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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880714
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880714
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-14
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.07.1888
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4323 „vle fikben Wunder des Thierreichs" «» Aryftal-Palast. Boa H. L—a. N. Nachdem der Bersasser diese Schaustellung seit der in der ersten Besprechung erwähnten Probevorstellung wiederholt besucht hat, hat sie ihm noch viel mehr gesallen, ganz einfach ans dem Grunde, weil >ene Prodevorstellung aus Mangel an Zeit etwas überhastet war. Jehl, wo, was damals nicht der Fall, der Unternehmer sich bei der Erklärung neben die Riesen und Zwerge der Thierwelt ausstellt, und dadurch, besonders bei ersteren, deren mächtige Größe viel inchr hervonritt, jetzt, wo die Dressurvorstellung nicht mehr aus der hohen Bühiu^ sonder» in der überhöhten Reitbahn des Circus selbst statt- findet, kommen die meisten Schaustücke erst recht zur Geltung, wie sie es verdienen. Sagt man z. B. daß der Riesenochse, wie eS in der Erklärung heißt, 2 m hoch ist, so erstaunt man zwar, hat aber doch nicht die vollkommene Vorstellung von solcher Größe, wie wenn sich der Unternehmer neben das Thier stellt, und dieses nun den hochgewachsenen Mann ungefähr um anderthalb Kops überragt, und so ist es auch mit den anderen Riesenthieren, deren Größen- erschemung außerdem offenbar durch die gewaltige Halle dcS Circus stark beeinträchtigt wird. Wenn aber z. B.. um nun das „vierte Wunder", da- Riesen- vserd „Adjow", zu besprechen, sich der Unternehmer auch neben dasselbe stellt, und nun unter dem Kopfe desselben dabei Platz findet, so erscheint auch hier das Gewaltige des ThiereS durch diese» Gegerffatz erst i» seinem Recht, und dieser Eindruck vervollständigt sich nur »m so mehr durch einen Blick auf die mächtigen Beine und die gewaltigen Hufe an den zottigen Füßen. Das Thier stammt nach der Erklärung aus Irland und dürfte wohl zu jener in Groß, britannicn gezüchteten Nasse von Nicsenpferden gehören, die man vornehmlich zum Ziehen der schweren Bierbrauerwagen verwendet. Bei dem daneben als „fünftes Wunder" ausgestellten Zwcrgpserd besteht das Wunderbare nicht in seiner Kleinheit an sich, sondern darin, daß, wie gesagt wird, das Thier von einer großen dänischen Stuie abstammt, und, obgleich von ihm große, vollentwickelte Ge schwister leben, doch ausnahmsweise so klein, also ein wirklicher Zwerg geblieben ist, und insofern ist eS allerdings merkwürdiger als viele viel kleinere Ponies, welche ja bekanntlich die kleinste Pfcrderassc bilden. Sieht man dieses Zwergpferd genauer an, so merkt man auch, daß eS kein Pony ist, denn es fehlen ihn, die seinen Beine, der große Kops und die buschige Bcmähnung, welche lene meistens sehr deutlich kennzeichnet. Als „sechstes Wunder" wird der weiblicheRiesenstranß „Hati" ezeigt, ein in der That großes Thier, der südafrikanischen, grau- äutigen Art anqehürend, und damit den Verfasser an die einige Jahre zurückliegende Zeit erinnernd, wo diese Straußenart, als sic durch pagenbeck zum ersten Mal nach Berlin kam, von Einigen, welche das Thier zum ersten Mal sahen, als neue Art ausgestellt und benannt wurde, während dasselbe in England längst mit dem Name» drruliuo uustruim festgcstellt war. Später gab man den Irrthum zu. Diese Straußenart hauptsächlich wird jetzt auch in Calisornicn, der Federn wegen, massenhast gezüchtet, im Somali lande in Afrika sogar von jeher von den Eingeborenen als Hcerden- vieh regelmäßig aus die Weide getrieben, und in Folge dieser massen haften Zucht sind jetzt bekanntlich die Straußenfedern so außerordent lich im Preise gesunken. Das „siebente Wunder" ist der thatsächlich erstaunlich kleine Elep Hank, denn er reicht einem Manne noch nicht bis an die Hüsten, und ist noch besonders merkwürdig durch die lange, borstcn- artige, schwarze Behaarung, welche ihn an manchen Stellen, z. B. am Kopfe, ganz dicht bekleidet. ES ist bekannt, daß man aus den von dem urweltlichen Mammuth in Sibirien gefundenen Hautresten dessen lange starke Behaarung erkannt und mit dem kalten Klima, in dem es gelebt haben könnte, in Verbindung gebracht hat. Von dieser borstenartigcn Behaarung kann man sich hier bei diesem kleinen Elephantcn, bei dem es ungewiß sein mag, wie groß er noch wird, sehr wohl einen Begriff machen, insbesondere bildet die Stirn behaarung bei ihm, »och mehr aber bei dem gleich zu erwähnenden anderen Elephauten förmlich eine Art Pcrrückc, was den Thieren ein höchst sonderbares Ansehen gicbt. Es ist ein drolliges Thierchen, mit Jedem, auch Kindern gern Bekanntschaft machend, und gewisser maßen der unabsichtliche Komiker der ganzen Gruppe. Sind nun alle diese, auch im vorhergegangenen Artikel genannten Thiere allein durch ihr Sein sehenswert!), so sind cs die zwei »och anzuiührcndcn durch ihr Können, es sind dies Künstler ersten Ranges, natürlich „Speeialiläten", nämlich ein Elephant und ein Schimmel.Pony, gemeinschaftlich „arbeitend". Man muß staunen über die Abrichtung, die diesen beiden Thieren bcigebracht worden ist, und wenn Einiges davon, z. B. das Drchorgeldrehen, das „Speisen" an der Tafel, das Hergebrachte ist, so erscheinen einige Theile der Abrichtung um so neuer und stauncnswerther. So z. B. das Schaukeln der beiden Thiere aus dem Schaukelbrett, wobei eS anziehend zu sehen ist, wie der Elephant als das geistig begabtere Thier die Schaukelbewegung leitet. Das Erstaunlichste ist die Schlnß- nummcr, wobei der Elephant auf einem richtigen Dreirad sich als vollkommener Radfahrer, als „Strampelbruder", wie man jetzt in Berlin sagt, zeigt, indem er mit den Vorderbeinen ganz regelrecht die Radbewegung leitet. Muß man sich über diese Fortschritte in der Thierabrichtung einerseits im hohen Grade wundern, so sind sic doch andererseits eigentlich auch nur wieder das Ergebniß einer ge- wißen Folgerichtigkeit: wenn man sich bewußt wird, welchen großen Fortschritt jetzt die Men'chhcit durch die immer größere Ausbildung und Verbreitung des Radfahrens gemacht hat, so ist es ganz bc- greislich, daß auch die Elephauten, welche ja zu den begabtesten Thieren gehören, mit solche» Fortschritten Schritt halten mußten, um nicht in blamircndcr Weise zurückzubleibcn, und ein Elephant, der jetzt blos Geld aufhebcn, Drehorgel und Harmonika spielen, an gedeckter Tafel „speisen" kann, ist daher fortan eia überwundener Standpunct. Nachtrag. * Leipzig, Ist. Juli. Am heutigen Vormittag fand auf dem große» Exercirplaye bei Connewitz die Vorstellung der zu einer zwvlstagigen Uebung bei den hiesigen Regi mentern eingezogenen Landwehr vor den Herren Regiments- Obersten und gleichzeitig die Vereidigung der Mannschaften preußischer Rationalität aus Sc. Maj. Kaiser Wilhelm statt. Es waren diesmal bei jedem Bataillon eine Compagnie Landwehr, also im Ganzen 9 Compagnien alter VaterlandS- vertheidiger gebildet worden, welche morgen wieder in die Hcimath entlasten werden. * Leipzig, lst. Juli. Wir machen auf die an der Spitze des Blattes befindliche Bekanntmachung, den Verkauf minverwerthigen Fleisches in der diesigen Freibank betreffend, noch besonders aufmerksam. Danach beginnt der Verkauf solche» minderwertlnge» Fleische-, das amtlich untcr- sucht und für genießbar erklärt worden ist, Sonnabend, den 14. Juli, früh 6 Uhr. * Leipzig, >3. Juli. Der Beschluß de- NathS und der Stadtverordneten, in diesem Jahre auch noch den Prom enadcnsußweg von der TbomaSkirche bis zum Museum in Cementbcto» aussühren zu lasten, hat in der Bewohnerschaft die freudigste Ausnahme gefunden, ebenso ersrculcch ist eS aber auch, daß diese Arbeit unverzüglich in Angriff genommen worden ist. Der Tract von der Halleschen Straße bis zur TbomaSkirche ist blS aus eine ganz kurze Strecke fertig gestelti. und so wird den» dem Publicum und insonderheit den zahlreichen Spaziergängern in Bälde die Annebmlichkeit geboten sein, auch bei ungünstigem Wetter un- belästigt vo» Schmutz und Morast den Promevadensußweg passircii zu können. — Tie elektrische Beleuchtung deS LogcnhauseS im Stadt tbeater hat bei der Probe derselben glänzende Resultate erwiesen. Der große Raum ist durch dieselbe gläuzender erhellt, als die« jemals durch die sogenannte Festbeleuchtung geschehen konnte. Wahrscheinlich nur» die eleklrische Beleuchtung zum ersten Male morgen Sonntag in Anwendung kommen. * Leipzig, lst. Juli. In Stuttgart rüstet man sich, die sächsischen Tnrnfabrer, die mit einem Sonderzuge Freitag, den 20. Juli, Nacht- l2 Uhr von Rcichenbach i. V. absabren werden, festlich zu empfangen. Die Fcstordnung für Stuttgart dringt am Sonnabend, den 21. Juli, einen Empsang-abcnd bei günstigem Wetter in dem herrlichen Stadt- qarten und bei nicht gutem Wetter in dem Weiß'ichen Saale. Für daS Turnen am Hauptsestloge, Sonntag, den 22. Juli, sind den sächsischen Turnern zunächst Reck und Barre» über wiesen worden. Die drei besten sächsischen Turner werdrn durch drei Ehrengaben ausgezeichnet, welche von den Turnvereine« Stuttgarts gestiftet wurden. Sine von den Stuttgartern hergesteüte Festkarte gelangt in Nürnberg, wo ebenfalls ein festlicher Empfang vorbereitet ist, zur Der» tbcilung an die Turnsabrer. Die ganze Turnfahrl verspricht wieder eine sehr gemülhliche, bequeme und genußreiche zu werben. Die Fahrpreise sind so mäßige und alle anderen Bedingungen so günstige, daß auch minder Bemittelte sich die köitlicbe Fahrt », das Schwabcnland und an den Bodens« gönnen können. Dazu wird nach den regnerischen Tagen der letzten Wochen den Turnern bossentlick ihr alte» Wetlerglück wieder günstig sein. Wer sich der 5. Alpeuturnsahrt der Sachsen noch anschließen will, der ist herzlich willkommen. Die Fahrkarten sind in Leipzig bei Herrn Emil Ulbricht, Colonnabenstraße 4» zu bestellen, wo auch alle« Nähere über die Turnfahrt zu erfahren ist. Wir wünschen dem Unter nehmen ein fröhliches Gelingen und empfehlen eS einer allge meinen und zahlreichen Theilnahme. Von einem Ausschlag soll biS zum 17. d. Nt. abgesehen werde». — Der königlich niederländische Resident von Ternatr. welcher jüngst die bolländiscben Besitzungen aus Ncu-Guiena besucht hat, sckicklc dem Museum für Völkerkunde eine Sammlung ethnographischer Gegenstände von dort, wie vo» den Inseln Ron, Napan und Jobi. — Wir wollen schon heute darauf Hinweisen, daß morgen Sonntag, ausnahmsweise,das Eintrittsgeld für den Zoologischen Garten auf 30 ^ für Erwachsene und l5 für Kinder herabgesetzt sein wird, und zwar mit Rücksicht daraus, daß die ungünstige Witterung deS letzten „billigen Sonntags" Biele von dem Besuche des GartenS ab hielt. Ein besonderer musikalischer Genuß wird den Besuchern des GartenS morgen dadurch geboten werden, daß es gelungen ist, daSMusikcorvs des st. Ried er sch lesi scheu In saute r'«e- Negimcntö Nr. 50, Capcllmeister Payer, zu engagiren, welche gleichzeitig mit der Büchner'scheu Capelle in den Gartcnanlagcn conccrtircn wird. — Für das am heutigen (Sonnabend) Abend in der Centralhatle stattsinvenve erste Concert, welches die Capelle des königl. fächs. SchützeuregimentS Nr. 108 überhaupt in Leipzig veranstaltet, hat Herr Musikdirektor Keil ein reichhaltiges und gewähltes Programm entworfen; es kommen Composilionen von Bach. Beethoven, C. M. v. Weber, Rieh. Wagner, Nubinstein, Frz. LiSzt, Lienxtemps, Koschat u. s. iv zu Gehör, und besonders werden dem Publicum a uch die Ouartette für 12 Waldhörner, mit denen die Capelle allcrwärtS so bedeutende Eesolge errungen, vorgetragcu werden. Näheres ergicbl sich aus dem Aiizeigentheil. rr. Leipzig, 12. Juli. Bei Gelegenheit deS vom wcst- vorstädlischen Schreberverein am 8. Juli veranstal teten Kinderfestes wurde der Schreberverein der Ncrd- vorstadt in ganz besonderer Weise erfreut. Dem Vorsitzenden desselben, Herrn Georgi, wurde ein große-, schönes, in prächtigen Rahmen gefaßte- Bild de- verewigte» l)r. D. G. Moritz Schröder, dessen bobe Ideen die von vr. Ha li scht td i»S Leben gerufenen Schrebervercine in unserer Stadt mit regem Eifer zu verwirklichen suchen, als Geschenk über reicht. Ter Werth desselben wird dadurch »och bedeutend erböbt, daß eS von dem in Leipzig lebenden Sohne VcS Ver ewigten, dem Herrn Landgerichtsdirector Dr. Paul S chreber, mit dem Namen seines hochvcredrtcn Vater- in freundlichster Weise versehe» morsen ist. Möge die von einige» Mil- gliedcrn des westvorslädlischen Schreberverein- als Zeichen inniger Freundschaft gewidmete Spende dem Schreber verein der Nordvorstaol jederzeit eine ernste Mabnung sein, die unsterblichen Gedanken Or. M. Schrcber'S mit Hingabe und Fleiß der Verwirklichung näher zu fuhren. --- In Bezug auf die Oltersteine bei Dresden empfangen wir folgende Zuschrift von Herrn Franz Edlich hier: In Ihrem geschätzten Tageblatt vom 11. Jnli wurde ans die Oltersteine ausmcrkjam gemacht und der Wunsch dabei geäußert, daß Sachverständige sich darüber oussprechen möchten, ob dieje Olter steine als ehemalige aligcrmanische Opsersteinc und durch EiS ab» geschwemmte Steinirümiiier des Nordens zu bezeichnen seien. Keineswegs mich jür berechtigt haltend, über diele Frage z» urthcilen, erlaube ich mir nur einige Hinweile über bereits Gesagtes und Geschriebenes z» geben, die vielleicht willkommen sind. Schon im „Sammler sür Geschichte und Altertbümer des Elbe- ihaleS" von Hilscher vom Jahre >837, 1. Bd., S. 47, sagt Professor Chou'.aut, daß es sich in jedem Falle der Mühe lohnen möchte, die ein der Geschichte und Sagen kundiger Foricher auf diesen Gegen stand zu verwenden gedächte. In geoqnoslischcr Hinsicht besoffen sich bezüglich der Oltersteine u. A. ausführlich A. v. Gulbier in seiner Broschur?: „Sanssormcn der Dresdner Haide" und in seinen „Geognostischen Skizzen der Sächsischen Schweiz und ihre Umgebung", lieber die Möglichkeilen der Benutzung der Oltersteine als Opscr- aliäre ist in älteren Werken mehrsach die Rede. So in Klcinm'S „Germanische Alterihümer", im I. Band der „Sächsische» Alter- thümrr", beivndcrs aber in Pieuskcr's Werke „Blicke in die vater ländische Vorzeit" (III. Bd., S. 159). Preusker hat darin auch eine sreüich winzig kleine Abbildung von de» Oltelstemen gegeben, die in Bezug aus die vorhandenen Vertiesungen nicht zutreffend ist. Sehr ausführlich hat vor Allen Herr vr. weck. Theile in Lockwiy eine Beschreibung der Oltersteine im Organ des Gebirgs-Vereins sür die Sächsisch-Böhmiiche Schweiz „lieber Berg und Tlpl" Ne. 8 und 9. Jahrgang 1885 behandelt, deren Durchsicht ich dem diese Frage anregenden Herr» Einsender nur empsehlen kann. Ta mein Vater Förster i» dem unteren Theile der „Dresdner Haide' ist und die Oltersteine in dem demselben zugewiesenen fiscalischen Forstreviere sich befinden, so halte ick viel Gelegenheit, weil ich ebenfalls Interesse betreffs der Oüersteine hatte. Nach- grabuligen in der dortigen Gegend anzustellen, sowie bei den Lanb- leutea Erkundigungen einzuziehen, inwieweit sich die Frage bezüglich eines in der Nähe gelegenen HeidenjriedhoseS und über etwa Vcr- grabeaes bewabrhciten könne. Es sind auch früher bereits, wie schau Klemm („Sächsische Alterihümer" 1. Bd., S. 333) mittheilt, ebenso erfolglose Nachforschungen angestelli worden. Uebrigens ist das Dresdner Flachland rechts der Elbe mit seinen Sandadlaqerungen. die Auilager von Syenügerökle haben, nicht arm an Erscheinungen wie die Oltersteine, jedoch nicht von solcher Größe. Dieselben fallen vielmehr durch ibre Kleinheit und eigenartige Form auf. Merkwürdig sind an den Oltersteine» die vorhandene» Ver tiefungen, über deren Zweck und Herkunft genug Bermukbungc» vor- Händen sind, die in ihren Einzelheiten allerdings belrächltlch von einander abweiche». Was ich über die Oltersteine erfahren, die Resultate der ge haltenen Nachgrabungen u. s. w,, hatte ich seiner Zeit in Notizen zuiammcngkstellt und sind dieselben später bei der Verarbeitung über den Artikel „Die Oltersteine" von Herrn vr. Theile mit eus- genommcn worden. In demselben findet man die Oltersteine auch noch abgebildet und zwar von verschiedenen Seilen, dle Formen der vorkommenden Geschiebe, sowie auch riech eine Karte, aus welcher man die Laaerstätte» von solchen erratischen Gesteinen io der Olicr- gegend bei Dresden leicht ersehen kann. — ES ist von alten Leuten, wie noch Viele wissen, bei der Erinnerung an die französische Gewaltherrschaft unter Schilderung de- damaligen Elend-, auch eit der daraus hervorgegaiigeueii Verarmung gedacht worden, welche manchen früher wohlhabenden Mann nebsl seiner Familie lein Bettelstäbe zuführte. Thatsache ist, daß Leipziger Haus besitzer, welche die KriegSconlributionen und Steuern nicht mehr erschwingen konnten, den Hausschlüssels aus! daS RathhauS trugen und sich ihres Eigenthuin-rechtS begaben. Die- wird begreiflich, wenn man. wie wir, Gelegenheit ge sunden hat, in die Quarlierlisien jener Zeit und insbesondere dcS Jahres 1813 Einsicht zu gewinnen. So mußte zum Bei spiel da- dem Bäckermeister WieSke gehörige, in der Ricolai- stroße gelegene, nur drei Fenster breilcZ kleine Hau- in ge- nannlem Jahre monatlich 32—34 Corporale, Soldaten und Soldatenweiber verpflegen, wofür die Kosten »lil 172 Thalern 8 Groschen und mehr berechnet wurden. Von den kleinen Häusern am JohaiiniSkirchhose standen zwei, vo» ihren Be wohnern verlassen, gänzlich leer. H Leipzig, 13. Juli. Gestern Nachmittag wurde ein Bäckergeselle auS Sömmerda, welcher bei seine», Meister in der Sücstraße einem andern Gesellen taS Sparcassenbuck mit 115 Inhalt entwendet und da- Geld hatte abheben lassen, in dem Augenblicke von einem Eriminalschutzmann sest- genommrn, al« der Dieb da« Geld in Empfang nehmen wollte; derselbe kam in Last. — Weiter wurde von der Criminalpolizei eine Answärterin au» Sebnitz. die ihrem Wirthe in der Mahtmannstroße zwei goldene Ringe entwendet hatte» zur Verantwortung gezogen. * Leipzig. 13. Juli. Von der zweiten Strafkammer dcS hiesigen königl. Landgericht- wurde in der heutigen Hauplverhandlung der Zimmergeselle Ernst Hermann Israel auü Oberoderwitz wegen NücksallSbclrugS z» 1 Jahr 9 Monate» Gesängaiß und 5 Jahren Verlust der Ehrenrechte verurtheilt. — Wie auS dem Aiizeigentheil der vorliegenden Nummer ersichtlich ist, findet morgen Sonntag im Schloßketler- Etablis seinent zu Reudnitz großes Militair Ertracvnccrt der Capelle dcS lst4. Jnsanterie-RegimentS »»ter Leitung de- Herrn Musikdirektor Jahrow statt. — Nach längerer Pause concertirt morgen Sonntag im „ Albert- garten" zu Anger-Crottendorf die Capelle dcS Magde- burgischen JägcrbataillonS auö Naumburg, woraus wir, unter Bezugnahme aus den Aiizeigentheil, noch bcsoiidcrS aufmerksam machen. * Neustadt, ^ 3uli. don Seiten der Gemeinde Schöneseid ist neuerdings eine Forderung ron 500 geltend gemacht worden, welche sich nock aus angebliche Guthaben an» der Zeit der Zusammengehörigkeit beider Orte stützt; Nkustadl dagegen lehnt eS ab, aus die Forderung einzugehen, macht dagegen an- jener Zeit eine gleiche Forderung von über 800 ^ geltend. Es erscheint sonderbar, daß noch a»S jener Zeit, also vor 188l. beigelegle Streitigkeiten wieder bervorgezogen werden. Der Grund dürste darin zu suchen sein, baß die Gemeinde Scböneseld im Lause der Jahre der Gemeinde Neustadt zufalleiide Abgaben bei Besitzwechsel ver einnahmte und nunmehr dieselben in Höhe von 2076 hat herauszahlen müsse». — Unsere wohl eingerichtete Feuerwehr hat in der Person de» Herrn Stein einen neuen Hauptmann erhalten, nachdem Herr Br äh ne an- Gesundheitsrücksichten sein Amt nicdergelegt hatte. Letzten Sonntag früh fand in Gegenwart de- GemeindcralhS uns der gesammten Compagnie die Verpflichtung de- neuen HauptmanliS durch Herrn Gemeindevorstand Dietrich statt. — In dem Bericht über die Volksschule in Lindenau auf da? letzte Schuljahr heißt eS u. A.: „Zu unserem leb haften Bedauern müsseu wir auch berichten, daß im vergangenen Schuljahre acht Kinder wegen begangener Dieb stähle bestraft werden mußten; diese Thalsache ist um so beklagenöwcrtber, als sich unter diesen Kindern auch ein dreizehnjährige- Mädchen befand, daS seinen unglückseligen Hang nicht zu besiegen vermochte und deshalb in jüngster Zeit entfernt werden mußte. Diese betrübenden Fälle »nd die immer noch zu großer Zahl unenlschuldigter Versäumnisse malme» alle Eltern mit lauter Stimme zu unausgesetzter und gewissenhafter Beaufsichtigung ihrer Kinder; diejenigen Väter und Mutter aber, welche in Folge ihrer Bescheinigung nicht in der Lage sind, jene Aussicht selbst anszuübc», wolle» ihre Kinder dem Knabenhort oder der Kinderbcwahranstalt Zufuhren; in beiden sind dieselben gut aufgehoben und sie er halten in ihnen eine durchaus zweckentsprechende Erziehung." * Schleußig, 13. Juli. Der Bau des Weges zwischen hier und Leipzig wird dadurch, daß da- Kir sch web r neben den Schrebergärten nunmehr vollständig beseitigt und statt desselben ein fester Damm zwischen die Pleiße und die Fluthrinne gekommen ist, vorläufig abgeschlossen. Die Pleiße macht an der bezeichnet«» Stelle eine scharfe Biegung, die aber wohl später, wenn die Geradelegung deS Flusse- er- folgt, auch wegsallen wird. — Ein hiesiger Restaurateur hatte sich letzthin geweigert, einigen Socialdemokraten, die in angetrunkenem Zustande in sein Local kamen, noch Bier zu verabreichen. Dieselben haben sick dadurch gerächt, daß sie hier und in der Umgebung rothe Zettel verbreiteten, aus denen die Genossen vor dem Besuche der betreffenden Restauration gewarnt wurden. Unterschrieben waren die Zettel: „Die rotbe Wacht". ES scheint, daß die Herren Tocialdcmokraten bei u»S daS in Amerika übliche Boycotten cinführen möchten; wir hoffen aber, daß derartige rachsüchtige und ungerechtfertigte Maßnahmen hier erfolglos sind. --- Der ErzgebirgS-Zweigverein Marienbcrg macht den Vorschlag, durch Erleuchtung der Höhen dcS sächsischen Erzgebirge-, namentlich der hervorragendsten und daher aller derjenigen, welche niit besonderen AuSsichtS- gerüsteii und Thürmen geschmückt sind, in Zukunft und wo möglich schon vom lausenden Jabre an, den Abend dcö Nationalfeiertage» de- deutschen Volkes, den 2. September, den Sedantag, auSzuzeichnen und ladet die Brudcrvcreine ein denselben in Erwägung zu ziehen und sich an der Auö- siihrung, über welche noch Beschluß zu fassen ist, zu bc- iheiligen. -s- Dresden, 13. Juli. Nach den übereinstimmenden Beschlüßen der beiden städtischen Collegien wirb vom 1. October v. I. ab in hiesiger Stadt die Beleuchtung derTreppen undFluren bewohnter Häuser zwangs weise eingcsübrl. nachdem die bisherigen gütlichen Versuche infolge der widerstrebenden Haltung zahlreicher Hausbesitzer teu gewünschten durchschlagenden Erfolg nicht gehabt haben. — Die wiederholte Anregung der Stadtverordneten wegen gänzlicher Abschassung der Jahrmärkte ist beim hiesigen Stadtrathc stets aus unfruchtbaren Boden gesallen, und auch einem neuerdings gestellten Anträge, wenigsten- zunächst den IohanniSmarkl von 1889 ab anszuheben, hat der Stadt- tralh keine Folge gegeben. Die Stadtverordneten haben nunmehr in ihrer gestrigen Sitzung beschlossen: „In der Erwägung, daß die Frage wegen Abschaffung oder Verminderung der Jahrmärkte Gegenstand der Markt- und Verkehrspolizei ist. welcher als solcher vom Stadtrathc kraft der ihm gesetzlich zusiehenden obrigkeitlichen Compelenz zu ordnen und worüber er selbstständig und, ohne an die Zustimmung der Stadtver ordneten gebunden zu sein, Entschließung zu fassen so besugt wie verpflichtet ist, — und daß bei dem Standpuncte, de» der Rath in dieser Angelegenheit biSber festgebalten hat, ein Ein gehen desselben aus die diesseitige» wiederholten Anträge zur Zeit nicht gebosft werden darf, daß endlich aus die Ab schaffung der Jahrmärkte gerichtete Wünsche nach tz. 68, 3 der Nevidirten Slävleordnung jederzeit von den Stadtver ordneten ausgesprochen werden können — von der Mil- theilung des Nathes Kenntniß zu nehmen und die gestellten Anträge zur Zeit aus sich beruhen zu lasten." -s Dresden, 13. Juli. In einem Grundstücke der engen Canalgaffe in der Wilsdruffer Vorstadt entstand heute Vormittag ein Schadenfeuer, da- leicht größere Dimensionen bätle anii-hmen können, wen» nickt die Feucrwebr rasch zur Stelle gewesen und mit aller Energie eingeschritten wäre. ES brannte ein großer Vorrath von rohen Korbweiden, die ein dort wohnender Korbmacher im Hose ausgesckiichtet hatte. Dem Herd de» Feuers war wegen der enge» Bauart deS HauscS und der Straße nur sehr schwer beizukommeii, so daß die Feuerwehr ein schwieriges Stück Arbeit batte, »>» daS weitere Umsichgreifen de» Feuers zu verbüke». Der cingerichlcle Schaden soll ziemlich bedeutend sein. Die EntstebunaSursache ist z. Z. noch unbekannt. Man vcrmuthet Brandstistung. vermischtes. --- Ueber die Verkehrssteigerung beim Haupt« Telegraphenamt i» Berlin aus Anlaß des Ableben- Kaiser Friedrich'« bringt daS Archiv sür Post und Tele graphie nachstehenden interessanten Artikel: Die bange» Be fürchtungen. welche aus die Kunde von der am l4. Juni ein- gctrelenen wesentlichen Verschlimmerung im Zustande des Kaisers Friedrich Millionen dcnlscher Herze» durchzitterlen, sanden ihren Ausdruck nach außen bin durch eine erhebliche Steigerung der mit bedeutsamen Ereignissen stet» parallel gehenden telegraphischen Correspondenz. An dem gedachten Tage umfaßte der Verkehr beim Haupt - Telegraphenamt in Berlin 30 809 Telegramme, sowie 30 384 Worte aus gc- »lietbeten Leitungen beförderter ZeitungS-Corresponbenz. Am 15. Juni eröfsnele den Verkehr dcS Haupt-Telegraphenamt« da» Palaiöamt FriedrichSkro» mit einer größeren Anzahl nach verschiedenen Richtungen zu versendender Telegramme über den Zustand deS Kaisers. Nur zögernd folgten die Berichte der Zeitungen und ZeitungSberichlcrstalter» thcilweise wohl deshalb, weil die getroffenen Maßnahmen eine Verbreitung unwahrer oder unzeitgemäßer Nachrichten wirksam verhinderte». Demzufolge verflossen die ersten Vormittagsstunden in ver- hältnlßmäßiger Ruhe »nd selbst nachdem um 11 Uhr 30 Mi nuten die ossicielle Bestätigung des um 11 Uhr 15 Minuten ersclgtei, Ablebens de» Kaisers beim Haiiptamte eingctroffe» war und Verbreitung gesunden hatte, verging noch einige Zeit, bevor die Rückwirkung dieser Nachricht aus den telegrapbijcheu Verkehr sich zu äußern begann. Dann aber brach Plötzlich die Hochsliith herein und brandete mit einem mächtigen Strom von Telegrammen gegen die Annahmeschallcr dcS Haupt amtes, woselbst vorsorglich lech- neue Annahmestellen errichtet waren. Zur Telcgrammbcsörderung waren die umfassendsten Vorkehrungen getroffen worden. Zum Verkehr mit dem Palaiöamt Frievrichskron bienten drei Leitungen; drei weitere dauernd im Betriebe erhaltene Leitungen waren für de» Ver kehr mit Potsdam bestimmt; den Verkehr mit dem in der Nähe von FriedrichSkro» belegenen Postamte Wildpark ver mittelte eine besondere Leitung. Diese Leitungen waren sämmtlich stark besetzt und wurden von den zu ihrer Be dienung bestimmte,, Beamten mit einer anerkennenSwcrthen Ausdauer und Schnelligkeit bedient, so daß der Gesammt- vcrkehr sich gut, derjenige mit FriedrichSkro» in geradezu musterhaster Weise abmickelte. Zur Verstärkung deS Prämie,i- personalS waren AiiShilsctoiireir eingerichtet und die im Ge nüsse ihres Erholungsurlaubes befindlichen, hier noch am Orte weilenden Beamlcn zur Dienstleistung herangczogen worden. Eine weitere namhafte Verstärkung von 63 Beamten ließ die Ober-Postdirection auS eigenen Beamten und den verfügbar zu machende» Beamten der hiesigen Post ämter im geeigneten Augenblick in Wirksamkeit treten. Auch da- Telegraphenamt der Börse stellte sich mit einem großen Theile seiner Betriebsmittel zur Ver fügung deS Hauptamtes und übernahm in der Folge die Be förderung einer größeren Anzahl dorthin überwiesener Telc> gramme. Beim Haupt-Telegraphenamt selbst waren 62 Hugbeö-, 150 Morse- und 6 Estienne-Apparate und zu ihrer Bedienung während der Nachmittagsstunden 270 Beaiute in Tbätigkeit. Der Gesammtverkehr am 15. Juni betrug 36695 Stück Telegramme mit 1 000 315 Worten, sowie 4t 700 Worte aus MicthSleitungen verarbeiteter ZeitungS- corrciponvenz. Davan entfielen allein auf den Verkehr mit Friedrichskron 573 Telegramme mit einer Gefammtzahl von 16 379 Worten. Der Verkehr mit Potsdam »mfaßle 1137, derjenige mit Wildpark 171 Telegramme. Bon den am 15. Juni beim Haupt-Tclcgraphenamt aufgegebcncn Tele- grammen waren bestimmt: für Deutschland 9297, für Oester reich 400, Rußland 288, Frankreich 249, Großbritannien 209, Italien 177, Schweiz 89. Belgien 69. Amerika 54. Däne mark 57, Niederlande 54, Spanien 34, Asien 29, Schweden 25. Portugal 14. Türkei 14. Afrika 13, Norwegen 11, Ru mänien 9, Griechenland 6, Serbien 4. Bulgarien 3. Australien 3 und Luxemburg 2 Stück. — Am 16. Jmn wurden 29 091 Telegramme befördert. Wie vornuSzuschen war. entwickelte sich am 18. Juni, nach der Beisetzung Kaiser Friedrich'-, wieder ein sehr lebhafter Verkehr, welcher sich noch dadurch wesentlich erhöhte, daß die inzwischen bekannt gewordene Proclamation Kaiser Wilhelm's II. Gegenstand der allscitigsten Verbreitung wurde. Erst gegen 3 Uhr in der Nacht konnte die Hauptarbeit als beendet angesehen werden. --- Ueber die Kaiserin-Wittwe Augusta wird der „Neuen Freien Presse" auS Baden-Baden, 9. Juli, geschrieben: Ueber den Gesundheitszustand der Kaiserin Augusts waren in den letzten Taqen beunruhigende Gerüchte verbreitet, welche jedoch der Wahrheit nicht entiprechen, da die Hobe Frau, wenn auch durch die ichwercn Erlebnisse der jüngsten Zeit geistig und körperlich angegriffen, doch nicht eigentlich leiden!) und bei ihrer bekannten Willensstärke im Stande ist, curgemäß zu leben» täglich mindestens zweimal ihre gewohnte Bewegung zu Fnsi im Freien zu machen und ielbst ihren Repräsenlatioiis-Aiisgaben, soweit hiervon während der Tlailerzcit die Rede sein kann, Genüge zu leisten. So empfing diejclbe am 6. d. M. den Besuch der Herzogin-Mutter von Genua, Prinzessin von Sachsen, welche Tags zuvor z» melirwöchentlichem Aufenlhalle hier cingetroffcn und aus dem Bahnhose von dem Grotzhcrzog von Baden und Namens der Kaiserin durch den Kammcrherrn Grasen Fstrsienstein begrüßt worden war. Als ein Zeichen von verhällnißmäßiger Rüstigkeit ist eS gewiß zu be- trachlcn, daß die Kaiserin des andern Tages den Besuch der Herzogin in deren Absteigequartier in der Villa Wilhelms er widerte. Auch die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen wurde am Tage ihrer Abreise von Schloß Baden zur Ver abschiedung von der Kaiserin Augiista empfangen. Die Kron prinzessin verließ am 7. d. M. nach mehrwvchentlichem Aufenthalte in der elterlichen Familie die hiesige Stadt, um früher, als ur sprünglich beabsichtigt gewesen, nach Stockholm wegen des Besuches des sächsi'chen KönigSpaarcs zuruckilikehrcn. Gestern crthciltc die Kaiserin einer Abordnung des SiadiratheS und der Stadlocrord« nelcn dahier Audienz zur Entgegennahme der persönlichen Bei leidsbezeigung der hiesigen Stadwcrtrctiing anläßlich des Ablebens des Kaisers Friedrich, wozu sich die Monarchin die Bestimmung des Tages sür die Zeit nach ihrer Rückkehr aus Potsdam Vor behalten hatte. Aus eine Ansprache des Ober - Bürgermeisters Gönner sprach die Kaiserin in ausführlicher Erwiderung ihre» Dank aus, indem sic insbesondere belonle, daß di: Kundgebung allgemeinster Theilnahme, welche sie aus Deutschland, aus Europa und selbst darüber hinaus cmpsangcn, ,tzr reichen Trost gewährt und den Beweis daiür geliescrk habe, wie es überall geschah, worden sei, was Kaiser Wilhelm I. gewollt und gelhan und was auch Kaiser Friedrich gewollt, aber nicht mehr habe Ihu» können. Heute wird aus Schloß Bade» der Geburtstag des Erbgroßberzogs, welcher mit der Erbgioßherzogin Hilda sür einige Tage von Frei burg hieihcrgckommcn ist, im engsten Familienkreise gefeiert. Um 12'/, Uhr erichicn tas crbgroßtieizeglichc Paar bei der Kaiserin Augusts, um die großmütterlichen Glückwünsche anläßlich des heutige» Festtages zu empfangen. Die Kaiserin wird IN etwa acht Tagen ihre hiesige Cur beendigt boten und gedenkt von hier nach Coblcnz zu überiicdeln, während sür den grobherzoglichen Hos al-da»n en, Somincrauseiildalt aus der Insel Mainau in Aussicht genommen ist. Jena, 12. Juli. (Attentat auf einen Professor.) Heute Morgen um 8 Uhr wurden aus dem mittleren Löbder- graben aus den Pros. Ur. Reicüardt 3 Revolverschüsse äbgcfeucrt, die aber glücklicherweise denselben nicht verletzten. Der Ueberrvck und der Reck sind durchschossen. Die Kugeln aber nicht weiter eingegcuigeu. Der Thäler, ein Böttcher NamenS Zahn, soll zeitweilig irrsinnig sein und seine Tliat offen gestanden, dabei aber eine andere hiesige Person be zeichnet haben, die er habe erschießen wollen. Der bei ihm gefundene Revolver ist mit noch 3 Schuß geladen gewesen. Zahn ist verhaftet unv in die Irrenanstalt zur Beobachtung emgeliesert worden. Nach einer anderen Mittheilung wurde die Tochter Zahu'S im Hause des OberstaatSanwalS Lo m mer beschäftigt, gab aber Anlaß zur Uuziisrietenbcit und mußte sorlgeschickl werden. Zahn lauerte nun dem Oberstaatsanwalt Lommer auf. hielt den zufällig vorübergehenden Pros. Reichardt sur diesen und schoß aus ihn. (Hall. Zeit.) — Halle a. S. Sc. Majestät unser erhabener Kaiser Wilhelm II. hat, wie schon in letzter Nummer telegraphisch gemeldet, in hochherzigster Weise unserem Feste eine bedenlende Ehrengabe zu verleiden gerubt. Dieselbe ist bereits hier eiiiaetrosicn. in dem Schaufenster der Kunsthandlung von Gustav Glück, gr. Ulrichstraße Nr. 12. aus wenige Tage mit sinniger Decoralion ausgestellt unv besteht aus einem überaus werlbvvllen prächtigen Hiiinpcn mit echten Münzen einlagen unv Gravirungen: „Ehrengabe Sr. Majestät des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen Wilhelm ll. zum XI. Mittelvrutsche» Bunde»- schießen zu Halle a. S. 1888". Ter Deckel de-Humpen«
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