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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-10
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1888
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4238 Neueste Nachrichten aus Lertiu. * Berlin, 9. Juli. (Fernsprechmelduag de« ..Leipziger Tageblattes".) Der Kaiser empfing gestern den Fürsten von PulbuS und ertheüte sovana den Gesandten von Rolhcnban und von Zedtwitz Audienz, später empsin den Generallieutenanl von Wnitcrsetvt. arbeitete längere Zeit mit dein NcgierungSratk von Brandenstein und nahm Nach mittags eweu längeren Vortrag des Generalarztes vr. von Leutholv entgegen. Heule besichtigte der Kaiser aus dem Bornstedter Felde das Lclrrbataillon und nahm die Parade desselben ab. Tastelbe geschah mit dem Garvejäger-Bataillon und 1. Garde Ulanen-Negiment. Zum Schluß versammelte der Kaiser daS Ossiciercorp» zur Kritik um sich. AlSdann arbeitete er mit dem Kriegsminister im Marmor-PalaiS. — Einer Meldung der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" zufolge ist der Viceadmiral von MontS unter Belastung seiner Funclion alö Chef der Nordsee - Station und unter Ernennung zum commandirenden Admiral als Ver treter deS ChesS zur Admiralität commandirt worden. — Gencrallicutenant v. Albedyll wird im Laufe de» Jahre» daS Commando eine- Armee-CorpS übernehmen. AIS sein Nachfolger gilt Generallieutenanl v. Abenvroth. — Die Fahrt deS Kaisers, welche am 14. angetreten wird, wird sich in Rücksicht auf das große Geschwader zu einer ziemlich langen gestalten. Die Geschwindigkeit der „Hohenzollern" giebt keinen Maßstab für die Geschwindigkeit de- Geschwader», dem sich die „Hohenzollern" anpasten muß. So wirb der Kaiser voraussichtlich erst Donnerstag an der finnischen Küste anlangen. Der Kaiser wird jedoch durch Aviso» tägliche Meldungen empfange». Von Petersburg wird gemeldet, baß Alexander III. seinem hohen Besuch entgegenfahren wird. Der Kaiser wird heute an dem MittagSessen de» Ofsicier- corpS deS Leibgarde-Husaren-Regiment- theilnehmen. — Lindau. Der Prinzrcgent ist heule hier angekommen. Der selbe wurde mit Jubel ausgenommen. — Friedrich-Hasen. Der Prinzregent von Bayern kam hier an und wurde vom König von Württemberg aus» Wärmste empfangen. — Paris. Bei der gestrigen Protestversammlung, welcher Bou- langer beiwohnen wollte, entspann sich eine Prügelei, eS kamen zahlreiche Verwundungen vor. Zn Renne» wurde Boulangcr von dem anständigen Publicum auS- gepsiffen, „ von. der Volksmenge theilweife stürmisch vegrüßt. Seine Bankctrede war nichtssagend. — Paris. Spanien hat seine Zustimmung zur Suez-Convention erklärt. — Der „Berliner Börsen-Courier" erfährt authentisch, daß im Proceß N. Warschauer L Co. und der Versicherungs- Gesellschaft Victoria gegen dieRussischeOsibahn-Gesell» fchast daS Schwurgericht den Angeklagten vcrurtheilt und die Herausgabe der Gelder und die Zurückzahlung an die Berechtigten entschieden hat Nachtrag zum politischen Tagesbericht. * Der Kronratb, welcher am Donnerstag Mittag im königlichen Schloß in Berlin abzehalten wurde und Vesten Bcrathungcn etwa IV» Stunden in Anspruch nahmen, hatte der „B. B.-Z." zufolge mehr eine formelle al» eine hoch politische Bedeutung. Zunächst handelte eS sich in dieser Sitzung hauptsächlich darum, daß diese Körperschaft nach der Uebcrnahme der Regierung durch Kaiser Wilhelm H. unter dem Vorsitz deS Kaisers überhaupt zusammenlrcte und sich constituire. Der Kaiser richtete in der betreffenden Sitzung, wie man hört, an die Anwesenden, in welchen er die Ver treter der Rälhe der Krone in ihrer Gesammtheit begrüßte, eine warme Ansprache, in welcher er dieselben ersuchte, ihm in gleich treuer und offen ergebener Weise wie seinem Großvater und seinem Vater mit ihrem für da» Wohl deS Staate» und der Krone so wichtigen und erprobten Rath zur Seite zu stehe»; er legte in derselben die Principlen dar, welche er als Basis und al« Richtschnur für seine Regierung ausgestellt und sich vorgezeichuet habe. Diese Principien würden sich eng anschließen an die alten preußischen Traditionen und würden vollkommen in demselben Sinne zur Ausführung gelangen, wie sie die glorreiche Regierung seine- kaiserlichen Großvaters bethätigt und wie sie in der bekannten kaiserlichen Botschaft desselben an den Reichskanzler vom Jahre 188l und in dem Erlaß seine» Vater» an den Reichskanzler zum Ausdruck gelangt seien. Der Kaiser betonte sodann noch die Principien der großen Politik, wie er sie unter seiner Regierung im Reiche zur Geltung zu bringen hoffe, und hob hierbei besonder» die Festhaltung an den Verträgen mit den befreundeten Regierungen von Oester» reich-llngarn und von Italien hervor, deren weiteren Ausbau anzustrcben seine aufrichtigste und unumstößlichste Absicht sei, um so dem Lande, wie überhaupt Europa den Frieden zu erhalten und dem Wohle des Volke» seine Segnungen zu sichern. * Ucber die Expedition Stanley» bringt die „Köl nische Zeitung" einen Artikel, welcher eS als sicher annimmt, baß Stanley nicht zum Entsätze Emi» Beys nach Wadelai sondern direct nach Norden in bas Reich des Mahdi au Khartum loS marschirt ist. Hieran knüpft die „Kölnische Zeitung" Vorwürfe gegen die Engländer, weil dieselben daS wahre Ziel der Stanley'schen Expedition verheimlicht hätten. Im Anschluß hieran thcill die Zeitung mit, man scheine jetzt in Berlin eine Expedition zur Befreiung Emin Paschas zu planen. * Tie gegenwärtig versuchsweise mobilisirte eng lische FloNe wird aus 7 Schlachtschiffen erster Elaste, 9 zweiter Elaste und 3 dritter Elaste, 3 Kreuzern erster, 11 zweiter und 7 dritter Elaste und außerdem 25 Torpedo booten bestehen. Schon der erste Tag der Mobilisirung hat seine Unfälle gehabt. DaS Torpevobot Nr. 65 fuhr beim Auslaufen auS dem Hasen von Shcerneß aus den Strand und Nr. 64 rannte den RegierungSbampser „Locust" an. * AuS Wiesbaden wird vom 8. Juli gemeldet: Bisch»' Dimitrije hat seine Rückreise nach Belgrad ver schoben, die Verhandlungen mit der Königin Natali dürsten also fortgesetzt werden. Eine mündliche Unterredung bat gestern zwischen dem Bischöfe und der Königin nicht statt- gesunoen, Wohl aber ein Briefwechsel. Zwischen dem KriegS- minister und dem Könige wird seit einige» Tagen rin leb- bastcr Depeschenverkehr unterhalten. Wie man hört, steht noch die Ankunst eines weiteren hohen Würdenträger- au» Serbien bevor. Nach einem Telegramm vom v. Juli i jedock der Bischof Dimitrije abgereist, da er keinen Zulritt zur Königin erlangte. Westen Geiste» Kind die Königin Natalie übrigens ist, darüber verlautet Folgende» „Der SO. Geburtstag Kaiser Wilhelm'- I. wurde bekanntlich nicht allein in Deutschland, sondern auch in anderen Staaten mit besonderer Feierlichkeit begangen. König Milan wollte seiner Verehrung für den greise» Hclvenkaiser in der solennsten Form Ausdruck geben und erschien persönlich in Gala aus der deutschen Gcsandtschast in Belgrad, um seine Glückwünsche darzubringen; ein Vorgang, den übrigen» damals auch mehrere Souveraine viel größerer Staaten als Serbien beobachteten. Al- König Milan von der Gratulation zurückkehrte, sprach sich Königin Natalie in Gegenwart mehrerer Persönlich keiten höchst abfällig über „solchen ServiliSmuS" auS, wobei sie auch geäußert haben soll, in den Adern de« König» von Serbien müsse Domestikenblnt rollen". — Die „Frauenzimmerpotitik" der Königin ist e» denn auch, die den König zu dem Entschluß der Scheidung gebracht hat. Natalie, die Tochter eine- russischen Obersten, conspirirte stet» mit den Rüsten und hatte die Absicht, nach Beiseitcsckirbung ihre» Gemahl» die Regentschaft über Serbien zu erlangen. Mustk. NeneS Theater. * Leipzig» S. Juli. Mozart hatte eine große Vorliebe für di« schnellen Tcmpi» in seinen Werken und machte eine richtige Auffassung seine« Oper» von der Temponahme de« Dirigenten abhängig, den er sich feurig und energisch dachte. Zn keiner seiner Opern wird aber ein solcher Dirigent so nothwendig für da» Ganze al« in der Hochzeit de» Figaro, demjenigen Werke, da» am meisten den Charakter italienischer " Lebendigkeit zur Schau trägt. Natürlich darf die schnelle Temponahme nicht in eine Raserei ausarten, die eine künst lerisch plastische, musikalische Darstellung unmöglich macht; aber so lange der Dirigent diese zu wahren weiß, darf er bis zur äußersten Grenze de» Tempo» schreiten. Unser neuer Capellmeisler Herr von Fielitz zeigte sich in der Erfüllung dieser Bedingungen al- ein erster Mozarlvirigent; e» machte einen wohllhuenben und beruhigenden Eindruck, dag sein Feuer nicht gleich al« wilde Flamme emporloderte und — verprastelte. vndern, daß e» stetig wuchs, erwärmte und erleuchtete zur Freute Aller, die schöne» künstlerische» Maßhalte» lieben. Wenn eS Herrn von Fielitz gelingt, für die moderne Oper ebenso große Beweise der Tüchtigkeit zu bringen, al» wie er >e für Mozart's Opern schon gebracht, dann ist sein Engage ment al» ein großer Gewinn zu bezeichnen. Mehrere unserer ausgezeichneten Künstler verabschiedeten ich gestern, um in die Sommerserien zu fliegen. War eS AbschiedS-Schinerz oder Freude, daß ausfällige Zerstreutheiten vorkamen — Manche» war nicht konventionell auSgesührt und elbst unser allverehrter Meistersänger Herr Eckelper Halle da» Recept zu seinen große» Wirkungen vergessen. Nur in der großen Arie „So lang Hab' ich geschmachtet" kam die wundervolle künstlerische Art de» Sänger» zum Durchbruch, ^crr Grengg ist für den famosen Figaro etwa» zu schwer- ällig» ein Mangel, der durch die auffallend häufigen Be wegungen mit dem Maßstock im 1. Acte nicht ausgeglichen wurde; rein gesanglich bot der Künstler sonst viel dc- Trefslichrn. Frau Bau mann gehörte auch zu den Zer- sreuten — eine Indisposition darf man bei der ganz köst lichen, kaum zu erreichenden Wiedergabe der Arie „O säume länger nicht" nicht annehmen. Frau Sthamer-Andrießen widmete der Partie der Gräfin ihre beste Kraft und erntete wohlverdiente Triumphe. Mit dem Pagen de» Fräulein Hothaus er kann ich mich nickt befreunden — die Partie liegt der Künstlerin schlecht in jeder Beziehung — AllcS klingt unnatürlich und gezwungen und noch unnatürlicher ist das Spiel; eS wäre besser, man legte die Rolle in die bewährten Hände der früheren Darstellerin zurück. Trefflich, wie immer, charakterisirte Herr Marion den Schleicher Basilio, während Herrn Köhler (Bartolo) der feinere Humor abging. Sehr ckön spielte das Orchester, da» seinem neuen Dirigenten offenbar mit Lust und Liebe folgte. Kleine sccnische Fehler störten oft; aber wie komisch wirkte e». Wenn der Graf seinen Degen vergessen hat in einer Scene, in welcher er immer mit dem Degen drohen soll, wie Susanne ihm spöttisch zuruft: „Den Degen gezogen, den Pagen er mordet" ; wie erheiternd wirkte es, wenn die Gräfin im letzten Acte den Schleier nicht vor dem Gesicht trägt, so daß Zeder sie sofort halte erkennen müssen, oder wenn der Page so zeitig au» dem Fenster springt, daß Susanne mit ihrem musikalischen Einsatz minutenlang zu spät kommt. M. Krause. * Franz Leideritz, geb. am 1. Oktober 1848 zu Leipzig, eia ehemaliger Schüler des künigl. Coaservatorium» der Musik daselbst, ist am 29. Juni d. I. in London nach zweitägigem schweren Leiden saust eaischlafen. Als hervorragender Pianist vom kgl. Conservatorium entlassen, wandte sich derselbe doch bald dem Capellnieistersache zu, und nahm Engagement am Stadttbeater zu Et. Gallen an. Dort, vom Bayreulher Meister Richard Wagner besonders ermuthigt, folgten dann bald weitere EngagemcnlS in Kiel, Würzburg, Ltraßburg, Trier, Posen, Detmold, Lübeck re. Auch Leipzig zählt vorübergehend zu den Orten dieser Wirksamkeit. Später, de» Theatertreibens müde, ging er nach London, übernahm dort daS Dirigentenamt der deutschen Liedertasel, unterrichtete in verschiedenen musikalischen Fächern, und wirkte außerdem in den bedeutendsten Künstlerconcerten im Solospiel und Accompagnemenk. Als Componist kleinerer Llavierstücke und Lieder ist Herr Leideritz nicht unbekannt, auch hinterläßt er eine vollendete Oper, welche nach Aufführung verschiedener Fragmente zu den Besten gehört, was derselbe aus compositorischem Gebiet geschaffen bat. Als Kämpfer für die Principien Richard Wagner'S war er unermüdlich thätig, und in ihm verliert diese Richtung im Auslande einen ihrer treuesten Anhänger. Der Bruder des Verstorbenen ist der vortreffliche Loncertlänger und Gesaoglehrer Herr Robert Leideritz in Leipzig. * Au» München wird der „Neuen Freien Presse" geschrieben, daß der Kammersänger Herr Nachbaur die ihm zugekommene Ein- ladung, bei den Bavreuther Festspielen als Walttier Stolzing in den „Meistersingern'' mitzuwirken, dankend obgelehnt hat. Der Künstler soll darüber beleidigt sein, daß er diese Aufforderung nicht gleichzeitig wie die anderen zur Mitwirkung berufenen Sänger er» hielt, sondern, daß sie sehr verspätet an ihn gerichtet wurde. ES wäre übrigens auch zweiselhast gewesen, ob die Münchener Hos- bühne während der AusstellungSsaisou aus Herrn Nachbaur ver zichtet hätte. * In Bologna hat am 2. ds. die dort mit großer Spannung erwartete erste Ausführung de» Oratorium- „EliaS" von Mendels- sahn stattgesunden. Der Saal der Musikausstellung, in welchem das Loncert gegeben wurde, war von dem aus heimischen und fremden Zuhörern bestehenden Auditorium überfüllt. DaS Publicum zeigte sich durch den ihm neuen Charakter deS Werke» anfangs fremdartig berührt, aber doch gefesselt, wurde im weiteren Verlause immer wärmer und applaudirte endlich mit großer Gluth. DaS Orchester war unter der Leitung seines ausgezeichneten Dirigenten Mar- tucei vortrefflich; auch der Chor war in Anbetracht der sür ihn neuen Aufgabe lobenSwerth. Bon den Solisten stellen die ita lienischen Blätter in die erste Reihe Frau Neuda-Bernstein lsrüher Mitglied deS Leipziger Stadttheater» uuter Angela Reu mann) durch ihren musterhast stylvollen Vortrag, wie durch di« Wärme und Noblesse ihres Ausdrücke»; zu den ersten Nummern, welche stürmischen Applaus errangen, gehörte da- von ihr künst lerisch vollendet gesungene Arioso. Die Ausführung d«S Werke- ist seitdem uuter steigendem Interesse deS Publicum» wiederholt worden. vorübergehend anßer-ak» aofhLktliche. sedoH »ach Leipzig,»ständig« Herren, welche mindesten« seit 1. Juni diese« Jahre» Mitalieder de« Leipziger RennclubS waren. Für dreijährige und ältere Pferde oller Länder, welche weder im Flach-, noch Hinderniß-Rennen im Werthe von 1500 und mehr gewonnen hatten und nachweislich mindesten- seit 1. Juni 1888 tim Besitz solcher Mitglieder waren. Die Be stimmungen sür Eintragung der Pserde in die Register de» Union- Club» (Einfuhr- resp. GeburlS-Ceriifi-atS-Nachw-iS) fanden für diese» Renne» ausnahmsweise keine Anwendung. Einsatz lO^l, ganz Reu geld. Gewicht 15 Irr über der Scala; Stuten und Wallachen 2'/, hx, Halbblut und ausländischen mit Einsuhr-Leriisicat versehenen Pferden von unbekannter Abstammung 4 hx. Pferden von überhaupt unbekannter Aokuost 7'/, hx, Reitern, die noch in keinem öffentlichen Rennen gesiegt, 1'/, hx, oder die überhaupt noch in keinem solchen geritten baden, 2'/, hx erlassen. Pserde, welche schon ein oder mehrere Ren en im Werthe von unter 1500 >tl gewouaea hatten, trugen sür jede- derselben IV, kx extra bi» 4'/, kx accumulativ. Distanz 1200 m. Da- zweite Pserd erhielt V„ da« dritte Pferd V, der Einsätze und Reugelder. Nachncnnungeu waren auch am Renntage, eine Stunde vor Beginn der Rennen- mit den doppelten Einsätzen und Reugeldern zulässig. Ueber die Qualifikation der Herrea-Reiter, sowie betreffs etwaiger Einsprüche bezüglich des Wohnsitze» hatte da- Direktorium des Leipziger Renn-Llubs endgiltig, ohne Angabe von Gründen, zu entscheiden. Es waren süus Unterschriften gegeben und eine Nachnennung. ES starteten 1) Herrn G. Rüppel's braune Stute „Locket", dreijährig, 77 hx 1 2) Herrn Lautcrbach's AuchSwallach „Theokrit", 80'/, kx . . 2 3) Herrn Giegler'S dunkelbraune Stute „Miß Booth", sechs jährig, 77 hg; ,»»,,.»,..,,»»,»3 4) Herrn I. Hirschfeld'- braune Stute „Juanila", sechsjährig, 77 hg; 0 Nach gutem Start setzte sich „Theokrit" au die Spitze nud hielt Führung, bis „Miß Booth" scharf ausgiug und ihm dieselbe entriß „Locket", welche in diesem Rennen stark aufgelegt war, arbeitete sich kurz vor den Tribünen scharf heran und eS gelang ihr, mit mehreren Längen vor „Theokrit" ihrem Besitzer den ersten Siegesprei» dc- TageS nach Hause zu tragen. Totalisator: Einsatz 10 ^l> Gewinn 13 ^l, Einsatz 20 Gewinn 27 ^l, Einsatz 50 Gewinn 68 Zweites Rennen: MarS-Rennrn. Preis 600 dem ersten, 200 dem zweiten und 100 dem dritten Pserde und je ein Ehrenpreis sür den Reiter deS ersten Pserde» — ein silberne» Theeservice — de» zweiten Pferde- — sechs silberne Likörbechercheu — und de» dritten Pferdes — eine silberne Schale. Jagd-Rennen. Für active und Reserve-Ossiciere, sowie OssicierS-Aspirantea de- XII. (königlich sächsischen) Armeecorps. Aus Pserden aller Länder, welche noch keinen Preis über 1000 ^i gewonnen hatten und von genannten Herren im letzten Frühjahr mindesten- drei Mal im Dienste geritten wurden. Die Bestimmungen für Eintragung der Pferde in die Register deS Union-Clubs (Einfuhr- resp. GeburtS- Cerlisicats-Nactuveis) fanden sür dieses Rennen ausnahmsweise keine Anwendung. Einsatz 20^4, halb Reugeld. Gewicht 75 kg. Stuten und Wallachen IV, hx, Maiden 2V, hg; erlassen. Sieger sür jede tn Summa gewonnenen 500 1 hx extra. Distanz etwa 2500 m. DaS diene Pserd rettete den Einsatz. Der Rest der Einsätze und Reugelder wurde zwischen dem zweiten und dritten Pserde getheilt. Gegeben 16 Unterschriften. Es fighten 1) Lieutenant Freiherr» Erlanger'», Von 17er Ulanen, Ichwarzbrauncr ^2-uach „Arabi", 75'/, hx, geritten vom Lieutr-Sdnt Suffert II 2) Lieutenant Hupseld'S, vou 18er Ulanen, Fuchswallach „Machell", 81 hx, geritten vom Besitzer 2 3) Lieutenant von Arnim's, vom Gardereiter-Regimeut, braune Stute „Baltz", 74 hx, geritten vom Besitzer 4) Premierlieutenant Freiherr» von Mikau's, von 18er Hu saren, branner Wallach „Panlat", jechsiährig, 71 hx, ge- ritten vom Besitzer 0 5) Lieutenant d. R. Niethammer'-, von 17er Ulanen, braune Stute „Hoffnung", 71 h^> geritten vom Lieutenant Frei herrn von Fuchs-Nordhosf 0 6) Lieutenant Roßbach S, vom Carabinier-Negiment, brauner Wallach „Touchandyo", 71 hx, geritten vom Besitzer. . . 7) Lieutenant Scharnkc's, von 17er Ulanen, Fuchsstute „Freiiu", 73 hx, geritten vom Rittmeister von Boddinen 0 Nach hartem Kampfe und brillanter Passage der Hindernisse wurde „Arabi" auS der animirten Gesellschaft geschickt h.rauS- gearbeitet und zeigte am Ziele, aus mehrere Längen Avance, den Rivalen die Eisen. Paulat kam am großen Wassergraben zum Fall, ohne Schoden. Der Reiter nahm einige unbedenkliche Conlnsionen mit. Totalisator Einsatz 10 .6 Gewinn 30 >l, Einsatz 20 >l, Ge Win» 61 >t, Einsatz 50 -6 Gewinn 154 -6 Drittes Rennen: Locale S Hürden-Renn en. Preis 500^l und Ehrenpreise sür den Reiter deS ersten PserdeS — eine silberne Tabalicre — und deS zweiten PfcrdeS — eine silberne Peitsche Hcrrcn-Reiten, sür in Leipzig wohnhafte, oder zwar vorübergehend außerhalb aufhältliche, jedoch nach Leipzig zuständige Herren, welche mindesten- seit 1. Juni d. I. Mitglieder des Leipziger RennclubS waren Aus vierjährigen und älteren Pserden aller Länder, welche nachweislich seit dem 1. Juni d. I. im Besitz solcher in Leipzig wohnhaften Mitglieder sich befanden. Die Bestimmungen sür Eintragung der Pferde in die Register deS Unionclubs(Ei»suhr resp. GcburtS-Certificat» Nachweis) fanden sür diese» Rennen ausnahmsweise keine Anwendung Einsatz 10 >t, ganz Reugeld. Gewicht: 85 hx, fünfjährigen 2 hx, vierjährigen 5 kx, Stuten und Wallachen 2'/, hx, Halbblut und aus ländischen mit Einjuhr-Certificat versehenen Pserden von unbekannter Abstammung 4 hx, Pferden von überhaupt unbekannter Abstammung ?V, kx, Reitern, die noch in keinem öffentlichen Rennen geritten, 2'/, hx, die noch in keinem solchen gesiegt. IV, kx erlassen. Pserde, welche seit 1. Januar 1888 ein oder mehrere Flach- oder Hinderniß- Rennen im Wertde von 1500 ^ und mehr gewonnen hatten, waren ausgeschlossen. Pferde, welche seit diesem Zeitpunkte schon ein oder mehrere Flach- oder Hinderniß-Rennen von unter 1500 gewonnen hatten, trugen sür jede- derselben IV, kx extra bis 3 hx accumu lativ. Distanz 2000 m, über süus Hürden. Dem zweiten Pserde V,, dem dritten V» der Einsätze und Reugelder. Nachnennungen waren auch am Renntage, eine Stunde vor Beginn der Rennen mit doppeltem Einsatz und Reugelde zulässig. Ucber die Qualifikation der Herren-Reiter, sowie betreffs etwaiger Einsprüche bezüglich deS Wohnsitze- entschied daS Direktorium deS Leipziger Renn-Club- endgiltig, ohne Angabe vou Gründen. Gegeben 4 Unterschriften und eine Nachncnnung. 1) Herrn Mayer'S brauner Hengst „Pompey", 6jährig. 85 kx 2) Herrn Limburger'- jun. brauner Hengst „Fluktuation", bjährig, 83 hx * In Warschau ist ei« neuer Heldeotenor von einem Musik-Recensenten in der Person eines Barbiergehilfen, Namen« Pukler, ausfindig gemacht worden. ES hat sich ein DamencomitS gebildet, welche» die erforderlichen Miltel zusammenbringen wird, um dem neuen Concurrenten Mierzwinski'S den nöthigrn Unterricht im Gesänge und Llavierspiel geben zu lassen. Leipziger Sommer-Neunen IM, Sonnta« a« 8. Juli. Die Leipziger Rennen haben sich im Allgemeinen immer erfreu lichen WetterglückeS rühmen dürfen, nud diese höhere Begünstigung wurde auch dem Sommer-Rennea sür 1888, der neuen Errungen schaft de» Leipziger Sport-, zu Theil. Der Himmel lachte in voller Pracht, die Tribünen strahlten im Glanze holder Schönheit, den Sattelplatz beleble da» geschäftige Treiben der Sportfreunde und Wettreiter, sowie der Glücksversucher am Totalisator, und ring- um den Rennplatz in seinem grünen Sommerschmucke schloß sich der Ring de» großen Publicum». DaS Rennen wurde durch die Anwesenheit Sr. königliche» Hoheit de» Prinzen Friedrich August in Be gleitung leine- persönlichen Adjutanten Freiherrn von Wagner, so wie de» Erbprinzen Friedrich Adolf von Waldcck beehrt. Schiedsgericht: Borsitzender Herr Generalmajor von Nostitz- Drzewiecki; die Herren Rittmeister d^R. Franz Kind, Wilhelm Lücke, Adolf Roßbach, Karl Weiß; Stellvertreter die Herren Raimund Giesecke, Rittmeister a. D. von Haussen, Professor vr. Heubner, Ohrtmann. Schatzmeister: die Herren Adolf Roßbach und Karl Weiß. Richter: Herr Wilhelm Lücke. Starter: Herr Ritt meister a. D. von ArnSwald. Waage: die Herren von der Becke- AmmelSkayn und Professor vr. Eredner. Bahndirection: die Herren Rittmeister d. R. Franz Kind und Wilhelm Lücke. Totalisator- Verwaltuni: Herr Raimund Giesecke. Die Concertmusik war den Capellen de» königlichen Husaren-Reaiment- Kaiser Friedrich deS deutschen Reichs und König von Preußen Nr. 19 unter Leitung des Herrn StabStrompeterS Gise und de» königlichen Jnsanterie-Rcgi- mentS Prinz Johann Georq Nr. l07 übertragen. Die Restauration hatte Herr Hoflieferant F. H. Müller (früher Friedrich Dühne) über nommen. Die Rennen beaannen Nachmittags 3 Uhr mit Locale» Flach- Rennen. Preis 5<X) und Ehrenpreise sür die Reiter de» ersten Pserde» — eia silberner Pocal — und de» zweiten Pserde» — eine Vorstecknadel. Herren-Relten. Für in Leipzig wohnhafte oder zwar Herrn Jäger 0 DaS Feld ging eine Strecke geschloffen, dann machte sich „Lhicard" in scharfer Pace aus die Leine, mußte aber wegen Erlahmung seine Chancen aujgeben. „Miß Hoyd" resüsirte. „Pompey" lohnte die aus ihn gesetzten Hoffnungen mit klingender Münze. Er drängte „Fluktuation" um einige Längen zurück auf den zweiten Platz. Totalisator Einsatz 10 Gewinn 21 ^l, Einsatz 20 Gewinn 43 Einsatz 50 ^i Gewinn 109 ^l Viertes Rennen: Elster-Rennen. Preis 1000 ^l Hürden Rennen. Für Pserde oller Länder. Einsatz 60 Reugeld 30 ^l Gewicht: dreijährige 55 hx. vierjährige 66V,kx, süasjährig« 71'/, kx ältere 73V, kx, vierjährigen und älteren Maiden 2V, kx erlassen Sieger hatten sür jede« im Jahre 1888 gewonnene Hiaderniß Rennen im Werth« von 1000 und darüber 2V, kx extra Ki lo kx accumulativ zu tragen. Für in früheren Jahren gewonnene Gelder die Hälfte de» stipulirten ExlragewichtS. Distanz 2400 m, über sechs Hürden. Dem zweiten Pferde die Hälste der Einsätze und Reugelder. DaS dritte Pserd rettete seinen Einsatz vorweg Gegeben 6 Unterschriften. Es kamen zum Start 1) Lieutenant Suffert'S I. Fuchswallach „Mephistopheles", vierjährig, 67'/, kx. Reiter Slruve 2) Herrn G. Suermondt'S braune Stute „Fatinitza", 74'/, kx. Ritter Holtmann 8) Herrn Adalbert'- dunkelbrauner Hengst „Doria", vierjährig, 67'/, kx- Reiter Holly 3. „Mephistopheles" übernahm die Führung und behielt sie bi» znm ent scheidenden Pfosten. Gurt an Gun stürmten seine Rivalen vor dem Ziele Hera», konnten aber de» Feuergeist de» „Mephistopheles" nicht überwinden. Er kam mit großem Borsprung ein. Totalisator Ein- satz 10 Gewinn 37, Einsatz 20 Gewinn 75 ^l, Einsatz 50 Gewinn 183 ^l Fünftes Rennen: CorpS-Steeple-Chase. Preis 900 ^« dem ersten, 300 ^l dem »weiten und 150 ^l dem dritten Pserde und je ein Ehrenpreis für die Reiter de» ersten Pjcrde» — ein silberner Humpen — deS zweiten PserdeS — eine silberne Schale — und des dritten Pserde- — eine Silberdose. Für vierjährige und ältere Pferde all-r Länder, im Besitz von aclivcn und Reierve- Osficiercn de» XII. (künigl. sSivsischei.) ArincecorpZ und von solchen »i» reiten, vinsatz 30.6. halb Reugeld Gewillt: vierjährige 72 hx. sünijnUrige 77'/, k?. ä tcre P'erde 80 hx; Stuten und Will, chcn 1'/, kx, Maiden 2V, kx erlassen. Sieger sür jede 1837 zu 1888 gewonnenen 1000 .6 1 hx exira bi» 10 kx accumulativ. Distanz etwa 3600 m. Da- vierte Pserd rettete den Einsatz. Boiu Rest der Einsätze und Reugelder '/, dem ersten, '/» dem zweiten und V» dem dritten Pferde. Gegeben 9 Unterschriften. ES liefen .Such«. Lampe mpe 2 war sehr zahl- «llerhausen füllte L) Rittmeister do» vodtzie»«, 17er Ulan«», dr«»»r kttttr „Stern blume", vlrrjihrig. S7'/, kx, gerttte» vom Besitzer 2) Rittmeister Freiherr» von Lampe'S, von l8 er Ulanen, Wallach „In BoundS", 81 hx, geritten vom Lieut. von 8) Lieutenant Gras Hallwyl's, von den 18 er Hasarru, branner Wallach „Newbridge", sechsjährig, 76 hx, geritten vom Be sitzer 3 4) Lieutenant Suffert'S ll., von den 17 er Ulanen, schwarze Stute „Bustle", fünfjährig. 77 hx, geritten vom Besitzer . 0 5) Lieutenant Wendt'S, von der 12. Art. Brtg., schwarzbraoner Hengst „Harald", 83 kx, geritten vom Lieutenant Hansou 0 DaS Rennen wurde glatt und elegant geritten. „Sternblume" Parte ihr volle- Können bi» kurz vor die Tribüne, wo sie unter Mahnung ihre» Reiter» auSstach und glänzend an ihren Con- curreuten vorüberstrich, die mehrere Länge» znruckbliebe». Totalisator: Einsatz 10 » Gewinn 19 Einsatz 20 Gewinn 39 ^«, Einsatz 50 Gewinn 98 Sechstes Rennen: Lrab-Reite». Für Mitglieder de- Leipsiger Renn-TlubS. Für die Reiter der ersten drei Pferde Ehren preise — ein Silberbecher, ein kunstreicher Pocal und eine goldne Eigarettcnspitze. Einsatz 10 ganz Reugeld. Ohne TewichtSans- gleichuug. Im rolhen Rock zu reiten. Drei Talopvsprüuge erlaub», beim vierten war Balte zu reiten. Die Bestimmungen sür Ein- traguug der Pferde in die Register de» Uaiou-Clubs (Einfuhr- resp. GeburtS-LerlijicatS-NachweiS) landen sür diese» Rennen keine An wendung. Distanz 1800 m. Nachneuunag mit dre-sachem Einsatz, eine Stunde vor Beginn de» Rennen-, war zulässig. Begeben 4 Unterschriften und 2 Nachnennungen. 1) Herrn Mayer'S braune Stute ...... 2) Herrn R. Klinkbardt'S braune Stute „Susanne" 3) Herrn O. Bogel'S braune Stute „Mary" . , 4) Herrn H. Rüppcl'S brauner Wallach „Squire" 51 Herrn Furchl's brauner Wallach „Molo" . Z 6) Herrn Th. Huhn'S braune Stute „Wildfeoer" . DaS Trab-Reiten gab Zeugniß von der Trefflichkeit der Schulung und Leistungssäbigkeit der Pserde und der Tüchtigkeit der Reiter. Totalisator: Einsatz 10 Gewinn 27 ^l, Einsatz 20 Gewinn 54 ^4, Einsatz 50 Gewinn 135 Schluß-Renuen: Sommer-Jagd-Rrane». Preis 1500 Für vierjährige und ältere Pserde aller Länder. Einsatz 80 30 ^i Neugeld. Gewicht: vierjährige 65 kx, sünsjährige 71 hx, ältere 74 hx. Sieger eine» Rennen- im Werthe von mindestru- 5000 3 kx mehr bis 10 hx accumulativ. Distanz uugesähr 3600 w. Dem zweite» Pserde V„ dem dritte» V, der Einsätze und Reugelder. Gegeben 5 Unterschriften. ES liefen 1) Herrn Suermondl'S schwarzbrauuer Hengst „Flottweg", vier jährig, 63 kx. Reiter Holtmann ......... 1 2) Rittmeister von Boddien's FuchSstnte „Lotterie", vierjährig, 62'/, kx. Reiter Holly 2 Nach gutem Start machten Beide eia hübsche» Rennen, wobei „Floiiweg" die Führung übernahm. Der Hengst hatte mit der Fuchsstuic seine ttebe Nolh. Sie saß ihm consequeut aus dem Nacken und verfolgte Mit weiblicher Hartnäckigkeit ihr vorgesteckte- Z.cl. Erst kurz vor dem Pfosten brachte die scharfe Mahnung de» N-iterS den Hcugst um eine Länge siegend an der Tochter der „Madame Spirs" vorüber. Totalisator: Einsatz 10 >1 Gewi»» 14 ^l, Einsatz 20 Gewinn 23 ^l, Einsatz 50 Gewinn 70 Die Nennen endigten um 6 Uhr nach bestem Verlauf und oyne eben ernsten Unfall. Die Erwartungen, welche man vom „ersten Leipziger Soinmer-Meetiiig" hegte, haben sich glänzend erfüllt und eS läßt sich wohl annehmen, daß diese- dritte Leipziger Rennen den beiden bisher bestandenen jährlichen Hauplreuoen für alle Zeiten eingesügt werden wird. Otto Moser. Verein für Volkswohl. Leipzig, 9. Juli. DaS gestrige Sommerfest reich besucht. Der Garten des Schützenhauses zu Sell ich bald nach 3 Uhr mit Mitgliedern und Gästen, auch land war zahlreich vertreten, und rasch entfaltete sich tei den fest lichen Klängen der Capelle des 106. Regiments unter der Leitung ihres vortrefflichen Dirigenten, des Herrn Matthey, ein fröhliches Leben. Nach den beiden ersten Lrchesternummcrn hielt Herr vr. Meißner eine Begrüßungsansprache, hieß alle Erschienenen im Namen des Ausschusses willkommen, wünschte, daß die immer noch einigermaßen bedenklich dreinschauenden Wolken ein gnädiges Einsehen haben und nicht die zarten sommerlichen Kleider der Damen mit ihrem Inhalte übergießen möchten, und machte auf die mannichsachen Veranstaltungen zum Zeitvertreib für Erwachsene und Kinder aufmerksam. Da gab es eine Lotterie ohne Nieten, Prämienkegeln, allerlei Gesellschaftsspiele für die Dame» und schließlich ein von einem wohlbekannten eifrigen Mitgliede mit viel Witz zusammengestelltes Raritätencabinet. Wir dürfen wohl den Namen vcrrathen: der blinde Herr Haupt Vogel war der Aus steller. Herr Vr. Meißner schloß seine Ansprache mit besten Wünschen sür ein allscitigeS Gelingen des Festes. Stach dem ersten T heilt des Programms marschirten strammen Schrittes die VcrcinSturner aus und zeigten am Reck und Barren, wie eifrig sie ihrer Kunst obgelegen und welch bedeutende Fort schritte sie gemacht hatten. Auch die Sängerabtheilung erwies in vier Liedern, daß Herr Salz mann nach Ueberwindung seiner schweren Krankheit de» Tactstock wieder mit der alten Frisch« zu führen begonnen hat. und daß die Sänger seiner Leitung mit williger Hingabe folgen. Als die abendliche Kühle sich hcrabzusenkcn begann, »og sich Alles in die geräumigen Zimmer zurück, und im Saale schwangen sich bald die >ugcndlichen Mitglieder im lustigen Reigen. Das nächste Sommerfcst soll, so Gott will, im eignen Hause gefeiert werden. Schon steigt daS zweite Stockwerk empor, und die Antheilschcine (Stücke zu 50, 100 bis 500 -6, verzinslich zu 4 Proc., also gar keine üble Capitalanlag« bei den heutigen Gcldverhältnissen- gehen, wie man hört, gut ab. Immerhin mag der oder jener Freund der Bestrebungen des Vereins für Volkswohl sich den Wink zu Herzen nehmen und ein etwa müßig daliegendcS Sümmchen noch bei dem Vorsitzenden, Herrn vr. Gensel, anmelden. Das Kinderfest des Schrebervereins zu Gohlis. * GohliS, 9. Juli. Der hiesige Schrebervcrein hat sich in höchst ancrkennenSwerther Weise durch Rührigkeit seines Vorstände- und die Strebsamkeit seiner Mitglieder zu einer solchen Höhe empor- geschwungen, daß er nicht nur ein stetige- WachSthum zu verzeichnen hat, sondern auch in der Lage ist, größere Veranstaltungen zu treffen. Mit bewundcrnswerther Treue hat er an dem kostbaren Fröbel'schen Worte sestgchalten: „Laßt nnS unser» Kindern leben", und gestern war es ihm möglich, mit ganz bedeutenden Opfern und Mühen rin Kinderfest in Scene zu setzen, wie eS nicht schöner gedacht werden kann. Am Nachmittag bewegte sich unter Voran- tritt deS Drescher'schcn Musikcorps nnd unter Begleitung zahl reicher Erwachsener von der Schule au» ein imposanter Zug festlich geschmückter Kinder nach dem in Mitte der Schrebergärten gelegene» reizenden Festplatze, woselbst die Garteninhaber und daS Lomitö Alles ausgebotcn hatten, um dem Ganzen ein dem Tage ent sprechendes Gepräge zu verleihen. Ehrenpforten und ein förmliches Fahnenineer überzogen Gärten und Spielplatz. Dort angekommen, stimmte Musik und Festversammlung in den Choral: »Nun danket Alle Gott" ein, und der Vereinsvorsitzende, Herr Lehrer Biol, bewill kommnte die Thcilnehmer mit kräftigen Worten und hielt alsdann eine festliche Ansprache. Einen würdigen Schluß bildete der allgemeine Ge sang: „Der ewig reiche Gott", woraus die Kleinen ans die verschiedenen bestimmt abgegrenzten Spielplätze vertheilt wurden, und nun begann ein fröhliches Spiel und lustiges Treiben, da» den leitenden Damen und Herren alle Ehre macht. Wahrlich, die unter Herrn Hesse'» Lei tung stehende Spielcommission hat ihre Aufgabe glänzend gelöst. Auch mit Speise und Trank wurden die Kinder reichlich erquickt, und gebührt der betreffenden Commission gleichsallS volle Anerkennung. Für notorisch arme Kinder de- Ortes hatte der Verein in coulan- tester Weise 60 Freikarten mit Speisemarken zur Verfügung gestellt. Eine ganz besondere Ueberraschung wurde den Festtheilnehmern sei- tenS des Verein-Mitgliedes Herrn Ed. Römer, Maschinen-Jnspector am Stadttheater, durch den Einzug der Rosenkönigin geboten, womit ein pompöser Fcstzng von 100 BcreinSkindrrn in Costüm verbunden war. Die Gruppirung der Kinder ersolate durch die bekannte Solotänzerin am Stadttheater, Fräulein Dönge», während Herr Golinelli, Balletmeister am Stadttheater, speciell für diese- Fest einen prächtigen Rosenwalzer arrangirt hatte. Auf de» Fcstzug solgte ein Ballet, auSgesührt von den unter Leitung des Fräulein Dönges stehenden Eleven des Stadt theaters. Ohne aus die nähere Beschreibung einzugehcn, wollen wir ausdrücklich betonen, daß sich Festzug und Ballet nur im Rahmen des Feste- hielt und daS Ganze in echt kindlicher, dem Charakter des Festes entsprechender Weise verlies. Eine weitere Ueberraschung wurde den Anwesenden durch einen prächtigen abendlichen Lampion- zua und ein seitens de- Herrn Römer in dankenswerter Weise auS- gesübrtrS Brillantseuerwerk aus der Fabrik de» Herrn Andrtch geboten. Schließlich forderte Herr Vwl in begeisterter Rede die Kinder zum Dank gegen die Mitglieder, Commissionen, den Bor- stand, die Veranstalter, Garteninhober nnd Gäste auf, und auch wir wollen nicht unterlassen, unseren Dank au»zusprechrn und zu er wähnen. daß wir den Frstplatz, der so Großartiges bot, mit voller Befriedigung verlassen haben.
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