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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-22
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1888
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Dritte Oeilage jum Leipziger Tageblatt und Anrriger. ^ 2V4. Sonntag den 22. Juli 1888 82. Jahrgang Jur Lage. ** Berlin. 20. Juli. Die Blicke der ganzen Welt sind im Augenblick nach Osten gerichtet, und mit Spannung folgt Alles den Schritten unseres Kaisers. Mit Befriedigung nehmen wir Act von der warmen Begrüßung, die Kaiser Wilhelm im Zarenreiche von Herrscher und Volk zu Theil wird. Wir Deutsche sind nicht byzantinisch genug gesinnt, um anzunehmen, daß diese Huldigungen lediglich der erhabenen Person de« jugendlichen Monarchen gelten, wir wissen sehr wohl, daß >n vem jungen Kaiser zugleich da» mächtige dculicbe Reich in die Erscheinung tritt und daß in ihm auch der Erbe der Grvßthate» großer Ahnen gefeiert wird. Aber wir sind voll berechtigt, auch von unserem jungen Kaiser Große» zu erwarte», und das ist eS, Wa» unS beglückt, daß gleich die ersten Schritte deS jungen Regenten den echten und rechten Hohenzoller erkennen lasten, welcher seine hohe Aus gabe in ihrer ganzen Große erkannt hat und an ihre Lösung mit der Arbeitslust und Pflichttreue herangeht, welche nur die in Kops und Herz gleich innig wurzelnde Vaterland-- liebe verleiht. In Berlin feiert also die große und die kleine Politik, und soweit die Staatsmänner nicht den Kaiser begleiten, feiern auch sie. In den Zeitungen herrscht das Feuilleton, venn correcter Weise spiegeln sie getreu daS öffentliche Leben wieder, und wenn die Diplomaten, die Minister, die Parla» mcntarier in den Ferien. Reichstag und Einzellandtage ge- schiosten sind, dann — in allen Wipfeln ist Ruh' und von Polemik spurest Du kaum einen Hauch i Ja. so sollte es sein — aber weit gefehlt. ES kann der Beste nicht in Frieden leben, wenn eS dem bösen Nackbar nicht gefällt. Und so entfesseln denn die extremen Organe täglich neue .Gründe", um aus die gestrigen Freunde zu Hetzen oder neue Feinde zu .gewinnen". ..Reichsbote" und „Kreuz» zeitung" wollen durchaus keine Ruhe, nur im Kampfe finden sie daS Leben, und die liebe ..Germania" steht ihnen bei. Für das Eartel — gegen daS Cartel, daS sind die Schlacht rufe, unv dock wissen die Streiter eigentlich selbst nicht, zu welchem Zwecke jetzt der Streit geschürt wird. Wenn nicht anders, lasten wir sie dabei. Das zweite Thema ist der Kampf um die klassischen Schulen, ob mehr oder weniger „humanistische" oder,,reale" Bildung. Auch hier liegt schlechthin keine unmittelbare, keine drängende Beranlassung vor. Von keiner Seile droht für die Anhänger dieser oder jener Richtung eine Gefahr. Nirgends ist an maßgebender Stelle eine Veränderung geplant. Auch hier haben wir also keinen Anlaß — für jetzt wenigstens — mit auf den Plan zu treten. Als unbctheiligte Zuschauer können wir aber wenigstens uns amüsiren. Die „Kreuzzeitung" denuncirt wieder einmal die Nationalliberalen. Sie möchte gar zu gern das Bündniß mit den llilramontanen abschließen, um sich und ihnen die Schulen auS- zuliefcrn. wenn Herr Windthorst vaü Stichwort ausgiebt: „Der Kampf um die Schule beginnt." Und nun kommt der köstliche „Beweis", daß die Nationalliberalen, die Verehrer derSimultan- ickulen, die Sittlichkeit ruiniren. Aber wie? Ganz einfach. Die „Krcuzzeitung" läßt sich ausbinden, daß in einer Mädchen schule in Atom ein Aufsatzthema gestellt worden sei. „Die Wuth eines Ehemannes zu schildern, der mit dem Dolch in der Hand sich aus oie ungetreue Ehefrau stürzt!" Diese» Thema führt die „Kreuzzeilung eingehend durch. Da die Nationalliberalen aber für daS Bündniß mit Italien eintreten, also auch die italienischen Zustände billigen, wo angeblich solche Themata in den Schuten ausgegebcn werden, mästen sie nachdrücklich Lurch ein ultramontan-reactionaires Bündniß bekämpft werden. Wir treibe» keinen Scherz, so steht cü i» der „Krcuzzeitung". Wenn auch die „Hundstage" vor der Thür sind, wenn auch die Verlegenheit um Stoff sehr groß >st und Vieles entschuldigt, das doch wohl kaum. Aber wir haben es doch wobl nicht nöthig, im Ernst gegen solche „Vor würfe" uns zu vertheckigen, und zunächst auch nicht nöthig. die „Krcuzzeitung" überhaupt ernst zu nehmen. Wir brauchen sie nicht zu bekämpfen, sie ruimrt sich allein und selber am besten. XI-6. Berliu, 20. Juli. Herr vonNauchhaupt veröffentlicht lauge Betrachtungen über das conservativ-nationalliverale Wahlcartel, aus denen wir weder einen neuen Gesichtspunkt, »och irgend etwas, was auf die ferneren taktischen Entschließungen der Parteien von Einfluß sein könnte, zu entnekmen vermöchten. Die überaus abiprechende Kritik über nationalliberale Politik und Bestrebungen woflen wir dem selbstbewußten Fübrer der confervativen Partei zu gute halten, so sehr ihn auch die eigenen Leistungen in der verflossenen Legislaturveriode bei einer parlamentarischen Macht, wie sie kaum je ein Parteisührer besessen, zur Bescheidenheit veram i isstN sollten. Wenn die nationalliberale Partei so sehr den Boden iiti Lande verloren hat, wie Herr von Ranchhauvt behauptet, so wundert :ms nur, daß die Conservativen unausgesetzt iu so sichtbarer Angst vor dieser Partei sind und innerlich sich so unbehaglich bei dem Gedanken fühlen, allein in den Wahlkamps ziehen zu müssen. Das Resultat der Kritik des Herrn von Rauchhaupt an der national» liberale» Politik saßt die „Kreuzzeilung" folgendermaßen zusammen: „Wo ist im Abgeordnetenhaus« noch ein gemeinsamer Boden für nn ersprießliches Zusammenwirken der conservativen und national liberalen Parle:?" Zu diesem Schluß führen allerdings die Be lrachtuagen des Hauptes der conservativen Partei. Vielleicht findet sich ein besserer gemeinsamer Boden beim Centrum. Herr v. Rauch Haupt hat ja beim Volksschullastengesetz uns sonst bereits den Beo luch gemach:, die parlamentarische Situation aus «in conservativ klerikales Zusammenwirken einzurichten. Wenn er nur in Zukunst bessere Geschäfte dabei macht, als bei jenem so überaus kläglich ver- lausenen Versuch. Colonialpolitisches. * Die Neu-Guinea-Compagnie hat nunmehr eine regelmäßige, einmal monallicke directe Dampserverbin düng zwischen Kaiser Wilhelmsland und dcm austra lischen Festlande ins Leben gerufen. Die Dampfer gehen von Cooktown via Dinner Island nach Finsckhasen und kehren aus demselben Wege nach Australien zurück. Von Fmschbafcn gehen Zwischendampfer »ach Kelana, Konstantin: basen und Hatzfelvtbasen, ferner nach Kalune, Matupi, Mioko nnv Kerendare. Diese Dampfer verlassen Finschhafcn eine Woche nach dem Eintreffen ve« DampserS der Hauptlinie unv kehren vor Abgang deS nächsten nach ihrem AuSgangSort zurück. In Cooktown erfolgt überdies im Anschluß an die Postdampser der Britisch Jndia Company directe Abfertigung „ack Europa. — In der Südsee herrscht allenthalben tiejste Ruhe. * In einer Sitzung de» Lap-Parloment» im Juni dS. II, hatte der Premier-Minister Sir Gordon Svrigg mit Rücksicht aus den deutscherseits mehrfach geäußerten Wunsch, den der Cap- Colouie gehörigen und an unser Schutzgebiet grenzenden Landtheil an der Walsisch-Bai io Südwest.Afrika abgetreten zu er halten, Gelegenheit genommen, zu erklären, daß anch nicht die geringste Absicht seitens der Top-Regierung besteht, jenen Theil der Colonie oder sonst einen Zoll breit Landes, welche« der Colonlal- Negierung gehör», abzutretea. In derselben Sitzung aber halte derselbe Premier-Minister den Wunsch ausgedrückt, daß das deutsche Schutzgebiet in Lüdwest-Asrika dem beabsichtigten südafrikanischen Zollvereine beitreten möge, damit dadurch die Schwierigkeiten be> festigt würden, welche sich au« der Nachbarschaft der deutsch?» Be sitzungen, wo bisher keine Eingangszölle erhoben werden, für die Zollerhebung in der Eap-Lolonie ergeben. Bon maßgebender und berufener Seite wird nunmehr betont, daß Deutschland keinen Grund habe, der Lap-Colonie Schwierigkeiten, welch« dieselbe au« Anlaß der deutsche» Nachbarschaft fühlt, zu erleichtern, so lange dieselbe den b.lechtigten Wünschen wegen Aufgebung der für die Lap-Evlcnie nutzlosen Enklave von Walfisch-Bai Nicht mehr Rechnung zu «ragen geaeigt ist. Die Singhalesen im Zoologischen Garten. ** Aus derselben Stelle, wo vor Kurzem noch braunsarbige Beduinen mit lauge» wallenden, weißen Burnussen aus feurigen Arabern über die Wiese sprengten, um sich m verwegeueo Reitcr- küasteu, in kühnen Manövern als echte Liaver der Wüste zu zeigen, wandeln jetzt gemessenen Schritte« gigantische Kolosse auS Indien, plumpe Elephaotco, daher, aus ihre» Rücken geschmeidige, schlanke Männer tragend. Dazwischen galoppiren aus hellfarbigen Buckel- ochseu, deren Hörner große goldglänzeude Kugeln zieren, andere Ver treter desselben Stammes jauchzend herum, während das ander« Volk die raich rollenden zweirädrigen Karren beuutzt, um, von flink- beioigea ZwergzebuS gezogen, rioe tolle Fahrt aus dem Plane zu riskiren. Milten auf demselben steht rin riesiger, glatt behauener Mast- baum, wohl 20 Meter hoch. An ihm klimmen, geschmeidig wie die Katzen, in raschem Tempo die Singhalesen empor. Während sie die Füße durch eine Schlinge in gleicher Eusernung von einander zu Hallen wissen, umfassen sie fest mit den Armen den Baum und steigen so io ruckweiser Bewegung bis zu schwindelnder Höh« hinaus. Ein lauter Schrei verkündet ihre Tbat. Inzwischen haben sich die anderen Genossen zum Tanz« sertig gemacht, daS heißt sie haben nur den letzten Schmuck von Kelten angelegt, denn die Vorbereituugen für die Tänze erfordern bei der Complicirtheit der Bekeidung längere Zeit. Namentlich da- bei dein Silbertauz in Gebrauch zu nehmende Costüm bedingt zum Alllegen einen Aufwand von Zeit, gegen welchen ta» Toilettemachen einer europäische» Bcilldamc reine Spielerei genannt werden muß. Der sich zum Silbertauz schmückende Smghalese schlüpft zunächst in enge weiße Beinkleider, dann wirst er den „S-rong", einen dünnen weiberrockähnlichen, bunt bedruckten Umhang darüber und schnürt «inen gelb und rotheu Shawl, wohl 6 m lang, fest um den Leib. Nunmehr kommt noch ein langes weißes Tuch, das reichlich 10 w mißt, an die Reihe. Dasselbe weiß der Singhalese einfach mittelst der Hand in kunstvolle Falten und Streiten zu legen, wodurch dieses durch Bindfaden scstgehaltene Gewandstück den Eindruck eines geschickt ge- nähten und malerisch zusammengeleglen Kleides macht. Eiue kleine ausgezackte, mit Silberplättchen belegte Schürze vollendet den An putz. Jetzt wird da« lange schwarze Haar zu einem Knäuel gewickelt, der mitten aus dem Wirbel sitzt; über diesen Chignoa stülpt der geputzte Singhalese eine spitz gedrehte Holzhülse, an welcher ein langes, beim Tanz weithin flatterndes Band befestigt wird. Eia bohes Diadem aus mattem Silber mit hohen Spitzen und klappernden Siiberstückchen kommt dann aus den Kops, an den Oberarm legen sich breite messingene Schulierplatten, an die Ohren große ornamentirie Ci!be> schalen, während den nackten braunen Oberkörper ein Netz von blauweißrotheu Perlenschnuren bedeckt, in deren Verknüpfung thalergroße Elfenbein- und Ebenholzkaöpse ein gefügt sind. So vorbereitet schreiten die Singbalesen zumSilber tanz. Für den Teuselstonz (eine Art BeschwörungStanz) und für cken Stockianz wählt der Singhalese ein einfacheres Costüm, so nur den einfachen Scroug und ein kurzes reich gefaltetes rothweißes Röckchen darüber. Die Stelle de- Diadems vertritt ein um den Kovi geschlungenes lurbanartiges, weißes Tuch. Messingringe um die Arme, Perlenschnur« um den Hals bilde» den sonstigen Schmuck. DaS Oberhaupt der Karawane, Kiravedda auS Wattagama, trägt auch äußerlich den Unterschied des Ranges zur Schau, denn er hüllt sich in zwei Röcke, ScrongS, und schling» in mannigsacheu Verwicklungen ausgebauscht ein 2'/, w breites, 4 w langes, weißes Tuch — ein riesiges Betttuch — darüber. Außerdem trägt er stolz einen „Topi", eine rothe schirmloie Mütze, welche der Kovsbedcckullg unserer heimischen Kochkünstler zum Verwechseln ähnlich sieht. Die Ausrüstung für die Tänze der Singhalesen vervollständigen messingene getriebene Töpfe, wie sie beiin Opserianz in den Tempeln gebräuchlich sind, stark klingende Eiseiiholzstäb- und bunte, rothgelb bemalte, an beiden Enden mit Hanssrauscn versehene Stöcke, dazu da- nöthige Beiwerk au Trommeln und Schellen. Nunmehr belebt sich die Scene. Eine reiche Karawane mit Zebus und Elephanten, Reit- und Arbeitsthieren zieht vorüber, Bilder deS Morgenlandes bringend; kaum hat sich da« Auge an dem einen Bilde zur Genüge gesättigt, da löst sich schon die Kette, und neue Gruppen bilden sich allerorten, hier eia Bauplatz, zu welchem die schweren Elephanten-Kolojsc, von ihrem hochthronenden Führer durch Lanzenspitze und Ohrricmcn leicht geleitet, die mächtigen Baumstämme herbeischleppcn, dort eine Gruppe Tanzender, welche mit klirrendem Waffcnspicl die feierliche Begehung eines Volksfestes uns vergegenwärtigt; dort wieder die Ausführung eines ausgelassenen Freudcnreigens, der unS Gelegenheit giebt, die ganze, unter der Äluth der südlichen Sonne groß gezogene Leidenichasilich- keck gepaart mit dem Reize unbeschreiblich ichüuer Körperhaltung und bewundernswerthcr Elasticität anzustaunm. Geradezu hinreißend schön in ihrer Wirkung giebt sich die Perraberra-Procession. Im Hintergründe der Wiese stehen die vier an ein Podium an- geketteten mächtigen Elephanten — darunter Burschen, die aus ein halbes Jahrhundert zurückblicken. Kopf uns Leib der Thiere sind malerisch in farbenprächtige Behänge gekleidet, und von der Stirn auS glitzern goldig blankaeputzle riesige runde Messingichckder. Dir LornakS legen den Thieren große Meiallglockea um, setzen die Baldachine aus deren Rücken zurecht und schwingen sich dann, das angezogene Vorderbein des Elephanten als Stufe benutzend, aus den breiten Buckel der Dickhäuter. Hinter dem sObcrhaupt Kiravedda nimmt eia brauner Diener, den riesigen. emS gefärbten Palmblättern geflochtenen, reich mit Marienglasstückchen ausgelegten Fächer emporhaltend, Platz. Zur Seite der Elephanten schreiten Fahnenträger, welche die Farben Ceylons, gelb, weiß, roth, mit dein Löwen (Singha) im weißen Felde, führen. Schon schlagen Punchs Kira und Tckna Paniiia, die beiden Trommler, aus ihren langen „Dowles", Paukiastrumeute, welche bei religiösen Ceremouien die Glocken vertreten, mit den Hände» den Tact, schon mischt sich der Ton der Doppeltrommel und der flachen Talombodde, schön klingende Handschellen, mil dem Klirren der Fußschellkn, deren Geräusch durch die tu röhrenartige Ringe ge schütteten Steinchen erzeugt wird, als der Zug sich in Bewcung zu setzen beginnt. Leichte zweirädrige Zebukarreu — Originnlstücke —, deren Eoustructiou allerdings die Bequemlichkeit eines heimischen Lendauers recht arg vermissen läßt, rollen vorbei, die Teufels-, Stab«, Tops und Silbertänzer Hüpfen und springen unter lautem Singen in der bewegten Gruppe graziös einher, viele die Handtcommel, Berre, bearbeitend und damit den musikalischen Sveciakel auss Grausamste vermehrend. Mehrmals zieht die Karawane über die Wiese, immer das Auge fesselnd und den Blick lenkend aus ein Bild, das hcraus- steigt als ein wahr gewordener phantastischer Zug aus dem märchen haften Morgenlande aus „Tausend und Einer Nacht". Nunmehr löst sich die Gruppe aus, Elephanten und Zebu- wandern in die Ställe des „Feltviehhoscs" zurück, und die vronzrbraunen Singhalesen schlüpfen eniweder in die höchst einfachen, mil Cocos- palmcnblättern gedeckten Bambushütten, oder sie thun sich bei Reis und Kurry, einem mit zehnerlei Gewürzen versetzten Mahle, in der Rollschuhhalle gütlich, wo ihnen Perlis Äppoo, ihr eigner Koch, das Diner für gewöhnlich zu serviren vslegt. Pakisar Madarsab, der listige Zauberer, packt auch seine Siebensachen zusammen unv freut sich der Erfolge, die ihm seine Kunst beim Publicum erworben hat. Er schiebt die Pfeifen, mit deren Tönen er früher auch Schlangen bezwang — leider sind die CopraS gestorben —, in seinen Zauber beutel, packt eiuen halben Menschenschädel mit hinein, sodann einen quiekende» Puppeubalg, CocoSjchüsselchea und olle anderen dem Hocuspoent dienenden Objecte und steuert dem Orte zu, woher der würzige Geruch des Kurry dringt. Wenn die Mahlzeit vorüber, daun bilden sich kleine Gruppen, die entweder langsam durch den Garten schlendern, oder sich bei dem mit Kaurimuschcln gespielten Würfelspiel vergnügen. An den hier weilenden Singhalesen sind interessante onthro- pologische Studien gemacht worden, welche zu dem Ergeoniß führten, daß die Leute nn< weit größer erscheinen, als sie sind. Die National tracht des ,,Sero»g". des von der Hüfte bi« zu den Knücbeln herab fallenden farbigen Tuches, täuscht unser ungewohntes Auge voll ständig über die Größe der Leute, von denen der grüßte 1,66 Meter und der kleinste 1,51 Meter erreicht; nur wenige haben das deutsche Militairmaß zl.b? Meier). Tann täuscht man sich weiter über das Alter der Leute. Die ausdrucksvollen Züge und die schwarzen Schnurr-, Sinn- und Backenbärte machen sie scheinbar älter. Im Bau der Hüfte unterscheidet sich der Singhalese weientlich von dem Weißen, seine Taille ist bedeutend schlanker. Im Allgemeinen haben die Singhalesen kein» weitere Brust, als sie bei uns die nicht in freier Lust lebenden Arbeiterklassen besitzen. Wählen wir Singhalesen und Weiße von gleichen Durchmessern, so ist der Brustumsang bei den Singbalesen nicht gleich groß, sondern größer, was sich daraus erklärt, daß bei ihnen die Muskalatur stärker ist als bei den betreffenden Classen nnd die Brust elwas anders geformt, nämlich seitwärts mehr ansgewölbt ist. Tie Schulterbreite ist aber bei den Singhalese» ziemlich die gleiche wie bei Weißen ihrer Größe, daher kommt eS, daß un« die Stärke der Schultern sehr auffällt und daß ihre Arme srei iu einem gewissen Abstand von der Brust berabhäiigeu. Ein eigenthümlicheS Merkmal »st auch, daß bei den Singhalesen die Ober- und Vorderarme säst einander gleich lang, letztere nur etwa 0,5 bi- 1 <un kürzer al« ernere siuv, wogegen bei Enroväern der Vorderarm 3 b,S 4 um kürzer alz der Oberarm zu sein pflegt. Hände und Füße der Singhalesen sind klein, die Füße, welche uiemals Schuhe gesuhlt haben, sehr schön gebaut mil geraden Zehen »ud hoher Wölbung der Sohle. Eigenlhiimlich berührt bei dem immerhin krajtigcu Wuchs der Leute die Düuue der Waden. Von den bei der Karawane befindlichen Zwergen ist der Mann, welcher Cornelius Appoo heißt, nur 95 cm hoch, die Dame, Frau Veraina, die übrigens keine Singhal'sin ist, sondern dem ebenfalls aus Ceylon lebenden Stamme der Tamilen ongehürt, 107'/, em. Die Köpfe beider haben die Größe wie bei normalen Leuten. Er, Appoo. zählt 35, Berama 23 Jahre. Mit LjziSuahme der beiden Zauberer Pakisar Madarsab und Selema» Maradauue. deren Hei- math Madras ist, stammen alle der hier «ingerücktea braunen Fremdlinge auS Ceylon, theil» aus den in der Nähe von Kandh gelegenen Wattagama. Catagaftota, Teldyma. theflS auS der Um- gebuug von Colombo, aus Bentote, theilS auS Eolombo selbst. Der Tänzer sind zwölf, der Cornaks vier. Der jüngste von Allen ist der dreizehnjährige Sornelia. Manche der Singhalesen haben, wenn sie im Seroag, im Rock, erscheinen, so viel Mädchenhaftes in ihrem ganzen Wesen, daß sie aus den ersten Blick für siughalcsische weibliche Schönheiten gelten können. Mit der Vorführung der Singhaleseu-Karawoue haben die Unter nehmer eine ethnographische Ausstellung verknüpft. Dieselbe, in einem Nebenraumr der Rollschuhhalle aatergebracht, birgt interessante Gegenstände. An der Hauptwand nach Osten ist ein dies« Seite vollständig bedeckendes, aus Lemwand gemaltes buntes Bild «iner Perraherra- Processi»» befestigt worden. Uebcr und über mit Figuren bedeckt, schildert eS iu den grellsten Farben einen von Würdenträgern, Kriegern, Tänzern und Wallfahrern gebildeten Auszug zu Ehren Budvha'S, dessen Zahn bekanntlich nach den Anschauungen der Singhalesen in einem Tempel Ceylons ruht. Eine reiche Sammlung von Photographien giebt dem Besucher Gelegenheit, sich mit dem landschaftlichen Charakler der Insel Ceylon aufs Eingehendste bekannt zu machen, Land und Leute im Bilde zu studiren und architektonische Werke maunigsachster und interessantester Art kennen zu lerne». Daneben sind Dutzende von TanzmaSken ausgehängt, grell bemalte Fratzenbilder in Gestalt von Menschen- und Thierküpsen, häufig mit beweglichen Kiefern versehen, fast alle aber gräßliche Gebisse aus- weisend. lieber die keramischen Arbeite» der Singhalesen geben zahlreiche trvene Gesäße — aus Kandy stammen!» — Ausschluß. Es sind hübsch bemalte, reich und zugleich recht stilvoll olnalneulirle Töpfe, Schalen und Schüsseln. AIS Grundton tritt bei der Be malung dieser Töpferarbeiten überall das Gelb hervor, welche Farbe überhaupt »eben dem Roth in der Malerei der Singhalesen eine große Rolle spielt. Flechtereien und Fächerarbeiteu vervollständigen die Sammlung, zu welcher auch noch eine große, Sämereien, Holzproden, Muscheln re. bergende Abtheilung gehört. Aus allem hier Gebotenen geht die Vielseitigkeit der hier von dem weltbekannten Hause Hagenbeck iusceuirten Schaustellung hervor; sic verschmilzt in angenehmster Form das Belehrende mit dem Unterhaltenden und läßt iu Jedem, der sie besucht» den befriedigendsten Eindruck zurück. Lachsen. * Leipzig, 21. Juli. In der Abgangshalle des hiesigen Bayerischen Bahnhoss entrollte sich heute Vormittag ein un gemein bewegtes und fesselndes Vitv. Schon lange vor Ab gang veS Zuges 9 Uhr 10 Min. hatten sich die Kinder, welche in die Feriencolonien im Gebirge und Vogllande entsendet wurden, sowie Angehörige der Kinder eingejunden und mit freudestrahlenden Gesichtern wurden aus daS gegebene Zeichen hin die Plätze eingenommen. Ein herrliches Wetter hob die fröhliche Stimmung und pünktlich zu angegebener Zeit verließ der übrigens auch von anderen Fericiircisenden stark besetzte Zug die Halle, um die große Mcnge in die schönen Gebirgsgegenden zu führen. Uebcr die Stärke der Colonien und die Orte re. haben wir bereits in der vorigen Nummer ausführlich berichtet. * Reudnitz. 21. Juli. Am gestrigen Abend kreuzten sich in unmittelbarer Nähe deS hiesigen RalhhauseS zwei Pserdebahnwagen, denen eine Droschke bezw. Presch wagen folgte. Ein 10 jährige« Schulmädchen, welches die Straße überschreiten wollte, kam vor daS eine Geschirr, wurde umgeriffcn und überfahre», erlitt aber znm Glück nur leichte Verletzungen. Dein Geschirrsührer, welcher dem Mädchen zurief, auS dem Wege zu gehen, trifft die Schuld, daß er im Trabe dem Pscrdcbahnwagen Licht folgte. — Bei dem vor gestrigen Gewitter hat der Blitz auch noch in das Hau» Lictoriastraße 3 eingeschlagcn und einen Schaden am Hause verursacht. * Grimma, 20. Juli.^Auf einzelnen Feldern aus dem linken Ufer der Mulde hat jetzt der Kornschnitt begonnen. Die Landwirthe versprechen sich eine gute Ernte. — Im Saal der Terrasse versammelten sich gestern Abend auf ergangene Einladung des SeminardirectorS Schulrath Braß und deS Ceminarlehrcrcollegiumö eine größere Anzahl Bürger zu einer Besprechung über das für den 30. September. 1. und 2. October zu feiernde fünfzigjährige Jubiläum dcö hiesigen Seminars. Dabei wurde auch das vorläufig festgesetzte Programm der Feier bekannt gegeben. — Der Grimmaische Kreisverein für innere Mission hat zur Errichtung eines Kinderheims ein HauS in Brandts angckaust. Burgstädt, 19. Juli. Der hiesige Buchdruckcreibesitzer Walter war vom Stadlrathe mit einer Polizeistreife von 10 belegt worden, weil er sein krankes (bleichsüchtiges) Kind nicht hatte impfen lasten. Herr Walter hatte gerichtliche Ent scheidung beantragt und war daraus am 12. Juni vom Schöffengericht kostenlos freigesprochen worven. Gegen dieses Urtheil hatte der Amtsanwalt Berufung eingelegt, doch bat er dieselbe jetzt zurückgezogen, so daß das sreisprccheube Er- keniltiiiß nunmehr rechtskräftig geworden ist. So meldet die „Geracr Zeitung." Chemnitz. 20. Juli. Dem hiesigen Brieftauben züchterverein „Eilbote" sind seitens deS königlich preußischen Kriegs Ministeriums für Liese» Jahr 150 gegen 100 -E im Vorjahre als freiwillige Beihilfe für dies jährige Trainirung der Tauben nach Posen gewährt worden. Gestern, Donnerstag, wurden 82 Stück Tauben nach Posen gesendet, um dort 4 Wochen eingeschloffen zu bleiben, um sodann in Freiheit gesetzt zu werden. — Trotz des ungünstigen WetterS bei dem letzte», am 8. Juli, ab Rothenburg erfolgten Fliegen, bei dem man größere Verluste erwartete, ist, wie noch bemerkt sein möge, nur rin ganz geringer Proccnlsatz Tauben ausgeblieben. Frankenberg. 20. Juli. Heute Nachmittag gegen 4 Uhr ging über Frankenberg und Umgegend ein zwar nur kurze Zeit anhaltendes, aber sehr schwere« Gewitter nieder. Ein Blitzstrahl fuhr zündend in eins der Merzdorser nach Sachsenburg zu gelegenen Gebäude und bald bezeugte der mächtige, dem Brandherd entströmende duntle Quauu, daß die Flamme Nahrung gefunden hatte. Vom hiesigen Thurm ertönte das Feucrsignal und rückte schnell die für den Landdienst bestimmte Spritze mit den nöthigen Feuerwehr- mannschasten ab. Das voni Blitz getroffene Gebäude ist die Sck.'une des Hosmann'schen Gute», dieselbe ist ziemlich nieder- gebrannt. Ter Besitzer hatte versichert. Lauter, 19. Juli. Heule Vormittag gegen s/«9 Uhr ist der 40 Jahre alte Polizeiviener Karl Eduard Schefsler auS Elbenflock in biestiger Kirche erschösse» aufgesunven worden. Echessler hinterläßt Wittwe unv sieben zum Theil nnerzogene Kinder. Oberplanitz. 20. Juli. Ei» historischer Fund wurde ans den v. Arnim'jchen Schächten gemacht und durch Herrn Obersteiger Tröger zu Tage gefördert. ES betrifft die heiligen Gefäße, die im 30 jährigen Kriege von den in die Schächte sich flüchtenden Einwohnern mit verborgen wurde». Wie verlautet, sind dieselben wieder gesunden worden, nämlich Kelch. Kanne und daS ziemlich verkohlte Altartuch, auch eine große Menge Münzen. DaS Crucistx fehlt noch^ Eibeustock, 19. Juli. Im hiesigen Krankenhaufe starb dieser Tage ein alte« Mütterchen wegen „unzulänaltcher Ernährung". Man hatte sie halbverhungert in ihrer Wohnung aulgesunden und »n da» Krankenhaus gebracht. Jetzt hat man in ihrem durch und durch verschmutzten Hanse 56 000 gesunde» und zwar 21000 baareS Geld, für 14.000^eStaalS- papicre und 21,000 in Sparcaffenbüchern. (Schvnb. Tgbl.) s Plauen, 20. Juli. Zu der in den Tage» vom 27. Seplember bi» mit 1. Oktober d». Ir», in der hiesigen „Ceutralballe" abzuhaltendcn Ausstellung, veranstaltet von dem Voglläudischeu BezirkS-Obstbauvcrein, Voglländische» Obst- und Gartenbauverein. Vogtländischen Bicnenzüchter- verei» und Gärtncrverem, werden zugclassen die Erzeugnisse des Obstbaues. deS Gartenbaues und der Bienenzucht, sowie die dazu gehörigen Geräthe re. Zur Preiübewerbung werden zngelasscn die Erzeugnisse deS Obstbaues, Gartenbaues und der Bienenzucht deS Vogllandes. ferner Obstproducte. Gemüsc- Conservcn, Werkzeuge, Hilfsmittel, Maschinen und Lehrmittel, auch wen» sie nicht aus dem Logtlande stammen. — Die beiden hiesigen evangelischen Kirchen besitzen AltargesLße re.» welche einen reinen Sitbcrwerth von 12 843 haben. Der KirÄenvorstand hat in seiner heutigen Sitzung beschlossen,' diese Werlhsobjccte bei der Landwirthschastlichen Feuer- versticherungSgenoffenschast in Dresden gegen FeuerSgcsahr zrk versichern, und zwar zunächst auf 5 Jahre. Unter den Gc- äß-u befinden sich Gegenstände, welche für Kunstkenner hohen Werlh haben, so namentlich ei» Kelch. EckartSbcra bei Zittau, 19. Juli. Heute Nachts gegen 2 Uhr brach in dem dem Mühlenbesitzcr Johann Gotthels ''ünmermann gehörigen, unter Cat.-Nr. 67 allhigr gelegenen )ohn- und Mühlengebäude Feuer auS und vrannte diese» Gebäude total nieder. Die Entstehungsursache deS Brandes ist zur Zeit noch unbekannt. -s Dresden, 20. Juli. Wie das „Dresdner Journal" u berichte» weiß, ist Herr Geh Rath Professor vr. Zeuner, Director deS köuigj. Polytechnikums zu Dresden, bei Ge legenheit der 800jährigen Jubelfeier der Universität Bologna zum „Ehrendoclor" dieser Hochschule ernannt worden. — Dem Postschaffner Carl Friedrich Wilh. Böhme hier ist da» allgemeine Ehrenzeichen verliehen worden. — DaS Noth- pseisensignal, welches in vorvergangener Nacht Ikingere Zeit von der Elbe her ertönte und die Bewohner der nächst-» gelegenen Stabltheile auö der Nachtrube ausschrcckte. ist — wie jetzt ermittelt wurve — von dem Schleppdampfer Nr. 7 der TampsschleppschiffiahrtS-Gesellschast „Vereinigter Schiffer" abgegeben worden, als derselbe die Dresdner Brücke vasstrte. An dessen Maschine war beim schnellen Anziehen der Dampf» pfeife da" ganze Ventil losgerissen, weshalb daS fürchterliche Pfeifen solange andauerte, bis der ganze Dampf abgeblasen und das Feuer deS Kessels gelöscht war. Dresden, 21. Juli. Den aus ihrem UebungSplatze bei Pieschen manöverirenven Pionieren ist gestern Morgen nach 9 Uhr ein schwerer Unfall zugcstoßen. Eine Anzahl Mannschaften war damit beschäftigt, Schießbaumwolle in Glasröhren zu bringen, als plötzlich eme derselben mit donner- ähnlichem Knall explodirte und hierbei ein Biecfelvwebel, 2 Unterosficiere, 2 Gefreite und 2 Einjährig-Freiwillige zum Theil schwer verletzt wurden. Namentlich sollen bei dem einen Unterossicier schwere Verletzungen durch Eindringen von GlaSsplittcr in die Schulter entstanden sein. Außer den Ver wundungen durch GlaSsplitler hat die Mehrzahl der Ver unglückten Brandwunden davongetragen. Die Ursache der Explosion ist noch nicht ermittelt, doch dürfte dieselbe nicht durch Unvorsichtigkeit entstanden sein» vielmehr ist die An nahme nicht unberechtigt, daß die gegenwärtigen WitterungS- verhältuisse von Einfluß gewesen sind. Die Verwundeten wurden in zwei Droschken nach dem Garnisonlazareth über» geführt; LebenSgesahr scheint für keinen derselben vorzuliegen. —o. Hinsichtlich deS Tages, an welchem die Auszahlung der Arbeiter löhne für am zweckmäßigsten erachtet wird, hat die Anregung der AmtShauplmannschast Zittau und deS Bezirksausschusses, die Arbeiter Freitag» oder an einem andern Wochentage, mit Ausnahme deS Sonnabends, auszulohnen, Erfolg gehabt. Von 10 569 Fabrikarbeitern und anderen gewerblichen Arbeitern werden jetzt 4665 an einem anderen Tage als dem Sonnabend ausgelohnt. ES haben sich für diese Neuerung 23 Fabrikbesitzer, 2 Fabrikanten, welche Webwaaren zu Kleidern verarbeiten lassen, 6 Koblen- werke, 5 Ziegeleien, eine Bleicherei, eine mechanische Spitzcn- klöppelei, 2 Eigarrenfabrikanten» 8 Rittergüter und 2 Ge meindeverwaltungen entschieden. Auch die Direktion der Waldschlößchen-Braucrci in Dresden huldigt dieser Einrichtung, indem sie ihrem Arbeiterpersonal die Löhne am Donnerstag auSzahlen läßt. Es soll dieses Absehen vom Sonnabend, als Zahltag, sich bereits für die Wirthschastlichkeit und Wohl fahrt der Arbeiterbevölkcrung recht ersprießlich erwiesen haben. vermischtes. --- Paris, 15. Juli. In der Gegend von Capdenac (Aveyron) ist eine Höhle entdeckt worden aus der Urzeit keltischer Trvglodyten oder Höhlenbewohner. Der E!»bang ist sehr eng und der in eine Tiefe von ungefähr drcifzig Metern führende Weg sehr beschwerlich. Daß hier in unbestimmbarer Vorzeit Menschen gehaust haben, geht aus der Menge verschiedenartiger GebrauchSgegenstände aus Knochen und Feuersteinen hervor, welche aus vem Erdboden in der Höhle umherlagen. Mensckcngebeine wurden jedoch nicht vorgcsunden. Die Knochen gehörten meist Lagdthieren, namentlich Hirschen, an. — Paris, 18. Juli. Die Stadt Paris, welche mit dem Plane uir.aeht, eine neue Wasserleitung herzustellen und zu diesem Behuf« bereit« mehrere Quellen und Grund stücke in den Departement» Eure und Eure-et-Loir angekaust bat. entsandte gestern einen Agenten nach der Mühle deü Planche«, die der Eigcntyümer gesonnen ist, an die Stadt Pari» zu verkaufen. Bei feiner Ankunst wurde der Agent, Straßeninspector BeSnard, von etwa zweihundert Personen umringt, die ihn bedrohten, und er mußte, da man sogar Revolver hervorzog, sich rasch nach dem Bahnhoj stückten, wo noch ein Weib ibin einen Messerstich versetzen wollte. Der StalionSches steckte Herrn BeSnard in einen Gepäck wagen, um ihn der Wuth der Bauern zu entziehen. --- Brüssel, 19. Juli. Ein furchtbares Unwetter hat vorgestern Abend einen Theil der Provinz Brabant beimgesucht und schlimme Verwüstungen angerichtet. Alle Wiesen ringS um Mccheln stehen unter Wasser und die ganze Heuernte ist verloren. Zwischen Contich und Dussel sind die Bauernhäuser rings von Wasser eingeschlossen. Alle Ort schaften um Brüssel herum baden durch die Wassermassen schwer gelitten j die Eisenbahndämme sind an mehreren Puncten schwer beschädigt und überall sind Ernte wie Gartenanlagen vernichtet. In Brüssel selbst tras ver Blitz am Boulevard du Midi ei» Pserdebahn-Gltis und den den Pjerdebahn- wagen erwartenden Director deS Hippodroms. Derselbe sank um: als mau ihn aufhob, fand man seine Zunge gelähmt; er vrsiudet sich in einem gefahrvollen Zustande. » -
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