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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880709
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880709
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-09
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1888
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«Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Uedectir« »nt Lr»e»Mn Johmmr«-«sie 8. Sprechstunde« der Keöarti«»: vormittag« 10—1« Uhr. Nachmittag« L—I Uhr. FM dt» NtM»»»« ^Wiekadta »ü M»äL»» «M »a«»»«-. «er für Ute >tchftfol,e>U« R«««er «rftimmten Inserute «« w»chr»t«,r« bi» « Uhr Nachmitta,«» e>«L««»- »»«Srftt,,e»fr»t »t«'/,«Udr. 3n den Flliule« für Ius.-Lu»«h»e: Otto »lrmm, UniversttLUstraß» 1. La,«« Ldsche. > Katharine» str. LS Part. u. König-Platz 7, «r bi«'/.» »Fr. tlMgtr.CMlilalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonnement-Preis vierteljährlich 4»/, Mk. iacl. Bringerloha b Mk.. durch die Post bezogen 6 Mi. Jede einzelne Nnmmr» 50 P> Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format aesaljt) ohne Postbesördernng 60 Mk. «it Postbesördernng 70 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile SO Pf. Artigere Schriften laut aas. Preisverzeichnis!, Tabellarischer n. Zisserusatz nach höher« Tarif Ueclamrn »atrr dem RedacttoaSftrich die «gespalr, ZeilödOPs., vor deuFa Milieu Nachrichten die Sgespaltrae Zeile 40 Ps. Inserate sind stet« aa die Expedition zn ieadea. — Rabatt wird mcht gegeben. Zahlung prnsoumornaüo oder durch Post- uachaahmr. 1S1. Montag den 9. Juli 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Vkkanntmachuna. von Dienstag, dea 10. d. Mt», ab wird bi« auf Weitere« der gesammte Marktver-ehr, «lt Gtnschln- de» BlumenwearkteS, nach dem König«- und RoHplatze verlegt. Leipzig, den 7. Juli 1888. Der Rath der Stadt Letz»lg. vr. Georgi. Hennig. Vtlnaulmichmr. Unter Berimnahme aus unsere Bekanntmachung vom Z. Juli 1884 (Nr. 188 de» Leipziger Tageblatte« uud Nr. 187 der Leipziger Nachrichten) bringen wir hierdurch wiederholt in Erinnerung, duß dem von un« mit Auftrag versehenen und leqitimirten VermestungSpersonale da« Betreten der Grundstücke zum Zwecke der Vermessung der hiesigen Stadt flur und deren Umgebung unweigerlich zu gestatten, und dem selben auf Verlangen über die Flur« und Privatgrenzen jede erforderliche Auskunft zu rrtheilen ist. Zugleich verordnen wir, daß da« eigenmächtige Wegnehmen und Beschädigen der auSgestccklen Signale, Nbsperrpsähle u»v dergl., so fern nicht eine härtere Strafe, insbesondere die der 88- 803. S04 de« Strafgesetzbuch«, verwirkt ist, mit Gelb- strafe bi« zu 60 oder Haststrafe bi« zu 14 Tagen best rast werden wird. Leipzig, den S. Juli 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. «562. vr. Georgi. 1)r.Krippendorfs. Erstatteter Anzeige zufolge hat die ledige Martha Weicker« «K Gchönefekd ihr vo» dem Gemeindevorstand zu Reudnitz am 15. April 1884 unter Nr. 17 ov«gestellte« Dienstbuch verloren. Wrr bitte», da« Buch im Auffindungsfalle an un« obzuliefera. Leidig, de» 5. Juli 1888. Da« Polizeiamt der Etavt Leipzig. I. «L81. Vretschaeider.H. rvtgesperrung. Wegen EchleutzenbaurS wird di« hiesige Dorfstraße für alle» durchgehende» Fahrverkcbr vom Wnntng, den v. Juli ». o. ab bis auf Wettere« gesperrt. Echleußig, am 7. Jul» 1888. Der Gemeiuderath. E. Harnisch, Bei»..Borst. Nichtamtlicher Theil. Leipzig. 9. Juli 1888. * Graf Herbert BiSmarck, welcher bekanntlich den Kaiser zur Zusammenkunft mit den: Zaren begleiten soll, wird einige Beamte de» Auswärtigen Amte« zur Seite haben. * Der Münchener Corrcspondent der .Kreuz-Zeitung" kann auf Grund zuverlässiger Mittbeilungen seststelten, daß die Initiative zur Theilnahme der Fürsten an der ReichS- tag-ervffnung im Weißen Saale von dem Prinz-Regenten von Bayern, dem Könige von Württemberg und dem Könige von Sachsen gleichzeitig au«gegangen ist. Al« drmnächst Von Berlin au« diese erfreuliche Thatsache den anderen deuischcn Fürstenhöfcn mitgetheilt wurde, bekundeten die BundeSsürsten sofort ihre Zustimmung. * Der Kaiser hat dem Chef der Admiralität General der Infanterie v. Caprivi den erbetenen Abschied be» willigt, ebenso den beiden Commandcuren der ersten und zweiten Division, Generallieutenants v. Melchior und v. Slrempel. Mil General v. Caprivi scheidet vorläufig au» dem Heer einer der Ofsiciere au«, der allseitig al« einer unserer tüchtigsten und fähigsten Heerführer gilt. Er hat im März 1883, al« er DivisionScommandeur in Metz war, al« Nachfolger de« General« v. Stosch die Leitung der Admiralität übernommen und in dieser für einen Infanteristen doppelt schwierigen Stellung sich außerordentlich bewährt. Namentlich hat er e« verstanden, sich auch im Reichstage große» Ansehen zu erwerben. Er zeichnete sich vor allem durch außerordent liche Kürze in der Rede und Schärfe der Beweisführung au«. Nie hat er ein Wort zu viel geredet, und durchweg gelang es ihm, seine Forderungen durchzusetzen. Unter feiner Leitung hatte die Marine insbesondere auch Gelegenheit, der deut schen Colonialpolitik hervorragende Dienste zu leisten. Seit längerer Zeit sehnte er sich indeß wieder darnach, seine Thätigkeit dem Heere zu widmen, und so wird allseitig an- genommen, daß er ein Armeecorp« erhalten wird, sobald ein solche« frei werden wird. Der Generallieutenant v. Melchior hat die erste Division erst seit dem Januar vorige« Jahre« befehligt, nachdem er bi« dahin die 56. Infanterie-Brigade in Rastatt geführt hatte. General v. Strempel war längere Jahre Commandeur de« Hohenzollern'schen Füsilier- Regiment« Nr. 4V in Köln und später der 5. Infanterie- Brigade in Stettin. * Die Abreise de« Reichskanzler» Fürsten von Bi« marck nach FriedrichSruh, welche am Sonnabend erfolgen sollt«, ist dem Bernehmen nach wieder ausgeschoben worden. * Die „Post" meldet; Wie e« heute hieß, würde der UnterstaatSsecretair Studt au« Straßburg wohl den Posten al« UnterstaatSsecretair im Cultu«ministerium übernehmen. Derselbe soll nach Straßburg zurückgekehrt sein, um seine Geschäfte dort zu regeln und alSbann hierber zurückzukehren. Al« Nachfolger de« Herr« Herrfurth al» UnterstaatSsecretair im Ministerium de« Innern wird noch immer Ministerial direktor d. Zastrow genannt. — Wie weit sich diese Gerüchte bestätigen werden, bleibt abzuwarte«. * Die .National-Zeitung" schreibt, wie vir schon kurz meldeten: „In der Morgennummer wurden die außerordent lich erregten Bemerkungen einer deutschsreisinnigen FractionS- correspondenz über Erörterungen mitgetheilt. «elche gegen wärtig über «in, angebliche „Fälschung" de« Schreiven» Kaiser Friedrich« an Herrn von Puttkamer in einer Anzahl Blätter statlstnden. Zum Berständniß ist Fol gende« zu bemerken. Selbstverstänvlich kann von einer „Fäl schung" in dem Sinne, daß die Handschrist Kaiser Friedrich« uachgemacht worden wäre, unter ernsthafte» Leuten keine Rede sein. E« unterliegt auch keinem Zweifel, daß der Rück-1 tritt de« Herrn von Puttkamer der politischen Gesammtauf- ! sassung Kaiser Friedrichs entsprach. Jene Erörterungen s knüpfen an vie Form an, in welcher dem Minister die kaiser liche Unzufriedenheit kundgegeben wurde. Die Fassung oe« betreffenden Schreiben» soll sehr ungewöhnlich gewesen sein, ''ur Erklärung derselben wird nun — wir sind außer Stande zu sagen, mit welchem Rechte — behauptet, der Ent wurf de« Schreiben« habe von einem dcutsch-sreisinuigen Ab geordneten hergerührt, die« aber sei dem Kaiser verheimlicht worden; man habe ihm denselben, nachdem er von einer, da« Vertrauen Friedrich« HI. genießende» Persönlichkeit ab- geschrieben worden, al« Werk der letzteren vorgelegt und daraus habe der Kaiser den Brief unterzeichnet. Die Täuschung, welche, wenn die« richtig wäre, allerding« statt- gesunden hätte, scheint den Behauptungen über eine angebliche Handschrist-Fälschung zu Grunde z» liegen." * Die „Kölnische Zeitung" schreibt: „Selbst im Grabe wird Kaiser Friedrich nicht Ruhe gegönnt, der Streit der Aerzte soll aus« Neue entfacht werden. Eine größere Broschüre soll in diesen Tagen er scheinen mit einer ausführlichen Darstellung der Krank heitsgeschichte (des Kaisers Friedrich)" — so jammert heute die „Freisinnige Zeitung". Sie hat Grund zu ihrem Jammer: die Schrift wird in der That erscheinen, die Krank heit Kaiser Friedrich'- 111. wird dargestcllt werden nach amt lichen Quellen und den im königl. HauSministerlum nicder- gelegtcn Berichten der Aerzte Bardclebcn. Bergmann, Bra- maiin. Gerhardt, Knßmaui. Landgraf, Schmidt, Schrötter, Tobold und Waldcyer. Aus dieser amtlichen KrankheitS- geschickte wird man mit Schaudern ersehen, in welchen Händen kaS kostbare Leben des Kaisers Friedrich in der entscheidenden Zeit geschwebt hat. und wir glauben, die Leute, welche die Livree des Herrn Mackenzie getragen haben, werden, wenn sie diese KrankhcitSgeschichte lesen, von dem stillen Wunsch beschlichen werden: könnten wir dock auch gleich Mackenzie dem deutschen Lande den Rücken kehren. Darum ist das Gezeter des Rickter'schen BlatleS erklärlich; „tu» ros agitur", sagen wir ihm heute, und erinnern daran, daß wir, als der ganze Troß der Mackenzie'schen Trabanten uns der Hetze gegen den Engländer und gegen die Kronprinzessin beschul, digte, daraus verwiesen haben, daß die Zeit kommen werde, die Krankheitsgeschichte zu schreiben. Man wird jetzt, nach dem dieselbe geschrieben ist, erkennen, wer d<m Kronprinzen und spätem Kaiser mehr und bester geliebt hat: Diejenigen, welche den Kranken aus der Behandlung dcS Herrn Mackenzie erretten wollten, oder Diejenigen,welche sichvon Herr,» Mackenzie die Gnade erbaten, seine Lügen verbreiten, seine Livree tragen und Alle- verunglimpfen zu dürfen, was nicht in den Ruf einstimmte: „Es gicvt nur einen Arzt — Sir Morell Mackenzie — und Eugen Richter ist sein Bedienter!" * Der neue Gesetzentwurf über die Aller«- und Invalidenversicherung, wie er von den BundeSrathS- auSschüsten beschlossen worden und obne Zweifel vom BunteS- raih genehmigt werden wird, wird jetzt veröffentlicht. E« sind danach gegenüber dem früheren Entwurf ziemlich ein schneidende Beränderungen vorgenomme», die sich aber durchweg als Verbesserungen erweisen dürsten. Im Einzelnen mag im Reichstag noch manches geändert werden, im großen Ganzen bietet aber der jetzt vorliegende Gesetzentwurf die geeignete Grundlage zur Verständigung, und eS ist alle Aussicht» daß vie aus dem Boden der Socialrcsorm stehenden Parteien, Conservative, Nalionalliberale und Centrum, Zusammenwirken werben, um das Werk in der bevorstehenden ReichStagsscsston zu Stande zu bringen. Dringend wünschenSwcrth ist es, daß der Gesetzentwurf schon gleich am Beginn der nächsten Session vorgelegt wird; denn er wird ebne Zweifel sehr eingehende und langwierige parlamentarische Erörterungen über schwierige Einzelsragen Hervorrufen. * lieber die Todesursache de« Prinzen Friedrich Karl sind in den letzten Tagen von verschiedenen Blätter» »beilweise unrichtige Angaben gemacht worden, die die „National-Zeitung" auf Grund zuverlässiger Insormalionc» dahin richtig stellen kann: Prinz Friedrich Karl ist an dem selben Tage, wie Kaiser Friedrich, diesem drei Jahre vorher in den Tod vorausgegangen; er starb am 15. Juni 1885 an den Folgen eine» apoplektiscken Schlaganfalles, de» er in der Nacht vom 1 3. z»m 14. Juni erlitten halte. In keinem Zusammenhänge mit dieser Todesursache steht ein Leiden, an welchem Prinz Friedrich Karl etwa ein Jahr zuvor gelitten bat. Derselbe hatte auf der rechten Wange unterhalb deS AugeS seit seiner Jugendzeit eine kleine Hautwarze, welche ihn während der vielen Jahre in keiner Weise behelligte. Erst etwa ein Jahr vor seinem Tode begann da« bis dahin harmlose Hautgebilde sich zu verändern und den Prinzen zu belästigen. Es wurde Gebeimrath v. Bergmann hinzu- gezogen und derselbe stellte fest, daß die Warze sich in eme bösartige Neubildung umgewandelt habe, die mit dem mcbi- cmischen AuSvruck „Lpitdoliom" (Krebs der Haut) bezeichnet wird. Pcosestor v. Bergmann schlug die operative Entfernung der Warze vor, welche damals noch klein und unbedenklich war. Nachdem Kaiser Wilhelm I. seine Zustimmung zur Operation ertheilt halte, wurde dieselbe von Professor v. Berg mann mit bestem Erfolg auSgeführt. Unter der Leitung v. Bergmann'« heilte die OperaiionSwiinve glatt und sicher, und Prinz Friedrich Karl halte seitdem keinerlei Belästigung mehr davon. Ein Recidiv. von welchem in einigen Zeitungen gesäbelt wird, war nicht ausgetreten. In keinem Falle stand diese« Leiden mit der Tove-ürsache in irgend welchem Zu sammenhang. * In Köln stand der Chefredacteur der „Kölnischen Zeitung" vor der Strafkammer, der Beleidigung de« Fürsten Reuß 8. L. beschuldigt. Am 4. April machte die „Kölnische Zeitung" au« Thüringen einen Artikel, in welchem die Behauptung wiedergegeben wurde, der Fürst Reuß ä. L. weigere sich, zu einem Kaiser Wilhelm-Denkmal auch nur einen Fuß breit Erde herzugeben. Wenige Tage daraus widerrief die Kölnischc-ihre Mitlhrilung, da« schützte sie aber nickt vor der Klage. Der StaatSanwalt beantragte, die Oeffentlichkeit der Verhandlung auSzusckließrn, wa« da« Ge richl jedoch ablehnte Der Strafantrag lautet aus drei Monate Festungshaft; da« Unheil wird in acht Tagen verkündet. * Au« Wien schreibt man der .Kölnischen Zeitung": „Schon vor Monate» sprach ma» hier von Mackenzie in jenen »unterrichteten Kreisen", die nickt von Eifersucht gegen Bergmann erfüllt oder von politischen Interessen geleitet waren, mit ungewöhnlicher Mißachtung. Um bei dem Sach lichen zu bleiben, so war hier bekannt, daß. nachdem in San Nemo die Krankheit mit völliger Sicherheit al» Kred« fest« gestellt worden war. die ärztliche Behandlung sich auch nach dieser Diagnose hätte richten müssen, aber nicht gerichtet hat. Die Ausgabe war. dem Kranken durch Ruhe und lindernde Mittel da« Leben weniger schmerzvoll zu mache» und mög lichst zu verlängern. Man weiß, daß der Kreb« sich ver schlimmert, je mehr man daran rührt. Mackenzie aber be gann, kaum daß die ärztliche» Autoritäten au« San Remo wieder abgereist waren, eine Behandlung mit Jod u. dergl., die ei >»so wie vie AuSschneidungen u. s. w. schädlich sein konnte, gewiß aber dem gemeinsam festg-stelltcn VebandluiigSpro- aramm nicht entsprach. Mackenzie sagt jetzt, daß er „seit Februar" vo» Krebs überzeugt gewesen sei; aber man will hier wissen, daß er noch später an vr. Fauvel in Pari« kranke Theile zur Untersuchung gesandt und von dort masienhast Arzneimittel bezogen bade, die sich keineswegs gegen Krebs richteten, vr. Krause wird hierüber Genaneres wissen. Nach der Mcinuli.r hiesiger Fachmänner war eS auch nickt vortheil- hast, den Todtkrankc» nach Charloltenburg und dann gar nach Friedrichskron zu führen. Ebenso wird getadelt, daß die Engländer den vr. Brainann nickt sogleich zur Behandlung de« Kranken zugezogcn, sovaß dieser opcriren mußte, ohne die Eigenart de« Kranken und de« OperationSgegenstande« vorher genauer beobacbkcn zu können. Die ärztliche Befähigung Ve« Vr. Hovell wird anderseits sehr gering geschätzt. Als der selbe in San Remo beauftragt wurde, den hcrusenen Autori täten eine Auseinandersetzung Uber die Krankheit zu macke», hat einer der Fachmänner dem Unmnth Uber Hovell's u»« wissenschaftliche« Gerede sehr lebhaften Ausdruck gegeben. Genug, es werden ja bald die im wesentlichen übereinstim menden Gutachten der deutschen Fachmänner veröffentlicht werken, denen gegenüber Mackenzie'« Verfahren al« ein durch und durch verkehrlc« und unaufrichtige« festgestellt worden ist." * Der Brüsseler „Nord" ergreift nochmal« da« Wort zu der Petersburger Reise de» Kaiser« Wilhel m II. Er sagt, daß der bevorstehende Besuch Kaiser Wilhelm'« II. beim Kaiser Alexander III., wenn er auch ursprünglich blo« al« Act der internationalen Höflichkeit gedacht wurde, ein wichtiges politisches Ereigniß bilde. Es sei unbestreitbar, daß kaS Verhältniß zwischen Deutschland und Rußland, welches zu Lebzeiten Kaiser Alexander s II. so herzlich war, in den letzten Jahren erkaltete, und zwar in Folge der Wendung, welche die bulgarische Frage nahm. So corrcct die Haltung Deutschlands an sich war, so mußte e« koch mit Rücksicht aus Oesterr-jch den russischen Wünschen kühl begegne», wodurch i» Rußland.eine antideutsche Stimmung erzeugt wurde Der „Nord' hofft nun, die Begegnung der beiden Kaiser werde den AnSgnngSpunct zu einem sreundschafllrcheren Vcr- hältniß der beiden Nachbarstaaten bilden und daß die russisch- deulsche Annäherung auch Oesterreich zu»: Einlenken i» der bulgarischen Frage bewegen werde. Eine Verständigung zwischen Berlin und St. Petersburg sei gleichbedeutend mit der Losung der bulgarischen Frage. Schließlich bestreitet der „Nord" entschieden, daß Rußland jemals eine Allianz mit Frankreich gesucht bat. Rußland habe lediglich die Politik der freien Hand befolgt, die sich auch al« vortheilhast bewährt habe. * Die ehelichen Zwistigkeiten in der serbischen KönigSsamilie nehmen die Aufmerksamkeit politischer Kreise dauernd i» Anspruch. Wenn schon unter anderen Ver hältnissen eine Ehescheidung in einem Königshaus? über die Bedeutung einer Familiensrage hinausgebt, so gewinnt sie in diesem Falle i» Folge der eigenartigen Verhältnisse Serbien- ein besondere« politische« Interesse. Daß König Milan eS für angebracht gehalten hat, jetzt wieder mit der Forderung einer förmliche» Scheidung hervorzutreten, wird von seinen Freun den durchaus nicht gebilligt. Die schöne Königin Natalie erfreut sich beim serbischen Volke großer Beliebtheit, die durch den Umstand, daß die Königin jetzt um ihre Rechte als Weib und Mutter zu kämpfen gezwungen ist, nalurgemäß »och erhöht wird. DaS würde aber zur Verschärfung und Ver bitterung der Parteisebden, die in Serbien auch ohnedies schon an Stärke nichts zu wünschen lasten, einen so bestige» neuen Anstoß geben, daß die Folgen sich gar nicht abschätzen lasten. Man versteht auch nicht, warum Vie Scheidung jetzt plötzlich unvermeidlich geworden sein soll. Die Uneinigkeit beS serbische» KönipSpaareS stammt nicht von beute oder gestern; schon seit vielen Jahren ist sie der Welt kein Ge- öeimniß. Ihre Ursache war da« Bestreben der Königin Natalie eine politische Rolle zu spielen. Tie Königin wollte die serbische Politik in Bahnen lenke», welche de» Absichten deS König« entgegenliefe», indem sie als Tochter Rußlands den russischen Einfluß zum herrschenden zu macken suchte. Man sagte ihr sogar nach, daß sie beabsichtigt habe, den König vom Throne zu verdrängen, um als Regenlin während der Minderjährigkeit ihre- Sohnes selber zu herrsche». Ihre Haltung nach den Mißerfolgen König Milan« in dem Kriege mit Bulgarien schien allerdings einem solchen Verdachte Be rechtigung zu geben. I» seiner tief niedergedrückten Stiim münz telegraphirte der König Milan an seine Gattin, er wolle abdauken und erhielt umgehend von ihr Vie tele, graphisch« Antwort — sie werde sofort die nöthigen Schritte zur Einleitung einer Regentschaft lhun. Diese Hast steigerte die Abneigung und da« Mißtrauen de« Königs in einen« Maße, welche- schließlich ein Zusammenleben unmöglich machte. Nachdem der König hauptsächlich durch das ver mittelnde Eingreifen Oesterreichs von dem Verlangen der Ehe scheidung Abstand genommen hatte, kam eine Uebcreinkunft zu Stande, wonach die Königin im AuSlande leben, aber den Kronprinzen unter ihrer Obhut halten sollte. In Folge dessen hat sie den vorigen Sommer in Baden-Baden lind den Winter in Florenz zugebracbt, von wo sie in diesem Sommer nach Wiesbaden ging. Sie hat mehrfach vergebliche Beniühungen gemacht, um die Erlaubniß zur Rückkehr nach Belgrad zu erhalte». Dagegen ist nicht bekannt geworden, daß sich irgend etwas ereignet hätte, wa- e- nolbwendig er scheinen ließe, die tbatsächliche Trennung der Gallen durch eine in gesetzlicher Form ausgesprochene Ehescheidung zu er setzen. Allem Anscheine nach ist e- auch dem Könige Haupt- sächlich nur darum zu thun, den Heranwachsenden Kronprinzen Alexander dem Einfluß der Mutter zu entziehen. In Wie» legt man, wie schon im Morgenblatte gemeldet, der Mission de« Bischof« Demetriu« und de» KriegSministcrS Protic die Bedeutung unter, baß dieselben die Königin für ein iiene- Abkommen gewinnen sollen, wonach der Kronprinz in Belgrad erzogen wird, aber einen Theil de« Jahre« bei seiner Müller zuhringen soll. Die Königin ist damit vor eine harte Ent scheidung gestellt. Aber sie wird sich sage« wüsten, daß sie mit einem solchen theilweifen Verzicht auf den Sohn, wenigsten« da« Aeraste, die Scheidung, und damit den voll ständigen Verlust ihre» Kinde» vermeidet, und daß damit noch nickt jede Hoffnung aus eine andere Gestaltung ihre« Schicksals durch eme Sinnesänderung de« König« auSgr- schlvffen ist. * In Bezug auf da« Auftancken eine«„we ißen Pascha«" im Bahr el Äasal-Bezirk ist jetzt auch Zebehr-Pascha in Alexandria, ein gründlicher Kenner de« Sudan«, befragt worden. Er meint, daß Emi» Pascha und nicht Stanley dort aufgelaucht ist. Zebehr begründet diese Annahme daraus, daß einer seiner Boten von Emm selbst gehört habe, er be absichtige, wenn er zu arg bedrängt werde, sich nach dem Bahr el Gasal durchzuschlagen, wo er wohlbekannt und vie Bevölkerung den, Mabdi feindlich gesinnt sei. Zebehr selbst, ein früherer arabischer Sclavcnhändlcr, übte im Sudan einen bedeutenden Einfluß au« und wurde de-halb von Gordon zum Sialthalter von Chartum vorgeschlagen. Die britische Regierung traute ibm »ideß nicht und verbannte ihn de-hatb, solange die Mahbisten bedrohlich erschienen, nach Gibraltar. Gegenwärtig ist ihm der Aufenthalt in Egypte» wieder ge staltet. Bei seinen dauernden Beziehungen zu den Sudan ländern darf man wohl annchmen, daß er über die dortigen Vorgänge gut unterrichtet ist. Türschnmnn's Recilalion der Iphigenie. Während Coriolan un« in da» lärmende Treiben de« weltbeherrschenden Nom versetzte und in der Vorführung der kämpseilden Parteien oftmals wie eine vorausgegriffene Schilderung des politischen Leben« der Gegenwart gemahnen konnte, lenkte die Necitation der Iphigenie, mit welcher Türschmann heule uns erfreute, den Blick in weite Ferne und in längst vergangene Zeit. Jene Dichtung schildert die auch i» ihrem ilebermaße imponirende Manneskrast, die Goelhe'scbe Iphigenie ist eie Verherrlichung der edlen Weib lichkeit. Wenn bei manchen Dramen die Forderung, , auf die wirkliche Bühnendarstellung zu verzichten, befremden mag, bezüglich dieser Goeihe'jchcn Dichtung, die an äußerer Hand lung ebenso arm als an inneren Leben reich ist. wird Nie mandem jener Verzicht schwer werden. In Türschmann'S Darstellung der Iphigenie, von dein ersten sehnsuchtsvolle» Monologe an bi« zum Schluffe, spiegelt sich die rührende Einfalt ihres Herzen« und zugleich die ganze Hoheit ihrer priesterlichc» Weihe: sie ist das Weib i» der Vollendung, be seelt von unerschütterlichem Vertrauen zu dem Guten im Menschen und von wunderbarer Macht um ihrer Reinheit willen. Und weil dieser innerste Kern der Gocthe'schcn Dick- lungvon Türschmann so anschaulich gemacht wird, gehört die Nicitalio» der Iphigenie, wie a»ch hier schon wiederholt anerkannt worden ist, zu den anziehendsten. Mir glauben deshalb von weiterem Eingehen aus Einzel heiten absehe» zu sollen und beschränken »»« darauf hervor- zubcbcn, daß auch König Tboa«. Orcst und Pylade« vom Künstler sicher und treffend charakterisirt wurden. In PyladeS ist die selige Lust ani Dasein verkörpert und diese Freude am Sonnenscheine deS Lebens, dieses »»beirrte Festhalten an der Hoffnung mitten in drohender Gefahr, bringt Türschmann »nt so hinreißender Wärme zum Vorträge, daß daß Herz seinem PyladeS entgegenjubelt. Die zahlreiche Hörerschaft dankte dem Künstler »ach den einzelnen Acte» wie nach dem Schluffe dcS Vortrag« mit rauschendem Beisall. * Der deutsche Pianist Herr Arthur Friedheim trat vor Kurzem zum ersten Male in England aus. wo er mit Erfolg ein Concert gab. Aus dem Programm waren Werk: verzeichnet, welche den Bewei« lieferten, daß die Fähigkeiten deS Künstlers auch im Auslande seinen guten Nus begründen werden. Neben einer fehlerlosen Technik besitzt Herr Fricdhcj», eine ausgezeichnete Art, verschiedene Meister zu interpretircu; welche Eigeiischast er am beste» in Chopiii'S Polonaise (^s cku,-- entwickclle, die er in einer geradezu vollendeten Weise zeigte. * Fräulein Thekla Friedländer auS Leipzig, die vorzügliche Concerlsängcrin und Gesanglchrerin. hat kürzlich unter Mitwirkung der Pianistin Miß Agnes Zimmermann und deS Violoncellvirtuosen Signor Piatti in London vor einer sehr zahlreichen Zuhörerschaft ein Concert gegeben, Vesten Erfolg als ein außerordentlich glänzen der bezeichnet werden muß. * Leipzig, 8 Jul!. Die hohe Stellung, welche der Leipziger Lehrergesangvcrein unter den Gesangvereinen Deiiti'chlandZ einiiiimnt, ist eine wohlberechtigie, aus Süßeren wie au« inneien Gründen: selten dürste in einem Vereine eine so große Summe vo» Kraft und Intelligenz mit künstlerischer Begeisterung und idealem Aufschwung sich verbinden, selten auch dürfte ein Dirig in zu finden sein, der wie Herr Siegert, der Dirigent de« Leivz >r Lehrergesangverein», mit seiner gründlichen musikalischen Dur.:,- bildung und einer sehr glücklichen Aussassungsgabe auf Grund eines echte» künstlerischen Feingesühl» den Darbietungen de« Vereins di» Adel der Kunst auszupeagen versteht. Der Männeegesang. diese echt deutsche Blüthe des deutschen Tultorleben», Hot gerade i>» Leipziger Lehrergesangverein eine Pflegestätte gesunden, wo mau mit kritischem Auge sehr wohl die Banaliiäi der bloßen Liedertafeln vo» jenen musikalischen Productionen zu trennen weiß, welche einem dSheren Ziele zustrebcn, al- Biertrinkern die lange Weile zu vcr- treiben. So zeigen denn die Programme de« LehrergeiangvereinS eine so schöne, würdige Haltung und huldigen in so beistillswürdiger Weise auch dem Fortschritt der neueren Literatur, ohne die un« lieb und iheuer gewordenen älteren Lieder in« Exil zu ichicken, sie vermeiden mit so seinem Taci die Engherzigkeit eine« sich s-lbst genügenden ConservalivseinS, sowie die Ausschreitungen einer radikalen Zukünfielei, daß man ihnen wohl da« Zeugniß aussteller, darf, sie seien i» ihrer Art mustergiliig. Das gestrige Sommersest de« Verein« — leider hatte sich der Sommer wieder einmal wenig rücksichisvoll gegen die anwesende» Damen gezeigt — verlies in glänzender Weise. Ter Verein, wie sein Dirigent Heer Siegert, der übrig»»« auch die Jnstnimenialnummern leitete, wurden mit Beifall überiö ütiet. An der Spitze de« Programm« stand eine Tomposilion Mheinbergcr's ,,Roland« Horn", welche übrigen» den hochbegabten Lomponisle» nirgend« verleugnet, obwohl einige Trivialitäten seiner vielbeschäftigte» Feder mit entflossen sind. Aesthriisch wenig besnecügend ist die dumpfe, düstere Deklamation der einleitenden mit Dust und Sonnen- schein ersülllcn Verse, nusdringlich in seinem unwahren Pathos der Schluß de« Opus, dessen Effect eigentlich mir aus den freilich sehr wirkungsvoll gestalteten und genial concipirien Worten „Bei Gctt, e» war sein Horn" u. s. w. beruht. Einen ungleich tinheiilicheien Eindruck machte dagegen ein neue« Deik von H. Zöllner „Da« Fest
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