgynmasiumS vergeben werden. Für letztere sollen späterhin auch Freistellen be gründet werden. Gemäß dem Gutachten VcS Vauaus- schusses wurde ebenfalls gestern die Regelung der Niveau- Verhältnisse zwischen der Langen und Kohlgartenstrasse ge nehmigt. — Auch von anderer Seite, aus Reudnitz, wird unS bestätigt, dass am letzten Sonntag Abend ein über die hiesige Gegend in bedeutender Höhe hinweg ziehender Luftballon ohne Gondel bemerkt worden ist. — Wer zur .Sommerfrische" oder zu Wanderungen daS an landschaftliche» Schönheiten und historischen wie gewerb lichen Denkwürdigkeiten und Schöpfungen so reiche sächsische Erzgebirge ausersehen hat. richte fein Augenmerk, wen» er die Umgebung von Freiberg durchstreift, auch aus daS Berg« iädtchen Frauen st ein, welches viel weniger beachtet wird, als eS dies verdient. So bietet sich hier unter anderen präch tigen Punkten vom Schloßberge niit mohlerhaltenen Ruinen, einer der, »ach der rauhen kunstlosen Bauart zu urtheilen, ältesten Burgen des Landes, eine Aussicht, die zu den reichsten und herrlichsten Sachsens gehört. Man übersieht von hier Stolpe». Moritzburg, die HoslöSnitzer Weingebirge. die Stadt Freiberg, den ganze Tharandter Wald, den Colmberg bei Oschatz, den Kenlenberg bei PulSnitz, den Fichtelberg bei Wiesentbal, die Schnceberger Gebirge, den Bielberg bei Annaberg, AugustuS- burg, den Bärenstein, Greisenstein und viele andere namhafte Puiicte. Im Jahre 1438 soll die Burg Frauenstein ein Raubnest gewesen sein, da- Kurfürst Friedrich erobern uno die drei gefa»genen Raubritter, welche im Lolksinunde Zeisig, Finke und Storch hießen, neben dem noch unerschütterlich er haltenen Wartthurme, der dicke Merten genannt, hin richten licss. Zittau. 6. Juli. Unsere dcutschfrcisiiinige „Zittauer Morgcnzeitung" muss jetzt selbst die Niederlage, welche sie in dem Proceß gegen den von ihr angegriffenen
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