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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880731
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880731
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-31
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.07.1888
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4VS4 Ceutralbehvrden und Proviuzialbebörden schweb«, gegen, wärtig eingehende Eiörterungen darüber, in welchem Um sauge und mil welchen Maßgaben eine Uebertragung der in dieser Beziehung in den übrigen Theilen der Monarchie bc» flehenden Bestimmung aus Posen angängig sein möchte." * Die Wiener Presse beschäftigt sich mit den, Religion«. Jubiläum in Rußland. Die Kiew er Feierlichkeiten b«. sprechend, findet es das ofsicivse „gremdenblatt" sehr natürlich, daß da- russische Bolk diesen großen Wenbepunct in seiner beschichte entsprechend feiern wollte. Die Hoffnung gewisser Leute und Parteien, bei diesem Anlasse eine groß artige Gesauimt-Demonstration de« Slawi-mu- mit politischer Spitze zu Stande zu bringen» sei indessen gescheitert. Weber der geplante Slawcncongreß, noch da« gewünschte ökumenische Concil kamen zu Staude. Die autocephalen Kirchen der ganzen Balkan-Halbinsel sind bei der Feier ohne osficielle Vertretung. Rumäne», Serben und Bulgaren, deren Christen- lhum ui eine fernere Vergangenheit zurürkrricht, sind weg- geblieben und haben keine kirchliche Vertretung bei der Frier. ^.Die politischen Aspirationen, welche die panslawistische Partei an dies» Cnilenar-Ftier knüpfte, so heißt e« znm Schlüsse, mußten von dem Augenblicke an beträchtlich berabgestunmt werden, al« die Presse fast aller slawischen Völker dir seit- lanien Programme zurückwie«, welche übereifrige Agitatoren für dieselbe entworfen hatten. Tie ruthenische, serbische und polnische Presse muß hierbei vor Allem genannt werden, und wie ohne Thcilnahm« dieser Stämme die Ideen der Pansla» wisten temonstrirl werden sollen, ist nicht leicht erfindlich. Freilich erklärt sich die Abneigung anderer slawischer Stämme, au dieser russischen Feier tveilrunehmen, leicht, wenn man sieht, daß man dieselbe zum Beispiel mit der Enthüllung de« Denkmal« Bogdan Chmjelnicki'« in Verbindung brachte, der bekanntlich da» Polentbum vernichten wollte." * Die s o c i a l i sti s che n Quacksalbereien de« Pariser Gemeinderath« erweisen sich, wie der unter den städtischen Erdarbeitern auSgebrochene Massenstreik darlhut. al« ein zweischneidige« Schwert. Den im Hotel bc Bille thronenden modernen Äacobinern. die e« jo leicht linden. aus Kosten der städtischen Steuerzahler freigebig zu Inn, waren die ortsüblichen Arbeitslöhne für ihre Popularität«, bestrebungrn noch nicht hoch genug; man setzte also einen erhöhte» Tarif für alle von der Stadt zu vergebenden Arbeiten fest, wo« zur Folge hatte, daß die Begehrlichkeit der Masten ganz ungemein gesteigert wurde und Ansprüche zeitigte, mit denen vernünftigerweise überhaupt nicht« anzufangen ist. Da» bat die Privatindustrie der französischen Metropole zu ihrem Schoden schon wiederholt erfahren und eben jetzt wieder in dem Streik der mit den Ausschachtungen für die nächstjährige Jubiläumsausstellung aus dem MarSselvc betraute» Erdarbeiter. Diese Leute tbun weiter nicht», al» daß sie die praktischen Folge rungen de« theoretischen Unsinn« der kommunistisch gesinnten Stavtväter ziehen. Letztere hatten nicht« Eiligere» zu thun al- die Bewilligung einer namhaften Unterstützung der Streikenden au« öffentlichen Mitteln zu beantragen und hätten für ihre Forderung gewiß da« Ohr der Mehrheit ge- lundeu, wenn nicht einem College» rin Licht darüber avf- gegangen wäre, daß jede längere Hinziehung de« Streike«, durch osficielle Borschubleistung seiten« der städtischen Ober- behörde, da» rechtzeitige Zustandekommen de» Ausstellung«, werke« gefährden, wo nicht unmöglich machen müsse. Dieser Einwand schlug durch. Die nächstjährige Ausstellung gehört zu den LieblingSprojccten gerade auch de« Pariser Gemeinde» rath«. Nickt al« ob er mil den Tendenzen einverstanden wäre, welche der Cenlennalseier von der jetzigen Regierung Frankreich« unterstellt werden. Aber den Cultu« der RcvolutionS- beiligen Marat, Saint Just. RobeSpierre. Fouquier- Tinville rc. auffrischen und den Zeitpunct beschleunigen, wo er sich selbst als Wohlfahrtsausschuß roäivivun austhun wird, dazu heißt da« Commuuardenthum im Hotel de Bille da« nächstjährige Rcvolution-jubiläum willkommen, und dieser „höheren" Rücksicht ordneten diejenige» Stavtväter. welche in der gestrigen Sitzung gegen die Unterstützung der Streikenden und gegen den Tadel dcS Polizeipräfecten stimmten, ihr« HerzenSneigungen, wenn auch noch so widerwillig, unter. So entgehen zwar de» Streikenden einstweilen die 10 000 Frc«. städtischen Zuschüsse«; aber viel gewonnen ist damit für die Sache der socialen Ordnung doch nickt. Denn der städtische Tarif bleibt bestehen und damit der gleichsam legale Anreiz für die Arbeiter im Dienste der Privatindustrie, letzterer die Pistole aus die Brust zu setzen. Auch werden die Bestrebungen der aufständischen Erdarbeiter von den Sympathien der ge- sainmten sociolrevolutionärcn Arbeiterschaft der Hauptstadt und der Provinzen getragen, und wa« in den letzten Tagen an CvnflictSkeimen nuSgefäet worden ist, bedroht die Macht haber der Republik mit Gefahren, gegen welche der Bou- langiSmu» al« eine wahre Kinderei erscheint. * Der Prinz Victor Napoleon hatte vor einigen Tagen in Brüssel die Adresse enlgegengenommen. welche ihm die Präsidenten und Vicepräsidenten der imperialistischen EomilhS im Namen des Pariser Comith« anläßlich seine« Geburtstage« überreichten. Der Prinz hat nun diese Adresse mit nachstehendem Schreiben beantwortet. „Meine Herren I Ich bin ties gerührt von den Gefühlen, die Sie mir im Namen der imperialistischen Tomitt« de« Seine-Depar» ttmentS ausdrücken. Unsere Kaiser waren jederzeit die Vcrtheidiger der Rechie de« Volke«, und da« Kaijeircich hat in seinen Reihen immer seine treuesten und hingebensien Anhänger gefunden .... Die parlamentarischen Versammlungen mühen sich vergeblich ab, die nationale Souverrainüät zu ihrem eigenen Borlheile zu eonfiScirca. Das Volk wird sich da« Recht der Plebisclte nicht rulreißen lassen, welches die Napoleon« ihm schenkten. Line Bersammlvnq. wer sie auch inimee sein möge, kann nicht eine Regierung iu Frankreich gründen. Dem frei und unmittelbar besragien Volke allein ziemt cs. zu sagen, unter welcher Staatssorm e« zu lebe» wünscht. Do« Wieder «wachen der plebiscitairen Idee ist ein Pfand de» Heil« für das Land. Ich will Ihnen dafür danken, Ihne» Alle», die Sie seit Achtzehn Jahren für den Triumph dieser Idee kämpft». Rur ras Pl-biscit kann die Einigung und die Eintracht zwischen ollen Frc.n«oje» wiederherstellen. Glauben Sie, meine Herren, au meine Wohigenelgtheit. Victor Napoleor." Locialpolilisches. * Es wird »nS geschrieben: Nachdem die ConcurSerklärung der Sanität«, ablhcilung de« Krankencasse» . Verbände» von Leipzig und Umgegend sich nothwendig gemacht hat und e ne Rücknahme de« Concurse« oder Neugründung in« Auge gefaßt worden ist, dürste e« wohl an der Zeit sein, die Sa- mkälSablbcilung etwa« näher in Augenschein zu nehmen und de., Grund zu suche», welcher die Veranlassung zum Bankrott g wesen ist, gleichzeitig aber auch zu prüfen, ob e» rathsam :st, die SanitätSabtheilung »veiter sortznsühren. Schon bei Gründung der SanitätSabtheilung wurde viel« scitig das Bedenken ausgesprochen, daß der Verein nicht von langer Dauer sein würbe, und zwar au» dem Grunde, weil die Belheiligung der jungen, unverheiratheten Leute «ne sehr geringe zu werden versprach. Ein derartiger Verein, der mit solchen weittragenden Unterstützungen in» Leben treten will und zum weit größten Theile nur au» verheiratheten Mitgliedern besteht, die oft einen Familienkreis von vier bis sechs unv noch mehr Köpfen darstellen, ist sehr schwer über dem Wasser zu erhalten, und so lange e» nickt möglich ist. dem Verein mehr junge Leute zuzusühren, wird eS sehr schwer sein, zu eristiren, selbst bei der größten Opser- irilligkeit, die sich in dem Rahmen der Gegenleistung aus- wieqen läßt. Ob e« rathsam erscheint, die SanitätSatthrilung mit ihren woblsahrtliche» Einrichtungen weiter sorlznsühren, wollen wir in Nachstohendrm detmechten. Zunächst muß der finanzielle Stand der 8»akt4it»aäckbeis,mg etwa« näher betrachtet werden. Der Vorhände»« Fehlbetrag von über 4000 --k ist e« nickt allein, der zu beachten ist und der z» ker vorhandenen Krise geführt, es «aß auch »rweogen w rhsy. daß ir- de» zwl.- jähr»gn> Bestehen de« Verein« da« Eintrittsgeld von 3ZOO Mit- gliedern « Mitglied 50 gleich >600 und «in dreizehn, wöchiger Beitrag von denselben Mitgliedern L Woche l5 -s gleich 6240 mit verbraucht ist (seit einiger Zeit ist der wöchentliche Beitrag von 15 ans 20 erhöht worden, diese Zahl von 6240 ^S! soll überhaupt nur «ne annähernde Be rechnung darstellen), folglich läßt sich annehmen, daß der Verein ln seinem zweijährigen ober 2>/ijährigeu Bestehen über 10,000 zugesetzl hat. Da« Eintrittsgeld von 1600 »-k mußte nach unserem Dafürhalten doch zu einem Reservefonds angesammelt werden, dock leider mußte auch d»«se Summe mit verbraucht werden, so daß sich nahezu 12,000 al» Fehlbetrag ausstellen lassen. Die« dürften wohl Zahlen sein, die wenig ermuthigend aus die Mitglieder «inwtrkea; dabei mag »och erwähnt sein, daß keine epidemischen Krankheiten mitgewirkl haben. Will jedoch die SanitätSabtheilung noch höhere Beiträge von ihren Mitgliedern erheben, oder die Unterstützungen noch mehr kürzen, so würde Beide« viele ihrer Mitglieder bestimmen, lieber der OrtSkrankencasse heizutrelen. Es ist überhaupt vielseitig die Meinung vorhanden, al» ob > die Sanität-abtheitung dasselbe diele oder geboten hätte, als da», was die OrtSkrankencasse ihren Mitgliedern bietet; da» ist jedoch entschieden nicht der Fall, denn ein Begriibmßg-ld ür Frau unv Kinder gewährte die SanitätSabtheilung nicht, erner gewährt die OrtSkrankencasse ihren Mitglieder» vom Tage der Anmeldung ober richtiger vom Tage de» Arbeit»- Verhältnisse» an Arzt und Medici», während «nem Mitglied- de» SanilälSverband» erst nach Ablaus von 13 Wochen diese Hilfe zu Theil wurde. Die weiteren Vorzüge der OrtS krankencasse wollen wir kurz dahin zusamniensaffen, daß rin Urbrrschuß von 171246 'Mark im vorigen Jahre dazu bei tragen wird, daß entweder niedrigere Beiträge »der höhere Leistungen voraussichtlich sind. Im Uebrigen schließen wir un» voll und ganz der Meinung an. daß man i» den betheiligten Kreisen die Versicherung gegen Krankheit u. s. w. endlich nicht mehr al« Parleisacke betrachtet, und daß man nicht mehr in Bersammtmigen die Zeit damit verbringt, irgend welche unqualificirbare» Angriffe gegen die OrlSkrankenkasse oder andere ähnliche Versicherungen zu schleudern, wenn man doch selbst auch den Splitter im eigenen Auge hat. Die beste Casse wird diejenige sein, welche dem Mitglied und der Familie in Bezug aus Unter- stützung, Arzt und Medicin den au-reichendsren Schutz ge» währt. Lss. s Dresden, 30. Juli. Die gestern begonnenen Der- Handlungen de» hier tagenden Verbande« derKranken- und Begräbnißcassen Deutschland« nehmen einen sehr schleppenden Verlaus und werde» voraussichtlich wenig Positive« zu Tage fördern. Wie vor drei Jahr«, bei der ersten Versammlung in Leipzig, so wird auch hier viel ge- redet. Gestern stand eia Antrag de« Delegirten Schep« au» Leipzig zur Berathnng. welcher aus eine Reorganisation de« Verbandes abzielle. ES sollte durch solche die Lebens fähigkeit de« Verbände« durch Bildung von Bezirk«- unb" Localvcrbänden in allen Gegenden Deutschland« erhöht werden. Nack mehrstündiger langwieriger und oft recht verworrener Aussprache, an der sich 25 Redner be theiligten. wurde der Leipziger Antrag abgelehat. Die Ver handlungen werden morgen zu Ende geführt. — Auf dem VerbandSlage sind durch 32 Delegirte 90 freiwillige Hilf». cassen in den Städten Dresden. Leipzig. Chemnitz. Gera, Calbe a. S., Offrnbach, Hanau und WanbSbeck vertreten. Die schwache Belheiligung zeigt, daß man den Bestrebungen deS Verbände» in weiteren Kreisen kein sonderliche« Interesse enlgegenbringt. Ludwig I. von Bayern. * Die bäuerische Hauptstadt feiert in diesen Tagen, durch traurige Umstände verspätet, die Wiederkehr de« hundertsten GedurtStageS des Schöpfer» der modernen Stadt München, de« größten Kunstmäcens, eines der eigenartigsten Menschen diese« Jahrhundert» und eine« heißbegeisterten deutschcn Patrioten. Ludwig I. von Bayern war am 25. August 1786 (so führt die „Kölnische Zeitung" in einem Artikel aus) in Straßburg ge boren o!S der Sohn de» später» König« Maximilian Joseph, da maligen Obersten im französischen Grenadirr-Regimeut d'Alsace, de» Prinzen Max Ioftpb aus dem Hause Wittelsbach-Psalz-Zweibrückea und der Prinzessin Augusts von Hessen-Darmstadt. Bei seiner Ge burt widmeten die Grenadiere de« Regiment« seine« Vater« ein mit ihren obrasirtea Schnurrbärten auSgestopsie« Kissen. Sein Pathe war Ludwig XVI. von Frankreich. 1789 floh er mit seinen Eltern vor dem Revolutionsheere nach Mannheim. Dort geschah es, daß eines Tage« der Wagen, iu welchem er mit seiaer Bonne saß. von Revolutionairei» angegriffen oud das Kind mühsam ernster Gefahr entrückt wurde; eS war die- zu der Zeit, al» das Haupt seine» unglücklichen Paihen schon unter der Guillotine verblutet war. 1799 wurde sein Later Kurfürst voa Bayern als Nachfolger de« knidcr losen Karl Theodor. Die napoleonisch« Zwingherrschost legte ihr Joch auf Bayer» und den ftulmlithigeu, widerwillig sich vor Napoleon beugenden Max Joseph. Kronprinz Ludwig fü-rte bayerische Truppentheile im napoleouischen Heere, den Haß gegen den Bedrücker im Herzen nährend. In Straßburg brachte er einen Napoleon in wilde Wuth versetzenden Tnnkspruch inmitten der bayerischen Officiere au« aus die Zukunst, welche Straßburg als deutsche Stadt Wiedersehen würde. Sein Fronzvsenhaß geleitete ihn durch das Leben; der Jüngling hatte ollzuichmerzvast da» schmachvolle Joch de- Corsea empfunden, und sein witielsbachischer Stolz hatte sich vergeben« da gegen ausgebäumt. Den unglücklichen Bayern, die aus den Schnee- selderu Rußland« erfroren,'Hot er später in München den Erzobelisk errichtet mit der Inschrift: „Auch sie starben für die Befreiung de« Vaterlandes!" Ludwig war kein KriegSheld. Schon al» Jüngling neigte er der Dichikunft in dem Sinne der klassischen Schule zu und dichtete Oden, bnuie Hexameter. Auf sein vermeintliche« Dichtertolent blieb der merkwürdige Mann auch immer stolz, obwohl es seine schwächste Seite war. Biel zukunstsvoller war der aus wiederholten Reise» noch Italien geweckte Sinn lür die antike Kunst, dle der geistvolle, witzsprühead« und keantnißreiche Mann mit trunkener Vrgierve in sich aufnahm. Winckelwaan'- neuschaffende Lehren lebten damals in den Seelen aller Gebildeten, LarstenS offenbarte da« Evangelium der klassischen Kunst. Schill« hatte seine Begeisterung der deutschen Jagend hiiiterlaffea. Goethe wirkte al» der Abgott »a Weimar, Canova und Thorwoldsea halten n» ihrer Weis« die herrliche alte Grieedeuwelt auf« Neue in Marmor geschaffen — endlich war bei Leipzig da« Laterlaud vom Tyrannen befreit. Da« waren genug der Eindrücke, um eine begristerungSsShige. empfängliche Seele, wie die Ludwig'«. in kühne Höhen aufzuschwinge» und ihr IHaien lustig« Spannkraft zu verleihen. Der Hos seine» Bat««, de« leut seligen. m t seinen Münchenern aus dem vertrautesten Fuße ver kehrenden Max Joseph hatte in seinem Charakter keinen Ueberfluß an geistreichem Wele». Man aß und trank gut, lebte galante» Abenteuern, und a cht nur die Herrn», sondern auch die Damen de« Hose- gefielen sich in einer derben, materiell gesinnten Gemüthlich- leit, welche der gute König mit seiner behagliche» Lebenslust und nicht minder derben Laune förderte. München war domal« eine kleine Residenz mit einer seltsamen Mischung voa zöpfischen lieber resten, Neubildungen der »apoleonilcheu Herrschaft und leisen, sehr leisen Rückerinnerungen an die italienischen ÜunsteivffSffe. die unter Karl Theodor sich geltend gemacht hotten. Hascgoaliere, Beamte und Geistlichkeit, mit den wohllöblichen Hoflieferanten al« Anhängsel, bildeten die seine Gesellschaft, in der c« gerade nichr immer über, mäßig sein zuging. D«'Spießbürger arbeitrte schlecht und recht, genoß in vollen Zügen sein Feierabendbt« und freute sich, wenn der gute König m bürgerlicher Kleidung durch die Straße» gehend ,hn huldvoll anredete «ad de« hübschen Löchlerleta di« rosige» Wangen streichelte. In dieser Gesellschaft mochte der geistvolle Kronprinz jene Art de« ätzenden Spotte« und jene selbstbewußte Menschrnvrrochinng stch erworben haben, welche hervorstechende Züge seine« Charakter« bildeten, zugleich aber auch die lebhafte Neigung für Fraaenschä» heit, die ihm zu eigen war. Roch mehr wurde letzte« wohl in Rom ausgebildet, wo Ludwig mit besonderer Vorliebe weilte. Ja der römischen Gesellschaft war er während seine» zwetmolige» längeren AusenibaltS ein verwöhnt« Liebling; seine nicht schöne, ober vor- nehme Erscheinung, sein stet« schlagfertiger Witz, seine AiNerlichteit, die Lebhaftigkeit seine« Wesen» machten ida zu ein« feffelndc» Persönlichkeit. Ueberdie« liebte er es. in Rom zwanglo« in olle» m-zlichea Kreisen zn verkehren. Bor Allem ab« war « d« ständige Gast und. soweit t« sei» Lang nur irgendwie geftatteie, der heiter« Kamerad der deutschen Kü»stle«olo»ie. ^ Schau damals be gann «, soviel es sein« beschränkte« Mittel «m«gllchte», Kunst, schätz« zu sammeln. Ec wurde durch gründliche« Studium rin ge» «auer Kenn« namentlich der »nicke» Baukunst, zugleich aber wurde er auch durch de» Verkehr mit Overbeck und dcsfta Genossen ln den romantischen Kreis hineingezogen. Nach sein« Thronbesteigung führte er sofort seine gewaltigen künstlerischen Pläne aus: München, die bisherige bescheidene Residenzstadt, in eine Kuustftätte zu vcr- wandeln, welche die Bulinertiomkeit der ganzen Welt auf sich ziehe« sollte, das war sein Ziel. Zu diesem Behuf« schränkte er dir Koste» de- Hoshalte» wesentlich eia. Die üvpige Feste hörten aus, vor Allem wurde das unter seinem Vater blühende Schmarotzer» wesen rücksichtslos beseitigt. Dadurch schuf sich der neue Herrscher viele murreuve Gegner naler den Münchner,. welche den» auch mit Mißgunst die Boulust des König«, da- Heranziehen fremd« Künstler und die Bevorzugung, welche diese» vor brr alten Hof gesellschaft zu Theil wurde, betrachtete» und in weiten Bevölkerung»- schichten Unbehagen darüber schürten, daß der König aus der einen Seile „geizig" war, wie man seine Sparsamkeit »» allen Dingen der Repräsentation nannte, und aus der andern Seite Rieseasummeu . verbaute" unv an „hergelaufene" Künstler „verschenkte". Ludwig kannte die unsrenndlicheStimmung gegen seine großartigen Pläne sehr wohl, führte dies» aber mit der ihm eigenen, durch di« Um stände noch verschärften rücksichtslosen Betonung seine« Willen» durch. Auch in der Kunst war er eigensinnig und duldete leiuea Widerspruch, soweit e« sich um seine eigene», selbst ersonnenen Pläne handelte. Er war aber trotzdem nicht einseitig, sondern beobachtete mit wohlwollendem Interesse auch solche künstlerische Bestrebungen, welche in ketuer unmittelbaren Beziehung zu seinen eigenen Plänen lagen, und gerade durch diese breite Vielseitigkeit ieincr Theilnahme belebte er das künstlerisch; Leben München» und legte den Grund zu der kraftvollen Unabhängigkeit, welche heute der Münchener Kunstschule zu eigen ist. In den engeren Kreisen de» HvseS hielt er trotz der Einsachheit seiner persönlichen Lebensweise die KönigSwürd« mit einer Art eifersüchtigen Stolze« ousreiht. zu- gleich mit oft grausam« Rücksichtslosigkeit deS Spottes verhöhnend, wa» ihm nicht al» geistig bedeutend genug erschien. Bei den Künstlern ab«, in deren Werkstätten sein Lieblingsauftuthalt war, gederdete « sich in der heitersten Zwanglosigkeit, scherzte und ließ ich auch geduldig einen Künstlerscherz gefallen Seine künstlerische Richtung neigte zwar immer vorherrschend der Autike zu, aber der Mauder der kaiholischen Romantik üble doch auch einen dauernden influß auf ihn au». Ludwig war nicht strenggläubig, aber der Katholicismus sesselte seine künstlerische Phantasie, und vor Allem war ihm die Religio» seiner Väter, die er auch im Sinne einer LandcSreligion betrachtete, Staatsiache, ein wesentlicher Bestandtheil der königlichen Würde; zugleich reizte seinen Ehrgeiz der Gedanke, gleich de» Fürsten dcS Mittelalters eia groß« Kirchenstifter. der Bauherr herrlicher Gotteshäuser zu sein. Er fand in seiner Kirch- lichtest einen nnmittelbaren Zusammenhang mit seinerdeutsch-uationalen Begeisterung, die, vom Franzvseahasje zwar geschürt, ihre Kraft vor Allem in dem Gedanken an die deutsche Kaiser»««, an Karl den Großen und die romsahrendea Hohenstausea fand. In diese,» „teotschen" Sinne, wie er sich auszudrücke» pflegte, begeisterte er sich auch für den Kölner Dombau, dessen eifriger Förderer er wurde. Die LlldwigSkirch«. die beiden Basiliken Allerheiligenhofkirche und Boniscciuskicch; und die gothische Kirche der Vorstadt Au find solch« vrächiige Zeugen seine» StrrbenS als großer Kirchenstifter. Tie Ruhmeshalle mit der Riesenstatue der Bavaria, das antike Sieges thor, die Feldherrenhalle und die zahlreichen Eczitotuen berühmter Bayern bezeichnen seinen besonder» bayerischen Patriotismus. In den Museen» der neuen und allen Pinakothek, der Glyptoidek und dem AuSstellungSgebäiibc, sowie in der Anlage der Hosgartea-Arkaden mit den Rottmann'jchen mythologischen Land- schasle» und den eigenen königlichen Hexametern, in den gewaltigen Bauten der neuern Residenz, des Wittelsbacher Palastes, der Bibliothek und der Universität gelangte die besondere mäcenalische Neigung zum Ausdruck, die auch im poinvejanische» Hause in Aschaffenburg und in den Tempeln an der Donau, der Ruhmes halle und der Walhalla. Werken, die erst nach seiner Thronentsagung entstanden, sich ausspricht. Noch ist ein Bauwerk zu nennen, da» Propvläen-Ihor. Hier verbindet sich die inäcenatijche Liebe für die Antike mit einem anderen Ideale deS rastlosen KönigSgeisteS, der Befreiung der Hellenen vom türkischen Joche. Den eigenen Sohn gab er mit schwärmerischer Freude den „Hellenen" zum Könige, und eben al lste Thorburg, welche die griechischen Freiheiishelden verherrlichte, vollendet war, kehrte Otto von Griechenland entthront nach der bayerischen Heimath zurück. Für die Sammlungen der alten Pina kothek waren ältere Bestände, darunter die werthvolle auS Düsseldorf überführte Sammlung niederländischer Bilder, vorhanden, mit geschickter Wahl gemachte reiche Nenankäuie erweiterten aber erst da« Vorhandene zu einer Galerie ersten Ranges. In der neuen Pinakothek schuf Ludwig das fruchtbare Mittel, auch dem zeit- genössischen Staffeleibilde neben den großen Wandmalereien in den Banwerkeu Aneisernng und Förderung angedeihen zu lassen. Den kostbarsten Schatz aber gemann er mit seinem Kennerblicke und bi» zur Lift klugen Kunst des ErwrrbenS in der Sammlung plastischer Werke in der Glyptothek. Dabei ist zu erwähnen, daß Ludwig, obwohl umgeben von den ersten Künstlern sein« Zeit, niemals einen eigentlichen künstlerischen Rathgeber von maßgebendem Ein flüsse neben sich duldete, sondern im Wesentlichen nach eigenen Er wägungen handelte. Hier mag auch bemerkt sein, daß Ludwig nickst selbst als bildender Künstler dilcttirle. AIS Dilettant betrieb er die Dichtkunst, hielt sich aber selbst darin keineswegs für einen Dilettanten, sondern bildete sich «in. den berühmten dichterischen Zeitgenossen, mit denen er regen Verkehr unterhielt, vollkommen ebenbürtig zu sein. Militoirische Neigungen besaß Ludwig nicht anr nicht, sondern eher eine Abneigung gegen da-Soldatenwesea. Auch für die Wissen sckiasten hatte er keine besonderen Neigungen, sondern spottete gern über Gelehrtendüiikel und die Grenzen der GelehrtenweiSheit. Die bedeutungsvolle Ueberfledlung der Universität von Landshut nach München vollzog er nicht aus Eifer für die Wissenschaften, sondern weil er ein schöne» UmversitätSgebände in München bauen wollte. BIS Staatsmann war Ludwig eifrig bestrebt, ein wohlwollender LandeSvater zu sein. Er liebte sein« Bayern mit ausrichtiger Neigung und hatte ein warme» Gefühl für dos Wohlergehen seiner Unterthauen, namentlich war er bestrebt, die Gerechtigkeit in der Rechtspflege zu fördern. Iu seine» politischen Absichten und An schaumigen wurde er aber von widerstreitenden Gefühlen zu schwan kender Haltung verleitet. Die mißtrauische Eifersucht ans die KöuigSwürde. gepaart mit großer persönlicher Empfindlichkeit, durchkreuzten nicht selien seine besseren Absichten und trieben ihn schließlich in die Hände deS reactionair-ultramontaae» Mioisterinm» Abel, da» ihm bald selb« lästig wurde, obne daß er vermocht hätte, e« abzuschütteln. Erst die bekannten Geschehnisse mir der Abenteurerin Lola Montez führte» im Jahre 1848 den Sturz deS Ministerium», aber zugleich auch die eigene Abdankung im Gefolge. Ludwig, der noch bi« in sei« bobe« Alter rüstig und geistig regsam blieb, soll diese Abdankung spät« al« einen voreiligen Augeablick-enlschluß bereut haben. Die Be völkerung Hot jene Erschütterungen rasch vergrssen und der „alle König Ludwig" blieb bis zu seinem Ende der Liebling des Volke», in dessen Mitte er gern weilte, seinen Kunstbeftrebungeu lebend und allem Hosgepräuge, vor Allem jeder Einmischung in staotliche V«> hältnisse eutiagend. Wiederholt suchte der Greis da- Land seiner Jugendbegeifterung und die ewige Stadt aus, bi« er am 29. Februar 1863 zu Nizza starb. Die München« hatte» längst erkennen gelernt, welchen reichen Schatz ihnen der königliche Mären geschenkt hatte, und sie haben auch mit Würde und Eis« seine Hiuterlaffenschast gepflegt und erfüllt, wa« der Beist de« kunstbegeisterten Ludwig al« sein Ideal «strebt and geahnt hatte. Der „teutsche" König hat aber nicht nur der bayerischen Haupt stadt, er hat mit seinem glanzvollen, edlen Mäcenateuthum dem ganzen Vaterlande gedient, denn für die Entwickelung der ganzen deutschen Kunst war König Ludwig'- lebenslange« Streben eine fruchtbare Tha». and mit der bayerischen Hauptstadt muß ganz Deutschland da« Bedächtniß eine« der vornehmsten Geister, dir ie eine deutsche Krone trugen, ehren. , vom Bürgerlichen Gesetzbuch. * Ja Ermangelung anderer Erbcn ist der FiScu« Erbe. Der Entwurf eine« Bürgerlichen Gesetzbuchs erklärt die Anstcdi, daß der Fiscu« al« Oecupaitt au» dem Gesichtspuncte jrines politische, Hobrittrechte« zu betrachten sei. sür unrichtig und auch unzweckmäßig weil sie den FiScu« ans da» iu seinem Staatsgebiet destndltche Vermögen beichränkeu würde. Auch die Anschauung, welche nament lick» für die Gebiete de« gemeinen Recht« vertreten wird, daß der FiScu« berechtigt sei ans den Ueberschuß de« Nachlasse« nach Tilgung der Schulden, ist (jo führt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" deS Näheren aut) verworfen worden, weil dieselb; »a d« Praxi» zu Unklarheiten iühren würde. SS würde demnach zweiselbast bleiben ob und w e der Fi-cuS zu solchen zum Nachlasse gehörigen Gegen ständen zu gelaugen vermöge, welche «st nach der Regelung des NachlaffeS und der Ausantivortunq de» Ueberschuffe« an den Fi«cuS ermittelt werden. ES erbt nicht der RkichSfiScut, sondern die im Deutschen Reiche bestehende» staat-rechtlich«! V« bältniffe lasten r« geboten erscheine», den FiScu» desjenigen Bundesstaate« zum Erben zn erkläre», welchem der Erblasser Wiletzt augeh»rt hat. De» Wohnsitz sür maßgebend zn «ochten, würde »El1och z» unbtlligen Ergebnissen führen. In Lnsehnug der Reichslande EHaß und Lothringen bedurfte e< au dieser Stelle einer besondere. Bestimm«»- nicht, in da» EiasühruagSgesetz ist indessen di» Vorschrift ausgenommen, daß im Sinne de« Gesetzbuches auch da« Leichsland als Bundesstaat gelte. Da« preußisch« Laadrecht gewährt dem FiScu« da« Recht, di« Erbschaft au-zuschlageu; indessen bat man sich im Jnt«effe der Rechtssicherheit und aaineatlich iu Rücksicht ans die Rochlaßgläubiger, welche bei dem in Folge der Ausschlagung einiretenden Zugrecken eine« Jeden um ihre Recht« komme» würde», dafür entschiede», biß der Fiten« die Erbschaft antretea müsse. Selbstverständlich muß aber der Fi«cu« gegen die etwaigen ge. sährlichen Folgen de« Erbausalle« geichützt sein. Zwar ist « j<do» dadurch gewissermaßen gesichert, daß da« Nachlaßgericht dann, wenn der Erb« unbekannt ist, von Amt« wegen cinzulchreitea, eiaen Nach, laßvsleg« zu bestellen und di« Erben auszurusen hat. Allein dies« Schutz wurde uicht al« genügend anerkauat, zumal da« Nachlaßgericht in mancheu Fällen nicht «inschreiteu wird, ihril« weil der Erbfall uicht zu sei»« Kenntuiß gelaugt, theil» weil erst später sich Herausstellen kann, daß ein ander« Erb« al» der FiScu» nicht vorhanden ist. Deshalb ist dem Fiscu« auch eia weiterer Schutz gewährt, uad zwar einmal, indem »hm stet« da« Inveutarrech« gesichert wird, d. h.. daß er über den inoeutarmäßig nachgewieseneu Bestand der Erbschaft hinaus zu den Schulden nicht herangczogen werdea kann, und dann dadurch, daß gegen ihn al« Erben ei. Recht erst daun geltend gemocht w«d«a laun, «eou von dem Rachlaßgerichte sestgestellr ist, daß ein anderer Erbe al« der Jiskn« nichr vorhanden ist. Die Borschrist, daß der Fiscu» erst nach dies« Feststellung in Anspruch genommen werdea uad al« Erb« aus. trete» kann, schätzt ihn einmal gegen sofortige« Vorgehe» t« Gläubig«, dann aber dient dieselbe dazu, den alten deutschen Rechis- gruudsatz, daß es Sache der Gerichte ist, Berlasseuschafte». zu welchen der Erde nicht bekannt ist, in einstweilige Obhut zu nehmen uad die Erbcn zu ermitteln, durchzusührea; eine Umgehung de« Nochlaß- gericht« ist also auch in diesem Falle nicht möglich. Do sich der FiScu- in ZwongSvollstreckuagssache» «ie jeder andere Erbe aus da» Javentarrecht berufen muß, da audernfall« eine Zwangsvollstreckung mit einiger Sicherheit nicht möglich sein würde, so wurde es sür angemessen erachtet, den Fitcus z» der» pflichten, den Nachlaßgläubigern Auskunft über den Nachlaß zu er- theilen. Diese Vorschrift ist deshalb zu rrchtsertigen. weil d« Fiscu» die Erbschaft regelmäßig a»j Grund einrS vom Nachloßpfleg« er- richteten Inventar- nusgeantwortrt erdotieir wird. Dem FitcuS liegt al« Jnventarerben serner die Verpflichtung ob. die Nachlaß, gläubiger verbältnißinäßig zu befriedigen; diese Verpflichtung kann u sich jedoch durch Herbeiführung deS erbschaftltchen Gläubiger» aiifgebol« weientlich erleichtern. Ist p« Nachlaß wirklich üb«, schuldet, so kann selbstverständlich vom J.scu» jederzeit die Eröffnung de« Nachlaßcoiicurses beantragt werde». Aber er kann — und wird man schon auS wirthschasilichea Gründen damit einverstanden sein müssen — nur bei Ueb« chuldung deu LoucurS beantrage»; die Vorschriften deS materiellen ConcurSrechtrs sind im Wesentlichen auch aus diesen Fall berechnet und eine Uebertrogmig derjelben ans die Behandlung eine« nicht überschuldeten Nachlasses würde zu den erheblichsten Ilnzuträglichkeilen führen müssen. Auch da» Erbrecht de- FiScuS ist im Eniwurs mit eia« großen Klarheit dargestellt. und e» wird erjreulichcrweije mit deu oben erwähnten, Schwierigkeiten im einzelnen Falle ergebenden Vor schriften Mid wissenschaftlichen Theorien durch denselben aufgeräumt werben. Musik. Neues Theater. * Leipzig, 30. Juli Eine rechte „SvnntaaS-Dcr- stellung" war die gestrige der Ofsenbach'schen Operette „Pariser Leben". Paßt dieselbe unseres BedünkenS eigentlich nicht in unser großes Theater, so schien doch baS Publicum daran keinen Anstoß zu nehmen; da« Hau« war anz gefüllt und die Lachlust war eine ungewöhnlich starke. Va« den Werth deS Werkes betrifft, so ist derselbe allerdings höchst problematisch, die Ntufik hat ihrer prickelnden Melodien wegen, der Inhalt seiner durchweg frivolen, aber amüsanten Beschaffenheit wegen stets Freunde gesunden und wird dieselbe wohl auch weiter finden. Die Aufführung, die, entgegen der eigentlichen Absicht der Dichter und dcS Componisten. mit möglichster Decenz vor sich ging, war eine glatte und animirle, und cs zeichneten sich namentlich darin aus die Herren Müller als Baron von Gondremark. der eine Figur von geradezu überwältigender Komik spielte. Rohland, der in seiner Vielseitigkeit als Schuster Frick, Diener Pro-pcr, Brasilianer und Major glänzte und die Lacher aus seiner Seite hatte, sowie die Herren Mcery und Straßmann al« die beiden Stutzer Äardeseu und Bobinet. Bon den Damen find zunächst Frl. AnbeS als Gabriele und Frl. Barlay als Metella zu nennen, da sie auch an dem musikalischen Theil der Operette vorzugsweise betheiligt sind und denselben in befriedigender Weise zur Geltung zu bringen verstanden. Auch Frl. Buse als energische Madame Quimper-Karadec und Frl. GöhrS als Stubenmädchen Pauline sind noch namentlich auszuführen. Die übrigen zahlreichen kleinen Rollen befanden sich in geeigneten Händen, sind aber an sich unbedeutend. Der gespendete Beifall war ein sehr reichlicher, der sich nach jedem Acte zu Hervorrufen steigerte. Das Ensemble ließ nichts Besonderes zu wünschen übrig. G. Schlemüller. * Berlin, 30. Juli. (Fernsprechmeldung de» „Leipziger Tageblatte«.") Der Kaiser wird sich nach Bayreuth begeben, um den dortigen Wagner-Aussühruogen bei- zuwohnen und sind die Anordnungen dazu bereit« getroffen. So meldet die „Nationalzeitung." * Ans Hamburg berichlen die „Hamb. Nachr." vom 27. Juli: Der königliche Musikdirector Herr Walther au« Leipzig hatte gestern mit seiner Capelle des königlich sächsischen Infanterie - Regiments „Prinz Johann Georg" Nr. 107 eia sogenanntes historisches Lance rt veranstaltet. Das Programm umfaßte einen Zeitraum von 600 Jahren und brachte 18 Nummern, die in d« Reihenfolge von anno 1292 (Fanfare der Feldtrompeter und Heerpanker im Mittelalter) bis 1848, nach den Geburtsjahren d« Componisten. soweit diese bekannt waren, geordnet. Herr Musikdirector Walther hat eine vortreffliche Capelle, welche die ihr gestern gestellten Aus gaben wieder aus das Beste gelöst hat und durch den musterbastcn Vortrag nicht nur lebhaften, sondern zeitweise enthusiastischen Beifall erzielte. Die ruhige, dabei sichere und umsichtige Leitung durch den Dirigenten machte sich auch bei dem gestrigen Loncert wieder bei allen Vorführungen bemerkbar. Abgesehen von der wirklich künstlerischen Ausführung der Programmnummern wurden auch die viel begehrten und gern gewährten Extranummern — meistens Militairmärsche — so vorzüglich ^u Gehör gebracht, daß sie da« Publicum förmlich elektrisirten. — ES ist recht bedancr- lich, daß dies« Capelle bereits die letzte Woche ihres hiesigen Aufent halte« angezeigt hat. zumal das Wett« bisher so selten günstig sich gezeigt und Viele am Besuch von Concertgärteo »«hindert hat. Auch gestern Abend war e« recht kühl und wenn trotzdem der Garten bi« zum Schluß des Loncerte« recht gefüllt war, so ist da« eia Be- weis für die Anzichnngskrast, welche die Capelle der 107« »nd ihr tüchtig« Dirigent auSzuüben vermögen. - . . —8.— Kleinzschocher, 30. Juli. Gestern feierte der hiesige Gesangverein „Liederkranz" sein neuntes Stiftung-fest und hatte mit diesem ein Preiswctlsingen verbunden. An diesem betheüigten sich sieben Gesangverein«, welche sich ln den festlich geschmückten Räumen de- „Gasthoss zum ReichSverwes«" eingesunken hatten. Bei der PreiSvertheilung «hielt d« Gesangverein „Liederkranz". Thonberg-Reureudnitz den ersten, „Rü<kwärts".Tou»ewitz deu zweiten. „Harmonir"-Leutzsch de« dritten. „Harmoui«"-Probstheida den vierten, „Liedttfreunde".Leipzig den fünften und „Freundschaft"-Plagwitz den sechsten Preis. * Albert Parlow, über dessen zu Wie-bade» «folgten Tod wir bereit« kurz berichteten, war, wie wir dem „Rh. Kur." entnehmen, der erste Marinecapellmeist«, er hat al» solcher in den Jahren 1852 und 1853 die ganze Welt umsegelt und den Ruhm t« preußischen Militairmusik in die entferntesten Länder getragen. Nach dieser Weltreise kam Parlow al» Copellmeister zum pommcr'schen Füsilierregiment Nr. 34 in Mainz, da« im Jahre 1860 nach der BundeSseftung Rastatt rcrlegt wurde, von wo au« Parlow mit sein« Capelle sehr viel in Baden-Baden vor der Königin Anqusta zu spielen hatte, welch« die Capelle mit n-»en Instrumenten ooSrüstra und die Zahl der Musi Kr ans 65 erhöhen ließ. So war e« Parlow möglich» mit der „Lovelle der Königin", wie sein Musikcorp« sortan genonnt wnrde, m Lyon bei «men» Wettstreite von 12 französische» Mstitairenpellen mit d« Taanhäuser-Onvertnr» den erste» Preis z» «ringe, »nd
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