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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-22
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1888
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Zweite Beilage Leidiger Tageblatt Anzeiger ^ 2«4. Sonntag ven 22. Juli 1888. 8L. Jahrgang. Die kaiserreise. * Zur Reise Kaiser Wilhelm'« nach Rußland liegen noch vie folgende», bereits Bekanntes ergänzenden Nach richten vor: * Peterhos. 19. Juli, 6 Uhr 20 Min Abends. Die erste Begegnung zwilchen dem Zaren und dem Kaiser fand in sol- gender Weise statt: Nachdem schon gestern srüh um 4 Uhr der Lootse an Bord des „Hohenzollern" gekommen war, traten um 12V, Uhr Kronstadt und die russische Pe.iizerflotte in Sicht. Der „Hoyenzollern", begrüßt durch Salutschüsse, fuhr in den engern Theil de- Häsens ein. Bald langte der Großsürst Alexis in einem Kutter an, überreichte den TazeSrapport der russischen Flotte im Austrag deS Haren und bat den Kaiser, mit seinem Gefolge auf dir Aach! .Alexandra", welche angedampst kam, überzustergen. Dies geschah Der Zar, umgeben von sämmtlichcn Großsürsten, empfing de» Kaiser, Beide umarmten sich wiederholt und saßen geraume Zeit in heizlichem Gespräche bei einander. — Bon der LandungSbrückc her erscholl um 5 Uhr 20 Minuten der erste Kanonenschuß, als die Nacht „Alexandra" mit den beiden Kaiserstaudarte» am Hauptmast in Sicht kam. Die Damen erhoben sich, die GarLemarinesoldalen traten ins Glied und die Gaidemariiiemalrosen sichren fort mit Salutschieß-n, In der Daiupser anlrgte. Kaijer Wilhelm verließ das Schiff zuerst, dann Kaiser Alexander und das Gesolge. Im Pavillon fand eine kurze Begrüßung der Damen statt, woraus der Kaiser und der Har die Front der Mai ii e-Elxeiiwachc abschritlen und die Meldung ent- gegcnnahinen. Kaiser Wilhelm trug die Uniform deS russischen Viloigschen Regiment- Nr. 85 und den Andreas-Orden. Nachdem Kaiser Wilhelm seine Hufriedeicheit mit der Haltung der Soldaten auSgedrückt hatte, fuhren die beiden Kaiser in demselben Wagen davon; ihnen folgten die Hart» und die Großsürstii, Elisabeth in einem Viersränner, dann die Herren des Äeiolges, Gras Bismarck i» Dragoncrunisori», Freiherr v. Kiderle» >n Jiijanierie-Unisorm, Adjutant General v. Wttlich, Flügel-Adjutant Freiherr v. Bissing, Alle sonnverbrannt. Der Kaiser sah wohl und wettergebräunt auS, die russische Uniform mit der schwarzen Pelzmütze und den in die Stiesel ciiigcsteckten Hose» verlieh ihm ein keckes, selbstbewußtes Aus sehen neben der mächtigen, mit dem Federbuschhelm bedeckten Gestalt deS Zaren. D e Feierlichkeit war um 5',. Uhr abgeschlossen. * Petersburg, 20. Juli. Die Theilnahme des PublicumS an den, gestrigen Empfange des Kaisers Wilhelm war eine außergewöhnlich große, viele Tausende wohnten demselben aus Schiffen bei, »och weit mehr halte» sich a» den Usern und aus de», Wege nach Peterhos aiigesammelt; von Aller wurde der Kaiser äußerst waim und herzlich begrüßt. Die Damen des kaiserlichen Hauses und Hofes, welche de» Kaiser an der Peterhofer Landungslirücke erwarteten, trüge» sämmtlich hell'aibigc Toiletten, die Kaiserin er schien in We.ß Bei dem Familiendiner in Pelerhos erschiene» olle Danikii i» großer Toilett-, die Tafelmusik wurde von der Hoscapellc unter Leitung deS Capellmeisters Fliege ausgesührt. Nach dem Diner wurde aus dem Balcon der Kaff e eingenommen, im Garten conccrtirte ein Trompetercoips. Ein Toast wurde bei der Tafel nicht ausgebracht. Nach derselben machte» die Kaiserin und Kaiser Wilhelm eilte Nlittdsahrt im Parke. * Petersburg, 20. Juli. Nach de!» nunmehr genehmigten Programm, welches indessen »och Abänderungen erfahren kann, wird Se. Maj stät der Kaiser Wilhelm heute Nacht im Lager von KliiSi o.-2elo verbleibe», morgen Vormittag der dort siattsindcliden Truvpeiiparade beiwohnen und sich hieraus zu dem Großsürsicii und der Grostiürst!» Wladimir begebe», später vielleicht auch dei Groß fürstin Aüxaudra Josesowna und der Königin v, n Gricch-nland in Pawlow.'k ritten Besuch abstattcn, eventuell soll dieser Besuch am Sonntag stitisinden. Morgen Abend wird Se. Majestät der Kaiser einer Einladung zum Diner lei dem deutschen Botschafter General v. Schweinitz solgen und hierbei die Vertreter der hiesigen deutschen Colonie, sowie der deutschen Colanie» der Provinzen empsangen. Am Sonntag findet aus der N-"h> „Hohenzollern" ei» De jeuner statt und Abends in Pelerhos Galadiner. Die Rückicise Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm ist aus Montag festgesetzt. * Petersburg, 20. Juli, lieber den gestrigen Empsang Sr. Majestät des K aiscrs WilHelm wird Wetter gemeldet: Außer dem Kaiser und der Kaiserin wohnte die gelammte kaiserliche Familie mit Ansnahine der Mitglieder, die verreist sind, ferner der Erbprinz und die Erbplinzessi» von Schaumbnrg-Lipve der ersten Begegnung bei. Bon Ministern wiren Gras Worantzow-Dalchkow, Giers und Wannowsky, ferner die Botschafter v. Schweinitz und Graf Lchuwaloff, der russische Militairbevollniüchtigtc in Berlin Gras Kutusso. und der diesseitige Militairbevollinächtigte Oberst v. Villauim er chicnen. An der Spitze der beim PalaiS ausgestellten Ehrcnwach. des Leib qardc Grenadier-Regiments zn Pferde empfing den hohen Gast der Ehel dieses Regiments, Großsürst Michael der Aeliere. Auf der Fahrt »ach dem PalaiS hatte Staats»,inistcr Graf Bismarck in dem Wagen des Großsürsten Wladimir Platz genommen. * Petersburg, 2 l. Juli. Nach dem gestrigen Diner in Peterhos fuhr Kaiser Alexander allein »ach der Billa „Alexandria". Bald daraus solgten in einer sechssitzigen Charabanka die Kaiserin, Kaiser Wilhelm, Prinz Heinrich. Großsürst und Großfürstin Wla dimir. Dort wurde der Thee eingenommen. Nach II llhc kehrte Kaiser Wilhelm und Prinz He mich in einfachem russischen Gespann zuni großen Petcrhoser Palais zurück. Heute Vormittag 10',« Uhr begaben sich Kaiser Wilhelm und Prinz Heinrich aus der Nacht „Alexandria" von Peterhos nach Petersburg. Im Gefolge befand sich der StaalSminister Gras Bismarck. die Heit vor dem Inkrafttreten nach den bisherigen Gesetzen. Ist die Berlährung nach dem Bürgerliche» Gesetzbuch» kürzer als nach den bis- herigen Gesetzen, so wird die kürzere Frist von dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches an berechnet. Wen» jedoch die in den bisherigen Gesetzen bestimmte und in Ansehung des Beginne« nach diesen Gesetzen zu berechnende längere Frist früher abläuf« als die im Bürgerlichen Gcs-tzbuche bestimmte kürzere Frist, so ist die Ber- jährung mit jenem früheren Zeitpunkte vollendet. Das Recht der Schuldverhältnisse findet in den Ucbec- gangc-vorschristen folgende Regelung: „Ein Schuldverhältniß, welches vor dem Inkrafttreten de» Bürgerliche» Gesetz! ucheS entstanden ist, wird nach den bisherigen Gesetze» beurtheilt. Ei» Miethvcrtrag oder Pachtvertrag, welcher vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches über ein Grundstück ge- schlossen ist, wird in Ansehung oer Wirksainftit gegen denjenigen, welcher nach dem Jnkrasttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches das Eigenthum oder ein andcreS, de» vertragsmäßigen Gebrauch oder die vertragsmäßige Nutzung des MietherS oder Pächter- aufhebendeS oder beschränkendes Recht an dem Grundstücke verwirkt, nach den bisherige» Gesetze» beurtheilt. En, Gleiches gilt von dem aus einem andere» Schuldverhältnisse entstände»»,, Ansprüche, sofern dieser nach de» bisherigen Gesetzen durch Eintragung in ei» öffentliches Buch Wirksamkeit gegen Dritte erlangt hat. Aus die vor dem Jnkrasttreten deS Bürgerliche» Gesetzbuches ausgestellte» Schuldverschreibungen auf Inhaber und Acticn aus Inhaber finden vo» dem Jnkrasttreten des Bürger liche» Gesetzbuches an die Vorschrift» der 88- 692 bis 636, 699, 700 desselben Anwendung. Tie bisherigen Gesetze sind jedoch maß gebend in Ansehung der Verpsl chiung des Ausstellers zur Um schreibung eines solchen Papikics aus den Namen eines bestimmten Berechtigte» und in Ansehung der Wirkungen dieser Umschreibung. Bei Papieren der in dein 8- 692 Satz 2 des Bürgerlicheil Eftsetz- buche-? bezeichiieten Art, bei EineiierungSscheine» und bei den ans den Namei eines bestimmte» Berechtigten umgeschrievenen Papieren sind die bisherigen Gesetze auch maßgebend, in Ansehung der KrafiloSerklärung und der Hahlungosperre. Die Außcr- courssetzung findet nach den, Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches nicht mehr statt; i» Ansehung der Wirkungen einer vor dem Jnkrasttreten desselben erfolgten Außercvurs- setzung und in Ansehung der WiederineourSsetzung sind die bisherigen Geietze »laßgebend. Die Veriähiung der Ansprüche aus de» vor deni Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches ausgestellten Jn- habeipapiercil und aus Zinsscheinen, Reutencvupoiis und Gewinn- anlhcilscheinen, welche zu solchen Jnhaberpapieren nach dem Inkraft treten deS Bürgerliche» Gesetzbuches auSgcgebc» werden, wird, un beschadet der Vorschriften des 8- 694 deS Bürgerlicheil Gesetzbuches, nach den bisherige» Gesetzen beurtheilt. Ein zur Zeit des Inkraft tretens deS Bürgerlichen Gesetzbuches anhängiges, die Kraftlos- crklärung oder Zahlungssperre bezweckendes Verfahre» ist nach den bisherigen Gesetze» zn erledigen; auch die Wirkungen des Verfahrens bestimme» sich nach den viSherige» Gesetzen. Soweit nach den vorhergehenden Vorschriften die bisherige» Gesetze Anwendung finden, können diese auch »all, dem Inkrafttreten des Bürgerliche» G.setz- buches durch Landesges-tz geändent werden." Aus die Bestimmungen über das Sachen-, Familien- und Erbrecht kommen wir »och zurück. vom Mgerlichtil Gesetzbuch. * Der vierte und lrtzte Abschnitt des Einsührungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetz buche enthält die Uebcrgangs- vorschriften, die i» eine» allgemeinen Thcil und in solche über das Recht der Schuldverhältnisse, das Sachenrecht, das Familien recht und das Erbrecht zers .llen. Was den allgcm einen Th eil betrifft, so ist darin u. A. an- geordnet, daß die Wirkungen einer vor dem Inkrafttreten deS Bürgerlichen Gesetzbuches ersolgtcn Tode erklärung sich nach den bisherigen Gesetzen bestimmen. Desgleich , soll nach den bisherigen Gesetzen zu erledigen sei» ein zur H»>i des Inkrafttretens deS Bürgerlichen Gesetzbuchs anhängige- Verfahren, welch?- eine Todes erklärung oder Verschollenheitserklärung oder die Einweisung der mutlnnaßlichen Erben eines Verschollenen in de» Besitz oder Genuß deS BerinögciiS desselben bezw ckt. Auch die Wirkungen der Ent sche düng bestimmen sich nach den bisherige» Gesetzen und im Falle der Todeserklärung nach den Vorschriften des Artikels 92 des Bürger lichcn Gesetzbuchs. Ist nach den bisherige» Gesetzen eine Ver schollenheitserklärung oder eine vorläufige Einweisung der muth- maßlichen Erbe» des Verschollene» in Le» Besitz des Genusses des Vermögens desselben erfolgt, so sind die bisherigen Gesetze auch für die Todeserklärung, sowie sür die endgiltigc Einweisung maßgebend. Dagegen finden von dem Jnkrasttreten des Bürgerliche» Gesetzbuches an testen bezügliche Vorschriften Anwendung aus eine Person, welche daS eiiiundjivanzigste Lebensjahr noch nicht zurückgclegt, aber vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches die rechtliche Stellung einer volljährigen oder für volljährig erklärten Person er langt hat; ans eine Person, welche vor dem Jnkrasttrete» de- Bürgerlichen Gesetzbuch s nach den Vorschriften deS Französischen oder Badische» Rechtes emancipirt oder der Gewalt entlasse» ist; aus eine Person, welche vor dem Jnkrasttreten deS Bürgerlichen Gesetzbuches wegen Geisteskrankheit entmündigt ist. Die nach den Vorschriften deS Französische» oder LeS Badischen Rechts einem Geistesschwachen angeordnete Bestellung eiueS Beistandes verliert von dem Inkrasuret n des Bürgerliche» Gesetzbuches an ihre Wirkung. Aus eine Person, welche vor dem Jnkrast treten de- Bürgerlichen Gesetzbuches wegen Verschwendung entmündigt, oder sür welche nach den Vorschriften des Französischen oder Badische» Rechtes Wege» Verschwendung die Be stellung eines Beistandes ongeordnet ist, finden nach demselben die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches über die entmündigten Verschwender Anwendung. In Ansehung eines Rechtsverhältnisse-, sür welches das Französische oder das Badische Recht maßgebend ist, bleiben, sofern vor dem Jnkrasttreten deS Bürgerlichen Gesetzbuch:- ein Wohnsitz erwählt ist, die Vorschriften des Französischen oder Badischen Rechtes über de» erwählten Wohnsitz unberührt. Die zur Zeit deS Jnkrasttreten- des Bürgerlichen Gesetzbuches bestehenden LersügungSbeschränkungen bleiben in Kraft, unbeschadet der Vor schriften de- Bürgerlichen Gesetzbuches zu Gunsten derjenigen. welche Rechte von einem Nichtbercchtigten herlcilen. Die Vorschriften de- Bürgerlichen Gesetzbuches über die Anspruchsverjähriiug finden aus die vor dem Inkrafttreten der Bürgerlichen Gesetzbücher enlstandenen. »och nicht veriährten Ansprüche Anwendung. Der Beginn sowie die Hemmung und Unterbrechung der Verjährung bestimmen sich jedoch für Militairisches. * Zu der (telephonisch bereits gemeldeten) Enthebung des FeldzeugmeisterS v. Kuhn vom Eommaiidv deS 3. öster reichischen ArmeecorpS schreibt die „Neue Freie Presse": Sowohl die Thotsache dieser Enthebung als die Form, m welcher sie erfolgt, werden nicht verfehlen, Aussehen zu erregen. Frhr. v. Kuhn hat immer als einer der fähigste» und verdientesten Generale der Armee gegolten, und es gielt nicht Viele, welche inft gleicher Auszeichnung sowohl >,» Felde als auf de» schwierigste» und ver- anttvortungsvovsten Fricdenspostcn gedient habe», ^vze er. Er ist gegenwärtig 71 Jahre alt, und La er sowohl vollkommener fFrper. sicher Rüstigkeit als der ganzen Frische seines lebhaften Geistes sich noch erfreut, so war die Ansicht weit verbreitet, daß ihm im Kriegs fälle eine wichtige Ausgabe, entsprechend seiner seltenen thcoretischrn wie praktischen Bildung und seiner vieljährigcn Kriegserfahrung, zu- sallen werde. Um so mehr muß cS daher überraschen, in dem kaiser liche» Enthebungs-Handschreiben nicht bloS die sonst üblich Formel, daß die Enthebung aus fein eigenes Ansuchen erfolge, nicht zu finde», sondern zu leien, daß gerade du vollständige Bereitstellung der Armee die anderweitc Besetzung deS von Kuhn qesührtcn Co,»in indos noth- wendig mache, eine Ansdrnckswcise, welche leinen Hweiscl darüber läßt, baß man an den enticheidende» Stellen dein Feldzengmeister, siegreichen Vertheidiger von Tirol und Kanzler des Maria-Theresia OidenS die Fähigkeit nicht mehr zuerkcnne, im Kriege ein Armee corps zu coinmaudiren. Die Gründe, welche zu dieser Erkenntniß geführt haben, müsse» zwingender Natur sei» und sind hoffentlich wohl erwogen; dem Laien und der Oeffentlichkeit sind sic n cht er sichtlich, denn sie können weder in der Dicnstleistnng Kuhn's gesunde» werden, weil sie sonst in dem kaiserlichen Handschreiben nicht so schmeichelhaft anerkannt würden, »och in dem Alter des Jeldzeng- meisters, da man nicht blos in anderen Armeen Generale vo» noch höherem Aller gerade in den letzten Kriegen erfolgreich hat com- mandiren sehen, sondern auch unsere Armee Beispiele von Feldherren ausweist, die nicht blos trotz, sondern vielleicht gerade wegen ihres Alters und der dadurch bedingten reicheren Ersahruug als vorzüglich zu leitenden Stellungen befähigt erachtet werde» »nd zu denen auch das Land wie das Heer vertrauensvoll ausblickt. Es bleibt nur zu wünschen, daß der Mann, welcher bestimm» ist, Kuh» zu ersetzen, alle jene Eigenschaften besitzt, welche die „vollständige Bereitstellung der Armee" aus dem wichtigen Posten eines Coiinnandanten des 3. CorpS erfordert und voraussctzt. Bielmännrrei. Trotzdem die englische Regierung seit Langem eifrig bemüht ist, dasselbe zu unterdrücken, besteht es dennoch fort, wahr- 'cheinlicb noch sehr verbreitet, besonder« in den entlegeneren Theile» er Insel. Nicht selten haben zwei oder drei Brüder eine Frau gemeinschaftlich; es soll jedoch auch Damen gebe», die sich deS Besitzes von acht bis zwölf anerkannten Männern ersreuen. Daß daS weibliche Geschlecht im Einzelnen nicht gar so häßlich ist, als uns Haeckel im Allgemeinen gleube» machen will, muß er selber zugestehen. Einst war er bei einem Häuptlinge, einem hübschen Manne von etwa vierzig Jahre», mit säst sanfter und ein nehmender Miene. Derselbe stellte ihm seine ganze Familie vor, nicht weniger als sechzehn Kinder, neun Knaben und sieben Mädchen, von denen er sagt, daß eines immer schöner gewesen sei als daS aiidere. Nur die älteren, etwa von 12 Jahren a», waren halb bekleidet, während bei den jüngeren ei» um die Hüfte» ge schlungener Bindfaden, an dem vorn an der Mitte eine Silbcr- münze h ng. die Kleidung shmbosisch andeutele. Arme und Beine waren mit silbernen Ringen geschmückt. Da batte ich denn, sagt Haeckel, die schönste Enlwickelung'geichichtc der finghalesischen Lörper- formen an einer Reihe vollendeter Thpe» vor Augen, um so inte» essanter, als gerade dieser Theil der Küstenbevülkcrung wegen seines reinen Singbalescnblutes berülmit ist und in der Thal wohl sehr wenig fremde Beimischung enthält. Die zierliche und bei den älteren Mädchen ungewöhnlich üppige Körpersorm, mit aus- sallend kleine» Händen und Füßen, mochte wohl de» größten Dbeil der zweiunddreißig Eigenschaften auswcisen, welche »ach de» siiighalesischen Dichtern zur Schönheit erforderlich sind, vor allen Dingen das lange schwarzlockige Haar, die mandelsörmigen Augen, schwellende Lippen, Busen gleich der junge» Cocojnuß. Die Hautsarbc war zimmtbraun m verschiedene» Abstufungen, b>i den kle nen Kindern Keller. Die glückliche Mutter dieser sechzehn hübschen Kinder, eine freundliche d cke Matrone von vierzig Jahren, war offenbar nicht wenig erbaut, als ihr Haeckel seine äfthetische Befriedigung über ihr Familienglück ausdrückte. Hier hatte er Gelegenheit gehabt, die Iiebcnswüidigsten Seiten de- sitighalesische» VolkscbarakterS in ihrem vollsten Lichte kennen zu lerne», so daß ihm der Abschied ordentlich schwer wurde. Große Liebhaber sind die Singhalesen von Tanz und Musik, wo für die Sammlung reiche Belege liefert; beides allerdings in Forme», die wenig »ach unsere,» Geschmack sein würde». Die wichtigsten Instru mente sind Pauke und Tam-Tam, deren Kalbsfell aus Leibeskräften mit hölzernen Keulen bearbeitet wird, aiißrrdei» Rohrpseisc» »nd ein sehr primitives Streichinstrument niit einer einzige» Saite. Ilm die Wcil»iach:Szei', welche auch sür die Buddhisten das Fest der Jahres wende ist, werde» die abendlichen „Teuselsiänze" immer häufig,r und erhalten dann besondere religiöse Bedeutung. Die Hanptkünstler sind mit bunten Federn abenteuerlich verziert und tragen Masken von de» abenteuerlichsten Gestalten, vo» denen sich eine sehr reiche Auswahl alter und seltener Stücke in der Ausstellung des MuscumS befindet, in der Verzierung derselben b lüet die Billenschlange, die gefürchtete Cobra, eine große Rolle. Die Tänzer erschein » auch aus hohen Stelzen, die eine Länge von 12 Fuß haben, aus denen sie die wunderlichste» Evolutionen aussükren. (Man vergleiche de» Bericht im heutige» Blatte: Die Singhalesen im Zoologischen Garten.) Die merkivüidigstc Feier, welcher Haeckel während seines Auseut Halles i» Ceylon aber beigewohnt hat, war daS Begräbnis, eines alte» Buddhapriestcrs. Während die gewöhnlichen Menschen hier einfach begrabe» werden, und zwar im Garten hinter dem Woh»- kause oder im nahe» Cocvsparke, so werden die Priester allein der Ehre der Verbrennung theilhaftig. Diesmal handelte eS sich um de» älteste» und angesehensten Priester deS Dorfe-, und drmqcinäß war in der 'Nähe des HaupttcnipelS ei» gewaltiger Scheiterhaufen, mitten im Cocoswaldc, aus Palmenstämmcn auf- geschichtet. Nachdem die Leiche aus einer hohen bluiiicngcschmückle» Bahre untec feierlichen Gesänge» durch dos Dorf getrogen worden war, zog eine Schaar von jungen Buddhapeicster» », gelber Toga sie aus de» Scheiterhaufen hinauf, der eine Höhe von ungesähr dreißig Fuß hatte. D,e vier Ecken desselben wurden durch vier hohe, am Boden w rzelude Cocosstämme gestützt, zwischen welchen baldachiiiartig ein großes weißes Tuch ausg,spannt war. Nach Ausführung verschird.uer Ecremouleu. feierlicher Gesänge uud Ge- btte, wurde ui» fünf llhr Abends unter lautem Tani-Tam-Lärm der Scheiterhaufen angezündet. Die rings versammelte braune Volksmenge, mehrere Tausend Köpse stark, die de» umgebenden Cocosivald ersüllte, folgte nun in tt glößtcr Spannung der Ber- brennuttg der Leiche, besonders aber dem Moinente, i» welchem der Baldachin von den Flammen ergriffen wurde. Die aussteigende heiße Lust blähte dieses hoiizoutal ausqcspannte Tuch gleich einem gewal tigen Segel hoch rmpor, und es war bereits die Dunkelheit anqe brachen, ehe dasselbe von der hochauslodeindc» Flamme ergriffen und verzehrt wurde. In diesem Augenblicke durchtoblc tausend stimmiger Jubel den stillen Wald; die Seele des brennenden Ober- Priesters war jetzt gen Himniel geflogen. Zugleich gab dieses feier liche Moment das Signal sür den Beginn des heitere» Festthe leS. Reiskuchen und Palmenwein wurde herumgercicht und es begann eine laute uud lustige Zecherei, die den großen Theil der 'Nacht hindurch rings ui» den noch brennenden Scheiterhaufen fort dauerte. I» dem Buddha-Tempel zu Kandy befindet sich der weltberühmte „Zahn Bnddha's", welcher unter einer silbernen Glocke in einem achteckigen, mit spitzem Dache versehenen Ihurme deS Tempels ver borgen gehalten wird. Obgleich dieser Zahn seit mehr als zwei Jahrtausenden sür viele Millionen vo» abergläubischen Menschen Gegenstand andächtigster Verehrung und Anbetung bis aus de» heutigen Tag geblieben ist, und obgleich derselbe sogar der Geschichte von Ceylon eine große Rolle spielt, so ist nur sehr wenig Widerstand bietet, gleitet daun pfeilschnell über den Meeresspiegel hin. Man kan» in solch einem Boote zehn bis ziröls Seemeilen in der Stunde zurücklegrn, wie in einem rasch fahrenden Dampsschiffe. Drückt der Wind aber z» stark aus das Segel, so daß da« Boot nach einer Seite umzuschlagen droht, so klettern die behenden Bootsleute mit affenartiger Geschicklichkeit rasch nach der anderen Seite über die Ausleger aus den außen schwimmenden Parallelstanini, um diesen zu beschweien und niedel senkend al- Gegengewilbt zu dienen. Zur Befestigung und Verbindung der verschiedene» Theile de- Bootes werden ausschließlich Stricke aus CocoSnußsaser» benutzt. Die Eingeborene» verwenden dafür keine» einzigen Nagel oder io ist eine» Eisenlheil; alle- besteht an diesen Booten auS Holz und Co-os- saser. Sogar die senkrcchl stehende», die Wände des Bootes er höhenden Seitenbretter, die sich frei auf de» Ränder» des o»s- gehöhlten Baumstaiiimes drei bi- vier Fuß erheben, sind mit Strick?» aus Palmsaseru daran befestigt. Mit solch einem Boote wagen sich die Singhalesen weit ins Meer hinaus, um zu fische», oder sie ver richten mit ihnen Lootsendieiiste. Die Bemannung solch eines Fahr zeuge- sind nackte braune Gestalten, deren einziges Kleidungsstück aus dem„Camboy" oder„Sarang"besieht, einem rothen Stück Baumwolle,i- zeug, welches gleich einer breite» Schürze unter dem Gürtel sest- gebunden wird und die Beine größtenthcils verhüllt. Andere — insbesondere die rudernden Bootsleute — begnügen sich statt dessen Mit einem einfachen Schurze, gleich einer schmalen Schwimmbose. Alle tragen ihr langes schwarzes Haar sorgi'ältig srisirt uns »icisi in cinem starken Zops ausgewickelt, welcher durch eine» brcii n Schildpatt-Kanu» am Hinterhaupte befestigt w rd, wodurch r,.- Singhalesen ein ausfallend weibisches Aussehen erhalten, umsomehr, als ihr Körperbau zierlich und schwächlich ist; bcjoiider- sind HäuSe und Füße klein und die GcsichtSzüge weichlich. Wett kräftig-!? nnv mäniilicher erscheinen dagegen die nackten, schwarze» Tamul. u. welche auch Ruderdienste verrichten. * Nach der „kevus militairs cle l'sttranxer" hat die rumä nische Regierung mit der beschlossenen Neuorganisation des Heeres den Anfang gemacht. Es sind bereits 4 Compagnien Genietruppen ne, errichtet worden, Io daß beide Regimeiiftr dieser Waffe jetzt 3 Bataillone zählen. Das I. Regiment besteht aus 1 Bataillon Eisenbahntrupp.'n und 2 Bataillonen Sappeure, das 2. Regiment aus 1 Bataillon Poutonniere und 2 Bataillonen Sappeure, bei jedem Sappeurbataillo» befindet sich 1 Telegraphen compagnie; die Pontonniere sind mit demselben Brückenlrain aus gerüstet, wie solchen die belgische Armee besitzt. Ferner wurden 8 EscasronS Kalaraschi neusormirt, welche 8 Regimentern dieser Waffe zugetl>eilt sind;eS ist jedoch in Aussicht genommen, ans den beregle» 8 Escadrons Kalaraschi 2 Regimenter Rossiori zu bilde», um die Zahl der betreffenden Regimenter aus 6 zu erhöhen; mit Rücksicht aus die hierdurch entstehenden größere» Kosten hat man vorläufig von der Ausführung dieser Maßregel Abstand genommen. Im Weiteren ist noch die Ncusormation von 8 Feldbattcrieu an- geordnet; die Artillerieregimenter Nr. 1, 2, 3 und 4 werden in CorpSartillerie umgewandelt und jed^ Regiment 8 Batterien, mit 7,5 cm Geschützen ausgerüstet, stark sei», unter den genannten Batterien sind 2 reitende. Die Regimenter Nr. 5. 6, 7 und 8 werden Divisionsartillerie, jedes zu 8 Batterien mit 8,7 ew Geschützen. Die Gebirgsartillerie wird vo» der Divisionsartillerie getrennt und künftig den Besehlen eines SpeciatdirectorS unterstellt werden. Sonderausstellung des Museums sür Völkerkunde. Singhalesen und Taumlen. (Fortsetzung.) * NicktS fiel Haeckel in den finghalesischen Dörfer» so sehr aus, wie die Seltenheit deS schönen Geschlechtes, namentlich der jungen Mädchen im Alter zwischen 12 und 20 Jahre»; selbst unter den spielenden Kindern waren die Knaben weit überwiegend. Die Mädchen werdeu srüh daran gewöhnt, im Inner» der Hütten zu bleiben und dort häusliche Arbeiten zu verrichten. Dazu verblühe» sie sehr bald. Ost schon mit zehn oder zwölf Jahren vcrheirathet, weiden sic bereits mit zwanzig bis dreißig Jahren alte Frauen. Großmütter von fünfundzwanzig bi- dreißig Jahren kommen häufig vor. Ein wichtiger Umstand ist ferner daS permanente Miß- verhältniß der männlichen und weiblichen Geburten unter de» S>u- ghalese». Auf je zehn Knaben solle» durchschnittlich nur acht hi nein, Mädchen geboren werden. Da« schöne Geschlecht ist hier »u- gleich da« ieltenel Selten freilich ist e» auch wirklich schön, aber cS giebt Ausuohmen, die auch Haeckel mit Bewunderung erfüllt haben. Im ursächlichen Zusammenhänge mit dem »«merische» lieber- wiegen der männliche» Bevölkerung über die weiblich« steh», wenigsten« theilweise wohl, da» merfwürdige Vrrhältniß der Polhaudrle, der es doch in Wirklichkeit nichts Anderes als ein einfaches, roh geschwtzics, fingerförmiges Stück Elfenbein von zw.si Zoll Länge und einen Zoll Dicke. Der „echte Buddha-Zahn" existirt sogar i» mehreren Exemplaren; doch lhut dies seiner Heiligkeit natürlich keinen Abbruch. Auch die Singhalescntruppe, welche Hagenbeck seinerzeit nach Europa hatte kommen lassen und welche sich jctzt i» unserem Zoologischen Garten befindet, brachte solch eine» „Zahn Bnddha's" Mit, welcher sich gegenwärtig mit der Sammlung in der Ausstellung befindet. Die Tempelchen, welche sich in den Törskin befinden, sind meist leicht aus einem Holzgestell errichtete, baldachinarlige Gebäude, welche mit roh bemalten Borhänge» uni geben und geschlossen sind, neben dem Eingang stehen die großen Stühle, auf denen die Priester sitzen, wie auch in der Ausstellung zn sehen ist. Tie Boote, von denen sich gleichfalls eine ziemlich große Anzahl vo» Modellen in der Ausstellung befindet, sind von jener sonder bare» Form, die in der südasiatische» Inselwelt weit verbreitet, in Ceylon, ihrem westlichste» Ausläuser, ober besonders eigenthümlich entwickelt ist. Ein solches besteht aus einem ausgehöhlten Baum stamme vo» uiigesähr zwanzig Fuß Länge; durch ausgebundene senk recht stehende hautlose Bretter find die beiden Seilenwände aus drei Fuß erhöht, aber die Breite zwischen diesen beträgt kaum einund- einhalb Fuß, so daß keine erwachsene Person darin fitzen kann, ohne beide Beine hintereinander zu stellen. Bon einer Seite des Bootes gehen rechtwinkelig zwei gekrümmte parallele Balken oder Bambus stäbe ab, welche an ihrem Ende durch einen dickeren, dem Boote parallelen, Stamm verbunden sind. Dieser „Outrigger" oder „Ausleger" schwimmt flach aus dem Wasserspiegel und verleibt dem schmalen und gebrechlichen Fahrzeuge eine» Hohe» Grad vo» Sicher heit. Solch ein Boot gewährt einen sehr malerischen, originellen Anblick, welcher noch durch die eigenthümliche Bemannung er höht wird, aber man sitzt darin vollständig eingeklemmt, so daß der ihnen gegebene Beiname „Wadenquetscher" voll siändig bezeichnend ist. Brm Aibeiten in einem solchen aus« gehöhlten Baumstamm oder gar vom Hin- und Hergehen in demselben, sowie von den freien Bewegungen kann in demselben gar keine Rede sein. Einen anderen Uebelstand dieser Boote bilden die beiden charakteristischen „Ausleger", die zwei parallelen Stämme oder Bambusstäbe, welche von einer Seite oerselben rechtwinklig abgehen und an ihren Außenenden durch einen stärkeren Stamm verbunden sind; der letztere, acht bis zehn Fuß abstehend, schwimmt flach aus dem Wasserspiegel und verhindert daS Umlchlagen deS schmalen und hoch über daS Wasser hinau-ragenden Boote«. Dasselbe gewinnt dadurch allerdings einen hohen Grad von Sicherheit, aber freilich auch von Schwerfälligkeit; denn mau kann immer nur mit einer Flanke deS Bootes sich der Küste oder einem anderen Gegenstände nähern und da- Wenden dauert lange und ist umständlich. Ein eigentliche« Steuer fehlt diesen Booten gänzlich; dasselbe wird durch eia gewöhnliche« Ruder ersetzt, welches abwechselnd an den beide», ganz gleich gebauten und spitz ouSlausenden Enden de- Bootes »um Steuern benutzt wird. Tie kleinen Boote werden von zwei, die größeren von vier oder sechs Ruderern in Bewegung gesetzt. Außerdem ist aber auch noch ein niedriger Mast mit einem großen viereckigen Segel vorhanden. Letztere« leistet bet gutem Wiade vorzügliche Dienste. DaS leichte Fahrzeug, dessen schmaler Boden dem Wasser bei seinem geringen Tie'gongc Musik. Indische Musik und Musiker iu ^eipzils. „Und wen» ihr die schwarze» Geselle» sragt. . ." H: Natürlich ineine» wir die von Herrn Pinke rt in sciurm Zoologische» Garten so rssectvoll jetzt vorgesührtc» Si»gl>alese» und Tamulen auS Ceylon. WaS wir dort vo» diese» nialrriichrn Ge stalte» auS dein Morgenland? an Gesang, Tanz und Echlagiiislrn- meiit-Musik zu hören bekomme», ist in hohem Grade intrrrftanl, u n nicht zu sagen amüsant. Wem diese Proben indischer Kunst neu waren, wie uns selber, der wird sicher einen nachiialtige» E »druck davon erhallen kabrn. Man wünscht sich Schnellnialer oder Schnell- photograph zu sein, «in die wunderbaren, freilich nur nicbr cd r weniger schönen Diehiingen und Wendlingen der Tänzer sür das Auge fix>ren zn können. Die Musik wird man schon eher »bei - drüisig, da sie monoton und für unsere Ohren barbar sch klingt. D>e beide» Tromm, lvirtuosen, welche ihre essigsastähnliche» Instru mente nicht mit Klüvpeln, sondern mit ihren beiden sehr knochigen Hände» „rühren", entwickeln große Fertigkeit »nd scheinen ans >h e Trommeln, »ach dem Gesicht-ausdruck beim Spiejen zu nitlieilei', ordentlich stolz »nd in sie verliebt zu sei»; so zärtlich und selbst bewußt wiegen sic das Haupt beim Wirbrllchlag. Wir empsehleiz unsere» Leser» und Leserinnen, sich die Trommler, de» Tov'tanz, den Teuselstanz (eine Art Tarantelle ans gut Eingbalesischll und de» Fechter-, Len Kurzstocktaiiz, sowie dei, Silvcrianz nitt ei ni en Augen anznselicn und da»» alle Grupvc» bci der stattlichen biidkhi- stückle» Processio» noch einmal im Tanzichrttt an sich vorrübcr- zichen zu lasse». Bci letzt,r>m Schauspiel erhält man bei nur einiger Phantasie ei» annäherndes Bild der „IV-ira-Iiorra", jenes alljährlich im Iulimond vor sich gehenden, großartig lärmenden Auszugs in Kandy z» Ehern des Gottes Buddha, an dem der Pr.uz von Wales seiner Z >t so sehr sich erfreute. „Nicht-Neues unter der Sonne!" können übrigens »nserc ältc.eu Herren Mitbürger, wenn sie dies lese», ausrufen. J' n?» war es ja schon Vor 50 Jahre» gegönnt, veritable indische Bajaderen hier auftrete» und Lorbeeren re. einten zu sein-». Es war Ende Mai rrnuo 39. Mau ließ Tichatscheck aus Dresden zu länge««»» Gastspiel kommen. DaS gute Stadttheater brauchte aber »och mehr Zugmittel, pikante Schaustellungen, um seine bescheidenen Räume leidlich voll zu erhalten. Heutzutage würde ein solches Ballet natürlich auch seine Zugkraft ansüben. Wi: sind iett 1839 nicht viel asketischer, nicht viel platonischer geworden. Unsere Bühne erschloß sich also zu Psiiigsteu 1839 de» söge- nannte» Tenipeltänzerinncn der Pagode von Tindivina Purum — so lese» wir den Namen statt Tindivanam fTiittiieanni »ei>mj geschrieben —, und viüere Hadituäs fanden sich M-nu !ür Man» ein, um die tanzenden Priesterinnen au- Poiidichöry aus der Knste Koiomandcl, Frl. Tilleb. Amani, Sundir»» und Rangun, kenne» z» lernen, auch eine siebenjährige Bajaderciitochter »nd -Eleve, 'Naniens Veidun, sich vroducucn zu sehen. (Wohnten Alle mit ibrcni J»>- prciario im Hotel de Pologne.) Die vier Haiiptnuittiiikin waren: „Die Toilette deS Wischnu", „Die vier Dolche", „Ter M ttapu", endlich „Die Taube und der Palmbalim". DaS bekannte mnsikalische Quodlibet L. Schnriber's „Fröhlich" leitete als „I.oeer «In licke-au" die Vorstellung ein. Ei» paar Tage später traten die Bajaderen zum zweiten Male aus und brachten neue Nummern: „Gruß de-- Radscha", sodann „Die eheliche Liebe" (sie). Ultimo Mai wurde aui allgemeines Verlangen d r Inderinnen halber das Abonnement noch einmal unterbrochen. Tie TempeltLiizcrinnen wurden dazu vo» Dresden herübergcholt. Die Taubennummcr hatte diesmal die Be zeichnung „Wettkampf im Tanbcntanze" erhalte». Ob sich wohl Robert Schumann, der Componist von „Paradies und Peri" unsterbliche» Andenkens diese Bajaderen angesehen Hit? Seine „Neue Zeitschrift sür Musik" schweigt sich darüber vollständig > »s. — Als Curiosum sei schließlich erwähnt, daß der biedere Thvr- schreiber am Ranstädtcr Thor das indische Balletcorps bei seiner Ankunft sammt uud soiiderS sür Herren ansah und als solche eintrng. Mnsiksest in Salzburg. Man schreibt uns aus Salzburg: Unter Bezugnahme aus die letzte Mittheilung sind wir heute in der Lage, die Programme sür die am 24. ». 25. Juli in der hi sig » ^uin acackemic» statlfindcudcii Fest - Concerte zur allgemein-» Kennlniß zu bringe». Dieselben enthaften folgende Num,n-rn: Für das erste Concert (24 Jul?, Abends V,8 Uhr): 1) XXVI. Eon- cert sür das Pionosorle nitt Orchester (in O-ckur) Küch. Bcrz. Nr. 537. Componirt in Wien in, Februar 1788, von W. A. Mozart. sPiano: Herr Capcllmeister Or. Carl Neineckc aus Leipzig.) 2) Arie aus der Oper „Figaro'S Hochzeit" (Ihr, die ihr die Triebe des Herzens kennt) von W A. Mozart. (Fräulein N-lly Gnbos.) 3) Arie aus der Oper „Die Entführung auS d-m Serail" („Solche hergelanff'ne Lassen") von W. A. Mozart. (Herr Gustav Siehr.) 4) Große Arie aus der Oper „Lalmö" von L. Tclibes. fFiänI. Bianca Bianchi.) 5) Zwei Lieder von Franz Schubert, n) „An die Musik", b) ? 6) Duett aus der Oper „Figaro'S Hochzeit" „Wenn die sonsten Abendlüste") von W. A. Mozart. (F üul. ianca Bianchi und Fräul. Nclly Gäbos.) 7) U. Symphonie in 6-moU, op. 134, von Carl Remecke. (I. Allegro, II. Andante, III. Intermezzo, IV. Finale.) (Dirigent: Der Componist.) Conce iflüg l von Blnthner in Leipzig; sür das zweite Loncert (25. Juli, Abend- 'l,8Ubr): I) Ouvertüre zur Oper „FierrobraS" von Franz Schubert. 2) Arie auS der Over „Figaro'S Hochzeit" („Und Susanne kommt nicht") von W. A. Mozart. (Frau Rosa Papier-Paumgartner.) 3) Concert sür die Violine mit Orchester (m>. 61), componirt im Jahre 1806 von L. van Beethoven. (Herr Arnold Rosst.) 4) Große Arie an der Oper , HaiiS Heising" von H. Marschner. (Herr I. Riftcr.) 5) Hochzeilsinusik zu dem Schauspiel „Olas und Hialsa" sür Orchester von I. F. Hummel. 6) Lieder-Vortrag: ». „Genesung" von Robert Franz, d. „Wiegenlied" von W. A. Mozart, o. „Der Kreuzzng" von Franz Schubert. (Frau Rosa Papier-Paumgartner.) I» der am 26. Juli Vormittags 11 Uhr staltfiabenden Matinste wirken Frl. Bianca Bianchi, k. k. österreichiiche und großherzoglich badische Kainmersäiigerin, Frau Rosa Papier-Paumgartner, k. I. Kamnier- sängerfti, Herr vr. Hans Paumgartner, Herr Joses Ritter, Opern« länger aus Hamburg, und Herr Arnold Rosst, Concertmeister au der Wiener Hosoper, niit. Bon hervorragendem Interesse dürfte sür die Salzburger die Nummer 7 deS I. Toncertes sein, welche dem Publicum Gelegenheit bietet, Herrn Professor vr. C. Relnecke gleichzeitig als Eomponlsten und Dirigenten kennen zu lernen. Entscheidungen -es Reichsgerichts. (Nachdruck verboten) Leipzig, >9. Juli. (Fahrlässige Tödtuna.) Vom Land gericht Schwerin ist am 4. April der Kammerjäger Ludwig PeterS in Wismar wegen fahrlässiger Tödtung zu 4 Monate, GesävgNiß vernrtheill worden. Der Fall ist besonder» deswegen toteres)
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