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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880730
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880730
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-30
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1888
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4649 Volksmrthschastliches. Verantwortlicher Redakteur L. G. Laue t« Leipzig. — In Vertretung: Gr«ri stier in Leipzig- Telegramme. ^-n Prag» 29. Juli, (Privat - Telegramm.) Die Dux- Bodenbacher Eisenbahn trifft all« Vorbereitungen, um schon tm Herbst mit Erschließung der Tagbaue auf ihrem Duxer Gruben besitz beginnen zu können. Vermischtes. * Leipzig, 29. Juli. Am gestrigen Abend bereit- ' fand im „Marieogartea" die Begrüßung der Delegirten de- heute und die solgendcn Tage hier versammelten Verbände- der Vereine Ereditresorm statt, uud zwar waren es die Herren Zastrow, Wohlfahrt. Dumout und Beier, welche alle die von nah und fern herbeigceilten zahlreichen Vertreter mit herz lichen Worten begrüßten und willkommen hießen. Die freund lichen Worte fanden ein Echo bei den Abgeordneten au- den verschiedensten deutschen Städten uud sie worden erwidert durch ouSgebrochte brausende Hoch» aus die Stadt Leipzig, den Verband, den Leipziger Verein und besten Vorstand re. Der Abend verlief in schönster Harmonie und zeigte, welcher Geist de- Gemeinsinn- die Erschienenen beseelte. — Die eigentlichen Verhandlungen be gannen am heutigen Sonntag Morgen im blauen Saale de- Krhftall- palasteS und zwar mit der Verlesung de- von Herrn Oberbürgermeister 0r. Georgi an den «erband-tag gerichteten außerordentlich herz lich gehaltenen Begrüßungsschreiben-, welche- den lebhaftesten Beifall der Veriammlung fand. Indem wir uns einen ausführlichen Be richt Vorbehalten, bemerken wir für heute nur. daß Herr Demeter- Kempten zum Leiter der Versammlung gewählt wurde und daß die ersten Puncie der Tagesordnung (Wahl de- Bureau« und der Lom ir, issioueii, Prüfung der Vollmachten der Vertreter) ihre Erledigung sanvea. Die Berathung der 52 der Erledigung darrenden, Seiten« verschiedener Vereine gestellten, für den ganzen Verband zum Theil außerordentlich wichtigen Anträge wird den weiteren Vormittag und einen Theil de- Nachmittag- au-süllen, bezw. morgen noch fort gesetzt werden. *— SilbercourS. Der Cour-, zu welchem die in Silber zahlbaren Coupons, sowie die ausgeloosten Stücke der öfter reichischen Eisenbahn-Prioritäts-Obligationen an den deutschen Zahlstellen eingelött werden, ist von 81'/. Proc. aus 82 Proc. erhöht worden. ES werden demnach bis auf Weitere« sür 100 fl. gezahlt 164,00 -f Plane«. 28 Juli. Seit einiger Zeit weilen wieder russische Spekulanten im Vogtlande, um Stickniaschinen — billig einzu- kaufen und nach Rußland zu schaffen. Biele Geschäfte haben die, selben diesmal nicht gemacht, da alle Maschinen beschäftigt sind, in Plauen dürste die Zahl der gelausten Maschinen 10 kaum über steige». Guten Stickmaschinenmonteurcn habe» die Herren Russen lohe Bezahlung versprochen, um sie zu bewegen, da- Ingangsetzen der Maschinen in Rußland zu übernehmen. — In Falken st ein klagt man in Stickereikccisen über Mangel an Arbeitskräften, da die englischen Gardineuwebereien viele Arbeitskräfte der Stickerei entzogen haben. *— Bei der Emission von Wcrthpapirrcn hat sich, wie allgemein bekannt, seit Jahren der Uebelstand gezeigt, daß außer den jemgen Personen, denen es um einen wirklichen Erwerb de- zu zeich „enden Papiere-zu thun ist, es stets eine Menge solcher giebt, welche lediglich in der Absicht zeichnen, um die ihnen zugetheiltcn Stücke bei dem ersten Steigen des CourseS gleich wieder zu veräußern und welche in der Voraussicht, daß die betreffenden Wcrthe bedeutend überzeichnet werden, Summen zeichnen, welche wirklich zu erwerben sic nie die Absicht haben. Durch dieses Verfahren werden sowohl die Emissionshäuser, wie auch die eine wirkliche Anlage suchenden Capi taliste» in ihren Interessen geschädigt und hat es daher nicht an Versuchen seitens hervorragender Emissionsfirmen gefehlt, diesem Ucbelstande abzuhelscn. So hat die Berliner Handelgesellschaft zu diesem Zwecke die verschiedensten Versuche schon gemacht. In der Thal liegt eS ja auch im Interesse der Emission-Häuser, sich nicht in ihrem OperationS-Credit schädigen zu lassen, durch vasje welches sie mangels der Möglichkeit, spekulative Zeichner als solche zu er kennen, diesen zuertheilen. Im Interesse der wirklichen Anlagesuchenden aber liegt eS, sich nicht durch derartige Speculations-Zeichnungen um di« gezeichneten Beträge gebracht oder in die Nothwendigkeit versetzt zu sehen, gerade wie die Spekulation, Unsummen zeichnen zu müssen, um schließlich kleine Beträge zu erhalten. In die SubscriptionS- Bcdingungen für die am 1. August er. bei den Bankhäusern Aron» L Walter in Berlin und Gebrüder Arnhold in Dresden zur Zeich uung kommenden Aktien der „Deutschen Thonröhren- und Ehamottc-Fabrik" ist nun ganz ausdrücklich der Passus aus genommen, daß „in erster Linie diejenigen Zeichner Berücksichtigung finden werden, welche sich bereit erklären, die ihnen zuzuthcilenden Aktien biS zum 31. Oktober er. bei den Emissionshäusern in Ver wahrung zu belassen, welche Erklärung eventuell sogleich bei der Subscription abzugeben ist". So ist allerdings ernsthaften Zeichnern ein wirklicher Schutz gewährt, denn diese haben nicht nöthig, wesent lich mehr Aktien zu zeichnen, als sie wirklich haben wollen und dürfen doch hoffen ihre Wünsche thunlichst berücksichtigt zu sehen. -r— lklltenburg. 28. Juli. Der neuesten Uebersicht über die Verwaltungsergebnisse der Sparkassen im Herzog thumeSachsen-Altenburg entnehmen wir, daß im letzten Jahre die Zahl der Einleger von 58449 aus 60 920, die Summe der Ein lagen von 17047 769.42 ^! auf 18 248 084.02 ^! " Der baare Caffenbestand betrug 351114.80 und die 481753.25 >! Von den eingelegten Lapitolien waren 18 845 741 80 ^! verzinslich angelegt oder auSgeliehen. Darnach hat reichlich der dritte Theil der Bevölkerung bei den Sparkassen Capital angelegt Aus den einzelnen Sparer ist durchschnittlich ein Einlagekapital von 304 ^il zu rechnen. *— Ein« neue Brauerei wird, wie die „Posener Ztg." mit theilt, zur Zeit in Grätz errichtet, welche bereits so weit fertig ge stellt sein soll, daß in nächster Zeit mit dem Brauen vorgcgangcn werden kann. — Wo bleibt das Monopol der englischen Gesellschaft? *— Lonsulatc. Den zum Lonsul der Dominikanischen Republik in Bremen ernannten Kaufmann Julius Smidt ist das Exequatur Namen- de- Reich- ertheilt worden. *— In Sachen der Deutsch-Chiuesischen Bank, meint die „F. 3 ", dürften sicherlich noch einige Monate vergehen, bevor au ein definitives Resultat der Besprechungen gedacht werden kann Immerhin kann wiederholt «erden, daß sich allgemeine Geneigtheit sür die Errichtung der Bank zeigt. *— Errichtung einer Bank in Transvaal. Der Volks raad des Transvaal (Afrika) hat die Frage, ob eine nationale oder eine deutsche Bank unter Regicrungsaufsicht gegründet werden soll, an einen Ausschuß verwiesen. — Ohne Zweifel steht da- Projekt einer deutschen Bank mit dem Plane eines südafrikanischen Zöllner eins in Verbindung, über welchen nämlich die „N. A. Z." Anden tuuaen machte. '— Die Tuch- undWollwaarenfabrik von I. C. Nicolai in Kalbe feiert im August dieses Jahres ihr hundertjähriges Be stehen. *— Die Brauereien von LaupuS in Koblenz und MelS- heimer L Co. in Andernach sind von Dresdner und Frarkfurter Banksirmen unter Führung von Eduard Rocksch Nachfolger, unter der Firma „Mittclrheinischc Brauerri-Gesellschsast" in ein Actienunternehmen umgewandelt worden. *— Die außerordentliche General-Versammlung der Mecklen burgischen Friedrich Franz-Eisenbahn, in welcher 1275000 Capital vertreten war, genehmigte den Bau der Se cundairbah» Maviß nach Lübtheen und beschloß die Erhöhung der zu emittirenden Prioritäten aus süns Millionen Mark. (B. B. Z) *—Dir General-Versammlung der Brauereigesellschaf zum Storche» in Speyer beschloß die Erhöhung des Aktien kapital- um 600 000 >!; die neuen Aktien werde« von den ersten Zeichnern zum Conrie von 125 Proc. übernommen und den Actio »»irr» derart zur Verfügung gestellt, daß aus 2000 ^! alte 1000 neue Aktien zum Lourse von 130 Proc. entfallen. — Bei der Ab nahme sind 25 Proc. nebst Agio sofort, 25 Proc. am 1. Juli 1889 und 50 Proc. am 1. Oktober 1889 zahlbar. Dieselben stad divi dcndenberechtigt pro 1888/89 pro rat» der Einzahlung. *— Württembergische Leinenindustrie. In der am 26. Juli zu Blaubeuren gehaltenen Generalversammlung waren 781 Aktien mit 156 Stimmen vertreten. Au« dem Berichte de« Vor sitzenden, CommerzienrathS Lang, war zu ersehen, daß die im vor jährigen Bericht ausgesprochene Befürchtung einer noch längeren Dauer der ungünstigen Geschäftslage der Leinenindustrie sich zwar während der ersten Hälfte des abgelausenen Jahres b>u>obrheitet habe, daß aber in dessen zweiter Hälfte eine entschieden« Wendung zum Besseren eingeiretkn sei, so daß am Schlüsse des Jahre« nicht blvS eine erhebliche Steigerung de« Gesammtumsatzes verzeichnet werden konnte, sondern auch noch belangreiche Aufträge für da« neue Jahr Vorlagen. Dt« im Jahr 1887 eingetretene Entwrrikung der russischen Valuta veranlaßt« weiteren Rückgang der ^ Sarupretse und uöthigte zu erheblichen Abschreibungen auf alle Lagerbestände, durch ivelche der Gewinnsaldo deS Jahre- be trächtlich vermindert wurde; aber die Geschäftslage ist heute eine wesentlich bessere al« im Vorjahre, und der Geschäftsbericht pricht die Hoffnung aus, daß eine sür die Leinenindustrie un gemein kritische Periode ihren Abschluß gefunden habe, und wir im Anfang einer besseren Zeit stehen. Der nach statuten- emäßen Abschreibungen zur Verfügung der Generalversammlung stehende Reingewinn beträgt 48 652,46 st Es wurde beschlossen, an die Actionaire 22 >! pro Aktie von 500 X zu vertheilen. dem Reservefonds 10 Proc. gutzuschreiben, auf Gratifikationen 987 21 zu verwenden und 4000 aus neue Rechnung vorzutragen. Die au-tretendrn Mitglieder des AussichtsratheS wurden wiedergewählt, außerdem wurde Herr Karl Lang, seither Vorstandsmitglied der Ge- ellschaft, welcher seit 50 Jahren in der Leitung des Etablissements thätig war. in den AussichtSrath berufen, um als Delegirter desselben in der Geschäftsführung der mechanischen Weberei mitzuwirken. An dessen Stelle, sowie an Stelle des im vorigen Jahre verstorbenen Vorstandsmitgliedes Karl Eugen Lang wurden in der Sitzung des AussichlSralh«, welche der Generalversammlung folgte, die Herren Wickert-Heim und Th- Wächter zu Mitgliedern des Vorstandes gewählt. >v—n. Prag, 28. Juli. Prager Stadtanleheu. In der gestern Vormittag stattgehabten Sitzung der Finanz-Sektion des Stadtrathr» wurden die eingelausenen zwei AnlehenS-Offerten ver lesen und der Berathung unterzogen. Die Offerte der Lredit- anstalt-Bodencredit-Anstalt lautet aus einen im Sinne der Statuten der Oestrrreichiichc» Bodencrkdit-Anstalt auszustellenden und rückzahlbaren Schuldschein, basirt jedoch nicht aus einem 4procentigen, sondern auf einem 3'/, Procentigen Zinsfüße. Die Offerenten bieten für ein solche- Anlehen den LourS von 88,50. DaS Finanz. Comilö hat mit Rücksicht aus die große Einschuldung, welche eine 3'/, proc. Anleihe in sich schließt, den Delegirten der offerirenden Banken empfohlen, ihrer Offerte eine zweite, einen 4proc. Zinsfuß zur Grundlage habend, folgen zu lassen. Außerdem erbat sich die Finanzsection bezüglich der erwähnten Offerte aus rin 3'/, proc. Anlehen mehrfache Erläuterungen. Die Vertreter der oben genannten Banken versprachen, dem Wunsche der Finanz- ection bi- zum kommenden Dienstag entsprechen zu wollen. — Die zweite Offerte, welche die Zivnostenska-Vanka im Verein mit der Böhmischen Escompte - Bank und der Niederöster reichischen EScompte - Gesellschaft überreichte, lautete wohl aus cm 4proc. Aulchen, doch wurde hierfür ein CourS geboten, der weit niedriger ist, als jener, den s. Z. da- holländisch-französische Con- sortinm geboten hat. DaS letztgenannte Consortium offerirte s. Z. den Preis von 93. Die beiden Offerten — da- von der Credit- anstolt und da- von der Zivnostenska-Banka ^überreichte — wurden der Stadtbuchhaltung zur Ausrechnung abgetreten. Die Finanz- Sektion hat gar keincn festen Beschluß gefaßt, sondern die An gelegenheit bis zum nächsten Dienstag vertagt. *— Eisenbahn KarlSbat-Maripnbad. Noch dem „Pr. Abendbl." wird sich das Projekt einer Lokalbahn von Karlsbad nach Morienbad voraussichtlich doch verwirklichen. *— Goldagio bei Zollzahlungey in Oesterreich. Für den August 1888 wurde festgesetzt, daß in den Fällen, in welchen bei Zahlung von Zöllen und Nebcngebühren, dann der Sicherstellung von Zöllen, statt de- Goldes Silbermünzen zur Verwendung kommen, ein Aufgeld von 24'/, Proc. (d. i. 1 Proc. weniger als im lausende» Monat) in Silber zu entrichten ist. *— DaS Semestral-Ergebniß der Niederösterreichischen Escompte.Gesellschaft entspricht einer 4'/,proc. Verzinsung des Aktienkapitals. *— Ablösung der ungarischen Regalien. Die Re galien, die sür weite Kreise deshalb von Interesse sind, weil deren bevorstehende Ablösung mit einer großen Finanz operation verbunden ist, sind in Ungarn eine Einrichtung, die sich auS dem Mittelalter bi« ans den heutigen Tag erhallen hat. Die Nothwendigkeit, mit diesem Ueberbleibscl eines längst überwundenen System- auszuräumen, war längst anerkannt, und schon in einem kaiserlichen Patent von 1853 wurde die Frage der Ablösung der Regalien in der Weise ins Auge gefaßt, daß den privaten Besitzern derselben entschädigungsweise tue Ablösung in Aussicht gestellt wurde. In den letzten dreißig Jahren haben die Regalien die mannig- facbsten administrativen Wandlungen durchgemacht, so daß sich diese Einrichtung privatrechtlich immer verwickelter gestaltete. Gemeinden und Private, königliche Freistädte. Bi-tbümer, Klöster, Domänen und Stiftungen bilden die gegenwärtigen Besitzer und Inhaber der Regalien, und dabei ist das Regalrecht nicht immer mit Grund und Boden verbunden, sondern häufig ein persönliche- Recht, so daß aus derselben Besitzung der Eigenthümer dieser und der Inhaber der Regale im Umkreise derselben Besitzung zwei gesonderte juristische Personen sind. Schon der frühere Fiuanzminister Gras Szapary hatte die Durchführung der Ablösungsoperalion in sein Programm auf- genommen, die Ungunst der Zeiten und zum wesentlichen Theile auch der Umstand, daß die damit verbundenen verwickelten Rechtsfrage» noch nicht genügend geklärt zu sein schienen, ließen die Angelegenheit in der Schwebe. Mit der Einsührung oer neuen Spiritussteuer stellt sich aber für die Regierung die Nothwendigkeit, an diese bisher umgangene LösungSsrage heranzuschreiten, in erhöhtem Maße ein. Sie bildet im Grunde genommen nur eine Fortführung jener civil- rechtlichcn Maßnahmen, welche im Jahre 1853 mit der Grundent- lastung begonnen und im Jahre 1868 mit der Weinzehentablösung fortgesetzt wurden. Für jetzt hat die Regierung nur die Ablösung deS Schankregals auf die Tagesordnung gesetzt, die verschiedenen anderen Regatten, dos Mühlen-, das Fijchereiregal n. s. w. werden eine Zeit lang noch fortbestehen und erst in späterer Zukunft zur Ab lösung gelangen. Die finanzielle Seite der Ablösung-srage bietet dem Finanzminister zwei Wege. Er könnte da» Regal nach dem von Fach- männern scstgcftcllten Werthe baar ablösen. Zu diesem Behusc mußte eine große Anleihe ausgenommen und unmittelbar an den Staot-credit appellict werden. Nach allen einschlägigen balbamt- lichen Andeutungen wird TiSza diesen Weg nicht betreten. Die Ab lösung de- Schankregals nach dem Muster der vor 20 Jahren er folgten Ablösung der Weinzehent, das ist der zweite Weg. und dieser empfiehlt sich besser. Bei der Weinzehentablösung zahlte der Staat als AblöiungScapital eine» Betrag, welcher der zwanzig- fachen Summe des jährlichen Einkommen- der Zehentinhaber ent sprach. Diese Ablösung erhielten die Berechtigten jedoch nicht in Baargeld, sondern in sünsvroceutigen Weinzeheat - Schuldscheinen, welche vom Staate verzinst und binnen 22 Jahren getilgt werden, wobei für 100 fl. Nennwecth nur 83,4 fl gezahlt und 16,6 fl. für Handhabung-- und VerwaltungSkosten vom Staate zurück- gehalten wurden. Aus diese Weise läßt sich die Ablösung durchsühren, ohne dabei den StaatScredtt in Anspruch nehmen zu müssen. Die auszngebenden Regal-Ablösungs-Schuldscheine dürste» allerdings ein hohes Capital im Nennwerthe darstellen, und dies um so mehr, als die Ablösung wahrscheinlich nicht aus Grundlage eines süns-, sondern vier-, höchstens viereinhalbprocentigen Zinsfußes erfolgen wird. Mau schätzt die jährlichen Einnahmen au- dem Schankregal aus durchschnittlich zehn bis elf Millionen Gulden. Bei einem Zins fuß von 4 Procent würde dies ein iapital von 250 bis 275 Millionen Gulden ergeben, wovon ein Theil indessen als Monipulation-gebühr in Abzug zu bringen wäre, so daß ungefähr 210 Millionen Gulden in Schuldscheinen herau-kämea. zu deren Verzinsung alljährlich ungefähr 8.3 Mill. uothwendig wären. Da nun an« der neuen SpiritoSsteuer für den Staatsschatz eiue Mehrein nahme von 15 bi« 20 Millionen jährlich erhofft wird und da nach Ablösung der Regalien die Cchinkgebühr ausschließlich der Staats kasse zufließen wird, so wird der Ftnanzminister die vom Staate zu leistende Ablösungssumme aus den lediglich vom Aerar zu crthei- lenden Schankttcenzen wohl noch mit einigem Gewinn herouSschlagen. lieber die Einzelheiten dieser Operation tagt jetzt die Schlußberathung >m Finauzministerium, deren Ergebniß binnen Kurzem veröffentlicht werdea wird. *— Der Waareuverkebr Ungarn«. Eine halbamtliche Verlautbarung der statistischen Sectio» de« Haudel«ministerium« giebt interessante Ausschlüsse über deu Waareuverkehr Ungarn« im Jahre 1887. Danach betrug der Import 13.9 Millionen Meter- Leutner im Werth« von 440,8 Millionen Gulden, während der Exvort sich ans 3l,8 Millionen Meter-Sentner im Werthe von 405,9 Millionen Gulden belief. Bei quantitativ weit stärkerem Exporte wnrde daher um 35 Millionen Gulden an Wcrthen mehr eingeführt al« «»»geführt. Diese Differenz zeigt sich schon seit mehreren Jahren uud betrug im Jahre 1883 20,3, im Jahre 1884 90,7, im Jahre 1885 56,71, im Jahre 1886 aber nur 1,95 Millionen Gulden. Im Jahre 188? belief sich der Export an Fabrikaten auf 149, an Rohprodukten aus 256 Millionen Gulden, importirt wurdrn Rohprodukte im Werthe von 71,47 und Fabrikate im Werth« von 368,65 Millionen Gulden. Die größt« Werthmeuge entfällt beim Importe auf Wollwaareu. Leinen, Jute und andere Gewebe, ferner auf Seide und Seidenwaareu, Kleider uud Weißwäfche. Für diese Artikel allein wnrde» im abge- lauseuen Jahre 187 Millionen Gnldra bezahlt. Wester wnrde. eingeführt: Leder und Lederwaaren um 40 Millionen Gulden, Eisenwaaren um 14,5, Kunstwerke und Instrumente um 25, literarische Gegenstände um 10 und Zucker gleichfall- um 10 Mil- lioueu Gulden. Der Import an Getreide, Hülsensrüchten und Mahlproducten belief sich aus 9,6, an Gemüse uud Obst auf 10, an Mineralöl aus 6, an Papier und Papierwaarea auf 6,4, an Maschinen und Bestandtheilen aus 5.6, an Edelmetallen auf 6 Millionen Gulden. Die wichtigsten Artikel de« Export- sind Getreide und Mahlprodncte, für welche 134,5 Millionen Gulden ein genommen wurden. Diesen folgen Thiere mit 66,9. Gemüse und Obst mit 18.2, Holzdauben und Dünger mit 30, Fette mit 22.24, Wolle mit 21, »biertsche Produkte mit 14,7, Kleider nnd Wäsche mit 7,9. Leder und Lederwaaren mit 6.6 und Eisenwaaren mit 6,2 Mill. Gulden. Der Import au« Oesterreich allein erreichte den Werth von 379,6 Mill. Gulden, der Export dahin 300 Millionen Gulden. Der Import an- Deutschland betrug 15,9 Millionen Gulden, der Export dahin 39 Millionen Gulden. Der Verkehr mit Ru- mänien hielt sich die Waage; der Import betrug 4,2, der Export 4,3 Millionen Gulden. Beide Ziffern sind seit dem Zollkriege selbst verständlich enorm znrückqegangen. *— Aus Zürich schreibt man der „B. B.-Z." Die Haiisse der Aktien der Schweizerischen Unionbahn wird nicht allein aus sehr große Einnahmen, sondern auch aus Verhandlungen über den Bau de- Splügen-Tunnel zurückgeführt. Biele Leute glauben, daß da- Gerücht nur in die Welt gesetzt wurde, um die Bewegung in Unioabahnactien zu unterstützen, aber die eingeholten Informa tionen bestätigen, daß die gaiize Angelegenheit einen durchaus ernsten Hintergrund hat. Die Möglichkeit, ja die Wahrscheinlichkeit dieses Aipen- durchstichS war, seitdem man darüber schon vor Jahren diScutirte, nie so groß al» heute. Ein Blick auf die Karte zeigt, daß Italien sein Eisenbahnnetz bereit» bis Chiavenna ausgedehnt hat, so daß e» sehr bald Len Anschluß an eine Splügenbghn erreicht. Andererseits ist die Ge- sellfchasl, welche das Netz betreibt,' die Adriatische Eisenbahncompagnie, sehr reich und sie har da» größte Interesse an dem Zustandekommen der Splügen-Bahn. Aus der schweizerischen Seite würde die Letztere unmittelbar an die Linie der Union Suissc anschließen, und eS ist begreiflich, daß diese Gesellschaft gern die Hand bietet, ein Projekt zu reattsircn, da- sie au- einer Sackbahn zu einer iuteruationalcn BerkehrSroute verwandelt. Die Gesellschaft der vereinigten Schweizer- bahnen nimmt heute eine Stellung ein, welche ihr erlaubt, selbst ständig bei einem großen Unternehmen wie der Splügen-Tunnel resp. die Splügen-Bahn zu handeln. Ihr Credit ist in der Schweiz allerersten Ranges, und sollte sie zum Baue der Splügen-Bahn an den Geldmarkt appelliren, so stehen ihr große Kapitalien zu billigen Bedingungen zur Verfügung l Noch ein gewichtiges Moment wird da» Projekt wesentlich fördern, da- ist der Berstaal. lichungSgedankt. der in der Schweiz nicht mehr von der Tagesord nung verschwinden wird. Der Bund hat ein gewichtiges Votum bei dem Bau der Splügen-Bahu, er muß alle ihm zu Gebote stehenden Mittel anwenden, um der Union Suisse zu ermöglichen, da- ganze Projekt aus billigste Weise auSzusühren, damit da» Bauconto in einer Weise belastet wird, welche beim Rückkauf dem Bund keinen Schaden bringt. ES werden deshalb bet ernsten Ber Handlungen jedenfalls die Absichten des Eisenbahn - Departe »rents mit in Frage kommen. Wenn die Splügenbahn gebaut wird, so dürste sicherlich der bis jetzt in der Schweiz beliebte Modu» der Subventionen der Cantonestädte ganz wegfallen: derselbe bemmt die Selbstständigkeit einer Bahn und steht in gar keinem Verhältnisse zu den geringen Vortheilen! Und damit kommen wir zur Rentabilität. Nur wenn die Berechnungen, woran übrigens in informirten Kreisen nicht gezweisclt wird, den sichern Schluß aus eine gesunde Rentabilität ergebe», wird die Union Suisse selbst das Projekt in Angriff nehmen; die Verwaltung ist bekannt al- sehr gewissenhaft und vor sichtig, so daß die Actionaire vertrauensvoll ihr das Mandat über tragen können. *— Der Krach in Livorno. Zn den schon geschilderten Bor- gängen in Livorno wird dem „Franks. Journal" noch mitgetheilt: „Die Firma Soria, welche zu der Finanzcalamttät das Meiste bei- getragen hat, erklärte bei Gericht, daß ihr« Passiven circa 2'/, Mill. Lire betragen, welchen nur dOOOltO Lire Aktiven gegenüberstehen. Ihre Insolvenz war schon seit geraumer Zeit vorhanden. Die Zahlungseinstellungen der Häuser Vitali, Peona, Fajani, Ghidiglia und Keramik-Gesellschaft Cigna sind nur Consequenzen des Banke rotts der Firma Soria und weitere Fallimente werden folgen. Unabhängig von diesen Vorgängen ist die Insolvenz der Firma G. Segre Nipote, welche wieder den Sturz des Hauses Archivolti verursachte, weil das letztere bei Segre Nipote 700000 Lire ein- büßte. An den kleineren Banken drängt man sich jetzt, um die Ein die Livorno insolventen Ifirma Fratelli Soria tn Livorno, die Herren Dario, Carlo und Roberto S., verhaftet worden. 1VTS. Petersburg, 28 Juli. Nach einem heute veröffentlichten Gesetz unterliegen in ostsibirischen Häscn des Stillen OceanS all dem AuSlande eingcsührtcr Zucker, Syrup, Confituren, Chocolade, Arak, Rum, Branntwein, Liqueure, Weine, Biere und Porter dem selben Zolle wie im europäischen Rußland. *— Der russischen Süd-Westbahn-Gesellschaft ist es, wie die „Nowoje Wremja" hört, gestattet worden, die Uman-Zweig- bahn auf ökonomischem Wege zu bauen und zu cxploitiren. Und zwar kommen nachstehende Zweige in Betracht: von der Station Kasatin auf der Hauptlinie der Süd-Westbahnen und von der Station Dankowka aus dem Trostjanez-Zweige bis zur Station Schukaiwod und weiter bis zur Bereinigung mit der Fustowo - Bahn dei Spola. Die Ausdehnung dieser Zweigbahnen beträgt 373 Werst; das Bau- kapital ist aus 12 661 577 Rubel Credit fixirt. Behufs Herbeischaffung dieses Kapitals, sowie zu sonstigen Bedürfnissen ist eS der Gesellschaft gestattet worden, Obligattonen für 20300000 Rubel nominal zu emittiren. In drei Jahren muß der Bau beendigt sein. *— Erhöhungsder Spiritusexportprämiein Rußland. Für die Zeit vom 1. Juli 1888 bis 1. Juli 1889 alt. St. ist die , ortprämie für Spiritus derart erhöht, daß fernerhin für den Eimer 96proc. Waare 53'/« Kopeken gezahlt werden. *— Chinin-Cultur tn Rußland. DaS russische Domainen« Ministerium steht, wie die „H. B.-H." meldet, im Begriffe, die Chinchona-Cultur in ausgedehntem Maße in der Nähe von Tiflis u versuchen. Experiment« sollen ergeben haben, daß Boden und klima daselbst die Cultur dieser Pflanze sehr begünstigen, und eS wird behauptet, daß die Pflanze in der genannten Gegend schon an- ebaut wurde und eine zur Erzeugung von Chinin sehr brauchbare finde geliefert haben soll. *— Egyptische Finanzen. Nach dem soeben zur Veröffent lichung gelangten Staatscassen-AilSweis per 30. Juni wurden im Monat Juni 751 957 egypt. Psd. (1887 670 849 Psd.) eingenommen und 392 478 eghpt. Psd. (1887 370624 Pfd.) ausgegeben, wodurch nunmehr die Gesammt-Einnahme des ersten Semesters auf 3 855 127 t. Pfd. (1887 3 408956 Psd.) und die Gesammt-AuSgabe auf 4 4909!» egypt. Pfd. (1887 4 188 546 Psd.l steigt. Die Einnahmen sind also um rund 447 000 egypt. Psd. höher als in der ersten Hälfte des Vorjahres, wa- hauptsächlich dem besseren Ergebniß der Grund- steuer zu danken ist. AuS dem Kharadzt allein, welcher eine Einnahme von 1579 394 egypt. Psd. gebracht hat, resultirt ein Plu« von 283 000 egypt. Psd. Die Zoll-Einnahmen sind von 463 458 egypt. Pfd. auf 473 817 egypt. Psd., die Ergebnisse der Eisenbahnen von 584 330 Hypt. Pfd. aus 611670 egypt. Ptd. gestiegen, während die Octroi- Einnahmeu von 155 220 egypt. Pfd. auf 147357 Pfd. sich ver ringert haben. Die erzielten Mehr-Einnahmen werden aber bis auf einen kleinen Rest dadurch ausgeglichen, daß sich die Ausgaben um 402000 egypt. Pfd. höher stellten al« im ersten Semester des Bor- ahre-. Der Haupt-Ausgabeposten, die Aufwendungen für die con- vlidirte Schuld, ist mit 1788841 egypt. Pfd. allerdings unverändert geblieben, dagegen wurden sür die schwebende Schuld 73000 egypt. Pid. mehr verwendet als tm Vorjahr. Di« Erfordernisse der Civil- liste haben sich von 150028 egypt. Pfd. auf 181065 egypt. Pfd., deS Ministerium« für öffentlich« Arbeiten von 190955 egypt. Psd. auf 229 058 egypt. Pfd., deS Krieg-ministeriumS von 69 419 egypt. Pfd. aus 157 440 eaypt. Pfd. erhwt. Die Gesammt-Ausgaben des ersten Semesters stellen sich um 635806 egypt. Psd. höher al- die Ein- nahmen, während dieser Unterschied im gleichen Zeitraum des Vor- jahre« 780000 egypt. Pfd. und tn 1886 690000 egypt. Psd. bc- tragen hatte. Die späteren Monate können hier natürlich wieder Ausgleichung bringen. Der vaarbestand der Staatskasse betrug am 30. Juni 2 263 500 egypt. Pfd., wovon sich 1389 664 egypt. Psd. in der Lasse der öffentlichen Staatsschuld, 837 92l egypt. Psd. in der Lasse de» Finanzministeriums und 35915 egypt. Pfd. bet den Banken befanden. (F. Z.) *— Orientbahncn. Die „Budapester Lorrespondenz" meldet, daß die Eisenbahnlinie Pirot-Loribrod-Sofia spätesten« am 2. August dem Verkehr «bergeben und vorläufig der bereits geraume Zeit bis Konstantinopel fertige Schieuenstrang wenigsten» bi- znr bulgarischen Hauptstadt verwendet und praktikabel gemacht werden wird. Von großer Bedeutung, namentlich vom österreichischen und ungarischen Standpunkte, ist die wichtige Arndrrnng, welche sich seit Kurzem be züglich de- entscheidenden Einflüsse» auf dir serbische» Eisenbahnen . - - ' " « mit Los - ganz im Stillen vollzieht, hat den gesammten Besitz lagen zurückznzikhen, ebenso bei den wenigen Bankiers, besitzt/ — Nach dem „Sole" sind die Inhaber der Bankfirma Fratelli Soria in Livorno, die Herren 1 Die Firma Vitali« mit Lointereflenten esitz der österreichischen Länderbank an Aktien der serbischen EisenbahnbrlriebSgesellschaft an sich gebracht, und jetzt ist ausschließlich französische» Capital, welche« gewiß nicht den Handels- und Exportinteressc» Oesterrrich-Ungarn» dienen wird, beim serbischen Eisenbahnbetrieb maßgebend geworden, wenn die serbischen Linien nominell auch Staatsvahnen sind. Da dieselbe Grupp» auch den Betrieb bis Salonichi in Händen hat, werden sich für Ungarn die Schwierigkeiten deS Exporte» nach Ländern der Balkanhalbinsel nur noch steigern. Tie Gruppe Vitalis hat auch sofort wesentliche Per- sonal Veränderungen vorgenommen, um alle Elemente, die ihr nicht genügend verläßlich erschienen, zu entfernen; der bisherige General- Dtrector in Paris, der Chef in Belgrad und mehrere hohe Beamte werden entlassen. Vorläufig hat Biedermann die Leitung des Eisen bahndienstes in Serbien als provisorischer Direktor übernommen. *— «oblenprodiiction in den Vereinigten Staaten. ES wird berichtet: Im Jahre 1887 sind in den Bereinigten Staaten 110 680 000 t Kohlen, um 14540 000 t mehr als im Jahre 1886, gefördert worden. Der Geiammtwerth der Kobkenvroduction betrug 173.530 996 Dollar-. An, meisten Kohlen producirtePennsylvanien und zwar 62 823000 t Kohlen im Werthe von 107171000 Dollar«. und Ge- un- s'ch eng eine LanbwirthschaftlicheS. *— Der neueste Bericht derpreußischen landwirthschaft- lichen Verwaltung, welcher sich diesmal im Gegensatz zu den früheren, drei Jahre umsasscnden Berichten, über einen Zeitraum von vier Jahren, 1884 bis 1887, erstreckt, wird in kürzester Zeit erscheine». Wie jetzt schon verlautet, wird in der Einleitung des selben constatirt, daß seit dem ersten Jahre dieser Berichterstattung deS landwirthschaftlichen Ministers, seit 1875, die Landwirthschaft sich in allen ihren Zweigen in einer schweren, von Jahr zu Jahr bedrohlicheren Krisis befindet. Nur gegen Schluß der letzten Bc- richtöpcriode seien Anzeichen vorhanden gewesen, welche in ein zelnen landwirthschaftlichen Produktionszweigen auf eine Wendung zum Besseren schließen ließe. Die Krisis sei hauptsächlich auf die durch die Entwickelung der Vrrtehr-mittcl geschaffene Gelegenheit zur raschen und billigen Massenbeförderung landwirthschastlicher Pro ducte aus den entferntesten Theilen der Erde nach den westeuropäi schen Märkte» zurückziiführen, wobei namentlich auf die lieber schwemmung West-Enropas durch russisches, amerikanische« indisches Getreide hingewiesen wird. Aber nicht nur die treidepreise seien bis auf einen für deutsche Verhältnisse auskömmlichen Stand gesunken, dieselbe Erscheinung habe auch aus dein Gebiete der Thierzucht vollzogen. Auf den lischen und französischen Markt, wohin Deutschland früher recht gewinnreichc Ausfuhr fetter Hammel und fetten Rindviehes hätte richten können, sei nicht nur lebendes Schlachtvieh au« den Vereinigten Staaten und Canada in jährlich wachsenden Mengen, eS würde auch frische» ausgeschlachtetes Fletsch, in Eisschiffen verpackt, aus Australien, Nord- und Südamerika gebracht und mache unferer Ausfuhr eine übermächtige Concurrenz. Mit den Biehpreisen seien diejenigen unserer aus den Export angewiesenen Molkereiproducte ge sunken. Dazu sei gekommen, daß während der Jahre 1884 bis 1887 auch unsere wichtigsten - landwirthschaftlichen Nebengewerbe, die Spiritus- und Zuckerindustrie, deren steigende Blüthe noch bis zum Jahre 1883 für die heimische Landwirthschaft, andere Nachtheile auS- gleichend, große Vortheile gebracht, von derselben schweren Krisi« be troffen wurden. Anfänglich hätten diese Gewerbe der Krisi« schutzlos geaen- überaestanden. Die seit 1879 eingeführten Schutzzölle hätten wenigstens den Vortheil gebracht, daß sie die allgemeine Krisis verlangsamt, daß sie den moralischen Muth und den Unternehmungsgeist der landwirthfchast- lichen Bevölkerung gehoben und zur gesteigerten Selbstthätiakeit an gespornt, daß sie den Preisrückgang der Producte einigermaßen auf- gehalten und daß sie endlich die Einnahmen de- Staates gesteigert hätten, womit die Nothwendtgkeit, gegenüber den wachsenden Be dürfnissen die direkten Steuern zu erhöhen, beseitigt worden wäre. Jedoch die Krisis hat, so constatirt der Bericht weiter, glücklicher weise die Fortschritte der Landwirthschaft auf kulturellem und tech nischem Gebiete nicht oushalten können. Intensivere Cultur, Ver edelung der Produkte, Ausbildung der Technik uud Verminderung der Produktionskosten sind in allen Zweigen der Landwirthschaft er zielt worden. Insbesondere hat die Pflege der Wafserwtrthschaft, die Cultivirung von Moor und sandigem Oedland, die Anwendung von künstlichen Düngemitteln «inen großen Ausschwung genommen und verspricht für die Zukunft noch bessere Erfolge. Die auf diesem Gebiete erzielten Fortschritte, so schließt die Einleitung des Be richts, werden ein dauernde- Gut der deutschen Landwirthschaft bleiben, auch nachdem die jetzigen schweren Leiden längst vergessen sein werden. Post- und Telegraphenwesen. * Leipzig. 26. Juli. In Probstheida tritt am 1. August eine Postagentur in Wirksamkeit, deren Verbindung durch Land postfahrten und Botenposten nach und von Leipzig.Thonberg bez.Leipzig-Stötteritz unterhalten wird. Zum Landbestcllbezuck der neuen Poftanftalt gehören die Orte Holzhausen und Zuckelhauscn. Die Eigenschaft einer Stadtpostanstall von Leipzig ist der Postagentur in Probstheida nicht beigelegt. Für gewöhnlich« Briese im Verkehr zwischen Leipzig, dessen Vororten und Probstheida ist daher daS Porto von 10 bez. 20 ^ zu entrichten. Königliches Amtsgericht Leipzig. Handelsregister. Am 27. Juli eingetragen: Firma Zander L Zschiegner in Leipzig (Färberstraße Nr. 16) und als deren Inhaber die Kaufleute Herren Paul Richard Zander und Friedrich Hermann Zschiegner daselbst. — Firma Julius Gattel in Leipzig (Brühl Nr. 24, II.) und als deren Jnhabar Herr Julius Gattel daselbst. Zahlungs-Einstellungen. ev»e»»r< vernhard Ullendorfs, ltaofmann Berti» tzr-m, Riedel. Noufm-m» Säet Eeirel, Weißwaarenh. Sduard Mittler, A-i»sm->nn I»d. gtrtzd, N->u«m. tRaidtaß! Hermidn Backmund, llaufm. Nrantf-rt <uO. ,Mlauchau Nienburg a.w. Rojlack L0Ur,burg »»>«,reich, Berliul Rostock WUrjdurg LS 'S» Zu Z* ZI! ö" 277 1.10 148 ys,,M N7 liUi 228 268 2N.7 Ik>2 2».^ I.IY 2N7 2-i.N 27 7 277 27.7 2t>« >88 2b.7 176 21.8 2t.8 Submissionen im Juli. 8. Leipzig, GasanstaltS-Dcputatioa, Erd- und Maurerarbeiten; 1.3. Halle a. S., Eisenbahn-Bauinsp. Löthen-Leipzig, Eifenbauten; 17. Siegburg, Geschoßfabrik, Auktion von Werkzeuge» rr. Einnakme-AnSweise. »-Oberheslische Eisenbahn. Juni98 679^(-ft 1V960./l). seit 1. April 284 570 (-ft 21 866 ^»). *—Main-Neckarbahn. Juni 489 263 ^! (-ft44 852 >r). seit 1. Januar 2 592 845 ^l (-ft 168157 ^l). ^ .. »-Elsaß-Lothringen Juni 3 494 200 »! (-ft75 540 .«), seit 1. April 10 671 800 >! (-ft .365 530 >4). *— Oldenburger Staat-bahnen. Mai 329 043 .4! (-ft 9966 ^l). seit 1. Januar 1767 901 ^! (-ft 99 796 >»). *— Oesterreich,sche Nordwestbahn. Vom 1. Januar bi» 26. Juli: Garantirte Linie 4 515 782 fl. (-ft 154 665 fl); Elbethal- bahn 2 735 030 fl. (-ft 195 252 fl.). Börsen- nnd Handelsberichte. Berlin, 28. Juli. Börsenbericht. Die gestrigen Abendbörsen waren der biesiqen M ttagSbörse mit LourSbksserunqea gefolgt, auch soll das Geschäft sich etwas lebhafter als an den Tagen vorher ge- staltet haben. AuS Wie» wird von der heutigen Börse ebenfalls eine feste Haltung und besonder» sür Slsenbahuactiey böhere Noti- runqen gemeldet. Hier «öffnete die Börse »n fesftr Tendenz bei ziemlich lebhaftem Geschäft. Die Ultimo-Liquidation ist fast beendet, und die Umsätze vollzogen sich meist per ultimo Augnst. Auf dem Bankacticnmarkt sind etwas höhere Notirungen als gestern zu ver zeichnen ; so gewannen Credit '/^ Lommandit '/o uud Handel-gesell- schaft 's, Proc. Deutsche spekulative Bahne» wäre« abqeschwäch». nur Ostpreußen stellten sich bei Beginn um eine Kleinigkeit besser. RcgcS Interesse bestand zu anziehenden Notirungen für alle österreichische Bahnen, und war im Anschlüsse an die günstigen Transport-Nachrichten. Im Vordergrund« standen Franzose», Elbethal uud Lombarde». Auch Schweizer Vahun» waren fest
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