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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-26
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.07.1888
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Erscheint tLgltch früh S>/, Uhr. tiedaction unö LrPkdttioa Ioha»,e«gaffe 8. Sprechstunden -er Nedarlion: vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. tzlir tt» NUckgat, einqkiandtrr v!»nulcri»t« «acht fich t>e Stetaction „>chl »erdiadlich. Annabme her skr »le nichftf<I,en»e Nnmmrr bestimmten Ansernte an kSachrntaqen bl» 8 Uhr Nachmttta,«. anL«„„- »»d Festtagen srütz blS'/.VUtzr. 3n den Fitialr» für Jns.-^nnahme: vtt« Klemm. Universttät-straß« 1. Louis Lösche, Kalharinenstr. 2» pari. u. Nöniglplatz 7, nur bi»'/,8 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. Abo«neme«t»vret» ^ vierteljährlich 4>/, Mk iocl. Brmgerloda 5 Mk.. durch dl« Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne NUmmr. 40 Pf Brlrgrrrmplar 10 Pf. «ebühren für Extrabeilagen (in raqrblat«.Format gesalzt) ohne Poslbeiördk'.ung 60 Mk. «tt Postbejürderung 70 Mk. Inserate Sgespqltene Petitzeile 20 Pf. GrSßere Schristea kaut uns. Prei-verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Tarif. Ueclamen imter dem NedartionSstrich die »gelvalt. Zeile 50Pf.,vor denFamtliennachrichtea die «geipalteae Zeile 40 Pf. Inserate sind sie,» au die Erpebitta» z, seude». — Rabatt wird »ich« gegeben. Zahlung pruonumsranäo oder durch Post- nachnadmr. LV8. Donnerstag ren 26. Juli 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Bekanntmachung Di« Me-börse für die Lederindustrie in nächster Micharl:»messe wirb DtenStag, den 18. September 1888, Nachmittags von 2—5 Uhr im Saale der „dienen Börse" hier abgehalten werden. Leipzig, den 12. Juli 1838. Der Nath der Stadt Leipzig. De. Georgi. Hennig. Lclmnntmachliiig. Die Erd- und Macadamisiruii.gs-Arbeiten in den beim Johanna-Parke und südlich der Beetbovrnstraße liegenden Theilen der Carl Tauchnitz« Straße sollen an einen Unter« nehmer verdungen werden. Die Bedingungen liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RathhauS, 2 Stockwerk, Zimmer Nr. l4, auS und köunc» daselbst eingesehcn oder gegen Entrichtung der Gebühren ent nommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Grd- und MacadamisirungS-Arbeiten in der Earl Tauchniy-Straße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 3l. Juli or. Nackmittag» 5 Uhr einzureichen. Der Nath behält sich daS Recht vor, sämmttiche Angebote abzulehiicn. Leipzig, den 24. Juli 1888. DeS RathS der Stadt Leipzig Id. 3073. Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Die Pflasterung der Kreuzung der Carl Tauchnitz- und Beethovenstraße mit bossirtcn Steinen I. Clasie und der Fußwegübergauge daselbst mit Schlackcngußsteinen soll an «inen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen i» unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS. 2 Stockwerk, Zimiiier Nr. l t. au« und tö»»r» daselbst riageseben und gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bernglicke Angebote sind versiegelt und mit der Ausschrift P-asterung in der Earl Tauchnitz-Straße versehe» ebendaselbst und zwar bis zum 6. August b. I. Nachmittags 5 Uhr eiiizureicheii. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmttiche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 24. Juli 1888. DeS RathS der Stadt Leipzig Id. 307l. Straßcubau-Deputatio». Bekanntmachung. Tie Lieferung und daö Verlegen von Granilschwellcn und granitnen Baumringe» zu den Neil- und Fußwegen in der Earl Tauchnitz-Straße sollrn an einen Unlernehmer verdungen werben. Die Bedingungen liegen in unserer Tiefbau «Verwaltung, RathhauS, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst ciiigksehen, oder gegen Entrichtung der Gebühren e»t- nomnie» werde». Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aussckrist „Einfassung der Reit- und Promenaden Wege der Carl Tauchnitz - Straße mit Granit, schivcllcn" versehen edendaselbst und zwar bis zum 6. August d. I., Nachmittags 5 Uhr einzureiche». Der Nath behält sich daS Recht Vox, sämmttiche Angebote abzulehncn. Leipzig, den 24. Juli >888. DeS RathS der Stadt Leipzig Id. 3072. Straßenbau-Deputation. Grwölbc-vmnictlMg. Das i», Crdaeschcs; der Georgenhalle (Brühlseite) befindliche Gewölbe Rr. s, das drille vo» der Geelhc- straße auS gerechnet, soll vom I. August dS. IS. an gegen einhalbjahrliche Kündigung anderwril vcr- mietbet werden. Miethgesuche sind aus dem Nathhause, 1. Etage. Zimmer Nr. 17, auzubringen, woselbst auch die Vcrmielhungs- bedingunge» eingesehe» werden können. Leipzig, den 23. Juli >888. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 4605. vr. Georgi. Krumvtegel. Lisverklmt. Der verkauf von KrystalleiS im städtischen Bieh» und Schlachthose findet au Wochentagen Morgen» von 4—7, Mittags vo» 1l—12 und Nachmittag» von 5 bi» 7 Uhr. an Sonn« «nh Feiertagen Morgen« von 4—« und Mittags von 11—12 Uhr statt. Prei»: 4 Block von «rea 2b leg SV ^s. Leipzig, am 24 Juli 1888. 74./88. Die Direktion. Bekanntmachung. Zum Behüt der gegen tzuide jede« okal>ei»isck»n Halbjahre» zu halte»»,,, Revision der Universitäl». Bibliothek w?rde» »ie Herren Cludirende», welche Bücher au» derselben entliehen haben, aus- gesorderl, »iese «m 28. und 80. Auli un» am 1. Augnft gegen Zurückgabe der EinpsangSbeicheiniguiigeii abzuliejern. Die Ablieferung wird in der Weise zu geschehe» haben, daß b>«- jenigen, dere» Namen mit einem der Buchstabe» ll ansangen, am 88. Juli, die, deren Namen mit einem der Buchstaben k beginnen, am 80 Juli, und di« Uebrigen am 1. August (jrüh zwischen 10 und 1 Uhr) abliefern. Alle übrigen Entleiher werden ausgesordert, die an sie der« liehenen Bücher am 7. und 8. August (während der gewShnIichen Oeffnung»stunven> zurückzuqeben. während der Re»isi«n,zeit (28. Jul, bi« 18. -I»g»st inct.) kSnnen Bücher nicht »»»geliehen werben. Ebens» muh während derselben da« Lesezimmer geschloffen bleiben. Leipzig, den 24. Juli 1888. »i« Bereit,, der Un1»»rsitiit«.Ltbl«,tt»k. vr. Dreht. Vibliolhek der Handelskammer. Wegen vorzuiiehmcnder Musterung und Reinigung der Bibliothek sind alle aurgeliehenen Bücher bis spätestens L-unabend, den 28. Ault an die Bibliothek zurückzugeben oder behuss Erneuerung des Ent- leihscheineS voizuzelgcn. Bom 30. Juli bis 11. August werden keine Bücher auSgeliehen. Leipzig, de» 18. Juli 1888. San,lei der Handelskammer. Wohnungs-Vcrmietknng. Im Unidersitättgrutiditück Gorthestrahe Rr. 7 ist die in der rechte» Hülste der 2. Etage befindliche Wohnung, bestehend an» 6 Zimmern, 1 Alkoven, Küche. Speisekammer, Keller, Holz- und Boveiiraum von» t. April 1880 an anderweit aus drei Jahre mit n-ichsolgender halbjährlicher Kündigung zu vermiethen. Dieselbe könnte aus Wunsch auch bereits vom 1. Oktober ds». Js. ab be. zogen werden. Nefleclanten wollen wegen de» Weiteren an da» vnlrrzeichnete Renlani: sich wenden. Leipzig, am 21. Juli 1838. Universitäts-Rentamt. Gebhardt. Nichtamtlicher Thetl. Loillaiiger's Wahlniederlage. Boulanqcr'S Erfolge irrsten stet» mit dem Niedergang der Opportunisten, sei» Mißgeschick stet» mit einem neuen Auf schwung dieser Partei zusammen. Zur Zeit der Unruhen in Pari«, Nancy, Toulouse und anderen französischen Städten, welche durch die Anhänger Boulanger's hcrvvrgerusen wurden, Hörle man stets die Ruse: „Hoch Boulanger!" und „Nieder mit Ferry!" neben einander, und heute wird da» Erqebinß der Wahl im Departement Ardöche als ein Sieg Ferry'S bezeichnet. Auch in der Dauphine wurde neben Carnot und Floquet vielfach Fcrry gefeiert, der a>4 daS eigentliche Haupt der Opportunisten gilt. Dieser Gegensatz zwischen de» Opportunisten und den Boulangistcn ist zugleich die Stärke und die Schwäche der Bewegung, welcher Boulanger den Namen gegeben hat. Die Opportunisten führen stet» die Versöhnung aller republikanischen Gruppen im Munde, aber sie verstehen darunter eine Versöhnung unter opportunistischer Führung; sobald der Mittelpunkt der republikanischen Samm lung Weiler nach links verlegt werden soll, so daß die Raki- caten Antheil an der Herrschaft erhallen; kann ist sofort der Zwiespalt da und die Opportunisten verlangen die Allein herrschaft. AlS Bonlangcr's Einfluß aiising. übermächtig zu werde», hielte» Opportunisten unv Radikale zu seiner Bekämpfung insammen, jetzt, da der Candidat der Opportunisten im Departement Ardstcke mit l7 000 Stimme» Mehrheit über Boulanger de» Sieg davo,«getragen bat. regt sich der alte Zwist zwischen Opportunisten und Radikalen von Neuem, und die Letzteren denke» bereits an die Wahlen des nächste» JabrcS. welche leicht unter der Herrschaft der Opportunisten zu Stande kommen könnte». Diese Eifersucht zwischen de» beide» Hauptgrnppen der Republikaner fristet der doulangistischen Bewegung das Leben und kann dabin sichre», daß Boulanger am 19 August »» Somine-Departeinent gewählt wird, ui» dann triumphirend i» die Kammer zurückzukehren und seine Angriffe gegen die Kammer und gegen die Verfassung zu erneuern. Ungünstig für Boulanger ist die Gestaltung der inler- nationalcn Lage, welche Frankreich vereinsamt und Rußland Deutschland und seinen Verbündelen genähert hat. Die Hoffnung der Franzose», Rußland als Bundesgeiioffen zu gewinnen, batte Boulanger viele Anhänger gewönne», weil mau ihm die nölhige Festigkeit zutraute, die Diktatur aus zurichten und dadurch die Hauplbedingung zu erfülle», welche Rußland an ein StaatSwcsen stellt, mit welche», eS in nahe Beziehungen zu treten wünscht. Gegenwärtig ist das russislb- sranzösische Bü»d»iß in unabsehbare Ferne gerückt, und dadurch hat der Name Boulanger einen großen Tbeil seiner An ziehungskraft für die Franzosen verloren. Ziehe» sich doch sogar die Royalisten von ihm zurück, die' »hm bisher die Stange gehalten hatten, und nur die Bonapartisten halten a» ihm fest, weil sie die Hoffnung, mit ihm zur Herrschaft zu gelangen, noch nicht ausgegebe» haben. Kammeranflösuiig und Verfassungsrevision waren für Boulanger niemals Zweck, sondern nur Vorwand, darüber sind sich seine Anhänger ebenso klar wie seine Gegner, aber in Frankreich ist überhaupt kein Parteiprogramm ernst zu nehme», hinter alle» Programmen verbirgt sich der Wunsch, am Ruder zu bleiben oder ans Ruder zu kommen. Welcher Mißbrauch ist z. B. mit der Frage der Beseitigung de» Senat» getrieben worden. Als Floquet Ministerpräsident wurde, betrachteten weite Kreise dieses Ereigniß als das Zeichen zur Einführung des Einkammersystems, heute ist Floquet bereit- i» seine» Anschauungen so gemäßigt, daß er dem Senat daS Recht der Finanzcontrole belassen will. Dieser Entschluß wird zwar der Oeffenllichkcit mit dem Zusatz „nur" übermittelt, aber gerade daS Recht der Geld bewilligung ist von der Volksvertretung aller VcrfassuiigSsiaatc» stets als das Wesen der Verfassungsrechte ausgesaßk worden, und an diesem Rechte will Floquet dem Senat Aulheil ge währen durch das Recht der Prüfung der Finanzen. Daß damit nur die Brücke für die Aufrcchlhaltung tcS Senats in seiner bisherigen Gestalt geschlagen werde» soll, »erstellt sich von selbst. Es ist überhaupt, so lange es VersasstiiigS- staaten giebt, inimer so gewesen, daß Vertreter radikaler Reformen, sobald sie zur Regierung kommen, die Verhälln sse, zu deren Umgestaltung sie berufen sind, in einem ganz anderen Lichte erblicken, daß sie zum Bewußlseiu über de» Werth vo» Einrichtungen gelangen, deren Zerstörung ihnen bisher ganz unerläßlich erschien Die Nabicalc» in Franlreich waren nicht nur vo» jeher geschworene Feinde des Senats, sondcr» auch der Kirche. Sie waren Gegner der Ausrechtballung des Bolschaste,Postens briin Batica», sie waren Vertreter der Ver weltlichung der Schule, der Streichung deS Staalszuschusses für die Geistlichkeit, überbanpl der Trennung vo» Kirche und Staat in dem Sinne, daß die Kirche innerhalb der ihr einge- räumten Besngnisie sür sich selbst zu sorgen habe obne irgend welchen Emsluß aus die Frcibeit der La'kiiwelt. Ein Ha'upl- Vertreter dieser antikirchlichr» Nichiung, Goklet, bat eS erlebe» wüsten, baß der Präsident der Republik d e Toleranz der ihn in der Douphinh begrüßenden Geistlichkeit al» leitenden Etaattgedanken der republikanischen Regierung verkündet hat. also mit anderen Dorten, den bestehenden Umfang der geist lichen Rechte in Frankreich unverkürzt sortbestehen lasten will. Ein Theil der Kraft, Uber welche die doulangistische Be wegung verfügt, fließt ihr vo» der Armee zu und zwar einer- seilS von den bonapartistischcn Bcstandtheilcn derselben und andererseilt von den socialistiscken und co»imu»ist>schen, welche mil den streikenden Arbeiter» ihr Brod Iheile» wollen. Diesen Einflüssen ein Gegengewicht zu schassen, ist da» eifrige Be streben Carnol'ö und Floqnet's, und e» scheint, daß er damil auch einen geringen Erfolg gehabt hat. Der Präsident der Republik hat bei seiner letzten Rundreise Gelegenheit ge nommen. zu erklären, daß Armee und Volk i» Frankreich ein» sind, er hat sich damit den deutsche» HeercSgedanke» an geeignet, ohne dazu in den thalsächlichen Verhältnissen Frankreichs gegründete Berechtigung zu finden. Denn ei» Volktheer kennt Frankreich trotz der allgemeine» Wehrpflicht nicht, di« Parleirichtungen finden i» der französische» Armee überall Au-bruck, und daran vermag auch ein bürgerlicher Krieg»niinist«r wie Freycinel nichts zu ändern. WaS die französische Armee als Ganzes zusammenhält, ist nicht, wie Earnol glauben machen möchte, ihre Vorliebe für die republikanische Slaatssorm, sondern der Rachegcdanke und die Jahrhunderte alte Ueberlieferung von der Unbesieg barkeit der sranzvstscheii Armee. Solche „unbedeutende" Abweichungen von dieser Ueberliejerung, wie sie die Iadre 1370 und 187l gebracht haben, machen aus die Franzosen keinen Eindruck, dasiir haben sie daS Universal- »liltel deS Berrath». wodurch sie alle ihre Niederlagen erkläre». I» der Tdat finden in der sraiizösischen Armee die orieanistischen. bonapartistiscben n»d socialistischen Partei interesten ebenso ihre Vertretung wie im Parlameut, und die Armee wird niemals einen Kriegsminister, der nicht Soldat ist, al» solchen anerkennen, ebensowenig wie ihr rin Pkäsidrut Achtung eiiiflüßt. der nickt General ist. Gerade vom mili- tairischcn Standpunkte au» bildet Boulanger ri»e stets gegen wärtige Gefahr für die R publik, wenn er a»ch weit von tri» Ideal entfernt ist, welches sich die Franzosen vo» einem Heer führer machen Boulanger ist »och lange nicht abgelha». weil er bei der Wahl i»> Departement Artöhe dem oppor tunistischen Candidalen unterlegen ist. aber die Uneinigkeit zwischen Opporlunisten und Rabicalen bedingt auch noch nickt seinen Sieg im Somme-Departement. Die politische Ent wickelung Frankreichs ist nach wie vor u»bcreck>e»bar, der Zwickt tst daS Hauptmoment, welches daraus e»»virkl. Der Plan, die Republik zweckmäßig zu orgamsiren, besieht seit aib-zchn Jahren, aber gcluuge» ist die Ausführung bisher nicht, trotz Thier», Grevy und Carnot. * Leipzig, 26. Juli. * Gras Bismarck wird den Kaiser auch nach Stock holm und Kopenhagen begleiten und mit ibi» am 81. Juli nach Berlin zurückkekrc»; er wird alsdann sofort seinen jetzt mehrfach aufgeschobcnen Urlaub antretc», Vesten erste» Theil er wie alljährlich in Königstein am TaunnS zubringen wird. Dann werden auch die albernen Gerückte verstummen, die ihm eine besondere Sendung »ach Paris überlragc», um dort Namens der beiden Kaiser eine durchgreifende Abrüstung zu verlangen. Darüber, ob Gras Bismarck, wie er das in den letzten Jahren regelmäßig gethan bat, die letzte Hälfte seines Urlaubs bei seinen Freunden in England auf dem Lande zu- bringen wird, scheint bisher EndgiitigeS noch nicht bestimmt ^u sein. * Die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" chreibt: .In Nummer 196 des „Westfälischen Merkur" vom 17. d. M. wird i» einem Artikel, in welchem deS „un genügende» CbarakterS" der bisherigen Revisionen der kirckenpolitischen Gesetzgebung gedacht wird, u. A. bemerkt, daß vor Allem Garantien gegen den Mißbrauch des Einspruchs gefordert werben müßten und daß dies um so noihwcnkiger sei. alS ein solcher Einspruch jede» Tag er folge» könne und auch häufig genug, freilich ohne daß daS Publicum elwaS davon erfahre, slatlfinde. Dem gegenüber ei zur Richtigstellung beinerkl, daß die StaatSregierung bis her keinen Anlaß gehabt hat. gegen die Anstellung der zahl reichen Geistlichen, welche ihr von den Bischöfen benannt worden sind, Einspruch zu erheben. Die Nothwendigkeit hierzu hat nur i» sechs Fälle», als eS sich um die Besetzung erledigter Psarrstclleu in der Provinz Posen handelte, Vor gelegen." * Der bisherige Reichstags-Abgeordnete und nunmehrige königl. preußische Hausminister Herr von Webell- PieSdors läßt soeben in cviiservaliven Blattern seines Wahl kreises Mühlhausen-Langensalza eine Kundgebung abdrucken, in welcher er sich bezüglich der Frage, ob sein Reichstags- Mandat »och gütig ober erloschen sei, erklärt, daß er die Beibehaltung de» NeichStagSpräsidiumS nicht sür vereinbar mit seinem neuen Amte halte und dem I. Biceprasidente» des Reichstags bereits mitgetheill habe, daß er diese Stellung mederlege. Dagegen halte ec sei» ReichstagSmanbat durch Ucbernahme deS Amtes alS Minister der königl. Hauses, da die- kein SlaatSaml sei, nickt für erloschen. Da diele Frage aber immerhin streitig sei» könne, habe er den I. Bicepräsi- denten beaustragt, hierüber die Entscheid»»« deS ReicklagS herbcizujühren Zur Frage einer elwaigrn Neuwahl habe er bisher noch keine Stellung genommen. * Nach gemeinschaftlicher Bekaiinlinachung de« Fiiianz- miiiister- und de« Ministers deS Innern werben pro 1887,88 aus Grund der lex Unvnv aus den Gctreidezölle» 13 723 62 l -ckl an die C o »> mu» a l v erb ä n b e überwiesen. Es treffen davon auf die Provinz Ostpreußen 776 701, die Provinz Westpreuße» 578 l80. die Slabl Berlin 974 860, die Provinzen Brandenburg 1 096 415, Pommern 744 399, Posen 686 835, Schlesien l75l04l, Sachsen 1 362 267, Schle-wia-Holsltin 78l l54, Hannover l l85 359, Westfalen 957 78l, Hessen-Nassau 803 754, Rheinland 1996 697, die Hobenzollcnif'chen Lande 30 l?8 Mark. * Bereits ii» April >886 hatte der landwirthschaftlicke Verein sür Rheinpreußeu an de» Reichskanzler und daS preußische Staalsniiiiineriui» eine Petition gerichtet, in welcher er um Ermäßigung der aus der Landwirth- schasl rubenden Stenern ersuckke. Im Juli desselben Jahres erhielt hieraus der Verein seitens der Minister deS Inner», der La»dwirtblchast und der Finanzen einen Bescheid dahingehend, daß die Umgestaltung deS Systems der direclen Slaatssleucrn zum Zwecke einer gerechtere» Steuervertbeilung der königliche» StaatSregierung nickt minder am Herzen liege, al» der weitere Ausbau der Eommunalsteuer-Gesetz- gebung, daß aber dir kvnigliLe Vtaatsrrgierung der Ansicht de- Verein», daß e» hierzu einer völligen Beseitigung der Grund- und Gebändesteuer bedürfen würde, nicht bei- stimiiien könne; e« werde ihrerseits vielmehr al» zweck» mäßiges Mittel einer Verbesserung Le- Staats- wie de» ConimunalsteuersystemS die Ueberweisung der Grund- und Gebäudestener an die Communalverbände und die Abschaffung der Zuschläge zu diesen Steuern in Au-sicht genommen. Nuiimehr hat der Verein eine neue Petition an den Fürsten- ReickSkanzler gerichtet und darum gebeten, neben der Frage wegen Ueberweisung der Grund- und Gebäudesteuer an die Gemeinden zu erwägen: 1) in welchem Maße gemäß tz. 3 de» Gesetze» vom 2l. Mai 1861 eine allgemeine Ermäßigung der Grundstkuer herbeizuführen; 2) welche Bestimmung zu treffen sei, daß der durch die Grundsteuer herangezogen« Reinertrag der Liegenheiten von der Heranziehung zur Per« onalsieuer z» entbinden sei und 3) ob nicht — eventuell durch ein Nolhgesrtz — di« am meisten drückenden Zuschläge zur Grund- und Gebäudrstcuer sür Communal- und andere Neben- leuern sofort zu verbieten seien. " Die i»Rom erscheinende, in vatikanischen Kreisen weit verbreitete Zeitung „Squilla" will wissen, der Papst Hab« die Absicht, dem Fürstbischof vr. Kopp den Cardinal»- purpur zu verleihen. * Der ehemalige badische Hauptmann A. v. Ehren berg hat zu seiner „Rechtfertigung" eine in Hage» in West falen gedruckte Schrift gegen die Schweiz, insonderheit gegen die „Lasterhöhle" Zürich loSgelassen. Die Bevölkerung ist darüber sehr in Zorn gerathen und der BunbeSrath wird rrsuchk, Klage gegen diese Beschimpfung zu erheben. * AuS Wälschtirol, 2l. Juli, wird gemeldet: „Der Entfernung Vr. Lorenzoni's aus der Redaction der „Voce CattolicL" ist sehr rasch eine zweite, von der gleichen Tendenz geleitete Maßregel des Trienter Fürstbischofs Balussi gesolgt, die Ausweisung de» Negular-OrdenS der Ro«m>- nianer auS Noveredo, dem Stammsitze ihres Gründers. Mit dieser Maßregel wird nicht nur da» nationale Jtaliener- thum im wälschlirolische» CleruS an der Wurzel getroffen, auch der liberale fortschrittliche Geist in demselben soll damit auSgeroltet werden. Die Ausweisung der RoSminianer ruft hier natürlich in nationalliberalen Kreisen die tiefgehendste Er- regung hervor. RoSmini, der Freund Pius' IX., als dieser noch die Allüren eine» nationale» PapstcS zur Schau trug, sein Gegner im Kampfe um da« Unfehlbarkeit--Dogma. RoSmini war eS, der dem CleruS in Wälschtirol nationale» Geist ein- hauchle, der ihm eine freiere Auffassung der Dogmen lehrte, und eS ist darum begreiflich, daß dem Orden vo» seinem ersten Austreten au in Wälschtirol alle Herzen zuflogcn. Bor einigen Monaten hat Papst Leo XIII. eine Anzahl der Thesen NoSmini'S ox caltwärL als Ketzerei,, gebrandmarkl; Bischof Balussi vollslrcckt »uu daS Urlheil. Ma» wird jedoch nicht fchlgeheu, wenn man aninmint. daß diese Maßregel nicht so sehr den ketzerischen Neigungen der RoSminianer. als ihrem nationalen Glaubensbekenntnisse gilt; die wälsch- tirolische liberale Presse giebt dieser Annahme auch schov beredte» Ausdruck." * Der Besuch deS Kaiser» Wilhelm in Kopen hagen wird in der dänischen Presse lebhaft besprochen. Alle Zeitungen sind von der Höflichkeit des jungen Kaisers ympalhisch berührt und rinzelne lege» der Reise weit reichende politische Bedeutung bei. Zu», Emxfang des Kaisers werden schon großartige Anstalten getroffen. König Christian wird am Sonntag den 29. in der Mittagsstunde an Bord einer Panzerflotte gehe», um seinem Gast entgegen zu segeln, und nachdem die Monarchen im Sunde einander begrüßt haben, segeln die vereinigten Flotten nach Kopenhagen. Die zehn deutsche» Panzerschiffe gebe» beim Fort „Tre Kroner" vor Anker, die dänische» Schiffe paradiren aus der inneren Rhede, während die deutsche und däniscke Fregatte bei der Zollbude anlegen. Zwei russische Kriegsschiffe werden eben- salls «»kommen, um Honneurs zu machen. Das ganze maritime Schauspiel aus der Rhede wird von großariigem Effect sein. Im Ganzen wird eine Flotte von gegen zwanzig großen Kriegsschiffen nn Sunde versammelt sein. * Der Pforte ist eS durch kluge Zurückhaltung gelungen, den in Kreta ausgespeicherten Coiiflictsstoff vorläufig zu neutralisiren. Die Session der kretensifchcn Nationatver- sainmluiig ist nunmehr wieder geschloffen worden, nachdem sie in Folge be- Einvernehmens einer christlichen Fraclion mit den mohamcdanischen Dcputirten in der Lage war, eine ganze Reihe wirklich nützlicher Vorlagen der Erledigung zuzusühren. Unter den finanziellen Reformen werden von der „Politischen Correspondenz" jene hervorgehobc», durch welche größere Er- sparniigen in dem Beamtenpersonale der Verwaltung durch Auslassung aller überflüssigen Stellen bewirkt werden und daS Gleichgewicht zwischen den Einnahmen und Au-gabe» der Insel endlich hergestelll wird. Von einschneidender politischer Bedeutung ist die von der Nationalversammlung beschlossene Reform des Wahlgesetzes. Es wurde darin die eigentlich selbstverständliche Bestimmung ausgenommen, daß nur otto- manischen Staatsbürgern da» aclive und passive Wahlrecht sowohl sür die Wahlen in die Legislative, als für jene der Avminisirntivkörperschaste» zukomme. Hierdurch werden einige der heißblütigen Abgeordneten, welche sich sehr viel aus ihre griechische Staatsbürgerschaft zu Gute thun, von der National versammlung ausgeschloffen und e» wird diese den wirklichen Interessen der Insel mehr dienstbar gemacht. * Au» Wien schreibt man der „Schlesischen Zeitung": Obwohl der Erfolg der Pariser RevolutivnSaiis- stellung von 1889 im Hinblick aus die erklärte Nicht- belheiligung der meisten europäischen Staaten von Bedeutung mindeste»» zweifelhaft erscheint, so haben dennoch »amcnNich in Oesterreich, Ungarn unv der Türkei die Werbungen sranzosensreundlicher und gleichzeitig zumeist deutscbseindticher Kreise,.um die Industriellen und Lanbwirthe dieser Länder zu einer Beschickung der Pariser Ausstellung auf eigene Rechnung und Gefahr zu bestimmen, noch keineswegs aus- qchört. Von gewisser Seite werden gegenwärtig in Wien jene Tischler unv Tapezierer, welche sich an der niedervster» reichisttzkn GewerdeauSstellung belheiligt habe», beredet, ihre «ilsgestellten Gegenstände im nächsten Jahre nach Pari» zu senden. Fortwährend finden sich auch in Pcster Blättern, bäufiger und dringlicher aber noch i» den französisch ge schriebenen Zeitungen Konstanti»opcl»(„Phare duVoSphorr"«.) Aufforderungen an di« Industriellen und Lanbwirthe de» Lande« zur möglichst zahlreichen Beschickung der Pariser Aus stellung. Nack den bisherigen Ergebnissen dieser sranzosrn» freundlichen Werbungen zu urthrilen, finden dieselben indetz
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