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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-10
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1888
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4242 deshalb, well dadnr» da« Verhältniß dieser Bahn», z, ela,»der eine charasteriftische Beleuchtung erhält. X von der d-d«tschrn sttrenze. 8. Juli. Die Berliner Eiieabahaboufirma Söaderop L Lo. hat sich um die Baudewilligoug für eine Bahu DuIchaik-Allhütten.Rakomtz-Pciichan beworben. — Die Spitzen» uad Stickereisabrikantea des böhmischen Erz- gcbirge« habe» sich mit einer Biltichrist au da- Handel-ministerium ia Wien gewendet, es möchte den immer stärker auitreteoden For derungen nach weiterer Einschränkung de- Hauiirhaodels nicht Gehör schenke», da Spitzen uad Stickereien hauptsächlich durch Hau- sirer vertrieben wrrden und eine Beschränkung de- HausirwesenS zu- gleich einen geringeren Absatz dieser Artikel mit sin, bringen müsse Die Egerer Handelskammer wird diese Bitischrist im Sinne der Bitt steller besürworten. *— Die Wiener Börse bietet jetzt eia seben-werthe- Schau- sp el, schreibt die „N Fr. Pr." Da herrscht ein fieberhastcS Treiben, die geschäftlichen Umsätze erreichen einen" Umfang, wie schon seit vielen Jahren nicht, die Course werden in heiligen Schwankungen hin und her geworsen, und die CourSdisserenzea eine- Tage» hätten sonst sür da» Geschält von Monaten ausgereicht. Sich anpassend de» wechselnden politischen Nachrichten, zeigt die Börse stündlich eia veränderte- Bild. Liner starken Depression solgt wieder eine stürmische Hausse, und die Bewerthung unserer Renten schwankt mitunter im Lause eine- BormittagS um Procente. In erster Reih« wird diese Thätigkeit natürlich durch die Speculation de- stritten, obwohl auch da» Publicum der Provinz «inen kleinen Aiitheil daran hat. Die Speculation hat, durch ihre onsäaglichea Ersolge «rinuthigt, ihre Engagement- aus eine ungewöhnliche Höhe gesteigert, und dadurch erhöht sich auch die Empfindlichkeit de- Markte». Der Report an der Wiener Börse ist um mehr al» sechzig Millionen Gulden über da- srüher normale Niveau gestiegen. Welche Summen jvon Effecten die Börse auszunchmen vermochte, zeigt die Thalsache, daß die Gruppe de- Hause- Rothschild die österreichische Tilgungsrente im Betrage von mehr als zwölf Millionen Gulden in einem Zeiträume von drei Wochen verkauft hat» ohne daß die TraaSaction überhaupt bckannt wurde. An hundert Millionen Gulden österreichische und ungarische Renten sind seit einem halben Jahre aas den Markt gebracht worden, »nd e- ist begreiflich, daß sich ein ansednlicher Theil hiervon noch im Besitze der Spekulation befindet. E n sehr maßgebender Factor iür die Placirung der Renten sind in Oesterreich die Sparkassen, welche mit einem Einlagenbeträge von mehr al» einer Milliarde Gulden gewissermaßen al» Vertreter de« kleinen Capital» aus dem Esfectcamarkte suagiren und welch« seit Jahren über einen sehr bedeutenden Rentenbesitz veriügen. Diese Institute halten sich in Folge der großen Loursverluste, welche ihre letzten Bilanzen auSwiesen, vom Effectenkause ferne, und da auch der Juli-Loupon bisher nicht zu Investitionen geführt hat» sehlt der Börse die erforderliche Nntersiützung. Die Spekulation harrt indessen au«, trotz aller Zwiichensälle, sie solgt der Führung der Berliner Börse, welche sich die Herstellung der FriedenScourse zur Ausgabe gemacht hat. Trotz mancher kleinen Schlappe dringt die Speculation doch wieder vorwärt- aus der Bahn der Hausse. Die Entscheidung wirs aber erst nach der Kaiserbegegnung in Petersburg fallen. — Einen dunklen Schatten aus da- sonst Io leben-volle Bild der Börse wirft der LourSrückgaag der Actien der garantirten ungarischen Eisenbahnen. Wa- sich da zwischen der ungarischen Regierung und den Eisenbahn - Gesellschaften ab spielt, müßte mau sür ganz unglaublich halten, wenn nicht die actcnmäßigen Beweise dafür vorhanden wären. Die Per- waltungen von zehn Gesellschaften unterzeichnen ein Urbereinkommen, besten Inhalt ihnen selbst unbekannt ist. und zwölf Jahre später er fahren die Acliouaire plötzlich, daß sie durch jene- Uebereiakommen eine Schuldenlast übernommen haben, welche eine- Tage- ihr ganze» Eapital anszehren wird. Die ungarische Regierung aber hat sich von der Legislative ermächtigen lassen, die Staatsgarantie der zehn Eisenbahnen zu erhöhen, um diesen verschiedene Investitionen zu er möglichen, welche theil» dringlich waren, theils als dringlich von der Regierung betrachtet wurden, und sie schließt aus Grund diese» Ge setzes «ia Uebereiakommen, durch welche» die Garantie-Echöliung illusorisch und die garantirte Rente der Actionaire beeinträchtigt wird. Man wagt e» kaum, nachzuerzählen, wa- über das Zustande kommen dieses famosen Protokollac-Uebereinkommen- vom Jahre 1876 berichtet wird. Jedenfalls haben sich die Verwaltungen einer argen PflichtversSuniniß schuldig gemacht. *— Oesterreichische Südbaha. Der neueste Ausweis über die Einnahmen der Südbaha reicht bi« Ende Juni und coastatir«, daß die Südbahn im ersten Halbjahre eine Mehreiauahme von 607 L84 fl. gegenüber derselben Periode de« vorigen Jahre- erzielt hat. Die „N. Fr. Pr." bemerkt dazu: Ein sür die Südbahn güa stige« Moment bildet auch der Rückgang der Goldvaluten, welcher in der letzten Zeit ansehnliche Dimensionen angenommen hat. Im ersten Halbjahre konnte die Südbaha au- dieser Prei-conjunctur wenig Nutzen ziehen, weil sie olle verfügbaren Beträge sofort nach den auswärtigen Märkten remittirt und dem schwankenden Gange der Course sich ia ihren Operationen uaturgemäß nicht aupastea kann. Der Louvonbedarf, welcher sür den Dienst der Obligationen am 1. Juli in Paris auzuweisen war, betrug rund 28 Millionen Franc-. Hiervon wurden durch die Annuität der italienischen Regierung circa 11 Millionen Franc» bedeckt; außerdem waren bereit» kn» Ib. Juni 18 Millionen Franc» nach Paris remittirt. so daß der Bedarf mehr als gedeckt war. Wenn die Course der Sold valuten sich während des zweiten Semester» aus dem jetzigen Stande erhalten, so würde dies allerdings sür die Südbahn eine Ersparniß bedeuten, die man mit Rücksicht ans den Umfang der Goldanschos suagea der Gesellschaft aus mehr al« 100000 fl. veranschlagen kann. In den Ausgaben dürfte die Südbahn sür da» laufende Jahr kaum größere Ersparungen erzielen können, da die hauptsächlichen Reformen auj diesem Gebiete bereits im vorigen Jahre durchzesührt worden sind. »— Sibirische Pacssiebaho. Kaum ist die trau-kaspische Bahn vollendet, und schon geht man in Rußland au eine viel größere Ausgabe. ES handelt sich um nicht- Geringere» als um die Er- schließung Sibirien», um den Ban einer Pacificbahn durch Sibirien Die neue Bahn soll bei Tjumen, am Ostabhange de- Ural, beginnen, geht dann südlich von TobolSk lZweigbahn dabia) vorüber und weiter ia ziemlich gerader östlicher Richtung über Omsk nach TomSk, von hier »ach Krasnojarsk am Jenissey. zuletzt die Richtung nach Ost in Südost ändernd über Nischncy-Udinsk nach Irkutsk, etwa 25 lun vom Baikalsee. Die Eisenbahn geht um den Baikalsee herum und setzt dann in der östlichen Richtung wieder fort, beginnt bei Werchna-UdinSk da- Jabblono-Gebirge zu übersteigen, um östlich desselben nach Tschita, an der Jngoda, zu gelangen. Sie verläuft im Thal der Jngoda, tritt in der Nähe von Nerlschink ia da- Thal der Schilka und bei Ustj-Strjelka in da- de- Amur, in welchem sie säst 1500 lcm weit bi- zum Einfluß le- Ussuri in den Amur ver- läuft. Hier beginnt die Wendung nach Süden, welche nach Wladi wostok sührt. Die Besammtlänge des Projektes Tjumen-Wladiwo- stok beträgt 6400 lun. F Nach einer Mittheilung de» österreichischen ConsulatS in Mustschuk hat e» den Anschein, als ob der bulgarische Bauer sich doch entschlossen hat, den bisher in Gebrauch befindliche» un tauglichen Pslug auszugeben und durch den deutschen Pflug zu ersetzen. Eine große Anzahl eiserner Pflüge ist aus Sachsen (Leipzig) und Schlesien dort eingetroffen. »— Die Schwierigkeiten de- Orientverkehr». Die Herstellung der direkten Verbindung zwischen Wien und Salonichi ist festlich gestiert worden, allein die Eröffnung de» directcn Ver kehr- von der Donau nach dem Aegäischen Meer stößt nach wie vor auf erhebliche Schwierigkeiten, und zwar solche tarisarijcher Natur. Nachdem die jüngst in Pest abgehaltene Lonserenz der betheiligtea Bahnen resultatlo» verlausen ist. finden jetzt in Belgrad weuere Consercnzen statt, deren Hauptaufgabe darin besteht, direkte und er mäßigte Tarife für den Waarenverkchr aus der internationalen Linie Wien-Pest.Belgrad.Salonichi sestzusetzen und die Regelung eine» direkten Wagenverkehr» für die Eil- und Perionenzüge herbeizu führen. Der Schwerpunkt der Beraihungen ist jedoch aus dem Ge- biete der Tarisbestimmung zu suchen, wobei der Accent aus eine Ermäßigung der aus den serbischen StaatSbahnea geltenden Fracht jütze sür die Ein- und Durchfuhr gelegt wird. *— Egyptische Finanzen. Ueber die finanzielle Lage Egypten» erhält die » Times" einen Bericht au- Alexandrien, wonach die Einnahmen bi« Ende Mai ein Plu» von 300 000 Lstrl. gegen da« Vorjahr auSweisen. Die Lapitalisirung der Pensionen nahm einen raschen Verlaus; seit der letzten Emission der letzten Anleihe sei nahezu «ine Biertelmilliou Lstrl. verwendet worden. Die Tabak steuer habe insolge der «normen Borräthe heimischen Tabaks noch nicht da- erwartete Erqebniß gehabt. Diese Vorrätde wurden indeß allmälig verbraucht. Die Zolleinnahmen werden, wie erwartet wird, die vorjährigen um 50 000 Lstrl. übelfteigen. Die zwei ungünstigen Faktoren seien die Pensionen und Euakim, doch würden die Pen- siooen allmälig redncirt. Euakim bringe einen jährlichen Verlust von 100000 Lstrl. *— Englisches Markenschuhgesetz. ES ist bekannt, daß ein Quantum in Deutschland sabricirter Cigarren über England nach den deutschen Besitzungen in Oceanien verladen und seitens de« Londoner Zollamtes sestgehalten worden ist, weil die Waare mit Farbenbezeichnung in spanischer Sprache (evlnrnäo, mnäuro, elmo) versehen war. Aus stattgehabte konsularisch« Einsprache ist die un bedingt» Freigebnng der betreffenden, au» 20 Mille bestehenden Sendung seiten« de« Zollamtes obgrlehnt, dagegen ist die grei se b»»g der Waare von der Anforderung abhängig gemacht worden, »aß t«ue bestimmte Bezeichnung de» FavrikationSlaavet der Cigarren in deutlich sichtbarer Weise aus di« inneren Etiketten der mit spa- nischea Worten bezeichnet!» Cigarrenkistea gcsteinpelt werde (cm » ckeüuit« ioäiontioo ok tdo ovuvvr/ ot wnuotunturo being; „lampest couepieuoual/ on tde inner label ok tks dore» warbest Wirb ,p»»i»ii warb »nst «rorst»). Zur Erläuterung ist seiten- eines Vertreters des Zollamt«» hinzugefügt worden, daß gegen die Anbringung der spa nischen Bezeichnungen „eolorasto", „mast uro",, claro" auf den Kisten der in Deutschland sabricirtea und über England verschifften Cigarren an und sür sich keine Einwendung erhoben werde; da jedoch die «dachten spanischen Farbenbezeichnungen geeignet erscheinen, die Nrmnthung hervorznrusen, daß die Cigarren spanischen Ursprung es»!», so könne ihre Benutzung, wenn sie nicht die unter solcher Vor aussetzung durch da- britisch« Gesetz angrordnete Beschlagnahme nach ich ziehen solle, nnr unter der Bedingung für zulässig erachtet werden, daß auf jeder einzelnen Kiste, welche jene spanischen Be- Zeichnungen trage, in der durch da» Gesetz vorgeschriebenen deut- ichen uad unauslöschlichen Weise (also durch entsprechende Stempe lung) angegeben sei, daß die Cigarren in Deutschland sabricirt seien („maste ia Oermanzi"). Die fragliche Stempelung muß laut Er- klärung der Zollbehörde nicht blo» auf der mit spanischen Farben- bezeichnungen versehenen äußeren Seit« jeder einzelnen Ligarrenkiste, andern auch aus jeder aus der inneren Seite der Kiste befindlichen Etikette angebracht werden. T. Fernspechwesen ia England. Monopolisiruug. Wie da» Fachblatt „ElectricitS" meidet, hat sich ia London unter dem Namen „Telephons vnion" eine Gesellschaft mit einem Actien- capital von zwei dundertsün fzig Millionen Franc» ge bildet, welche den Zweck verfolgt, alle Fernsprechanlogen und Con- cessionen in England auszukausen und auf diese Weise eine Vereinigung de- gejammien Fernsprcchdienste», welcher gegenwärtig dort noch ganz in Privathänden sisti befindet, herbeizuführen. — Sobald diese Gesellschaft Alle» hat. hört dann selbstverständlich alle Con. currenz aus, und die Gesellschaft kann dann ihre Preise stellen; da» Dublicum muß dann zahlen. — Da ist doch das deutsche Sta ats- monovol eine segensreiche Einrichtung. <5 Nach dem Fachblatte „Mio Lritiek Unnntaetarer" ist der Handel mit Weingläsern ia England allmälig fast ganz in die Hände von Ausländern übergegangea, während srüver de- kanntlich englische Gläser auch aus dem Loaiiuente bevorzugt wurden. Der aus dem Loutinente vielfach vorgezogenr GlaSg-»ß, welcher genauere uad gleichmäßigere Formen erzielt, al» die in England säst ausschließlich betriebene Glasbläserei, beginnt, sich auch in England den Markt zu erobern un» die englischen Glasarbeiter, welche eine geschlossene Corporation bilden, der die Arbeitgeber in Folge der äußerst strengen und hartnäckig sestgehaltenen organisato rischen Bestimmungen machtlos gegenüberstehen, weigern sich, aus die veränderte Fabrikation einzugehen. Eine große Menge von Gla-waaren au» Deutschland, Frankreich, Oesterreich, Belgien und Schweden wird in England eingesührt und zu bi- dahin unerhörten Preisen verkauft. Nach Ansicht de» englischen Fach- blatteS wird die englische Glasindustrie erst dann wieder im Stande sein, den Concurrenzkamps auf dem Weltmärkte auszunehmen, wenn da» Joch, welche- die GlaSarbeitercorporatioa der englischen Glasindustrie auserlegt, gebrochen sein wird. VVTö. -iew-ffork, 7. Juli. Der Werth der in der ver- gangenen Woche erngesührten Maaren betrug 7429 560 Doll., davon für Stoffe 2 556 587 Doll. Der Werth der Einfuhr in der Vorwoche betrug 7 000 445 Doll., davon sür Stoffe 2 014 663 Doll. *— Die „Calisornia StaalS-Zeitung" schreibt: Man mag über die deutsche ColonisationSvolitik vom Parteistandpuncte au» denken wie man wolle, so viel ist gewiß, daß sie in nativnalwirth- schastlicher Hinsicht Deutschland große Segnungen gebracht hat. DaS deutsche Volk ist au» der Beschaulichkeit der früheren Jahre heraus getreten, sein Gesichtskreis hat sich erweitert und nun tritt e» um die Kundschaft der ganzen Welt mit Frankreich und England, von den Vereinigten Staaten gar nicht zu reden, mit erstauncnSwerthem Erfolg in Wettbewerb. Der Loasul der Vereinigten Staaten ia Montevideo widmet ein Capitel in seinem Bericht on da- Staatsdepartement diesem Gegenstände und weist nach, wie eS kommt, daß die Vereinigten Staaten den Ruf der geschäftlichen Rührigkeit nicht verdienen, beziehentlich eingebüßt haben und daß Deutschlano an die Spitze der handeltreibenden Nationen vorrückt. England, Frankreich, Deutschland und selbst Spanien haben einlehen gelernt, daß man erstens intelligente, thatkrästige und sachkundige Lonsuln in jedem Hasen haben, zweiten«, daß langer Credit bei geringem ZinSsuß bewilligt werden muß, dritten», daß e» nothwendig ist. die Maaren dem Ge- schmack der Säufer anzupaffen, vierten», daß alle Zölle aus Roh- erzeugnisse Südamerikas abgejchafft werden müssen, wenn man aus dem dortigen Markte Fuß soffen will. Keine andere Ration hat sich diesen Erfordernissen so anzubequemen verstanden wie Deutschland, und deshalb hat eS innerhalb süns Jahren rastloser Thätigkeit alle seine Mitbewerber, die jene» Gebiet seither monopolisirten, so ziem- sich au» dem Felde geschlagen. Zumal ia Wollwaaren hat Deutsch, land riesige Fortsckiritte gemacht; von der ganzen Einfuhr nach Chile ia diesem Artikel kommen 60 Proc. au» Deutschland, und in vielen Theiiea Brasilien» ist die Einfuhr aus Deutschland sünsnial Io groß wie die von England; seit 188l hat Deutschland seinen Handel mit Uruguay und Paraguay mehr als verdoppelt. V7T8. vuenoS-Ayre«, 5. Juli. Während der Monat- Juni sind hier 49 überseeische Dampser mit 9571 Einwanderern eingetroffen. Die Zoll ei „nahmen betrugen während desselben Monat» sür Buenos-Aqre» 2 530 000 Piaster und sür Rosario 420000 Piaster. VVTö. Montevideo, 5. Juli. Während de« Monat» Juni sind hier 60 überseeische Dampser mit 958 Einwanderern an- gekommen. Die Waareneinsuhr betrug in demselben Monat ca. 19000t und dieZollrinnahmea beliefen sich aus ca.562 000 Peso». *— In einem Bericht au» Havana bringt da- „Deutsche Handels-Archiv" Mittheilungen über die Handels- und WirthschaflS- verhältnisse der Insel Cuba, denen wir Folgendes entnehmen: Den Werth des gelammten Handels der Insel Cuba in annähernd richtigen Zahlen darzustellen, ist schwer; einer Privatschätzung zu- folge beträgt der Werth der jährlichen Ausfuhr durchschnittlich etwa 60 Mill. PesoS (100 Pesos --- 4M ^i), woran die Zuckerproduktion mit 40 Millionen und die Tabakproduction mit 16 Mill. Pesos etwa brtheiligt ist. Im Jahre 188? kamen für Deutschland be sonder» folgende Ausfuhrartikel der Insel Cuba in Betracht: Von Blättertabak kamen im Ganzen etwa 180 OM Seronen oder Ballen zur Ausfuhr, und gingen davon 28 OM Seronen nach Deutschland. Von Cigarren wurden im Ganzen 190 Mill. Stück exportirt, da- von nach Deutschland etwa 30 Mill. Stück. Der sür Deutschland bestimmte Tabak ging fast ausschließlich nach Bremen, ebenso wie das zur Herstellung von Cigarrenkiften bestimmte Cedcrnholz, von welchem 22 Schiffsladungen im Durchschnittswerth von 7 bis 8000 Pesos nach Bremen gingen. Auch für Mahagoni war Bremen der erste Abnehmer in Europa. Ferner wurden noch nach Deutschland exportirt: Bast, Asphalt, Honig. — Was die Einfuhr nach der Insel Cuba betrifft, so beherrschte Deutschland den Markt in folgenden Artikeln: Machete- (Werkzeug zum Hauen des Zuckerrohrs), von denen etwa 18 OM Dutzend eingesührt wurden (von Deutschland 9000 Dutzend), Schlössern, eisernem emaillirtcm Geschirr (besonders aus Pinneberg), Draht geweben sür Centrifugen, Strumpswaarcn (besonders aus Sachsens, Knöpfen, Chromos zur Ausstattung von Cigarrenkisten. Ferner ist erwähncnswcrth die Betheiligung der deutschen Industrie an der Lieferung von Apparaten aus Kupfer, Messing und Eisen für die Zuckersadrikation, von Handwerkszeug, Copirpressen, Mineralwasser (60000 Fl. Apollinaris), AccordeonS, Porzellan und Steingut. In letzterem Artikel hat die deutsche Fabrikation große Fortschritte ge macht und die englische Concurrenz entschieden überflügelt, so daß der Antheil Deutschland- an diesem Artikel, dessen Gcsainmieinsuhr- werth für 1887 mit 300000 PesoS angegeben wird, aus V, und derjenige Englands aus V» zu schätzen ist. Technisches. — m. Die Maschinenbaus» stakt Golzern (vorm. Gott- schalt» L Nötzli). Golzer» hat jüngst einen hin- und Iieijchivingenden Einspreng- und Slnseuchtapparat (System Krön) zur Ein- sührung gebracht, welcher, sür die Betriebe der Papier- und Tcxiil- induslrie bestimmt, absolut zuverlässig arbeitet. Derselbe, in seiner Construclion höchst praktisch angevrdnet, dient zum gleichmäßigen Ausspritzen von Wasser. Leim. Farbe re. aus Papier, Giwcbe, Thon und Teigwaaren rc. Er besteht aus eincm horizontal, drehbar ge lagerten Kupserrohr, welche- mit einer beliebigen Anzahl kleiner Au-spritzöffnnngen veriehe» ist. Diesem Sprivrobr wird die zu verstäubende Flüssigkeit unter einem coi stanlen Tri ck von 5—50 m Flüssigkeit durch einen Gummischlauch zuieiüdrt. Die au- dem Spritzrohr tretenden, varallcle.i seinen F üssigkeilsst.ahlcn schlagen aus die Innenseite eine» ebenfalls drehbar gelagerten, mit einem breiten Au-schuitt versehenen Blechniantel, zerstäuben hier z» seinem Nebel und gelangen al- solcher durch eine schnabelförmige Ocffnung de« Blechmantel« aus den anzuseuchtenden Stoff, während die etwa sich bildenden Tropfen in den Mantel zurucksallen. Der qanze Apparat, durch welchen Anfeuchtungen van 0—IM Proc. absolut erzielt werden, ist in zwei Pendeln ausgehängt »nd wird durch zwei Kurbclzapsen hin- und berb.wegt. wodurch auch die kleinsten Unregel mäßigkeiten ihren Au-qleich finden. U. Di« Pleißenbach-Ueberwölbona ia Chemnitz, die Flnth-rabea-Ueberwölbuug im Braus enwerth in Elbe r- srltz, tzle veftner L-»rbrRck» i> NIrnder« sind t» der „Deutschen Bauzeit«»»" Nr. 46 soeben tu Bild und Wort ver- anschanlichte VauauSsührungen der alleraeneftea Zeit, welche erster» beide Forderungen befriedigen, wie sie sich heute in viele» Siädten ihnlich geltend machen, daher e< in Betreff ihrer wohl recht wichtig ist, ans mnftergillige Bauaa-sührungea ausmerkiam gemacht und vor minder mustergiltigen gewarnt zu werden. Jene veidca erstgenannten Bauwerke haben vez. Och w Weite, 2.6 w Pjeil, 0,30 m Schlußstärke nud 10,4 w Weite, 4,5 w Pfeil, 0,35—0,40 m Schlußstärke der diseentrischen oder auwachseuden, au» Etamps- ceineutbetoa hergeftellten Bogenschenkel. — I» der „Vangewerk. zeiiung" Nr 56 1886, und schon ebendort im Jahrgang 1882, spricht Professor Dietrich für Brücken-und Straßeadaukuade an der technischen Hochschule zu Berlin über von ihm al- Muster betreffs der Billigkeit und tadelloser Bewährung bezeichnete, zudem sehr schnell auSsührbare Brücken mit Bögen mit ähnlichem, bez. größerem Krümmungshalbmesser, welche vor 0,12 m Schlußstärke der aa- wochienden, au- Ziegeln gewölbten Bögen haben, mit großer Quer- stemmuag. — Maa kaan daran» anuähernd schließen, taß die Ge- sainmtmenge de« zu jenen Chemnitzer und Elberselder Brücken ersorder- l-chen ManerwerkS etwa dreisach, uad ia ähnlicher Weise auch die Kosten um dreisach größere al» bei diesen von Proseffor Dietrich empfohlene» Schefscrbrücken stad. — Maa wird daher gewiß, da eben diese schon seit längeren Jahren bestehen, beklagen, daß z. B. die Stad« Chemnitz bei dieser erst in der allerneuestea Zeit vollendeten Pleißenbach- Ueberwölbung vielleicht 60 Proc. oder 70 Proc. der sür Mauerwerk verausgabten Kosten nutzloser Weise verausgabt hat, wobei aller dings noch die eine Frage zu erwägen wäre, nämlich ob nicht etwa in Chemnitz Mauerwerk au» Stampsbetoa billiger al- Ziegelmanerwerk ist. beziehentlich ob e» dort zu derartigen BauauSsühruugeo geeignete, genugjam druckseste Ziegel giebt. Die Anwort aus den ersten Theil dieser Frage fällt nun. wie der Augenschein and die tägliche Er fahrung tausendsach lehrt, dahin an-, daß Ziegelmanerwerk in Chemnitz offenbar viel billiger herstellbar ist al» Stampsbetoa. Erste«» sieht man überall, letztere» sehr selten angewendet. Ueber den anderen Theil der Frage, ob nämlich in Chemnitz genügend druckseste Ziegel, durch deren Anweudung die fragliche VanauSjübrung der Pleißc- Ueberbrückung io erheblich billiger hätte werden können, erzeugt werden, kann allerdings nur dahin beantwortet werden, daß dieselben wahrscheinlich dort auch vorhanden sind, jedenfalls durch Jmmerbrennerwrrke in kurzer Zeit und mit sehr geringen Kosten erzeugt werden könnten. — Daß dies „wahr scheinlich" sehr berechtigt ist, hat darin seinen Grund, -weil uniere« Wisse»« die erste derartige ia Betreff sächsischer Ziegel durch die Prüfnugsanftalt der königl. Hochschule in Berlin veraalaßte Untersuchung das Ergebniß gehabt bat, daß in unmittcl- barer Nähe der Werdau-Zwickau-Themnitzec Bahn belegene, dem Webereibesitzer O. Ullrich-Werdau gehörige Ziegelerdea einen ia 4l1 st« gewöhnlichem Ofen erzeugten Stein von ^—— Zerstörvngsdruck- sestigkeit liefern, eine Druckfestigkeit, welche zwar nur etwa V» der- jcnigen beträgt, welche die Kcmnatziegel der Steinkohlen und Ziegel» werke in Pest haben, welche aber, äußerem Anscheine nach, von Steinen der bei Zwickau, Chemnitz und anderen Orten lagernden, in Jmmerbrennerwcrkea gebrannten Erden an Drucksestigkeit überlroffen werden und somit eine hinreichende Drucksestigkeit haben, um Lchcfferbrücken von so großer Billigkeit auSzusühren, wie solche von Proseffor Dietrich in der Baugewerkzeitung b:reiIS 1882 der B acdtuiig warm empfohlen sind. — Es ist somit wohl säst mir Bestimmtheit vorauszusetzen, daß die Stadtbehörden von Chemnitz jene, sür die 475 m lange und daher schon ihrer großen Länge wegen kostspielige Pleißenbach-Uebcrwölbunt, deren Eniwurs auch noch nach anderer Richtung hin erhebliche Berurtbeilung ver- dient, gern gemäß den Ralhschlägen de» im Brückcnbauweseu mit maßgebendem Unheil ausgcstattet zu erachtenden Mitarbeiter- der Baugewerkzeitung auSgesührt haben würden, soll- sie Kenntniß der selben gehabt hätten, um so mehr, da namentlich ia so gcwerb- fleißigen und verkehr-lebendigen Städten wie Chemnitz der Um stand, daß die AuSsührung der Schefserbrückcn mit auwachsend-n Ziegelbögen in viel kürzerer Zeit hätte erfolgen können, «bensallS belangreich ist. Vor Kurzem sind in Holland Lampen nach dem System Lacigen, welche bereit- mit gutem Erfolge zur Beleuchtung von Rangirbabnhösen, Wersten ic. Verwendung gesunden haben, eingesührt worden. Al- Brennstoff dient bei diesen Lamven The er öl, welches mit einer helleren Flamme brennt, wenn reichlich Lust zugesührt wird, die Lichtstärke erhöht sich noch, wenn die Luft vorher erwärmt wird. Be, der genannten Lampe kommen Ocl und Lust ans dem Boden eine» CylinderS zusammen, mischen sich daselbst und werden durch einen Docht entflammt, welcher seitwärts im Boden ausgestellt ist. Die Lust wird unter einem Drucke von 1 Atmosphäre zugeführt und in Folge diese- Drucke- da- Oel au» dem Behälter in da- Ocl« znstihrnng-rohr hinaufgetriebea. Gleichzeitig strömt die Lust durch eia Lustrohr zur Flamme hin. DaS enlslaiiimte Gemenge von Ocl und Luft erwärmt den Cylinder und da- Luflzusührung-robr, so daß auch die zugcsührte Lust sich erhitzt und nach einigen Augen- blicken über dem Cylinder eine große gelbliche Flamme entsteht. Die Preßluft wird durch eine Luftpumpe erhalten; ein Luslbebälier einerseits mit einer Lustpumpe, andererseits mit der Luftleitung ver bunden, dient zur Erhaltung eines gleichmäßigen Lustdrucks. Nach Angabe dcS Verfertigers entspricht die Lichtstärke 2500 Normalkerzen bei einem Kraftverbrauche von einer kalben Pferdestärke. In einer Entfernung bis zu 100 m von der Lampe ist noch gedruckte Schrift zu lesen. Die Einrichtungskoste» sollen verhältnißmäßig gering sein. Die Betriebskosten werden mit 0,20 Frc«. per Srunde beziffert. *— Nicht geringe- Aussehen erregte seiner Zeit ei» neue- Ver- sahrea, Metalle mit Hilfe des elektrische» BogenlichteS zusammenzuschweißen oder zu löthen; es har jedoch dies Verfahren auch seine Schattenseiten. Wie un« das Patent- und technische Bureau von Richard LüderS in Görlitz mitthrilt, beobachtete Desontaiae-Lrenzot an Arbeitern, die mit dem Zusammenschivcißcn von Stahl durch den elektrischen Herd beschästigl waren, eine aus- sollende Wirkung deS elektrische» BogenlichteS. Die eintretendea Symptome hatten große Sehnlichkeit mit denjenigen deS Sonnen stiche-; Hals und Gesicht wurden roth und schmerzhaft. Später wurden die asficirten Oberflächen in Folge einer Desquamation ent blößt, welche derjenigen analog war, die einer Verbrennung ersten Grade- solgt. An den Augen intensive Hyperämie mit starken Schmerzen und Tbräncnträufeln; die Retina war trotz der Ruhe- pausen während der Arbeit und der intensiv dunklen Gläser stark ab- gestumpft, die Gegenstände schienen alle safrangelb gefärbt. Den schädlichen Einfluß des elektrischen Lichtes aus die Haut und di« Augen hat schon der Plysikcr Foucault beobachtet und Charcot hat darüber in der „Biologischen Gesellschaft" berichtet. Der letztere bat sich der Wirkung eine» elektrischen Focus in einer Entfernung von 1,5 m ausgesctzr und dabei seine» Arm entblößt, während er seine Augen mit rothea »na grünen Gläsern gur ichlltzte. Dcr Versuch dauerte nnr einige Minuten. Nach einer Halden Stunde entstand ein Jucken am Vorderarm, dann eine intensive Röche: Nacht- schlechter Schlaf und Schmerzen. Diese Symptome verschwanden nach vier Tagen und dann trat Desquamation ein. Die Augen waren sehr ermüdet, wenn auch nicht sehr hyperämisch. Die Heftigkeit der Symptome hängt von dcr Släike dcS elektrischen FocuS uad dcr Dauer der Einwirkung ab. Man nimmt an, daß ei» Focus von über 200 Amr-re Stärke gcsährlich werden kau». Mittheilungen nberObst- undGartenbau. HerauSgegeben vom LandeS-Obstbau-Berein. Obstbau-Kalender für Juli. (Nachdruck verboten.) In diesem Monat hat man bereit- wieder für die nächstjährige Obsternte zu sorgen. Zur Entwickelung der Fruchtaugen sür da- folgende Jahr ist nämlich eine flüssige Düngung, jetzt vorgrnonimc.i, von ganz außerordentlichem Nutze». Hierzu eignet sich mit Wasser verdünnter Abtrittsdünger, ganz besonders aber die sogenannte Gülle. Man läßt nämlich den Dünger aus Abtritten oder von allerlei Thicren, wie man ihn eben haben kann, in einem großen Bottiche oder einer alten Tonne unter Zusatz von Wasser, wozu solches aus Küche und Waschhaus benutzt werden kann, zur Gährnng gelangen, was bei warmer Witterung in einigen Tagen geschehen sein wird Dieses Düngemittel, Gülle genannt, wird sodann nochmal- mit Wasser verdünnt und in zuvor angebrachte Löcher um den Bau.n herum eingegossen. Die Löcher können bis nach wiederholter Düngung offen bleiben, aber auch sofort wieder geschlossen werden. Bei große» Bäuinen, deren Krone sich weit auSbreitet, sind die Tüngnngslöcher oder Tüngungsrühren etwa einen Meter vom Stamme im Kreise anznbringen. Um diesen TüngungskreiS ist dann wieder bei eine!.. Meter Entfernung ein zweiter solcher Kreis anzubringen; denn di« Wurzeln reichen in der Regel so weit voni Stamme ab, so weit sich die Acste erstrecken, und es ist gerade nothwendig, daß den schwache» Saugwurzcln die Düngung zugesührt wird. Durch Zusatz von Vieh salz und Knochenmehl kann die Düngkraft dieser Gülle noch ver mehrt werden, auch kann man vor de.» E.ngießcn dcr Düngung etwas Knochenmehl in die Löcher cinstrcuen. Sehr große Bäume rcrtragcn im Verlaus dieses Monats bei zweimaliger Düngung jedes- mal 4 bis 5 Gießkannen. Diese Düngung wirkt zugleich auch sehr vorthcilhaft auf die Entwickelung der diesjährigen Früchte. Bei jüngeren, ohnedies üppig in» Holz wachsenden Bäumen, sowohl Hochstämmen, al- auch Zwcrgvvstbäumen, ist «ine Düngung nicht »Schi-, — Sollten dl» oberen Wnrzel, der Obstbänme so stach liege», daß sie durch sengende Sonnenstrahlen leicht anStrocknen können, so sind sie sofort mit Erde zu bedecken. — Wenn die in manchen Jahren uad manchen Gegenden oft außerordentlich ver- heerrud und schädigend auftretende Raupe Lvponomeut» watiocltu sich zeigt, so vertilge mau dieselbe. Aus Hochstämmen ist diesen Raupen am besten beizukommen, wenn man die vom Gespinnft be setzten Zweige mit Hilfe «mer an einer Stange befestigten Baum- scheere abschneidet, sammelt und dann sofort verbrennt. Diese Raupe bewohnt oft ein zweite» oder dritte- Gespinnst, während die früheren verlassen uad leer sind. — Die im vorigen MonatSkalendcr de- sprochene Pflege der Formenbäume ist auch in diesem Monate fort- zusetzeu. Hat nach dem Entspitzca da» obere Auge wieder auö- getrieben, so piucirt man von Neuem ein Auge tiefer. Ist der Trieb schon stark verholzt, daß «ine Quetschung nicht möglich ist, so Hilst man sich durch Umdrehen dcS Triebes, wodurch die Knospen unterhalb der gedrehten Stelle sich ebenfalls zu FruchtknoSpea bilden. Den Leftzweigen ist durch sorgfältige« Anbinden die gewünschte Richtung zu geben. — Bei jungen, veredelten Bäumchen und jungen Wildlingen sind die Seiteatriebe, welche da» Dickwerde» der Stammes begünstigen, nur »um Theil einzukürzea, hingegen aber ganz wegzuschneidea, wenn sie die Stärke eine- Bleistifte» über schritten haben. Hat der Stamm nur starke Seitentriebe, so bars nur ei» Theil derselbe» entfernt werden. — Die Wildlinge, welch« oculirt werden sollen, sind einige Wochen vorher einzustutzen und au-zuputzen und bei trockener Witterung einige Tage hindurch vor- her stark anzugießeu. Schon jetzt kann, sobald sich die Rinde gut löst, aas« schlafende Auge ocnlirt werden. Die geeignetste Zeit dazu ist nach einem warme» durchdringenden Regen. Di« Reiser, von denen man die Augen nimmt, müssen von der Sonnenseite der Bäume ge nommen werden, weil sie da am reifsten sind. Die besten Augen befinden sich beim Kernobst in der Mitte der Reiser, welche sich schon vor Johanni kräftig entwickelt haben; beim Steinobst «st an- zurathen, ein doppeltes oder dreifaches Auge zu nehmen, um nicht etwa ein Blüthenaug« einzusetzen. Die Augen sind stets mit dem Keim, dcr sogenannten Seele, von dem Reise abzunehmeu; sonst wachsen sie wohl an, aber treiben nie aus. Um sicher zu gehen, nimmt man gewöhnlich ein wenig Holz mit. Wenn möglich, setzt man das Auge an der Ost- oder Norbseite «in, weil eS da Schutz gegen die Sonne hat. An jedem Auge läßt man den Blattstiel mit eincm Stückchen Blatt sitzen. Schon 14 Tag« nach der Veredelung kann man sehen, ob da» Auge angewachsen ist oder nicht. Sobald der Blattstiel noch grün und bei leiser Berührung abfällt, ist da» Auge angewachsen; wenn er aber trocken wurde und sesthängt, ist das Auge todt. In letzterem Falle kann, sobald der Wildling Saft bat, die Oculatton wiederholt werden. DaS Oculiren ausS schlafende Auge kann vom Juli bis September voracnommen werden. DaS Oculiren ist eine der vorzüglichsten Veredelungsarten, weil im Falle des Mißlingens die Veredelung noch einmal im selben Jahre vor- genommen werden kann und der Wildling nicht unbrauchbar wird. — An den vorjährig oculirten Slämmchen sind die durch das Ab- schneiden dcr WildlingSgipsel entstandenen Stümpfe ganz nahe an dem edlen Triebe recht sauber und behutsam wegzuschnciden: die Wunden belege man aber sogleich mit Baumwachs. — Mit Früchten reich gesegnete Bäume sind sorgfältig zu stützen oder durch Auf- binden an starke Beste vor Abbrechcn zu schützen. Große Früchte werden leicht durch Sturm abgeschlagen. Wenn man aber ver hindert, daß Acste und Zweige gegen einander schlagen, kann manche Frucht erhalten werden. Hängen Bäume so voll Früchte, daß man befürchten muß, dieselben könnten dadurch geschwächt und krank werden, so ist da» AuSbrechcn eines TheileS der Früchte zu rathen Dasselbe muß auch geschehen, wenn eS daraus aokommt, recht große Früchte zu ziehen. Gartenbau-Kalender für Juli. (Nachdruck Verbote».) Die fast täglich vorzunehmenden Arbeiten de» Monat- sind wie im Juni: Auslockern, Jäten, Begießen (letzteres stärker für Gurken, Kürbis, Spinat, Radies, Blumenkohl), wozu für Juli und August da- Fangen und Niederschlagen von Kohlweißlingen und das Zer drücken von Schmetterlingseiern an allen Arten von Kohlpflanzen gehört; das letztere ist weit beouemer und immer noch angenehmer — man ziehe nur alte Handschuhe dazu an — als das Absuchen der einzelnen ranhen und unangenehmen Raupen. Flüssige Düngung wende man auch jetzt noch etwa zwei Mal wöchentlich an, doch, wie früher erwähnt, entweder nach einem Regen oder bei trockener Witte- rung, nur nach vorherigem Begießen mit reinem Wasser, lieber- Haupt bedenke man, besonders ia kälteren Gegenden, daß die Haupt triebkraft der Natur, die sie vom Juni dis August zeigt, aus alle Weise unterstützt und ausgenutzt werden muß, um reiche Ernte zu erzielen. Pflanzen kann man im Anfänge des Monats noch: Kohl, Kohlrabi, später Blumenkohl, Porrüe, Salat, aber diese Pflanzen müssen wegen der warmen Witterung feuchter als sonst gehalten werden; säen (aus abgetragene und neu umgegrabene Beete, die man dann reichlich mit Composterde bestreut hat): Svinat, Mangold, Rabinschen, Salat, Radies, Schwarzwurzel und sür den Wintcr- bedarf: Carottcn und Winter-Rettige. DaS Abnehmen von reij- gewordenem Gemüscsamcn, zum Beispiel Petersilie, Rettig, Spinat, allen Kohlarten, darf fast keinen trockenen Tag vcrsäunit werden, wenn man nicht den besten Samen verlieren will, da er eben nicht aus einmal, sondern nur nach und nach reist. Abzu schneiden sind schon im Anfänge des Monats die zum Trocknen be stimmten Küchen- und Arzneikräuter, wie die Minzcartcn, Salbei, Thymian, Majoran, Basilikum, ehe sie in Blüthe schießen; die ab- geschnittencn Stengel binde man in kleine Bündel und hänge sie an einem schattigen, aber lustigen Orte auf. Um großen Sellerie zu ziehen, dünge man besonders reichlich und häufig mit Gülle oder entblöße jede Pflanze bis zur Hälste von der Erde und schneide alle Scitenwurzeln ab — oder, was bequemer, aber freilich oft zu wieder holen ist, beseitige alle herabhängenden oder sich spaltenden Blätter. An den Zwiebeln sind die Blüthentricbe abzuschneiden und, wo man es sür rathsam hält, alle Rühren niedcrzutretcn. Perlzwiebeln nehme man heraus, sobald das Kraut gelb geworden ist; jedenfalls dürfen sie in dcr Erde nicht wieder zu keimen anfangcn. Die nun frei wachsenden Spargeltricbe sind vor dem Umknicken durch Stürme dadurch zu schützen, daß man sie einzeln an Stäbe oder unter sich zusammen anbindet, oder wenigstens um das ganze Beet in der nötbiacn Höhe eine kräftige Leine sührt. Bei den Tomaten sind die überflüssigen Triebe und Blätter fleißig abzukncipen, damit die Stöcke ihre Hauptkrast aus Vlüthen und Früchte verwenden können; auch gebe man jeder Pflanze zeitig 2—3 Stäbchen zur Stütze, an welche man die Zweige spalieranig anbindet; sür Be häufeln und fleißige Düngung sind sic sehr dankbar. Die Erdbeeren sind wiederholt abzuranken, um die Stöcke zu kräftigen; nur wo man NcupslEungen im August beabsichtigt, schont man die kräf- tigsten Ausläufer von solchen Pflanzen, die besonders gut getragen haben. Abgetragene, über 4 Jahre alte Erdbcerstöcke beseitige man jetzfl dünge den Boden stark und bepflanze ihn mit Gemüse. Zu neuen Erdbcerpflanzuugcn. die man am besten im August anlegt, sind frische Beete weit bester als die Wiedcrecnutzung dcr alten; wo das letztere nicht zu umgehen ist, nehme man die alte Erde 1 Fuß tief weg und bringe dafür frischen Boden hin. — Alle abgcblühtcn Blumen, wenn sie nicht zum Samentragcn bestimmt werden, be sonders auch Rosen, sind sofort abzuschneiden, um neue Blumen her vorzulocken. Letztere kann man nun, sobald der Säst eingctretcn, ansangen zu oculiren; aus das Absuchen schädlicher Jnsecten, be sonders auch Ohrwürmer und Wicklerraupen und Puppen achte man noch immer. Wem, wie den meisten Damen, das Zerdrücken dcr Raupen und Larven in znsammengcwickcltcn Blättern unangenehm ist, der erreicht dasselbe Ziel eben so sicher durch schnelles Ab- k.ieipcu dcr betreffenden Blätter, die er in ein untergehalieneS Gesäß (am einfachsten gebrauchte Blechbüchsen) legt und dann verbrennt. Die Marienkäfer (Himmclskühe, Siebenpnncte) schone nian sorgfälligst und bringe sie möglichst auf Stöcke, aus denen viele Blattläuse sind; diese letzteren kennen ihren Feind so gut, daß sie sofort die Flucht ergreifen, nenn sie den Käser erblicken. Zur sicheren Vertilgung der Blattläuse hat sich wohl das Ncßlcr'schc Mittel am besten bewährt: 2 xr Schwesclkalium und ein Eßlöffel Schmierseife werden in einem Liter Wasser aufgelöst und mit der Lösung die befallenen Zweige bespritzt. Tie Krone dcr hochstäm- migen Rosen Halle man licht und beseitige nu-Z ihr (durch Ndschnciden am Grunde) alle krankhaften oder keine Blüthe versprechenden Zweige; abgeblühte Zweige verschneide man auf das erste kräftige, nach außen stehende Auge. Die bekannten, auch sonst im Garten unentbehrlichen Rosenicheeren leisten hierzu die besten Dienste. Man beschneidet setzt die Hecken von Weißdorn, Taxus (da seine Nadeln sehr giftig sind, ist seine Anpflanzung zu widerrathcn), Thuja und anderen Nadelhölzer». Um Nelken recht vollkommen zu ziehen, schneide man die überflüssigen Knospen ab; bei solchen, die z» platzen pflegen, wird empfohlen, die Spitzen der Kelchhülscn ringsum abzuschneiden, wodurch dieser Ucbelstand venniedcn werden soll, oder sie bei dauernd schlechtem Wetter etwas zu decken, während Topsnelken ins Zimmer zu nehmen sind; das Nelkenscnkcn gelingt im Juli am besten; empschlenswerth ist es, bet den besten Sotten wenigstens über einen steinen, in die Erde gestellten Tops zu senken, und dann, wenn die Senker angewachsen sind (nach zwei bi» drei Wochen), sie vom Mutterftamme abzuschneiden. In diesem Topfe können sie nun ungestört sortwachscn, während man sie sonst verpflanzen muß. Die meisten zweijährigen Pflanzen (sogenannten Biennen), wie Alpcnvergißmeinnicht, 8ilena, vinernrie, Pantoffel blume (Lulceolarie), Stiefmütterchen, LHInesernelken ic.» mögen jetzt
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