Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807298
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880729
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880729
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-29
- Monat1888-07
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1888
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Grschei»t tö-llch stütz 6'/, Uhr. Let«ctio» »st LrprdUi»» Joha»»eö-asse 8. Iprechkau-rn der UedarNo»: vormittag« 10—1» Uhr. Nachmittag« 5—S Uhr. »m »t» >««»»»« »>»«e,«,»Ier «.»ulcri»,, «aA» sich dt» R«d»ct>»- »tcht ver»,»»i,ch. »»««»«« »er f»r »te «»chftt,l,e»»« N«»«er »eftt»«te« Iusrrate «« Woche«»»,e, »t« » Uhr «»chmitt»,«. auL«««> ««»-eft»»,»» früh 5,«'/,vll»r. 3n den Filialen siir Zns.-Annahme: ktt« Oie«», UuiversitSl-sttaß« 1. Von»« Lösche. Katharinenstr. 23 pari. u. KöaigSplo» 7, «ur bi«'/,3 Uhr. tlMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonn»m<nt«pre1» vierteljährlich 4>/, Mk. turl. Briugerlohu 5 Mk., durch die Post bezöge» 6 Mk. Jede einzelne Nu»,nie» 'O Pk Belegeremplär 10 Pi. Gebühren für Extrabeilagen sin Tageblatt-Format gesalzt) «hnr Postbesördecung 60 Mk. «Nt Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile ro Pf. Größere Schnsten laut uns. PrciSverzeichniß. Tadrllartscher o. Ziffernsatz uach Höhen» Tarif. Leclamen «ntrr dem «edactionSstrich die «gespult. Zeile bOPs., vor denFa milien Nachrichten die 6gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets aa die ErpeSiti«« »» lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumi-rnaäo oder durch Post. Nachnahme. ^ 211. Tonntag den 29. Juli 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanntmachnng. Di« Elbholung der noch niebt erhobene» Loo snag»», Nnsmusterung»- und Laadsturmsch»etne I der im lausenden Jahre l» Leipzig-Stadt gemusterten Mann schaften. auf unserem Ltuartier-Amte, Stadthaus II. Etage, At««er Nr. LVU/LV7, wird hlrrmit in Erinnerung gebracht. Leipzig, am 27. Juli 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. »M. «S4S. I-r. G-orgi. Lamprecht. Lin Lrpedicnt ür dal hiesige Pfarramt, welcher die Kirchen- und Gottesockereasir mit zu verwalten hat und Ta»tion stellen kann, soll vom 1. Oktober dies,« Jahre- an mit einem Gehalt von 1200 jährlich augestellt werden. BewerbungSgeluche sind b,S zum 10. August bei dem Unterzeichneten Pfarrer einzureichen. Der Kirchrnvorstand ,u Schöaeseld. H. Schmidt, k. Vekanntmachnng. Von Montag, den «Itt. d. Morr., wird wegen vorzunebmenoer Pflanerunq-arbetten die PackhofstraHe auf der Strecke von der Gerberslraße bi« einschließlich ihrer Kreuzung mit der zwischen Leihhaus und Börse gelegenen Straße aus die Dauer der Arbeiten für allen anbefugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 26. Juli 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 5584. Dr. Georgi. Hennig. Delillantmachllng. Die Ausführung der Erd- «nd Maurerarbette» für den Gasbehälter bei dem Erweiterungsbau der ll. Gasanstalt soll an «inen Unternehmer «n Accord verdungen werden. Die Zeichnungen und Bedingungen für diese Arbeiten liegen im Bureau der Gasanstalt H. in Connewitz aus und können daselbst eingeseben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt unv mit der Aufschrift: „Gasbehälter-, Erd- und Maurerarbeiten sttr die LL. Gasanstalt" versehen in der Nuntiatur de« RalheS, RalhhauS, 1. Etage, «uv zwar bi« zum Mittwoch, den 8. August d. I., Nachmittags S Uhr einzureichen. Der Rath behält sich jede Entschließung und insbesondere da« Recht vor, sämmtliche Offerten abzulehnen. Leipzig, am 27. Juli >888. DeS RathS der Stadt Leipzig Deputation zu den Gasanstalten. Vekanntmachnng. Unter Bezugnahme aus unsere Bekanntmachung vom 4. l. M.» die Besichtigung deS Vieh- und ScblachthojeS be- treffend, bringen wir hierdurch zur öfsentlichen Kennlnitz, daß wir den Eintrittspreis für Gesellschaften von über 12 Personen aus 25 Z pro Person festgesetzt haben Leipzig, den 27. Juli 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 4805. Ov. Georgi. Hentschel Ersucht wird der am 26. November 1852 in HoherSwerda geborene Steinmetz Johann Gustav Adolf Beiltg, welcher zur Fürsorge für seine der öfsentlichen Unterstützung anheimgesallene Familie anzuhalten ist. Leipzig, am 25. Juli 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. (X. U. IV. 1955.) (Armenamt.) Winter. Werner. Bekanntmachung. In diese» Tagen ist hier eine schwarzlederne Brieftasche als gesunden ringeliesert worden. In derselven befindet sich ein Eisen- bahnsahrbilet HI. »lasse, giltig »um Exirazuge von Stuttgart über Osterburken. Würzburg und Ritschenhauien nach Leipzig, so- wie zur Rückfahrt nach Stuttgart für die Zeit vom 18. b,S zum 31 dieses Monais, sonne ein PoftetnitescrungSscheiu und mehrere Btfitenkarte» und Ph«t«,raphien. Der Eigenihümer wird hierdurch ausgejordert, sich ungesäumt in unserer Eriminalab,Heilung zu melden. Leipzig, den 27. Juli 1888. Das Polizei««» der Stadt Leipzig I. v.: Junck, Pol.-Raih. D In. 1998. Vekanntmachnng. Zum Behuf der gegen Ente jedes akademischen Halbjahre- zu haltenden Revision der Universität« - Bibliothek werden die Herren Studirendeo, welch« Bücher au« derselben entliehen haben, aus. gefordert, diese «« 28. «nd SS. Juli n«d ,« 1. Anguft gegen Zurückgabe der Empsangsbeicheinigungen obzulieiern. Die Ablieferung wird in der Weste zu geschehen haben, daß die jeiiigeu. deren Namen mit einem der Buchstaben L ausangen am 28. Juli, die, deren Namen mit einem der Buchstaben 3—k beginnen, am 80 Juli, und die Uebrigen am 1. August (früh zwilchen 10 und 1 Uhr) abliefern. All« übrigen Entleiher werden ausgefordert, die au sie der- liehe»«« Bücher a« S.. 7. und 8. Augns» (während der gewöhnlichen OeffnungSstunden) zurück,uqeben. Während der RkvstionSzeit (28. Juli bi« 13. August incl.) kännrn Bücher nicht ou-geliehen werden. Ebenso muß während derselben da« Lesezimmer geschloffen bleiben. L-wz>g. den 24. Juli 1888. Die Direktion Per llniversitStS-vttliotdek. vr. Kcehl. Vie Königliche Vaugewerkenschule zu Planen i. v. eröffnet «m 8. Dekoder einen ne»en Lehrrnrsu«. Die Auszn nehmende» müssen da« 15 Leben«j,br erlüüt. ein Jabr vroktiich gearbeitet und sich durch die Volksschule eine gute Vorbildung er worben haben. Anmeldungen sind b,« zum 20. Brptemdrr j» bewirken. Da« Schulgeld beträgt halbjährlich 30 Lehrpläne übersendet, sowie Nuökuas, ertbeilt Die Dtrectto«. LSv. Gesucht wird der am 8. Januar 1860 hier geborene Steinsetzer Friedrich August Theodor Shedallter, welcher zur Fürsorge für seine hier Hilst»« zurückgelasseoe Familie anzudalten ist. Lonnewitz, den 27. Juli 1888. Ter Srmrtndevorfta«P. Eulenstein. Bekanntmachung. Eine noch in ouieni Zustande befindliche Eo«trol«hr s«««t Zubehör soll verkauft werden. Offenen wolle man an die Gemeindebehörde hier richten. BolkmarSdocs, am 24. Juli 1888. Der «eweindr»orfta«p. Lohse. Nichtamtlicher Theil. Die Negierung Kaiser Wilhelm'S H. Eine so ereiqnißreicbe Zeit, wie die, welche seit dem Tode Kaiser Wilhelm'S I. veillosscn ist, hat die Welt kaum gesehen Es war ei» Kamps zwischen Schmerz und Hoffnung, zwischen Trauer unv Freude, Schmerz und Trauer über den Tod deS Begründers des deutsche» Reiches »uv über baS Dahinsiechcn und de» Tod seine« MitstreilerS und vom Volke gleich innig geliebten Sohnes. Hoffnung und Freude bei der Wahrnehmung, daß kein Schicksalsschlag, kein unersetzlicher Verlust an de» Grundvesten des deutschen Reiches zu rütteln vermöge. Als Kaiser Wilhelm II. zur Regierung gelangte, war der Gipset der Tiübsal erreicht, aber eS hob zugleich eine neue Zeit an, welche Trost für daS geschehene ll»abive»dbare verheißt, und aus deren Anfängen sich eine glückliche Zukunft mit Sicherheit erwarten läßt Die Proclamationen deS jungen Kaiser- an Heer. Marine und das preußische Volk, die Eröffnung teS deulschen Reichs tages mit ihrer großartigen EiiiheitSkilNdgedung der deutschen Fürsten, dann die Eröffnung de« preußischen Land tages mit dem einstimmig begrüßten RegierungSprogramm Kaiser Wilhelm'S, endlich die Meerfahrt noch Rußland, Schweden und Dänemark bilden ebenso viele glückverheißende Zeichen einer festen, zielbewußten unv der Erhaltung deS Weltfriedens günstige» Negierung. Der deutsche BolkS- charakler ist Ueberschwänglichkeilen abgeneigt, eS ist deutsche Art, im Glück nicht zu jauchzen, im Unglück nicht zu verzagen, und diese Fähigkeit. Maß zu halten, hak sich in den letzten süns Monaten glänzend bewährt. E»« Volk, welches solche Erschütterungen ohne Nachthcil für seine Fortentwickelung erträgt, ist gewiß in hohem Grade lebensfähig und leistet dadurch Bürgschaft für ein lange« und gesegnete- Leben. Wen» jemals der Beweis für da- Vorhandensein einer festen und gesunden Grundlage eines StaalSwesenS geführt worden ist, so ist er vom deutschen Volke in der jetzt glücklicher Weise überwundenen LeidenSperiode vom 9 März bis zum l5. Juni geführt worden. Nack dieser schweren Zeit bat sich Deutsch land zu neuem kraftvollen Dasein emporgeschwungen, und an der Spitze deS Reiche- steht ein Kaiser, welcher seine Tüchtig keit und seinen Beruf zu dieser mächtigen unv verantwortungS schweren Stellung an jedem Tage seiner Negierung bei jeder RegierungSbandlung überzeugend dargetban hat. Zwei Zielpunkte dal die Regierung Kaiser Wilhelm'» vor allein im Auge: die Erhaltung und Befestigung der deutschen Einheil und die Bewahrung des europäische» Friedens. Nach beide» Richtungen hin bat Kaiser Wilhelm bereits so glück verheißende Anfänge aus,»weisen, daß er sich die allgemeine Anerkennung und — man kann eS ohne Liebedienerei auS- sprcchen — Bewunderung der ganzen Welt dadurch erworben hat. Es ist schon von unschätzbarem Werlhe für ein mächtiges Reich, wenn der an seiner Spitze stehende Fürst LaS Rechte lrifst, denn eine den Ansoreerungen der Lage entsprechende Jnitialive läßt sich durch kein Ministerium und durch keine Volksvertretung ersehen: der die Regierung führende Fürst muß wissen, was er will, wenn sich baS seiner Leitung an- vertrautc Staat-Wesen wohl befinden soll. Aber eS ist ein weiterer nickt hock genug zu schätzender Gewinn für daS Ganze, wen» der Regent den Inhalt seines TbunS in die entsprechende Form zu kleiden weiß, und in dieser Kunst ist Kaiser Wilhelm trotz seiner Jugend Meister. De» RalheS tüchtiger und fähiger Staatsmänner kann kein mächtiger Herrscher entbehre» und Kaiser Wilhelm weiß den Ralh der ihm zu Gebote stehenden Männer zu schätzen, aber die Ent scheidung bleibt ihm vorbeha.ten und wenn er damit daS Neckte trifft, so ist da» sein persönliches Verdienst. Man hat bei allen Regierung-Handlungen Kaiser Wil Helm'- besonders hervcrgehoben, daß er bei aller Wcrlh- schätzung der Ralhschläge der ihm nabestehenden Personen dock nie versäumt hat, seinem eigenen Willen Ausdruck zu verschaffen. Sv waren seine Ertaste an Heer und Marine Ausflüsse seiner persönlichen Meinung und m de» Thronreden bei Eröffnung de- teulsche» Reichstages und preußische» Landtage- hat er gleichfalls Hauptgesickl-puncte auS eigener Veranlastnng bezeichnet. Ta« Wort teS Fürsten BiSmarck, daß Kaiser Wilbelm II. auch nötbg-nsalls sein eigener Kanzler sein könne, ist gewiß cbaraklerist.sch für die persön liche Wertschätzung de« Kaisers durch den Kanzler. Tie Ernennung des GrcßberzogS von Baden zum Generaloberst, einer Charge, welche Kaiser Wilbelm I. einst als Prinz von Preuße» innebalte, und die deS Prinzen Georg von Sachsen zum Generalseldmarlchall und General-Jnspecleur unter den Au-drücken höchster Anerkennung haben im deutschen Reiche de» beste» Eindruck gemacht und sicherlich dazu beigetragen das Band, welches die BunbeSsürsten umschlingt, zu befestigen Wir kommen zur F hrt nach Rußland, Schweden und Dänemark. Schon die Veranstaltung teS ganzen bekeulungS- vollen Vorgänge« war der Art. daß sie die össentlicke A rs- merksamkeit im Koben Grade beschäftigte; der deutsche Kaiser, von eiwr mächtige», obwvbl jungen Flotte geleitet, steuert in die Ostsee hinaus, um seinen kaiserlichen Vetter, den Be herrscher de» mächtigen russischen Reiche«, zu begrüßen und ihm durch diese auserlesene Aufmerksamkeit den festen Willen an den Tag zu lege», baß er mit ihm selbst und mit Europa in Frieden leben wolle. Natürlich erheben die Feinde und Neider solch herzlichen Einvernehmen« ihr Haupt, um daS i» der Entwickelung begriffene Bcrhällniß ru stören und die Be weggründe der Annäherung deS deulschen Kaiser- an de» russischen Zaren zu verdächtige», aber da- Vertrauen aus dm deutsche Ehrlichkeit u»d Zuverlässigkeit ist zu festgegründet, alt daß eS bei den Bunvesgenosten Deutschlands erschüttert werden könnte. Neidlos und ohne Besorgniste haben Oester reich-Ungarn und Italien der MeereSsahrt Kaiser Wilhelms »geschaut und sogar deutlich und ausdrücklich ihr Einver- iändniß mit der daraus hervorleuchtenben Gesinnung und Absicht Kaiser Wilhelm'S zu erkennen gegeben. Der Verlauf deS Antrittsbesuche- Kaiser Wilhelm'S ent sprach denn auch durchaus den daraus gesetzte» Hoffnungen, die Stimmen de« Neide« und der Verdächtigung verstummten, ohne ihren Zweck zu erreichen, der Empfang in Rußland übcr- lraf an Herzlichkeit und Glanz alle- bisher Dagewesene, und da» Nachspiel der Fahrt nach Schwede» und Dänemark macht überall einen so angenehmen sympathischen Eindruck, daß die Gesammtwirkung der Meeresfahrt dadurch nur in der erfreu lichsten Weise gesteigert werden konnte. Kaiser Wilhelm wird jetzt in die Heimath zurückkebren, getragen von der eigenen ilebrrzeuqung und der seines Volkes, dein europäischen Frieden einen unschätzbaren Dienst geleistet zu haben und gehoben durch da» Bewußtsein eine- hochwichtigen Erfolges. Es war noch wenigen Herrschern vergönnt, in einige» kurze» Wochen den Beifall der ganzen Welt in so rückhaltloser Form hcrvor- zurusen, wie daS Kaiser Wilhelm II. gelungen ist. Deutsch land kann sich glücklich schätzen, seine Interessen so vorzüglich geeigneten Händen anvertraut zu Wiste». Europa blickt schon jetzt mit der besten Meinung auf Kaiser Wilhelm und diese Meinung wird sich noch befestigen, wenn daS so wirkungsvoll nach Norden hin begonnene Friedenswerk nach Osten und Süden hin seinen segensreichen Abschluß erhält. Wenn ganz Europa bis aus Frankreich mit Denlsckland in herzlichem Einvernehmen steht, dann verliert die Rache deS Erbfeindes ihren Stachel. - * Leipzig, 29. Juli. * Ein sroheSFamilienereigniß hat sich, wie bereits gestern mitgetheilt, »n kaiserlichen Hanse ereignet; am Freitag Morgen gegen t>/, Uhr wurde die Kaiserin im Marmor- paiai» bei Potsdam von einem Prinzen glücklich ent bunden Seit dem 4. Oktober 1809, an welchem Tage die unvergeßliche Kö>.igin Luise dem nachmaligen Prinzen Albrcchl Vater daS Leben schenkte, hat die preußische Geschichte die Geburt eines Prinzen aus de», Königsthron nicht mehr zu verzeichnen gehabt. Der Bevölkerung Berlins wurde Freitag Vormittag IN/, Uhr durch den ehernen Mund der Geschütze Knude von dem frohen Ereigniß gegeben. Eine Batterie vom l. Garde-Feldartillcrie-Regiment. welche um diese Zeit mit 4 Geschütze» im Lustgarten aussuhr, löste die 72 Schüsse, welche anzeigten, daß dem kaiserlichen Hause ein Prinz ge boren. — Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" begrüßt dieses freudige Ereigniß »nt folgenden Worten: Nach den Tagen tiefster Betrübnis, und schmerzlichster Wehmnth, von denen unser königliches HauS beirosten worden, lällt ein Sonnen- strabl hellsten Faniilicnglückes verklärend in di« Zeit der Trauer. Mit sreudigem Stolz und in gehobener Stimmung ist die Nation der MeereSsahrt unsere- kaiserlichen Herrn gesolgt und hat in den Kundgebungen der Sympathie und Zuneigung, mit welchen Aller, köchstderselbe an den befreundeten und verwandten nordischen Höfen empsangen worden, ein glückverheißendes Untervland der zwischen Deutschland und seinen Nachbarn bestehenden sreundlichen Beziehung?» begrubt. Und ebenso wie Himmel und Sonne den Besuchen an der Newa und am Mälarsee ihren glänzendsten Schmuck verliehen und dem Geschwader aus den Wogen des Meeres glückliche Fahrt ge geben. so leuchten sie heule auch über unserem Baierlande »nd erwecke» in den Herzen von Millionen stolze und beglückende Gefühle. Und inniger denn je wenden sich die Gedanken heute dem in der Ferne weilenden Familienoberhaupir und Erben der Krone seiner Väter zu, der den ritterlichen und erlauchten Stammbaum seines Geschlecht« um einen neuen Sprotz vermehrt sieht. So möge denn der heutige Tag. an welchem unseren erlauchten Fürstenhauie eia neue- Glied hinzuwächst und damit dem Thron ein neuer Pseiler sich stützend anschließt, von guter und segenbringendcr Vorbedeutung sein sür die zukünftigen Geschicke des Vaterlandes, welches seine inbrünstigen Wünsche zum Himmel emporjendet mit den« stillen Gebet, Gott schütze de» Tempel eheliche» Glücke-, welcher das Heim deS deutschen Kaiserhauses umschließt und der Nation ein so leuchtendes und veredelnde- Vorbild beglückenden Familienlebens vor Augen stellt! DaS anläßlich der Entbindung Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin ausgegebene Bulletin lautet: „Ihre Majestät die Kaiserin und Königin sind heute Morgen 1»/, Uhr von einem gesunden Prinzen glücklich entbunden worben. Aller höckstdieselbe und der neugeborene Prinz erfreuen sich des besten Wohlseins." * Der englischen Zeitung „Truth" zufolge wird die Kaiserin Friedrich bis Anfang September in PolSdam bleiben und sich dann auf sechs Wochen auf daS Schloß Abergeldie in Schottland begeben. Sie werde die Reise »ach England aus der kaiserlichen Nacht „Hohenzollern" machen und sich von Schottland nach Italien zn einem scchSmonat- lichen Aufenthalt in Florenz, Rom und Neapel begebe». * Nach einer neuerlichen Entscheidung der zuständigen Behörde wird der „Apotheker-Zeitung" zufolge einem Phar niaccutcn, wenn derselbe sein Jahr mit der Waffe abdicnt und während dieser Zeit bei einer Universität Collegien be legt hat, dieses Jahr oder ein Theil desselben als Studium nicht angercchnet. In der Frage, ob den Pharmaccuten, welche ihr Jahr abdiencn und während dieser Zeit con- ditioniren, diese Zeit vor dem Eramen angerecknet werden kann, sind gegenwärtig von der Reichsbehvrde bei den Bundes regierungcn Erhebungen angcstellt worden. * Wir haben mitgetheilt, daß der preußische CultuS- minister vr. v. Goßler die Nachgeordnete» Behörde» angc wiesen hat, säminttiche da« Züchti gungSrecht der Lehrer betreffenden, resp. dasselbe beschränkenden Verfügungen und Anweisungen vuszubebe». Nunmehr Hai der Minister in Con- sequenz obigen Schrittes eine neue Beringung erlassen, in welcher die Provlnzialschillbchörden angewiesen werde», in Privalklagesacken gegen Lebrer und Beamle der Schulaussicht wegen Beleidigung und Körperverletzung von Kindern den Competenzcoiifl et nickt mehr zu erheben, sondern e» bei dem gerickllichen Verfahren bewenden zu lasten. Die neueste Rechtsprechung des ReickSgericklS hat sestgestellt, daß eine Uebersckreilung deS ZüchtigungSrechtS seilen» eines Lehrer« als vorsätzliche Mißhandlung iw Amte nur dann strafbar ist, wenn der Lehrer sich dieser Ueberschreitung bewußt gewesen ist. * AuS zwei schlesischen Wahlkreisen wird bekannt, ) daselbst die schon früher bestehende Verständigung wischen Conservativen und Nationalliberalen ür die Landtag-Wahlen auch jetzt wieder erncuerl worden isi. nämlick auS BreSlau und aus Schweidnih-Slriegau. In BreSlau, welches bis jetzt durch drei fortschrittliche Abgeordnete vertreten ist, werden ein Deutschconservativer. ein Freieonser- vativcr und ein Nationalliberaler ausgestellt. In Schweid nitz werden die beiden bisherigen Mandatsinhaber, ein Con- ervativer und ein Nationalliberaler, gemeinsam wieder auf« gestellt. » « * Die Krakauer Polizei verhaftet« ln OSwiecim 19 Agenten, die in dortiger Gegend für die AliSwanberung nach Amerika agitirlen. Gleichzeitig sanden in Wadowice, Krakau, Podgorze, Brody und Czcrnowitz Hausdurchsuchungen und Verhaftungen statt. In Oswiecii» wurden Documenle und Gelbpapiere im Werthe von einer Million Gulden be schlagnahmt. * AuS Kiew, 24. Juli, schreibt man der „Boss,scheu Zeitung": Gestern wurde da« Denkmal Bogdan Thmelolckt'S ent hüllt. Bogdan Cbmelnicki ist jener Kosakenhetman, welcher im Jahre 1654 mit dem Moskauer Zar den Vertrag von Pereslaw abge schlossen hat. In diesem Berlrage mit Zar Alexci Michailowilsch verpflichteten sich die Kosaken gegen Anerkennung ihrer vollständigen Unabhängigkeit betreffs Wahl ihre» HctmanS vnv einer aulononien Rechtspflege, sowie auch gegen Zusicherung eine« IahrgeldeS von drei Rubeln sür jeden wehrhaften Mann zur russischen Heere-solg- und zur Respectirung der russischen Schutzherrlichkeit. Da mit diele,» Vertrage der erste Schritt zur Bereinigung des kleinruisischen Territoriums mit dem Staate der Moskowiter gemacht wurde, so würde die Enthüllung eines Denkmales sür den Urheber dieses Ver- rrages ganz ausgezeichnet in den Rahmen eine- Festes gepaßt haben, welches seiner ursprüngliche» Anlage nach die Macht des slawischen ZniaiiiiiiiNgchörjgkestsgesühleS gleichzeitig mit der Größe Rußlands als Schirmherr der orthodoxen Well in demonstrativer Weise zum Ausdruck bringen sollte. Wirklich war auch die Enthüllung des Chmelmcki Denkmals ursprünglich als inlegrirender Theil des Kiewer Jubiläums gedacht und sollten die bei diesem Anlaß zu hallenden großslawischen Reden den weiteren Festlichkeiten gewissermaßen erst eine politische Weihe geben. Seitdem jedoch in den teilenden Kreisen Petersburgs der Gedanke einer Annäherung an Deulschland etwas fester ins Auge gefaßt wurde, scheint man dort auch zur Ueber- zeugung gekommen zu sein, daß die im Interesse der Erhaltung deS Friedens gelegene Verwirklichung dieses Gedanken- eine vorläufige Zurückdranguvg der panslawistischen Agitation als der cigenlliche» Vorhut der russischen Aclionspolitik erheische, Wcn'gsteiiS kam an den Kiewer Generalgouverncur von Petersburg ans die gemessene Weisung, Alles zu verhüten, wa- der kiewer Festlichkeit den Chorakler einer politisch, nationalen Kundgebung verleihen könnte. Demgemäß wurde die Einweihung deS Ehmclnicki-DeiikniolS von der eigentliche», am Freitag beginnenden Jubiläumsfeier des russischen LtiristentbmnS getrennt und bereit» gestern in aller Stille vollzogen. Um 10 Uhr Vormittags stellte» sich Abtheilungen der verschiedene» in Kiew liegen de» Regimenter aus dem Platze vor der goldkuppcligen Sovhicnkirche auf, in dessen Milte sich daS Monument erhebt. Gencralgouveriieur Trendelen nahm die Revue ob »nd begab sich sodann in die nahe Sophienkirche, von welcher auS sich die Proceision zum Denkmal in Bewegung setzte. Metropolit Platon sprach die Meiherede, in welcher er nur mit wenigen Worten der unter Boidan Chmelnicki angcbahnten Bereinigung Klctnrußland mit Großrußland gedachte, und damit hatte die ganze Feierlichkeit ihr Ende gesunden. Da aus ausdrücklichen Befehl deS Generalgouverneurs keine weiteren Reden bei dem Monument gehalten werden durste» und auch General Jgnatiew als Präsident deS Kiewer Festes seine Lenle in gleichem Sinne instruirt hatte, so waren von der Denkmal- enthüllung die politisch bemerkcnsweriheren Persönlichkeiten ganz weg- gebliebe». Das im Bergleiche z»r Größe und z»m Bocksreichibiim Kiews und namentlich im Hinblicke aus den bereits ziemlich starke» Freindenziifluß auS allen Theilcn deS Landes a»siallc»d sporliclic Publicum bestand großeuihcilS aus Angehörigen der niedrige» Berülke- runqsichichten. DrrProcuralor der heiligen Snnode, Hcrr Pobcdonoszem, welcher sich seit einigen Tagen in Kiew befindet, glänzte durch seine Abwesenheit, und eS waren, wie ich höre, überhaupt keine ossiciellc» Einladungen zur EnthüllungSscier auSgegeden worden. Jedenfalls ist der ruhig nüchterne Berlaus der letzteren ein Beweis dafür, wie geringer Anstrengung seile»« der Regierung und der Behörde» Ruß- landS es bedarf, um abwiegelnd aui die bereits in eine gewisse Er- regunq gebrachten Gemülher einzuwirkcn. Weiter wird auS Kiew, 27. Juli, gemeldet: Still wie die Chmelnicki-Feicr ging heule auch daS von der Ge meinde Kiew veranstaltete JubiläuniSbanket vorüber, da in Folge höherer Weisung alle v olitischen Ansprachen ausgeschlossen wäre». Bei der heutige», zur Verherrlichung der Jnbiläumsscier veraustalieten Truvpenrcvue stürzte Gencralgouvcrneur Drentelen, vom Schlage gerührt, vom Pferde, * An, 24. d. Mittags wurden die Feindseligkeiten zwischen den beiden manövrirenden Geschwadern der bri tischen Flotte eröffnet. Die zum Angriff'gcschwaver gehörigen Torpedoboote Nr. 81. 41, 25, 49, 67 und 76 juchten in den Hasen von Crvokbavcn zu gelangen, wurden aber von der Kiistcnwache rechtzeitig bemerkt ,i»d stark beschossen. Die Boote zogen zum Zeichen, daß sie sich ergäbe», die weiße Flagge auf. Die bei den Manövern zur Verwendung koinmeiideii Platzlorpekos besvhen auS Kupser- hiilsc», welche mit Wasser gefüllt sind. Sobald ein« dieser Gesckoffe an einem Schiffe explodirt. wird dieses außer Gesicht gesetzt. * In Calcutta eingegangenen Nachrichten auS Gnatoug zufolge steht ein neuer Angriff der Thibetaner in Aussicht. Letztere befinden sich gegenwärtig in bedeutender Stärke in der Nachbarschaft der Pässe Jalep und Pemberingo, sie sollen auch über Kanone» verfugen und verstärke» fortgesetzt ihre Befestigungen i» beiden Pässen. * Die Genehmigung der Tarffvorlage im Repräsen tantenhaus« der Vereinigten St"-- von dem Demokraten Mill entworfene» F i etliche Folge» »nr insofern haben, als da eldzug dem demokratischen Programm eine Sinne der bekannten Botschaft des Präsit onnci, ist. Zum Gesetz wird die Vorlaa bwer- lick erhoben werden, da der ins? usche Senat siir die Fassung deS Hause '»,d eine Verständigung der beiden K - i .werden dürste. DaS bisherige Verfahren >Zcve1a»o atS verkappten Freihändler darzust, ,crikanischen Interessen dem AuSlandc prcisgät . ' c der langen „nd klärenden Verhandlungen seiin erlorcn, und die Republikaner sind gezwungen, ^ tischen Tarif vorlage greifbare Vorschläge entgege, > Dazu scheint ein Gesctzcntwurs dienen zu sollcn, i»i> rstellung der Ausschuß des Senats augenblicklich besä
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