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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880713
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880713
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-13
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1888
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Handlungsweise de» Herrn Macken,!« hergegeben hatte, sind alle diejenigen, welche überhaupt befähigt sind, der objektiven sachlichen Darlegung der berufene» ärztlichen Geschichts schreiber zu folgen, tief erschüttert, und da» Vertrauen zur fortschrittlichen Presse ist selbst in den Kreisen ihrer wenigen Anhänger ganz gewaltig gesunken. Bezeichnend für den Werth, die Sittlichkeit und dir KanipjeSwcise der fortschrittlichen Organe ist ihr Verhalten gegenüber den Enthüllungen, welche den Mackenzie'schen Schwindel so völlig entlarvt haben. Da» »Berliner Tage blatt", welches lediglich im Dienste des englischen Arzte« stank» und seinen Lesern grundsätzlich nur dessen erdichtete Berichte vorschtc, brachte heute Morgen säst gar nichts aus dem amtlichen Berichte. Die Entrüstung seiner Abon nenten zwang da» Blatt, da» Versäumte am Abend nach zuholen. Die anderen fortschrittlichen Blätter verschanzen sich hinter den albernsten Redensarten. Die Darstellung sei keine amt liche. weil — einige Aerzte bei derselben nicht mitgewirkt hätten. Mau sollte kaum glauben, daß ein solcher Euuvurs ernst gcnicinl sei. Die Herren Geheimräthe v. Barveleben und v. Bergmann sind nicht nur weltkunbige Autoritäten in der mcdicinischen Wissenschast und Praxi» und so anerkannt, daß auch der enragirleste Fortschrittler ihre sachliche Zustän digkeit nicht anznzweiseln wagt, nein, die Herren sino auch außerdem preußische Beamte. Vortragende Rathe im EultuS- bezw. Kriegsministerium, Generalärzte erster Elaste, Mitglieder der höchste» Medicmalbebörve de» preußischen Staates. Und wenn diese beiden wistenschastlichen Koryphäen, in ihrer Eigen schaft al« vereidete preußische Beamte ein Gutachten abgeben, dann soll das keine amtliche Darlegung sein? Etwa weil die Herren nicht zur Fortschriltsparlci gehören? Herr Mackenzie, Herr Howell und Herr Krause müßten an der aintlichen Darstellung mit arbeiten! Sonderbare» Argument. Wird etwa ein amtlicher Bericht „amtlicher" (Cvmparativ), wenn drei oder vier oder zehn Leute mehr daran arbeiten, und gar solche, denen die Eigenschaft LcS Beamten überhaupt fehlt? Oder wollen die Fortschrittler etwa von jetzt ab für alle amtlichen Referate die Mitwirkung einer bestimmten Zahl von Berichterstattern als unumgänglich fordern? Vielleicht dürfen wir nächstens einen entsprechenden fortschrittlichen Gesetzentwnrj erwarten? Wir baden eS nicht mit einer anillichen Darstellung, son dern lediglich mit einer Parteistreilschrist zu tbun, sage» die Trabanten dcS Herrn Mackenzie, denn „amtlich" war und ist für sie >eur, waö dieser Herr erfindet. Wenn die Fort schrittler nicht ander» wollen. mögen sie von einer Partei schrist weiter reden. Es gicbl hier eben, wie bei jeder Streit frage. nur zwei Parteien, die eine, welche da» Recht auf ihrer Seite hat. und die Partei des Unrechts; die Partei der Wahrbeit, der subjektiven und objektiven Wahrheit, und die Partei der Unebrlichkeit und Unwabrheit. ES kann keinem Zweiscl unterliegen, wo jetzt und wo da» ganze verflossene Iabr hindurch die Wahrheit vertreten worden ist und wo die bewußte Unwahrheit. Und alle Verdrehungen werde» daran nichts ändern vor de», Forum der Weltgeschichte. Es liegt jetzt eine amtliche Darstellung vor. welche amtlich, sachlich und wissenschaftlich überzeugend darthut. daß Herr Mackenzie unwissenschaftlich, unehrlich, leichtsinnig und hoch nlüthig, ja daß er säst verbrecherisch umgegangen mit dem Leben de» Liebling» der deutschen Nation. Kaiser Friedrich — dafür ist mit größter Wahrscheinlich keit in der amtlichen Darstellung der überzeugende Beweis gesübrt — lebte heute noch, wenn er nicht von Herrn Mackenzie „behandelt" worden wäre. WaS ist eS nun für eine widerliche Heuchelei, wenn gewisse fortschrittliche Organe jetzt sich so rücksichtsvoll stellen, daß der „widerliche Streit der Aerzte" nicht wieder entfacht wer den solle! Wie terroristisch, wie denunciatorisch waren gewisse „freisinnige" Zeitungen noch vor wenigen Woche». Wer nur der Wahrheit gemäß behauptete, der Kaiser leide, leide schwer und dieses Leiden spiegele sich in seiner Gesammt erscheinung — sofort war die „Freisinnige Zeitung" zur Hand sie nannte die Eorrespondentcn bei Namen, um sie an den Pranger zu stellen als Leute, welche .bemüht seien, pessimi stische unwahre Nachrichten zu verbreiten." Und hente, man sollte eS kam» glauben, schreibt dieselbe Zeitung, daß sie nie mals für Mackenzie Partei genommen habe; »da» ist schlecht hin unrichtig" — außer wo eS not Hw endig gewesen, um Angriff: abzuwebren! Echt jesuitisch: Wenn Du'ö gelhan — dann leugne nur dreist! Wir glauben e» gern, daß gewissen fortschrittlichen Kreisen die eingehende Erörterung de» unsäglich traurigen Falles recht unangenehm und unbcguei» ist, denn mit der Unehrlich keit Mackenzie's sehen sie die ibre gleichfalls entlarvt, der Eigennutz und Eigendünkel VeS Engländers und daS terro ristische, delatorische Gebühren gewisser Fortschrittler trafen zusammen. Und wen» wir damals schwiegen auS Rücksicht aus den geliebten Fürsten, welcher UebermcnschlicheS erduldete — beute baden wir keine andere Rücksicht zu nehmen, als die aus die Wahrheit, und wenn die amtliche Darstellung der KrankheitSgeschichte zu einer schwere» Anklage wird für Herrn Mackenzie, so wird damit zugleich gerichtet da» ganze intolerante, hetzerische und angeberische Treiben ge wisscr fortschrittlicher Blätter und Kreise, und da» deutsche Volk wird eS wohl im Gedächtniß behalten, daß diese fortschrittlichen Schreier ihre ganze Loyalität, ihre Sachkenntniß und Wahrheitsliebe auch in der schweren Zeit, die wir jüngst durchlebt, darin bekundeten, daß sie nicht nur die Fahne Mackenzie's doch hielten, sondern auch eifrig be> flisse» waren, jeden Gegner dieses „ArztcS" zu besudeln mit Steinen zu werfen. Die amtliche Darstellung charak terisirt zugleich mit Herrn Mackenzie auch eiuen großen Tbeil der Fortschriltspressc, die Denkschrift ist gerade wegen ihrer Objektivität, wegen ihres unbestreitbar amtlichen Charakters, eine schwere, sehr schwere Anklage Mackenzie's und seiner fortschrittlichen Lakaien. aber war vor der Ausgabe ela Exemplar behusS der an» ge- eignet erscheinenden Benutzung von einer Teile zugeste!:«. wo maa eia srübere« und höhere« Recht an die Schrift hat a!S dasjenige deS Commissiionr-V.rleger« ist. Die „Post" schreibt iu einem Artikel über diese Vcr- Lfseilllichuilgen: Die letzl verösscatlichte KrankheitSgefchichie gestaltet sich z» einer vernichtenden Anklage gegen Sir Mor-ll Mackenzie, und zwar nicht blos gegen sein ärzllicheS Können und W>sje», sondern vor Allem gegen leine Pflichttreue und Gewisje»t>aitigke>t «IS Ar>t und als Men-ch. Bo» de», Auqenl-l cke a», wo sir Morell Mackenzie die Vornahme der Kehlkopfipallung — nicht der iheilmciien Ex- siirvalioa des Kehlkopies, wie die freisinnige Mackenzic-Preffe de- hauvtete — verkindertc. entrollt fick, deS büsiere Bud einer vcellc-cht anfänglich aus übertriebenem Ovumis,»»- derrührcndrii, später aber augenscheinlich wider beffereS Wisse» sesigehalieuen iacbw'drigea Behand lung, bei welcher dasUebel in roicher und sleiswachienderBeriailiminerung bald den Höhepunkt erreicht bette, welcher menjchl.che H Ile ausickloß. Hand in Hand einerseits mit dem Bestreben, den deutich-n Specin- lisleir den Einblick in den Sachverhalt ihunüchst uni/üglich zu machen, andererseits mit der ilffiemaiijcheii Tauchung des Publikums durch wahrheiiswidrige Bulletins und MNiheilnngen on die Presse. Es bedarf keines Comine ilars; die Berichie und Oulachien der de- handelnden dcuiichen Aerzte sprechen eine nur zu deutliche Sprache. Wir beichränken »nS ans den Gervardl'jchcn Bericht über den LperationSveriuch vom 23. Mai v. I, bei welchem anicheinend daS gejunde Stinimband verletzt wurde, oni den Landgraj'jchea Bericht über das Ergebmß der Untersuchung vom 7. August v. I„ aus die Brainaiin'ichc Darstellung der Vorgänge bei der Tracheotomie am . Februar und v. Bergmann s über den bekannten Vorgang vom 12, April d. I. bei Einbringung der Tanüle. Man kann eS dem letzteren nicht verdenken, wenn er angesichts der songesetzlcn Verdächtigungen sencns Herrn Morell Mackenzie's und namentlich der Beschuldigung, durch seinen damaligen Eingriff daS Leben Ikaiier Friedcich's um sechs Monate verkürzt zu habe», zu energischer Abwehr schreitet. sch zum eS war ohne Zweifel ein schwere» Verbängniß. bah das Berrrauea Kaiser Friedcich's sich Sir Mocell Mackenzie zuwandtc. ES ist ein ineiischlich schöner Zug in dein Charakter d-S dahin- gcichiedenen Monarchen, daß er tem Manne, welcher sein Vertrauen zu erwerben gewußt halte, dasselbe b>S zuletzi in vollem Umfange und ungcichmälcit erhielt. Aber eben so sicher ist eS. daß Sir Morell Mackenzie VeS in ihn gesetzten Vertrauens durchaus unwürdig war. Daran, dnß er seine verhängniß- volle Roll sortspielen konnte, trifft die sre »sinnige Presse die Mitschuld! heb», aus ganz falscher Fährte befinden. welche von ihm eine andere, gejcbweige denn entgegengesetzte Haltung der Frei, maurerei gegenüber erwarten. ver Abschied der Leipziger Flcischerinnuny vom psaffendorser Hof. * Leipzig, IS. Juli. Einundzwanz-q Jahre lang ist der Psaffendorser Hos eine Liätte geschäftlichen Wirken« für das heimliche Fleiichergcwerbc gewesen, vier hat es im lebendigen Haadelsbeirieb eine immer regere und größere Ausgestaltung erhalten und einst ten Inivuls zu einem Gedanken empiaugen, dessen Verwirklichung nunmehr von städtischer Leite ersolgt ist: die Errichtung rincS Vieh- und Schlachtboies. Innig verwebt war daher die Fleischerinnung mit dem niächtiaen Anwesen de- Psaffendorser Hoses, innig ver web» mit ollen Verhältnissen dieses Platzes. Allein die jetzt ge- schasseucn Lecliältmsse erheischten daS Scheiden von der Allen lieb, gewordene» Stätte. So vcriainmeltcn sich denn am Abend deS Eröffnungstages unseres neuen L,eh» und ScdlachthoseS alle An- aebörigen der Innung mit den ihnen besreundete» Vertretern de- je 29 .4 Geld st rase. Die Kosten treffe» die Angeklagteu solidarisch Außerdem wurde dem Beleidig»» aus Grund von ß 200 de- R.-Str.-G.-B. die Besugniß zugesvrochen» da» Urthefl in dem „Wurzeaer Tageblatt" aus Kosten der Auge- klagten zum Abdruck bringen zu lassen. * Wir knüpfen an den vorstehenden Bericht noch die folgenden weiteren Mittheilungen: Es ist die Frage aufgeworfen worden, warum angesichts der aagenlcheinlich falschen Behandlung Mackenzie's die deutschen Aerzte nicht zur rechten Zeit Alles ousgeboten, um deu damaligen Kronprinzen aus den Händen Mackenzie's zu retten. Daraus wird in der „National »Zeitung" mit folgender, jedenfalls glaubwüi digen Mittheilung geantwortet: „Einer der detheiligten Aerzte suchte in der kritischen Zeit, als Mackenzie den Krebs wachsen ließ, eine Audienz bei Kaiser Wilhelm k. noch und stellte demselben die Sachlage »»verhüllt vor. Der Kaiser war tief erjchütlert, aber er gab die Antwort, welche er nur geben konnte: „Mein Sohn ist 56 Jahre alt; die letzte Entscheidung über seine ärztliche Behandlung kann ihm nicht entzogen werden." Gleich wohl machte der Kaiser einen Versuch, den damaligen Kronprinzen während der Reise von England noch Toblach wenigsten- sür einen Tag nach Berlin zu berufen. Aber die in Folge dessen schon be schlossene Fahrt van Frankfurt a M. nach Berlin wurde im letzten Augenblick ausgegebeu; statt de- Kronprinzen erschien sein Adjntant bei dem Kaiser." Weiter schreibt die .Nationalzeitung": Zum Schluß eine „persönliche B merkuag." Wir waren gestern Abend, zuerst in der Presse, in der Loge, den gesammten Inhalt der osfi iellen Darstellung milzutheilea. Mit Bezug daraus schreibt eia hiesiges Blatt: Die von einer Anzahl deutscher Aerzte verfaßte gnlachtllche Dar stellung der Krankheit de- Kaiser» Friedrich und deren Behandlung sollte heute Vormittag in der R. von Decker'ichen BerlagSbandlung ausgegebeu werden. Schon gestern Abend wurde der Jnhalt der Broichüre — anicheinend widerrechtlich — in der „Nalionalzeitunq" veröffentlicht. Die Verlagsdandlung Iheilt un» mit, daß der Ab druck ohne ihre Erlaubnis geschehen sei und verfolgt werden solle. Wir brauchen kaum z» sagen, daß in der „Rationalzeitnng widerrechtliche Veröffentlichungen nick» erfolge». Line „BerlagS bandlung" giebt es in diesem Falle üb rhaupt nicht: die Schrift ist in der Reichsdruckerei hcrgestelll, und ihr Ertrag ist van dem Ver fasser sür da« Loageubeck-Han« bestimmt; sie ist der Decker'sche» Lachhandlang nur commisstoo»w«ise »um Vertrieb übergebe». Uns vermischtes. — Am Montag trafen Ihre Majestäten der König und die Königin vo» Sachsen von Kopenhagen in Malmö mit tem Dampsschiss .Dancbrog" ein und wurden bei der Landung von den, Landeshauptmann und den städtischen Honoratioren enipsangen. Eine Schwadron kronprinzlickier Husaren »edst Musikcorp» folgte ihnen nach dem Bahnhöfe, der festlich geschmückt und illuminirt war. Bo» lebhaften Hurradrinen begrüßt, fuhren Ihre Majestäten mittelst Exlra- zuge« 9 Uhr noch Stockholm weiter. Der Zug wurde vom Oberdireclor ver schwedischen Eisenbahnen geführt, blieb in Hesileboli» eine Halde Stunde, während Ihre Majestäten dort soupirten; auch bei Gnesta erfolgte eia halbstündiger Aufcnt- Viehbandels in der großen Rollschuh-Halle der ..Zoologischen G-rtenS" B.S hierher, acht Meilen von Stockholm, war der zu -wem solennen Abch.edscon.mei-. als dessen Gru,.ds„n..nuug j Kronprinz Gustav den hohen Gästen entgegen gefahren, von der StaatSsrau Gräfin Fersen-Gylvenstolpe. vie Kaiser Wilhelm l. und Wilhelm II. und die Freimaurerei. * Gegenüber den aus völliger Unkenntnis? der Verhältnisse beruhenden Mitthcilungcn verschiedener Blätter über die Freimaurerei in Deutschland empfiehlt eS sich, wie der Münchener „Allgemeinen Zeitung" auü Berlin geschrieben wird, aus authentische Aeußcr ungen hinzuweisen, die Kaiser Wilhelm l. als Prinz von Preußen in Breslau beim Empfange einer Deputation der daselbst befindlichen Johannislogcn der drei Berliner Großlogen gelhan hat. Er sagte: „Wie Er mit Seines Herrn Vater-, de» hochseligen Königs Majestät, der dem Orden Tein Wohlwollen und Vertrauen in kohem Grade zuqeweride» habe, immer die Ueberzeugung qctheill bätlc, daß im Interesse dcS Bundes selbst cm dem Regenleuhcnis Angehürcnder an der Spitze desselben stehen müsse, so hätte Er, überzeugt von dem Wertde echter Freimaurerei, das Protektorat gern üb-rnoniniiii und würde dem Orden mit Liebe onzuküiigea nicht ausdören, so lange derselbe sich von der gesetzlich ihm vorgezeickneten Bahn n cht ver irre. Wenn wider alles Erwinen dies jemals geschähe, so würden Sic Sich mit Bedauern genöihigt sehen. Idm Ihre» ferneren Schutz zu entziehen. Den Widersachern VeS Ordens gehe niineesten- eine richtige Kenntniß desselben ab, da diese nur iu dem Orden selbst gewonnen werde» könne." Am 23. Juni desselben JahreS aber erschien der Prinz- Prolector, wie er versprochen, zu einer gemeinsamen Arbeit im Logenhause der drei vereinigten Loge» unv sprach bei dieser Gelegenheit solgenbe bemerkensmerlben Worte: „Schon lange ist es Mein Wunsch gewesen, in Ihrer Mitte zu erscheinen; Ich schätze Mich glücklich, daß diele Stunde gekommen ist. Ich habe so viele erhebende, treu gemeinte Beweise der Anhänglich keit on unsern verehrten König und »nsern Orden, an unsere Vor- schristen und Gesetze vernommen, daß Ich Mich im höchsten Grade befriedigt erkläre. Es bleibt Mir nur zu wünschen übrig, daß diese Versicherungen sich bei jeder Gelegenheit betbötige» mögen. Diese Belhätigung ist die Ausgabe der Mourerei; keine Vereinigung ist mehr dazu geeignet als die der Freimaurer Wollten wir uns aber »ich» durch ernste Betrachtungen und ernste Erwägungen sür das Beschlossene tüchtig machen, diese Gesinnungen in die äußere Welt zu übertragen, was würden alle unsire Entschließungen und Versprechungen brüderlicher Liebe werth sein, wenn wir sie nicht in die äußere Welt verpflanzten? Daher müssen wir mit dieser DenkunaSart allen Verhältnissen des Lebens emgegentreten. sie in alle» Verhältnissen, die aus uns zukommen, behaupte», Ordnung und Recht zu schützen und zu begründen suchen. Das nt di« Aus gabe des Ordens, wie Ich sie aussaffe. Wenn jüngere Brüder unter unS sind, die noch nicht so einqcwciht sind, so werden sie von Stufe zu Stufe sich überzeugen, daß dies die Ausgabe sein muß. Wir haben ecne schmerzvolle Zeit durchlebt, eine Zeit, die leider auch an dieser Stadt nicht unberührt vorübergegangcn ist. Wir banken der Vorsehung, daß diese Zeit vorüber ist. und was Sie dorgesiellt habe» und was zur Ausrechierhalluiig der Ordnung und der Ge setze hier gesäah, lai Mich sehr erfreut zu eriabren. Ich muß ge stehen, daß Mir diese Tetails nicht bekannt gewesen sind. Gerade aber diele Erfahrungen müssen uns stählen, aus unserer Hut zu sein. Niemand glaube vor der Zeit, daß Verhältnisse eintreten können, wie sie eingetreten sind. Da sie aber cinqetreien sind, ist es ein Beweis, daß die preußische Maurerei nicht sicher ist vor ihrer Wiederkehr. Wen» Sie aber die Aufgabe fest in Ihrem Herzen behalten, so werden Sie überall Ihre Pflichten als treue Verirrter Jdrer Grundsätze, als wahre Christen und Unterihanen erfüllen. Alles in der Welt huldigt dem Fortschritt, und er wurde auch die Losung jenes JahreS: sie aber wurde zur Cacicatnr. Durch Ueberslürzung sind wir zu Verhältnissen gekommen, die unhaltbar sind, aber diese Ersahrungen sind ein Fingerzeig von Oben ge wesen. und wir müssen sie Schot» sür Schritt, von oben bis unten, vom Thron bis zur Hu»e veriolgen, ihren Grund und ihren AuSgang Die Ansprache» die Ich vor wenigen Tagen an die Deputation ge halten. wurde so bestimmt und richtig Ihnen wiedergegeben, daß Ich kaum elwaS hiiizuzusctzen vermag. Wenn wir unsere Lehre veriälfchten, dann sind wir keine Maurer. Es wird Ihnen bekannt sein, daß ein Nachbarland seine Lehren verfälscht Kat; wir haben uns daher von ihm zurückgezogen, bis eS zu der alten wahren Lehre wieder zurückgekehri sein wird; andere Länder haben dasselbe ge zeigt. Deshalb »ersolgt man unsere Lehre, weil man uns auimerk- lam macht, dort ist Geiahr. wo Gcheimniß ist. Alles, was sich in Geheimniß hüllt, ist der Schlechtigkeit und dem Unrecht zugänglich. Diese Gefahr ist unS Allen gemein; je geheimer wir unsere Lehre bewahren, je mehr werden wir verdächtigt werden; darum muß unsere Finsterniß rein sei», darum muß unsere Lehre streng belolgt werden. Die Angriffe mehren sich, sie kommen von Gegnern, die den Orden nickt kennen, sondern von Hörensagen oder auS Werken. Allen diesen Leuten räume ich kein Urtkeil ein. Ich habe ihnen gesagt: Treten Sie in den Orden und lernen Sie ihn kennen, und wenn Sie dann noch so urtheilen, so mag er ausgehoben werden. Obgleich ausgrsordert. hat keiner von ihnen bis jetzt hineintreten wollen; sie wollen sich also nicht überzeuge». Daß Ich gewarnt habe vor Unrecht i» unseren Hallen, ist schon ausgesprochen; also fest und unverwandt die Gesetze der Maurerei im Auge gehalten: Treu dem Könige, gehorsam dem Gesetze und dem Orden, als Unter- than und als Bruder zu leben. Liebe untereinander und gegen alle Auswärtigen zu beweisen, weiter vermag Ich Ihnen nicht« zu sagen. Behalten Sie diese Worte, welche Ich gesprochen, und er kennen Sie die Wahrheit der Levre, in der wir sortsahren sollen, wie sie unS unsere Vorjahre» übergeben haben. Die Hauvljach- hobe Ich Ihnen an daS Herz gelegt. Wenn Zeiten eintreten, daß mit Ernst, mit Wärme und Vertrauen gehandelt werden muß, lo werden Sie. meine Brüder, an der Spitze stehen, «no man wird sagen: Die Maurer bandeln so. weil sie Maurer sind; vie Maurer sind überall an der Spitze, wo Liebe für den König und Anhänglich keit gesunden wird. Und so soll eS bleibrn!" Kaiser Wilhelm I. hat noch kurze Zeit vor seinem Tode in einer Zuschrift an die Loge iLucenS" in Rostock seine treue Anhänglichkeit und sein dauern de» Interesse für den Freimaurerbund »r erfreulichster Weise bekundet. Io Betreff seine» erlauchten Enkel», de« gegenwärtig »biereoden Kaiser» Wilhelm H.» dürsten übrigen» Diejenigen sich, wie die .Nationalzeitung" Hervor wohl Rührung über das Scheiden waltete, bei dem aber auch zu- gleich der fröhliche Ton der Freude übcr doS erreichte Neue heraus- klang, on dem schöpferisch vorgearbeilet zu haben die Fleischerinnung sich zur Ehre anrechnen kann. Iu der festlich geschmückten Halle begrüßte zunächst Herr Ober- meiner G. Nietzichmonn mit herzlichem Willkommen die Er schienenen. Dann lcß Herr Obermeister St re übel Herrn BezirkS- Thierarzl Or. Prielich leben, welch Letzterer nach dem von Herrn stleilcticimeister Wurlitzer aus die Viehhändler ausgcbrochlen Trinliv-uch sich erhob, um unter Betonung der wehmülbigen Ab- schledsstimmung, die auch ihn, der 21 Jahre lang an diesem Platze aniilich thätig gewesen sei, ergriffen habe, der Hoffnung Ausdruck zu geben, daß die neue Periode iür alle Betheiligte eine recht segens reiche und glückliche werde. Sein Hoch galt dem treuen, bewährten Jnjpector d s Psaffendorser Hofes Herrn C. G. Rehn. Dieser erwiderte in schlichiem, herzlichem Wort. Redner betonte, wie e» sein sehnlichster Wunsch gewesen sei, den Tag zu erleben, a» welchem der Fclivichbos in einem neuen Scklachllios Ersatz finde, wie er sich nun srcue, daß dieses Ziel erreicht sei Möchte doch die Innung auch unter den neuen Bergälinissen ihre so erprobte Einig keit auch serner bewähren, daraus trank Herr Inspektor Rehn. Herr Obermeister Nieyschiuan» pries >» begeisterter kerniger Rede das Ihalkrästige Streben der Innung als eines segensreichen Faciors sür das Ofttciben derselbe». Herr Fleiichermeister Kleppcl qcdachic in seiner herzlichen Anwrache des sreundlichen, liebevoll entgeg-nkonimenLen W rths deS Pwffendoritr HoscS, Herrn Ernst Pinkert. welcher bann in seiner gewinnenden Weise von Alle» oisicicll Abschied nahm, dem Freundeskreis sür dessen wohlwollende Gesinnung aufs Gerühriestr dankte und mit der Pille um Bewahrung tieier Freundschaft Allen ein gesegnetes Fortkommen an der neuen Stätte ihres Wirkens wünickte. Diesem Wunsche, daß das Gewerbe unter den neuen Vcrbällnisseu blühe und gedeihe, gab Herr BczirkevereiuS-Borsleber. Fleischrrmeistcr Laue-N>etzsch»iaun, »och besonderen Ausdruck Eine Menge Trinksprüchc jolglc, so aus die Frauen, aus die Fleiicherincister, aus die Viehhändler re.; die elegische Stimmung räumte jetzt schnell einem köstliche» Zuge bas Feld, und auch die Musik der 106 er, welche daS ivehittuihdurchzilterte „So leb' denn wohl du altes HauS" cmpfin- bungsvoll geblajen batte, schlug eine andere Tonart an und ließ durch die Halle lautschmelterade, kraftvolle Weisen ertönen, Alles be. lebend, Alles begeisternd. Löniglillieo Landgericht. IV. Ltraskammer. Wegen gefährlicher Körperverl- tzung halte sich der Klempnergesellc Emil August Louis Krenkel aus Llolp i. Pom. zu verantworten. Krenkel, welcher im vorigen Jahre eine mehrmonatige Gesängniß sirase vervußl batte, besand sich in der Nacht vom 10. zum 11. November v. I. in einem diesigen Restaurant und unterhielt sich mit einigen Gäste», als ver Klempnergesellc A. in das Local trat, welcher zusällig von Krenkel's Bestraiung wußte. A. trat auch sogleich an de» Tüch heran und ries den Gäste» zu: „WaS, mit jo ecarin uiterhaliei Ihr Luch?!" Diele Aeußerung versetzte den An geklagten in Helle Wut», er ergriff einen Stuhl und schlug A. damit aus den Kops. Die Folge davon war eine 3 cm lange Wunde a» der Stirn, welche laut ärztlichem Zeugniß vollständig ge fahrlos und unbedeutend war und die den A. auch nicht in seiner Beschäftigung ftörle. Dieser halte natüilich gleich Zeter und Mordio geschricn und Kreukel'S Arrclur veranlaßt, dabei aber seine eigene keineswegs schöne Aeußerung gar nicht in Betracht gezogen Der Angeklagte gestand seine Tbat rückhaltlos ein und entschuldigte sich lediglich damit, daß er vor Wuth seiner selbst nicht Herr ge wesen sei. Den Vorfall erzählie er in durchaus ruhiger, anständiger Weise und er machte auch gar nicht de» Eindruck eine» rohen, ge- waliihäligen Menschen Der Gerichisdos saßte den» ouch die Sache rm miloeiien Lickte aus, denn daß A.'s Aeußerung cnlschieben pro vocirend war, ist zweifellos, und übrigen- batte der Angeklagte wieder ehrliche Arbeit ausgenommen; A. halte sonach alio gar teiiicn Grünt, ihn in dieser Weise anzugreisen. Unter Annahme mildernder Umstände wurde Krenkel zu l Monat Gesängniß verurtheilt, auch 1 Woche out die erlittene Untersuchungshaft angerechnet. Der Gcrichlshos bestand aus den Herren: LandgerichtSdirector Bartsch, Landgerichisrälhen Bielitz. Adam, Barth und Or. Daoz; die Anklage führte Herr Staatsanwalt llr. Nagel. V. Straskciuimer. DoS „Wurzener Tageblatt" brachte i» seiner N >mmer 24S vom 21. Oeiober 1887 einen „Ausruf an die Bewohner der Stadt Wurzen", welche-, in scharfer Weise sich gegen die Act und Weise richtete, wie der Redactcur der dort erscheinenden „Wurzener Zeitung", Herr Adolf Tdiele, die staatlichen, sowie die städtischen Ein. richiungen und PrwatveihSltnisse in Wurzen, überhaupt Vieles, was die d-rligea Bewohner Hochhalten, herabwürdige, ehrenwerlhen Bürgern den Fehdehandschuh Hinwerse, obwohl er sür daS dortige Genieiiiweien »och nickt das Geringste geleistet habe, und daß es ihm wahrscheinlich nur um Gewinnung von Einfluß in den städtischen Verhältnissen zu tlun je! rc. Da»» hieß es in dem fraglichen Artikel weiter: „Es wird Zeit, daß die Einwohnerschaft Wurzens gegen eine solche Presse ausstebt und derselben die gebührende Zurechtweisung zu Theil werden laß». Deswegen wollen wir in den öffentliche» Wicthschasten der Sladt eine Erk.ärung auslegea, welche dieser Gesinnung kurzen und bündige» Au«druck zu verleihen bestimmt ist, und fordern alle Bürger und selbstständige Einwohner unserer Stadt Wurzen, welche unsere Entrüstung »heilen, hiermit auf, durch ihre Unterschrift unter den ausliegeiidea Erklärungen zu bekunden" u. s. w. und endlich erschien in dem Artikel die Stelle: „Im Anschluß hieran ersuchen wir die Herren Wirlhe unserer Stadt, die ihnen zugehende» ZeichnungSbogen gefälligst in ihren Localen auSlegen zu wollen." Unterzeichnet hatten diese Liste SO dortige Bürger, deu ver- schiedenea BerusSkreisen angehöreud. Herr Adolf Thiele strengte Klage gegen dieselben an. Die Sache gelangte am b. April d. I. vor dem königlichen Schöffengericht Warzen zur Entscheidung und zwar wurden sämmlliche Angeklagi« kosteu- loS sxeigesprochen und Thiele die Kosten auserlegt. Die Beklagten, verirelen, durch den Rechtsanwalt und Mit angeklagteu Eduard Taubert. hatien sich damals erboten, den Be weis der Wahrheit anzutreten und zu diesem Zwecke eine größere Anzahl Nummern der „Wurzener Zeitung" vorgelegt, in denen sich wohl Artikel besanden, welche geeignet waren, bei den An geklagten Acrgerniß hervorzurusen, aus die Klage indessen ganz und gar keinen Bezug Hallen. Herr Thiele erklärte dagegen auch, daß er diese Artikel verirrten muffe, wenn er einige davon auch uich! selbst versaßt habe. Herr Rechtsanwalt Taubert beantragte alsdann die Freisvrechung mit der Begründung, daß den Angeklagten die Absicht persönlicher Beleidigung scrng-legen und sie nur in Wahrung berechtigter Interessen gehandelt hälten. Das Schöffen gericht hatte den Wahrheittbetvei» denn auch al» erbracht an gesehen und obige« Erkenntniß gefällt. Thiele legte nun durch Herrn Recht«a»walt MeloS Berufung ein, und so ge langte die Sache vor da» diesige königl. Landgericht. Die Beklagten vertrat Herr Hosrath vr. Lohse. Zur Begründung der eingelegten Bcrusung führte Herr RecklSanwalt Melos Folgendes auS: Die in dem Artikel enthaltenen Aeutzerungen gingen nicht nur über den Rabmeo des bei einem Wahlkampfe Erlaubten hinaus, sondern seien eatjchieden schwere cbjeciive Beleidigungen des Kläger» im Sinne von K. 185 de« R.-Slr -Bes.-B. Thiele sei darin sogar direct einer niedrigen Gesinnung bezichtigt. I» dem Parteikamps sei Kläger lediglich als Redakteur seine« Blatte« in Beiracht gekommen und handelte e« sich dabei nur um einen Principienstreit. Herr Rechtsanwalt MeloS schloß mit dem Antrag ans kostenpflichtige Bestrafung der Angeklagten. Herr Hofrath vr. Lohse stellte ia längerem Ploidover Begenantrag. Da« königlich« Landgericht war nach sorgfältiger Prüfung de« Tdatbeftaade« zu der Ueberzengoag gelangt, daß durch dea Artikel rin« Beleidigung im Sinne von ff 185 de» R.-Str.«G »V. begangen worden sei. and verurihriltr jeden der 40 Angeklagleu z» dem Generollieutncmt Grasen Lagerberg und Oberkammer herrn Levenhaupl gefolgt. Die Herrschaften frühstückten hier zusammen. Der Babnbof war reich geschmückt unv von großen ländlichen Volksmengen besetzt. Die Eisenbahn gebt kurz vor Stockholm durch einen Tunnel; beim Austritt de» Tunnels in den Bahnhof ertönten 21 Schüsse von den Kastells. Aus dem Perron, der mit zahlreichen Flaggen in den schwedischen und sächsischen Farben geschmückt war, waren hundert Mann Garde - Grenadiere mit Musik- corpS ausgestellt, welche« die Nationalhymne „Den König segne Gott" spielte. Zwischen dem Gleise und Wartesaale stand Se. Majestät König Oskar in großer Generalsuniform unv von zahlreichen Mitgliedern deS Generalstabe» und höheren Hossunckiotzairen umgeben. Mit il»n waren auch die Kronprinzessin Vicioria, die Herzogin-Wittwe Theresa von Dalccarlien und Prinz Eugen erschienen. Sobald der Zug sieben blieb, ging König Oskar in den Wagen, grüßte berzlichst die hohe» Gäste und küßte zweimal der Königin Carola die Hand. Die Damen nmarniten und küßlen sich herzlichst, auch die Könige thalra dasselbe. Die Herrschaften blieben eine Weil« ii» Wagen, wonach allgemeine Vorstellung aus dem Perron stallsand. Bor dem Ccntralbahnhos stand eine Schwadron der Garde zu Pferde und hinter ihr eine »»überschaubare Menschenmenge. Vom Bahnhof nach den. Schloß waren alle Häuser mit Flaggen, Dekorationen und Guirlciliden geschmückt. Häufig sah man auch gekrönte A. und C. In allen Straßen wogte» ungeheure Menschen- »laffeii, welche jubelnd Vie hoben Gäste grüßten. Jin Schloß waren auch Truppe» ausgestellt, bei der Ankunst wurden nochmals Schliffe abgegeben. Die Musik spielte abermals die sächsische Hymne. Die königl. sächs. Majestäten wurtcu von der Königin Sophia aus da» Herzlichste begrüßt. Nach einer Weile wurden die hohen Gäste nach der sür sie be stimmten Wobnung im königlichen Schlösse begleitet. König Albert trug GeneralSuuisorm, die Königin war schwarz ge kleidet. ES herrschte da« schönste Wetter. Ueber die sogenannte Schnurparade de« Lehr-In- sa n kerie-Va tail lons vor Sr. Maj. dem Kaiser schreibt die „Post": Dienstag Vormittag fand aus dem Bornstedrer Felde bei Potsdam die sogenannte Schnurparade, d. i. die Besichtigung de« Lehr-Insanterie-BataillonS, vor Sr. Maj dem Kaiser statt. Diese Besichtigung wird die Schnurparadc genannt, weil Se. Maj. der Kaiser nach der Besichtigung seiner Zusrietenheit dadurch Ausdruck giebt. daß Allcr- böchstderlelb: seine Genehmigung zur Anlegung dcr An-zeichnungSschnur ertbeilt Diese Schnur tragen die Mannschaften aus de» Achselklappen, etwa eiuen Finger breit vom unteren Ende; die Farbe der Schnur richtet sich nach der Farbe der Achselklappennummern der ein zelnen Regimenter. — Nach dem exact auSgesührten Sckul- exerciren gab. wie bereit- gestern kurz erwähnt. Se. Majestät der Kaiser selbst die GesechtSidee, da» Bataillon erhielt den Befehl, den Feind, welcher durch da» Garde-Iäger-Bataillon und durch daS 1. Gardc-Ulc»ic»-Regime»t markirt wurde, am Debouchircn über da- Nedlitzer Desilö zu verhindern. DaS Bataillon setzte sich mit dev Direclionsrichtung aus die viereckige Remise in Bewegung. Zn der Höhe de» irischen Walles angekommen, traten dem Bataillon in der rechten Flanke feindliche Schützen entgegen. Die zwei Com pagnien starke Avantgarde deS Lehr-Infanterie-Bataillons engagirte den Feind, und späterhin enlwickelle sich auch die Reserve des Bataillons. Kurz vor dem Zusammenstoß der Insanteriemassen führte daS 1. Garde-Ulaneuregimenteine schnei dige Attacke aus da« Bataillon au» und zwar mit drei ESca- dron» in der Front, mit zwei EScadron» in der rechten Flanke. DaS vernichtende Magazinseuer des Lebr-Insanterie-Bataillonö, daS aus die Zuschauer einen überwältigend großartigen Ein druck machte, wies die Attacke glänzend ab. Nachdem aus der ganzen Linie der Angriff eben so glänzend abgeschlagen worben war. ließ Seine Majestät der Kaiser Halt blasen und versammelte die Osficiere zur Kritik um sich. Seine Majestät der Kaiser geruhte hierbei dem Commandcur des Lehr-Insanterie-BataillonS Herrn Major von Natzmcr, in Anbetracht der vorzüglichen Leistungen und in Ansehung der früheren Stellung deS Coinmanbeur» als Commandanl von Schloß FriedrichSkron während der Zeit, da der hoch selige Kaiser Friedrich dortselbst seine letzten Tage verbrachte, den königlichen Kronen-Olben dritter Classe zu verleiben. Nach der Kritik sprach Se. Maj. der Kaiser dem Bataillon seine Zusriedenhell au» und ertheilte, wie schon erwähnt, seine Genehmigung zur Anlegung der AuSzeichnungsschnur. Ter Parademarsch de» besichtigten Bataillon», sowie der Truppen- tbeile, welche an dem Gefecht theilgeuommen, bildete den Schluß ver Vorstellung. randenburg, 10. Juli. Ei» interessante» mili- tairische» Schauspiel konnte man hier am Sonnabend beobachten. Eine Abtheilung Kürassiere war aus einem Floß über die Havel gesetzt und hatte damit daS Gefecht eröffnet, zu dessen Ausführung eine kriegsstarke Compagnie der 35er, zwei EScadronS der 6. KüraMere und eine Batterie des 3. Felo-Artillerieregimentü den Uebergang über die Havel bewerkstelligen sollten. In rascher Folge landeten auf eine», größeren Floß unv einer au» drei Handkähneo gebildete» Fähre die Mannschaften der Reiterei mit dem Sattelzeuge, während die Pferde führerlos den Fluß durchschwammen. Einen köstlichen Anblick gewährte e». dem ,Kurm. Wochenbl." zufolge, al» die letzten 20 Pferd« gleichzeitig in die Wellen letzten und dem jenseitigen User zusteuerten. In Zeit von 35 Minuten legte da» kleine Floß, von Insanteristen gerudert unv von einem Pionier vortrefflich gesteuert, achtmal die Neb.-rsabrt mit den Fußtruvpcn zurück. Den Beschluß inachte die Artillerie. Bald nach 12 Uhr war der Uebergang bewerkstelligt Ein mittelst Tonnen schwimmender Fouragewagen schien sich mit dem tlim sremden Element nicht recht befreunden zu wollen. — Eine besondere Bewachung erfährt, wie di« .Post" zu berichten weiß, da» Marmor-Palais zu Potsdam m den Vormittagsstunden der Wochentage. Etwa um 9 Uh: werden die Posten dicht am Palais um drei Posten verstärkt. Diese treten ia strammem, militairischem Tritt, mit ange- faßten» Gewehr au» dem Hauplportal heran» und besetze» den linken und den rechten Flügel, sowie da» Mittelportal. Zwischen 9 und 19 Uhr kehrt der Kaiser in der Regel von seinem Morgenritl zurück und gehl bann, diese drei Posten mit einem leutseligen „Gute» Morgen" begrüßend, an ihnen vorbei nach de», Palai». Die Posten haben stramm prüfen- tirt und erwidern den kaiserlichen Morgengruß nach dem Schultern de« Gewebr» mit einem kräftigen: „Guten Morgen Ew. Majestät". Die Stimmen klingen bell »nv kindlich, so ernst auch die Gesichtchrn dreinschauen. Die Posten find der Kronprinz und sein« b«id«n j»n>«r«n v«»d«r,
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