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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880725
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880725
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-25
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1888
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Zweite Anlage mm Leimiger Tageblatt md Anznger. —. ^ ' . . -... ,' — .H? LV7. Mittwoch vm 25. Juli 1888. 8L. Jahrgang. Zur Laiserreise. * Zum Empfang deS deutschen Geschwader» batte die Peterhoser Dampfer - Gesellschaft mehrere Dampfer dem Publicum zur Disposition gestellt. Die Preise aus den einzelnen Dampsern waren sehr verschieden. So waren z. B-, wie wir der „Deutschen Petersburger Zeitung" ent nehmen, für die Benutzung des Dampfers „Zarewna" 8 Rbl. ü Person zu zahlen, und Dank diesem Umstande hatte sich aus der „Zarewna" eine höchst distinquirte Gesellschaft cin- gefunden. Anfänglich hieß es zwar, daß nur 125 Personen aus dem Dampier Platz finden würden, doch zählte der Berichterstatter der „Pet. Gas." deren mindestens 300 zu sammen. Aus den übrigen Dampsern waren nur 3 Rbl. L Person zu zahlen. Ans der „Zarewna" bcsandeu sich auch zahlreiche ausländische Cvrrespondcnten, welche in den Kajüten ihre Berichte aussctzlen. „Sic werden natürlich ins Ausland telegraphiren?" fragte der Berichterstatter der „Pet. Gas." „Selbstverständlich. Wenigstens 700 Worte!" antwortete Einer derselben. Aus dem Dampfer wurde scherzweise be merkt, daß man in Paris, Berlin und Wien früher die Details der Kaiierbegegnung erfahren werde als hier in St. Petersburg; denn dort würden jedenfalls schon Abends Extra - Telegramme zum Verkauf gelangen. Aus der „Zarewna" befanden sich ferner drei Photographen, welche 10 bis 15 Momentaufnahmen von der Begegnung der beiden Geschwader machten. Ter Dampfer „Zarewna" allein hat auf dieser einen Fahrt circa 2 MO Rubel eingenommen (300 5 8 Rubel), und außerdem hat das Buffet für über 1000 Rubel gebandelt. Die Bequemlichkeiten waren indessen nur latent vorhanden. DaS Lichten der Anker allein aus der Kronstädter Rbedc dauerte eine halbe Stunde. Außer den Peterhoser Dampsern waren aus der Rhede zu sehen zahl reiche kleine Fahrzeuge. Aus dem sinnländischen Passagier- dampfcr Nr. 16 befanden sich u. A der französische Bot schafter und der spanische Gesandte. Aus dem Bugsirdampser „Heinrich" der türkische Botschafter Schakir Pascha; aus dem Polizeidampfer „Moika" der Stadtbauptmann, der Comman- dant von St. Petersburg und der Cbes der Flutzpolizei; aus der amerikanischen Corvette „Entrevrise" die Mitglieder der nordamerikanischen Gesandtschaft. Der Dampfer .^Zarewna" fuhr weiter als alle übrigen Schisse in die osjene See hinaus. Als der „Hohcnzollern" dieselben Passirte, intonirte das Orchester dcS L.-G -Schützen-Bataillons die deutsche National hymne. Kaiser Wilhelm stand aus dem Vorderdeck und schaute durch ein Binocle aus die „Zarewna". Prinz Heinrich stand aus der Capitainöbrücke des „Huhenzollern". Die .Post» erhält von ihrem Spccial-Correspondenten folgenden Bericht: Der gestrige Tag (22. Juli) brachte zwei Glanzpunkte der Fest- lichkeü, das Galadincr und die Illumination. Zu dem Diner, das Abends 6'/, Uhr im Pctersaale staltsand, waren 200 Perioncn geladen. Die Naiicrtajel war in Huseisensorm ausgestellt, unten an drei Marscholltaiel». Aus der Kaiiertasel stand nur Goldgeschirr, aus den anderen Silber. Die Taseln waren mit den kSnlichstcn Blumen geschmückt, aus die Kaisertafel allein waren 4000 der seltensten Rosen, außerdem Maiblumen ohne Zahl verwendet. In Len Aussätzen prangten 700 Pfirsiche und 2000 Avrikojen: der Rest war dementlprcchens. Baron Nnvcrinq hatte Alles geleitet; er commaiidirte 125 Osficiante», die, den Degen an der Seile, den Hut unter dem Arm, in rother Uniform mit goldenen Tressen, auiacstellt waren. Im Marieuioal stand die Hoi-Musikcapelle, 112 Maun. Das Menu hatte 14 Gange und 9 Weinsorlen. Links von Ihrer Majestät der Kaiserin, deren Platz durch eia ovales Rosenbouqiiet ausgezeichnet war, sah Kaiser Alexander, dana die GrostsürstiN Wiadimir, Herzogin von Mecklenburg, Prinz zur Lchpe, die Großfürstin Elisabeth Mawrikicwna, der Großfürst Georg, die Großfürst», Katharina Michaiiowiia u. s. w. Rechts von Ihrer Majestät der Kaiserin iahe» Kaiser Wilhelm, die Prinzessin zur Lipvc, Prinz Heinrich, Großfürstin Elisabelh Feodorowna. der Groß fürst Thronfolger, die Großsürstin Olga Feodorowna u. s. w. Gegenüber der Kaiserin saßen Gras Herbert Bismarck (in der Uniform eines SiaatSministerS) und Gras Woronzoff-Daschkofs, links davon der Culiusminister, rechts der deutsche Müitoirbevollmächtigle General von Schweinitz. Aus dieser Seite waren ferner der bahe- rüche Gesandte und die Herren des deutschen Gefolges untergebracht. Gicrs saß neben dem Hausmarschall Freiherr» von Lyncker. — Kaiser Alexander brachte das Wohl seines kaiserliches Gastes und dieser das des kaiserlichen Gastgebers aus. Um 9 Uhr begann die Illumination des Parks — eine Illu mination im größten Maßstabe. mit Lampions und Beleuchtungs körpern, die man aus über 100 MO schätzen mochte. Der Andrang des Volkes war womöglich noch stärker als an den früheren Abenden. Als lino die Majestäten eine Umfahrt machten, war der Jubel unbeschreiblich. Unterhalb der Cascade». quer über dem Canal suukelte von einem riesigen Gerüst herab, in entsprcchendem Umsange, der Namenszug ZV. k. II. Elektrische Lampen warsen ihre weißen Lichistreiscn über die See, ans der, gegenüber Monplaisir, neun Schisse lagen, von denen aus Feuerwerk abgebrannt wurde. Mon- plaisir, märchenhaft erleuchtet, bildete den Glanzpunkt. Drei Musik kapelle» spielten im Park. Um 10 Uhr trasen die Herrschaften in Monplaisier ein, wo sie. während das Feuerwerk spielte, den Thee tranken. Als eia Schiss ein VV aus Feuerwcrkskörpern zeigte, brach unter dem an der Küste stehenden Bolkshausen ei» Jubel aus, der sich gar nicht beruhigen wollte. Den Schluß bildete das VV. H. III. verschlungen, das denselben Jubel erregte. Um 11'/, Uhr erfolgte die Abfahrt nach Krasnoje-Sclo mit Exirazug. Kaiser Wilhelm gab dabei der Kaiserin den Arm. Nachmittags war unseres Kaisers Majestät mit Sr. königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich ganz allein drei Viertelstunden lang im Park spazieren gegangen. Ter „Vossifchen Zeitung" wird telegraphirt: * Petersburg» 23. Juli. Weder das Frühstück auf dem „Hoheuzollern", »och die Dighitowka in Peterhos, eine Art Fantasia der Reiter des Eonvoi, habe» gestern ftattgesunden; letztere ist au^ Montag 9 Uhr Morgens vertagt und der Schauplatz aus das Parade, seid bei Krasnoje verlegt; das erstcre, an das sich nun unmittelbar die Abreise auschließen soll, wird am Dienstag statifinde». Gestern Vormittag wohnten Kaiser Wilhelm und Prinz Heinrich, Beide in Marineuniform, dem Gottesdienst in der lutherischen Kirche Peter- t.oss, dann in Gesellschaft der kaiserlichen Familie dem griechischen in der Palais-Kirche bei. Von 11'/. bis 2 Uhr fand da- Frühstück an einzelnen Tischen im Saal deS ersten Stocks im Mittelbau und aus dem an der Südsrout nach dem Obergarteo hinaus liegenden zeltbedeckten Balcoa statt, ans welchem au einem Tisch beide Kaiser, die Kaiserin, Prinz Heinrich, die Großsürstea Alcxai und Wladimir, die Grvßjürstinne» Maria Paulowna und Elisabeth» Feodorowna,Minister Gi-:S und Grat BiSmarck saßen. Nach beendetem Frühstück, während dcss-n im Garten die kaiserliche Capelle spielte, machten Kaiser Alrxander und der Thronfolger in einem, Kaiser Wilhelm und Grvßsürst Wladimir in einem zweitrn Wagen Spazierfahrten; die Letztgenannten noch dem entfernteren Lustschloß Babyooen. Um halb 7 Ubr begann in dem großen weißen Saal das Galadinrr. TaS Programm der dabei im Öbergarten vor dem Altan von den in Rothhemden gekleideten Musikern drr Capelle auSgesührtea Tasel- musik eröffnet« Wogncr'S Kaiscrmarscb. Eine enorme Menschenmenge erfüllte, ,mmer noch anwachsenv, Nachmittags und Abends den Park, i» welchem mit Eintritt der ersten Dämmerung die großartigste Illumination begann. Baumwipfel, Pavillons. Lustschlösser, Lascaden Springbrunnen, der breite Canal vom Fuß der Terrasse zum Kaiserhafen. vor dem an einer Triumphpsorte der kolossale Namenszug >v. 8. unter einer Krone erglänzte, waren in den mannigsachstea und prachtreichsten Weisen durch sarbige Lämpchen, Laternen, Giaslallon» und elektrische Sonnen mit märchenhaftem Effect beleuchtet» vor Allem phanlastüch rcizeüd das Schlößchen Monplaisir, sein Vorgarten und seine Terrasse am Meer. Hierher fuhren die Kaiser, die kaiserliche Familie and die Taselgesellschast um S'/, Uhr, um den Thee einznnehmea und sväier einem cus Schiffen in der Bucht veranstalteten prächtigen Feuerwerk znzusehen, durch den so zauberisch erhellten, zugleich vom Vollmondscheia der klaren Sommernacht bestrahlten, voa der Musik mehrerer iavellea durchiöntea »nd von dichten Menschenichaareu Lurchwoglcn Park. Aus ollen Wegen wurden die Herrschersamilie und ihre deulichen Gaste mit enthusiastischen Zurnjcn begrüßt Kaiser Wilhelm hat die wärmsten Sympathie« bei Volkes g« Wonnen, die man ihm, wo er erscheint, lebhaft und herzlich kondgiebt. Eta Extrazug führte um 11't. Uhr die hohen Herrschaften und Ge- olge nach Kra-uoje-Selo. wo übernachtet werden soll, eia zweckec >en anderen Thcil der Gesellschaft nach Petersburg zurück. Folgende Depeschen deS „Wolfj'schen Telegraphischen Bureau" liegen bis jetzt vor: * KraSnoje - Selo, 23. Juli. Heute Vormittag wohnten die Kaiser Wilhelm und Alexander den Hebungen de- Wiborger Infanterieregiments und der Gardecavallerie bei. Nach Beendigung der Uebungen führte Kaiser Wilhelm sein Piborger Regiment im Parademarsch an dem russischen Kaiser vorüber. Die Uebungen der Gardecavallerie, vom Großfürsten Nikolaus geleitet, wurden von 52 EScadron» auSgesübrt. Am Schlüsse der Uebungen defilirte die ge» ammte Cavallerie vor beiden Kaisern. Kaiser Wilhelm sprach dem Großfürsten Nikolaus seine Anerkennung für die glänzende Ausführung der Hebungen aus. DaS Dejeuner wurde beim Großfürsten Wladimir eingenommen. Hieraus besuchten beide Kaiser das Lager und das Lazarelh de» Wiborger Regiments. Kaiser Wilhelm richtete an die Kranken im Lazareth theilnehmende Worte. Der russische Kaiser verlieh dem Grasen Herbert BiSmarck die Diamanten rum Alexander- NewSky - Orden. Der deutsche Kaiser verlieh GierS die Diamanten zum Schwarzen Adlerordcn und Wlangali den Rothen Avlerorden erster Elaste. (Wiederholt.) * Petersburg, 23. Juli. Ueber daS gestrige Diner in Peterhos wird weiter gemeldet: An der kaiserlichen Tafel, welche auS KO Gedecken bestand, wurde goldenes Service, an den übrigen Taseln silberii-S benutzt. Die russischen Herr- chaslen erschienen in preußischer Uniform, die deutschen Herr» chaslen in russischer. Ihre Majestät die Kaiserin, welche eine weiße Robe angelegt batte, war mit dem Bande des St. AndreaSordenS geschmückt, die Großfürstinnen trugen da« Band dcS St. KatharineliorvenS. RecblS von dem Hof» minister, welcher der Kaiserin gegenübersaß, hatte der deutsche Botschafter General von Schweinitz seine» Platz, links von dem Hofminister der StaatSsccretair Gras BiSmarck, ferner die Minister von GierS, WannowSki, Possiet. Deljanow, der Botschafter Gras Scbuwalofs und Baron Iomini. Bei dem Toast dcS Kaisers Alexander intonirte die Musik die preußische Nationalbnmne, bei vemjenigen deS Kaiser- Wilhelm die russische Hymne. * Petersburg, 23. Juli. Nach einer weiteren Meldung aus Pcterlwf von gestern unternahmen Se. Majestät der Kaiser Wilhelm und Prinz Heinrich nach dem Frühstück, von dem Großfürsten und der Großfürstin Wladimir begleitet, eine Spazierfahrt durch Peterhos. Um K>/, Uhr fand ein Galadincr statt, an welchem der Erbprinz von Schaumburg- /ippe, 12 Personen von dem Gefolge deS Kaisers Wilhelm, 17 Personen von dem deutschen Geschwader, der Commandeur der hier vor Anker liegenden amerikanischen Eorvcttc, 7 Per- onen der deutschen Botschaft, sämmtliche Minister und diplo matischen Vertreter theilnahme». Der Staat-minister Gras Herbert BiSmarck saß an der Tafel der Allerhöchsten Herr schaft. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm saß rechts von Ihrer Majestät der Kaiserin. Bei der Tafel brachte Kaiser Alexander den Toast aus den Kaiser Wilhelm aus, Kaiser Wilhelm erwiderte mit einem Toast aus den Kaiser Alexander. Um 9 Uhr war das Diner beendet. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm geleitete Ihre Majestät die Kaiserin znm Wagen. Der ganze Garten war glänzend illuminirt. Der Thee wurde in „Monplaisir" eingenommen. Dem Schlöffe gegenüber wurde aus dem Meere ein glänzendes Feuerwerk abgebrannt. * Petersburg, 23. Juli. Nach Schluß der Festlich keiten in Peterhos reisten die Majestäten, sowie Prinz Heinrich nebst Gefolge nach KraSnvje-Seio ab, wo heute ein großes Eavallcrie-Maiiövcr mit Neiterfpiolcn stattsindct. * Petersburg, 23 Juli. AuS Pcterlwf wird weiter gemeldet: Nach dem Galadiner fuhren die Allerhöchsten Hcrr- chasten durch die feenhaft beleuchteten Parkanlagen, überall von der zahlreichen Menschenmenge jubelnd begrüßt. Um 10 Uhr AbendS wurde am Finnischen Meerbusen ein groß artige- Feuerwerk abgebrannt, wobei die Initialen deS Kaisers Wilhelm, sowie der Kaiserin Victoria wiederholt in Brillant- Mer erschienen Fünfte sächsische Alpettturnfahrt. i. I- Stuttgart, 23. Juli. Zum sünstcn Male sind sächsische Turner hinausgezogen zu einer fröhlichen Alpentur»- sahrt. Waren früher Innsbruck. Salzburg, Lindau uno Graz die Zielpunkte dieser Wanverausfliige, so sind dieses Mal die Sachsen zunächst nach dem Schwabenland und seiiier schönen, liednmsungenen Hauptstadt gekommen, um den Berge», welche die Sehnsucht so vieler im Flachland Ge borenen und Lebenden bilden, znzustreben. Am vorigen Freitag hat der Sonderzug der Turnsahrer die Hcimath ver lassen und heute rüstet er sich dazu, weiter nacv Süden vor zudringen, in jene Gegend, wo daS schwäbische Meer Deutsch land von seinen südlichen und südöstlichen Grenznachbarn scheidet. Es wird daher wohl Zeit, daß diejenigen, welche daheim geblieben auS irgend einem Grunde, und cS sind das sicher sehr Viele, Kunde empfangen, wie eS uns bisher draußen in derFremde ergangen ift und da ich mit meinen Berichten vor zwei Jahren auS Graz so Manchem glaube entgegengckommcn zu sein und von verschiedener Seite die Anregung empfangen habe, auch in diesem Jahre unter dem frischen Eindruck deS Erlebten eine Schilderung unserer Turnsahrt zu geben, so setze ich gern die Feder dazu an und ich bitte nur, mit meinen schwachen und unvollkommenen Leistungen sich begnügen zu lassen. Fast schien eS, al» ob die 5. Alpenturnsahrt sich nicht der Gunst der äußeren Verhältnisse zu erfreuen haben sollte, wie daS bei den früheren derartigen Unternehmungen der Fall war. Seit Wochen schon zürnten die Mächte deS Himmels mit drr deshalb schier schon säst verzweifelnden Menschheit, aus einen schönen und heißen Vorsommer war eine lange Zeit böser Wettertrllbsal gefolgt, die kein Enke nehmen wollte, und eS hatte ganz den Anschein, als ob die alte Bauernregel vom Siebenschläfer Recht behalten würde. Tag für Tag öffneten sich die Schleußcn des Himmel- und ganz Deutschland war in eine .Sommerfrische" verwandelt, die der geplagten Menschheit förmlich die Gänsehaut überlaufen ließ und im HundStags- monat Juli thalsächlich die unerquickliche Nothwcndigkcil hervorzauberte, daß die Oescn den Frierenden Hilfe spendete». In ganzen Schaaren begannen die Soinmcrsrisckler den un gastlichen BergeSböhen und Thälern wieder den Nücke» zuzu- wendeu und wir baben gelesen, wie in dieser Zeit die von Süden nach dem Norden verkehrenden Eisenbahnzüge gazzz so, wie eS in anderen Jahren umgekehrt geschehen, gefüllt waren. DaS war eine recht unerfreuliche und ungünstige Fügung für die von Sachsen- wackerem und unermüdlichem KreiSvertreter, Herrn Direktor Bier auS Dre-den. mit alter gewohnter Umsicht und Sachkennlniß vorbereitete Alpenturnsahrt, und ge wiß hat Mancher mit seinem Entschluß, an dem Ausflug Thcil zu nehmen, lange gezögert. Dazu trat ferner der Umstand, daß die traurigen Ereignisse im Monat Juni, welche im ganzen deutschen Volk tiefe Betrüdniß hcrvorriesen, eine recht fröhliche Nciseftimmung nicht auskonuucn lassen wollten und daS Ihrige dazu beitrugen, daß mit der Erledigung der verschiedenen Maßnahmen bis zum letzte» Augenblick gewartet werden '.mißte. Nun ist aber trotz dieser ungünstigen Ver hältnisse die Alpenturusalirt doch zu Stande gekommen und damit der Beweis erbracht, wie lieb der sächsischen Tnrncr- welt diese Einrichtung geworden ist. Zuletzt sind die An meldungen zur Theilnahme noch so zahlreich «ingegangen, daß, als der Sonterzug in der Nacht vom 20. zum 2l. Juli, als am vorauSgeqangenen Tag die goldene Ferienzeit begonnen und mit ihrem Zauber die Herzen erfüllt hatte, sich in Be wegung setzte, er säst gegen 800 Turnsahrer auS der Heimalh cnlsührte, eine Zahl, die der Bctheiligung an den früheren Aipenturnsahrten fast gleicbkam. Und eS scheint ganz, als ob seit dem Tage des Ausbruches der Sachsen zu ihrem Wanderzug nach Süden auch der böse Wettcrbann gebrochen sei und eS zur Wabrheit werden will, daß wir noch einen Sommer haben. Schöne-, warmes Wetter hat unS hierher in da- schwäbische Land geleitet und ich will nur wünschen, daß eS daheim im Vaterlande auch so sein möge. Der eigentliche AusgangSpunct des Turner-SonderzugeS war auch dieses Mal Dresden. Die Leipziger Thcil- nehmer mußten zu ihm in Ncicbenbach i. V. stoßen, wo die Vereinigung Aller zur gemeinschaftlichen Reise geschehen sollte. DaS ist denn auch geschehen, allerdings in einer Weise, womit nicht Alle, die von Leipzig gekommen, und da« war eine recht stattliche Kahl, gegen zwei Hundert, einverstanden gewesen sein werden. ES halte ursprünglich verlautet, daß die Leipziger Tbeilnehmer auch in einem Sonderzuge nach Reichenbach gefahren werden sollten. Dann aber würde bekannt gegeben, daß ein solcher Zug nicht verkehre und die Leipziger Thcil» nebmer ihren Anschluß an den von Dresden über Ehcmaitz in Rcichenbach eintressendenZug mit dem letzten fahrplanmäßigen Personcnzuz bewerkstelligen müßten. In Folge besten fanden sich die Leipziger am Tage derAbreise in der sechsten Nachmittagstunde püncllich und wohlgemuth im Bayerischen Bahnhos ein und der Eine oder der Andere hatte sich sichtlich bemüht, die Neisevorbercitnngen in den letzten Stunden noch eiliger Hand zu erledigen. Da hieß cS aber aus einmal, die Turnsahrer müssen mit ihrer Abreise sich noch einige Stunden gedulden, eS ist für sie doch neck ein Sonderzug eingelegt worden, der später absährt. Darüber hätte doch wobt auch schon früher seitens der betheiliqten Stelle Enlschließung gefaßt werden können, damit den ThurnsahrttTheilnehmern rechtzeitig Kennl- niß gegeben wurde. Nun wir fanden u»S leichten und un bekümmerten Herzens in diese Veränderung der Fahrordnung und sicher dürste die Frau Wirthin im Bayerischen Bahnhos zu Leipzig mit dem längeren Verweilen der Hunderte von Turnsahrer» und deren Angehörigen in ihren Räumen nicht unzufrieden gewesen sein. Nun endlich war auch die so ver längerte Stunde des Abschied« von der Hcimath gekommen und >/r5 Uhr dampfte der Zug unter den herzlichen und freundlichen Zurusen und Wünschen der zurückbleibenden Menge zur Halle hinaus. Etwaö unangenehmer gestaltete sich der Verlaus der Reise in Reichenbach und ich erwähne daS, damit in künftigen Fällen auS der gewonnenen Erfahrung heraus die Dinge ander« arrangirt werden können. Trotzdem wir um so viel später aus Leipzig abgefahren waren, kamen wir doch noch viel zu früh in Rcichenbach an und mußten in Vesten Folge säst cm dreistündige« Stilllager aus dem Rcichcnbachcr Bahn- Hose in schon vorgerückter Nachtstunde erleiden, ehe der Sonderzug von Dresden anlangtc. DaS gehört nun aber nicht gerade zu den Bequemlichkeiten und Annehmlichkeiten der Reise, zumal an deren Anfang, und da auch seiten« der Reichenbachcr Turngcnostcn nichts zur Begrüßung der Alpen» turnsahrer gcthan war, so verlies unser gezwungener mehr stündiger Aufenthalt in Rcichenbach ziemlich langweilig. Wären nicht einige Scalkarten zur Hand gewesen, so würde dieser Zustand noch mehr über Hand genommen haben. Nicht besonders angenehm wurden wir auch von der Mittheilung überrascht, daß der Sonderzug wegen seiner zu großen Aus» dehnung gelheilt werden würde und wir Leipziger in unserem besonderen Zug dem Dresdner Zug nachznsahren bestimmt seien. Gegen diese Anordnung der Bahnverwaltung war nickt viel zu machen und sie kam auch richtig bis Hos zur Ausführung. Wir mußle» den Dresdner Zug an uns vor über fahren lasten und erst als dieser über die vorgcschlicbene Blockvislanz hinaus sich entfernt batte, gab unsere Lokomotive daS Abfahrtssignal und nunmehr war auch für u»S der Augenblick der Weiterreise gekommen. Stimmte unS diese Tbatsache allein schon wieder freudig, so söhnten wir unS mit allein Porhergegangencn vollständig auS, als wir, was unS schon in Rcichenbach angedculet worden, in Hof die lieben Dresdner Rciscgenosse» wieder antrasen und mit deren Zug vereinigt wurden, so daß uns nun ein einziger riesengroßer Svndcrzug durch das Baycrnland beförderte. WaS cS unter Umständen zu bedeuten hat, wenn man hinter einem Extrazug unmittelbar hinterher führt und darauf angewiesen ist, sich der Wasch- und Erfrischung-»Ein richtungen, die für die Turnsahrer getrosten worden sind, zu bediene», daS hatten wir vor zwei Jahren aus der Fahrt nach Wien und Steyermark in Znaim erfahren. Die Re,se- theilnchmer im ersten Zug finden Alles sorgfältig vorbereitet und in bestem Zustande, wie aber die mit dem zweiten Zug Fahrenden daran sind, darüber schweigt deS Sängers Höflich keit. Nun, ich muß gestehen, unsere Herzen haben für die Elbflorenzier vielleicht niemals wärmer geschlagen, als wir sie in Hof. wo nun sie aus uns hatten warten muffen, wieder vorsanden und der Borsprung, den sie vor uns voraus halten, damit ausgeglichen war. Dieses angenehme Gefühl nach der stattgehabten Trennung wurde wescntkich noch dadurch erhöht, daß die WirthscbastS-Berwaltung im BahnhosS-Nestaurant in der bayerischen Grenzstation diese- Mal ihrer Ausgabe sich gewachsen zeigte und die Masten der gleichzeitig zur Er langung eines stärkenden Morgen-Kafsce-TrunkeS anstürmendcn Turnsahrer durch flinke Heben rasch und gut befriedigte. Früh gegen 4 Uhr setzte sich von Hos auS unser von zwei starken GebirgSlocomotivcn gezogener Niesen-Sonderzug in Be» wegung und es begann die Fahrt durch eine Landschaft, die Manchen von unS noch ganz neu war. Alle aber durch ihren Naturschmuck entzückte. Der Zna schlug von der Station Oberkotzau auS nicht die alte Route über Kulmback und Bamberg ein, sondern er benützte die weit kürzere Eisenbahn linie durch da» Fichtelgebirge und die Fränkische Schweiz nach Nürnberg. Diese Bahn steigt zu beträchtlicher Höhe empor und die Fahrt ging zuerst deshalb etwas langsam, dann aber, als w'r vom Gebirge wieder herabsuhren, ging eS um so rascher und namentlich durch daS reizende Thal der Pegnitz bewegte sich der Zug mit großer Schnelligkeit, so daß wir püncllich zur festgesetzten Zeit, Vormittag« kurz vor 9 Ubr, m Nürnberg eintrasen. Unterwegs gab cS in Schnabelweid, einer Station, wo die Bahn von Bayreuth cinmündet, einen kurzen Aufenthalt und wurde hier zum ersten Male daS bayerische Bier gekostet und mit einer leidlich guten Censur versehen, die bester ausgefallen wäre, wenn das Bier nicht eine etwaö eisige Temperatur gehabt hätte. Von recht guter Beschaffen heit waren dagegen die vargercickten, appetitlich warm zu- bereiteten Bockwürste. Ich habe hier wieder einmal Betrach tungen darüber anstellen können, waS der Mensch, wenn er » aus der Reise sich befindet und die gewohnte Tag- und Nacüt- I Eintkeilung entbehrt, schon in ganz früher Morgenstunde, wo man zu Hause noch gar nicht an den Morgenkaffee Senkt, consumiren kann und zwar mit dem größten Wohl behagen. Unser Empfang in Nürnberg durch die dortige Tnrner- schast war überaus berzlich >»'d brüderlich. Tie Mitglieder ecS Turnverein» hatten fick mit cinein MunkcorvS im Bahn hof ausgestellt und begrüßt-,, uns beim Emlansen dcS ZngeS mir stürmischem »Gut Heit". Nachdem wir die Wagen verkästen halten, ging es unter Führung der 'Nürn berger Turngcnosteu in geordnetem Zuge unter den Klängen der Musik hinein in die ehemalige deutsche sreie Reichsstadt, deren Bauart noch heute uuö die Blüthczeit deutscher mittelalterlicher Cultnr vorsührt, wenn freilich auch schon dort Manche« ander» geworden ist. Wir wurden nach dem große» Saale des Gebäudes deS Industrie» und Cultur-VereinS geleitet und hier stand ein zwar ein faches, aber wohlschmeckende« warmes Frühstück bereit» da- Allen sicher gut gemundet hat. Die allgemeine Stimmung war. da auch das Wetter zum Besseren sich gewendet hatte, eine freudige und gehobene. Die Zeit unsere« Aufenthaltes in Nürnberg war so bemessen, daß wir einige Hauptsehcns- würdigkeitcn. die Lorcnzokirche, da- Bratwurstglöckle, die Burg, in Augenschein nehmen konnten. Aus dir im Pro gramm vorgesehene Besichtigung deS Germanischen Museums mußte freilich verzichtet werden. Kurz vor 12 Uhr Mittag« erfolgte unter dem Beisein einer gewaltigen Menschenmenge im Bahnhof und deren begeisterten Hochrufen die Weitersahrl nach Crailsheim und Stuttgart. Königliches Landgericht. Kerlen-Strafkammer 8. I. Der erst 16 Jahre alte Schohmacherlehrliag Emil Hermann Heiaold auS Pegau halte eine» Tages in Anfang Juni dieses Jahres dem Maurerlehrling Sch. daselbst auS einer verschlossene» Lommode — die Wohnung de« Sch. war dem Heinold frei zugängig gewesen — ein Zehnmarkstück entwendet. Der Diebstahl war vom Angeklagten unter erschwerenden Umstünden und in der Weise auS- gesührt worden, daß er de» oberen Kasten der Eommotc durch Vlb- prengcn der unter der Platte befindlichen Leiste gewaltiam geöffnet hatte. I» Anbetracht seiner Jugend wurde der Angeklagte unter Annahme mildernder Umstäade zo 3 Monaten Äesängniß- trase verurtheilt. II. Die bereits wiederholt bestrafte Schneiderin Friederike Wilhelmille Bartels aus Langensalza stand abermals wegen Dieb stahls vor Gericht. Zunächst und zwar eines Morgens im Februar dieses Jahres batte sie «inen vor einem Productengeschäste am diesigen Nicolaikirchhose zur Abholung bereit gestellten leeren Milchkrug entwendet, sodann aber in der Nachi vom 5. zum 6. Juni dieses Jahres aus der Portierloge eines der hiesigen Bahnhösc ein fremdes Reiseplaid und eine» der Ehefrau des Portiers qc- hörigen Sonnenschirm sich heimlich augeeignet und verborgen. Die Bartei'S war nach ihrer Angabe in der fraglichen Nacht hier an- gekommen und Halle, wie sie behauptet, nicht in ihrer Wohnung Einlaß finden können, deshalb aber im Wartezimmer jenes Bahnhofs die Stacht zubringen wollen. Dieses Zimmer war jedoch verschlossen, und aus ihr Bitten hatte man ihr daS Verweilen in der Portierloge gestaltet. Ais si, sich daraus entfernt gehabt, war der Verlust der Sachen bemerkt und am folgenden Abende von dem aus dem betreffenden Bahnhose stationirien Schutzmann bei einem Rundzange die Bartei'S im Gespräch mit einem Laterueuwärter betroffen worden. Natürlich wurde sie vom Beamten mit nach dem Bahnhöfe genommen und bei einer Durchsuchung fanden sich die gestohlenen Effecten vor. Die Angeklagte vermochte die Wegnahme dieser Efs-clen nicht in Abrede zu stellen, dahingegen will sie den Milchkrug als herrenloses Gut angesehen und die Ab sicht gehabt haben, denselben aus daS Polizeiamt zn tragen. Sonder barer Weise hatte aber die Angeklagte den Krug am Stande einer Blumenhändlerin zur Ausbewahrung übergeben und von dieser erst war der Krug an Poiizeistellc abgegeben worden. Die Bartei'S »vurdc unter Ausschluß mildernder Umstände zu 1 Jahr 1 Woche ZuchtdanSftrase und L Jahren Verlust der Ehrenrechte verurtheilt. III. Dem Haodarbeiter Karl Heinrich Hermann Harzbach aus Reudnitz, welcher erst zu Ansaug d. M. vom hiesigen königl. Land gericht wegen Rücksallbetrngs zu 3 Jahren ZuchthauSstrase verurtheilt worden ist, wurde ein nachträglich noch zur Anzeige gekommener weiterer Betrug zur Last gelegt. Der Angeklagte hatte unter Mißbrauch des Namens eines Korbmachers von einem College» desselben einen Korb erschwindelt und denselben zu Gelbe gemacht. Es machte sich daher die Ausweisung einer Zusatzstrase uoth« wendig, welche vom Gericht aus 2 Monate Zuchthau» be messen wurde. Der Gerichtbof bestand aus den Herren LandgerichtS-Director Iustizrath von Bose (Präsid.), Laudgcrichts-Rath Bieter, Geh. Hof. rath Pros. vr. Wach, Landgerichts-Rath vr. Paul und Astest»« Voikmann. Die Anklage führte Herr EtaatSanwaltschastS-AstesioK vr. Dürbig. V. Strafkammer. (Psandbruch.) Wegen deS vorgenannten vergehen» hattm sich die Fuhrwerksbesitzerin Anna Auguste L. und der Geschirr- sührcr bez. Fuhrwerks-esitzer Johann Gustav L. ans Connewitz am 7. Avril er. vor dem hiesigen köaiglichea Schöffengericht zu verant worten gehabt und waren damals, Erste« wegen Anstiftung zum Psandbruch, Letzterer wegen Psandbruchs zu je 4 Wochen Ge- jängniß verurtheilt worden. DaS Gericht führte zur Begründung dieses Urtheils aus, daß die Angeklagten mit großer Frechheit ge bandelt hätten, sich dabei aber wohl der Rcchtswidrigkeit ihrer Handlungsweise bewußt gewesen seien. Der Fall ist folgender: Am 28. Januar er. wurde ans Antrag der hiesigen Firma G. I. L Co. ans eine Schuldsorderung voa 398.90 ^l bei den Angeklagten ein Möbelwagen im Taxwerthe voa 450 ^ gepsändet; da aber dem amtirenden Gerichtsvollzicher-Gehilseu noch die Pseede zur Wegschaffung deS Psandstürts fehlten» so beließ er das Object vorläufig tm Gewahrsam der Schuldner. AIS VersteigerungSiermia wurde der 16. Februar anberaumt. Am 3. Februar begab sich F. wieder in das Grundstück der Angeklagten und erklärte denselben, daß er nunmehr den Möbelwagen »n Auf- trag der Gläubiger holen wolle, zuvor werde er jedoch erst noch Pferde besorgen. Bald waren die Gäule beschafft uno F. hätte los- sabren können, wenn ihm nicht inzwischen die Angeklagten einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht hätten. Ais der Beamte nämlich wiederkam, erstaunte er nicht wenig, denn es fehlten die beiden Vorderräder und ei» Hinterrad des Wagens, welcher Um stand natürlich den Transport vorläufig unmöglich machte. Auf Besrogei» nach der Ursache der Verletzung dcS PfandobjectS erklärten die Angeklagten, die 3 Näder seien reparaturbedürftig geweien und deshalb nach der Schmiede geschafft worden. F. begab sich nun schleunigst nach der Schmiede, fand hier aber nur noch das Hinter- rad ganz vor, da es nicht schnell genug hatte demolirt werden können, während die beiden Vorderräder vollständig zertrümmert waren. Doch der Wagen mußte abgehoit werden und so trieb denn F. »ach langem Bemühen endlich 2 passende Vorderräder aus, woraus der Möbelwagen in Gcrichtsgewahrsam gebracht wurde. Tie Angeklagten bedienten sich der nichtigsten Ausflüchte, die von vornherein unglaub lich klangen: es wurde vielmehr durch die BetveiSausuahM!: positiv sestgeftellt, daß die Räder absichtlich znm Zwecke der Verhinderung der Wegschaffung des Psandobjects zerschlagen worden waren. Ans das für die Angeklagten entlastende Zeugniß dcS Schmiedemeisters Z. konnte gar kein-Gewicht gelegt werden, da dessen Aussagen widersprechend waren, so daß daS Gericht damals Bedenken trug, ihn zu vereidige». Ter Herr AinISanwalt bemerkte sogar, daß Z. schließlich viel eher wegen Begünstigung mit aus die Anklagebank gehöre, als daß er als Zeuge sunglre. Die Angeklagte» hattcn Berufung gegen dieses Unheil eingelegt, doch erreichten sic damit Nichts, denn das königliche Landgericht schloß sich nach snrg- sältiqster Prüfung der Sachlage den Urtheilsgründcn drr ersten Instanz an und verwart demgemäß die eingelegte Berusung unter voller Bestätigung deS schöffengerichlücheu Erkenntnisses. Außerdem baben die Angeklagten noch sümiittjichr Kosten und Auslagen beider Instanzen zu trogen. Literatur. Soeben erschien im Verlage von Rndolvh «d Dieterici in Auua- berg aus der Feder Heinrich d'Altona'S, des Bersastcrs von „Elias Regenwurm", eine Sammlung von E-zäbliingen, Skizzen und Plaudereien unter den, Titel „Krauses Zeug" (Preis 1 50 /^). Der unter den Jenilllloiiiftcn der Gegenwart besonders geschätzte Autor zeigt sich in diesem über 10 Bogen starken Werke wieder als ein unterhaltinder Erzähler und gemülhvoller Plauderer, weicher die inleiessant'st'ii Stoffe in annnitlligstcr Form zu bieten weiß. Ptoudereie», wie „Auch cm BaciliuS", Skizzen, wie ,Lm Hauie des Verselnntcn", Erzählungen, wi» „Gut avgelausen" ge hören kutsch -den z» dem Besten, n is die Leser je in diesem Genre geinnden hobc i. Für Leihbidlictiirkcn dürste das Buch unentbehr lich sein. Ter billige Preis erleichtert die Anschaffung.
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