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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880718
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880718
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-18
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.07.1888
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Mrschet«t täglich früh S'/, Uhr. »eßsM« u» Lr»e»üi-» Johannasgasse 8. Aprechß»»-»« »er Neö«rN«». vormittag« 10—1» Uhr. Nochmtktag« 5—6 Uhr. »>» w» »FliN m-nnkr«»» «MW »ch »L «»«3t«» »tcht »»rdmtuj. Auuutz«, tz«, für Sie uichftfolgr»»« U«»«er ä«B««te» Juserute »» v*che»t«,e« »ts » lltzr «ach»ttt«,s. »»Go»» «,»Ke»t«,e»fräh di«'/.» Uhr. 3n de> FUi»lrn ftr Ins.-Ln»ah«e: vtt< Me«». Universitätsstraße 1. ^ Loni« Lösche. 7 »athariuruftr. 23 part. u. K«»ig«platz 7, „ »»r bi« '/,S Uhr. myMr.TaMM Anzeiger. , Zß7 Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. MHo»»O«O«t»p»eiO vierteljährlich »>/, Mk. irrt. vri»aerloh» b Ml., durch die Post bezöge» SM. Jede einzelneNmmnecNl)Pf Belegeremplar 10 Pf. Gebühre» für Extrabeilage» (i» Dogeblatt-Format grsatzt) «hne Postbeiördmmg SO M «t» PostbesSrdevmG 70 M Ialerate Sgch Grober» Schrtfte» laut Dadellarischer ». Ztsfrrusatz »ach hoher» i ilrrianlrn »»ter dem Redaetto,«strich dt» «aefpUlt. Zeile »0 Pf., vor de»Fo«ilte,»»chrtchte» di« «gespaltene Zeile 40 Pf. J»ferate sind stet« »»dir Gtt»r»tN«> »» lende». — Rabatt wird »tcht gegeben. Zahlung pmonumarnoäo oder durch Poft- »achnahmr. »e Petttzeile »0 Pf. t «»f. Prei«v«rzetch»th. »fa» »ach hoher« Darts. 200. Mittwoch den 18. Juli 1888. 8L. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Bekanntmachung. Der officielle Anfang der diesjährigen MicharliSmrffe fällt «ms den 24. September und es eudigt dieselbe mit dem 1» Oktober. Während dieser drei Wochen können alle in- und aus ländischen Handelsleute. Fabrikanten und Gewerbtreibende ihre Maaren hier öffentlich feilbieten. Doch kann der Großhandel in der bisher üblichen Weise bereits in der zum Auspacken bestimmten Vorwoche, vom 17. September an, betrieben werben. ^ Das AuSpacken der Maaren ist den Inhabern der Meßtocal« in den Häusern ebenso wie den in Buden und auf Ständen seilhaltenben Verläufern in der Woche vor der Böktcherwoche gestaltet. Zum Ginpackeu ist das Offcnhaltcn der Meßlorale in den Häusern auch in der Woche nach der Zahlwoche erlaubt. Jede frühere Eröffnung, sowie jede- längere Ostenhallen eines solchen VerkausSlocalS, ebenso daS vorzeitige AuS- packe» an den Ständen und in den Buden wird, außer der sofortigen Schließung, jedesmal, selbst bei der ersten Zuwiderhandlung, »nt einer Geldstrafe bis zu 7A Mark oder entsprechender Haft geahndet werden. Auswärtigen Spediteuren ist von der hauptzollamtlichen Lösung des WaarenverschluffeS an bi- mit Ende der Woche nach der Zahlwoche da- Speditionsgeschäft hier gestaltet. Leipzig, den 12. Juli 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr Georgi. Henaig. ' Vekamltmachung» Die Metzbörfe für die Lederindustrie i« nächster Michaelismcsse wird DtenStag, de» 18. September 1888, Nachmittags von 2—5 Uhr im Saal« der „Neuen BSrfe" hier abgehalten werden. Leipzig, deu 12. Juli 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. ' ' Vr. Georgi.Hennig. Schlrußenban. Bekanntmachung. Di« Leuchtkraft de« städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom 8. btS mit 1A. dieses Monat- im Argand- drenner bei 2,5 Millimeter Druck und 150 Litern stündlichem Eonsum da- 17,g fache der Leuchlkrast der deutschen Normal kerze von 50 Millimeter Flammenhöhe. Das specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0 438. Leipzig, am 17. Juli 1833. DeS Raths Deputation zu den Gasanstalte« Bekanntmachung. Di« Herstellung verichievener Fußwegübergänge soll an einen Unternehmer i» Accerb verdungen Werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RalhhauS, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14. au» und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Fußw-güb-rgänge" versehen ebendaselbst und zwar bis rum 28. diese- Monat- Nackmittag- 5 Uhr einzureichen. ... Der Rath bebält sich da- Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, deu 14. Juli 1888. DeS RathS der Stadt Leipzig Id. 2907. Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 2. d. M-, die Ablagerung von gewachsenem Boden und Bauschutt im Absallgrabeu de- Kirsch« und Kopfwehres am Schlcußiger Wege detr., macken wir hierdurch bekannt, daß wir von und mit dem IS. d. M. die Abfuhr pro zweispännige Fuhre nur mit 30 vergüten werde». Leipzig, den 18. Juli 1888. - Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 3030. vr. Georgi. vr. Krippendorff. Kür den Neubau deS Polizeigebäude- hier werden di« Schmiede» und LÜalreisen Arbeiten unter Entbindung der bisherigen Herren Bewerber von ihren Angeboten hiermit anderweit zur öffentlichen Submission ausgeschrieben. Arbeit-Verzeichnisse und Bedingungen können auf unserem Bauamte, Rathhau». 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, gegen Erstattung von 2,0 entnommen werden. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Neubau Polizei-Gebäude, Schmiede- und Walzeisen-Arbetten" bi» zum v. August d. I. Nachmittag- 5 Uhr daselbst einzureichen. Wir behalten un» die Auswahl unter den Anbietendcn bez. auch die Thrilung der Arbeiten, sowie Ablehnung sämmtlicher Angebote vor. Leipzig, den 13. Juli >888. Der Rath der Stadt ld. 2V55. vr. Georgi. vr. Krippendem Slodldibllmhek. Di« üblich« Reinigung und Musterung der Gtedtbibllotbek findet die« Jahr in der Woche vom 23. bi« zu« 28 Juli statt. Dazu sind alle ansgelteheueu Bücher bi« späte»«»» ,»m »l. Jult zuräckzugeben. Während der Reinigung dleibt die Bibliothek ge« schloff»». vr. »N»«OUtt. Im hiesige» Orte solle» verlchiedeue Straße» mit Gchlentze» versehen und di« bezügliche» Arbeite» an eiaeu Untrruebmer ver gebe» werden. Diejenigen, welche sich um diese Schleußenbauten bewerben wolle», können Blanqnetl, EontractS- und SubmissionSbeding»nge» gegen Erstatt»»« der Gchreiblöhne beim hiesigen Gemeindeamte, woselbst auch die Zeichnungen »ingeseheu werden können, entnehme«. Offerte» find daselbst versiegelt unter der Ausschrtft „Schle»ßeu- bau" bis zum 18. galt diese» Jahre» einzureichen. Die Auswahl «»ter den Bewerber» wird Vorbehalte». Stötteritz, am 18. Juli 1888. Der Semetnderath. Michael, Gemeinde-Vorstand. SteinMchsverpachtnng. Der in den Befitz der Stadtgrmeind« Laustak übergegaugene Stttia sch» Etetxdrnch soll ehebaldiaft verpachtet »erde». R'lleeienten werde» ersucht, sich bis 10. >»G»ft diese« Jahre« bei »»« za melde». SmfiK °m 1». J»„ 1888. De, Gtaptrath. vr^ustr. Kabta». Nichtamtlicher Thetl. Die Reise Kaiser Wilhelm'» »»d die russische Presse. Zwei Aeußerungen russischer Blätter Uber dir Begegnung der Kaiser von Rußland und Deulschland haben der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" Gelegenheit zur Abwehr ge geben. Die „Moskauer Zeitung" sagt in einem Artikel mit der Ucberschrist „In Erwartung besserer Zeiten": „Frankreich bat zu der Zusammenkunft in der vernünftigen Ueberzeugung Stellung genommen, daß Rußland eS im kritischen Augenblick doch nicht verlosten wirb." Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erwidert daraus, daß man au- dieser Bemerkung die Wünsche und Hoffnungen der russischen Panslawisten ent nehmen könne, daß man aber auch bei un» darau» die Klarheit gewinnen werde, wie unfruchtbar alle Bemühungen sein würden, eine Partei zufrieden zu stellen, die sich durch die „Moskauer Zeitung" vertreten läßt. Die zweite Acußerung findet sich in der „Nowoje Wremja" und lautet: „Die Initiative zu dem Schritte, der offenbar eine innige Annäherung an Rußland erstrebt, ist nicht von St. Petersburg, sondern von Berlin au-gegangen, und dre ist doch schon ein Beweis dafür, daß man da» Bedürfniß nach einer solchen Annäherung in den höheren NegierungSkreisen Deutschlands stärker empfindet al» in St. Petersburg." Die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erklärt diese Auffassung ür eine Neberschätzung asiatlschen HochmuthS und asiatischer Unwissenheit. Beide russischen Zeitungsstimmen mit den daraus gefolgten Erwiderungen der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" sind charakteristisch für da- Berhältniß, in welchem die öffentliche Meinung Rußlands oder ein Thcil derselben zu deu Absichten de- Kaiser« und der von ihm abhängigen russischen Ne gierung steht. ES liegt darüber ein Urlheil des Fürsten BiSinarck vor, welches derselbe in seiner berühmten Rede vom 6. Februar ausgesprochen hat. Dasselbe lautet folgender maßen: „In Rußland hat die Presse nicht denselben Einfluß wie in Frankreich auf die öffentliche Meinung, sie ist höchsten» da» Barometer dafür, wa» nach Lage der russischen Preß- gesetze z,«gelassen wird, aber obne die russische Regierung und Se. Majestät den Kaiser von Rußland irgendwie zu engagiren. Gegenüber den Stimmen der russischen Presse habe ich da» unmittelbare Zeugniß de» Kaiser- Alexander selbst, nachdem ich seit mehreren Jahren vor einigen Monaten wieder die Ehre gehabt babe, von dem Zaren in Audienz empfangen zu werden. Ich habe mich auch da wieder überzeugt, daß der Kaiser von Rußland keine kriegerischen Tendenzen gegen un» hegt, keine Absicht hat, un» anzugreifen, überhaupt An griffskriege zu führen. Der russischen Presse glaube ich nicht, de» Worten de» Kaiser» Alexander glaube ich und vertraue ich ab solut. Wenn beide mir gegenüber aus der Waage liegen, so schnellt da-Zcuguiß der russischenPresse mit ihrem Haß gegen Deutschland federleicht in die Höhe, und daS Zeugniß des Kaisers Alexander persönlich hat daS durchschlagende Gewicht für mich. Ich sage also: die Presse veranlaßt mich nicht, unsere Beziehungen zu Rußland heute schlechter ausrufassen al» vor einem Jahre." Niemals zuvor ist der Gegensatz zwischen der russischen Presse und den in den höchsten Kreisen Rußland- herrschenden Anschauungen schärfer hervorgetreten al- in den beiden vorher mitgetheillen Aeußerungen der „Moskauer Zeitung" und der „Nowoje Wremja". Der Zusammenhang zwischen solchen Aeußerungen und der öffentliche» Meinung mag noch so lose sein, al» reine Privatansicht der Verfasser sind sie auf keinen Fall anzusehen. E» besteht in weilen Kreisen der russischen Bevölkerung volle Uebereinstimwung mit den Urlbeilen und Ansichten der Presse, Wenn da« nicht so wäre, würden die betreffenden Zeitungen ihr Erscheinen einstellen niüssen. Der Geist Katkvw'S wirkt auch nach seinem Tode in der „Moskauer Zeitung" fort, und man wird doch nicht n Abrede stellen können, daß dieser Panslawist großen Ein- luß aus die öffentliche Meinung nicht nur Moskau-, ondern Rußlands überhaupt gehabt hat. Mit der Preß» aesetzgebung ist e» auch eine eigene Sache. In einem adsolulcn Staat« würde man Preßstimmen, welche in schroffen Gegensatz zur Regierung-Politik stehen, nicht zulassen, wenn nicht ein Theil der Bevölkerung dahinter stände; die Presse ist in Rußland wie auch anderswo da» Sicherheitsventil, durch welche- Wünsche und Urtheile, deren Verschweigung Unheil anrickten könnte, zur öffentlichen Kenntniß gebracht werden. Aber der Weg vom Wort zur Thal ist in Rußland länger al» beispielsweise in Frankreich, und i» diesem Sinne sind wohl die Worte de- Fürsten BiSmarck auszusassc», daß in Rußland die Press« nickt denselben Einfluß aus die öffentliche Meinung habe wie in Frankreich. Kaiser Alexander und seine Regierung sind unzweifelhaft freundschaftlich gegen Deutschland gesonnen, aber von der panslawistischen Presse kann nur da« Gegentheil behauvtet werden, «nb wo diese Presse anfängt und aushvrt, ist sehr schwer zu sagen. Die „Nowoje Wremja" batte beispielsweise noch vor Kurzem Worte entschiedener Anerkennung für Deulschland» Friedens politik, und trotzdem läßt sie sich jetzt zu Bemerkungen Hin reißen, die so sinn- und tactlo» sind, daß man sie nicht be greift» könnte, wenn nicht schroffe Uebergänge zu den, Wesen de» russischen NalionalcharakterS gehörten: „Qratter Io Uu»o «t ran» trouvorer lo Tatars." Da» ist e» auch, wa» die Erwiderung der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" be sagen will. Dir sind der russischen Presse gegenüber daraus angewiesen, sie entweder widerspruchslos gewahren zu lassen, ober ihr bei passender Gelegenheit echt deutsch die Meinung zu sagen, wie da» die „Norddeutsche Allgemein« Zeitung" in den beiden erwähnten Fällen letzthin gethan hat. Mau wird aber nicht leugnen können, daß derartige Preßstimmen unmittelbar vor einer hochwichtigen Znsammenrunst zweier mächtiger Herrscher, welche der Befestigung de» europäischen Friedens gewidmet ist, nicht gerade zu den besonderen Annehmlichkeiten gehört. Die gesammte deutsche Press«, von der conservativen bis zur deutschfrcisinnigen Partei, hat ihr Beste» gethan. um die Herausforderungen der russischen Presse und ihre Anfeindungen gegen Deutschland der Vergessenheit zu weihen und sich an die erfreuliche Gegenwart zu halten, welche der Bewahrung de» europäischen Frieden» die willkommensten Aussichten er öffnet. Dagegen ballen einflußreiche russische Blätter den Augenblick für vassend, um die Sympathie Rußland» für Frankreich aus» Neue hervorzuheben und Deutschland al» in einem gewissen AbhängigkeitSverhältniß von Rußland stehend darznstellen. Wenn auch die russischen Preßgesetze derartige Taktlosigkeiten gestatten, so dürfen wir nicht vergessen, daß die russischen Blätter auch in Frankreich und zwar mit Vorliebe gelesen werden, zumal wenn sie Angriffe und Beleidigungen gegen Deutschland enthalten. Wenn solche Preßstimmen in Rußland selbst die gebührende Abfertigung und Zurückweisung erhielten, so würde da» offenbar eine ganz andere Wirkung im AuSlande haben, al» die Erwiderungen der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" bei aller Sachlichkeit uud Zweckmäßigkeit haben können. An der freundschaftlichen Uebereinstimmuna der Kaiser von Deutschland und Rußland in allen sie persönlich betreffenden Angelegenheiten ist von vornherein niemals zu zweifeln gewesen, aber ob diese Freundschaft sich auch aus die Mehrheit de» russischen Volke» erstreckt, ist nicht ebenso sicher. Der Kaiser von Rußland ist zwar der absolute Beherrscher Rußland», aber aus die öffentliche Meinung Rußland» hat er doch nicht den bestimmenden Einfluß, welcher iin Interesse der dauernden Erhaltung de» Frieden» nöthig wäre. Die russischen Zustände sind seit langer Zeit so krank, daß wir eS noch vor Kurzem für ein Wagniß hielten, wenn sich ein Mitglied de» deutschen Kaiserhauses nach Rußland begab; heule ist ja darin eine merkliche Aenderung zum Bessern ein- gelreten, wir begrüße« die Kaiserrrife Wilhelm'» II. al» eine werlhvolle FriedenSbürgschast, aber wir können den Wunsch nichl unterdrücken, daß die öffentliche Meinung Rußland» mehr, als der Fall, sich der Wichtigkeit der Begegnung der beiden Kaiser bewußt sein möchte. » Leipzig, 18. Juli. * Di« „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" he- schästigt sich mit der „Nowoje Wremja", di« anläßlich der Kaiserreise u. A. bemerkt hatte: „Dir Initiative zu dem Schritte, der offenbar eine innige Annäherung an Ruß land erstrebe, sei nicht von St. Petersburg, sondern von Berlin ausgegangen, und die- doch schon ein Beweis dafür, daß man da» Bedürfniß nach einer solchen Annäherung in den höheren Regierungssphären Deutschlands stärker empfinde al» in Sl. Petersburg." Darauf erwidert die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" . . .: „Die Initiative zu dem Besuche ist, wir wiederholen e», natürlich von Berlin auSgeaangen, aber die Folgerung darau», daß man da» Bedürsnitz nach einer Annäherung bei der Negierung Deutschland» stärker empfinde als in St. Petersburg, ist eine Neberschätzung asiatischen HochmuthS und asiatischer Unwissenbeit." Zu einer zweiten Aeußerung giebt der „Norddeutschen Allgemeinen Zei tung" daS Märchen de» „Matin" von den verschwundenen Papieren deS Hochseligen Kaiser« Anlaß, ein Märchen, da» u. A. der „Intransigeant" mit folgender Variante gebracht hat: „Man erzählt in den officielle» Berliner Kreisen, dieKaiscrin- Witlwe (Victoria) habe erklärt, sie würde, falls der Kanzler aus der Veröffentlichung der dem 1>r. Bergmann übertragenen Geschichte (der Krankheit Kaiser Friedrich'«) bestehe, ihrerseits mit der Veröffentlichung von verschiedenen Documenten antworten, die einen „enormen Scandal" Hervorrufen würden." „Wir können un«, meldet die „Ncrddeutsche Allgemeine Zeitung", Uber die Verleumdungen der erhabenen Witlwe Kauer Friedrich'» be trüben; dieselben können aber sicherlich nicht dazu beitragen, unsere Achtung vor dem politischen Urtheil der französischen Nation zu vergrößern. Daß e< in Frankreich möglich ist, dergleichen Geschichten zu drucken, obne sich lächerlich zu machen, beweist eben, wie weit Frankreich in der politischen Bildung hinter Deutschland zurückgeblieben ist." — Endlich erzählt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" einen neuen Fall von Belei digung eine» deutschen Reisenden in Frankreich und knüpft daran die Bemerkung: „Dieser Vorfall zeigt die Art der Gastfreundlichkeit unserer Nachbarn Deutschen gegen über ausS Neue in Hellem Lickte. E» genügt, deutsch zu reden, nin sich den schimpflichsten Beleidigungen auSzusetzen. Solche Erfahrungen beweisen aber auch, daß ReichSangchörige eS vermeiden sollten, den französischen Boden zu betreten. Sicher wäre eS daS Weiseste, jene Leute mit ihrem wilden Deutschenhass« sich selbst zu überlassen und. wenn möglich, gar nicht mit ihnen in Verbindung zu treten." * AuS Berlin, 14. Juli, wird der „Weserzeituna" ge schrieben : Die Nachricht von einem Besuche de» Kaiser in Stockholm und Kopenhagen tritt jetzt mit größter Be stimmtheit auf, obwohl an der Stelle, wo Kenntniß vo» einer derartigen Erweiterung de» ursprünglichen Neiseproiect» vor handen sein müßte, nach wie vor jede bestimmte Erklärung über diese Angelegenheit abgelehnt wird. Auf die politische Bedeutung Vieler beiden Besuche ist schon hinqewiese»; jetzt bereit», wo noch jeder zuverlässige Anhalt über die Aus führung derselben fehlt, lassen die Bemerkungen der schwe dischen und dänischen Zeitungen erkennen, wie hoch man in beiden Ländern eine Aufmerksamkeit, wie sie «ine Fabrt de» Kaiser-nach Stockholm und Kopenhagen bedeuten muß, schätzen würde. Der König von Schweden wie die Mitglieder de» schwe dischen Königshaus«» haben sich in dem letzten Jahrzehnt, be sonder» seit der Verbeiralbung des Kronprinzen von Schweden mit der Eousine de- jetzt regierenden Kaiser- häufig in Berlin sehen lassen. Der König von Dänemark hatte hier gleicksall- nach zwanzigjährigem Grollen im Jahre 1884 einen Besuch abgestattet. Da- hohe Alter de- damals regierenden Kaiser» Wilhelm verbot eine Erwiderung dieser Aufmerksamkeiten. Wa» damals unterbleibe» mußte, koS schickt der Enkel, unser jetzt regierender Kaiser, sich an nachzuholen, und e- ist sicherlich zu erwarten, daß diese Besuche auch aus die poli- I tischen Beziehungen der nordischen Staaten zum deutschen I Reiche von Einfluß sein werden. Bei dieser Gelegenheit mag I noch Eine- nntgetheilt werben. In jüngster Zeit waren hier I und da in privaten Kreisen Gerüchte über eine Rückkehr de« Ohrenleiden«, da« den Kaiser früher befall«, verbreitet, und ein Besuch de» behandelnden Arzte» vr. Trautmarm beim Kaiser sollte als Bestätigung der Nachricht gelten. Dieselbe ist indessen vollständig unbegründet, von jenem früheren Leiden, da» überhauvt nicht ernstlicher Natur gewesen, ist der Kaiser gänzlich genesen. * Zu der Wahlbewegung in Preußen schreibt die „Nationalliberalc Correspondenz": Während zur Frage der Erneuerung des evuservativ-uational- liberaleu Wahlcartel» bisher nur ZeitungSsttmmea vo« «ehr oder minder Gewicht und Autorlsatlon Vorlagen, hat die eouservattve Partei nunmehr den Ansaag gemacht, thatsächlich das Büodniß auszuISscn und zu zerstöre», und zwar an einem V«»ct, »o es be sonder« geboten geweieu wäre, da» Partet-Jaterrffe hi»t«r den nationalen und patriotischen Rücksichten znrücktrete» zn lasse», uäm- lich tu der Provinz Haauover. Der konservativ« Berel» z« Hannover hat in seiner letzte» Generalversammlung beschlösse», bet den bevorstehenden Wahlen die Verbindung mit den Gewerbe treibenden aufrecht zn erhalte» »ad selbständige Laadidaten zum Adgeordnetenhanie in der Stadt Hauuover anfznstelle«. Ohne Pweise! wird dies Beispiel auch in der Provinz befolgt werde«. ES handelt sich also om einen Versuch, mit Hilfe der züuftlerischea Beftre- bungeu, obschon diese mit dem preußischen Landtag gar »ichts z» thun baden, die Nattonalliberalen an» ihrem Besitzstand zu verdrängen. Darüber wird Niemand eine größere Freude haben als Herr Wiudt- horst Die hannoverschen Tonservativen verwahren sich zwar gegen den Vorwurf, die »elfische» Interessen zu fördern; sie rühmen sich sogar, allein im Stande zu sein, da- Welseuthum t»»erlich über- winden zu können. Allein diese nichtigen Redensarten sollen nur da« eigene böse Gewisse» übertönea. Di« co»servative Bewegung in Hannover könnte nur mit Hilfe der Welfe» ri»ta« Erfolge er zielen. und eia Wiederaufleben de« Welseuth»m« ist die gan» un vermeidliche, wenn auch vielleicht nicht beabsichtigt« Folg«. Die Zünftler, an welche sich der konservative Ausruf, »»nüchst we«det, sind ohnehin stark mit welfischea Elementen durchsetzt. In rtwatgen Stichwahlen werden natürlich die Welsen und Ultramoutaue». bei ihrem bittern Haß gegen die Natioualltberale», für die konservativen Candidaten stimmen, und ebenso umgekehrt, deu» ei» Dienst ist de« andern werth. Aus diese Weise soll da« Welfrnthum innerlich über wunden werdenl * Die Frage nach der Grenz« de» de» Lebrern zu» stehenden Züchtigung-rechte» ist, wie ermnerlich, in Preußen durch neuere Gerichtsentscheidungen in einer die- Recht einschränkenden Weise entschiede« worden. Hierdurch ist der EultuSminister veranlaßt worden, an vie Provinzialregierungen und Schulcollegten folgend« Ver fügung zu erlttssen: „Die GerichlohSfe, welche mit der Entscheid«»- über dir Von den Berwultungtbchörden erhobene» durch vertnettttlichr Ueber- schreitung de« dem Lehr«, z»steh«»den ZächttgmmrrechteS verau- laßte» Lonflicte besaß« wäre» bezw. besaßt find, habe» bt« t» die neuere Zeit die Praxi« befolgt, rechtliche« GehSr gege» Lehrer, welche au« diesem Anlaß gerichtlich in Anspruch genommen wurden, nur dann »» gewähre», wen» eine Ueberschreitung der durch da« Gesetz selbst vorgezeichneten Grenzen de« Züchtigung-rechte« vorlag. Diese Praxi« ist neuerdings tu mehrere» Erkenntnissen de« könig liche^ Oberverwaltuug-gericht« verlassen worden, an« deren Zahl ich da« tu einer Privatklage H. eontr» E. am 26. November v. I. ergangene Urtbeil in einem Druckexemplarr betlege. An« der Be- gründung diese« Urlheil« wird di« königliche Regiernng «. ersehen, daß der genannte Gerichtshof jede» Verstoß der Lehrer gegen die Anweisung«», welche ihnen vo» Seiten ihrer Vorgesetzte» Behörde« über die Ausübung des Züchtigung«rechte« in präsumtiver Form er- theilt worden sind, für eiae Amt.'überichreituna im Si»»e des 8 11 de« Linsührung«geietze« z»m SerichiSverfossungSgeietz« erachtet, woran« alsdann weiter folgt, daß überall, wo diese Loraissetznug zutrifst, die gerichtliche Verfolgung zugelassen wird, gleichviel, ob der Lehrer sich einer Ueberschreitung der gesetzlichen Grenzen de« Züchtigungsrechle« schuldig gemacht hat oder nicht. Hiermit ist für die Unterricht-Verwaltung eine Lage geschaffe», welche im Interest« der Schule wie de« Lehrerstandr« einer Abhilse dringend bedarf. Wird ohne Rücksicht aus da« Borhaud»»sei» eine« strafrechtlichen Thatbestaode« die gerichtliche Verfolgung der Lehrer wegen Au«- übuiig der Schulzucht blo« deshalb zugelassen, weil der Lehrer gegen eine behördlich« Anweisung gefehlt hat, welche gar »ich« in der Ab- sicht ergangen ist, die Grenze, der strafrechtlichen Verantwortlichkeit »n verrücken, so wird, da eia pädagogischer Mißgriff für sich allein strafrechtlich nicht in Betracht kommt, die Zahl der Processe, zu denen die Au-übung de« Züchtigungrechte« der Lehrer Anlaß giebt, in erheblichem Maße durch eine Reih« von Fällen vermehrt, welche nothwendig mit Freisprechung endigen müssen. Ans dies« Weise wird der Zweck, welchen die Institatio» der Lonflicts-Erhebuug ver folgt, und welcher darin besteht, die Lehrer bei Ausübung ihres Berufes innerhalb der ihnen durch daS Gesetz gezogenen Grenzen gegen gcrichllich« Verfolgung sicher zu stelle,, nicht blo« verfehlt, sondern in sein Gegentheil verkehrt. Die weitere Folge ist, daß die Lehrer in der Handhabung de« Züchtigungsrechte« unsicher werden und die Schulzucht eine schwere Schädigung erleidet. Daß e« ge- liagen sollte, eine Aenderung der VerwaltungS-RechtsPrechung zu erreichen, ist nach der ausführlichen Motivirung der Entscheidung am 26. November vor. Irs. um so weniger zu erwarten, als das königliche Ober-Berwaltungsgericht mehrere andere LonflictSsnchen in gleichem Sinne entschieden hat. Es bleibt demnach nur übrig, den Anlaß, welcher zu dem unerwünschten Zustande aesührt hat. im VerwallnngSwege zu beseitigen. Demgemäß weise ich di« könig liche Regierung rc. hierdurch an, alle von ihr erlassenen allgemeinen Verfügungen, welche dem den Lebrern zustehenden ZüchtigungSrechic hinsichtlich deS Maßes oder der Art seiner Ausübung engere Grenzen ziehen, als eS die bestehenden Gesetze thun, ausdrücklich auszuheb n. Mit dieser den Lehrern in geeigneter Welse bekannt zu machenden Anordnung wird die eindringliche Mahnung an die Lehrer zu ver binden sein, von der ihnen gewährten Freiheit den rechten Gebrauch zu machen und niemals zu vergessen, daß die elterlich« Zucht das Vorbild aller Schulzucht ist und bleiben muß. Auch sind die Lehrer darüber nicht im Zweifel zu lassen, daß pädagogische Mißgriff-, denen sie sin, etwa bei An-übnng der Scholzucht hinsichtlich der Maßes, der Mittel oder der Art der Strafe schuldig machen lolllen, je nach Lage de« einzelnen Fallet strenger diScrplinarsscher >h,dung unterworien bleiben. Collie die königlich« Regierung «. für an gezeigt erachten, hiermit eine Zusammenstellung der am häufigsten vorkommenden Verstöße zu verbinden, welch« eia Vorsichtiger Lehrer zu vermeiden bestrebt sein wird, so finde ich hiergegen unter der VoranSsktzung nichts zu erinnern, daß solcher Zusammenstellung der insorniatorische Ldarakter streng gewahrt bleibt und lebe disposiiive Vorschrift vermieden wird, deren etwaige Nichtbeachtung al« eine AmlSüberschreitung angesehen »erdea könnte." * Die .Fandeszeitnng" für Elsaß-Lothringen bringt eine Verordnung, nach welcher Privaturkunden in französischer Sprache, sofern dieselben ein spätere« Datum als den 1. Juli 1372 oder gar kein Datum tragen, vom 1. Januar 1889 ob auSnabmlo« eine deutsche, von einem vereiveten Uebersetzer beglaubigte Uebersehung auf Kosten der Partei beizufügrn ist. * Die Nachricht deS „PahS", einem Oberstliruteuant von elsässischer Herkunft vom Kriegsministerium in Paris, dem aus der deutschen Botschaft in Eile kein Paßvisum ertheilt wurde und der nur Empseblungen erhielt und damit die Grenze passiren durfte, sei in Straßburg verboten worden, die Leiche seines Vater« zum Friedbof zu geleiten, ist voll ständig unbegründet. Es bandelt sich vielmehr darum, daß der Commandeur rine» Infanterieregimente« mit regelmäßig
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