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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880730
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880730
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-30
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1888
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4640 der AuSarbeiiung immer noch weiter ouSflestaltet «ud verbester» werde, »ine Steigerung de« frühere» Anschlages wohl erklärlich >ei. Nach Hinweis aus die früheren Verhandlungen in der Sach« erläutert der Herr Referent die inzwischen eingeiretrue» Aeaderungea bez. Neuerungen de« ProsactS »nd bemerkt noch, daß im Aa-schuß gewünscht wurde, es möchten zar Bedienung der ganzen Anlage nur thunlichst die besten »nd zuverlLfsigsten Mannschaften der Feuer wehr Verwendung finden. Der Ausschußantrag ans Zustimmung zur Vorlage Wird einstimmig angenommen. Hieraus reserirt Herr Or. Tillmaa»« für de» Stiftung«, und Oekonomic-Ausschuß über Aussühru»g baulicher Herstell»age» im Warte» ziiiiuier de« nördliche» Friedhof« mit einem Kostenauswaade von 622 78 Die Ausschüsse beantragen: der Vorlage zuzustimmeu. Dieser Antrag wird einstimmig angenommen. Derselbe Hcrr Referent berichtet sür den Stistnug«-, bez. Bau- und Bcrjai'inngsaurichub über die Rathsvorlage, betreffend den Haushaltplan sür die Heilanstalt Thonberg aus die Zeit vom 1. Oktober bi« 31. Decemder 1888. Die Anträge der vereinigten Ausschüsse hierzu lauten: 1) zu Pos. 1 der Ausgaben: da» Gehalt des Direktor» nur ia Höhe von «000 jährlich zu gen-bmigen, jedoch mit der Aussicht späterer Erhöhung bi« zu 5000 2) zu Poi. 2 der Ausgaben: das Gehalt d;S Assistenzärzte« nur ,n Höh; von 1S00 jährlich zu genehmigen, 3) dem Direktor und Jaspertor Pensionsberechtigung z» rr- tbcilcn, hierzu jedoch bei dem Ralde onzusragen, ob bez. nach welcher Werthbemessung auch die Zuschlaaung der freien Station zum pension-berechtigten Dieusigenuß in Aussicht ge nommen sei, 4) die Ertheiluag der Pensionsberechtigung an den Assistenzarzt obzulehne», b) im Uevrigea den Haurhaltplan in Einnahme» und Au-gaben zu genehmigen. Herr Referent bemerkt, die Ausschüsse konnten in eine spccielle Prüjung der einzelnen Positionen de« Budgets nicht rintrete», da dasselbe nur als cm aus dem gegenwärtigen Stande der Anstalt be ruhender V.ri.:.l> zu betrachten sei, welchen man nach Lage der Sache genehmigen zu wiien glaubte. . Bezüglich der G Halter de« Direktor« und bez. deS Assistenten sand die Majori ät der Ausschüsse die budselmäßigen Ansäge zu hoch, »am m>ich nach in Berücksichtigung der srecn Station. Die Mmderbcil war dagegen der Ansicht, daß inan etwas höhere Behälter, alr sonst sür ähnliche Stellen gewährt werden, bewilligen müsse, da cs sich d rum handele, hier gerade b-sonders ersavrene und tüch -gc Periönlichkeitcn zu gewinne». Schließlich eiuiglc man sich sür d.e b iden Sl-Nen gegen 2 Stimmen zu GehaltSvorichläg-n von 4000 lmit An sicht späterer Steigerung bis aus 5000 ^i) und b-z. I.Oti./t Oiegen Bewährung vo» Pensionsberechtigung an den Anistenzarzl war man, da solche Stellen wohl nie vensionS- bereclitigl gemuchi werden. Bezüglich des Tirectors und JnsprctorS fragt man an. ob und nach welchem Werth die sreie Station bei der Pensioairung in Ansatz kommen solle. Hierauf beruhen die Ausschuszanträge. Herr Bür.crmeister Justizralh l)r. Träudlin saßt bei An trag 4 Beruhigung, erwidert zu Antrag 3, daß die sreie Station allerdinas zum pensioasberechtigten Dienstgenuß hinzugeschlogen werden tolle, und Vorlage darüber, nach welcher Werihbemesjung die« geschehen solle, dem Collegium noch zugehen werde, bittet aber dringend um volle Bewilligung der budgetirtea Behälter de- Assistenten mit» des Direktors, um tüchtige Persönlichkeiten sür diese Stellen zu erlangen, serner bezüglich des elftere» unter Hinweis aus die noch höhere Besoldung der Assistenten an der Jrrenklinik, wegen de« DirectorS aber unter Betonung der großen und verantwortungs vollen Auigaben desselben, deren Erfüllung von ihm und seiner Frau, in-beiondere bezüglich ihrer Häuslichkeit, die sie zur Pflege der Patienten denselben ganz crichließen sollen, große Opser fordere. Der Herr StadtbezirkSarzt habe sogar 6000 vorgeschtageo. Bon drr Tüchtigkeit des DirectorS hänge die Frequenz der Anstalt Wesentlich mit ab; eine geringere Steigerung derielbea könne die Mehrausgabe des Gehaltes schon mehr als ausgleichea. Der Herr Neserent tritt, mit Rücksicht ans von ihm ein- gezogener weiterer Information an anderer Stelle, bezüglich Le« Assistenten von seinem Votum im Ausschuß zurück» da er jetzt ein Behalt von 1800 ,/i sür erforderlich und nicht zu hoch hält, be züglich drs DirectorgehalleS dagegen macht er daraus aufmerksam, dop nach dem Ausscbußantrage einer geeigneten Persönlichkeit später 5000 Bebalt gewährt werden könnten. Hieraus wird Ausichußanirag 1 mit 25 gegen 14 Stimmen an genommen, Antrag 2 mit 30 gegen 9 Simmien abgelehnt und daS Gehall des Assistenten »ach der Vorlage »nt 1800 ./I neben freier Station eiuslimmig bewilligt, die Ausschußanträge 3, 4 und 5 werden einstimmig angenommen. Herr Ehmig berichtet für den OekonomieauSsckmß über Asphallirung bez. Pflasterung der Poststraße mit einem Kostenaufwand von 24 907 >i (Conto 33 k, 46) und ASphaltirnng der Querstraße mit einem Mehraufwande von 29 320 Der Ausschuß beantragt: 1) die Vorlage abzulehnen. 2) hinsichilich der Poststraße den Rath zu ertlichen, diese Straße mit Schlackrngußsteiueu zu befestigen und zur Erwägung an heim zu geben, Len westlichen Thkil (von Nr. 4 bis zur Ringstraße) mit bojsirlcn Steinen II. Elaste zu pflastern u»a die hierfür erwachsenden Kosten a conto Betrieb Conto 33 L, 46 zu vcrmilligen. Nach Verlesung der Vorlage und Mittheilung deS Houplinhalts de« derselben beiliegenden Berichts der Tiesbauverwaltung bemerkt der Herr Referent, eS haben in der Querstraße erst im vorigen Jahre Trottoirumlegungcu stattgesunden, die bei Asphallirung derselb. u wieder aajgeriste» werde» müßicn, ferner sind die Steigungsvcrhäiiaisje der Querstraße ungünstig, da das Steiguiigsinaximum von 1 : 60 (in der Echützcnstraße bis zu Nr. 23) aus einer zu langen Strecke bestehe, was für den Fährverkehr ungünstig sei; wahrscheinlich müß:e aber auch zum Schutze der Fußwege eine noch viel bessere und solidere Fußwegdcrstelluag im Falle der Asphallirung eiutrcten, als die jetzt dort vorhandene, welche aus Pflasterung, nicht aus Asphallirung abgesehen sei. Der Behauptung der Tiesbauverwaltung, daß Aspdalt auS verkebrspolizeilichen, finanziellen und wirthschastlichen Gründen dem Schl-cknignßsteinpflaster vorzuzichea sei, tarn, der AuS-ctmß nicht beirflichtk», was Herr Referent näher auSiührr, indem er inS> besondere bemerkt, daß wenn man selbst gleiche Haltbarkeit von ASvKalt wie Schlackenguhsteinpflaster aanehmc llttzieres hält nach auswärts gemichlen Erfahrungen durchschnittlich 20 Jabre), das Asphalt theurcr sei, sowohl ia den kosten der Herstellung, al« namenilich auch in Bezug auf die jährlichen Unterhaltungskosten Nach alledem glaubte der Ausschuß der Asphallirung der Queis straße nicht zilslimmea zu sollen, möchte ober anch. daß von Asphal tirung der Poststraße, soweit diese überhaupt projectirt, abgesehen werde, da dort ein größerer zuiammeubängeader Straßencomplcx Mit Asphalt ia nächster Zeit doch nicht entstehe» wird und da de, A-phalliruag hier edeujalls wieder Fußwegumlegungen vorgenommen werden müßten. Der Ausschuß schlägt daher vor, den Rath zu ersuchen, die Straße mit bchlackengußsteiaeu zu besestigen, will ober dem Rathe zur Lr- wäguag anheim geben, wenn er e« im BerkehrSinteresse sür näthig hält, de» westlichen Theil der Poststraße mit bossirtea Steiuea H. Elaste zu pflastern. Herr Blockhaus bittet dringend, der ASphaltirnng der Quer, straße zuzustimmeu, im Interest« der Reinlichkeit und Geräuichloi'ig krit de» AsphalicS, überläßt e» Sachverständigen, die technischen Be denken deS AuSjchusses gegen Asphalt zu widerlegen, bemerkt aber, daß, wenn dcr Ausschuß betone, e« liege hier die größte zulässige Steigung vor, dies cher ein Grund sür, al» gegen die Vorlage sei. Wenn man die Bedenken deS Ausschusses gegen ASpholtirungen von Anfang an gelheilt hätte. Io hätte man auch dte ASphaltirnng der kleinen Straßen in der inneren Stadt nicht bewilligen dürfen. Dieselben Gründe, welche nach seiner Meinung sür die Atphal- tirung der Querstraße sprechen, seien auch für die ASphaltirnng der Poststraße maßgebend, welche man wenigsten», soweit da- zulässige SleigunaZmaximum nicht überschritten werde, oSphaltiren möge, auch damit sich dort rin einheitlich beseftigtrr Straßencouiplex bilde. Herr Sladtrath Mechler ist ebrasoll« der Ansicht, daß, wen» mau zugebe, daß in der Querstraße da« zulässige SteiquagSmaximum nicht überschritten werde, au» den Steigung-verhältnisten keta Grund mehr gegen die Asphallirung entnommen werden könne. Dte eventuell nöthig werd-udeu Jvßwegänderungen würden seiner An sicht nach nicht erdeblich sein. Im Allgemeine» hebt Herr Redner wiederholt die Vorzüge de« Asphalte» hervor »ad glaubt ins besondere, daß UnglückSsälle ans ASpdallpfiafter vielfach nicht durch diese« verschuldet sind, sondern durch Ungeschicklichkeit der Kutscher; i» Bezug aus die Haltbarkeit de« Asphalte« kann Herr Revier dem Einwand d:S Ausschüsse«, daß man keine genügenden Ertahrunqen darüber gemacht Hab;, nicht deipflichten und hofft, daß dt« jährliche, Unterhaltungskosten sich später mmdern werde». Herr Referent erwidert aus «tue Bemerk,», de« Herr, Brock- daß Haasbefltzer de- Querstraß» für >«phalttr»»> derselbe. petirt toben, in Berlin feien uruerding« Petitionen geaev ASphall «ingereicht worden. Bezüglich der SteigungSverhällniste käaue er eine» Widerspruch im Volum de« Antfchuste« u»cht sinken. Die Steigung überschreit« nicht da« höchste zulässig« Maß, diejc« Maximum bestehe aber aus einer sehr langen Streck« und die« sei ür de, Fährverkehr ungünstig. Die de, A«phallirung nöthig werdenden Umänderungen der Fußwege feien doch erheblich, e- müste zugleich an beiden Seiten eine Schwellenantrrmauerung statt- inve». Die Schwellen lege man nicht — wie Herr Stadtrath Mechler aanebme — der Billigkeit halber vor die Trottoirplatten, ionderu zu besserem Schutze der Fußwege. Daß ein zuiammenbängeader aSphaltirter Evmplex sich dort bilde, ei sür nächste Zeit nicht möglich, da die Straßen der dortigen Gegend theil« neu aepflaiiert sind, tbcil« jetzt neu gepflastert werden. Rächst dem Asphalt sei bezüglich der Reinlichkeit und Geräuschlosig keit Schlackengußsteinpflaster da« Beste, und da die« zugleich billiger ei uud die Straße nicht für Asphalt eingerichiet. so bitte er, e« doch bei Schlackengußsteinpflaster bewenden zu lasten. Herr Bürgermeister Justizralh vr. Tröudlin tritt für die ASphaltirnng eia, weist daraus hin, daß dieselbe sich bei dem außer ordentlich starken Fährverkehr namentlich dec Leipziger Straß; >a Berlin bewährt habe, und bemerkt, daß wen» einige ASphallsabr- bahnea sich dort nicht bewährt haben, zu bedenken sei, daß srüber dort manche ASPHaltirungeu noch maagelhast auSgesührt worden eie», und hält ASphall hier uamrntlich um deswillen sür erwünscht, weil viele der hiesigen Straßen Io eng sind. Um den großen Lärm de» Fahrgeräusches zu nnnder», könne mau nicht» Besseres lim», als Äspüaltirung der Straße vorzuuehmen uud lolle man selbst ein inanzielles Opser »ichl scheuen. WaS die Haltbarkeit aiilaiigl. Io möge mau sich vergegeawärlige», daß der Grimmaijche Sleiiiweq. der erst vor 4 Jahren gepflastert sei. jetzt schon wieder gepflastert werde» wüste, wädread das Aspha»Pflaster an der Universität sich lange Zeit hindurch gal gehalten Hobe. Nachdem Hcrr Sten ger sür ASphaltirnng der Quer- und Post- traße im Be»kebrSi,itcresse gesprochen, der Heer Referent dagegen cochmals die Begengründe de/Au4schuffe« gegen die Vorlage zu- ämmengesaßt hatiej. befürwortete Herr Stadtrath Schmidt sohl mann die Borlage unter der Hervorhebung, daß in London ich Asphalt vorzüglich bewährt habe, und namentlich auch das Material an Wagen und Pjceoen schone. Herr Proi. vr. Arndt meint, es dürfte jetzt hier allgemein an- erkannt sein, das ASpbaltpflaftcr das beste Straßenbeseftigungs- material sei. Wenn von starker Steigung gesprochen werde, so müsse er entgegnen, daß eine sehr starke Steigung auch schon aus der trecke zwischen Cas« Felsche und dem Anfang de» Gcimmaischcn StcinwcgS besiehe. Er begehe jene Strecke säst täglich und labe dort noch kein Pserd ans dem Asvbailpflaster stürzen iehen. Herr Redner gedenkt ebenfalls des Vauhiils der Minderung de- Fahr geräusches durch Asphaltpflaster, w.ll aber noch besonder« hervor- heben, daß auch bei Schlackengußstcmcn nicht vermieden werden könne, daß sich Fugcn bilden, in welche sich Staub, Straßeii- ichniutz rc. cinietze, was im Interest« der Reinhaltung und vom anitaire» Standpunkte ein großer Ucbclstand sei. Wenn der LekoiiomieauSschliß betone, der betr. Tract der Querstriche münde aus eine enge und schmale Straße, so frage es sich, wie lange letzter« dort noch bestehen werde, klebrigen« werde man irgend ein der artige« oder ähnliche» Bedenken säst bei jeder Straße geltend machen können. Da sich Niemand weiter zum Wort meldet, wird die Debatte geschlossen und AuSjchnßaiitrag 1 mit 25 gegen 14 Stimmen, An trag 2 einstimmig angenommen. Hieraus berichtet Herr Ehmig sür den Oeko»omleauS>chuß über die Rathsvorlage, betr.: das Projekt über die zum Marktvallenbau er- forderlichen S »raßenhe rstellungen mit einem Aoftenauiwande von zusammen 109 443 Der Ausschuß beantragt: dir Beschlußfassung über die definitiven Straßenherstellnngen bis nach Genehmigung der Grundplänc sür das Markihallen- project auszusetzen n»d nur die provisorische» Herstellungen zu genehmigen, ebenso auch die Schleiche III. Clasje in der Brüderstraße Pos. 2 de- Anschlag» Nr. 1, sowie die Pos. 14. 15. 16, 1? letztere anlhcilig (Herstellung der verlängerten Vrüderftraße) des Anschlages Nr. 1, ingleichea die Markl- hallenichieuße mit 8566 -st Anschlag Nr. 2. Herr Referent bemerkt, daß man die definitiven Herstellungen dcr Straßen zur Zeit »och nicht genehmigen konnte, da die Gruud- pläne sür das Markthallenvro>ect vom Lollegium noch nicht ge nehmigt sind; man konnte sich daher zur Zeit nur zur Genehmigung der provisorische» Straßenherstellmigen entschließen. Dos Nähere hierüber enthält der Ausschußantrag. Bezüglich deS späteren Definitivum». worüber die Beschlußfassung auSgesetzt bleibt, wurde in dem Ausschüsse schon jetzt bemerk,, daß die prostciirte Eiutheilnng der Windmuhlenstraße zu viel Breite sür die Fußwege und zu wenig sür den Fahrweg enthalte. Auch möchie mau die Rampe au der kleinen Wi»dmühle»gasse vermieden, bez. beseitigt sehen. Der Ausschußantrag findet einstimmige Annahme. Derselbe Herr Neserent reserirt sür den Oeloaomie-AuSschuß über Erbauung einer Brücke bei Möckern über die Elster unter Aufwendung der dafür veranschlagten 1150V und 9600 ^ll an- dem Betriebe. Der Ausschuß beantragt, der Vorlage zuzustimmen, und setzt dabei uur voraus — waS allerdings auch au» der Vorlage hervorzugeben scheine — daß die Verpflichtung deS Herrn Baron von FucvS-Nordhoff zur Ausnahme der Brückengründung aus Ritter- guisareal und zur öffentlichen allgemeinen Benutzung de» an die Brücke aus der Möckkrn'jchcn Seite sich anschließenden Weges noch jetzt zweifellos bestehe. Der Ausschußantrag wird einstimmig angenommen. Herr Ehmig b-richtet hieraus als bestellter Referent über die zur uiimiileloaren Plenarverhandlung verwiesene Vorlage, betr. die Errichtung eines Wohngebäudes nebst daran flößendem Stallgebäude und einer Feldscheune oon Herrn Gutsbesitzer Seysferth aus der von ihm erpachtclen. der Stadtgemeinde Leipzig ge hörigen Parcelle Nr. 273 des neuen Flurbuchs sür Sommerfeld. Der Herr Referent beantragt, der Vortage znzustimme». Diesem Anträge tritt man einstimmig bei. Sodann berichtet Herr Direktor Schlö milch sur den Finanz ausschuß über die Vorlage, betr. Bewilligung einer BersüqungSsnmme von 12000 Mark sür die Feier der Enthüllung de» Siege«» denkmale«. Der aus Genehmigung der Vorlage gerichtete Ausschußantrag wird einstimmig angenommen. Derselbe Herr Referent berichtet für den Ga«- und Finanz anSschuß bez. den Finanzausschuß über die Vorlagen, betr. den RoihSbeichluß: von den Betrieb-Überschüssen der Gasanstalten au» dem Jahre 1887 den Betrag von 80000 ^l dem Betriebskapital» der GaSaastalte» zu über weise»; v. die Rathtbrschlüste: ») den Betriebsfonds der Stadtcasse au» den Ueberschüssen de« Jahre» 1887 mit «eitere» 50000 ^i auSzustatteu uud d) sür den zwe,teu diesjährigen städtischen Ein kommenfteuer.Termin 5 Einheitssätze zu er- heben, nachdem der Herr Vorsitzende, Justizrath vr. Schill, bemerkt batte, daß die Debatte über beide Gegenstände verbunden werden solle. Der Rath schreibt zu 8: „Nachdem die Rechnung der Stadtcasse aus da» Jahr 1887 zum Abschluß gebracht ist, wird über di« Höhe de« diesjährigen zweiten Eintommcnsteuer-TerminS Vereinbarung zu treffen sein. Wie Sie an« dem ungesagten Entwurf der Rechnung entnehmen wolle», ist am JahreSschluß 1887 ein Lastenbeftand von 1255010.46 Mark verblieben, vo» welchem zunächst d,e auf da« nächste Rechnungsjahr zu übertragenden VerwilligungSsummen tm Betrage von 3791702,14 ^ (Bl. lOOd de« Entwurfs), sowie drr Betriebs fonds der Stadtcasse abzusetzen find. Daß dieser früher nur mit 300000^1 verwilligte. bei den Der boadlnagen über die Stadtrastenrechnuag aas da« Jahr 1886 aal 350000 ^l erhöhte Betrteb-soadS aach ia diesem Betrage den An sorderung«, eiae« Budget« voa nahez» 11 Millionen Mark nicht genüg«, bedarf Ihnen gegenüber keiae» Beweise«. Sie leibst Hoden die» wiederholt und zuletzt bei Prüfung «nd Brratknng der 1886er Rechnuna anerkannt, wenn sie anch der sarrelsiven Bermehrnng de» Fond», je noch Gestaltung der finanzielle» Lage den Vorzug gaben. Der Abschluß »er vorliegende» Stodteasienrechauna darf, tro j der wachs»»»«, Anforderungen an di« städtische BerwaÜnng tmwer noch al« «tn derhiltnißwißtg güasttger de zeichnet werden. Wir habe» daher beschlossen, den BetriebSsond» au« den Ueberschüssen de« Jahre« 1887 mit weiteren 50000 ^l au-zustatte», glauben damit ia Ihrem Sinne gehandelt zu haben und hoffen deshalb ans Ihre gefällige Zustimmung zu vielem Beschlüsse. Es werden nach Abzug drr aus da« lausend« Jahr zu über tragenden Postrn an 379 703,14 und de« aus 400000 er höhten BetriebSsond« immer noch 478308,33 zur Erleichterung der Steuerzahler beim zweiten Einkommenstener-Termin versügdar bleiben. Die nochmalige Aufnahme der bi- Ende vor. Mon. erfolgten Abänderungen de« diesiädrigen Haushaltsplanes ergiebt einen Minderauswaad voa 4SI 310,69 ^i und e- wird sich demgemäß di« Rechnung sür den zweiten Termin folgendermaßen stellen: ^II 4 651 499,36 Budgetdesicit, wovon abgeben: 4213lO,69LbstricheamV»dgtt - 810000,—Ertrag der Grund steuer - 185 000,—dergl. der Grund- erbwerbSfteuer - 1590000.—dergl.der erhobenen 6 Einheitssätze drr Einkommensteuer ü 265 000.— ^l 3 006 310.69 I 615 188,67 ^t 475 303,33 "Hiervon sind ferner zn kürzen: .,ä 1 253 010,46 Casseubeftand der 1887.Rectzon»g ab züglich » 779 702,14 aus neue Rechnung zu übertragend« Posten u. Betrieb«. fondS derStadicasse so daß noch wären» wozu die 29 300 17 600 1500 330 3 600 1650 Die zweiten -ei 1 166 880,35 anfzubringrn Einheit zu ./> 265 00V angenommen 265 000 : 1166 880 - 2bsOOO oder nach oben abgerundet 4'/, Einheitssätze der Einkommensteuer für den zweiten Termin in Aussicht zu nehmen ei» könnte». Wir glauben indeß im Hinblick auf die Anforderungen, welche da» lausende Jahr, dessen erste Ha fte erst vor wenigen Tagen ab- gelaufen ist, crsakruiigsniüß g an die Siadtcassc »och stellen wird, nicht zu knapp rechnen zu dürfen. Die B filrck.tuiig liegt zu nahe, daß entgegengesetzten Falles der Cassenverwaltuiig Verlegenheiten erwachien könnte», welche sich namenilich bei herannahendem Jahrcsichluß, wo sich die Beiricbs- ausgabk» in großem llmsange zusammeudrängen, in drückender Wcüe fühlbar machen dürsten. Schon gegenwärtig ist aus eine Anzahl voa Berwendungen außerhalb des Budgets Rücksicht zu nehmen, deren Verwilligunq Ihrerseits tlieils bereits erfolgt oder doch voraussichtlich zu »erhoffen ist. Nur beispielsweise greisen wir in runde» Summen iolgende heraus: 22 000 Fortführung deS CeilirnibeloiiwegcS bis an das Museum, Naäpostulat für die Querstraße, Häific der Kosten der Umgestaltungen de« Promenadcn- tveils vor der Thcmaslirche, Jmprägnirung im alten Theater. Meyrbedari sür Erhaltung der Denkmäler, Ankauf eines Schuppengebäades ia Stötteritz, Errichtung eines WächterhaujeS am neuen Pleißen- webr rc. rc. Kosten allein betragen schon 75 980 Wieviel in der Hälite diele» JabreS hinzukommen werden, läßt sich heute »ichl bestimmen. Jedenfalls aber wird neben jo manitien unabweis bare», nicht budgetmäßig vorgesehenen Anforderungen des laufenden Betriebe- noch dcr Aufwand zn decken sein, welchen die bevorstehend« Feier der Eiilhüllung des SiegeSdenkmals beanspruchen wird. Auch wenn wir annehmen wollen, daß, wie bisher, io auch im lausenden Jahre der Erirag der städtischen Steuern etwas höher aussallen werde, al» voa uns aus Grund amtlicher Schätzung bei Berechnung deS ersten Eiukommenstener-Termins angenommen wurde, o wird doch die aus diesem Wege möglicher Weise zu erhoffende Mehiciniiahme schwerlich aus,eichen, um um'ere vorflebenden Er- wägunge» hliiiälliq zu machen. Wir habin daher die Erhebung von fünf Emheitssätzcu am zweiten Einkommen steuer-Termin beschlossen und ersuchen Sie um Ihre Zustimmung hierzu. D e Gestaltung des Rechiiungsjahrrs 1887 hat uns von Neuem daraus dingewiejen, wie wuiilchenswerih die bei den Vcrvandlungen über den ersten Emkommensteuer-Termin besprochene Feststellung der Einkommensteuer sür Las ganze Budgetjahre bei Borlage des HauS- haliplanes sei. Wir würde» aus diesem Wege zu demselben Ergebniß gekommen sein, welches sich gegenwärtig auS der Sachlage entwickelt hat und welches ja wohl auch »ach den bisherigen Ersavrungcn einen angemessene», die Steuerzahler nicht bedruckenden Durchschnitts- atz darstellt. Ganz abgesehen von den Bestimmungen im Z. 68 der revidirteu Städieordnung. W. 9 und 10 des Ortsstaiuls und ß. 23 des Ge- meindeanlagen-NeguIalivs möchten wir nochmals die sachlichen Gründe hervorhcbeii, welche die rechtzeitige Einigung über die erbebenden Sätze sür das ganze Jahr sür die Verwaltung wünichenswerth und j>wccki»äß>g erscheinen lassen. Es ist eigentlich sür Letztere nur aus diesem Wege eine möglichst schere Grundlage zu schaffen. Nur aus diesen, Wege wird sich mit wenigstens annähernder Gewißbeit übersehen lassen, inwieweit man ohne Belastung der Steuerzahler Mit Nachiorderungen für daS lausende Sleuerjohr gehen, wie man selbst bei erhöhten Ansorde- rungen das Gleichgewicht im Budget erhallen könne. Freilich wird ma» sich bei einer großen Berwgltung. wle die unserige, nicht ear> brechen können, ans die Teilung unvorberzuiehender außerordent' licher Bedürfnisse von vornherein Bedach, zu nehmen und die B«> sürchluug. baß ma» aus diese Weise zum Nachlheil der Sleuerzahler zu Ueberschüssen gelange, wird reichlich ausgewogen werden durch die Sicherheit, sich aus unerwarteten Anforderungen gewachsen zu fühlen und die Möglichkeit, sür u-worhergejehene Verluste an Einnahmen «ine Deckung bereit zu haben. Wir würben uns freuen, wenn wir bei Vereinbarung des nächst jährigen Budgets Ihrer Uebereinstimmung mit den vorstehend ent wickelten Anschauungen begegnen könnten." Der Gas- und Finanzausschuß und bez. Finanzausschuß be antragen. die Vorlage de» Rathe« «ad A sowohl al« aach die Vorlage end L zu genehmigen. Zu der Vorlage theilt Herr Referent das Wesentlichste all dem in den RathSocten bezüglichen Bortrage deS Herrn Stadtrath vr. Wangemann mit, und bemerkt, daß sich die Ausschüße de» Gründen des Raches ia dieser Sache nur oaschließnn kouaten. Zu der Vorlage L bemerkt der Hcrr Referent nach Mit theiiung de- Hauptinhalt» der Vorlage, daß da» darin enthaltene Zahlenwerk, soweit mau es prüfen konnte, in Ordnung sei Der Erhebung von fünf Simplen zuzustimme«, wurde dem AuS- schuß sehr schwer, namentlich da man bisher nur im Jahre 1886 elf Simplen zu erheben brauchte. Nachdem aber einmal die ia der Vorlage erwähnten Nachverwilligungen — von welchen sich aller dings die ASphaltirnng der Querstraße durch heutigen bezüglichen Beschluß erledigt habe, während dagegen andere hinzukommen —. vorliegea, blieb dem Au-ichuß nicht« übrig, al« Zustimmung zur Erhebung von lüns Einheitssätzen vorzujchlageu. Di« vom Raihe beabsichtigte Erhöhung des Betriebsfonds hielt mau im geichästliche» Interesse sür sehr nothwendig nad schlägt da her auch hierin Zustimmung vor. In getrennter Abstimmung werden hieraus die AnSschußaaträge aus Genehmigung der beiden Vorlagen einstimmig angeaommea und die Ssseatliche Sitzung hieraus geschloffen. vermischte». --- Eu»e einstweilige Verfügung muß nach einem Urtbeil de« Reichsgericht«, HI. Civilsenat«, vom lS. April d. I., zwar innerhalb zweier Wochen nach ihrer Anordnung und Zustellung an den Ämpetranten von diesem dem Jmpetraten zugestellt werden- dagegen braucht nicht di« Durchführung de« durch die Verfügung Angeordnetea innerhalb der zwetwöcheullichen Frist zu erfolgen. — Brüssel, 28. Juli. Bor dem Brüsseler Handels gerichte wurde gestern vor zahlreichen Zuhörern der Prozeß verhandelt, welchen die Familie Peltzer gegen den Besitzer de« Brüsseler Panoptikum«, Herrn Castan, angestrengt hat. In dem Panoptikum ist Armand Peltzer, der jüngst im Löwener Zuchthaus« verstorbene Mörder de« Latwerpener Advokaten Bernah's, ausgestellt. Die Familie Peltzer fordert die Entfernung dieser st, schädigende» Ru-stellnng. Ähr Ver treter Ldvocat Schoenfeld führte in langer Red« au«, eine derartige Ausstellung sei eine Wiedereinführung de« Pranger«; Niemand dürfe ohne seine Zustimmung ausgestellt werden. Der Vertreter de« Herrn Castan, Avvocat Braun, hielt die Berechtigung Castan's zu dieser Ausstellung in langen juri- stischcn AuSiührungen ausrecht; Jeder, welcher die össentliche Aufmerksamkeit aus sich gezogen, könne ausgestellt werden. UebrigenS habe Armand Peltzer bei Lebzeiten Castan gesessen und besten Curator sei mit der Anfertigung der Büste ein- verstnden gewesen. Er fordert« Abweisung der Klägerin. Dcr Gerichtshof wird da« Urtheil am Montag verkünüe»; da eö sich um eine Prinzipieusrage handelt, so ist man in turistlschen Kreisen darauf gespannt. — Westerland, 28. Juli. Die Königin von Rumänien ist heute Abend hier eiagetroffen und beab- schtigt 4 Wochen hier zu verweilen. — Radfahrer-Sport. Die höchste Fahrstraße Europa-, 2757 Meter, bat am l4. Juli Herr Traulniann auS EiSleben aus dem Rade Passirt. E« war die« da« Stilsser Joch. Er berichtet, daß daselbst, bei herrlichem Wetter, die Temperatur aus zwei Grad über Nüll stand. Aus beiden Seilen der Fahrstraße standen zwei bi« drei Meter bobe Schneewände. — Bon Leipzig ist Herr Thecpbil Weber, von Crailsheim au« gemeinschaftlich mit Herrn A. Nebenbut auS Frankfurt am Main, auf dem Dreirad« nach Venedig abgerrist. Von da geht eS nach Wien zum 5. Bun destage deS Deutschen Radsahrer-BuudeS. Am 24. Juli passirten die beiden Radfahrer, von Lindau nach Bregenz, die österreichische Grenze. DaS ligurische Erdbeben vo« Jahre 1887. * Ueber da« vorstehend erwähnte, noch ia allgemeiner Erinnerung stehende Elementarereigniß wird der Münchener „Allgemeinen Zeitung" an« Zürich, 22. Juli, geschrieben: ES besteht seit längerer Zeit ,a der Schweiz eine Erdbeben- commiision. deren Mitglieder über da» ganze Land vertheilt sind und die Ausgabe haben, Berichte über Erdbeben zu sammeln und zusummenzustellen. Die Berichte werden gewöhnlich von Fach- männern bearbeitet und tragen so ihrerseits zur Aufhellung über das Weien und den Ursprung der Erdbeben wesentlich bei. DaS Jahr 1887 war nun sür die Schweiz nicht besonders reich an Erd- debenstöße». koch weist eS immerhin die größte Zahl seit 1881 au'. Von den Erschütterungen waren zedn von bcdeuiender Ausdehnung uud so intensiv, daß sie von einem größeren Tdeile der Bewohner bemerkt werden konnten. Es sind dies: l) da» Erdbeben der Nord- oüsctiwkiz vom 31. Januar, 2) das große ligurische Erdbeben vom 23. Februar. 3) das Erdbedeu des Doinleschg vom 7. März, 4) das erste Obircngadinerbebea vom 23. März, 5) das Oberengadmer- Oberhalbsleinerbebea vom 9. April, 6) da» rheinisch« Ulattbeben vom 23. April, 7) da» voralpiue Beben vom 19. Mai, 8) da» zweite Obeieiiqadinerbeben vom 16. August, 9) da» ostbünduerische Bebe» vom 14. December, 10) das vorolvinilirassisch« Beben vom 19. December. Alle diese Beben ereigneten sich in Gebieten, von denen schon deS Oeftern uachgewiejea worden ist, daß sie in sci-mischer Thäiigkeit gewesen sink. J-de neue Publication der schweizerischen Erdbeben-Commiision läßt diele habituellen Stoß- gebieie deutlicher heroustreten, und die Lage der DiSlocationSlinien, längs welchen die Stoßpuocie binwaudcrn, bester erkennen. Das „Blatt" deS RheiathaleS, die Thallinie deS Engadins, die alten Rheinstromthäler Bünden», die durch dos Alpen- und Molassegebiet dcr Nordostichweiz voa Südost nach Nordwejt reichmde Axe. daS untere Rhonethal und die Linien, welche den Winkel zwischen Alpe» und Jura bilden, sie haben auch in diesem Jahre gezeigt, daß in ihrer Richtung Svanuungea im Felsgerast der Erde besonder» häufig zur Auslösung kommen oder daß die gedirgsbildenden Kräfte, welche >ene DiScontinuilälea im Alpeukörper hervorgernsen, noch immer thätig sind. Die Natur dieser Erdbeben ist überall die gleiche: eS sind lecionische Beben, welche in der Dislocalion der in ihrer Lage- rung durch Gebirge stark gestörten Gebiete der Erdrinde ihren Grund haben. DaS fast gleichzeitige Erbeben aller Punkte eines LchüttergebieteS, die Gleichsörmigkei» im Auftreten der Jniensiiät und der BcwegungSart aus der ganzen Fläche u. s. w. haben das zur Genüge bewieien. Zu den gewaltigsten Erschütterungen tec:o- nischer Natur gehört daS große ligurische Erdbeben vom 23. Februar 1887. DaS Gebiet dcr Erschütterung war bei diesem Erdbeben ei» so ungeheuer großes und seine Folgen — es traf 300 Ortschaften und hatte den Ted von 2000 Menschen zur Folge — so furchtbare, daß eS gewiß von allgemeinem Interesse ist, seine eigentliche Ursache kennen zu lerne». In verdienstvoller Weise ist die- in einer soeben erschienenen Schrift »achgewiesc» worden, >» welcher vr. Tarnutzcr in Zürich, ein junger schweizerischer Geologe, die von der schweizerischen Erdbeben.Commission gesammelten Berichte bearbeitet hat. (Bern, Slämpsli'jche Buchdruckerei. 47 S. 4. Jaaugural-Distertation deS Verfasser».) Das Lchuttergebiet de» ligurischea Erdbebens ist wie bemerkt, von ungebeurer Größe. Seine Form ist eine nahezu kreis- sörm ge, der Radius des Kreises beträgt nahezu 900 km, die Ober fläche mißt 2,5 Mi». Quadrattilom. Das Gebiet, in welchem die Erschütterung ohne Instrumente wabrgeaommen wurde, wird von dcr Linie StMtgart-Beisort-Llermont-Moutvellier-Foggia-Lenedig um- schrieben; der Radius desselben ist ungefähr 400 üw groß. Seiner Natur nach gehört daS lignrgische Erdbeben weder zu den stets local euitretenden, über eine geringe Fläche sich ausbrritenden Einslurz- bebeu, welche durch das Auswaschen reichlicher Kalk-, Salz- und Gypsschichlen hervorgernsen werden, noch zu den vulkanischen, die ein deutliches Centrum. einen exvlvsionSariigen Charakter, eiae radiale Fortpflanzung und ein verhältiiißmäßig kleines ErschüiterangSgcbiet ausweijen. Tas liguriiche Erdbeben weist vielmehr olle Merkmale eines ausgezeichneten tecionischen Bebens aus. Diese Beben halte» sich an die durch die Gebirge in der Erdrinde hervorgerusenea Brüche, die in der Sprache der Geologie als FaltuaqSbrüche, al« Berwersnngs- vrüche »nd als „Blätter" bekannt sind. In der Richtung solcher Sprünge pflanzen sich hauptsächlich die Erdbeben dieser Gebiete fort. ES giebt hier so viele Arten von Erdbeben, als eS Dislokationen giebt, hauptsächlich ab«r zwei, nämlich solche, die auS tangentiale» Spannungen, und solche, die auS Senkung, bezw. Hebung hervor- gehen. ES giebt nun kaum ein Küstengebiet, welches deutlicher sür mächtige uud zahlreiche Senkungen spricht, als die Gegenden am Mitlelmeer. Ans allen Seiten treffen wir ein Abbrechen der Ge- birge. Die Straße von Gibraltar ist ein eingebrochenes Ouerthal; hier setzte höchst wahrscheinlich die juraisische Kalkzone voa Ajnka nach Europa über. Das spanische Eidbeven voa 1884 war eine Bewegung der Mosten läng- der Bruchlinie, die durch den Felsen von Gibraltar geht. Malta und Gozzo sind Fragmente vo» Horsten, um die herum Schollen zur Tiefe gesunken sind, und sind von mehreren Brüchen durchzogen. Die Westküste LalabrieaS be- zeichnet einen unregelmäßigen Abbruch deS Apennin», und dcr große bogenförmige Steilrand der nordsiciliauischea Küste ist ähnlich ouszusassen. DaS Adriatische Meer ist wieder da» große Senkung», selb, an welchem die Alpen abgebrochen sind. Auch die Küste Mittel- italien» und der nordwestliche Theil des Apeaaiu« ist mit einer Reihe vo» Einbrüchen besetzt. Der Gols voa Ligurien z. B. ist eia kestelsörmiger Einbruch, wo Alpen und Apennin zur Ties« gehen Hier hat nun eiae erneuerte plötzliche Senkung de- Meeresgrund-» da» Erdbeben vom 23. Februar hervorgernsen, wie die Bewegungen de« Meere« a» der Küste beweisen. Der Verfasser der obengenannten Schrift saßt seine Ansicht, dte er durch Mittheiluuge» uud Expert- mente bestätigt gefunden hat» iu dir Sätze zusammen: In der Gegend de« ligurischea Golf«, am ziemlich steil abstürzruden bogen- sörmigeu kastenrande» bewegte sich eiae unterseeische GebirgSschollc gegen dir Tiefe hi», aud zwar nahezu gleichzeitig aus allen Puactea ihrer großen Fläche» wobei die Erschütterung im Allgemeinen in einer der Bruchliuie und zum Streichen der Alpen parallelen Richtung sortgrpflanzt wurde. AuS der Bewegung de- Meere- an der Küste kann man ersehen, daß die Ursache der Erschütterung eiae Senkung im Meere gewesen ist. Da« liguriiche Erdbeben vom 23. Februar gehärt also za den teetvaischen Beben, uud zwar ist e« em perl- pherische« SenkuagSbeben mit vorzugsweise longitudinaler Stoß- richtang. Der Lersaster hat e« nicht sür nöthig gehalten, ia kritischer Weise aas die Hypothese de- bekannten Erdbebenvropheten Falb Rücksicht z» nehmen, welcher eine unter dem Einfluß de« Mondes und der Sanne erfolgte Fluthwirkuug de« Erdiuner» al« eigenttichc Ursache der Erdbeben ansieht Aber sowohl die vorliegend« Publ,- catton al» die früheren, welch« von der schweizerischen Erdbeben- commissi»» onSgegaugeu find, widerlege» jene Theorie Falb'« durch- au«. Eine Statistik der schweizerischen Erbeben vom Jahre 1887 zeigt aimlich, daß von 64 CrdbebcnstSßen 24 sür den Einfluß der Mondphase sprechen. 10 gegen den Einfluß, »ud daß sich 30 in dieser Hinsicht indifferent verhalten. Boa den 44 Erdbehrntagen sprechen 25 Proe. für, 13,6 Proc. gegen de» Einfluß der Mond- Phase uud 61,3 Proc. verhalten sich indifferent. Wo bleibt da der innere, »othwendia« »ud aaSnahmSlos« Zusammenhang zwischen Ursache inid Wirkung, wir er in jeder ea»sale» Erklärung einer Naturerscheinung sich finde» m»ß?
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