Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807287
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880728
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880728
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-28
- Monat1888-07
- Jahr1888
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.07.1888
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Erscheint täglich stüh 6V, Uhr. KrLartion »nd LrpedUi-u Johanne-gasjc 8. SprrchNnu-rn dtr Nkdartion: Bormittags 10—12 Uhr. Nachmittags b—6 Uhr. btir dt« NltS-od« ei»,tta»dtrr ManuIcrtvU »acht sich dt« ««dacliou nicht »ndtndUch. «»nah», »er kür »ie nächfts-lgen», Rümmer »estim«»en Suser«tr W-»cnta,e« »ia L Uhr Rachmitta,«. a»«onn- «udFrsttagen früh bt«'/,VU»r. örn Filialen für 3ns.-Annahme: Ltt- Me««. UniversitStSstrabe 1. L-uis Lösche. Kathariueostr. 23 part. u. KöaigSpla» 7. nur bis >/,L Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonnenriuttprets vierteljährlich 4>/» Mk. iucl. Brinaerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogcu 6 Mk. Jede einzelne stlummr» ZO Pk Belegexeniplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbesörderung 60 Mk. mit Postbejörderung 70 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile LO Pf. Gröbere Schriften laut uns. Prcisvcrzeichnih. Tadellarischer u. Zistcrnsatz nach hüherm Tank. Kerlamrn »»«er dem RedactionSstrich di« 4gesvalt. geile bOPi.,vor denFamiliennachrichtea die Ogespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind sie» an die <-rpei»itt0» ,r senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeaumucanila oder durch Past- nachnahmr. 210. Sonnabend den 28. Juli 1888. 82. Jahrgang. Zur gkliilligkn Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, -en 2N. Jnli, Vormittags nur bis Uhv geöffnet. LxptztHtlon Ü68 I-«jpLlxer l'axeblstles. Amtlicher Theil. Vrlianntmachnn-. Da- zur Erinnerung a» die großen Thaten unsere- Heere- und Volkes im Kriege 1870/71, an die im Kampfe für da- Vaierlanv Gefallenen und an die Wiederaufricktung de- deutschen Reiche- in unserer Stadt errichtete Denkmal soll am 18. August dS. Js., BormittagS 11 Uhr, enthüllt werden. Zur Bcthciligung an der hiermit verbundenen Feier laden wir sämmtliche Osficiere und im Osficiersrange stehende Militairpersonen, welche dem deutschen Heere angehören oder angehort haben und in Leipzig oder nächster Um gebung wohnen, sämmtliche Combattantcn deS Kriege- 1870/71, welche den Regimentern 106, 107, 108 angehört haben, sämmtliche Combatlanten dieses Krieges, welche in Leipzig oder nächster Umgebung wohnen, die in Leipzig oder nächster llmgebung wohnhaften nächsten Angehörigen (Eltern, Wlttwen, Kinder, Ge schwister) von im Kriege Gefallenen hierdurch ein. Soweit die Eingeladenen in Uniform erscheinen werden, be- dars es keiner weiteren Anmeldung; alle Uebrigen ersuchen wir, biS mit tt. August dS. IS. bei unserem Liuartieramte Stadthaus, -vbstmarkt, Zimmer 108/1V7 unter Vorlegung der ihre Zutritlsderechtigung erweisenden Papiere sich anzumeiden und dort die Einladungskarte in Empsang zu nehme», bcz. von dieser Stelle sich senden zu lassen. Für die Frauen, welche al- Angehörige von Gefallenen Theil nehmen, wird eine Tribüne zur Verfügung gestellt werden. Leipzig, den 24. Juli 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. Hentschel. Mlmntmaihililg. Unter Bezugnahme auf unsere Bekanntmachungen vom 3. Juli 1884 und 7. April 1887 bringen wir hiermit ander- weit zur allgemeinen Kcnntniß, daß dem von un- mit Auf trag versehenen und legitimirte» Vermessungspersonale da- Betreten der Grundstücke zun: Zwecke der Vermessung der hiesigen Slabtflur und deren Umgebung unweigerlich zu ge- statlen ist, dein genannte» Personale auch aus Verlangen die Flur- und Privalgrenzen nachzuweiscn sind, sowie endlich jede sonst etwa nölhige Auskunft darüber zu ertheilen ist. Die eigenmächtige Wegnahme oder Verletzung der auS- gestecklcn Signale, Abstectpsähle rc. wird hiermit bei Strafe verboten. Leipzig, den 12. Juni 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 2009. vr. Georgi. Krumbiegel. Vtkanntnmchung^ Die Abholung der noch nicht erhobenen Loo» sungS-, AusmusterungS und Landsturmscheine 1 der ,», lausende» Jahre i» Leipzig-Stadl gemusterten Mann- s,basten, auf unserem Quartier-Amte, Stadthaus II. Etage, Zimmer Rr. 1VV/1V7, wird hiermit in Erinnerung gebracht. Leipzig, am 27. Juli 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. x/>l 6643. Itr. Georgi. Lamprecht. HklMilNtlMUllUIig. Die Erd- und MacadamisirungS-Arbeiten in den beim Johanna-Parke und südlich der Beethovenstraße liegenden Tbeilcn der Carl Tauchnitz«Straße sollen an einen Unter nehmer verdungen werden. Die Bedingungen liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Ratbhaus, 2 Stockwerk, Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren ent nommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Erd. «ud MacadamisirnnaS-Arbeite» t» -er Earl Tauchnitz-Ltrasie" versehen ebendaselbst unv zwar bis zum 31. Juli or. Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Ter Rath behält sich daS Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 24. Juli 1888. DeS RathS der Stadt Leipzig IK 3073 Straßenbau-Deputation. Der Inhaber de- abbanden gekommenen Sparcasten- Qliittungsbuches Ser. II Nr. 46 975 wird hierdurch aus gefordert. sich damit binnen drei Monaten und längsten- am 29. Oktober 1888 zur Nachweisung seine« Rechtes, bez. zum Zweck der Rückgabe gegen Belohnung bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, widrigenfalls der Sparcassenordnung gemäß dem angemeldeten Verlustträger, nach erfolgter Beeidigung seiner Anzeige, ein neues Buch ausgestellt und das alte für ungiltia erklärt werden wird. Leipzig, de» 26. Juli 1888. )ie Verwaltung deS Leihh»»feS und der »arcasse. Bon Unterzeichneter Königlicher Ainishauplmaunschast wird gegen eine JahreSremuneration von 600 bi» 900 »,« Espift gesucht. Rur geübte Derber mit schöner Handschrift und guten Zeugmsien wollen sich bis Mitte August l. I. melden. Anuaberg, am 26. Juli 1888. Kiniglich« A«tstzau»t«gnnschaft. von Mayer. Vekauntmachung. Die Lieferung und da- verlegen von Granitschwellen und granituen Baumringei, zu den Reit- und Füßlingen in der Carl Tauchuitz-Straße ollen an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Rathhaus. 2. Stockwerk, Zimmer Nr. t4, auS und können daselbst eingcsehe», oder gegen Entrichtung der Gebühre« eut« uommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Einfaffnug der Reit- und Promenaden wege der Carl Tauchnitz - Straße mit Gra»it- schwelle»" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 6. August d. Ä, Nachmittag- 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 24. Juli 1888. DeS RathS der Stadt Leipzig ld 3072 Straßenbau-Deputation. Vrkalliltmachung, Versteigerung einer Anzahl RathS-Meßbuden betreffend. Aus dem StecheuhauSbauplatze hier (Eingang vom ! Lindmühlenwegc aus) soll Sonnabend, den 4. August d. I., von Vormittags 18 Uhr ab eine Anzahl RathSbuden, welche bisher während der Messen auf dem Markte mit zur Aufstellung gelangten, öffentlich versteigert werden. Wir machen die Herren Budenverleiher und sonstige Interessenten daraus aufmerksam und bemerken, daß sich diese Buden auch zur Verwendung bei Bauten, als Lagerräume, ür Gärten u. s. w. zweckmäßig benutzen taffen. Die Verstcigcrung-bcdingungen werden bei Eröffnung deS Termin« bekannt gegeben werden. Leipzig, den 2t. Juli 1888. .. MS Der Rath der Stadt Leipzig. '1019 vr. Georgi. Hennig. Vrlmmitumchung. Die Pflasterung der Kreuzung der Carl Tauchnitz- vnd Beethovenstraße mit bossirtcn Steinen 1. Elaste unv der Fußwegübergänge daselbst mit Scblackengußsteinen soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Ratbhaus. 2 Stockwerk. Zimmer Nr. 14, au- und können daselbst cingesehen unv gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift Pflasterung in der Carl Tauchnitz-Ttraße versehe» ebendaselbst und zivar bis zum 6. August d. I. Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulebnen. Leipzig, den 24. Juli 1888. DeS RathS der Stadt Leipzig Id 3071. Straßenbau-Deputation. Vrliimiltma-inli. Die Ausführung der Erd- und Maurerarbeiten für den Gasbehälter bei dem Erweiterungsbau der II. Gasanstalt soll an einen Unternehmer i» Accord verdungen werden. Die Zeichnungen unv Bedingungen für diese Arbeiten liegen im Bureau der Gasanstalt ll. in Connewitz aus unv können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Gasbehälter-, Grd- und Maurerarbeiten für die 11. Gasanstalt" versehen in der Nuntiatur de- Rathes, RalhhauS, 1. Etage, und zwar bi» zum Mittwoch, de« 8. August b. I., Nachmittags S Uhr einzureichen. Der Rath behält sich jede Entschließung und insbesondere daS Recht vor, sämmtliche Offerten abzuleynen. Leipzig, am 27. Juli 1888. DeS RathS der Stadt Leipzig Deputation zu den Gasanstalten. Vekanntmachlmg. Bon Montag, den »8. d. Mon., wird wegen vorzuncbmciikir PsiasternngSarbcite» die Packhvfstraße aus der Strecke von der Gerberstraße bi- einschließlich ihrer Kreuzung mit der zwischen LeihbauS und Börse gelegenen Straße aus die Dauer der Arbeiten für alle» »«besagte» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 26. Juli 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 5564. I)r. Georgi. Hennig. eisverklms. Der Verkauf von KrystalleiS im städtischen Dieh- und Tchlachthofe findet a» Wochentagen Morgens von 4—7, Mittag- von 1t—12 unv NacknuttagS von 5 bis 7 Uhr. an Sonn- und Feiertage« Morgens von 4—6 und Mittag- von II—12 Uhr statt. Preis: S Block von circa 25 Irg 30 ^s. Leipzig, am 24 Juli l888. 7t M. Die Direktion. Vekimnlmachimg. Die diesjährige Hartobstnutzung im hiesige» Ka» mcrgulswehiicht und aus den zur königlichen Saline gehörigen »rundstücken am rechten User der Saale soll «ttm-ch. den 8. «ngnft ». I-.. v-rmttt««- IS Uhr im hiesigen Salzamtsgebäude unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen, welche auch vorher tn unserer R g siratur eingesehen werden können, öffentlich meistbietend veikaust werden. Dürrenberg, den 26. Juli 1888. «»nt,licht- «al»,«». Nichtamtlicher Theil. Kaiser Wilhelm in Stockholm. Die politische Bedeutung de- Besuche- Kaiser Wilhelm'- in Schweden tritt weit zurück hinter derjenigen, welche die Kaiserbcgcgnung in Peterhvf hatte, aber der Besuch ist bcmcrkenöwerlh durch das Streben, den friedlichen Charakter der Meerfahrl nach allen Richtungen hin zu belbäligen. Kaiser Wilhelm ist mit dem schwedischen König-Hanse durch nahe Verwandtschaft verbunden, also hat er schon auS diesem Grunde gern die Gelegenheit bcnutzt, welche sich zu einem Gegenbesuche i» Stockholm darbot. Aber wiederum zeigt der nachfolgende Besuch des Kaisers in Kopenhagen, daß eS nicht allein verwandtschaftliche Rücksichten waren, welche ibn nach Stockholm führten. Es ist nicht unwichtig für daS deutsche Reich, daß eS auch durch gutes Einvernehmen mit den Mittel staaten sein moralisches Gewicht in Europa erhöht. Fürst BiSinarck machte auch darüber in seiner Rede vom 6. Februar d. Js. eine Andeutung. Er erklärte, daß die zwischen Deutschland und anderen Mächten bestehenden Verträge — nicht nur der Vertrag mit Oesterreich-Ungar», sonder» ähnliche Verträge, die zwischen unS und anderen Negierungen bestehen, nanientiich die Verabredungen, die wir mit Italien haben, — nur der Ausdruck der Gemcinschast in den Bestrebungen und in den Gefahren seien, welche die Mächte zu laufen haben. AuS dieser Aeußernng geht mit Sicherheit hervor, daß außer dem Bündniß mit Oesterreich-Ungarn und Italien nock andere Verträge Deutschland- mit auswärtigen Mächten bestehen, welche im Hinblick aus einen europäischen Krieg geschloffen sind. Ob Schweden und Dänemark an diesen Verträgen theilnehmen, läßt sich nur verninthen, aber nicht feststellen, da über Verträge mit anderen Mächten als Oester reich-Ungarn und Italien niemals etwa- in die Oessenllichkeit gedrungen ist. Bei einem Kriege zwischen Deutschland und Rußland würde eS nicht unwichtig sein, wenn Schwedens Neutralität vertragsmäßig verbürgt wäre. Ein Bündniß mit Schweden, weiches Schweben in feindlichen Gegensatz zu Rußland brächte, würde Schweden in Gefahren bringen, für welche ein Aequivalenl kaum zu finden wäre. Schon aus diesem Grunde ist daS Vrrhandciisein eine- solchen Bünbniste- nichl auzunehmen. Schweden nimmt seit langer Zeit an den Wcttbänveln keinen selbstständigen Antheit mehr, seine Militair- machl kann wohl kaum jemals in anderer Weise zur Ver wendung gelange», als um seine Neutralität ausrecht zu erhalten. Die Zeiten deS dreißigjährige» Krieges, in welchem Schweden als Vertreter des Protestantismus in Deutschland eine bestimmende Nolle spielte, sind ebenso vorüber wie die Kämpfe, welche zwischen Brandenburg und Schweden geführt worden sind. Mit dem Tode Karl'S XII. war auch der letzte Nest von Widerstandskraft Schwedens gegen die Ausdehnung und Be festigung der Macht Rußlands gebrochen. Aber Deutschlands Politik ist darauf gerichtet, bestehende freundschaftliche Beziehungen aufrecht zu erhalte» und wo sie in der Entwickelung begriffen sind, zu pflege», gleichviel ob dadurch Bunbcsgenvstenschaslen für den Fall eines Kriege rn erlangen sind oder nicht. Der Frieden-Zweck wird durch solche Politik dennoch gefordert. Ein kalteö Jgnorircn von Schweden und Dänemark bei dem Besuche in Rußland würde dem Kaiser Wilhelm nicht zum Vorwnrse gereicht haben, aber die Aufmerksamkeit, welche der mächtige Herrscher beide» Mitlelstaale» erweist, wirkt um so eindrucksvoller, weil sie durchaus freiwillig erscheint. Man hat darüber Zweifel ge äußert, ob Oesterreich-Ungarn sich verletzt fühlen könnte, weil ihm nicht der Vortritt bei der Ncihensolge der Antrittsbesuche Kaiser Wilhelm's eingeräumt worden sei. Dieser Zweifel ist einfach durch die näberci, verwandtschaftliche» Bestellungen zum russischen Kaiserhosc beseitigt worbe», und jetzt kommt »och hinzu, daß Schweden und Dänemark in die Fahrt nach Rußland einbezogen werden, so daß also eine bestimmte Reihen folge nach der Wertbschätzung, welche die cinzelnen Mächte und Höfe in Deutschland genießen, gar nicht in Betracht kommen kann. Schweden ist unter den einsichtsvollen Nachfolgern de- General- Bcrnadotte zu einer neuen Blüthe gelangt, die sich aber nicht in ehrgeizigen Plänen nach Machterweiterung kundgiebt, sondern sich auf ruhige Fortentwickelung der inneren Festigung deS StaatSwcscnS beschränkt. I» Norwegen besteht seit langer Zeit eine Krisis, welche noch nicht zum Abschluß gekommen, aber in gemäßigtere Bahnen eingelenkt ist. König Oskar ist ein Gegner von Gewaltinaßrcgeln. er sucht sich mit den demokratischen Bestrebungen der nor wegischen Bauern in Güte a»Seina»terzusetzen, und scheint wobt daran zu Ihun, denn die llebcrlicscrunge», aus welchen Liese Bewegung fußt, sind zu alt und zu eingewurzelt, als daß sie durch ein einfaches Machtgebot unwirksam gemacht werden könnten. Für Schweden handelt eS sich heule in erster Linie um Schaffung der nöthigen Verkehrswege, um seinen Antheit am Welthandel zu sichern und seinen Producten den Absatz zn schaffen, der für daS verhältnißmäßig arme Land un- entbehrlich ist. In dieser Beziehung hat die Regie rung König OSkar'S Bedeutendes geleistet, aber eS wird noch geraume Zeit dauern, biS die Verkehrswege i» Schweden und Norwegen den vorhandenen Bedürfnissen entsprechen. Leider ist Schweden in neuester Zeit durch bedeutende Brände beimgesucht worden, welche einen Theil der Ergebniste lang jähriger FriedcnSarbeit wieder zerstört haben. Aber hoffent lich wird dieses Unglück, waS Umea und Sundöwall betroffen hat, nicht ohne gute Folgen bleibe», weil dadurch Gelegenheit geboten ist, die bei Bränden so gefährlichen und verhängniß- vollen Holzbauten durch steinerne Häuser zu ersetzen. Kaiser Wilhelm's Besuch in Stockholm dient sicherlich da zu. die skandinavische Bevölkerung an die Stamniverwandt- schast mit dein dentschc» Belke zn erinnern und ihre Sym pathie» für Deutschland zu kräftigen. Aus Schwede,> ist die große EinheilSbewegiing Deutschlands nicht ohne Einfluß ge blieben. sie hat dazu gcsübrt, die bewährten deutsche» StaatS- cinrichtuttgen tbeilweise aus Schwede» zu übertragen »nd besonder« der HeercS-Organisation und dein Verkehrswesen eine gesteigerte Sorgfalt zilznwendcn. Schweden- Leistungen aus wistenschastlicheni und ki>ustlcr>>chci» Gebiete lege» erfreu liches Zeugniß ab von der seiner Bevölkerung inne wohnenden Kraft, unv wenn eS auch wünschenSiveilh wäre, daß die scan- kinavifcheu Dichter sich nicht zu lies in caS politische Getriebe verstrickten, wie daS z. B. von Seiten des Norwegers Björnstjerne Björnson geschehen ist, so ist doch geistige und künstlerische An regung von Schweden in sehr dankenöwertbemMaße au-gegangen, welche die besten Hoffnungen für die Zukunft erregt, zumal auch auf malerischem und musikalischem Gebiete. ES würde unS zu weit führen, aus diese Bestrebungen näher einzugehe», eS genügt für unsere» Zweck, die Richtung anzudeuten, in welcher Deutschland und Schweden zu beider seitige!» Nutzen stets zusammen gehen können. Schwede» unv Norwegen sind durch die Großartigkeit ihrer Natur eine un erschöpfliche Quelle für die Kunst, die noch lange nicht in hinreichendeni Maße auSgebcutct ist. DaS Studium der nordische» Mythologie, welches seit etwa einem Menschcnalter in Dcutschlanv wieder mit großer Vorliebe getrieben wird, hat schon manche schöne Frucht gezeiti l und einen neuen Aufschwung i» Literatur und Kunst zur Folge gehabt. Große Kriege wir» Schweden kaum in Zukunft führen, aber eS wird in friedlichem Wettkampfe seine reichen Kräfte entfalten und dadurch ein immer festeres Band mit dem stammverwandten und befreundeten Deutschland knüpfen. Und dazu wird der Besuch Kaiser Wilhelm's in Stockholm fördernd und kräftigend wirken. * Leipzig, 28. Juli. * Geradezu unglaublich ist eS, wie in jedem Sommer, wenn die active Politik in die Ferien gegangen ist, die un möglichste» Borspiegeliingen immer wieder ihr Publicum si»bcn. Eine der beliebtesten ist die Idee der allgemeinen Abrüstung. Es vergeht kein Sommer, wo nicht dieser oder jener „Cvngreß" in dieser Angelegenheit schöne Reso lutionen faßte. Diesmal ist die Idee ,»> Ziisaininenhaiige mit der Reise unseres Kaiser« nach Petersburg aufgrtancht, und sonderbar genug fehlt eS nicht an Leuten, die es für nicht ganz unmöglich halten, daß auS der Petersburger Kaiserzusammenkunst eine Herabininderung der kolossalen Rüstung, in welcher die europäischen Großstaaten starre», hervorgeben könnte. Gewiß ist eS rin erklärlicher nnd berechtigter Wunsch, daß die großen Stininie!,, welche in der Welt jahraus jahrein für das Militairwesen cmSczegeben werden, wenigsten- zum Tbeil für Zwecke der schassenden Cuttur möchte» verwendet werden könne». Und weil dein so ist, so ist eS zu alle» Zeiten populär gewesen, eine Erleichte rung der Militairlasten zu fordern oder in Aussicht zu stellen. Um so gebieterischer tritt aber an Alle, welche die Wahrheit lieben, die Pflicht Hera», jeder Hoffnung, die offenbar nicht erfüllt werden kann, von vornherein mit Entschiedenheit enl- gegenzutreten. Der Gedanke der Abrüstung würde, sobald man zn seiner Verwirklichung schreiten wollte, schon »n der allerersten Frage scheitern: ivcr soll ansangen? „Alle zu gleich!" wird daraus gewöhnlich erwidert. Wer aber soll VaS überwachen? Man könnte eine internationale Eontrol- commisjio» einsotzen. Aber wenn trotz derselben der eine oder andere Staat die Abrüstung unterließe? „Dann würde er", antwortet man» „durch die Ankeren dazu gezwungen werben." Mit anderen Wollen: in einem solchen, »ur zu leicht denkbaren Falle müßte, um die Abrüstung z» erreichen, zunächst ein großer Krieg angedroht und eventuell gcsührl werden! Und welch' sonderbare Situation könnte sich dabei ergeben! Nehmen wir an, ein europäischer Congreß hätte beschloste», bis zu einem gewissen Termine sei die allgemeine Abrüstung zu bewerkstelligen. Deutschland, Oeiler reich und Italien hätten den Termin eingehalte», Rußland und Frankreich aber nicht. AlSdann wäre durch die Ab rüstung lediglich erreicht, daß da- einzige Mittel, durch welches der Weltfrieden seit Jabre» erhalten wird, hinweggesalle» und der KriegSfurie die Bahn für die unabsehbarsten Kata strophen sreigegebcn wäre. Die Undnrchsiibrbcnkeil des Ge dankens einer allgemeinen gleichzeitigen Abrüstung liegt dem nach aus der Hand. Und noch weniger flt zu erwarte», daß ein einzelner Staat allein mit der Abrüstung den Anfang machen werde. Freiwillig wenigsten« ganz gewiß nicht! Uni) gezwungen könnte er Wieden»» »ur durch Krieg werden. Man wird also gut tbun, daö verlockende Traumbild einer Er leichterung der Militairlasten mit Resignation zurückzuweiseii. Die deutsche Politik, durch Ausbietung der vollen Wehrkraft unserer Ratio» den Weltfrieden zu sichern, ist für die schassende Culturarbeit jedenfalls förderlicher als die andere, durch Schwächung dieser Wehrkraft einer Aera verwüstender Kriege Thür und Thor zu öffnen. Man braucht sich nur diesen Gegensatz iininer von Neuem recht klar zu macken, nm sich getrost in die gegenwärtige Lage zu ergeben unv den falschen GlückseligkcitSpropheten den Rücken zn kehren. " Die „Nationalliberale Correspondcnz" bemerkt zur Parteitage: Auch dem oberflächlichsten Beobachter der politischen Vorgänge kann eS nicht entgehe», daß die neuesten Kundgebungen des Herrn von Rauchhaupt und der „Kreuzzeitung" eine direct gegen den leitenden Staatsmann und dessen Politik gerichtete Spitze haben. Die Art der Abwehr in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" lieh keinen Zweisei, daß man an der maß- gebenden Stelle jene Spitze sehr wohl erkannt und gesuhlt hat. Die Zerreißung der conselvaliv uttlamontanen Zettclunge» be m Bolks- icbiillasiengcsitz durch die Regierung war ja auch schon ein deutliches Zeichen, dah man an mahgebender Stelle die ganze Tragweite dieier Umtriebe erkannte und ihnen energisch cnlgegenzutrctcn enlschtosse» war. Der extreme Flügel der conjervalivcn Partei möchte eben Reaction mit Hilse des Ceiitr»mS treiben und ec weih wohl, dah die Person de- Reichskanzlers ei» mächtiges Bollwerk gegen diese Bestrebungen daistcllt. Fürst Bismarck ist ein viel zu einsichtiger und patriotischer Staatsmann, als dah er je versucht sein könnte, die Politik deS Reichs »nd eines groben Cuttur« staalS wie Preußen auf pommersche Feudale, orthodoxe Pastoren und fanatische Ullramontane zu stützen. Darum ist er den allen Declaranlen aus dem äuhersten rcaclion-iren Flügel stets ein Dorn im Auge gewescu. Diese Beziehung deS gegenwärtigen bochconser« vativen Siliriiilaiiss ist in den bisherigen Erörterungen noch zu wenig hcrvorgetreten und wird wohl In weiteren Kreisen »och nicht io allgemein durchschaut, wie es zur Klärung der politischen Situa tion wünsch-iiSwerth ist. Ter conseivatwc» Partei selbst, die wir trotz aller Prahlereien der „Kreuzzettung" noch lange nicht inlt der von jenem Blatt und Herin von Rauchhauvt verfochtenen Politik gleichstkllen, wird es anhkimgcstellt sem müssen, sich zu entscheiden, ob sie wirklich in ihrer große» Mehrheit, auch in ihren gemäßigte» uiid besonnenen Mitgliedern zu solchen Strebungen und Trcivereicit die Hand bieten will. * Der Nachricht der römischen Zeitung „Sqiiilla", der Papst beabsichtige dem Fürstbischof k)r. Kopp den CardinalS- purpnr zu verleihen, wird »ach der „Schlesischen Zeitung" an bestunterrichtctrr Stelle in BrcSIau geradezu widersprochen. » » * Die Jubelfeier zur Erinnerung an die Einführung des Christenthliinö in Rußland verlaust nach einer Depesche auS Kiew programmmäßig. Derselben wohne» außer zahl reiche» russischen Bischöfen und Deputationen auch der General«
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