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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-08
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1888
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4186 Blinden leine Arbeit sortschreiten, seine Soatlöruer aufgehe». Da mast wohl auch der Grund sei», daß dcr Biudeuumerricht Alle, Männer wie grauen, welch- sich ihm einmal verschrieben und er. „eben haben, so leicht nicht wieder losläßt, sondern gewöhnlich fest, hält bi« zum Aushöeen der Kraft oder de« Leben«, odschon der Berus als Blindenlehrer von dem Einzelnen volle Hingabe au die Sache verlangt und ihm auch in der oder jener Hinsicht zur Ent behrung zwingt. Die na« bei unserem Besuche in Moritzburg in Mitte der blinde» Kinder begegnenden Lehrer und Lehrerinnen machle» in ihrem ganzen Wesen und Slusiretc» einen durchaus sym- pathischen Eindruck und ihre Pflegebefohlenen, denen sie ihr Können und Vermögen gewecht, schienen auch, wie dcr ganze herzliche Ber- lehr beider llheile bewies, insgesammt in dankbarer Liebe an ihnen zu hängen. Tie Blindenvorschul« bildet die erste Sluse in dcr Blinde». au-bildung; sie dient vornehmlich zur physischen Erziehung und er weitert da» infolge der Blindheit vernachlässigte Gebiet der Vor stellung und Begriffe, stiebt auch den ersten technischen Unterricht Letzterer wird fortgesetzt und vollendet in der Blindenanstalt zu Dresden, eingerichtet sär circa 120 Blinde. Die Blinden lernen dort Korbmacher-, Seiler-, Bürsten- und weibliche Handarbeiten, sowie die Verrichtung von Hausarbeiten, z. B. Slubenschcneru und Feucranmachen in den Ciubenüse». Meist verbleiben sie in der Anstalt bi« zn ihrem 20. Lebensjahre. Tann treten sic in- Leben und die Außenwelt zurück, erhalten ron der Anstalt, die auch den Wohnort des Bünden wähl), Handwerkszeug, einen sehenden Be- rather, das Arbeitsmaterial zum EinkausspreiS und je nach ihrer Individualität auch Geldunterslützung bis zu 100 >l jährlich, so lange sie arbeiten und nicht musicirend, hausirend oder bettelnd im Lande umherziehen. Die Sorge für die Entlassenen au« der Anstalt ist die schwerste, und die Mittel, welche dcr 1848 mit 150.6 begründete Fonds für entlassene Blinde gewährt, sind, trotzdem derselbe im Lause der Jahre zu einer recht ansehnlichen Höhe angcwachsen ist. nicht ausreichend. Mit GlückSgülcrn Gesegnete könnten durch Zuweisung von Kapitalien an diesen Fonds sich ein wahres Gotteslohn verdienen und wenn man auch in Sachsen sehr ost mit Äenugthuung die Thatsache registriren hört, daß man daselbst säst so gut wie keine blinden Bettler mehr autrifft, so giebt c« doch im Stillen und Verborgenen im Hause des in die Welt zurückgetretenen und sei» Brod durch redliche Arbeit verdienenden Blinden viel Noth und Kummer, die zu vermindern und zu stillen jetzt noch die Mittel fehlen und in ihrer Intensität und Schwere nur eingeweihten Kreisen bekannt sind. Und wie viele Leute leben auch in Sachsen im Ueberfluß, in Hülle und Fülle, herrlich und in Freuden wie der reich« Mann im Evangelium! Den Arme», und dazu gehören die Blinden in allererster Linie, wird zwar auch heutigen TagcS noch gar fleißig das Evangelium gepredigt; recht wunschenswerth wäre aber, daß sich milde Herzen unter den reichen Leuten finden möchten, welche aus ihrem Ueber- sluß gedachten Fonds mit Gaben bedenken und dadurch die in ewige Nacht gehüllte irdische Laufbahn dcr Blinden hell und licht machen Helsen. Einen besseren Gebrauch kann der Reiche mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln säst gar nicht machen und darum wurde in vorstehenden Zeit u einmal die öffentlich« Ausmerksanikeit aus die Blindeuerziehuug und ihre Aasänge gelenkt, hoffentlich nicht ganz ohne Eriolg in gedachter Richtung. Richard Türschmann's Recitation -es „Lonolaii". * I» der Aula der neuen Thomasschule begann Türsch- mann am Mittwoch Abend seine Recitatione» mit dem Vortrag des Shakcspeare'schen „Coriolan". Neben den jugendlichen Hörern, welche die Gymnasien und die Real schule gesandt hatten, war auch eine stattliche Zahl älterer Freunde erschienen und oie gcsammte Zuhörerschaft folgte, hingerissen von der durch keine Aeußerlichkeit gestörten Wieder gabe der gewaltigen Tragödie, von dcr Votksscciie aus dem römischen Forum und dem beschwichtigenden Austreten dcS Mcnenius Agrippa an bis zum Schluffe den Worten deS RecitatorS in lautloser Stille. Der eigenartige Reiz der Tiirschmanu'schcn Recitationen liegt, wie schon oft aus gesprochen worden ist, in der Unmittelbarkeit dcr Vorführung, ln dem directen Wirken dcS poetischen GchaltcS dcr Dichtung aus den Hörer, aber BcwundernSwcrtheS leistet der Künstler, ver rS bewirkt, daß man zu sehen glaubt, waS man nur hört. .Ich könnte den MeueniuS Agrippa malen", flüsterte mir meiu Nachbar zu, und in der That, der Künstler gab diesem und allen austretenden Personen auch bei dem schnellsten Wechsel von Rede unv Gegenrede so individuelle Färbung, daß dieser Ausspruch wohl hcrechtigt war. Und wie fein ab- zuwägen, wie scharf herauSjuhcben weiß der Künstler alle lene Beziehungen und Motive, welche da« Fortschreiten der Handlung, die Entwickelung der Charaktere be stimmen: die ungestüme Kraft und den ungemeffenen Stolz de« Helden der Tragödie, Coriolan, den nur die wunderbare Gewalt der Liebe zur Mutter erreichen kann, den Haß und Neid der Tribunen und dcr Kleinen Über haupt gegen den schonungslosen Vertreter der Größe und Vornehmheit, und die Eifersucht der Führer. Bei dem ersten Zusammentreffen zwischen Coriolan und Aufivius trat unS m diesem eine jener sonnigen Gestalten entgegen, wie sie Türschmann's Kunst — wir erinnern an Malcolm und Macduff, an PyladeS — mit hinreißender Wärme zu der körpern weiß, und wie schwand dieser Glang vor dem Schatten des NeidesI Wir können leider nicht bei allen Einzelheiten verweilen, die wir hcrvorhebcn möchten. Nur daraus wollen wir Hinweisen, daß sich die Darstellung des Coriolan meistcr- hast steigerte bi» zur entscheidenden Scene im Lager zu Antium und in dieser zu wahrhaft erschütternder Wirkung kam und daß eS dem Künstler gelang, auch die in unmittel barer Weife an dem Fortgang dcr Handlung bctheiligten LolkSmaffen zur Darstellung';» bringen. Türschmann wußte die Illusion zu wecken, als hörten wir wirklich die tobende Menge. In der Scene, in welcher daS Volk durch die Tribunen, namentlich durch SiciniuS zum Aufruhr aufgestachelt wird, erklang daS „Nieder mit ihm" erst wie fern grollender Donner und wuchs dann und schwoll an bi- zum vernichten den Orkan. — ES waren Stunden der Weihe, die u»S der Künstler bereitete, und wir danke» ihm für seine Gabe. 1 Genossenschaft sächsischer Feiddiakonen. r. Am 5. Juli, Abends '/«9 Uhr fand im Lereinshause (Roß ftraße 14) die II. Generalversammlung her Genossenschaft säch sischer Felddiakonen (freiwilliger Krankenpfleger vom rolben kreuz) statt. Nach der Tagesordnung eröffnete zunächst Herr Pastor Zinßer als Delegirter de- sächsischen LandrSvereinS für innere Mission die Versammlung, woraus die Lontrole erfolgte, welche einen Bestand ron 51 anwesenden Mitgliedern ergab. Dann erstattete dcr Vorsitzende, Herr »tust. tbeoi Vogel, den Bericht über den gegenwärtigen Bestand der Genossenschaft. Nach diesem tnteressanten Bericht, über den Nähere- der erste Jahresbericht der Genossenschaft enthält, ging die erste Anregung im Früh jahr 1886 vom Lcntralcomitü der deutschen Vereine vom rothrn Kreuz aus. Diese« wandte sich an Herrn Director Wichern vom Rauhe» Hans, mit der Bitte, die Organisation einer „G e nossenschast freiwilliger Kranke npslegcr im Kriege" zu übernchmcn. Aus seine Anregung bildete sich znnächst am 18. Mai 1886 eine solche in Berlin. Tie Bewegung, welch- der große Erfolg de» Unternehmens hervorries, verpflanzte sich auch nach Leipzig, wo in einer Studentenversammlung vom 20. Juli 1886 vnter Vorsitz de- Herrn Pastor Fr. Naumann ein gleicher Verein inS Leben trat, da der Landesverein für innere Mission (Vorsitzender Herr Gras Vitzthum von Eckflädt) seine Unterstützung zusagte. Ein studentischer AuS- schuß (die Herren »tust zur. Rnd. Heinze, »tust, tiicoi. Göhre, »tust, tbeoi. Ioh. Richter, caost. tkcol. v. Strauch, »tust. pdil. Werner,,s) übe, »ahm die Agitation, die dem edl a Zweck in, Februar 1887 21 Thcilnehnicr zulührte. Am 3. März constituirte sich die Ver sammlung. zugleich verpflichtete Herr Pastor Zinßer als Dele girter der Genossenschait d,e Theilnehmer, welche sich nun in den klinischen und chirurgischen Statiouen der Herren Geheimräthe Prosefforcn vr. Thier sch und vr. Wagner unter Leitung de« Herrn Vr. v. Mangoldt einem vierwüchentlichen Ausbildung-- eursus unterzogen. DaS Agitationscomilä, zu dem noch ein Kausinann, Herr Grimm, hinzutrat, erreichte im Winter wenig, mehr die allg-meine Stndeicken- versammlung vom >2. Jauuar d. I. unter dem Vorsitz Sr. Magni. flcenz de- Herr« Rector Geh Rath Professor vr. Ribbeck, wobei her LandeSdelegirte vom rotheu Kreuz. Herr Geh. Rath vonErie- gern, über die Ziele und Ausgaben, Herr Pastor Zinßer ider die G-lchichle der hiesigen Benoffenschast sprach und zum Bei tritt ausgefordert wurde. 22 «« Mitglieder kouuden a» IS. Jonnar ihre NuSbilbuuq beginne», die sich i» drei Stufe» »heilt, Vor- bereit»»»«., Pflege-, WiedtrholiingS-Lursu«. Die Unterstützung der Herren Stabsarzt vr. DümS, vr. Kölliker und Bandagist Reichel förderten da- Werk so, daß Herr Pastor Zinßer am 5. März 26 neue Mitglieder verpflichte» konnte, die am 4. Mai als völlig ausgebildet feierlich entlassen werde» konnten, wobei Herr Oberstabsarzt vr. Zimmerer als kaiserl. Kommissar der SanitätSdirection, Herr Geh. Rath von Krieger» als Delegirter de« kaiserl. Mlckairint'pectorS sür srciwillige kranken- pflege und al» Director de- sächsischen Landcsverein« vom rotheu Kreuz, Herr Hvsrath vr. Heßlcr al» Leimiger Delegirter vom rolhc» Kreuz und Herr Pastor Zinßer als Vorsteher dcS Leipziger GenosscnschaslsverbandeS zugegen waren. Nach der Berichterstattung fand eine Borstandswahl statt, bei der an die Stelle des Herrn stuck, tbeoi. Vogel Herr »duck, tbsol. Klepl zum Vorsitzenden, Herr »tust. jur. Polster zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt wurde. Mit dem Hinweis darauf, daß vom 24. September bis 18. October ein CuriuS mit theoretisch schon vorgcbildete» M tgliedern beginnen wird, und der Vertheilung der Jahresberichte schloß die osficielle Versammlung, der sich ei» fröhliches Beisammensein anschloß. vermischtes. ----- Berlin, 6. Juli. Dem Vernehmen nach wird Kösnig Wilhelm II., dem Gebrauch seiner Vorfahren olgend, welche, sei eS als Herrscher oder Thronfolger, dem Kammergcricht stelS einen Besuch abgestaltct und einzelnen Verhandlungen desselben beigcwohnt hatte», demnächst auch in gleicher Absicht dort erscheine». König Friedrich III. hatte diesen Besuch bereilS als Kronprinz 1865 erstattet, während vom jetzige» Herrscher diesem höchste» preuß.scheu LandeSqericht eine gleiche Ehre noch nicht zu Theil geworden ist. Zu be merken ist. daß sich in dem großen Saale dcS JustizpalasteS ein für derartige Besuche errichteter Thronhimmel befindet. Der darunter ausgestellte Sammtscffcl ist rin Geschenk, welche- König Friedrich III. anläßlich seine- Besuche- gemacht hatte. -k- Lützen, 6. Juli. Am 2. d. M. that hier der 13- ährige Knabe Bothin Stücke ungelöschten Kalkes in eine iarke GlaSflasche, füllte dieselbe mit Wasser, verschloß sie luftdicht und stellte sie auf einen etwa« erhöhten Ort. Plötzlich explodirte die Flasche, und Glasscherben nebst Kalk- Wasser flogen dem in der Nähe stehenden 7 Jahre alten Knaben Schneider ins Gesicht. Wie weit sein Augenlicht ge litten hat. konnte bis jetzt noch nicht scstgestellt werden. Das unglückliche Kind befindet sich in ärztlicher Behandlung. --- Wir empfangen folgende Zuschrift: An die Rcdaction des „Leipziger Tageblattes". Frankenhausen (Kuffkänser), den 6. Juli 1888. In der „Saale-Zeitung" vom 30. Juni d. I. ist die anscheinend in andere Zeitungen übergegangene Nachricht enthalten, daß seit mehreren Wochen in Frankenhausen und Esperstedt Scharlach und DivhtheritiS sehr heftig ausgetreten seien. Wir sind im Staude, durch behördliche Zcugnisse nachznweisen, daß an dieser Nachricht kein wahre« Wort, und können versichern, daß der hiesige Gesund heitszustand gegenwärtig ein sehr befriedigender ist. Mit Hochachtung die Badrdircction. ----- Pest, 4. Juli. 100 000 fl. für ein Pferd. DaS Ministerium hat sieb mit der Direktion de- ungarischen Iockcv-C lub- in- Einvernehmen gesetzt, um den Ankauf eines neuen, hervorragendenDeckhengsteS in England zu bewerkstelligen. Dem Direktorium wurden zu diesem Zwecke von dcr Re gierung 100 000 fl. zur Verfügung gestellt unv außerdem noch eine Reserve-Anweisung über 30 000 fl. für den Fall, daß jene Summe sür den Ankauf eine- hervorragenden Deck hengste« nicht ausreichcn sollte. Der neue Hengst soll den eigentlichen Ersatz sür Bnccaneer in KiSber bilden. ES hat sich auch bereilS Gras Ivan Szapary behusS Ankaufs eines solchen Hengstes nach England begeben. Zugleich hat auch Herr Luczenbacher die Reise dorthin angetrcten, um für KiSber fünf edle Mutterstuten anzukauscn, welche zusammen einen Werth von 50 000 fl. haben können. --- Dcr Lohn eines Erfinders. AuS London wird der „Frankfurter Zeitung" geschrieben: Der englische Major Watkin hat mit seiner Erfindung, dein sog. „Findcr ber Stellung der feindlichen Artillerie", ein glänzendes Geschäft gemacht. Außer seiner Gage als Major erhält er ans zehn Jahre ei» Gehalt von 1000 Lstrl. extra jährlich, während ihm daS Kricgsministerium sofort die Summe von 25,000 Lstrl. sür die Abtretung dcr Erfindung zahlt. Suarez. * Ucber Suarez bringt die „Vossische Zeitung" die folgenden interessanten Angaben: Der Brief Kaiser Friedrich'« an den Justizminister vr. Friedberg, in welchem er die Ausstellung der Büste von C. G. Suarez im Justizministerium anordnet, weckt die Erinnerung an einen Mann, der es wohl verdient hätte, daß sein Name über den engen Kreis der Juristen hinaus bekannt und sein Wirken sür die Rechtsent wickelung Preußen- gewürdigt und geschätzt würde. Earl Gott lieb Suarez steine Ahnen hießen gut dcntsch „Schwach") wurde am 27. Februar 1746 als Sohn des protestantischen Rathsherrn und „geschworenen Advokaten der Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer" Gottfried Scbwartz in Schweidnitz geboren. Seine Schulzeit verlebte er in seiner Vaterstadt mitten in den Stürmen des siebenjährigen Kriege-. Mit 16 Jahren verließ Suarez die Schule, ohne sich noch einer Prüfung unlerziehe» zu müssen (die Abiturientenprüsung ist erst 1788 eingesührt) und bezog die Hochschule in Frankfurt a. O„ um Jurisprudenz zu studiren. Nach 7 Semestern trat er als Aus kultator bei der OberamtSregierung in Breslau ein und bestand im Mai 1766 sein Reserendariatsexameu. DaS über das Resultat der Prüfung gesällte Urtheil lautete: „Der Auskultator Snarcz ließ mehrere Fähigkeiten blicken und giebt bei Fortsetzung seines Fleißes gute Hoffnung von sich." Kaum 22jährig wurde er bald daraus von dem schlesischen Justiz minister karwer mit der Revision der Justizverwaltung in Schweidnitz beauftragt, und er löste seine Aufgabe so gut, daß er bereit« im folgenden Jahre zum Pupillenrath befördert und als stetiger Hilss- arbeite» des Minister« herauqezogen wurde. Als solcher enlwickclte er eine rastlose Thätigkeit. Ihm ist die Entweriung des Planes zu danken, welchem das preußiiche landschaftliche Pfandbriessystem seinen Ursprung verdankt, er hatte wesentüchen Antheil an der Ordnung dcS Schulwesen« in Verbindung mit der Jesuiteufrage in Schlesien, und endlich arbeitete er nicht minder mit a» der von Friedrich II. so sehnlich gewünschten Proceßrcsorm. Mitte» in seinen Arbeiten sür die schlesische Landschaft bereitete er sich zu seinem zweiten Examen vor. Die Lommnsioa erklärte den Kandidaten „sür ein vorzüglich tüchtige« Sudgectmu zur Bekleidung einer Rathsstelle in Landesjuflizcollegien". Kurze Zeck nachher wurde er zum Ober- amtSregierungsratü ernannt. Als dann im Jahre 1780 in Folge des bcrüchügten Müller Aruold'jchen ProceffeS der Großkauzlcr Fürst entlassen und karmcr an seine Stelle berufen wurde, folgte auch Suarez diesem nach Berlin. Jetzt sollte die lang geplante groß« Jnstizresorm in Angriff ge- nommcn werde»: es galt die Schöpfung einer allgemeinen Proeeß- ordnung und eines allgemeinen Gesetzbuches. DaS Justizministerium, dar damals noch kein eigene» Gebäude besaß, besand sich in dem noch heule fast unverändert erhaltenen Hause Alexanderstr. 70. Die Hauptlast der Arbeit hatten .Suarez Schultern zu tragen, er war von Anbeginn a» die Seele der ganzen Schöpfung. Während Lärmer die leitenden Gedanken aogab, war er cs, der diese mit eminentem juristischen Geiste bis in« kleinste Detail hinein durch- arbeitete und in eine klare, allgemein verständliche Sprache goß. Beim Tode Friedrich'« II. war etwa die Hälfte de« EntwnrsS fertig gestellt. Wohl hatte schon der große König da« ihm eingereichte Exemplar mit der tadelnden Bemerkung versehen: „cs ist aber Sehr Dicke und gesetze müssen kurtz und nicht Weitläuftig seiudt", er war aber doch bis an sein Lebensende ein eifriger Förderer de« Werke- geblieben. Ein anderer Wind wehte am Hose seine« NachsolgerS. Dankelmann und Wöllner, den Friedrich II. al« „betriegerischen und Intriganten Psafsen" richtig gekennzeichnet hatte, kamen zu Macht und Ansehen, und sie witterten in dem neuen Gesetzbuch die verh.ißte Au klärnng. Schau sollte der veröffentlichte Geletzentwurs am l. Ina, 1792 in Kraft treten, da wurde er aus Leranlasiung jener Dunkelmänner am 18. April durch königl. Ordre PIStzlich suSpeadir». Zwülsjährige Mühen und Arbeite» schienen vergeblich aulgewendtt. Ein glücklicher Zufall reltelc schließlich das Werk. Für die neu erworbene Provinz Polen bedurfte man eia»« Gesetzbuches »nd man enllchloß sich, der Roth gehorchend, da« Allgemeine Gesetztuch noch e »er uochmaligca Durch- und Umarbeitung unter dem Titel „«llgrmei»«« Sandrecht sßr die preußische» Staate»? a« b. Februar 17»t »» publiciren. Inzwischen war Suarez eine hohe Ehr» zu Theil geworden. Er wurde mft Sack und Engel zu gleich zur Erziehung Friedrich Wilhelm'« III. beruseu. Die Vorträge, die er im Jahre 1?91 dem Kronprinzen zur Eiasührnug in sie Recht«- und StaotSwiffeaschaften gehalten hat, sind da» schönste Zeichen für den Charakter und die edle Besinnung Suarez'. Er hatte Muth genug, in der Zeit de- Wöllaer'schea ReligiouSedicte« für Gewissens- und Glaubensfreiheit einzutreteu; unaescheut sagte er dem Thronfolger de« aus seiu« absolute Macht so eifersüchtigen Friedrich Wilhelm II.: „Machtsprüche wirken weder Rechte noch Verbindlichkeiten. Et kau» also weder irgend ei» Minister, noch ei» Souvcraiu selbst Machtsprüche thun." DaS Schlußwort der Vorträge aber lautet: „Ich dab« Ihnen, gnädiger Herr, dreiste Wahrheiten gesagt, welche den Ohren der Fürsten selten w llkommcn sind, aber ich hielt eS für meine Pflicht." Auch nach Vollendung seiner großen Arbeit ruhte Suarez nicht. Mit mannigfaltigen Ausgaben beschäftigt, vielfach literarisch «hätig, ereifte den 53jährigen rastlosen Mann am 17. Mai 1798 der Tod. Sein langjähriger Freund und Mitarbeiter sagt in dem schönen Nekrolog von ihm: „Mißt man daS Leben nicht »ach dem Glocken- schlage, welcher auch die leeren Stunden bemerkt, sondern nach der Größe seiner Wirksamkeit, so haben wenig Menschen so lange gelebt als er", während die „Svenerschc Zeitung" ihren Nachrus wunder- lieh genug also schloß: „Seine Einsichten und Tugenden werden noch lauge der Gegenstand dcS allgemeinen Bedauerns (!) sein." Den folgende» Generationen entschwand das Andenken au diesen seltenen Mann säst völlig. Erst in unseren Tagen, als man bei Abfassung des Bürgerlichen Gesetzbuches die Schwierigkeit eines solchen Baues an sich selbst erprobte, fiel die staunende Bewunderung aus einen Mann, der 100 Jahre zuvor ein ähnliches Werk last allein hergestellt hatte. Al» aber im Jahre 1876 die Juristische Gesellschaft seine letzte Ruhestätte mit einer Denktasel zu schmücken gedachte, da kostete eS Mühe, auf dem alten Louisenstädtischen Kirchhofe das Grab dieses Manne« aofzusuchen, dem Preußen den Ausbau seines Rechtes verdankt. Ein schöneres Denkmal ehrender Pietät ist den Manen Suarez' aber erst vor wenigen Monden errichtet worden: in dem trefflichen Buch de« Geheimen OberjustizralhS Stölzel: „Earl GoNlieb Suarez. Ein Zeitbild auS der zweiten Halste de« 18. Jahrhunderts." Literatur. Blätter sür Architektur und Sunsthandwerk. 1. Jahrg. Nr. 1. Berlag von A. Braun L Co. Berlin 31V., Zmmer- ftraße 40/41. — Diese hier vorliegende Probemimmer erweckt eine in jeder Beziehung günstige Meinung für das neue Unternehmen. Die Bcsorgniß, dasselbe könne den viele» guten bestehenden Fach zeitschriften aus diesem Gebiete gegenüber überflüssig erscheinen, erledigt sich einfach dadurch, daß die neuen „Blätter" sich, wie ihr Programm erklärt, nicht gleich den erwähnten Flachblättern an die gesammte bautechuische Welt wendet, sondern einerseits vornehmlich au die Künstler im Baufach und Gewerbe, andererseits aber auch an denjenigen Theil der Kuastgelehrten und des kunst- liebenden Publicums, dem eS erwünscht ist, über alles Wich tige, was aus dem Gebiete der Architektur und des Kunsthand- Werkes geschieht und geschah, in lausender Folge unterrichtet zu werden. Die „Blätter" erstreben die« durch treffliche» Text und vorzügliche Abbildungen. Der Text bietet im Haupttheilc lehrreichen Unter« haltungsstoff in Abhandlungen aus dem Gebiete sowohl der Bau- geschichte, der Kunstwisscnschaft und der Denkmalskunde, al- auch der Balltechnik, soweit diese letztere von künstlerischem Interesse ist. Auch die wichtigsten künstlerischen Wcttbcwerbunge» werden be sprochen, ebenso sind die Spalten einer vorurtheilSsrricn Kritik von Objecten und Vorgängen auS den oben bezeichneten Gebieten ge- öffnet. Einen weiteren Tbeil des Textes bildet die Besprechung der bildlichen Beilagen. An diese schließt sich ein Reichthum von kleine- ren Mittheilungen, Amtlichem, Personalien, Preisausschreiben, Büchcrschau, Verschiedenes und ei» Speechs»»!. Außer den Text abbildungen liege» sechs vortreffliche Lichtdruckll.se>» der Nummer bei mit zum Theil direktem Bezug aus textliche Aussätze, während »um andern Theil durch dieselben offenbar in zwangloser Folge sür Baukünstlcr und Kunsthandwerker allmälig eine reiche Sammlung gebildet werden soll von mustergillige» Darstellungen deS Besten, was alle, neue und neueste Zeit geschaffen hat. Der Bezugspreis dieses monatlich zweimal erscheinenden Blattes von jährlich 36 .6 erscheint alledem gegenüber so gering, daß ein imm?r weiter greifender Erfolg des neuen Unternehmens wohl als gesichert de- trachtet werde» kan». Auch über weitere Zugänge desselben an uns soll berichtet werden. Adolf Weiske. -» » * Seit dem Erstehen dcr egyptischcn Alterthumswisscn- schaft, die durch Athanasius Kircher, Poeockc, Niebuhr, Denon u. A. eingeleitet, durch Thomas floung und Francois Champollion in cin neues wissenschaftliches Stadium trat und mit sicherer Hand die Geheimnisse einer untcrgegangenen hochentwickelten Kultur auch in den tiefsten Winkeln der Grabkammern entschleierte, ist eine so un geahnte Fülle von überraschenden Entdeckungen auf allen Gebieten der kaum sechzig Jahre alten Wissenschaft gemacht worden, daß auch weitere Freunde an dem fixirten Charakterbild«! der alten Kultur nichts mehr zu modeln, höchstens nur zu ergänzen vermögen. Es ist daher dcr Zeitpunkt gekommen, wo sich das Bedürfniß nach einem summarischen kritischen Ucbcrblick über alle Einzelsorschungen und ihre Ergebnisse geltend macht, daß den Jüngern der Wissen schaft ein Führer geboten werde, der anerkannt Brauchbares und Werthvolles vom Unbedeutenden und Antiquirte» scheidet und zu sachgemäßer Ausnutzung der Quellen und des reichen Materials an- leitet. Es dürste dies natürlich nur von berufenster Seite geschehen, «ud z» nnserer Freude können wir bereits heute mittheilrn, daß sich der Nestor der neueren Egyptologie Professor Heinrich Vrüg sch. Bry zu dieser ebenso schwierigen wie dankbaren Arbeit ent schlossen hat, die in Kürze in dcr königlichen Hofbuchhandlung von Wilhelm Friedrich hier unter dem Titel: Die Egyptalagie. Ein Grundriß der egyptischcn Wissenschaft, al- Leitfaden für Studirende in der Stärke von ca. 30 Bogen erscheinen wird. Der Stoff gliedert sich in folgende Uuterabtheilunaen: 1. Der egyptische Bolksstamm. II. Die Sprache (Dialekte), Schrift und Literatur. HI. DaS GotteSbewußtsein, Götter- und Todtencultus. IV. Der Staat und seine Einrichtungen. V. Die Wissenschaft. VI. Die Künste und ihr« Denkmäler. Vit. DaS kunstgewcrbe und daS Hand werk. VIII. Die Geographie. IX. Geschichtlicher Abriß. Was die Schriften Heinrich Brugsch's, namentlich feine „Geschichte Egyptens", „Wanderung nach den Natronklöstcrn in Egypten" und „Die egyp tische Gräberwelt" auSzeichnet: die poetische, sarbcnfrischc Darstellung, ist auch dem neuen Werke dcS weltbekannten Egyptologen eiaen. Wir werden nach dem Erscheinen der Arbeit in eingehender Be sprechung aus dieselbe zurückkommen. Die „Isis", Zeitschrift sür alle naturwissenschaftlichen Liebhabe reien, herauSgegeben von vr. Karl Ruß (Magdeburg, Erentz'sch« Vcilagsl'uchhaudlung, R. L M. Kretschmann), enthätl in Nr. 27: Tdierkunde: Die fünf Frosch-Arten Deutschlands. — DaS Sammeln, Tödten, Präparireu und Ausbewahrea der Hymenopleren oder Ader- flügler (Fortsetzung). — Amphibien und Reptilien im Juni. — Pflanzenkunde: lieber die Züchung neuer Svielarten von Cultui- pflanzen (Fortsetzung). — Eme landschaftlich-botan-sch-geologische Schilderung aus dem Ardey. — Anleitungen: M,ine Aquarien, Terra-Aquarien, Terrarien und ihre Bewohner (Fortsetzung). — Nachrichten aus den Naturanstalten: Berlin; Hamburg; Dublin. — Vereine und Ausstellungen: Stralsund. — Mancherlei. — Briefliche Mitlheilungen. — Briefwechsel. Schach. Ausgabe Nr. 880. Von Llekarst Leutkoer in Leipzig. 8el> neuer. Aeinn. Weiß zieht au uud setzt tu drei Zügen matt. (6 ft- 6 --- 12.) LSsung von Nr. 878. 1. AS-t4 L66-k4: 2. To4—ä4 beliebig 3. Tää—ckü resp. I-z-5—KL. 1 L.I6-ck7 2. Teö—e7j- beliebig 3. 8<4-s6, Tc4-<l4L. 1 H7-d« 2. Teö-ckSr . Gingelausene Lösungen Nr. 878 wurde gelöst von Fritz Förster, Schachclub „Carola" im Tafö Hanisch, I. B. Ritter, F. A. Kröbcr in Bad Elster. Briefwechsel. L. v. Nun sind wir — curirtl Wir gedenken eine der Parlieu zu veröffentlichen. k. il. in Ltndenau. Erfreut, nach langer Zeit wieder voll Ihnen zu hören, sagen wir für die beiden Probleme, die nach Be wältigung des vorliegenden VorrathS Ausnahme finden werden, besten Dank. Schachgesellschast „Anguftea". Versammlungsort CasS Hanisch, Dresdner Straße, Dienstag und Freitag Abend. Arithmetische Aufgabe Nr. 354. Aus den Ziffern 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8. 9 sind 3 Produkte von je 2 Factoren zu bilde», deren Summe »m die übrigbleibeude» 3 Zahlen vermehrt, die Zahl 100 ergeben soll. Beispiel. Wäre statt 100 die Summe 101 gegeben, so erhielte man als Auflösung: 3.7ft-4.bft-6.8ft-1ft-2-s-9 — 101, deuu21ft-20ft-48ft-1ft-2ft.9°-. 101. Rösselsprung Rr. 375. (Mitgetheilt von vuulel 8eruw in Leipzig.) tü- teu ins pkull- 8»S stuss reiekt tv eia qnul ves uü- äer ver- sei- wvr- ist's er- de ns tdul der reiek tL- vukl stis mm- es ers- «s- lieb stes ^ äe» m ver- golck- ckus gott rs dleiekt sa wekr siel stem lllll? ikr cker Ib- tet tdeil US pro- nickt Küsst stsr vor ivevll Kol- mell- aas äock Uek ls bess' em kliek stis stu« eill üum- Ko VOll stück- uor vem m ek- st«- sekeiu stu- eeirk- iw trieb rLvm äs »es- für rum rell stickt äas tun- 6!» ist nickt Leu- lickt lick- der- bei- ckeu »oek ster WOll- »Oll- steu- keit truum (Die Name» der Lösung peS Rösselsprung» Rr. S71 Im Arm de« Friedens kann gedeihen Allein der Künste Meisterschaft Und seine Strahlen nur verleihen Dem Werk der Menschen Halt und Kraft. Die Saat schiebt aus, die Felder prange», Der Thätigkeit Gewerbt blüh'n. Nach Ewigem ei» fromm Verlange» Mag ahnungsvoll die Brust durchglüh'a. Der Friede hebt der Völker Treiben, Beriecht Vertrauen, Kraft und Muth, Der Fliede, dieses theure Gut, — Der Fried« mög' unS immer bleiben > Löser werden veröffentlicht.) vtngelausene Lösungen. Nr. 373 wurde ferner gelöst von Martha Freiesleben, Gerhard FreieSleben. R. Kuhn in Neustadt Nr. 374 wurde gelöst von Martha Freiesleben, Ernst Wende. Kassius Laro, F^W. Fischer, Johanna Jrmscher in Freiberg, Arthur Schindler in Schöneseld. W. Schneider in Berlin, Karl Bottl. Schreiber. Hildegard Aster, Wolsgang Brendel» Friederike Brink, Karl Dietrich. Christoph Dresse! ln Lhemnitz, Bckeseldw. Gasch, Johannes Gröbel. A. Haeubler, Anna Jasam, Gustav Kögel-Pressel, Auguste Kohlmann, Ficus Mochulltb, Johanna Molwitz. Eelma Nocke in Ocderan, Therese Oeljchlegel, Margarethe Praetor!»« in Dresden, Karl Richter in Lonnewitz, H. Scheinig, Ln»l Schröder, Jenny Sturm, Marie Ticde, Martha TriemS in Reudnitz, Julia» Voigt, Kurl Nitzsche.
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