Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-08
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erste Beilage M LchM Tageblatt mb Anzeiger. ^ 180. Sonntag r>en 8. Juli 1888. 82. Jahrgang- Vas Fräulein mit dem Todtenkopf. Ein« lustige Geschichte vom Lande. Bo» Arthur Achleitner. Nachdnir «n-rolm. Ein sonderbarer Kauz war der Gärtnergehilfe Gottfried ans dem Gute de- Herrn von Belhmann in I-maning. Tüchtig in seinem Fache, liebte er es, jede freie Minute mit Lesen alter Bücher auszunutzen, und besonder-Rittergeschichten waren so recht nach seinem Geschmack. In so einer alten Scharteke fand er denn auch die Geschichte vom Fräulein mit dem Todtenkopf. die ihm. besonder- al- er erfuhr, daß da- Fräulein der reichen Familie Rothschild angehörte. nicht mehr au- dem Kops ging. EineSlhcilS hatte er Erbarmen mit dem unglülklichen Geschöpf, da- mit einem Todtenkopf sicher keinen Gatten bekommen werde. andernthcilS bäuchte eS ihm recht schön, al- reicher Mann weiter zu leben und keinen Gärtner mehr machen zu müssen. Nach langem Sinnen entschloß er sich, Fräulein Rothschild zu heirathcn. Zu diesem Behufe kauft« sich Gottfried da» Allernothwendigste. nämlich Tinte. Feder und Papier. Drei lange Tage brauchte er dazu, bis der Heirath-antrag mit ungelenken Zügen aus dem Papier stand, dann aber hatte er seine Freude daran, e- waren wohlgesetzte Worte, von deren Wirkung bei Fräulein Roth schild und. wa» noch wichtiger, bei Vater Rothschild, er sich kolossal viel versprach. Fatal war ihm noch die Adresse, die er gar nicht nach Geschmack fertig drechseln konnte. So verschwiegen Gottfried bisher war, so geschwätzig wurde er, al- ihm nach einigen Wochen der Postbote einen Brief auShändigte. Spornstreich- rannte er zum G»i-ver- walter, der ihm bei der Leclure Helsen sollte, für de.. Fall, daß der Brief französisch geschrieben wäre; denn der Brief käme gar weit her. von Hamburg, wo die kleinsten Kinder schon französisch plappern könnten. Der Verwalter drehte den vielfach abgestempeltcn Brief hin und her und fragte endlich den Gärlncrburschen. ob er an ein Fräulein Rothschild einen Brief geschrieben. Gottfried bejahte und nabm trüb selig den vom Postamte in Hamburg mit dem Vermerk: „Zu Viele Rothschild hier, welche ist gemeint?" versehenen eigenen Bries retour. Die Jammermiene de- Burschen ver- aulaßte den Verwalter, ihm zu rathen, doch nach Frankfurt zu schreiben, di« Adresse wolle er »hm selbst besorgen. Gesagt, gethan. Doch wanderte dieser Brief nicht nach Frank furt. sondern der lustige Verwalter verständigte den Post meister de- Orte- und die Honoratioren von dem bevor stehenden Spaße. Ein AntwortSbrieslein ward versaßt und in München ausgegeben, und von dem Augenblick de- Empfange» einer freundlichen Antwort an war unser Goktfrieo aus dem Häu-chen gerathen. „Fräulein Rothschild" schrieb ibm, sie sei im Hotel Lcinselder in München internirt. bewacht von einem ihr unangenehmen Kammerdiener, der Niemand zu ihr lasse, weil er sie selbst trotz ihre- Todtenkopfc- heirathen wolle. Sie sei ganz gerührt von seinem Anerbieten und wolle ihn zunächst kennen lernen, zu welchem Zwecke sie ihm bi- nach Unterföhring, einem benachbarten Dörslein. entgrgen- sahren werde. Er solle am nächsten Sonntag Mittag auf einem Schimmel, in weißer Kleidung mit einem Bouquet in der Hand ihr entgegenreiten. Diese» Brieslein versetzte Gottfried in nicht geringe Ver legenheit; ersten- hatte er keinen Schimmel, zweiten- keine weißen Kleider, dritten» keinen Urlaub, da- Gut zu verlosten, vierten» kein Recht, oh»e Misten de» Obergärtner- ein Bouquet au- dem Trcibhause zu entnehmen, fünften- konnte er »ncht reiten, und sechsten- hatte er keinen Kreuzer Geld. In dieser heiklen Situation blieb ihm nicht- weiter übrig, al- vor den Verwalter hinzutreten und ihm die Schwierigkeit der Lage auSeinandcrzusetzen. Daß ihm da» Fräulein und da» viele Geld nach dcm empfangene» Brief so gut wie sicher sei, sagte er, unterliege keinem Zweifel. Der gute Gottfried war daher auch gern bereit, den Herrn Verwalter, da er da» Gut Ismaning doch sofort nach der Trauung kaufen werde, in seiner Stellung zu behalten, ja er sicherte ihm eine Ge haltsaufbesserung zu, wenn ihm ein Schimmel gepumpt würde. Mit Mühe hielt der Verwalter da- Lachen zurück, wußte er ja doch von dem Inhalt de- Briese-, ehe er ausgegeben war. Gottfried erhielt Alle», wa- er für nächsten Sonntag brauchte. Bei einer Kälte von 19 », so daß die Vögel in der Luft erfroren und kein Mensch den Ofen verließ, wenn eS nicht sein mußte, bestieg am verabredeten Sonntag Gottfried den mit einer Slalldecke „gesattelten" Schimmel, lieber seine Inexpressiblr« hatte er weiße ParadepantalonS angezoaen, aus seine Jacke waren ihm von der G»t-köchin weiße Streifen genäht worden, die schon vor der Abreise erfrorenen Hände staken in weißen Baumwollhandschuhen, und vom Hute flatterte ein weiße- Taschentuch: die vorgeschriebene weiße Toilette war vorhanden. Da» Bouquet in der Faust und eine» Gulden n conto seine- Gehalte- im Sack, ging e» zum Dorfe hinau». Daß die eingeweihten Leute sich den Äauch hielten vor Lachen über diesen köstlichen Anblick, merkte der FreierSmann aus seinem bockbeinigen Schimmel gar nicht. Ja, dieser Schimmel! Der wollte offenbar von dieser Brautschau bei so fürchterlicher Käste nicht- wissen, und daher setzte er seinem Reiter allen möglichen Widerstand entgegen. Vom Pserdepariren hatte aber Gottfried so viel Kenntniß, wie ein Samojede von Metaphysik. Kaum war der störrische Gaul wieder auf die Straße gebracht, entfiel Gottfried'» erstarrten Händen wieder da» Blumenbouquet, da» er doch haben mußte beim Stelldichein. Also herunter vom Gaul und den Strauß ausgelesen von der ei-bedeckten Erde. Wie aber der Schimmel seine- Reiter» sich ledig fühlte, da machte er Kehrt und trabte dem heimalhlichen Stalle zu. Ohne Schimmel aber darf Gottfried so wenig zum Rendezvou» kommen, wie ohne Bouquet, denn wie soll die Braut, seine Braut, ihn, den Bräutigam, sonst erkennen?! Also dem Schimmel nachge« sprunge». Der Dauerlaus macht zugleich warm und Gottfried ist ja so erfroren. Mit Unterstützung de- au- Neugierde nachge- kommcneii Gendarmen gelingt e» dem geängstigten Gärtner burschen den boshaften Gaul zu wenden und auf dessen hohen Rücken hinauszuklettern. Wenn nur da- lästige Bouquet nicht wäre. Der sidelc Gendarm meint zwar, den Blumen strauß am Hute zu befestigen, damit die Hände für den Schimmel frei werden; allein da» geht doch nicht gut. Aber warum eigentlich nicht? ES geht ganz gut und sieht gar nicht schlecht au-, nur wackelt der Huk unter dem Gewicht be grüßen Bouquet». Zu einem Trab ist der Schimmel absolut nicht zu bringen, ja oft bleibt er mitten auf der Straße trotz der barbarischen Kälte stehen und sieht sich nach dem Reiter um, al» wollte er fragen, ob dieser noch lange da oben sitzen bleiben werde. Der lustige Gendarm, dem es in den Mundwinkeln nur so zuckte, war schon lange in Unterföhring und halte da» ganze Dorf von der Ankunst de» sonderbaren Freier- avisirt. Lange nachdem die Glocken zu Mittag geläutet, kam zu Ei» erstarrt, im Schneckenschritt. Gottfried mit seinem Gaul herangeschlichen, begrüßt von der johlenden Dorsjugend, die unvermuthet zu einem prächtigen SonntagS- vergnügen kam. Allen Aufforderungen der Gäste im WirthS- haus, die sich die Seiten haltend vor der Thüre standen, einen Imbiß zu nehmen, widerstand der Bursche; er fragte blo», ob au- München eine Dame mit einem Todtenkopf angekommen sei, wa- unter wieherndem Gelächter verneint wurde. Trübselig reitet der FreierSmann weiter, vielleicht trifft er Fräulein Rothschild in der Nähe von Bogenhausen. ES scheint so, denn ein Wagen raffelt die hartgefrorene Straße einher, und nun kommt Leben in den erstarrten Reiter. Den Gaul peitscht er um die Ohren, daß dieser in gewaltigen Springen vorwärt- rast, dabei verliert der das Pferd um armende Gottfried den Hut sammt dem daraufgedundenen Bouquet; doch da» macht nicht», sie kommt ja, der sein Herz entgegenschlägt. Schon von Weitem ruft er dem Kutscher „Halt!" zu, und erschrocken über den sonderbaren Anzug de» Reiter-, haut der Kutscher aus die Pferde ein, daß sie wie rasend weiter eilen. Der nun einmal wild gewordene Schimmel aber achtet nicht auf Zügel und Schenkeldruck, er wittert die Nähe Münchens und steuert im schärfstem Galopp der ihm wohlbekannten Hauptstadt zu. Gottfried bebt vor Aufregung, ganz außer Zweifel ist Fräulein Rothschild im Wagen, dem er soeben begegnete; wenn er aber aus dem Rücken de- eigensinnigen Schimmel- bleibt, dann ist er in einer Viertel stunde in ver Vorstadt Haidhausen, und Fräulein Rothschild ist für ihn für ewig verloren. Also herab vom Gaul! Gott fried riskirt den gefährlichen Svrung vom galoppirenden Pferd, die Knochen schmerzen wohl von dem harten Sturz, allein eS gilt ja da- Vermögen de- Frankfurter Rothschild, und da kommt e» aus einige Hautansschürfungen nicht an. WaS die Lunge auShält. wird nun zurück, dem kaum mehr sichtbaren Wagen »achgelausen. Der Schnee knistert unter den raschen Tritten, di- Kälte nimmt rapid zu, und rasch wird es Nacht. Unentwegt stapft Gottfried ohne Hut und ohne Pferd seine Straße, und merkwürdig, er kann den Wagen nicht mehr erreichen, und nach Unterföhring müßte er auch schon lange gekommen sein. So läuft er, früher frierend, jetzt schweißtriefend weiter. Da keucht eS schwer und polternd hinter ihm; ein Pferd taucht im Nebel auf, sein Pferd, sein Schimmel, der ohne Reiter e» doch vorzog, statt nach München lieber nach dem heimischen Stall zu laufen. Der Gärtner, in der Freude seine» Herzen-, wenn auch nicht die ersehnte Braut, so doch den gepumpten Gaul wieder zu haben, ruft dem Schimmel alle Kosenamen der ihm geläufigen Blumrnspracbe zu, allein der Schimmel kennt seinen Reiter und fürchtet ihn. Ein Satz über den Straßen graben, und querfeldein geht die sonderbare Flucht. Gottfried aber durchzuckt e» wie ein Blitzstrahl, daß Alle», auch der gute, seinen Mann nährende Platz verloren sei, wenn er ohne Pferd heimkommt, und flinker, als je ein Gärtner im Leben gewesen, springt er dem flüchtigen Pferde nach über den hartgefrorenen Schnee. Glücklich erwischt er den Schwanz de» Pferde-, und nun läßt er sich in Gotte- Namen schleifen, denn heimkommen müssen sie zusammen. Dem Gaul ward diese» Annex schließlich zu dumm, er gab nach, und hurtig kroch der aufathmende Gottfried auf den Pferderücken. Zu Hause angrkommen, wollte der Verwalter schier bersten, al- er den Rapport empfing. Gottfried aber wurde hart wie der Landgraf von Thüringen. Ein neuer Urlaub für nächsten Sonntag wurde ihm bewilligt, und so stapfte er zu Fuß nach München, um sich im Hotel Leinselder de» Näheren zu erkundigen, und mit dem verrückten Kammerdiener will er auch etwa» reden. Der Portier de» Hotel- lacht zuerst, wird dann grob, und al» Gottsried noch stärkere Saiten auszieht, weist er den Gärtner bedeutend höflicher in da- Hotel „Vier Jahreszeiten", wo vielleicht Fräulein Rothschild wohnt. Als Gottfried dort nach dem Fräulein mit dem Todtenkopf fragte und eine ausfällig vorübergehende Engländerin darüber ohnmächtig wurde, da warf man den Gärtnerburschen schlankweg aus die Maximilianstraße hinau» und sperrte da» Thor zu. Jetzt wurde eS aber dem Gottfried zu dumm: im Gasthaus Zum Bögncr im Thal schrieb er Herrn Rothschild nach Franksurt und erzählte ihm. wie seine Tochter gefangen gehalten werde von einem nichtsnutzigen Kammerdiener, und wie gemein man ihn. den treuen, sich aufopfernden Gottfried behandelt habe. Dann kaufte sich Gottfried im HosbräuhauS für 18 Kreuzer einen SchwipS und trug ihn in die sinkende Nackt hinau» nach ISmaning. Nach einigen Tagen erhielt Gottfried einen wirklichen Schreibebries au- Frankfurt, worin Herr Rothschild ihm mittheilen ließ, daß Gottfried da- Opfer sehr schlechter Witze geworden und eS Herrn Rothschild'- Tochter, die sehr hübsch, obne Todtenkopf und bereits verlobt sei, recht gut gehe und Herr Rothschild für die bekundete Sympathie besten« danke. Nun wußte Gottfried Bescheid, leider aber auch die Nachbarschaft, die ihn nie mehr ander» al- den „Nothschild- gärtner" nannte, welcher Spitzname ihm auch beim Militair blieb, zu dem er au« Verdruß und Pflicht im näcksten Jahre ging. So geschehen im Jahre 1865. Wie ich zu der Ge schichte kam? Da saßen kürzlick an unserem Stammtisch beim „Slerneckerbräu" einige alte Philister, von denen einer die selbst miterlebte Geschichte erzählte. Leipziger Thierschutz-Verein. Wie bekannt sind durch vorgenommene Veränderungen die früher existirenden Badeplätze für Pferde — Pserde- schwemmen —, wie solche zuletzt noch an der Nonnen-, ThomaS- und Anger-Mühle bestanden, in Wegfall gekommen. Der hiesige Drofchkenverein hat sich mit einer Eingabe an den Thicrschutz-Verein gewandt, dessen Vorstand in der am 6. d. Mts. unter Leitung deS Herrn Geheimen Rath Wind scheid abgehaltenen Sitzung diese Angelegenheit zur Berathung brachte. Von Seiten sachverständiger Pfcrvc- besitzer wurde daraus hinaewicscn, daß seit Einführung der Wasserleitung die Pferdeschwemmcn eine unbedingte Noth- wendigkeit nicht mehr seien, daß ferner darauf Rücksicht ge nommen werden müsse, die Pferde weder beim Hin- noch Zurücksuhren warm werden zu lasten, da sonst, wie die Er fahrungen bewiesen, da- Baden nicht nur gefährlich, sondern selbst lebensgefährlich werden könne, während zugleich dcrZweck, neben derRcinlickkeit die Erfrischung derThierchcrbeizusühren,verloren ginge. Andererseits konnte man sich indcß der Ueberzeugung nicht verschließen, daß unter Beobachtung gehöriger Vorsicht daS Schwemmen der Pferde große Vorthelle biete, und da der Drofchkenverein aus zwei nicht zu entfernt gelegene, paffende Stellen hingcwiesen hatte, so wurde ein Gesuch deS Vor standes an die zuständige Behörde beschlossen, in welchem um Berücksichtigung der gedachten Wünsche gebeten wird. Unter günstigen Bedingungen hat die Verlag-Handlung ein vom Lehrer Bütow, Mitglied des Pyriyer Vereins, herausgcaebenes Werk, welche« dci, Thierschutz in Erzählungen für die Äugend behandelt, angcboten; es wurde der Ankauf von 20 Exemplaren und deren Vcrtheilung an die Ferien kolonien beschlossen, falls da« Urtyeil von maßgebender Stelle günstig lautet. Nach Mittheilung über den Erfolg der bei den Behörden im Hinblick aus mehrere zur Anzeige gelangten Fälle von Thierquälerci wurde die Sitzung, deren Verlaus Herr Geh. Hosrath Ludwig zu Protokoll nahm, >/,9Uhr geschloffen. ^.H. v erwisch tes. <5 Halle a. S., 5. Juli. Vor dem hiesigen Schöffen gericht erschien beute u. A. der katholische Pfarrer Piu- Peter, jetzt in Westhausen bei Heiligenstadt, früher Eaplan in Halle, der öffentlichen Beleidigung angeklagt. Klägerisch war der Fubrherr Ta lgenberg für seine Ehefrau, die in dem bekannten Rechtsstreite wegen Erziehung der (au« gemischter Ehe stammenden) Enkelkinder der Tnlgenberg'S in der evangelischen oder der katholischen Consession al- Haupt reugin auSgesagt hatte, namentlich wie der zum Sterbebette de» katholischen Vater- jener Kinder, de- Brauer» Bahring. gerufene Eaplan Peter dem Kranken die Ertheilung de» Sa krament- re. verweigert, wenn er seine Kinder nicht katholisch taufen (affe re. Durch Urtheil de- KammeracrichtS sind die Kinder später der katholischen Vormundschaft entzogen und der Unterrichtung in der evangelischen Religion zugewirsen worden. Die bezüglichen, zu Protokoll gegebenen Aussagen der Frau Talgenbcrg, die mit der Darstellung jene» be deutung-reichen ProceffeS durch die „Saale-Zeitung" hier veröffentlicht wurden, nannte Herr Eaplan Peter in einer Zeitungserklärung falsch und lügenhaft, worauf die Talgen- derg'S wegen öffentlicher Beleidigung klagten. Da- Resultat war, daß Pfarrer Peter zu 25 Geldstrafe verurtheilt wurde, da ihm der angetretene Wahrheitsbeweis nicht ge lungen war. Mit einer Widerklage gegen die Klägerin Talgenberg wurde er kostenpflichtig abgcwiesen. Zugegeben wurde dem Beklagten, daß er in hohem Maße in Wahrung berechtigter Interessen gehandelt. — Lobenstein, 4. Juli. (Postunfall.) DerPostwagen, der Abend- '8*/, Uhr von Lehesten abgeht und um 11 Uhr hier eintreffcn soll, wurde vorgestern zwischen HcincrSdors und hier von einem recht bedauerlichen Unglückssall betroffen. Der Wagen stürzte um und fiel in den Chausseegraben, fsagieren Von den drei Pas wurden zwei verletzt, der eine brach da» Schlüsselbein, der andere erlitt nicht unerheb- liche Hautabschürfungen im Gesicht, der dritte Passagier kam mit dem Schrecken davon. Ob den Postillon, der al- tüch tiger Kutscher und nüchterner Mann bekannt ist, eine Schuld trifft, wird die vom kaiserlichen Postamte hier eingeleitete Untersuchung klarleaen. Soviel bekannt, wurde der Wagen mit gebrochener Achse im Graben liegend gesunden. ES wird sich fragen, ob infolge de- Achscnbruch» der Wagen umgestürzt oder ob der Wagen erst in den Graben gefahren, umgesallen und dadurch der Bruch der Achse verursacht worden ist. !--- Wie Bayern die Cultur nach Osten trägt» wird au» Sofia berichtet: Die Herzogin Clementine bat mit ihrer Tochter, der Herzogin Max Emanuel von Bayern, Unterhandlungen angcknüpst, welche jedenfalls auch das Wohl de- bulgarischen Volke» im Auge haben. Die hohe Frau hat nämlich die Absicht, in Sofia eine echte bayerische Bierbrauerei zu installiren und die Herzogin Max soll in München da» Nöthige hierzu veranlassen. Wie man vernimmt, wird der Unternehmer die Räumlichkeiten unentgeltlich zur Verfügung gestellt hekommen. ---» Amsterdam, 4. Juli. Seit Jahren wird darüber geklagt, daß an der niederländisch-preußischen Grenze Hunderte von Kindern von ihren niederländischen Eltern während de» Sommer» an preußische Kleinbauer» vermiethet werden, denen sie die Kühe hüten müssen. Natürlich empfangen solche Kinder während dieser Zeit keinen Unterricht, und später liefern sie die größte Zahl zur Menge der de« Lesen» und Schreiben« Unkundigen. Namentlich »n der Umgegend von Cleve, Gock und auch die deutsch«limburgische Grenze ent lang herrschen diese Mißstände derart, daß man hier dre Ein führung de» Schulzwangs al» eine Wohlthat betrachten würbe, indem nachgewiesenermaßen viele Eltern, die sich der Vor kehrtheil ihrer Handlung vollkommen bewußt sind, der Ver suchung, eine wenn auch höchst unbedeutende Summe durch ihre Kinder zu verdienen, schließlich doch nicht widerstehen können. Aber damit hat e» noch gute Wege, und so lange man, wie ein ultramontaner Abgeordneter in der Zweiten Kammer wirklich gethan hat, Sclaverei und Schulpflicht für gleichbedeutende Worte nimmt, ist allerding» wenig Aussicht vorhanden, daß die Freiheit, oder besser gesagt, da» Recht der Kinder, wenigsten» den Elementarunterricht zu genießen, gegen den Eigennutz der Eltern beschützt werde. Ll. Ein kühner Handstreich. Napoleon hatte im Jahre 18l3 unter dem Schutze der Festung Königstein eine Schiffsbrücke über die Elbe Herstellen lassen, der später zwei andere hinzugefügt wurden, die erst au» Elbkähnen und bald nachher aus sächsischen hölzernen Ponton- bestanden und von der Stadt Königstein nach dem gegenüberliegenden Halbe stadt führten. Sie waren jedoch weder durch eine Verpfählung noch durch eine voraezogene Kette vor Zerstörung gesichert. Aus dem rechten Elbuser, der Liliensteiner Ebenheit, wurde ein großer Brückenkopf erbaut und der Lilienstein selbst mit noch vier einzelnen Verschanzungen umgeben, von welchen auS, sowie von einer unterhalb dem linken Ufer der Festung er richteten der Strom nach oben und unten bestrichen werden konnte, und hinter denen Truppen lagerten. Am 10. September wurden die beiden oberen Brücken abgebrochen und nur die untere stand noch, gegen welche von Böhmen au» em Zer störungsversuch unternommen werden sollte, der jedoch durch Schiffer verrathen worden war. Am 20. September früh 5 Uhr kamen wirklich sech- Brandschiffe die Elbe herab» geschwommen. Böhmische Schiffer halten sie bi- in die Nähe des Königsteiner Schießhause- geführt und dann dem Strome überlassen. Drei der Brander gingen durch die geöffnete Brückenlücke, zwei wurden durch die sächsischen Pontoniere ausgehalten und einer rannte gegen da» Ufer nnd blieb sitzen. Einer der vorbeigeschwommenen Brander sprang unterhalb der Brücke, ohne Schaden anzurichten; die übrigen hatte der strö mende Rege» ausgelöscht. Die Gefahr war somit an der Brücke glücklich vorübergegangrn, doch dachte mau daran, sie auch gegen etwaige weitere Attentate zu sichern. E» wurde ober halb de» Schießhause» ein Psahlwerk errichtet und hinter demselben eine Knittelkette gespannt. Noch hatte man diese Arbeit nicht vollendet, al» am 21. September Abend» nach 11 Uhr ein neuer Brander erschien. Glücklicher Weise ent deckte denselben noch rechtzeitig der Pontonier Kliemann. Dieser ries zwei Elbschiffer herbei und fuhr mit ihnen dem Brandschisf entgegen. Die drei tollkühnen Männer bestiegen dasselbe, befestigten einen Anker daran und warfen ihn au». Sobald der Brander stand, durchlief Kliemann dessen untere Räume nnd bemerkte in der Nähe der Kajüte aussteigenden Rauch. Plötzlich gab der Anker nach und da- Branvschiff folgte wieder dem Strome. Mit großer Mühe mußten die drei Männer den Anker heben und wieder au-wersen. Während dieser Arbeit sprangen die in der Kajüte verborgenen Granaten und schmetterten dieselbe in die Lust, doch zündeten sie zum Glück weder da» aus dem Fahrzeug befindliche Pulver noch die übrigen Brennstoffe. Der Anker hatte inzwischen gefaßt und der Brander lag fest. Bon den sech- genommenen Vrand- schiffen wurden viele Bomben, Granaten, Pechkränze, Pech- safchinen und Kästen mit losem Pulver auf den Königstei» geschafft. Leider wurde dem Pontonier Kliemann und seinen Helfern für ihren kühnen Handstreich keine öffentliche Beloh nung. Sie ist in Folge der sich immer mehr zuspitzenden KricgSverhältnisse vergessen worden. Kliemann lebte nach seiner Verabschiedung in Königstein, wo er später gestorben und mit militairischen Ehren begraben worden ist. > ZS Pkiersßrißc, ölt URkIZlH, Mrsßntzc ZK. Tum tßusvsi-Ieaul Kommen nunmekr: Unsere lloäell-Lvstüine, Monets vnä llwliLllLe. i»«»Mt« 8Lwwtlivke HovveMslleiäerstoüe bei ungemein meärißen kreiben! I'ür LooLsonuLsr und ILeiss ompkoklsQ: V Unsere fertigen Vesok, sowie küvbst prsktiseken, preiswerten, wollenen keisekleiäer. 8a.tin vnä Irioot Llonsen, LltenilleLraxen. 8lLvdwLntel. llerren- nnä llLwen-lleise-klLiäs. ! M- Heue llvi fb8t-keß
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder