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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-20
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1888
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4438 Präparat dem R. Biavdr'ichen nachgrbllde» sei und «in» Läujch»»- de« Publicum« damit beziveckt werde ». l. w. Das letztere Präparat hatte Herr De. M. vo» einer Hamburger Firma zum verkauf erhalten, «ährend die Firma E öd To in FruuFnrt a. M., welch« vor längeren Jahre, für d>» St. Brandl'tchen Pille» de» gesetzlichen Schutz erworben und den gelammten Vertrieb für Deutschland übernommen, sich dem Strafverfahren gegen Herrn vr. M. al« N>de»llä>,eri» angeschlosieu hatte. Herr vr. M. beftrUt ganz entichiedeu eine Geictzcsverletzuuq und die BehaupNing. daß die beiben Präparate vermechjelungssähiq seien. Lr wie« an der ganzen äußere» Erscheinung der Schachtel» den Unterschied zwischen beiden Präparate» »ach. den» während da« eine rin rotbeS Kreuz in weißem Feld« trage, zeige da« andere ein weiße« Kreuz in rothem Felde; zudem seie» beide Präparate ge setzlich geschützt, weiter müsse auch die Berschiebenartigkeit der Bor. »amen der Bersertiqer aussallev, und e« könne gar nicht riskirt werden, daß Temjenigeu, welcher bereit« R Vrandt'schr Pillen aekaust habe, plötzlich A. Vrandt'jchc »erkauft würden ». s. w Die iöuigl. Staattauwalischast beantragte die Bestrasung des Herrn Vr. M., während die vertheidigung die Schuld de« Angeklagte» bestritt und auSsührte. daß der Beweis, Herr vr. M. sei vo» der Kerwechslnngssähigkeit der Marke» überzeugt gewesen, »ater allen Umständen nicht erbracht sei Das Dercht eikauute aus Freisprechung de« Herr» vr. M. von der erhobenen Anklage und ging dabei von der Ansicht an«, daß sich die aus deidrn Schachteln befindlichen Brandl'schen Waarenzelcheu zwar ähnlich sähen, jedoch nicht veiw,chs>uiig«sähig seien und au« diesen« Grunde dem Angeklagten daher der Dola« »icht »achzuweisen grwesen sei. Der Gerichtshof bestand aus drn Herren Laudgerichtä-Director Hustizrath von Bose (Präsid.), Landgerichtörath Beter, Geh. Hos- »ath Proscsior vr. Wach, LaadgerichlS-Räthen Wolsram und Dr. Paul; die Anklage sührte Herr Ober-StaatSanwalt Häntzschel, die vertheidigung Herr NcchtSanwalt vr. Heymonn au« Hamburg; als Vertreter der Nebeuklägerw sungirte Herr Rechtsanwalt vr. Langbein. Ferien-Ltrafka«»«* X- I. Der Eiseudrcher Friedrich Otto Sebastian au« Schönescld war beschnldiqt, einer bei seinen Eltern wohucnden Arbeiterin au« deren verschlossenen Lade zu zwei verschiedenen Male» je 3>l ent wendet und den Diebstahl unter erschwerenden Umständen begangen zu haben. Der Angeklagte, ivclcher der Diebstähle geständig war, wurde unter Annahme milveruder Umstände zu 4 Monaten Besäugiiißstrase verurtheilt. II. Der Schlosser Friedrich Arno Stier an« Zeitz war bei einem Maschinenbauer in der hiesigen Südvorstadt in Arbeit. Eines Tage» im Februar dS. Js. brachte ein Gärtnergehilfe ein Teschiu, um einrn Schuß herauSziehen zu lassen. Der Meister lehnte die« ob, woraus später Stein und eia anderer Gehilfe dieser Arbeit sich unterzogen. Mittlerweile war Stier außer Arbeit ge- trete», eine« Tages aber iu die Arbeitsstätte zurückgekehrt und hatte da« Teichin abgcholt. Einige Zeit darnach »,d nachdem Stier in derselbe» Stätte die Arbeit wieder ausgenommen, war der recht mäßige Inhaber der Waste daselbst erschienen und e« stellte sich nun heraus, daß Stier dieselbe bereits an einen Handelsmann ver äußert hatte und nicht in der Lage war, denselben ausfindig zu Machen. Um jedoch Ersatz zu schassen, hatte er aus den Namen seine« Meiste,« Werkzeuge geborgt. Der Angeklagte war demnach wegen Unterschlagung und Betrugs angeklagt und wurde unter Anaahme miloeruder Umstände zu 2 Monaten 2 Wochen Besängnißftroie vrrurtheilt. III. Der bereit- mehrfach bestrafte Handorbeiter Johann Kart Gustav Hermann Seidel aus BolkmarNtors wohnte mit ein m hiesigen Markt heiser zusammen, welcher in der Lotterie einen Gewinn gemacht hatte. Der Glückspilz war nun ober unvorsichtig genug, dem WohiiungSgcnossen da« Geld, an IM ^l, zu zeigen. Nachdem er dies« Summe lammt seiner übrigen Baarschast an 12 in eine Lade gelegt, halte Seidel nicht- Eiligeres zu thun'gebabt, als die Lad« zu erbrechen und die grsammte Baarschast sich auzueignen. diervon zunächst sich eine I!Pr zu kanse», daS grsammte übrige Geld aber in einer Nacht in sehr leichter Gesellschaft zu verprasseu. Der Angeklagte wurde unter Aus schluß mildernder Umstände zu 3 Jahren KMoaatenZucht hauSstrase und 5 Jahre» Verlust der Lhreurrchte verurtheilt, auch seine Stellung unter Polizeiaussicht sür znlässig erachtet. Der Gerichtshof bestand an- den Herren Landgerichts-Director Hossmanu (Präsid.), Lanvgerichts-RLthe» Adam. Barth, Schmidt Lönholm und Assessor vr. Pöschmanu; die Anklage führte Herr StaatSanwallichaslS-Assessor vr. Leißner. V. EtrastaMMer. Wegen Vertriebs auswärtiger Lotterie-Loose war der Agent Christian August N. in BolkmarSdors vom hiesigen königlichen Schöffengericht zu 180 Geld- oder eventueller Haststrase verurtheilt worden. Im vorigen Jahre hatte N. von einem gewissen Sch. 50 Stück Zehntel-Loose der Braunschweigisch-Lüneburgischen Land.S-Lolterie zum Wiederverkauf entnommen. Bon jedem vcr- kausirn Loos bekam er Proceat d-S Gewinne«, mit wc cheni es eventuell gezogen wurde, sowie 5 Provisioa pro Stück N. setzte denn auch die Loose ab »nd zwar sogar an einen gewissen G. gleich 16 Zehnlel aus einmal, da G. ebenfalls dieselben wieder verkaufen wollte. Er ist deshalb bereits auch zur Verantwortung gezogen worden. Die verkauften Loose wurden alsdann bei Sch. auch sämmtliche Classen hindurch pünctlich erneuert und zwar war dies mit der vierten Elaste »och vor dem IS. September geschehen. Dieses Datum ist bcionberS ausichlaggebend sür die Bcrurthriiuug de» Angeklagten gewesen. Die königliche Staatsanwaltschaft batte nämlich von drm Handel gehört »nd am IS. December v. I. deshalb Etrasantrag gestellt, und da in solchen Sachen der Antrag nach Ab- laus dreier Monate verjährt, so blieb N wegen dct Vertriebs der Loose bis zur resp. inclusive der vierten Eiaste straflos, oder richtiger besagt, er konnte incht »ichr belangt werden. Die fünfte Elaste ist I«doa> erst im Oktober zur Ausgabe gelangt, der Strafantrag am IS. December gestellt, folgt ch also »och rechtzeitig. Auf Grund dieser erwiesenen Thatsache erfolgte damals auch die obeagedachte Lerurtheilnng G.'s, welcher gegen daS Urtheil Berufung cinlcgte und Freisprechung erreiche» wollte. In der Verhandlung wurde nun endgittig scstgestcllt, daß N. 16 Laos- an G. abgegeben und 2 Loose selbst gespielt habe, daß insolgrdeste» also nur 32 Loose »«statt 50 Stück in Betracht kommen müßten; anderatheilS war aber auch sür erwiesen anzulehea, daß der Angeklagte die fünfte Elaste erst nach d'M 19. September abgegeben hatte und dadurch straffällig war. Die königliche Staatsanwaltschaft sührte »nn Folgendes zu dem Anträge aus vcrwersnnq der Be- rusung anö: Wenngleich der Angeklagte „. einem RcchtSirrthum besangen war, wie er zu seiner Entschuldigung angegeven habe, so schütz« ihn dies vor Etrasc nicht; übrigen» sei bezüglich prr fünften Elaste kein Zweifel darüber möglich, daß N. die Laote erst nach dem IS. September vertrieben Hab«. Deshalb hätte seine Bernrlheilung aus Grund des Gesetzes vom 2. September 1850 erfolgen müssen, auch sei die Straf- eine durchaus augeineffenk. DaS BerisungS- gericht v-rurtheilte den Angeklagten jedoch nur bezüglich 30 Stück Loose und letzte somit die Sirose aus 123 ^li Geld-, evrnt. 6 Woche» 3 Tage Hast-Strafe herab, ebenso wurde dem Angeklagten nur die Hülst, der Kosten zweiter Instanz auscrleg». Sachsen. * Leipzig, IS. Juli. Im Kalenderjahr 1887 ist die Zahl der Herbergen zur Heimath in Sachsen wieder um 6 gewachsen, so daß deren Zahl jetzt 42 beträgt, nämlich 5 in der Kreishauptuiaiilischast Bautzen, je 10 in den Kreis- hauptuian»schaslc» Dresden und Leipzig (davon jc 2 >n den Städten Dresden und Leipzig) und 17 in der Kreishaupt- mannschasl Zwickau. Diese 42 Herbergen zur Hcimalh haben zusammen 1223 Belten, davon die meisten Cbemnitz 86, DrcSden-AIIstadt 85. Leipzig I. 65, Zwickau 52. die kleinste ist Lößnitz mik 10 Belten. Iin vergangene» Jahre sind im Ganzen 237 013 Nachtlager an 160 357 durchreisende und 1092 im Orle cubeilcude und i» den Herbergen zur Heimath wohnende Nachlgästc (sogen. LogiSgescUe») gewährt worben. Bor 5 Jahre» (l883), wo es erst 17 Herbergen zur Hcimalh in Sachsen gab, wurden 72 ISS Nachtgäste beherbergt; cs hat sich demnach in dieser Zeit die Zahl um 88 158 vermehrt, waS gewiß als bestes Zcuzniß dasür angesehen werden Vars» daß die Leute in denselben gut und billig Herbergen und des halb sich auch i» die Hausörtniiiig fügen, welche bekanntlich Geldspiele und Brc»i»twriiilri::ke» verbietet. * Leipzig. IS Juli. Der Verband der Thier- schutz-Vererne deö deutschen Reiches tritt mit ei»em Preisausschreiben an die Oefscntlichkeit, durch welche- er zur Bearbeitung de- Themas aussordert: „Da- Recht der Thiere »der Beleuchtung des richtigen Verhält nisse» zwischen Thier und Mensch in sittlicher und rechtlicher Beziehung". Für die beste und geeignetste Arbeit wird ein Preis von 600 -F gezahlt und für die zweit- hest« 300 -F, wodurch dieselben Eigenthum des genannten Verband»« werden. Dir Abhandlungen, welche mindesten» einen Umsang von drei Druckbogen hohen und mit einem Merklpruch bezeichnet sein sollen, sind zusammen mit einem den nämliche» Merkspruch tragenden Briese, in welchem der Name de» Verfassers angegeben ist. bi« zum I. Februar 1889 an Herrn Otto Hartman n in Köln a. Rh-, große Wltsch- aaffe 32/34, al« Vorsitzenden de« genannte» Verbandes, porto frei eiiiznseaben. Die nicht gekrönten Arbeite» Werden den Bewerbern portofrei wieder zugestellt. * Gohlis, IS. Juli. Aus gemeinsames Vorgehen der großen Vororte Leipzigs hat die kaiserliche OberPoMrection genehmigt, daß auch während der Nachtzeit die telephonische Verbindung der Polizeiämter mit dem Hauptamte in Leipzig bewerkstelligt werden kann und eS bewilligte unser Gemeinde rath gestern, soweit Gohlis in Betracht kommt, die hierzu erforderlichen Mittel. — Ebenfalls gestern nahm der Gc- meindcrath aus Ersuchen der königlichen AintSbauptmannschast hin die Wahl eines Vertrauensmannes und dessen Stellver treters sür die land- und sorstwirthschaftlichc Be- rufsaenossenschast vor und cs wurden gewählt Herr Leonyardt als Vertrauensmann und Herr Johann Geißler al- dessen Stellvertreter. — Aus Vorschlag des Bauausschusses beschloß der Gemeinderath, aus die Wegr- aerechtigkeit durch das Werncr'sche Grundstück gegen eine der Gemeinde zu entrichtende Abfindungssumme von 100 Verzicht zu leisten. — Es erfolgte in der Sitzung des Ge- meindcratyS sodann die Erledigung einiger Bausachcn, sowie einiger Steuererlaß- und Unterstützungsgesuche. * Gohlis, lS. Juli. Nächsten Sonntag begeht der hiesige Allgemeine Turnverein die Feier seines 40jährigen Bestehens. Mit Stolz und Freude kann der Verein aus die verflossenen 40 Jabre zurückblicken. Aus den kleinsten Anfängen heraus entwickelt, umfaßt derselbe die stattliche Zahl von 400 Mitgliedern. Sein Wollen und Können bezeugte der Verein im vorigen Jahre, indem er sich eine neue und größere Turnhalle, welche mit Platz circa 55 000 -ck kostet, erbaute, die wohl weitaus zu einer der größten und schönsten unserö enger« Vaterlandes zu rechnen ist. Möge der Verein sich immcrmchr entwickeln und eS ihm vergönnt sein, das sich gesteckte Ziel: eine Stätte der freien Körper- und Geistesentwickelung zu sein, zu erreichen. *Liudenan, IS. Juli. Reges Leben erfüllte in den Abend stunden des gestrigen TageS die Straßen unseres OcteS und die Ver anlassung dazu bildet« die Fahnenweihe teS hiesigen OrtS- vereins der Tiichler und verwandten BerusSgenossen (Hirsch-Duncker). Nach einem in de» „Drei Linden" staitgeiundenen Loncert erfolgte ft.S Uhr die Abholung der verhüllten Fahne aus dem Bereinslocal, von wo aus dieselbe nach dem Festakt, dem Garten der „Drei Linden", bezw. »ach der dort errichteten Bühne, gebracht wurde. Ten Wnhcact leitete eine Begrüßungsansprache des Vor sitzenden genannten Vereins, Herrn Hah», ein, welcher in herzlichen Worten alle die zahlreichen Fesitheilnehmer willkommen hieß. So- dann brachte der Ochmichen'jche Gesangverein das W.ihelied: „Lob gelang" von Zöllner in recht gelungener Weise zum Vortrag, woraus Herr Schaldirector Poche die W.iheiedc hielt. Der Redner be glückwünschte in von Herzen kommende» und ersichtlich zu Herzen gehenden Worte» die Männer der schweren Arbeit und den OriS- vereiii der Tischler dazu, daß sie von nun an ihrem Bunde durch die Fahne auch ein äußeres Zeichen der Einigkeit gegeben haben, er ermahnte sie, immerdar des großen Vaterlandes eingedenk z.i sein und sich in alle Wege demselben auzuschließe», ihm zu dienen mit voller Begeisterung Ei» Hauplersordeiniß sei die innere Selbst bildung des Menschen, aus welcher in» Leben so Biel beende; denn sie führt zu hohen Zielen. Im BeleiiiSIeben ,ci die Weihe eine- Banners ein bedeutsames Ereigniß; denn eS bedeute die Gelobung der unverbrüchlichen Treue. Der Redner ermahnte des Weiteren den Bannerträger, fest zn dem Kleinod zu stehe», welches ec zu tragen beruse» sei; die Geivcrksge»offen aber er,i»ihnte er, sie svllien durch die That, in unwandelbarer Anhänglichkeit beweisen, daß sie die Bedeutung des Banners zu würdige» wissen. Nun ent hüllte sich die kostbar gest ckie Fahne, welche der Redner mit einem Seg, nsspruch weidete. „In diesem Augenbl cklo ungesähr schloß er seine inhaltriiche Rede „lasst» sie uns den Gefühlen des Dankes gegen den Begründer des Bundes Ausdruck verleihen, indem wir Herr» vr. Max Hirsch ein dreisaches do»»erndes Hoch weihen." Begeistert entsprachen Alle dieser Aufforderung und mächtig erbrauste dos Hoch durch de» Garten. Im Namen ihrer Genossinnen heftete sodann unter Segenswünschen eine der Iestjungsraucn eine Schieise an die Fadiie, wahrend i,u Namen der Frauen rin Lorbrerkranz und eine Schleife gespendet wurde. Im Aufträge der Gemeinde beglückwünschte H«cr Genieiiideällester Pätzig den Verein und es enolgle nun die Ucberrcichung vo» Fsthiie», ägel», von denen von Brudervereiiien, verbände» und Einzelnen nicht weniger denn drei zehn Stück gespendet worden waren. Auch Telegramme und Schreiben waren eingegangen in reicher Anzahl. Damit hatte die W.,h: der kostbare» Fahne, welche aus dem Leipziger Atelier Hictel hervoi gegangen ist, ihr Ende erreicht; aber noch lange Zeit blieben die Fiftlheilnehmer bei dcn Klängen der Musik sroh verein gt * Grimma, l8. Juli. Bekanntlich war Kaiser Friedrich der Chef des hiesigen Husarenregimcirts, und wie vor einiger Zeit gemeldet, befindet sich daS Regiment im Besitz seines Bildnisses, daS seiner Zeit von ihm selbst geschenkt wurde. Jetzt hat die verwittwcte Kaiserin dem Regiment die Husarcnunisorm Ihres hochseligen Gemahls geschenkt. — Ein langgehegter Wunsch unserer Kirchen- gcmcinde geht jetzt in Erfüllung: die Restaurirung der Frauenkrrche. Die Kirä>e gehört in ihrer Anlage zu den ältesten Bauten unseres Orles. Es ist eine dreisctnssigc Ba silica mit Vorhalle, über deren beiden Enden sich zwei Thürine erheben, mit Querschiss und viereckigem geschloffenen Chorrauni (Altarplatz). Nach sachverständigem Urtheil stammen Vorhalle und Thürme und der untere Theil des Langhauses aus dem Anfang oder der Mitte des 13. Jahr Hunderts. Ende desselben war sic vorhanden, da zwei Jndul genzbriese dcS PapstcS Bonisacinö VIll. aus den Jahren 1296 und l2S7, die Denjenigen, welche die Kirche an den Maricn- festen, an de» Festen der Schutzheiligen und dem Kirchweih feste besuchen und ihr hilfreiche Hand reichen, vicrzigtägigen Ablaß versprechen, noch vorhanden sind. Zwei Grimmaer Kausleute sollen, al- sie nach Waaren und Gütern auSqereist waren und aus dem Meer durch Sturm in Noth gericthcn, wie die Sage erzählt, einst gelobt haben, bei glücklicher Heim kehr eine Kirche zu bauen, und führten das Vorhaben später auch aus. Daher zeigt die Kirche zwei Thürme, die ein Wahrzeichen der Stadt geworden sind. Bauten in und an der Kirche haben manches Stilwidrige in sie hineingebracht. Das werden jetzt die zur Ausführung gelangenden Pläne des bekannten zbirchciibaumeisters Möckel, jetzt in Mecklenburg, und des Architekten Schramm in Dresden bessern. Bor Herbst kommenden Jahres wird der Bau nicht vollendet werden; untcrdctz werden die kirchlichen Verrichtungen in der Klosterkirche stattsindcn. Zur Bestreitung des Kostenauf wandes hat der Kirchcnvorstand eine Anleihe von lOO 000 -L ausgenommen. Grimma, l8. Juli. Ein «igenthümlichcr Unfal ereignete sich gestern Nachmittag aus dem städtischen Bleich plane. Em Angler ging mit über die Schulter getragener Angel über venselben, unv ein unglücklicher Zufall wollte eS. daß sich der Angelhaken unter ein Augenlid einer i» bückender Stellung niit Wäsche beschäftigten Frau sestbakte. Der Haken konnte erst durch ärztliche Hilfe entfernt werden. Zum Glück ist der Augapfel unbeschädigt geblieben. * Zwickau, 18. Juli. Herr Stadtbaurath Schramm (dieser Titel wurde drm Genannten mit Ge nehmigung Sr Maj. de- König- gelegentlich seine- am 7. Oktober 1883 gefeierten 25 jährigen AmtSjubiläum» als hiesiger Stadtbaumeister verliehen) ist nach Berlaus einer mehrwöchigen Krankheit heute Vormittag im Alter von 62 Jahren verstorben. Derselbe hat in nahezu 30jähriger Dienstzeit, welche in die bedeutendste Entwickelung und AuS- debnung unserer Stadt fiel, manch bleibende- öffentliche- Baudenkmal geschaffen, namentlich auch um die Ein- und Durchführung de- städtischen SchlenßenfhstemS sich vielfache Verdienste erworben. — Der hiesige Gustav-Adolf- Vrrein beabsichtigt sür nächste- Jahr die Aufführung eine- Lutherfestspiele- (wahrscheinlich desjenigen von Herrig) zn veranstalten und find vie Vorbereitungen hierzu im Gange. — Dem seit über 30 Jahren i»> Fikentscher'scheu Fabriketabliffement hier beschäftigten Arbeiter Christian Beutner ist vom königliche» Ministerium des Innern die große silberne Medaille „Für Treue in der Arbeit" verliehen und diese Auszeichnung nebst Decret durcb Ober bürgermeister Streit an RathSstelle ausgehändigt worden. * Crimmitschau. l8. Juli. Heute kurz vor Mittag wurde in der Neumann'schen Kabnk hier der daselbst in l lrbcit stehende Spin «meist er Weiß aus dem Oberboden erhängt ausgefunden. Wegen Trunksucht sollte er seine Stellung verlieren und hat ihn dies jedenfalls zu der That gebracht. Der Selbstmörder ist 38 Jahre und hinterläßt eine Wittwe mit L Kindern. — Bei schönstem und nunmehr »öffentlich anhaltendem Wetter begann heute da- alle zwei Jahre stattsindende Vogelschießen des hiesigen Schützen- bataillonS. — Ein beachlen-wertbe- Unternehmen isi die Leipziger aumwollweberei-Actie ngesellschast in Wolken- bürg im Begriff, in- Werk zu setze». Um den Arbeitern dir denkbar weitgehendsten Bortheile bei Einkauf ihrer tägliche» LcbcnSd«dü»s»iffe zu sichern, wird die Gesellschaft eine Consum- anstalt einrichten, zu welcher Vie Unternehmer vo» vornberein daS Anlagekapital zinssrei zur B rsüglliig stellen. Ferner stellt dieselbe die erforderlichen Räumlichkeiten, Inventar und Beleuchtung unentgeltlich her. Tie gesammten Vcrwaltungs- ümter werden vo» Beamte», unter Aussicht von Vertreter» der Gesellschaft und der Arbeiter, unentgeltlich besetzt und der ganze Ueberschuß, welchen die Differenz zwischen dem Einkaufs- und VerkansSpreiS der Waaren ergiebl, kommt den Arbeitern unverkürzt zugute. — Aus einem Vau in Voigt-dors bei Sayda ereignete sich am 16. Juli ein bedauerlicher Unalücksfall. Ter zehn jährige Sohn dcS Schieserdeck.-rmcisters Weadlcr, der seinem Vater durch Z»langen behilflich war, that einen Fchllritt und stürzte aus bedeutender Höhe in den Keller. Ter bctauernS- Werthe Knabe hat namentlich am Kopse schwere Verletzungen erlitten, so daß Gefahr sür sein Leben vorhanden ist. — Der Bau der »cuen Orgel zu der jetzt im Bau be griffene» Kirche zu Geriugsivalde ist dem Orgelbaumeister Latcgast ui We>ß-»sels übertragen worden. Der Orgelbau wird ein größeres Werk werden. Herr Ladegast ist auö dem Geriiigöwalvc benachbarte» HcrmSdors gebürtig. — Seil einigen Wochen findet aus dem Artillerieschieß plätze zu Zeit ha in bei Riesa daS Probeschießen mit den neuen Krupp'schcn Mörser» aus Feldlaffetlc» statt. Diese bisher nur von der russischen Armee verwendeten Mörser werben zunächst nur vom XII. (königlich sächsischen) ArmeccorpS geprüft, welches zwei kriegsstarke Batterien zu sechs Geschützen sormirt hat. Diesen Hebungen wobnte eine große Anzabl höherer Ossiciere bei; gegen vierzig Ver treter des preußischen Krieg-Ministeriums, dcS Großen General- stabö, der Generalinspeclio» der Artillerie unv der Artillerie« conimissiv» waren von Berlin herübergekommen. — Der Kirckenvorstand zu Lößnitz ordnet die Besei tigung der Glaskugel» aus dasigem GotlerSackcr a». da dieselben ein der Ruhestätte der Verstorbenen unwürdiger Schmuck seien. — Vom 12. bis 14. August begeht die Scbützengescllschast in König stein da« Fest ihre- 350jährigc» Bestehens. Bei dieser Gelegenheit ersolgt auch die Uebergabe und Weihe der von Sr. Majestät dem Könige verliehenen neuen Fahne. Zu diesem Doppcisestc sind gegen 30 auswärtige Schützen-Gesell schaften in Corporation»» und Deputationen eingclabe» worden und herrscht schon jetzt in der Gesellschaft die größte Rührig keit. um durch Veranstaltung eines großartigen FestzugcS, sowie Feststellung eiucs gewählten Programm- die Feier würdig zu gestatten. -s Dresden, l8. Juli. Infolge der öffentlichen Eiw ladung des akademischen RathS zu Dresden zur Bewerbung nm die AuSsührniig eines Reliefs für die Kanzel in der hiesige» Martin-Lnthcrkirche auf Koste» deS KunstfondS sind fristgemäß 17 Modellskizzcii eingegaugen. Von diesen ist derjenigen unter Nr. 15 mit dem Motto: „kra ckowo ckomini", als Loren Urheber sich der Bildhauer Herr Georg Gröne aus Dresden, zur Zeit in Nürnberg, herauSgestellt bat, der erste Preis von 500 der unter Nr. 9 mit dem Motto: „Weinet nicht über mich, sondern über Euch und Eure Kinder", welche von dem Bildhauer Herr» Hans Hart mann hicrselbst hcrrührt, der zweite PreiS von 400.^- und der jenige» unter Nr. 1 mit dem Molto: „Ev. Luc. 23. Cap., 28. VerS", welche Herrn Professor Melchior zur Strassen in Leipzig zum Urheber hat, der dritte Preis von 300 -ck zueikaiiul worden, wählend die Skizze Nr. 6 mit dem Molto: „O Haupt voll Blut und Wunden", von dem Bildhauer und Maler Herr» Eduard Hübner biersclbst, mit einer lobenden Erwähnung auSzuZ'lchiien beschlossen worden ist. Wegen der Aussiihruug eincs der vorliegenden Rclieseutwürse bleibt weitere Entschließung Vorbehalten. Sämmtliche BewcrbungS- eutwürsc werden demnächst öffentlich ausgestellt. ft Dresden, t8. Juli. Die Bewohner der nach der Elbe zu gelegenen Stadtlheile wurden in vergangener Nackt gegen 3 Uhr nickt wenig dadurck beunruhigt, daß von der Elbe her, anscheinend von einem Schleppdampfer, lauge Zeit hindurch weithin hörbar die Nothpseisc (Nebelhorn) ertönte. Der ohrenzerreißende Lärm dauerte ca. »/i Stunde». Sonderbarer Weise hat bis jetzt nicht sestgestellt werden können, von wem und auS welcher Veranlaffung daS schauerliche Signal abge geben worden ist. — Bei einer am vergangene» Sonntag im sog. Bad zu Langebrück siattgchabten Schlägerei hatte ein Dresdner Restaurateur einen Kellner mit einem Bierseidel derart aus den Kops geschlagen, daß derselbe blutüberströmt bewußtlos zusammenbrnch. Heute früh ist der Geschlagene an den erlittenen Verletzungen gestorben. — Am 7. d. M. erschien, durch einen Agenten zugewicscn, bei einem hiesige» Hausbesitzer ein unbekannter Mann, welcher angab, er sei Trppichsabrikanl aus NcugerSdorf. Seme Fabrik habe er jüngst an einen Engländer verkauft, er wolle sich nunmehr ln Dresden niederlaffen und suche eine paffende Wohnung mit Stallung sür zwei Pferde. Der angebliche Fabrikant miethete von dem Hausbesitzer auch beides für 3000 jährlich und suchte sodann in Begleitung deS HauSwirthrS in einer Möbel halle «ine WohnungSauSstattung sür 4000 -4! auS. Während der Zeit dom 8. zum 9. d. MtS. wohnte der Fremde danach bei seinem Mielhshcrr», am 10. Juli entfernte er sich aber, nahm von dem Letzteren leihweise 400 daar, sowie 60 in 4 Coupon- mit und ist seitdem spurlos verschwunden. Die angestellten Erörterungen haben bi- jetzt nicht zur Ermittelung de« unbekannten Betrüger- geführt. Daß man eS mit einem solchen z» thun hat, geht au- der Thalsache hervor, daß in NeugerSeors kein Teppichsabrikant bekannt ist, der seine» Besitz au einen Engländer verkauft hätte. — Am vergangenen Sonntag hat eine kiesige Arbeitcr-srau auf dem Fußweg von der Saloppe nach Loschwitz einen kirschkerngroßen Diamanten gefunden und an die hiesige Polizei abgeliefert. Der Edel stein hat einen Werth von mindesten- 2000 >4 Der Verlust- träger hat sich bi- jetzt nicht gemeldet. Vermischtes. 8. Hummel-Hain, 18. Juli Heute früh 7 Uhr begab sich Se. Hoheit der Herzog von Alte »bürg in Begleitung de- Herrn Oberst von Eydow und Major von der Schulen burg von hier über Frankfurt a/M. nach Wildbad im Schwarzwalde, um dort einen längeren Aufenthalt zu nehmen. Vorau-sichtlich wird die Rückkehr de- hohen Herrn hierher in ca. 4 Wochen stattfinden. — Ihre Hoheit die Frau Herzogin wird wahrscheinlich bi- im Oktober hier verbleiben. Die zum Besuch hier schon einige Zeit weilende Sckwester der Frau Herzogin» die Krau Prinzeß Friedrich Karl, bleibt »och einige Wochen hier. Der Großherzog von Oldenburg ist wieder von hier abgereist. — Der Fremdenverkehr hatte bisher unter der Ungunst der Witterung-Verhältnisse z» leiden. Erst seit einige» Tagen sind die alte« getreue» Scmmer gäste, vo» welchen Leipzig ein stälkereS Contingent stellt, wieder hierher zurückgekehrt, um den Staub der Großstadt abznschütteln unv in unseren herrlichen Wäldern Erholung zu suchen und zu finden. Unser Ort, ca. I lOO Fuß hoch ans einem Plateau gelegen, eignet sich ganz besonders als Sommer frische. Von den herrlichsten Nadel- und Laubwälder» um schlossen, die sich meilenweit auSdchncu und welche die präch tigsten Spaziergänge bieten, kau» unser Dors ganz besonders Denjenigen, welche ländliche Ruhe und Zninckgezogeiihcit in erfrischender und stärkender Luft genießen »volle», als ein gar herrliche- Plätzchen empfohlen werden. Drc diesige Gegend bietet dem Auge die mannigsachste» Abwechselungen und weite Blicke in taö Land hinaus, z. B. daS Rieseneck mit wunder hübscher Aussicht hinab in da- Saalthal, die Sachsenburg, von welcher au- sich dem Auge ein großartige- Panorama des OrlalhaleS erschlicht, „Cckubert's Höhe" mit ihrer über raschend prächtigen Fernsicht u. s. w. Ein Spaziergang in den große» Thiergarten, in welckcm sich ein reicher Bestand von Roth-, Dam- und Schwarzwild tummelt, ist sehr lohnend. Was die leibliche Verpflegung betrifft, so trägt das Hotel zum Hirsch" auch de» Ansprücken eine- verwöknteren Gaumens vollständig Rechnung; Speisen und Getränke sind bei mäßigen Preisen gut. Wohnungen giebt eS bei billigen Ansorderungen im Hotel, sowie bei den Bewohnern ke- DorfeS, ein biederes und freundliche- Völkchen mit selten offenem Charakter. — Aus der deutsche» Tnrnerschaft. Die Mün chener .Neuesten Nachrichten" melden unterm 16. d. M. auS der bayerischen Hauptstadt: Das siebente deutsche Turnfest findet bekanntlich >m Jahre 1889 in München statt. Es haben deshalb Sonntag Vorimttag« die Sitzungen des AusichuffeS der deutsche» Turnerichrst im hiesigen Ratht.ausc begonnen. Ter erste Vorsitzende. Direktor Maul (K<nlS- ruhe), begrüßte die Versammlung, sowie dm Ehreiiprüsidriitea Direktor Beorgi (Eßlingen) und ein neues Mitglied, Schmidt aus Bon». Als- daun richtete Herr Durndirector Rath Weber (München) an die B rsammluug Namens der hiesige» Tu, «erschuft BegrüßungSworte, hetoneiid, daß hier die alte Stütze dcS lumwfteus und auch Lee rüstige hoffnungsvolle Nachwuchs v.rtretcn s i. Znm stellvertretenden Vorsitzenden wurde BötHke (Danzig), zum Schriiisükrcr I)r. Schmidt (Bonn) gewählr. Geschäftsführer l>r. Goey (Leipzig) erstattete ten Gcichaslsbericht, den er mit einem Hinweise aus den tief be trübenden Verlust zweier deuticher Kaiser innerhalb eine« JabrrS eiuleitetc. Beiden Kaiser» tegle die deulsche Durnerschast Kränze aus den Sarg. Von allgemeinen Benierkungen des Berichtes »ft die zu erwähnen, daß eS ei» gründlicher Jrithuni sei, wen» da und dort gesagt werde, die Bestrebungen der Turnvereine seien nutz- los, oder das deutsche Turuwejen beginne sich zu „v ijuden". welche „Entdeckung" in Oesterreich gemacht wurde. In Demschland und Deutsch-Oesterreich bestehen 4046 Turnvereine, wovon 3682 in 3079 Orlen zur deutschen Durnerschast gehören, mit einer Anzrhl von 350 875 Mann. Im Jahre 1887 hat sich die deutsche Tu ner- chait um 260 Vereine mit 27 750 Mann in 132 verciusorieu verstärkt. — Die antisemitiichen Vorgänge in Oester reich, daS Vorgehen des Erste» Wiener Tui»Vereins, die Aende- ruug des Grundgesetzes des nnderSsterreichischen Gaue« im anli- semilischen Sinne veraulaßten den Ausichnß der druischen Turnerschast. solgeude Anträ,r« deS GeschäslSsüheers vr. Goetz Leipzig) in eine längere Berathing zu ziehen: 1) Wenn der niedrrösterreichische Ga» srin Grundgesetz im antiiemitftch n Sinne aus dem Gautog am 15. Juli obändert, so sei er nach den Bestimmungen des Grundgesetzes der deutsche» Turuerschast aus derselbe» als ausgesch edcu zu betrachten. 2) Der Erste Wiener Turnverein sei so lange ans der dcutjcheu Turnerschaft auszu- chl-cbm, bis er die von« österreichischen Krcistuenrathe verlangte Erklärung aus Ehrenwort abgiebt, sich jeder antisemitische» Agitation in Turnerkreisen und in der Presse zu enthalten und jene Mitglieder, welche sich dieser Forderung »icht fügen, auszn- schließen. — vr. Goetz wurde sür sei» objektives und eingehendes Referat über die geschichtliche Eutw ck.ung der Sach« die Anerkennung der Versammlung, sowie daS Bedauern darüber ausgesprochen, daß derselbe srüher so vielen Angriffen wegen seiner Haltung ausgesetzt war. obwohl er sicher bei seinem Vorgehen gegen d ir Ersten Wiener Durnverein von den besten Absichten geleitet ge- w.'sen sei. Die antisemitischen Exceffe worden von mehreren Red nern lebhaft bedauert, wobei ei» Redner als ein Curiosum con- statrrte, daß in Oesterreich der Antisemitismus oft am stärkste» in solchen Orten austrete, in welchen die wenigsten Juden sind. Heiterkeit.) Mehrere Redner zogen in Zweifel, ob denn da« Grundgesetz der deutschen Durnerschast dem Ausschuffe die Befugniß gebe, einen Ga» auszuschlilßeii. Die Meinungen hierüber waren getheilt. Ohne der Abstimmung über die Gvetz'jchcn Anträge zn pröjndiciren. nahm der Ausschuß eine von Pros, vcdder (verstau) beant-agtc Resolution an, der Ausschuß billige vollkommen das vor- gehen des österreichischen KreittrirnratheS gegen den antisemitischen »ieberösterrcichischen Gau. (Die österreichischen Mitglieder der Ver sammlung enthielten sich hierüber der Atst-mmung.) Der Bericht der Münchener „N.uesten Nachrichten" sährt dann fort: Nach auS Wie» eiugclroffeneu Mitthcilungeu hat der niederösterreichische Gautag gestern die Abänderung deS Grundgesetzes im aniisei,»tischen Sinne angenommen; sonach ist der niederösterreichische Gau aus der deuischrn Turnerschaft nunmehr als ouSgeschieden zu erachten, ebenso der Erste Wiener Turnverein, so lange er nicht aus Ehrenwort versichert, die antisemilischc Agitation aüfzugebe» und seine antisemitischen Mitglieder auszuschließen. Zur Sache bemerkt die Wiener „Neue Freie Presse": „Für denjenigen, welcher die Vorgänge indem Ersten Wiener Turnverein, der zugleich den Niedrrösterreichischen Turn- gau beherrscht, ausmerksam versolgt hat. sind die Gründe klar, welche den Ausschuß der deutschen Turnerschaft, das sst die oberste Behörde in der Organisation der deutschen Turnerschaft, zu seinem Beschlüsse bestimmt haben. Ter Erste Wiener Turnverein hat etwa im Februar vorigen Jahre- den Beschluß gefaßt, daß nur Mil- glicder „arischer Abstammung" diesem Vereine angchören dürfen, und nachdem diese Sialutenänderung die Genehmigung der nieder- österreichischen Statthalter«, erhallen hat, wurden sämmtliche Nicht- Aiier zum Austritte auS dem Vereine ausgesordert, beziehungsweise ausgeschlossen. Dieser Beschluß wurde, wie bekannt, vom Ausich ffe der deutschen Durnerschast mißbilligt, und insbesondere das ges häiis- sührcnde Organ dieses AuSschuff.S, Herr Goetz. verurihciltc das Vor- gehen des Ersten Wiener Turnvereins in de» Ichärssten Ausdrücken, was allerdings zur Folge hatte, daß Herr Goetz von den ontisemi- tistheu Häuptlinge» des Ersten Wiener Turnvereins mit den üblichen Kraftworten beschimpft wurde. Der Erste Wiener Turnverein ries serner aus dem letzte», in KremS abgehaltenen Kreieturnsestc dir häßlichsten Ecandalsceneu hervor und setzte eS schließlich durch, daß auch der Niederösterreichische Gauturntog daS Grundgesetz de- Nieder- österreichische» Turngaues im antisemitischen Sinne abänderte. Die Antwort, welche der Alisschuß der deutschen Turnerschaft, der eben in Manche» versammelt war, um die Vorbereitungen zu dem siebenten allgemeinen deutschen Turnfeste zu treffen, aus bieten Beschluß er- theilte, war die Ausschließung deS Niederösterreichische» Turngaues und dcS Ersten Wiener Turnvereins auS der deuttchcn Turnerschaft. Die nächste Wirkung dieses Beschlusses ist, daß der NlcderSsterrkichijche Turngau und der Erste Wiener Turnverein keine Einladungen zn dem Ende Juli 1889 i» München stattfiudeiiden allgemeine» deutschen Turuseste erhalten werden. --- Karlsruhe, 18. Juli. Hosrath Maier auS Baden- Baden ist gestern mit dem Gehcimratb Tanner hier ein getroffen. Dieselben untersuchten auf das Genaueste die Augen der Großherzogi» und constatirte» den guten Erfolg deS bisherigen Heilverfahrens. Die Fortsetzung desselben berechtige zu den besten Hoffnungen einer völligen Wieder herstellung. (Wiederholt.) --- Neustadt i. Mecklenburg, 17. Juli. Die städtische Baugewerk-, Tischler-, Maschinen- und Müblcnbcru-Schulc wurde in» Schuljahre 1887/88 von 150 Schülern — 35 im Sommer- und l l5 im Winter Semester — besucht. Die Frequenz hat demnach erfreulicher Weise wieder ganz erheb lich zugenomincn und wird nach dem Besuche im Sommer- Semester 1888 und den zum Winter-Semester 1888/89 bereits einqegangenen Anmeldungen zu schließen, auch im nächsten Schuljahre in gleicher Weise weiter zunchmen. --- In der „Straßburger Post" wird ein Ausruf zur Errichtung eines Denkmals für Kaiser Friedrich bei Wörth veröffentlicht. ----Pest, 17. Juli. In der ungarischen Aristokratie ereignete sich gestern folgender traurige Vorgang. Stephan Pecky bewarb sich um die Hand der Eomtefl- Ilona Kiß; dieselbe wurde ibm verweigert; hieraus begingen die Liebenden aus drin Friedhöfe Szent Jvany einen Selbstmord
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